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Thesen

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von Adele G.

Für die Kapitel bis “Sind Gattungen entbehrlich?” Favoriten: 2 und 9

1. Die Gattungstrias als historische und institutionelle Konstruktion

  • These: Die Gattungstrias (Epik, Lyrik, Drama) ist eine historisch gewachsene, institutionalisierte Kategorisierung von Literaturwerken, die heute oft als flexibles Ordnungswerkzeug verstanden werden sollte, jedoch nicht als metaphysische oder natürliche Kategorien.

    • Begründung: Enzensberger, Gundolf und Croce zeigen auf, dass Gattungen nicht objektive „Wahrheiten“ der Literatur sind, sondern kulturell und institutionell geprägte Kategorien, die oft durch historische Veränderungen und literarische Innovationen erweitert oder angepasst werden müssen.

2. Die Gattungen als „normative“ Institutionen und ihre Macht

  • These: Gattungen haben eine normative Macht über den Schreibprozess, indem sie den Autor auf subbewussterund bewusster Ebene beeinflussen, auch wenn der Autor sich ihrer Einflussnahme oft nicht direkt bewusst ist.

    • Begründung: Enzensberger argumentiert, dass beim Schreiben eines Textes die Gattungsimperative eine wesentliche Rolle spielen, da der Autor in einer Vielzahl von formalen und inhaltlichenRahmenbedingungen denkt, die von bestehenden Gattungen beeinflusst sind.

3. Die Entwicklung der Gattungskritik: Von der Antike bis zur Moderne

  • These: Die Auffassung von Gattungen hat sich über die Jahrhunderte gewandelt: Während in der Antike Gattungen als lebendige und kulturell verankerte Formen verstanden wurden, sind sie in der Moderne zu flexiblen, wissenschaftlichen Klassifikationen geworden, die zunehmend hinterfragt und relativiert werden.

    • Begründung: Gundolfs historische Perspektive verdeutlicht die Veränderung von Gattungen, die in der Antike eine tiefere kulturelle Bedeutung hatten, während sie in der Moderne als theoretische Hilfsmittelfungieren, die von der institutionellen Literaturwissenschaft konstruiert werden.

4. Gattungsdurchbrechungen als kreative Innovationen

  • These: Gattungsdurchbrechungen, die oft als Innovationen verstanden werden, können nicht als völlige Zerstörung von Gattungen angesehen werden, sondern sind oft eine Antwort auf veränderte kulturelle und gesellschaftliche Bedingungen, die die Gattung selbst weiterentwickeln.

    • Begründung: Shakespeare und andere große Dichter haben Gattungsnormen nicht aus einem genialischen Drang, sondern aus der Notwendigkeit heraus durchbrochen, relevante und zeitgenössische Themen auf eine Art und Weise zu behandeln, die den bestehenden Theater- und Literaturkonventionen entspricht.

5. Die „Unmöglichkeit“, ohne Gattungsbezug zu schreiben

  • These: Es ist unmöglich, etwas zu schreiben, ohne sich irgendwie an existierenden Gattungen zu orientieren, da jede literarische Form auf vorangegangene Werke und Gattungsbezüge angewiesen ist, um als verständlichesWerk in der literarischen Tradition wahrgenommen zu werden.

    • Begründung: Enzensberger und Niehaus verdeutlichen, dass der institutionelle Bezug zu bestehenden Gattungen dem Schreiben Struktur und Themen verleiht, selbst wenn der Autor ein Werk erschafft, das keine klare Gattung aufweist.

6. Die Doppelnatur der Gattungen: Institution und Innovation

  • These: Gattungen sind sowohl Institutionen, die das Schreiben strukturieren, als auch innovative Prozesse, durch die sich die Literatur weiterentwickelt und immer wieder neu definiert wird.

    • Begründung: Gattungen bieten Richtung und Struktur (Enzensberger), jedoch sind sie auch nicht starr, sondern unterliegen der Innovation und Veränderung (z.B. in der Romantik oder Moderne), wodurch sie lebendig bleiben.

7. Gattungen als notwendig, aber nicht endgültig

  • These: Gattungen sind notwendig für die Kommunikation über Literatur, auch wenn sie nicht als endgültige, unumstößliche Kategorien angesehen werden sollten. Sie ermöglichen es uns, Literatur zu verstehen und zu analysieren, sind aber nicht die einzige Möglichkeit, Literatur zu betrachten.

    • Begründung: Enzensberger zeigt, dass Gattungen eine Institutionalisierung der Literatur ermöglichen, jedoch nicht als absolute Grenzen der Kreativität und des literarischen Ausdrucks fungieren sollten.

8. Gattungen und ihre moderne Relevanz: „Kritik ohne Gattungsbegriffe“

  • These: Es ist unmöglich, kritisch über Literatur zu sprechen, ohne sich auf Gattungsbegriffe zu beziehen, da diese beim Verstehen von Texten eine entscheidende Rolle spielen.

    • Begründung: Enzensberger betont, dass Gattungsbegriffe auch in der modernen Literatur unverzichtbarsind, um Literatur zu klassifizieren und verständlicher zu machen. Kritik ohne Gattungen ist praktisch unmöglich.

9. Gattungen als kulturelle und gesellschaftliche Konstrukte

  • These: Die Gattungen sind nicht nur literarische Kategorien, sondern auch kulturelle Konstrukte, die eng mit den gesellschaftlichen und historischen Umständen verbunden sind, die ihre Entstehung und Entwicklung beeinflussen.

    • Begründung: Croce, Gundolf und Enzensberger zeigen auf, dass die Gattungen durch gesellschaftliche und kulturelle Normen geprägt sind und ihre Relevanz von der Zeit, in der sie existieren, abhängt.

10. Die Doppelfunktion der Gattungen: Ordnung und Chaos

  • These: Gattungen bieten einerseits Ordnung und Struktur für die Literatur, andererseits führen ihre Zwänge und Beschränkungen zu Kreativität und Innovation.

    • Begründung: Während Gattungen als kategorisierende Instrumente eine klare Struktur bieten, fordern sie gleichzeitig die Autoren heraus, die Normen zu durchbrechen und die Gattungen zu erweitern, was zu neuen literarischen Formen führt.


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Adele G.

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