Überblick Bewertungsverfahren
Gesamtbewertungsverfahren:
Ertragswertverfahren
DCF-Verfahren
Multiplikatorverfahren
Einzelbewertungsverfahren:
Substanzwert (Reproduktionswert)
Liquidationswert (was würde ich heute dafür bekommen)
Mischverfahren: (nicht relevant)
Mittelwertverfahren
Übergewinnverfahren
Komponenten des Ertragswertes
Kombination aus:
Vergangenheitsanalyse
Prognose künftiger Ausschüttungen
Integrierte Planung (Bilanz, GuV, Kapitalflussrechnung)
Zweiphasenmodell:
Phase 1: Detailplanung
Phase 2: Restwert als ewige Rente
Abzinsung mit Kapitalisierungszinssatz
Relevante Ausschüttungen
Basis: Nettoeinnahmen der Eigentümer nach Steuern
Erfordert integrierte Planung
Zwei-Phasenmodell:
Phase 2: Ewige Rente
Diskontierung nur der Ausschüttungen an Eigenkapitalgeber
Unterschied: objektivierter Unternehmenswert vs. subjektiver Entscheidungswert
Unterschiedliche Annahmen je nach Bewertungszweck:
Objektiviert: nur eingeleitete Maßnahmen & echte Synergien
Subjektiv: individuelle Managementfaktoren, neue Finanzierung
Steuerliche Betrachtung abhängig vom Anlass (vor- oder nachsteuerlich)
IDW S1: detaillierte Vorgaben zu Ausschüttungen & Bewertung
Berücksichtigung von Unsicherheit
Zukunft bleibt ungewiss → Szenariotechnik hilft: (Überschüsse * Wahrscheinlichkeit)
Kombination unterschiedlicher Szenarien
Bildung von Erwartungswerten auf Basis von Wahrscheinlichkeiten
Beispiel mit drei Szenarien (normal/worst/best case)
Zwei Methoden:
Sicherheitsäquivalenz: Abschlag auf Überschüsse, dann mit sicherem Zinssatz abzinsen
Risikozuschlagsmethode/Zinszuschlagsmethode (praktische Methode): Diskontierung mit risikoadjustiertem Zinssatz → In der Praxis dominiert Methode 2 (IDW S1 konform)
Kapitalisierungszinssatz
Stellt die Alternative zur Investition im Unternehmen dar
Grenzpreisprinzip: Vergleich mit bekannter Rendite
Beispiel: Kapitalisierungszinssatz aus Vergleich mit ewiger Rente
Äquivalenzprinzipien zur Sicherstellung eines sinnvollen Vergleichs:
Laufzeitäquivalenz
Risikoäquivalenz
Steueräquivalenz
Ausschüttungsäquivalenz
Geldwertäquivalenz (real vs. nominal) → Praxis: meist Nominalrechnung
Objektivierter Wert: Basiszinssatz + Risikozuschlag – Steuer- & Wachstumsabschlag
Subjektiver Wert: Opportunitätszins (nicht genormt)
IDW S1: Referenzanlage = Aktien (früher: festverzinsliche WP)
Kapitalisierungszinssatz = Basiszinssatz + Risikoprämie
Basiszins: langfristiger Durchschnitt (laufzeitadäquat)
IDW-Ausschuss (AKU) legt diesen regelmäßig fest
Risikozuschlag (CAMP)
Spiegelt Markt- & Kapitalstrukturrisiken wider
Ableitung über Kapitalmarktmodelle:
Standard-CAPM
bevorzugt: Tax-CAPM (berücksichtigt Ertragsteuern)
Tax-CAPM = bevorzugt vom IDW empfohlen
Ziel: Objektivierung der Risikoprämie
CAPM = Capital Asset Pricing Model
Ursprünge: Sharpe, Lintner, Mossin (1960er, auf Markowitz aufbauend)
Erwartete Rendite = risikoloser Zins + Risikoprämie
Kapitalkosten leiten sich aus Opportunitätskosten ab
