Welche großen Herausforderungen betreffen die heutige öffentliche Verwaltung
Ressourcenengpässe, geopolitische Entwicklungen, Krisen (z. B. Finanzkrise, COVID-19)
Komplexere Leistungsanforderungen (z. B. Klimawandel, Energiewende, Digitalisierung)
Demographischer Wandel: Fachkräftemangel, Pflege- und Bildungsbedarf
Zunehmende Bedeutung von Cybersicherheit
Warum wird Verwaltung und Demokratie aktuell als besonders herausgefordert gesehen?
Gleichzeitigkeit multipler Krisen erhöht Steuerungsdruck
Neue Anforderungen an staatliche Leistungsfähigkeit
Fehlende klare Leitbilder nach der NPM-Ära
Welche neuen Verwaltungsleitbilder werden diskutiert?
Verwaltungsdigitalisierung
Bürgerkommune
Public Governance → Nur die Digitalisierung zeigt bisher vergleichbare Wirkung wie NPM
Welche unbeabsichtigten Folgen hatte das New Public Management?
Hohe Transaktionskosten
Neobürokratisierung
Fokus auf Effizienz statt auf Wirkung
Wie verändert sich das Verständnis von Steuerung in Krisenzeiten?
Höhere Erwartungen an hierarchische Steuerung
Effektivität wichtiger als Effizienz („koste es, was es wolle“)
Rückkehr zur klassischen Staatsintervention
Wie ist der Rechtspopulismus eine Herausforderung für die Verwaltung?
Erstarken auf kommunaler Ebene (z. B. AfD)
Versuche, Verwaltungsentscheidungen zu blockieren
(z. B. über Bürgerentscheide)
Diskussion über Reduktion von Bürgerbeteiligung zugunsten beschleunigter Verfahren
Welche Ursachen verschärfen Herausforderungen wie Migration?
Verwaltungskrisen mit Koordinationsproblemen
Ineffiziente Strukturen als Mitursache
Migration wirkt oft wie ein Brennglas für soziale Ungleichheit
Was wird als Ursache für hohe Staatsverschuldung diskutiert?
Politisches Kalkül der Stimmenmaximierung (Rational Choice)
Strategien wie Schattenhaushalte, intransparente Finanzierung
Fehlende Steuerbelastung der oberen Schichten
Was sind aktuelle finanzpolitische Herausforderungen?
Kaum Mittel für neue Krisen verfügbar
Urteil des Bundesverfassungsgerichts 2023 zu Sondervermögen erhöht Druck
Zinslast im Bundeshaushalt hat sich fast verzehnfacht
Was bedeutet die „fiskalische Überforderungsfalle“?
Hoher Mittelbedarf bei schrumpfenden Handlungsspielräumen
Überlagerung vergangener Schulden, Sozialkosten und Reformdruck
Welche Rolle spielt Haushaltskonsolidierung in der Verwaltungsreform?
Hauptantrieb vieler Reformen seit den 1990er Jahren
Dient als politische Legitimation für Einsparungen
Häufig mit Prioritätensetzungen durch wenige Experten verbunden
Was bedeutet es für demokratische Teilhabe, den Haushalt nicht zu verstehen?
Demokratische Kontrolle wird geschwächt
Haushaltswissen = Voraussetzung für politische Mitgestaltung
„Der Haushalt ist der Nerv des Staates“ (Richelieu)
Welche Defizite bestehen in der Verwaltungsforschung zur Haushaltskonsolidierung?
Mangel an empirischen Analysen zu Reformergebnissen
Verengung auf betriebswirtschaftliche Effizienz
Schwache Theorie-Praxis-Verknüpfung
Wie unterscheiden sich die verwaltungswissenschaftlichen Teildisziplinen?
BWL: oft normativ, wenig empirisch
Politikwissenschaft: stärker empirisch, Fokus auf Legitimation
Jura: betont Rechtskonformität, kaum empirisch
Welche neue Entwicklung gibt es seit den 2000er Jahren?
Zunehmendes empirisches Interesse an Transaktionskosten
Theoriebasierte Analyse fehlt jedoch oft weiterhin
Welche vier Grundfunktionen der empirischen Forschung werden hervorgehoben?
Beschreibung
Erklärung
Bewertung
Empfehlung
Warum ist Theorie für die Praxisberatung unverzichtbar?
Ohne Theorie keine Kausalität
Kein Verlass auf Zufallserfolge
Theorien ermöglichen Prognosen und Vergleichbarkeit
Welche Theorieansätze werden im Lehrbuch verwendet?
Rational-Choice-Modelle
Policy-Analyse
Neo-Institutionalismus
Heuristiken zur Hypothesenbildung
Warum werden quantitative und qualitative Methoden kombiniert?
Quantitativ: Generalisierung und Hypothesentest
Qualitativ: Tiefenanalyse von Mikropolitik, Reformmotiven und -strategien
Was ist mit „Selektionsleistungen von Theorien“ gemeint?
Theorien definieren, was betrachtet wird
Begrenzter Ausschnitt der Realität
Kein Ansatz kann alle Ursachen abbilden
Warum liegt der Fokus des Lehrbuchs auf Kommunen?
Hier entstehen die meisten Reformen
Beste empirische Zugänglichkeit (Interviews, Daten)
Hohe Fallzahl mit vergleichbaren Bedingungen
Welche Reformthemen stehen im Mittelpunkt des Lehrbuchs?
New Public Management & Neues Steuerungsmodell
Doppik (kaufmännische Buchführung)
Digitale Transformation
Vetopositionen und Reformwiderstände
Welche Funktion haben Theorien in der Verwaltungswissenschaft?
