Beschreiben Sie horizontale (vertikale) (konglomerate) Integration und diskutieren Sie mögliche Motive
Horizontale Integration Beteiligte Unternehmen sind in derselben Branche tätig, bearbeiten ähnliche Märkte oder bieten vergleichbare Produkte/Dienstleistungen an. Motive:
Steigerung der Marktmacht
Economies of Scale (Skaleneffekte)
Zugang zu neuen Kundengruppen
Reduktion des Wettbewerbs
Vertikale Integration Zusammenschluss von Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette (Kunde–Lieferant). Motive:
Kontrolle über die Lieferkette
Sicherung von Ressourcen und Vorprodukten
Senkung von Transaktionskosten (Transaktionskostenökonomie nach Williamson)
Zeit- und Qualitätsvorteile
Konglomerate Integration Zusammenschluss ohne direkte geschäftliche Verbindung. Motive:
Diversifikation zur Risikominderung
Zugang zu neuen Märkten/Technologien
Nutzung von Kapitalüberschüssen
Diskutieren Sie Motive die zur Umsetzung betriebswirtschaftlich nicht vorteilhafter Transaktionen beitragen können
Solche Transaktionen entstehen oft aus verhaltensbezogenen oder agency-bedingten Gründen:
Hybris-Hypothese: Selbstüberschätzung des Managements hinsichtlich der eigenen Fähigkeiten (z. B. Synergieerzielung)
Free-Cash-Flow-Hypothese: Übernahmen als Mittel zur Mittelverwendung statt Ausschüttung
Empire-Building: Manager wollen ihre Macht und das zu verwaltende Budget steigern
Principal-Agent-Konflikte: Interessen der Eigentümer und des Managements stimmen nicht überein
Karriere- oder Bonusorientierung: Manager handeln im Eigeninteresse, nicht im Unternehmensinteresse
Diskutieren Sie kritisch ob M&A Vorhaben originär mit dem Motiv „Erschliessungneuer Märkte“ begründet werden können
Pro:
Strategisch sinnvoll, um Wachstumschancen zu nutzen
Zugang zu neuen Kundengruppen und Vertriebskanälen
Internationale Expansion (z. B. durch Brownfield-Investitionen)
Kritik:
Marktpotenziale werden oft überschätzt
Kulturdifferenzen und regulatorische Hürden werden unterschätzt
Die „Erschließung“ ist oft nur ein vorgeschobenes Argument – häufig stehen andere Motive wie Synergien oder Diversifikation im Vordergrund
Fazit: Es ist selten das alleinige originäre Motiv, sondern meist verbunden mit anderen Beweggründen wie Ressourcenzugang oder Economies of Scope.
Diskutieren Sie Motive, die für horizontale (vertikale) (konglomerate) M&A Vorhaben sprechen
Horizontal:
Marktmacht steigern
Wettbewerber eliminieren
Skaleneffekte nutzen (Beschaffung, Produktion)
Vertikal:
Lieferkette kontrollieren
Transaktionskosten senken
Know-how sichern
Konglomerat:
Diversifikation
Nutzung überschüssiger Liquidität
Portfolioeffekte (Risikostreuung nach Markowitz)
Zahlreiche M&A-Vorhaben führen zu einer Verminderung der Unternehmenswerte. Diskutieren Sie welche Motive dafür ursächlich sein können
Fehlende Synergien oder nicht realisierbare Synergien
Integration scheitert – besonders bei Unternehmenskultur
Falsche Bewertung / zu hoher Kaufpreis
Management-Motive dominieren: Hybris, Eigeninteressen
Feindliche Übernahmen mit Widerstand des Zielunternehmens
Unrealistische Erwartungen an Marktveränderungen
Fazit: Misserfolge sind oft weniger strategisch bedingt als durch Fehlverhalten und mangelnde Planung erklärbar.
