Was versteht man unter klassischer Konditionierung?
Eine Lernform, bei der ein neutraler Reiz (CS) durch Kopplung mit einem bedeutsamen Reiz (US) eine konditionierte Reaktion (CR) auslöst.
Was ist der Unterschied zwischen US, UR, CS und CR?
US (unbedingter Reiz): z.B. Futter
UR (unbedingte Reaktion): z.B. Speichelfluss auf Futter
CS (konditionierter Reiz): z.B. Ton
CR (konditionierte Reaktion): z.B. Speichelfluss auf Ton
Welches klassische Experiment demonstriert klassische Konditionierung?
Pawlows Hunde: Ton (CS) → Futter (US) → Speichelfluss (UR/CR)
Was ist „Konditionierung höherer Ordnung“?
Wenn ein neutraler Reiz (CS2) mit einem bereits konditionierten Reiz (CS1) gepaart wird und dadurch selbst eine CR auslöst, ohne je mit dem US gepaart worden zu sein.
Kann ein Reiz (CS2) eine Reaktion (CR) auslösen, obwohl er nie mit dem US gepaart wurde?
Ja – wenn er mit einem bereits konditionierten Reiz (CS1) gepaart wurde. Das nennt man Konditionierung höherer Ordnung.
Was besagt die S-R-Hypothese bei klassischer Konditionierung?
Der konditionierte Reiz (CS) wird direkt mit einer Reaktion (CR) verknüpft – ohne mentale Repräsentation des US.
Was besagt die S-S-Hypothese?
Der CS wird mit der mentalen Repräsentation des US assoziiert, was zur CR führt – also über eine kognitive Erwartung.
Welches Experiment belegt die S-S-Hypothese?
Die US-Entwertung: Wenn ein Tier nach Sättigung auf den CS nicht mehr reagiert → bedeutet, dass CS auf US-Repräsentation zugreift, nicht direkt auf CR.
Was zeigt das sensorische Vorkonditionieren?
Dass Reiz-Reiz-Verknüpfungen auch ohne direkten Kontakt zum US eine spätere CR auslösen können → spricht für S-S-Hypothese.
Wozu dient das Rescorla-Wagner-Modell?
Zur Erklärung des assoziativen Lernens bei klassischer Konditionierung anhand formaler Gleichungen.
Wie lautet die Lernformel im Rescorla-Wagner-Modell?
Wovon hängt die Höhe des Lernzuwachses (\Delta V) ab?
Vom Unterschied zwischen maximal möglicher und aktueller Assoziationsstärke → je überraschender der US, desto mehr wird gelernt.
Was beschreibt der Parameter c im Rescorla-Wagner-Modell?
Die Lernrate, abhängig von der Salienz (Auffälligkeit) des CS und des US – formal: c = \alpha \cdot \beta
Warum flacht die Lernkurve im Rescorla-Wagner-Modell mit der Zeit ab?
Weil der Unterschied V_{max} - V kleiner wird → weniger Überraschung → geringerer Lernzuwachs.
Warum ist das Modell eine große Errungenschaft?
Es quantifiziert Lernen und macht Vorhersagen über Stärke, Richtung und Verlauf der Assoziationen über Zeit.
Was ist latente Inhibition?
Die verzögerte Konditionierung eines CS, der zuvor mehrfach ohne US präsentiert wurde.
Warum stellt latente Inhibition ein Problem für das Rescorla-Wagner-Modell dar?
Weil das Modell für CS-Darbietungen ohne US eine Veränderung von V ausschließt (da \Delta V = 0) – obwohl es später einen Einfluss auf die Lernrate gibt.
Wie kann man latente Inhibition dennoch erklären?
Durch eine verringerte Salienz des CS nach Vor-Exposition → Lernrate c = \alpha ‘ \beta wird kleiner.
Was passiert mit der Lernrate c bei latenter Inhibition?
Sie wird niedriger, weil der CS weniger auffällig ist → geringerer Lerneffekt.