Identifikation von Kausalmechanismen
Grundlage für Prognosen
Beitrag zu kumulativer Forschung
Vermeidung redundanter oder unsystematischer Erkenntnisse
Warum reicht beschreibende Verwaltungswissenschaft nicht aus?
Fehlende Kausalzuordnung
Keine fundierten Politikempfehlungen
Ergebnisse nicht intersubjektiv nachvollziehbar
Was meinte Richelieu im 16. Jahrhundert über Haushaltskontrolle?
„Der Haushalt ist der Nerv des Staates. Daher muss er den profanen Augen der Untertanen entzogen werden.“
Wie wird der Rational-Choice-Ansatz in Bezug auf Haushaltspolitik beschrieben?
Politik als Stimmenmaximierung
Nutzenmaximierung durch übermäßige Leistungsversprechen
Schulden über Schattenhaushalte als Wahlstrategie
Was ist das Erkenntnisinteresse der Neuen Politischen Ökonomie?
Analyse politischer Entscheidungsprozesse mit ökonomischen Methoden
Erklärung politischer Prozesse als Nutzenmaximierung von Akteuren
Untersuchung von Markt- und Staatsversagen
Modellierung politischer Steuerung als rationale Entscheidung
Welche zwei Begründer stehen am Ursprung der Neuen Politischen Ökonomie?
Anthony Downs (1957): ökonomische Theorie der Demokratie
James M. Buchanan & Gordon Tullock (1962): „Calculus of Consent“ – Verfassungstheorie
Wie sieht die NPO den Staat?
Kein wohlwollender Akteur
Politiker und Bürokraten handeln eigennützig
Staatliches Handeln ist Ergebnis individueller Nutzenmaximierung
Wie wird der Wahlprozess im Modell von Downs dargestellt?
Politik als Wettbewerb um Stimmen
Parteien bieten politische Programme an (analog zu Produkten)
Wähler „kaufen“ das beste Angebot mit ihrer Stimme
Orientierung der Parteien zur Mitte, um Mehrheiten zu erreichen
Was ist der Medianwähleransatz?
Die Partei, die sich am besten an der Meinung des Medianwählers orientiert, gewinnt
Politikangebote nähern sich im Wettbewerb an
Welche Kritik gibt es am Downs-Modell?
Annahme informierter, rationaler Wähler unrealistisch
Reduktion komplexer Interessen auf eindimensionales Spektrum
Kein Platz für ideologisch motivierte Politik
Wie wird Rationalität in der NPO verstanden?
Akteure handeln zweckrational
Entscheiden sich für die Handlungsalternative mit dem höchsten erwarteten Nutzen
Rahmenbedingungen wie Informationslage und Anreizstrukturen entscheidend
Welche drei Hauptakteurtypen analysiert die NPO
Politiker:innen: Stimmenmaximierung
Bürokrat:innen: Budget- und Machtmaximierung
Wähler:innen: Nutzenmaximierung, oft irrational oder interessenunscharf
Was ist die zentrale Aussage der Public-Choice-Theorie zur Bürokratie?
Bürokratien streben nach größerem Budget und Macht
Kein Interesse an Effizienz, da kein Wettbewerbsdruck
Beispiel: William Niskanen – Budget-Maximierungsmodell
Welche Annahmen macht das Niskanen-Modell?
Bürokraten maximieren ihr Budget
Informationsasymmetrie gegenüber Parlament
Politiker können Effizienz nicht kontrollieren → ineffizientes Wachstum der Verwaltung
Was versteht man unter Marktversagen?
Wenn freie Märkte nicht zu gesellschaftlich optimalen Ergebnissen führen
Ursachen: Externalitäten, öffentliche Güter, asymmetrische Information
Was versteht man unter Staatsversagen?
Wenn staatliches Handeln ineffizient, teuer oder zielverfehlend ist
Ursachen: Bürokratieversagen, Interessengruppenpolitik, Informationsdefizite
Welche Rolle spielen Institutionen in der NPO?
Regeln bestimmen Anreize und Verhalten
Institutionen können Staatsversagen begrenzen
Ziel: Gestaltung institutioneller Arrangements für effizientere Politik
Was ist das Ziel der Verfassungspolitik im Sinne von Buchanan & Tullock?
Entwicklung von Regeln, die Machtmissbrauch verhindern
Begrenzung politischer Willkür durch institutionelle Rahmenbedingungen
Betonung von „Rules of the Game“ statt politischer Inhalte
Wie erklärt die NPO chronische Haushaltsdefizite?
Politiker priorisieren kurzfristige Wahlerfolge über langfristige Haushaltsdisziplin
Wähler bevorzugen Leistungen ohne Steuererhöhungen
Ergebnis: strukturelle Defizite, Schuldentricks, Schattenhaushalte
Was ist fiskalische Illusion?
Wähler unterschätzen die tatsächlichen Kosten öffentlicher Leistungen
Folge: Zustimmung zu wachsender Staatsausgaben ohne Steuerakzeptanz
Politiker nutzen Intransparenz strategisch
Welche Kritikpunkte werden an der NPO geäußert?
Übermäßige Rationalitätsannahme
Pessimistisches Menschenbild (Homo oeconomicus)
Vernachlässigung kollektiver Werte, Gemeinwohlorientierung
Reduktion komplexer Prozesse auf ökonomische Modelle
Welche Weiterentwicklungen versucht die NPO?
Integration von Verhaltensökonomie
Berücksichtigung institutioneller und kultureller Kontexte
Versuche, Gemeinwohlorientierung stärker zu modellieren
Wie hilft die NPO bei der Analyse von Verwaltungsreformen?