Top-Manager überschätzen Ihre Fähigkeiten und sind gierig“ Diskutieren Sie diese Aussage vor dem Hintergrund Ihnen bekannter Motive für M&A Vorhaben
Bezug zur Hybris-Hypothese:
Manager glauben, sie könnten das übernommene Unternehmen besser führen → Selbstüberschätzung
Empirisch gut belegt; erklärt viele überteuerte Deals
Bezug zur Free-Cash-Flow-Hypothese:
Liquidität wird lieber in Prestige-Projekte investiert als an Aktionäre ausgeschüttet
Macht- und Statuserhalt wichtiger als Wertschaffung
Bezug zur Principal-Agent-Theorie:
Manager handeln nicht im Sinne der Eigentümer, sondern im Eigeninteresse
Vergütungsmodelle fördern riskante Transaktionen
Fazit: Die Aussage ist zugespitzt, aber durch wirtschaftliche Theorien gut begründbar.
Erklären Sie disruptive Veränderungen und ihre Wirkung auf die betroffenen Geschäftsmodelle
Disruptive Veränderungen sind tiefgreifende, oft technologische oder marktbedingte Umbrüche, die bestehende Geschäftsmodelle, Produkte oder Dienstleistungen infrage stellen oder ersetzen.
Etablierte Unternehmen reagieren oft zu langsam oder gar nicht, z. B. aus Angst vor Kannibalisierung, Fokus auf bestehende Prozesse oder mangelnder Innovationsfähigkeit. -
Disruptionen führen häufig dazu, dass ehemals erfolgreiche Unternehmen vom Markt verdrängt werden
Welche Beobachtungen deuten auf disruptive Veränderungen hin
Hinweise auf disruptive Veränderungen können sein:
Kunden beschweren sich über zu komplexe oder teure Produkte
Neue Wettbewerber treten mit vereinfachten, günstigeren Angeboten in unteren Marktsegmenten auf
Die Leistungsfähigkeit neuer Anbieter steigt schnell
Etablierte Unternehmen ignorieren oder unterschätzen neue Entwicklungen und verlassen sich zu sehr auf Stammkunden oder traditionelle Produktmerkmale.
Beschreiben Sie das Vorgehen bei der Analyse von Synergiepotentialen
Das Vorgehen umfasst:
Identifikation potenzieller Synergiequellen (z. B. Einkauf, Technologie, Produktion)
Analyse entlang der Unternehmensfunktionen bzw. Wertkettenelemente
Prüfung der Umsetzbarkeit und Realisierbarkeit
Quantifizierung der möglichen Effekte
Ableitung von Anforderungen an Akquisitionsziele.
Nennen und erläutern Sie Beispiele für Synergiepotentiale
Einkauf: Gemeinsame Beschaffung → Mengenvorteile, bessere Konditionen
Technologie: Gemeinsame Entwicklung, geteilte Nutzung
Zentraleinheiten: Zusammenlegung von Buchhaltung, HR etc.
Produktion: Nutzung vorhandener Kapazitäten und Skaleneffekte
Markt: Cross-Selling, gemeinsame Marken- und Vertriebsstrategien
Erklären Sie das Ziel und die Vorgehensweise bei der Ressourcen-und Fähigkeitsanalyse (Kulturanalyse)
Ziel: Bewertung der unternehmensinternen Kompetenzen und der Unternehmenskultur hinsichtlich ihrer Wettbewerbsrelevanz und Kompatibilität bei M&A.