Dienen als Mindestrenditen für Investoren
Systematisches Risiko: marktabhängig, nicht diversifizierbar
Unsystematisches Risiko: unternehmensspezifisch, diversifizierbar
Nur das systematische Risiko wird im CAPM vergütet
Anleger können unsystematisches Risiko durch Diversifikation eliminieren
Auswirkung Betha
je größer das Betha umso höher das Risiko und die Rendite
Interpretation des Beta-Faktors:
misst Volatilität gegenüber dem Markt
beeinflusst durch historische Aktienrenditen
Marktrisikoprämie: 5–6 % als übliche Bandbreite (z. B. laut Copeland, Ballwieser)
Bestimmung von Betas:
Börsennotierte Unternehmen: direkt verfügbar
Nicht börsennotiert: Analogie über „Pure Play“, Peer Group, Branchen-Betas
Datenquellen: Internet, BARRA International
Kritikpunkt an CAMP
Scheinobjektivität
Instabilität der Beta-Faktoren
Probleme bei Regression & Branchenbetrachtung
Theoretisch restriktiv, empirisch nicht immer bestätigt
Dennoch hohe Anwendung, v. a. im angelsächsischen Raum
Wachstumsabschlag
Anwendung in Phase 2 (ewige Rente)
Ziel: Berücksichtigung von Inflation/Wachstum
Senkt Kapitalisierungszins → steigert Unternehmenswert
Praxis: oft 0,5–1 %, nicht Inflationshöhe
Kleine Änderungen im Abschlag = großer Einfluss
DCF-Verfahren (Discounted Cashflow)
DCF basiert auf Kapitalwertmethode
Eigenkapitalkosten via CAPM
Drei Varianten:
Entity Approach (Bruttoverfahren) – z. B. WACC
Equity Approach (Nettoverfahren) – ähnlich Ertragswert
APV – Adjusted Present Value
Entity Approach = Gesamtbewertung
Equity Approach = Bewertung des Eigenkapitals
APV = separates Erfassen von Steuervorteilen
DCF ist auch Basis für Shareholder-Value-Konzepte
WACC Ansatz
Zwei Schritte:
Ermittlung des Unternehmenswertes (Free Cashflows bei fiktiver Eigenfinanzierung)
Abzug des Marktwerts des Fremdkapitals → Eigenkapitalwert
Varianten: Free Cashflow oder Total Cashflow
Diskontierungszinssatz (WACC) basiert auf Marktwerten, nicht Buchwerten
Problem: Zirkularität – gesuchte Größe hängt von sich selbst ab
Lösungen:
Iteration mit Tabellenkalkulation
Annahme konstanter Zielkapitalstruktur
Eigenkapitalkosten basieren auf CAPM
APV-Ansatz
APV = Adjusted Present Value
Trennung in Komponenten:
Wert des rein eigenfinanzierten Geschäfts
Steuerliche Vorteile der Fremdfinanzierung
(ggf.) Marktwert FK
In der Praxis kaum verwendet, aber theoretisch wichtig
Equity Ansatz
Nettoansatz: Nur die Zahlungen an Eigentümer werden berücksichtigt
Ziel: Direkte Bestimmung des Marktwerts des Eigenkapitals
Konzeptuell entspricht der Ansatz dem Ertragswertverfahren
Unterschied: Kapitalisierungszins beim Ertragswertverfahren basiert nicht zwingend auf CAPM
Vergleich DCF- & Ertragswertverfahren
Beide beruhen auf Kapitalwertkalkül
Ertragswertverfahren: Nettoansatz, DCF (z. B. WACC): Bruttoverfahren
Bei konsistenten Annahmen: ähnliche Ergebnisse
Unterschiedliche Werte nur bei:
Verschiedener Zielkapitalstruktur
Differenzierter Risikozuschlag etc.