Erklärung von Reformblockaden durch Vetospieler
Einsicht in Reformwiderstände durch Akteursinteressen
Aufdeckung von Ineffizienzen und Fehlsteuerungen
Grundlage für Anreizdesign und Steuerungsmechanismen
Warum eignet sich die NPO besonders zur Erklärung von Reformresistenz?
Reformen kosten kurzfristig Stimmen oder Macht
Reformnutzen tritt oft erst langfristig ein
Widerstände aus Bürokratie und Interessenkoalitionen vorhersehbar
Was untersucht die Staatstätigkeitsforschung?
Umfang, Struktur und Wandel staatlicher Leistungen
Ursachen und Wirkungen öffentlicher Aufgabenübernahme
Politische, ökonomische und institutionelle Erklärungsmuster
Welche vier zentralen Erklärungsansätze werden unterschieden?
Makro-ökonomische Ansätze
Sozio-ökonomische Erklärungen
Institutionelle Erklärungsansätze
Politisch-ideologische Theorien
Was erklären makroökonomische Theorien in der Staatstätigkeitsforschung?
Einfluss gesamtwirtschaftlicher Variablen auf Staatsausgaben
Z. B. Wachstum des BIP, Inflation, Arbeitslosigkeit
Welche Hypothese formulierte Adolph Wagner?
„Wagner’sches Gesetz“: Staatsausgaben steigen mit wachsendem Wohlstand überproportional
Bedürfnis nach kollektiven Gütern wächst stärker als Einkommen
Welche Kritik gibt es an makroökonomischen Erklärungen?
Keine Unterscheidung zwischen Kausalität und Korrelation
Vernachlässigung politischer Entscheidungsprozesse
Keine Erklärung von sektoralen Unterschieden
Was erklären sozio-ökonomische Ansätze?
Einfluss gesellschaftlicher Strukturveränderungen auf Staatstätigkeit
Z. B. demografischer Wandel, Urbanisierung, Bildungsexpansion
Was ist die „Krisentheorie des Wohlfahrtsstaates“?
Staatstätigkeit nimmt in Krisen (Wirtschaft, Gesellschaft) zu
Staat reagiert auf Marktversagen mit Ausbau öffentlicher Leistungen
Welche Kritik gibt es an sozio-ökonomischen Modellen?
Unterstellen automatische Reaktionen des Staates
Ignorieren politischen Gestaltungswillen
Keine Erklärung für Reformblockaden
Welche Annahmen liegen institutionellen Ansätzen zugrunde?
Institutionen strukturieren Handlungsspielräume
Unterschiede in Systemen (z. B. Föderalismus vs. Zentralismus) erklären Politikunterschiede
Pfadabhängigkeit: Vergangene Entscheidungen prägen gegenwärtige Optionen
Was bedeutet „Pfadabhängigkeit“?
Frühere Entscheidungen legen Handlungsmuster fest
Hohe Umstellungskosten verhindern Kurswechsel
Kleine Ereignisse können langfristige Pfade erzeugen
(lock-in-Effekt)
Welche Rolle spielt Veto-Players-Theorie?
Mehr Veto-Akteure erschweren Reformen
Konsenssysteme sind reformresistenter
Erklärung für Unterschiedlichkeit staatlicher Reaktionen
Was untersuchen politisch-ideologische Erklärungen?
Einfluss von Parteien, Programmen und Koalitionen auf Politikgestaltung
Bedeutung ideologischer Grundüberzeugungen
Welche Hypothese formulieren Parteieneffekttheorien?
Linke Parteien erhöhen Staatsausgaben (besonders im Sozialbereich)
Rechte Parteien setzen stärker auf Haushaltskonsolidierung
Wie werden Unterschiede durch Regierungskonstellationen erklärt?
Große Koalitionen und Konsensregime: Kompromisspolitiken
Einparteienregierungen: klarere Programmatik
Welche Einschränkungen bestehen bei ideologischen Erklärungen?
Programme werden nicht immer umgesetzt
Anpassung an Koalitionszwänge und internationale Vorgaben
Zunehmende Bedeutung von „issue competition“ statt Lagerpolitik
Warum ist eine Kombination der Erklärungsansätze sinnvoll?
Komplexität von Politik lässt sich nicht monokausal erklären
Jeder Ansatz erklärt bestimmte Dimensionen besser
Kombinierte Modelle erlauben umfassendere Analysen
Was ist die Kritik an eindimensionalen Ansätzen?
Übersimplifizierung politischer Realität
Fehlende Erklärung von Widersprüchen und Ausnahmen
Keine Dynamiken oder Interaktionen zwischen Einflussfaktoren berücksichtigt
Wie kann Haushaltspolitik mit diesen Ansätzen erklärt werden?
Makroökonomisch: Konjunkturlage beeinflusst Einnahmen und Ausgaben
Sozio-ökonomisch: Alterung der Gesellschaft → steigende Sozialausgaben
Institutionell: Schuldenbremse begrenzt Gestaltungsspielräume
Ideologisch: Parteipräferenzen bestimmen Spar- oder Ausgabenpolitik
Welche Erkenntnisse liefert die Forschung zur Haushaltskonsolidierung?
Keine eindeutige Erfolgsstrategie
Erfolgreich sind Konsolidierungen bei guter Konjunktur und breitem politischem Konsens
Institutionelle Regeln (z. B. Fiskalregeln) stabilisieren disziplinierte Haushaltspolitik
Welche Rolle spielt die politische Kultur in der Staatstätigkeit?
Beeinflusst Legitimitätsakzeptanz von Ausgaben oder Kürzungen
Kulturelle Pfadabhängigkeiten wirken auf Reformfähigkeit
Unterschiedliche Erwartungen an Staatshandeln in verschiedenen Ländern
Was versteht man unter einer Theorie in der Verwaltungsforschung?