Vorgehen:
Ermittlung der zentralen kulturellen Merkmale (z. B. Kundenorientierung, Innovationsfähigkeit)
Bewertung über standardisierte Kriterien (Skalen 1–5)
Einschätzung der Passung zu potenziellen M&A-Kandidaten
Ableitung von Maßnahmen zur kulturellen Integration
Erklären Sie die Relevanz von Synergiepotentalenfür die Entscheidung über M&A Transaktionen für den Käufer (Verkäufer)
Für Käufer:
Synergiepotentiale steigern den Transaktionswert (z. B. durch Kostenreduktion, Umsatzsteigerung)
Sie rechtfertigen strategische Prämien auf den Kaufpreis
Für Verkäufer:
Potenzielle Synergien können als Argument für höhere Kaufpreise genutzt werden
Verkäufer können ihr Unternehmen gezielt für Käufer mit bestimmten Synergiebedarfen attraktiv machen
Diskutieren Sie den Nutzen von Portfolio Analysen bei der Vorbereitung der M&A Strategie
Portfolio-Analysen wie BCG- oder McKinsey-Matrix helfen:
Eine geschäftsfeldübergreifende Sicht zu gewinnen
Geschäftsfelder nach Attraktivität und Wettbewerbsstärke zu priorisieren
Entscheidungen zu Investition, Desinvestition oder Akquisition abzuleiten
Strategische Balance und Finanzierungsbedarf zu beurteilen
Aber: Sie vereinfachen stark, ignorieren Synergien und basieren oft auf subjektiven Einschätzungen
Diskutieren Sie den Nutzen der PESTL Analyse für die Auswahl von potentiellen Akquisitionsobjekten
Die PESTEL-Analyse dient zur Bewertung des Makroumfelds (Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Technologie, Umwelt, Recht) eines Landes oder Marktes. Nutzen:
Systematische Erfassung externer Risiken und Chancen
Vergleich verschiedener Standorte (z. B. rechtliche Sicherheit, Marktzugang)
Erkennung stabiler oder wachsender Märkte
Frühzeitige Bewertung von Eintrittsbarrieren oder politischen Risiken.
Kann man Unternehmensplanungen „prüfen“?
Ja, aber nur eingeschränkt prüfbar
Planung ist zukunftsorientiert und daher nicht direkt verifizierbar wie Vergangenheitszahlen
Prüfungen betreffen:
Nachvollziehbarkeit der Annahmen
Plausibilität der Herleitungen
Konsistenz zur Markt-, Wettbewerbs- und Unternehmenssituation
Analysieren Sie typische Probleme im Rahmen eines Unternehmenserwerbes von KMU durch Großunternehmen.
Informationsasymmetrien (unzureichende oder ungeordnete Unterlagen bei KMU)
Kulturelle Unterschiede (Unternehmensführung, Entscheidungsprozesse)
Fehlende Standardisierung (z. B. in Rechnungslegung, IT-Systemen)
Personalabhängigkeit bei KMU – oft stark auf Inhaber fokussiert
Unzureichende Planungsunterlagen erschweren Bewertung und Integration
Erläutern Sie was man unter Synergie-Effekten versteht. Wie kommen diese zustande
Definition: Effekte, bei denen der kombinierte Wert zweier Unternehmen größer ist als die Summe ihrer Einzelwerte
Entstehung durch:
Kostenersparnisse (z. B. durch gemeinsame Beschaffung)
Umsatzsteigerungen (z. B. durch Cross-Selling)
Skaleneffekte, Know-how-Transfer
Marktstärkere Position nach Zusammenschluss
Erläutern Sie die Vorgehensweise und das Ziel der Vergangenheitsanalyse
Ziel:
Basis für die Bewertung der künftigen Entwicklung
Erkennen von Stärken, Schwächen und Risiken
Analyse der Finanzkennzahlen (EBITDA, Cashflow, Umsatz, Kosten)
Untersuchung der Marktentwicklung
Identifikation von Sondereffekten und Trends
Nennen und erläutern Sie zwei beispiel für Bereinigungen
Außerordentliche Aufwendungen oder Erträge (z. B. Verkauf einer Immobilie)
Einmalige Restrukturierungskosten (z. B. Personalabbaukosten)
Ziel: „Normales“ Betriebsergebnis herausarbeiten (adjustiertes EBITDA)
KMU werden häufig vorgeworfen nicht zu planen. Diskutieren Sie diesen Vorwurf und analysieren Sie etwaige Ursachen und Entwicklungen
