Wie unterscheiden sich Metaethik, normative Ethik und angewandte Ethik in ihren typischen Fragestellungen?
Metaethik → Betrachtung über normative Ethik
Gibt es moralische Werte?
Gibt es wahre moralische Urteile?
Gibt es richtige moralische Theorien?
Normative Ethik → Ausgangsfrage:
Wie soll ich handeln (v. a. im zwischenmenschlichen Bereich)?
Angewandte Ethik → Anwendung auf Lebensbereiche
z. B. Medizinethik: Ist PID moralisch zulässig? Ist aktive Sterbehilfe zulässig?
Was unterscheidet deskriptive, präskriptive und normative Aussagen?
Deskriptiv → beschreibt Realität („Du hast gelogen.“)
Präskriptiv → Handlungsanweisung („Du sollst nicht lügen.“)
Normativ → moralische Bewertung („Lügen ist falsch.“)
Was unterscheidet deskriptive von normativen Theorien?
Deskriptive Theorien: Beschreiben & erklären Realität („Wie ist die Welt?“) – z. B. Naturwissenschaften.
Normative Theorien: Fragen nach „Wie sollte die Welt sein? Wie sollen wir handeln?“ → leiten präskriptive Aussagen (Sollenssätze) ab.
Grenzen:
Nicht-Können → Nicht-Sollen
Sein → kein Sollen (Humes Gesetz)
auch Bewertung von Überzeugungen/Emotionen
Was ist der Unterschied zwischen Ethik und Moral?
Ethik → bezieht sich auf allgemeine Lebensführung (z. B. „Was ist ein gutes Leben?“).
Moral → Unterklasse der ethischen Vorschriften, bezieht sich auf zwischenmenschliches Verhalten („Wie soll ich mich gegenüber anderen verhalten?“), heute auch auf Natur & nicht-menschliche Lebewesen erweitert.
Wie unterscheiden sich Moraltheorien von Alltagsmoral?
Alltagsmoral: entsteht durch Erziehung, Weltanschauung, Erfahrungen, persönliche Überlegungen → intuitive Handlungsleitlinie.
Moraltheorien: gehen über Intuition hinaus, begründen normative Überzeugungen systematisch (z. B. Kants kategorischer Imperativ, Mills Nützlichkeitsprinzip).
Oft stimmen Alltagsmoral & Moraltheorie in ähnlichen präskriptiven Regeln überein (→ Überlegungs-Gleichgewicht nach Rawls).
Welchen Nutzen haben systematisch ausgearbeitete Moraltheorien gegenüber Alltagsmoral? (3 Punkte)
Auflösung von Widersprüchen → helfen, Konflikte zwischen widersprüchlichen Normen zu klären (z. B. „Du sollst nicht lügen“ vs. „Du sollst Gefühle nicht verletzen“).
Neue, komplexe Situationen → Orientierung, wenn Alltagsmoral noch keine Regeln bietet (z. B. Gentechnik, Datenschutz, autonome Fahrzeuge).
Revision der Alltagsmoral → zeigt, wenn tradierte Moralvorstellungen falsch oder überholt sind (z. B. körperliche Züchtigung in Schule/Erziehung).
Was kennzeichnet Kants Deontologie (Ethik der Pflichten)?
Moralische Gebote/Verbote gelten unabhängig von Folgen (Pflichtethik)
Handlungen müssen rational & frei aus moralisch richtigen Motiven erfolgen
Beispiel: Lügen, Foltern, Töten sind grundsätzlich moralisch verboten
Zentrale Idee: Menschen niemals nur als Mittel, sondern immer auch als Zweck behandeln (Würde des Menschen, GG Art. 1)
Wie lautet Kants Argumentationsstruktur in der Deontologie?
Guter Wille → einzig uneingeschränkt gut, zählt mehr als Konsequenzen.
Pflicht → ergibt sich aus dem guten Willen, gilt allgemein und unabhängig von individuellen Neigungen.
Kategorischer Imperativ → drückt aus, wozu wir verpflichtet sind; jede vernünftige Person sollte zur gleichen Handlungsmaxime gelangen.