Systematische Aussagen über Zusammenhänge zwischen beobachtbaren Phänomenen
Ziel: Beschreibung, Erklärung, Prognose und Bewertung politisch-administrativer Prozesse
Grundlage für systematische Empirie
Warum sind Theorien für wissenschaftliche Analyse unverzichtbar?
Verhindern Zufallserkenntnisse
Machen Wirkungszusammenhänge sichtbar
Dienen als Strukturhilfe und Erkenntnisfilter
Was ist der Unterschied zwischen Theorie und Modell?
Theorie: umfassender Erklärungsansatz mit Hypothesen und Kausalannahmen
Modell: vereinfachte Abbildung komplexer Realität; oft quantitativ
Was ist eine Heuristik?
Denkregel oder methodisches Verfahren zur Orientierung
Hilft, Forschung zu strukturieren, ohne vollständige Erklärungsleistung
Wie verhalten sich Theorie, Modell und Heuristik zueinander?
Theorie bietet Erklärung
Modell visualisiert
Heuristik unterstützt Exploration
Welche Kriterien sind für Theoriewahl in der Forschung entscheidend?
Forschungsfrage und Erkenntnisinteresse
Theoriefähigkeit (Erklärungs- und Prognosekraft)
Anschlussfähigkeit an vorhandene Forschung
Datenverfügbarkeit
Warum ist ein methodenpluralistischer Zugang sinnvoll?
Keine Theorie erklärt alle Phänomene vollständig
Kombination liefert tiefere Einsichten
Unterschiedliche Zugänge (quantitativ, qualitativ) ergänzen sich
Welche Schritte umfasst der typische Forschungsprozess?
Problemdefinition
Theoriewahl und Hypothesenbildung
Operationalisierung
Datenerhebung
Auswertung
Interpretation
Rückkopplung an Theorie
Was bedeutet Operationalisierung?
Übersetzung theoretischer Begriffe in messbare Größen
Ermöglicht empirische Prüfung von Hypothesen
Z. B. „Effizienz“ als Kosten-Nutzen-Verhältnis messbar machen
Was bedeutet Indikatorenbildung?
Auswahl messbarer Variablen zur Erfassung theoretischer Konstrukte
Voraussetzung für vergleichende Forschung
Beispiel: „Vertrauen in Verwaltung“ → Umfragewerte, Wahlbeteiligung
Wie ist das Verhältnis von Theorie und Empirie?
Theorie leitet empirische Forschung an
Empirie prüft, stützt oder widerlegt theoretische Aussagen
Idealfall: wechselseitige Ergänzung und Weiterentwicklung
Was bedeutet „intersubjektive Nachvollziehbarkeit“?
Forschung muss für Dritte transparent und überprüfbar sein
Theorien und Methoden müssen offen gelegt werden
Grundkriterium wissenschaftlicher Qualität
Welche Rolle spielt Methodenwahl in der Verwaltungsforschung?
Muss zur Theorie und Fragestellung passen
Qualitative Methoden: z. B. Fallstudien, Interviews
Quantitative Methoden: z. B. Umfragen, Regressionsanalysen
Warum ist wissenschaftliche Theorie wichtig für praktische Verwaltungsreform?
Identifiziert Reformursachen und -blockaden
Bewertet Maßnahmen evidenzbasiert
Dient als Grundlage für strategische Empfehlungen
Welche Arten von Theorien unterscheidet das Kapitel?
Deskriptiv-klassifizierende Ansätze
Kausaltheorien
Normative Theorien
Entscheidungs- und Handlungstheorien
Institutionentheoretische Ansätze
Steuerungstheorien
Was ist das Ziel kausaler Theorien?
Erklärung von Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen
Formulierung überprüfbarer Hypothesen
Beispiel: Zusammenhang zwischen Reformdruck und Konsolidierungserfolg
Was untersuchen institutionentheoretische Ansätze?
Einfluss formeller und informeller Regeln auf politisches Handeln
Pfadabhängigkeit und Machtverhältnisse in Institutionen
Fokus auf Regeln, Routinen, Normen
Welche Herausforderung besteht bei der Anwendung von Theorien in der Praxis?
Komplexitätsreduktion kann Realität verzerren
Fehlende Daten erschweren Überprüfung
Theorieverständnis in der Verwaltungspraxis oft begrenzt
Wie kann Theorie zur Hypothesenbildung beitragen?
Identifikation plausibler Zusammenhänge
Formulierung testbarer Annahmen
Beispiel: „Starke politische Führung → höhere Reformchance“
Was ist der Nutzen von Theorien in Evaluation und Beratung?
Systematisierung von Wirkungen
Erkennung unbeabsichtigter Nebenfolgen
Ableitung zielgerichteter Anpassungen
Woher stammt das Konzept des New Public Management (NPM)?
Ursprünglich aus Großbritannien und Neuseeland in den 1980er-Jahren
Reaktion auf ineffiziente Bürokratien und wirtschaftliche Krisen
Übertragung betriebswirtschaftlicher Prinzipien auf den öffentlichen Sektor
Was war das Neue Steuerungsmodell (NSM)?
Deutsche Variante des NPM
Entwickelt durch die Kommunale Gemeinschaftsstelle (KGSt)
Versuchte Modernisierung der kommunalen Verwaltung durch Outputorientierung
Was sind die zentralen Ziele des NPM?
Steigerung von Effizienz und Effektivität
Kundenorientierung
Transparenz und Rechenschaft
Wettbewerb und Kostenbewusstsein
Was sind typische Reformelemente des NPM?