Teilweise berechtigt: viele KMU verzichten auf systematische Planung
Ursachen:
Fokus auf das operative Tagesgeschäft
Fehlende Ressourcen oder Know-how
Planung wird als nicht notwendig empfunden
Entwicklungen:
Zunehmender Druck durch externe Stakeholder (z. B. Banken)
Mehr Professionalisierung durch Nachfolge- oder Verkaufsabsicht
Was versteht man unter einer vendor Due Diligence. Worin könnten die Motive ihrer Veranlassung liegen
Definition: Vom Verkäufer initiierte Due-Diligence-Prüfung, erstellt durch unabhängige Berater
Motive:
Informationsgleichstand für potenzielle Käufer schaffen
Verkaufsprozess beschleunigen
Vertrauen aufbauen
Verhandlungsposition des Verkäufers stärken
Sie beraten den inhaber einer Apotheke bei dem erwerb einer Filial Apotheke. beide Standorte liegen im selben Stadtteil nur unweit voneinander entfernt. Analysieren Sie mögliche Synergieeffekte aus dem Apothekererwerb indem Sie Synergiepotenziale aufzeigen. Zeigen Sie ebenfalls auf wie diese Synergieeffekte quantifiziert werden können
a) Einkauf / Beschaffung
Mengenrabatte durch gebündelten Einkauf
Günstigere Konditionen bei Großhändlern oder Herstellern
→ Quantifizierung: Vergleich der Einkaufspreise vor/nach dem Zusammenschluss; Einsparung pro Artikel multipliziert mit Einkaufsvolumen
b) Personal
Teilung von Personalressourcen z. B. bei Urlaubsvertretung, Notdiensten, Beratung
Effizienzgewinne durch Spezialisierung (z. B. ein Apotheker für Rezepturherstellung)
→ Quantifizierung: Einsparung an Lohnkosten durch geringeren Zusatzbedarf bei Personalaufstockung (FTE = Full Time Equivalent)
c) Lager / Logistik
Gemeinsame Lagerhaltung senkt Kapitalbindung und Lagerkosten
Schnellere Verfügbarkeit von Medikamenten über internes Umschichtungssystem
→ Quantifizierung: Lagerumschlagshäufigkeit, Reduktion von Abschreibungen auf verfallene Medikamente, reduzierte Lagerfläche und -kosten
d) Marketing und Außenauftritt
Gemeinsame Werbung / Kundenbindungsprogramme
Einheitliches Auftreten → Wiedererkennung und Vertrauensgewinn
→ Quantifizierung: Werbekosten vor/nach Fusion; Umsatzentwicklung in beiden Filialen; Kundenfrequenzmessung
e) Verwaltung / Overhead
Zentralisierung von Buchhaltung, Abrechnung, IT-Systemen
Gemeinsame Nutzung von Software, Tools, Dienstleistern
→ Quantifizierung: Vergleich von Verwaltungskosten pro Standort vorher/nachher (z. B. Euro pro 100 € Umsatz)
f) Erschließung neuer Kundengruppen
Patienten mit eingeschränkter Mobilität profitieren von der näheren Verfügbarkeit
Mehr Präsenz im Stadtteil stärkt Marktposition gegenüber Drogerien oder Versandapotheken
→ Quantifizierung: Veränderung der Kundenanzahl, Umsatz je Standort, Marktanteil im Quartier
Synergieart
Messgröße
Einkauf
Reduktion des Ø Einkaufspreises je Produkt / Wareneinsatzquote
Personal
FTE-Ersparnis, Lohnkosten je Standort
Lagerhaltung
Kapitalbindung, Lagerumschlag, Verluste durch Verfall
Marketing
Werbekosten / Neukundenquote / Umsatzentwicklung
Verwaltung
Fixkosten pro € Umsatz / Standort
Umsatz / Kundenfrequenz
Umsatzsteigerung / Kundenanzahl / Frequenzmessung
Eine Synergieanalyse nach Funktionsbereichen (z. B. nach Porter-Wertkette) ist sinnvoll
Synergiepotenziale sollten vor dem Kauf kalkuliert, nach dem Kauf gemessen und in den Kaufpreis eingepreist werden
Ermitteln Sie den Ertragswert nach dem Phasenmodell unter Berücksichtigung eines Kapitalisierungszinssatzes von 8 %. Gehen Sie davon aus, dass über den Planungshorizont von drei Perioden folgende variable Nettoausschüttungen erfolgen: 100, 120 bzw. 140. Von der vierten Periode ab werden kontinuierlich Nettoausschüttungen in Höhe von 150 erwartet.