Was besagt der kategorische Imperativ bei Kant und wie unterscheidet er sich von der „Goldenen Regel“?
Kategorischer Imperativ: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ → Abstraktion vom eigenen Standpunkt, Verallgemeinerungsüberlegung, Bewertung von Handlungsmotiven.
Goldene Regel: „Was du nicht willst, das dir man tu’, das füg’ auch keinem anderen zu.“ → Hineinversetzen in die Situation anderer aus eigener Sichtweise, keine Aussage über Handlungsmotive.
Was kennzeichnet den Utilitarismus nach John Stuart Mill?
Grundprinzip: Maximierung des Glücks der größten Zahl → moralischer Wert einer Handlung wird nach ihren Folgen bewertet (konsequentialistische Ethik).
Nützlichkeit/Glück = Lust fördern oder Schmerz vermeiden.
Nützlichkeitsprinzip: moralisch richtig = Handlung befördert Glück, moralisch falsch = Gegenteil von Glück.
Weitere Aspekte: Empirismus (Wissen aus Erfahrung), Einsatz für Gleichberechtigung von Frauen, politischer Liberalismus (Freiheit des Einzelnen gegenüber dem Staat).
Was unterscheidet quantitativen von qualitativem Hedonismus im Utilitarismus?
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Quantitativer Hedonismus (Bentham):
Lust/Unlust wird rein quantitativ gemessen → Dauer & Intensität als Maßstab.
Qualitativer Hedonismus (Mill):
Lust/Unlust wird quantitativ und qualitativ bewertet.
Unterschiedliche Arten von Lust → sinnliche vs. intellektuelle Lust.
Höhere Qualität kann nicht durch Quantität niedriger Luststufen ersetzt werden.
Beispiel: „Besser unzufriedener Sokrates als zufriedener Narr.“
Was besagt das „Analogieargument“ nach John Stuart Mill im Utilitarismus?
Für das Individuum ist nur persönliches Glück intrinsisch wertvoll.
Moral betrachtet das Wertvolle aus Sicht der Gemeinschaft → die Summe aller Menschen.
Wertvoll für die Gemeinschaft ist das Maximum dessen, was für Individuen gut ist → Glück.
Moral fragt daher nach dem größten Maß an Glück für die moralische Gemeinschaft.
Welche Hauptkritikpunkte werden am Utilitarismus nach Mill genannt?
Glücksskala – unrealistisch, Nutzen/Glück exakt messbar zu machen.
Gruppengröße – je größer die Gruppe, desto schwerer die Abwägung individueller Glückswerte.
Vorhersehbarkeit – Folgen einer Handlung sind oft nicht vollständig abschätzbar.
Allgemeines Glück – unklare Reichweite: nur Betroffene? ganze Gesellschaft? zukünftige Generationen? Tiere?
Welche Kritik verdeutlichen „Survival Lottery“ und das Beispiel der Verteilungsgerechtigkeit am Utilitarismus?
Survival Lottery → utilitaristisch könnte Töten moralisch geboten sein (Maximierung des Glücks), ignoriert aber Rechte (z. B. Recht auf Leben).
Verteilungsgerechtigkeit → Maximierung des Gesamtnutzens kann extreme Ungleichverteilung erzeugen (viel Glück für wenige, kaum für andere).
Worin unterscheiden sich Deontologie und Utilitarismus in ihrem moralischen Ansatz?
Deontologie (Kant):
Prinzip: kategorischer Imperativ
Maßstab: Absicht hinter der Handlung
Methode: Verallgemeinerbarkeit der Handlungsmaxime
Utilitarismus (Mill):
Prinzip: Nützlichkeitsprinzip
Maßstab: Folgen der Handlung
Methode: utilitaristisches Kalkül (Glücksmaximierung)
Was kennzeichnet Hans Jonas’ Ethik der Verantwortung im Unterschied zu bisherigen Ethiken?
Kritik: Bisherige Ethiken → Fokus auf individuelles, zeitlich begrenztes Handeln.