Outputorientierung und Produktkataloge
Budgetierung und Kosten-Leistungs-Rechnung
Kontraktmanagement und Zielvereinbarungen
Führung durch Kennzahlen (Controlling)
Dezentralisierung von Entscheidungsbefugnissen
Wo wurde das NPM in Deutschland zuerst eingeführt?
In vielen Kommunen ab den 1990er-Jahren
Besonders in Städten wie Münster, Hamburg und Nürnberg
Warum hatte das NPM in Deutschland besondere Herausforderungen?
Unterschiedliche kommunale Rahmenbedingungen
Föderales System mit wenig zentralem Reformdruck
Mangelnde Ressourcen und Knowhow in vielen Kommunen
Welche Probleme traten bei der Umsetzung des NSM auf?
Hohe Komplexität und Transaktionskosten
Bürokratisierung durch neue Steuerungsinstrumente
Parallelstrukturen: alte Bürokratie + neue NPM-Logik
Widerstände in der Verwaltungspraxis
Was sind typische unbeabsichtigte Nebenfolgen?
Zielverfehlung durch falsche Kennzahlen
Gaming und Indikatorenverzerrung
Hoher Aufwand für Planung, wenig für Umsetzung
Vertrauensverlust durch Kontrollwahn
Was ist die Doppik?
Doppelte Buchführung in Konten statt Kameralistik
Einführung betriebswirtschaftlicher Bilanzierung
Ziel: mehr Transparenz über Ressourcenverbrauch
Welche Probleme brachte die Einführung der Doppik mit sich?
Hoher Schulungs- und Umstellungsaufwand
Vernachlässigung der Steuerungsfunktion des Haushalts
Fokus auf Bilanzzahlen statt wirkungsorientierter Steuerung
Noch höhere Transaktionskosten
Wie reagierten viele Kommunen auf das Scheitern des NSM?
Rezentralisierung von Aufgaben
Rückbau von Kontraktmanagement
Rückkehr zu traditionellen Steuerungsformen
Aufgabe der Trennung von Fach- und Ressourcenverantwortung
Welche neuen Modelle werden als Alternative diskutiert?
Public Governance: Netzwerksteuerung und Kooperation
Rekommunalisierung: Rückführung ausgelagerter Aufgaben
Digitale Transformation: neue Technologien als Steuerungsimpulse
Post-NPM-Ansätze mit Betonung auf Werte, Teilhabe, Wirkung
Warum ist das Scheitern des NSM aus rationaler Sicht erklärbar?
Hoher Aufwand bei unklarem Nutzen → Reformen lohnen sich politisch kaum
Bürokraten wehren sich gegen Macht- und Kontrollverlust
Politiker bevorzugen sichtbare, kurzfristige Erfolge
Welche Rolle spielen Anreizprobleme?
Belohnung von formaler Zielerreichung statt realer Wirkung
Fehlende Sanktionsmechanismen
Kontrakte ohne echte Konsequenzen
Was ist das Gesamturteil über NPM in Deutschland laut Kapitel?
Teils massive Umsetzungskosten, aber begrenzte Wirkungen
Ideelle Trennung von Politik und Verwaltung kaum realisiert
Steuerungssysteme oft unpraktikabel
Rückkehr zu inkrementalistischer Reformlogik
Was bleibt vom NPM?
Einige Instrumente (z. B. Controlling, Zielvereinbarungen) wurden beibehalten
Langfristiger Impuls für Professionalisierung und Transparenz
Aber: keine grundlegende Transformation der Verwaltungskultur
Was ist das Reformleitbild der Bürgerkommune?
Reformleitbild zur Stärkung der Bürgerbeteiligung auf kommunaler Ebene
Entstanden Anfang der 2000er Jahre als Nachfolger des Neuen Steuerungsmodells
Zielt auf Einbindung von Bürgern in Entscheidungs- und Produktionsprozesse
Wird mit dem Begriff Public Governance assoziiert, jedoch stärker steuerungsorientiert
Wie unterscheidet sich „Governance“ vom klassischen Steuerungsbegriff?
Governance: umfasst Verhandlungen, Netzwerke, Kooperationen statt Hierarchie
Klassische Steuerung: fokussiert auf Akteure mit Steuerungsabsicht und Instrumenten
Governance ersetzt nicht Steuerung, sondern ergänzt sie um zivilgesellschaftliche Akteure
Welche fünf Zielvorgaben verfolgt das Konzept der Bürgerkommune?
Höhere Bürgerzufriedenheit (Akzeptanz)
Demokratisierung und Revitalisierung der kommunalen Demokratie
Stärkung solidarischer Unterstützungsnetzwerke
Effizienzsteigerung durch Entlastung kommunaler Haushalte
Effektivere Ergebnisse in der kommunalen Politik
Welche drei Beteiligungsrollen gibt es in der Bürgerkommune?
Kundenrolle: Bürger als Nutzer von Dienstleistungen
Mitgestalterrolle: Bürger übernehmen Aufgaben (z. B. Vereinsarbeit)
Auftraggeberrolle: Bürger wirken an politischen Entscheidungen mit
Was sind die vier zentralen Bausteine für das „gemeinsame Dach“ der Bürgerkommune?
Politikfeldübergreifende Koordination mit zentralem Ansprechpartner (z. B. Bürgerbeauftragter)
Partizipationsmanagement unter Einbezug aller Fraktionen
Delegation von Verantwortung auf Stadtteilebene und Bürgergruppen
Kultureller Wandel: Politik und Verwaltung als aktive Beteiligungsförderer
Welche Leistungen kann die Bürgerkommune erbringen?