Ermitteln Sie den Ertragswert nach dem Phasenmodell unter Berücksichtigung eines Kapitalisierungszinssatzes von 8 %. Gehen Sie davon aus, dass über den Planungshorizont von drei Perioden folgende variable Nettoausschüttungen erfolgen: 100, 120 bzw. 140. Von der vierten Periode ab werden kontinuierlich Nettoausschüttungen in Höhe von 150 erwartet, die konstant um 3 % wachsen. Analysieren Sie den ermittelten Ertragswert.
Wozu dienen Äquivalenzprinzipien im Rahmen der Unternehmensbewertung?
Dienen als theoretisches Fundament zur Ableitung von Bewertungsverfahren.
Ziel: Sicherstellung, dass unterschiedliche Bewertungsverfahren zu identischen Ergebnissen führen (Konsistenz).
Beispiele: Geldwertäquivalenz (Ausschüttungsäquivalenz), Zeitäquivalenz, Risikoäquivalenz.
Was versteht man unter dem Prinzip der Geldwertäquivalenz (Ausschüttungsäquivalenz)? Welche Bedeutung hat dieses Prinzip im Rahmen der Unternehmensbewertung?
Aussage: Die Höhe des Unternehmenswerts ist unabhängig von der konkreten Verwendung der finanziellen Mittel (z. B. Ausschüttung vs. Reinvestition).
Annahme: Kapitalmarkt ist vollkommen, keine Steuern, keine Transaktionskosten.
Bedeutung:
Verhindert doppelte Berücksichtigung von Mittelverwendung in der Bewertung.
Grundlage für konsistente Bewertung: nur zukünftige Cashflows zählen – nicht deren Verwendung.
Diskutieren Sie die Tauglichkeit des Zwei-Phasen-Modells für ein junges Wachstumsunternehmen und eine Apotheke.
Für ein junges Wachstumsunternehmen:
Tauglich, da:
Anfangsphase mit starkem Wachstum gut modellierbar.
Zweite Phase mit stabilem, nachhaltigem Wachstum realistisch.
Herausforderung: Unsicherheit in der Planung der Übergangsphase.
Für eine Apotheke:
Eher weniger geeignet:
Geringe Dynamik, konstante Cashflows → Ein-Phasen-Modell ausreichend.
Keine klare Trennung in Wachstums- und Stabilisierungsphase notwendig.
Erläutern Sie ausführlich, wie das Risiko im Rahmen der Unternehmensbewertung berücksichtigt werden kann.
Über Risikozuschlag im Kapitalisierungszinssatz.
Zwei wesentliche Methoden:
Subjektive Einschätzung: z. B. durch Merkmale wie Branche, Unternehmensgröße.
Objektive Verfahren: z. B. Capital Asset Pricing Model (CAPM).
Risiko betrifft v. a. Unsicherheit der zukünftigen Cashflows und Diskontierungszinssatz.
Als wesentlicher Vorteil wird die Ableitung des Risikozuschlages mittels des CAPM angesehen, weil damit eine Objektivierung der Bewertung gegenüber dem subjektiven Ermessen des Bewerters erreicht werde. Diskutieren Sie diese Sichtweise.
Vorteil:
Objektivierung durch marktbasierte Daten (ß-Faktor).
Reduktion subjektiver Einschätzungen.
Annahmen des CAPM (vollkommene Märkte, risikofreier Zins etc.) oft unrealistisch.
Schätzung des ß-Faktors kann unsicher und manipulierbar sein.
Praktikabilität bei nicht börsennotierten Unternehmen eingeschränkt.
Interpretieren Sie die folgenden ß-Faktoren:
1. ß = 1
2. ß > 1
3. ß < 1
4. ß = 0
ß = 1:
Risiko entspricht dem Marktdurchschnitt.
Kurs schwankt wie der Gesamtmarkt.
ß > 1:
Überdurchschnittliches Risiko.