Warum berücksichtigt das Rescorla-Wagner-Modell keine latente Inhibition?
Weil es keine dynamische Veränderung der Salienz (Aufmerksamkeit) im Zeitverlauf modelliert – es nimmt \alpha als konstant an.
Was zeigte das Experiment von De Houwer et al. (2001)? (konditionierung bei Menschen)
Dass Pokémon-Figuren, die mit positiven Wörtern gepaart wurden, später positiver bewertet wurden – auch ohne bewusste Erinnerung an die Wörter.
Was ist evaluatives Konditionieren?
Eine Form der klassischen Konditionierung, bei der Einstellungen gegenüber Reizen durch Paarung mit positivem oder negativem Material verändert werden.
Welche Sinnesmodalitäten können evaluatives Konditionieren auslösen?
Visuell (Bilder), auditiv (Töne), geschmacklich (Geschmack), sozial usw.
Was ist das Picture-Picture-Paradigm?
Ein Experiment, bei dem neutrale Bilder mit positiv oder negativ bewerteten Bildern gepaart werden → Bewertung der neutralen Bilder ändert sich entsprechend.
Warum ist evaluatives Konditionieren für Werbung interessant?
Weil es zeigt, dass Einstellungen zu Marken oder Produkten durch wiederholte Reizkopplung verändert werden können – ohne bewusste Verarbeitung.
Was ist Reizgeneralisierung?
Ein gelernter Reiz löst auch bei ähnlichen Reizen eine (abgeschwächte) Reaktion aus.
Was ist Reizdiskrimination?
Die Fähigkeit, zwischen dem konditionierten Reiz und ähnlichen Reizen zu unterscheiden → nur der CS löst Reaktion aus.
Wie sieht ein Generalisierungsgradient aus?
Reaktionsstärke ist am höchsten beim trainierten Reiz (CS) und nimmt mit zunehmender Reizunähnlichkeit ab.
Was zeigt Reizgeneralisierung über das Lernen?
Dass Lernen nicht punktuell, sondern über ein Reizfeld hinweg erfolgt → flexible, aber unscharfe Reaktion.
Reizgeneralisierung zeigt:
Lernen ist flexibel: Reaktion erfolgt auf ähnliche Reize.
Lernen ist unscharf: Reaktion nimmt mit Unterschied zum ursprünglichen Reiz ab.
Das ist biologisch sinnvoll: z. B. Fluchtreaktion bei ähnlichen Schlangenfarben, auch wenn es nicht exakt dieselbe ist.
Wie können Phobien durch klassische Konditionierung entstehen?
Wenn ein neutraler Reiz (z. B. Spinne) mit einem traumatischen Ereignis (US) gekoppelt wird, kann er später allein eine Angstreaktion (CR) auslösen.
Welche Rolle spielt Reizgeneralisierung bei Phobien?
Phobische Reaktionen übertragen sich oft auf ähnliche Reize (z. B. Angst nicht nur vor Spinnen, sondern auch Käfern).
Können Phobien auch ohne direkte Erfahrung entstehen?
Ja, durch Beobachtung oder Erzählungen → vikariantes Lernen.
Eine Form der klassischen Konditionierung, bei der sich die emotionale Bewertung eines Reizes durch Kopplung mit positiven oder negativen Stimuli verändert.
Wie funktioniert evaluatives Konditionieren in der Werbung?
Produkte werden mit positiven Reizen (Strand, Musik, Glück) gepaart → positive Einstellung überträgt sich implizit auf das Produkt.
Warum ist evaluatives Konditionieren besonders effektiv?
Weil es auch ohne bewusste Aufmerksamkeit oder Erinnerung wirkt → unterschwellige Einstellungsänderung.
Wie unterscheidet sich evaluatives Konditionieren von operanter Verstärkung?
Es basiert auf Reiz-Reiz-Kopplung (klassisch), nicht auf Konsequenzen des Verhaltens (operant).
Zuletzt geändertvor 3 Tagen