Höhere Beteiligung und Interesse der Bürger an Politik
Legitimationsentlastung für Politik durch dezentrale Konfliktlösung
Rekrutierung politisch interessierter Bürger für Ratsarbeit
Höhere Responsivität der Politik durch direkten Bürgerinput
Zufriedenheit durch bessere Servicequalität (z. B. Bürgerbüros)
Haushaltskonsolidierung durch Eigenleistungen der Bürger
Welche sozialen Ungleichheiten bestehen bei der Beteiligung?
Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund unterrepräsentiert
Beteiligung sozial selektiv, v. a. in der Auftraggeberrolle
Repräsentative Beteiligungsinstrumente oft teuer und selten genutzt
Warum kann Bürgerbeteiligung Politikerverdrossenheit nicht immer reduzieren?
Fest verankerte Vorurteile gegenüber Politik
Nicht-Umsetzung von Beteiligungsergebnissen verstärkt Frust
Gefahr einer „zweigeteilten Demokratie“ (Bürgergesellschaft vs. Politikkaste)
Welche Probleme ergeben sich bei grundlegenden Konflikten?
Standort- und Parteikonflikte kaum konsensfähig
Mediationsverfahren oft erfolglos
Repräsentative Demokratie bleibt entscheidend
Welche Widerstände bestehen gegen die Bürgerkommune?
Politik und Verwaltung sehen Bürgerbeteiligung oft als Konkurrenz
Bedenken bei Umsetzung dominieren trotz öffentlicher Zustimmung
Beteiligung bleibt symbolisch, wenn Umsetzung blockiert wird
Warum stellt die kommunale Haushaltskrise ein Hindernis dar?
Reduzierte Ressourcen für Beteiligungsinfrastruktur
Gefahr der „Demokratisierung der Machtlosigkeit“
Begrenzte Umsetzungsmöglichkeiten trotz Bürgerengagement
Welche Weiterentwicklungen der Bürgerkommune lassen sich beobachten?
Über 117 Kommunen haben Leitlinien zur Bürgerbeteiligung eingeführt
Klare Regeln für Umsetzung/Nicht-Umsetzung von Beteiligungsergebnissen
Institutionalisierung erhöht Verbindlichkeit und Vermeidung symbolischer Beteiligung
Was leisten Leitlinien zur Bürgerbeteiligung?
Verbesserung der Transparenz im Umgang mit Beteiligung
Fördern Kulturwandel und strukturierte Verfahren
Können jedoch durch Ressortegoismen und Parteipolitisierung behindert werden
Welche normativen Kritikpunkte werden am Leitbild geäußert?
Paternalistisch, zu wenig emanzipatorisch
Fokus auf „niedliche“ Themen, nicht auf Machtverlagerung
Beteiligung oft auf symbolischer Ebene
Was sind Probleme partizipativer Governance-Konzepte?
Unrealistische Erwartungen an zivilgesellschaftliches Engagement
Fehlende Motivation der Politik zur Abgabe von Macht
Unklarer Umgang mit Beteiligung bei restriktiven Haushaltslagen
Was zeigt die Praxis des Bürgerhaushalts in Deutschland?
Kaum realistische Vorschläge zur Haushaltskonsolidierung
Fokus auf Ausgabenerhöhung, nicht Kürzungen
Dominanz organisierter Interessen und Gruppen
Beteiligung wirkt unter Ressourcenknappheit zynisch
Was ist die Kernkritik an der Bürgerkommune aus praktischer Perspektive?
Input-Legitimation wird überbetont
Grenzen durch Machtverhältnisse, Haushaltslage und Akteursinteressen
Notwendigkeit eines pragmatischen statt visionären Leitbilds
Koproduktion wird aus Notwendigkeit, nicht Idealismus betrieben
Was versteht man unter Verwaltungsdigitalisierung?
Einsatz digitaler Technologien zur Optimierung öffentlicher Aufgaben
Umfasst interne Verwaltungsprozesse und externe Dienstleistungen
Ziel: effizientere Steuerung, bessere Erreichbarkeit, mehr Transparenz
Welche Unterscheidung macht man bei der Digitalisierung der Verwaltung?
Interne Digitalisierung: Geschäftsprozessoptimierung,
E-Akte, ERP-Systeme
Externe Digitalisierung: Online-Zugang zu Verwaltungsleistungen, OZG
Digitale Infrastruktur und Kulturwandel als Querschnittsdimensionen
Was regelt das Onlinezugangsgesetz (OZG)?
Verpflichtung von Bund, Ländern und Kommunen zur Digitalisierung von Verwaltungsleistungen
Alle Leistungen sollen über Verwaltungsportale digital verfügbar sein
Ziel: Nutzerzentrierte Gestaltung und medienbruchfreier Zugang
Welche Herausforderungen gibt es bei der Umsetzung des OZG?
Komplexer Föderalismus mit geteilter Zuständigkeit
Ressourcenmangel in Ländern und Kommunen
Fehlende Standardisierung und Interoperabilität
Welche Steuerungsmodelle prägen die Verwaltungsdigitalisierung?
Koordinationsmodelle mit zentralen IT-Steuerungsstellen
„Einer für alle“-Modell (EfA): Länder entwickeln Leistungen zentral für andere mit
Föderales IT-Architekturmanagement (FIT-Connect, FIM etc.)
Was sind typische Steuerungsprobleme bei der Digitalisierung?
Ressortegoismen und Zuständigkeitswirrwarr
Mangelnde Priorisierung durch politische Führung
Fehlende Verbindlichkeit der Umsetzungspläne
Welche administrativen Barrieren hemmen die Digitalisierung?
Trennung von Fach- und IT-Welt
Komplexe Vergabeverfahren und Datenschutzbedenken
Fehlende Qualifikation und Überforderung des Personals
Welche kulturellen Barrieren bestehen in der Verwaltung?