Überproportionale Kursbewegungen im Vergleich zum Markt.
ß < 1:
Unterdurchschnittliches Risiko.
Geringere Schwankungen als der Markt.
ß = 0:
Keine Korrelation zum Markt.
Kursbewegung unabhängig vom Markt.
Die Risikozuschläge für den Ertragswert „alter Prägung“ werden häufig nicht nach dem CAPM bestimmt, sondern aufgrund typisierter Unternehmensmerkmale. Welche Kriterien bieten sich an, um unterschiedliche Risiken zu erfassen?
Branche
Unternehmensgröße
Rechtsform
Marktstellung
Managementqualität
Wettbewerbsintensität
Nennen und erläutern Sie die Bestandteile des Kapitalisierungszinssatzes.
Risikofreier Zinssatz (z. B. Bundesanleihen).
Risikozuschlag (zur Abbildung des spezifischen Unternehmensrisikos).
→ Formel: Kapitalisierungszins = risikofreier Zins + Risikozuschlag.
Wozu dient der Wachstumsabschlag?
Berücksichtigt erwartetes dauerhaftes Wachstum der Free Cashflows.
Reduziert den Kapitalisierungszinssatz im Terminal Value.
Beispiel: Diskontierungszins - Wachstumsrate = effektiver Kapitalisierungszins.
Erläutern Sie die Wirkung des Wachstumsabschlags auf den Unternehmenswert.
Höherer Wachstumsabschlag → niedrigerer Kapitalisierungszins → höherer Unternehmenswert.
Starke Wirkung auf den Endwert der zweiten Phase im Zwei-Phasen-Modell.
Unsachgemäße Wahl kann Unternehmenswert stark verzerren.
Wägen Sie die Vor- und Nachteile der einzelnen DCF-Verfahren ab.
Vorteile:
Theoretisch fundiert (auf Investitionstheorie basierend).
Zukunftsorientiert: Fokus auf zukünftige Cashflows.
Berücksichtigt Kapitalstruktur und Risiko (insbesondere beim WACC-Verfahren).
Flexibel anpassbar (z. B. Zwei-Phasen-Modell).
Nachteile:
Hoher Planungsaufwand, viele Annahmen notwendig.
Unsicherheit bei Prognosen von Cashflows, Zinssätzen, Wachstum.
Sensitivität: Kleine Änderungen in den Eingaben haben großen Einfluss.
Bei jungen Unternehmen oft schwer anwendbar (mangelnde Planbarkeit).
Warum hat die Art der Finanzierung Einfluss auf die Höhe des Unternehmenswertes?
Kapitalstruktur (Eigen- vs. Fremdkapital) beeinflusst:
Kosten des Kapitals (z. B. Steuervorteile durch Fremdkapitalzinsen).
Risiko des Eigenkapitals (höhere Verschuldung = höheres Risiko = höherer Eigenkapitalzins).
Der Unternehmenswert hängt beim WACC-Modell vom gewichteten durchschnittlichen Kapitalkostensatz ab → dieser ändert sich bei anderer Finanzierung.
Erklären Sie Ermittlung und Aussage des WACC an einem selbstgewählten Beispiel.
Beispiel:
EK-Kosten: 10 %
FK-Kosten: 5 %
Kapitalstruktur: 60 % EK, 40 % FK
Steuersatz: 30 %
Formel:
Aussage:
WACC ist der Zinssatz, mit dem zukünftige Cashflows diskontiert werden.
Repräsentiert die durchschnittlichen Finanzierungskosten unter Berücksichtigung des Risikos.
Der Spekulant M. Dorandus betreibt in Hamburg eine VC-Gesellschaft. Dorandus hat die Möglichkeit, sich an den Unternehmen A oder B zu beteiligen, die die folgenden Zahlungsströme in T€ aufweisen.Dorandus kann zum Zinssatz von 8 Prozent p.a. in jeder Höhe Kredit aufnehmen und Anlagetätigen. Er rechnet für die zukünftigen Perioden mit einer Inflationsrate von 0 %.