Moderne Technik → Folgen sind global & über Generationen hinaus (z. B. Klimawandel, Gentechnik).
Ethik der Verantwortung = Zukunftsethik: langfristig, kollektiv, weniger anthropozentrisch.
Was ist die Grundidee der Vertragstheorie in der politischen Philosophie?
Kernfrage: Welche Staatsform ist legitim?
Naturzustand: hypothetisch, ohne Gesetze und staatliche Autorität, alle frei & gleich.
Gesellschaftsvertrag: Menschen einigen sich freiwillig auf Staat, Gesetze & Strukturen.
Staat: überwacht Gesetzeseinhaltung und sanktioniert Verstöße.
Wie beschreibt Thomas Hobbes den Naturzustand und den Gesellschaftsvertrag?
Naturzustand = „Krieg aller gegen alle“, ohne Eigentum, Fleiß, soziale Bindungen.
Mensch handelt aus Eigeninteresse (psychologischer Egoismus).
Konfliktursachen: Wettbewerb, Verteidigung, Ruhm.
Lösung: Gesellschaftsvertrag → Rechte an Souverän abtreten für Sicherheit & Ordnung.
Was ist John Rawls’ Theorie der Gerechtigkeit?
Alle Menschen haben gleiches Recht auf größtmögliche Grundfreiheiten.
Grundfreiheiten dürfen nur eingeschränkt werden, wenn gleiche Maß an Freiheit für alle bleibt.
Ziel: faire Verteilung von Rechten & Chancen, Vereinbarkeit individueller Freiheiten.
Welche Grundrechte enthält die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte?
Artikel 1: Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.
Artikel 3: Jeder Mensch hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit.
Artikel 22: Jeder Mensch hat Anspruch auf soziale Sicherheit und Teilhabe am Fortschritt.
Artikel 23: Recht auf Arbeit, freie Berufswahl, gerechte Entlohnung und Gewerkschaften.
Welche Rechte sichern die Artikel 24 bis 26 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte?
Artikel 24: Recht auf Erholung, Freizeit und bezahlten Urlaub.
Artikel 25: Recht auf einen Lebensstandard mit Nahrung, Kleidung, Wohnung, Gesundheit und Sicherheit.
Artikel 26: Recht auf Bildung, kostenloser Grundschulunterricht, Förderung von Toleranz und Frieden.
Welche weiteren Rechte sichern die Artikel 27 bis 29 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte?
Artikel 27: Recht auf kulturelle Teilhabe und Schutz geistigen Eigentums.
Artikel 28: Anspruch auf eine internationale Ordnung, in der Menschenrechte verwirklicht werden können.
Artikel 29: Rechte sind gebunden an Verantwortung gegenüber der Gemeinschaft; Einschränkungen nur gesetzlich erlaubt.
Was ist der normative Rahmen der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (AEMR, 1948)?
Völkerrechtlich nicht bindend, aber zentraler Orientierungsrahmen.
Betonung: Würde, Freiheit, Gleichberechtigung, soziale Sicherheit.
Verpflichtung zur Förderung von Menschenrechten, Frieden & internationaler Zusammenarbeit.
Welche Inhalte sind in den relevanten Artikeln des Grundgesetzes (Art. 1, 2, 3, 5, 14, 20a) festgelegt?
Art. 1: Würde des Menschen unantastbar; unverletzliche Menschenrechte als Basis von Frieden & Gerechtigkeit.
Art. 2: Recht auf freie Entfaltung (soweit keine Rechte anderer verletzt werden); Recht auf Leben & körperliche Unversehrtheit.
Art. 3: Alle Menschen gleich vor dem Gesetz; Gleichberechtigung von Männern & Frauen; Verbot von Diskriminierung.
Art. 5: Meinungsfreiheit, Pressefreiheit sowie Freiheit von Kunst & Wissenschaft (gebunden an Treue zur Verfassung).
Art. 14: Eigentum verpflichtet; Nutzung soll dem Wohl der Allgemeinheit dienen.
Art. 20a: Staat schützt natürliche Lebensgrundlagen & Tiere – auch im Hinblick auf künftige Generationen.
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