Risikoscheu und Veränderungsresistenz
Hierarchiedenken und Angst vor Kontrollverlust
Unklare Fehlerkultur
Was ist unter „digitaler Reife“ zu verstehen?
Grad der Integration digitaler Prozesse in Strukturen, Kultur und Technik
Bezieht sich auf Organisation, Führung, Mitarbeiter und Infrastruktur
Grundlage für Nachhaltigkeit der Digitalisierung
Warum ist Nutzerorientierung zentral für die Digitalisierung?
Verwaltung muss Leistungen nach Lebenslagen statt Zuständigkeiten ausrichten
Intuitive, barrierefreie und verständliche Angebote erhöhen Akzeptanz
Nutzerfeedback als Steuerungsgrundlage
Was sind Beispiele für Digitalisierungsprojekte?
E-Akte: digitale Verwaltungsvorgänge
Bürgerportale wie „mein.berlin.de“
Online-Dienste für Elterngeld, Führerschein, Meldewesen
Welche Formate fördern den Kulturwandel?
Innovation Labs, Hackathons, Beteiligungsplattformen
Agiles Projektmanagement und Design Thinking
Pilotprojekte mit iterativem Vorgehen
Welche Effekte erhofft man sich von der Digitalisierung?
Beschleunigte Prozesse, Kostensenkung
Höhere Bürgerzufriedenheit
Entlastung von Mitarbeitenden
Bessere Steuerungsdaten
Warum ist Evaluation der Digitalisierung wichtig?
Legitimation und Steuerung von Investitionen
Aufdeckung unerwünschter Nebenwirkungen
Grundlage für Nachjustierungen
Wie hängt Digitalisierung mit Haushaltskonsolidierung zusammen?
Erwartung von Effizienzgewinnen und Einsparungen
Kurzfristig hohe Investitionen
Langfristige Effekte unsicher und schwer messbar
Welche Risiken birgt eine einseitige Digitalisierungslogik?
Fokus auf Technik statt auf Wirkung
Verlust von Zugangsgerechtigkeit für digital Abgehängte
„Digitale Bürokratie“ durch neue Kontrollsysteme
Was sind Erfolgsfaktoren für Digitalisierung in der Verwaltung?
Klare politische Prioritätensetzung
Verbindliche Steuerungsstrukturen
Beteiligung der Beschäftigten
Nachhaltige Finanzierung und Qualifikation
Was ist das Fazit zur Verwaltungsdigitalisierung in Deutschland?
Hohes Potenzial, aber schleppende Umsetzung
Erfolgsabhängig von Koordination, Kulturwandel und Ressourcen
Digitalstrategie braucht mehr als Technik – sie braucht Steuerung, Vision und Mut
Was ist eine Vetoposition?
Fähigkeit einzelner Akteure, politische Entscheidungen zu blockieren
Kann formal (institutionell) oder informell (faktisch) sein
Zentrale Erklärung für Reformblockaden in der Verwaltungsmodernisierung
Welche Arten von Vetospielern gibt es laut Kapitel?
Politische Akteure: Ratsfraktionen, Bürgermeister, Ministerien
Administrative Akteure: Amtsleitungen, Fachbereiche
Externe Akteure: Interessenvertretungen, Bürgerinitiativen, Personalräte
Rechtliche Akteure: Datenschutzbeauftragte, Rechnungsprüfungsämter
Was ist ein typisches Merkmal informeller Vetopositionen?
Keine offizielle Entscheidungsbefugnis, aber faktischer Einfluss
Beispiel: IT-Abteilungen blockieren Innovation durch Ressourcenknappheit
Fachabteilungen verhindern Querschnittslösungen
Wie äußert sich eine „Macht durch Unterlassung“?
Reformen werden durch Inaktivität oder Verzögerung blockiert
Keine offene Konfrontation, sondern passiver Widerstand
Besonders effektiv bei komplexen Verwaltungsreformen
Was bedeutet „inkrementeller Abbau von Vetopositionen“?
Schrittweiser, nicht-konfrontativer Umbau von Machtstrukturen
Kombination aus situativen Gelegenheiten und strategischem Vorgehen
Ziel: Reformfähigkeit ohne Machtkampf verbessern
Welche Vorteile hat der inkrementelle Ansatz?
Geringere Widerstände
Nutzung von Gelegenheitsfenstern
Ermöglichung stiller Reformprozesse
Anpassung an politische Realitäten und Ressourcenengpässe
Welche Strategien können zur Reduzierung von Vetopositionen eingesetzt werden?
Strukturell: Umstrukturierung, Neuverteilung von Zuständigkeiten
Kommunikativ: Beteiligung, Dialog, gemeinsame Zieldefinition
Personalbezogen: Fluktuation nutzen, Schlüsselpersonen einbinden
Technisch: Einführung neuer Tools als Hebel für Veränderungen
Welche Rolle spielt Führung im Abbau von Vetopositionen?
Strategische Führung identifiziert und adressiert Blockaden gezielt
Setzt Prioritäten und vermittelt Sinn und Richtung
Ohne Führung verbleiben Reformen im Modus des Klein-Klein
Was zeigen empirische Fallstudien zum Vetopositionen-Abbau?
Erfolgreiche Reformen oft durch stille Prozesse
Politischer Konsens und Timing entscheidend
Reibungsverluste durch Konkurrenzdenken und Ressortegoismen häufig
Warum scheitern viele Reformen an internen Vetospielern?
Eigene Revierinteressen
Angst vor Macht- oder Kontrollverlust
Mangel an Ressourcen, Kompetenz oder Motivation
Welche Gefahren birgt ein inkrementeller Ansatz?