1. Welchen Preis darf Dorandus maximal für die Unternehmen zahlen, wenn Steuern zu vernachlässigen sind?
2. Aufgrund einer „Peergroup-Analyse“ ermittelt Dorandus, dass die Unternehmung A einen ß-Faktor von 1,2 hat und die Marktrisikoprämie des Kapitalmarktes bei 5 Prozent liegt. Welche Veränderung ergibt sich dadurch für den Unternehmenswert des Unternehmens A?
Gegeben: Zahlungsreihen für 4 Jahre + ewige Rente ab Jahr 5:
Zinssatz: 8 % p. a.
Inflation = 0 %
Gegeben:
β = 1,2
Marktrisikoprämie = 5 %
Risikofreier Zins (angenommen wie bisher): 8 %
Neuer Kalkulationszins nach CAPM:
Berechnung des Unternehmenswertes mit Zins = 14% —> 537,74 T Euro
Veränderung = 911,40 T - 537,74 T = 373,66 T Euro
Börsennotierte AG mit 40 Aktien zu je 55 €
Marktwert EK (Marktkapitalisierung): 2.200 €
FK (langfristige Kredite): 700 €
EBIT: 400, Gewinn: 180
Erklären Sie die Grundüberlegung und das Vorgehen bei Anwendung des Multiplikatorverfahrens.
Grundidee: Unternehmenswert = Bezugsgröße × Multiplikator
Bezugsgröße: Umsatz, EBIT, EBITDA, Gewinn, etc.
Multiplikator: wird aus Vergleichsunternehmen (z. B. aus Börsendaten oder Transaktionen) abgeleitet
Auswahl einer geeigneten Bezugsgröße für das zu bewertende Unternehmen.
Ermittlung von Multiplikatoren aus vergleichbaren Unternehmen („Peers“).
Anpassung und Anwendung des Multiplikators auf das Zielunternehmen.
Warum bezeichnet man das Multiplikatorverfahren als marktorientiertes Bewertungsverfahren?
Bezug auf Marktpreise: Multiplikatoren spiegeln tatsächliche Marktpreise wider (z. B. aus Börse oder M&A-Transaktionen).
Marktmeinung statt reiner Planungsrechnung → spiegelt Angebot/Nachfrage wider.
Wird besonders bei Verhandlungen oder Exit-Strategien verwendet.
Welches wesentliche Anwendungsproblem ist mit dem Multiplikatorverfahren verbunden?
Mangelnde Vergleichbarkeit:
Branchenunterschiede, Größenklassen, Bilanzierungsunterschiede, Marktstellung.
Verzerrung durch nicht vergleichbare Finanzierungsstrukturen oder Einmaleffekte.
Auswahl „richtiger“ Vergleichsunternehmen ist entscheidend und oft subjektiv.
Welche analytische Beziehung besteht zwischen dem Gewinnmultiplikatorverfahren und dem Ertragswertverfahren?
Gewinnmultiplikatorverfahren ≈ vereinfachter Ertragswertansatz:
Gewinn x Multiplikator ≈ Barwert zukünftiger Gewinne (bei konstantem Gewinn und Zinssatz).
D. h.: Multiplikator = Kehrwert des Kapitalisierungszinses → statische Näherung des Ertragswerts.
Nehmen Sie Stellung zur Aussagefähigkeit von Unternehmensbewertungen, die auf Multiplikatorverfahren basieren.
Stärken:
Schnelle, einfache Einschätzung auf Basis realer Marktdaten.
Gut geeignet für erste Bewertungsspannen („Pricing Guidance“).
Schwächen:
Geringe Individualisierung, wenig Aussagekraft bei Abweichungen zur Peer Group.
Risiko der Überschätzung oder Unterschätzung, v. a. bei jungen oder nicht börsennotierten Unternehmen.
Diskutieren Sie Vor- und Nachteile des Multiplikatorverfahrens für die Unternehmensbewertung.
Marktorientiert, realitätsnah bei richtigen Peers.
Schnelle, einfache Anwendung.
Besonders nützlich bei M&A-Transaktionen oder bei börsennotierten Unternehmen.
