(Folie 52) Welche ersten Symptome treten bei Alkoholkonsum auf?
Frühe Symptome sind u. a.:
Euphorie, Enthemmung
Koordinationsstörungen (z. B. unsicherer Gang)
veränderte Stimmung (z. B. Redseligkeit oder Gereiztheit)
verminderte Reaktionsfähigkeit
(Folie 54) Welche Langzeitfolgen kann Alkoholmissbrauch haben?
Häufige Langzeitsymptome:
Organschäden (Leber, Herz, Nervensystem)
Kognitive Defizite (Gedächtnis, Aufmerksamkeit)
Psychische Störungen (Depression, Angst)
Soziale Folgen (Isolation, Arbeitsplatzverlust)
(Folie 55) Was versteht man unter Hirnatrophie bei chronischem Alkoholmissbrauch?
Hirnatrophie = Nervenzellschwund im Gehirn
Erkennbar durch:
Erweiterung der Ventrikel (V) → Nervenzellen werden verdrängt
Rückgang der Sulci (S, Furchen) → weniger graue Substanz sichtbar
📌 Details merken:
Vergleich MRT-Bilder:
Gesunder Proband = enge Ventrikel, klare Furchen
Chronischer Alkoholmissbrauch = erweiterte Ventrikel, flache Furchen
(Folie 56) Welche Folgestörungen können nach chronischem Alkoholkonsum auftreten?
Mögliche Störungen sind u. a.:
Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsdefizite
Neurologische Störungen (z. B. Polyneuropathie)
Psychische Erkrankungen (Depression, Angststörungen)
Soziale Probleme (Isolation, Konflikte)
(Folie 57) Wie unterscheiden sich psychische und körperliche Abhängigkeit von Alkohol?
Psychische Abhängigkeit: • starkes Verlangen („Craving“) • oft Kontrollverlust
Körperliche Abhängigkeit: • Toleranzsteigerung → steigende Dosis nötig • Entzugserscheinungen bei Absetzen
📌 Zusatz:
Schädlicher Gebrauch = nachweisbare gesundheitliche Schäden
Riskanter Konsum = Männer > 24 g / Frauen > 12 g reiner Alkohol pro Tag
(Folie 58) Was entspricht etwa 20 g Alkohol?
Richtwerte für 20 g Alkohol:
ca. 0,5 Liter Bier
ca. 0,2 Liter Wein
ca. 0,06 Liter Schnaps
(Folie 59) Wie wird in der ICD-10 zwischen schädlichem Gebrauch und Abhängigkeit unterschieden?
Schädlicher Gebrauch: • bereits Gesundheitsschäden vorhanden (psychisch/physisch)
Abhängigkeit: • zusätzlich Kontrollverlust, Craving, Toleranzsteigerung, Entzugssymptome
(Folie 61) Welche Faktoren beeinflussen, ob jemand alkoholabhängig wird?
Mögliche Einflussfaktoren:
Genetik: verändertes Dopamin-Transporter-Gen → gestörter Transport
Umwelt: soziale Umstände können Konsum auslösen • Bsp.: Soldaten im Vietnamkrieg entwickelten Abhängigkeit, zuhause nicht
(Folie 61) Warum entwickelt nicht jeder, der Alkohol trinkt, eine Abhängigkeit?
Weil mehrere Faktoren zusammenspielen müssen:
Biologische Voraussetzungen (z. B. genetische Veranlagung)
Psychosoziales Umfeld (Stress, Isolation, Gruppendruck)
Individuelle Erfahrungen
(Folie 64) Was bedeutet Wirkungsumkehr bei Alkohol?
Toleranzentwicklung: Wirkung nimmt mit der Zeit ab
Beim Absetzen: die ehemals positiven Effekte kehren sich ins Negative um → Entzugssymptome
Chronische Zufuhr → Wirkung schwächer
Absetzen → Entzugssymptome stärker (z. B. Unruhe, Zittern)
Patient steigert Dosis, um gleiche Wirkung zu erzielen
(Folie 66) Was bedeutet Homöostase im Zusammenhang mit Alkoholwirkung?
Normalzustand: Gleichgewicht zwischen • Hemmung (GABA, Dopamin) • Erregung (Glutamat)
Alkoholkonsum: verschiebt Balance → mehr Hemmung, weniger Erregung
Körper passt sich an: baut hemmende Wirkung ab & verstärkt Erregung
📌 Folge: Beim Entzug ohne Alkohol überwiegt Erregung → Symptome wie Unruhe, Wahnvorstellungen.
(Folie 64–65) Was meint der Begriff Wirkungsumkehr bei Alkohol?
Akut: Alkohol dämpft (angenehme Effekte)
Chronisch: Körper kompensiert → dämpfende Wirkung schwächer
Entzug: ohne Alkohol kippt es ins Gegenteil → Übererregung statt Entspannung
(Folie 67) Wie verändert Alkohol die Wirkung von GABA (hemmender Neurotransmitter)?
Normalzustand: GABA → Cl⁻-Einstrom → IPSP → Hemmung postsynaptisch
Alkoholkonsum: wirkt wie GABA-Agonist → verstärkter Cl⁻-Einstrom, starke Hemmung
Abhängigkeit: Körper senkt GABA-Produktion & baut Rezeptoren ab → scheinbare Normalisierung
Entzug: kaum GABA-Wirkung → wenig Hemmung → Angst/Ängstlichkeit
(Folie 68) Wie verändert Alkohol die Wirkung von Glutamat (erregender Neurotransmitter)?