Empfehlung: In Deutschland Ertragswertverfahren; im angelsächsischen Raum DCF
Idee: Vergleich mit ähnlichen Unternehmen → „Quick & Dirty“-Bewertung
Unternehmenswert = Bezugsgröße × Multiplikator
Keine detaillierte Analyse notwendig
Multiplikatoren stammen aus:
Börsenvergleich (Comparable Companies)
Transaktionen (Comparable Transactions)
Daumenregeln (z. B. Goodwill in Freiberufler-Praxen)
Übliche Kennzahlen:
Umsatz, EBITDA, EBIT, Cashflow, Jahresergebnis
Kernproblem: Vergleichbarkeit der Unternehmen
Quellen:
Equity Research, M&A-Reports, Branchenzeitschriften
Finance Magazin: Multiplikatorenübersicht
Funktionen von „multiples
Dienen als erste Wertindikation
Laut IDW S1: keine eigenständige Bewertung, nur Plausibilisierung
Praxis: Wichtig bei KMU, wenn Ertragswert- oder DCF-Verfahren zu aufwendig
Branchen mit starker Nutzung: Apotheken, Arztpraxen, Freiberufler
Ablauf einer Multiplikatorbewertung
Unternehmens- und Umweltanalyse
Auswahl der Vergleichsunternehmen
Auswahl und Ableitung der Multiplikatoren
Normalisierung der Bezugsgrößen
Wertermittlung
Entity- vs. Equity-Multiples
Entity-Multiples: basieren auf Erfolgskennzahlen vor Zinsen (z. B. EBIT, EBITDA)
Equity-Multiples: basieren auf Erfolgskennzahlen nach Zinsen (z. B. Jahresüberschuss)
Zusammenhang:
Ableitung von Multiples aus GuV
Schrittweise Ableitung von:
EBITDA, EBIT, Gewinn
Daraus: Ermittlung der üblichen Multiples:
Umsatzmultiple
EBITDA-Multiple
EBIT-Multiple
KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis)
Branchen-Multiplikatoren
Spezielle, nicht-finanzielle Kennzahlen nach Branche:
Telekom: Wert pro Anschluss
Kino: Wert pro Leinwand
Hotels: Wert pro Bett
Internet: Anzahl der Klicks
Beratung: Wert pro Mitarbeiter
Biotech: Produkte in der Pipeline
Beurteilung der Multiplikatorverfahren
Einfache Anwendung, geringer Datenbedarf
Praxisorientiert (basiert auf realen Transaktionen)
Besonders hilfreich bei kleinen Unternehmen
Hohe Akzeptanz im M&A-Consulting
Kein vollwertiges Bewertungsverfahren (nur Plausibilisierung)
Kritik aus der Wissenschaft (z. B. Ballwieser, Hachmeister)
Schwierigkeit bei der Wahl eines geeigneten Vergleichsunternehmens
Subjektive Spielräume bei Zu-/Abschlägen
Einzelbewertungsverfahren – Substanzwert
Idee: Kosten für „Nachbau“ des Unternehmens
Bewertung auf Basis:
Wiederbeschaffungswerte (betrieblich nötig)
Liquidationswerte (nicht betriebsnotwendig)
Kritik: Immaterielle Werte schwer erfassbar (z. B. Markenwert)
Substanzwert in Praxis relevant, aber in Wissenschaft kaum Bedeutung
Einzelbewertungsverfahren – Liquidationswert
Relevanz v. a. bei Sanierungs-/Krisenfällen
Bewertung:
Einzelveräußerungswerte von Aktiva
Ablösebeträge für Passiva
Probleme bei Spezialmaschinen, Vorräten etc.
Mischverfahren
Kombination von Substanzwert + vereinfacht ermitteltem Ertragswert
Praxisrelevant, da einfach anwendbar
Nutzung z. B. bei Gesellschafteraustritt (gesellschaftsvertraglich geregelt)
Typen:
Stuttgarter Verfahren (steuerliche Bewertung bei nichtnotierten Anteilen)
Betonung oft auf Substanzwert, bei Steuerberatern verbreitet
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