Hohe Abhängigkeit von Vergleichsunternehmen.
Keine Berücksichtigung von individueller Unternehmensstrategie oder Wachstum.
Gefahr der mechanischen Anwendung ohne Kontext.
Keine direkte Risikobewertung enthalten.
Charakterisierung der Multiplikatoren (Umsatzmultiple, EBIT Multiple, EBITDA Multiple und KGV
Multiplikator
Anwendung
Vorteile
Nachteile
Umsatz-Multiple
Bewertung bei noch negativem Gewinn (z. B. Startups)
Einfach zu ermitteln, unabhängig von Bilanzpolitik
Keine Aussage über Rentabilität
EBIT-Multiple
Reife, ertragsstarke Unternehmen
Berücksichtigt operative Profitabilität
Verzerrung durch Abschreibungen möglich
EBITDA-Multiple
Vergleich bei kapitalintensiven Unternehmen
Unabhängig von Abschreibungspolitik und Investitionen
Kein echter Cashflow; ignoriert Investitionsbedarf
KGV (P/E)
Börsennotierte Unternehmen mit stabilen Gewinnen
Bekanntester Multiple, Gewinnbezogen
Gewinn kann stark schwanken; bilanzpolitisch beeinflussbar
Bedeutung des Substanzwerts in ertragsorientierter Bewertung
Ergänzende Rolle:
Dient oft als Untergrenze des Unternehmenswerts im Ertragswertverfahren.
Besonders relevant, wenn:
Unternehmen nicht oder nur schwach ertragsorientiert wirtschaften.
Immobilien- oder Holdinggesellschaften mit wertvollem Vermögen bewertet werden.
Kann auch als Vergleichswert zur Plausibilisierung des Ertragswerts genutzt werden.
Beurteilung der Aussagekraft des Substanzwertverfahrens
Objektive Basis bei greifbaren Vermögensgegenständen.
Unabhängig von Zukunftsprognosen und subjektiven Erwartungen.
Relevanz bei Liquidation oder Sicherheitenbewertung (z. B. Banken, Zwangsversteigerung).
Keine Berücksichtigung des Ertragspotenzials.
Immaterielle Werte (Marke, Know-how, Kundenstamm) oft unberücksichtigt oder schwer bewertbar.
Nicht zukunftsorientiert, sondern vergangenheitsbezogen.
Erläuterung: Ermittlung des Substanz- bzw. Liquidationswerts
Substanzwert:
Ermittlung der tatsächlichen Wiederbeschaffungskosten aller Vermögensgegenstände.
Abzug der Verbindlichkeiten.
Berücksichtigung stiller Reserven und Lasten.
Annahme der Fortführung des Unternehmens.
Liquidationswert:
Bewertung der Vermögenswerte zu Zerschlagungswerten (Veräußerungserlöse).
Abzug der Abwicklungskosten und Schulden.
Keine Fortführungsannahme, sondern Auflösungsszenario.
Unterschiede zwischen Substanz- und Liquidationswert
Merkmal
Substanzwert
Liquidationswert
Bewertungsziel
Fortführung des Betriebs
Auflösung/Zerschlagung
Bewertungsbasis
Wiederbeschaffungswerte
Marktverwertungswerte
Vermögensansatz
mit stillem Vermögen
oft mit Abschlägen (z. B. Lagerverkauf)
Berücksichtigung
keine Abwicklungskosten
inkl. Abwicklungskosten
Nehmen Sie ausführlich Stellung zu Aussagefähigkeit und Entscheidungsrelevanz von Unternehmensbewertungen die auf Substanzwerten (Liquidationswerten) basieren
Aussagekraft:
Begrenzt bei wachstums- oder innovationsorientierten Unternehmen.
Hilfreich für Kapitalgeber zur Besicherung.
Aussagekräftig bei Vermögenshaltungs- oder Liquidationsszenarien.
Relevanz:
Besonders wichtig bei:
Sanierungsfällen
Vermögensintensiven Unternehmen
Zwangsverwertungen
Als Benchmark neben Ertragswert oder DCF
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