Gefahr der Verwässerung von Reformzielen
Lange Umsetzungszeiträume
Keine tiefgreifenden Strukturveränderungen möglich
Gefahr der Re-Vetobildung bei Personalwechsel
Wie kann die Gefahr der Re-Vetobildung reduziert werden?
Institutionalisierung von Reformprozessen
Aufbau kollektiver Verantwortungsstrukturen
Transparenz und Evaluation zur Stabilisierung von Veränderungen
Was ist die zentrale Erkenntnis aus dem Kapitel?
Reformfähigkeit hängt stark vom gezielten Abbau institutioneller und informeller Vetopositionen ab
Inkrementelle Strategien sind oft wirksamer als großangelegte Reformprojekte
Entscheidend ist die Fähigkeit, Gestaltungsspielräume zu erkennen und zu nutzen
Was war das Ziel des Lehrbuchs laut Kapitel 2.9?
Problemorientierte Einführung in die Verwaltungsreformwissenschaft
Einübung empirischer Forschungsschritte anhand von effizienz- und effektivitätsorientierten Reformen
Verbindung mit sozialwissenschaftlichen Theorien und Heuristiken
Schärfung des empirischen Blicks auf kommunale Reformen
Welche zwei kollektiven Dilemmata behindern Haushaltskonsolidierungen?
Dilemma 1: Freiwilliger Verzicht auf Ausgaben birgt Risiko von Trittbrettfahrern
Dilemma 2: Instabilität von Kürzungskoalitionen durch Sabotage-Anreize
Welche vier Reformoptionen schlägt der Rational-Choice-Ansatz vor?
Stärkere hierarchische Kompetenzen zur Disziplinierung
Direktdemokratische Partizipation zur Kontrolle der Agenten
Wettbewerb zwischen Anbietern und Gebietskörperschaften
Planungssysteme zur Reduktion von Informationsasymmetrien
Was kritisiert der historische Institutionalismus an Verfassungsreformen?
Reformen selten und ineffektiv
Durch Pfadabhängigkeiten nach hinten und vage Wirkungen nach vorn eingeschränkt
Was erklärt der soziologische Neoinstitutionalismus besser als Rational-Choice?
Häufige Einführung neuer Reformleitbilder trotz mangelnder Umsetzung
Nachahmung (mimetic isomorphism) und Legitimitätsdruck führen zur Verlautbarung ohne Umsetzung
Modewellen statt nachhaltiger Implementierung
Warum gewinnt der Inkrementalismus wieder an Bedeutung?
Fehlende Alternativen in komplexen Krisensituationen
Fehlerfreundlichkeit und schnelle Korrekturmöglichkeit
Informationsreduktion als strategische Stärke
Was ist der perspektivische Inkrementalismus?
Grobe Zielvorgabe mit kleinen Schritten
Langfristige Transformation möglich statt endloser Schleifen
Was kennzeichnet das pragmatische Management?
Konzentration auf umsetzbare, inkrementelle Reformen
Berücksichtigung realer Handlungsspielräume und Ressourcen
Fokus auf Effizienz und Koproduktion mit Bürgern
Mixed-Scanning-Ansatz für gezieltere Planung
Warum ist pragmatisches Management besonders für kleinere Kommunen relevant?
Geringere finanzielle und personelle Kapazitäten
Hoher Förderbedarf für Zukunftsaufgaben (z. B. Klima, Digitalisierung)
Abhängigkeit von Drittmitteln
Was sind zentrale Probleme der Förderpraxis?
Hoher bürokratischer Aufwand und Dokumentationspflichten
Fördermittel gehen oft an politisch vernetzte Kommunen
Fehlende Eigenmittel verhindern Beantragung
Kein nachhaltiger Wissenstransfer durch Best-Practice-Erzählungen
Was ist der Matthäus-Effekt im Kontext kommunaler Förderung?
Kommunen mit Ressourcen erhalten mehr Förderung
Bedürftige Kommunen gehen leer aus
Fördersysteme begünstigen bestehende Netzwerke
Warum sind kommunale Verwaltungsstrukturen oft überfordert?
Fachbereichsstrukturen und kurzfristig beschäftigte Manager wirken gegeneinander
Förderprojekte laufen oft aus, ohne Verstetigung
Hoher Aufwand für kleine Fördermittelanträge
Was ist funktionaler Dilettantismus in der kommunalen Praxis?
Kommunen sollen komplexe Aufgaben mit unzureichenden Mitteln erfüllen
Bund und Länder profilieren sich mit Programmen, delegieren Umsetzung aber an Kommunen
Effektive Umsetzung ist häufig nicht möglich
Was sind die Konsequenzen ineffektiver Förder- und Haushaltsaufsicht?
Wachsende Investitionsrückstände (165,6 Mrd. €)
Einschränkung bei Klimainvestitionen
Erhöhung von Gemeindesteuern → Abwanderung von Unternehmen
Risiko weiterer Verschlechterung der kommunalen Handlungsfähigkeit
Was kritisiert das Kapitel an der Verwaltungswissenschaft in Deutschland?
Zu starke Orientierung an internationaler Grundlagenforschung
Geringe Praxisnähe und mangelndes Verständnis der Verwaltungspraxis
Fernstudierende wünschen sich praxistaugliches Wissen
Governance-Ansatz stößt auf Verwirrung und Desinteresse
Was fordert das Kapitel als Ziel der Verwaltungswissenschaft?
Entwicklung eines praxistauglichen Werkzeugkastens
Evaluierung realistischer Reformmodelle
Fokus auf pragmatisches, handlungsleitendes Wissen
Beteiligung von Verwaltungspraxis an Forschung (pragmatic turn)
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