Normalzustand
Alkoholkonsum
Abhängigkeit
Entzug
Normalzustand: Glutamat → Na⁺-Einstrom → EPSP → Erregung postsynaptisch
Alkoholkonsum: wirkt wie Glutamat-Antagonist → schwaches EPSP, schwache Erregung
Abhängigkeit: Körper steigert Glutamat-Produktion & baut Rezeptoren auf → scheinbare Normalisierung
Entzug: starkes EPSP, starke Erregung → Hyperexzitabilität (Übererregbarkeit)
(Folie 70) Was bedeutet Craving im Zusammenhang mit Alkoholabhängigkeit?
Craving = starkes Verlangen nach der Droge (Alkohol)
treibende Kraft hinter Rückfällen
eng verknüpft mit Dopamin & Belohnungssystem
(Folie 71) Welche Gehirnareale gehören zum dopaminergen Belohnungssystem?
VTA (ventrales tegmentales Areal) → Dopaminursprung
Nucleus accumbens → zentrale Schaltstelle für Belohnung
Präfrontaler Cortex → Entscheidungsfindung
Amygdala → Emotionsverarbeitung
📌 System wird auch mesolimbocorticales dopaminerges System genannt.
(Folie 72) Welche Rolle spielt Dopamin beim Craving?
lenkt Aufmerksamkeit auf das Suchtmittel
mehr Dopamin-Ausschüttung bei Konsum → verstärkte Drogenwirkung
Verstärkung des Belohnungsgefühls → suchtverstärkend
(Folie 73) Wie wirkt Dopamin an der Synapse?
Präsynaptisch: • Ausschüttung über Vesikel • Rücktransport via DAT (Dopamin-Transporter)
Postsynaptisch: • Bindung an D1/D2-Rezeptoren • führt meist zu IPSP, manchmal EPSP (je nach Rezeptortyp)
(Folie 74) Was passiert mit Dopamin bei kurzfristigem Konsum, Abhängigkeit und Entzug?
Kurzfristig: mehr Dopamin, stärkere postsynaptische Potenziale, teils Wahnvorstellungen
Abhängigkeit: postsynaptische Rezeptoren ↓ (Kompensation)
Entzug: zu wenig Dopamin → Craving + Symptome wie Zittern (ähnlich Parkinson)
(Folie 75) Wie konnte man nachweisen, dass bei Alkoholabhängigen weniger Dopamin-Rezeptoren vorhanden sind?
Postmortem-Studien: Gehirne gefärbt → Anzahl an D1-Rezeptoren & DAT im Nucleus accumbens deutlich geringer bei Abhängigen
zeigt biologischen Marker für Abhängigkeit
(Folie 76) Welcher Zusammenhang besteht zwischen Craving und Rezeptoranzahl im Nucleus accumbens?
Weniger Dopamin-Rezeptoren → stärkeres Verlangen nach Alkohol
Nachgewiesen durch Fragebögen + Hirnuntersuchungen
Je weniger Bindungsstellen, desto intensiver das Craving
(Folie 79) Wo wird Serotonin im Gehirn gebildet und welche Funktionen erfüllt es?
Bildung in Raphe-Kernen (Hirnstamm)
Axone innervieren fast das ganze Gehirn
Einfluss auf: • Schmerzempfinden • Schlaf-Wach-Rhythmus • Gemütszustand/Emotionen
(Folie 80) Was zeigte das Experiment mit Rhesusaffen zu Isolation & Alkoholkonsum?
Isolierte Jungtiere (Grp. 1): • tranken mehr Alkohol • verhielten sich aggressiver
Mit Mutter aufgewachsene Jungtiere (Grp. 2): weniger Konsum & Aggression 📌 Isolation → erhöhtes Risiko für Alkoholmissbrauch + Aggressivität
(Folie 81) Welcher Zusammenhang besteht zwischen Alkoholkonsum, Serotonin & Aggressivität?
Mehr Alkohol → weniger Serotonin im synaptischen Spalt
Weniger Serotonin → stärkere Aggressionsneigung
Nachgewiesen bei Rhesusaffen: niedriger Serotonin-Umsatz ↔ höhere Aggression
(Folie 82) Wie beeinflussen sich Dopamin und Serotonin gegenseitig bei Alkoholabhängigkeit?
Kurzfristige Alkoholzufuhr: • mehr Dopamin, volle Rezeptoren → Belohnung • gestörte Serotonin-Übertragung
Abhängigkeit: • gestörte Dopamin- & Serotonin-Funktion • besonders in Stress- & Bedrohungssituationen
Folge: Emotionale Reaktionen außer Kontrolle, Frontalhirnregulation ausgeschaltet
(Folie 84) Wie wirkt Fluoxetin (SSRI) in der Therapie alkoholkranker Gewalttäter?
Blockiert Wiederaufnahme von Serotonin
Folge: mehr Serotonin bleibt länger im synaptischen Spalt
Studie: 12 Wochen Fluoxetin + Verhaltenstherapie → Gruppe 1 vs. Placebo
(Folie 85) Welche Effekte zeigte die Fluoxetin-Studie auf Aggression?
Weniger Reizbarkeit
Weniger Gewalt gegenüber Partnern/Familie
Wirkung stärker, wenn Verhaltenstherapie + Fluoxetin kombiniert
(Folie 86) Wie wirkt D-Cycloserin (DCS) in der Alkoholtherapie?
Dopamin-Antagonist → blockiert Rezeptoren
weder Dopamin noch Alkohol können andocken
Studie: 12 Wochen DCS vs. Placebo + Reiz-Expositionstherapie → „Alles außer trinken“
(Folie 87) Welche Ergebnisse zeigte die DCS-Therapie?
Belohnungssystem reagiert weniger stark auf Alkoholreize
Craving reduziert
Rückfallrisiko gesenkt
Mechanismus: weniger Dopamin-Aktivität → schwächere Assoziation Alkohol = Belohnung
Zuletzt geändertvor 6 Tagen