(Folie 3) Warum wird Schizophrenie manchmal mit „Krebs der psychischen Krankheiten“ verglichen?
Weil Schizophrenie sehr schwerwiegend und langwierig verläuft, mit massiven Folgen für Betroffene und Angehörige.
• Zitat einer Mutter im Video: „so etwas wie Krebs unter den psychischen Krankheiten“
• Verdeutlicht die Schwere und Lebensveränderung durch die Krankheit
(Folie 4) Wie lassen sich schizophrene Symptome unterteilen?
In drei Hauptgruppen:
Positive Symptome (etwas „zu viel“)
Halluzinationen (z.B. Stimmenhören)
Wahnvorstellungen
Negative Symptome (etwas „zu wenig“)
Apathie = Teilnahmslosigkeit
Fehlender Emotionsausdruck
Mangelnde Zielorientiertheit
Kognitive Symptome
Gedächtnisstörungen
Aufmerksamkeitsdefizite
Gestörte Gedankenabläufe
(Folie 4) Was versteht man unter „positiven“ Symptomen bei Schizophrenie?
„Positiv“ bedeutet: etwas Zusätzliches, das Gesunde nicht haben (aber fehlerhaft).
• Halluzinationen = Stimmenhören
• Wahnvorstellungen
(Folie 4) Was versteht man unter „negativen“ Symptomen bei Schizophrenie?
„Negativ“ bedeutet: etwas fehlt, was Gesunde haben.
• Apathie (Teilnahmslosigkeit)
• fehlender Gefühlsausdruck
• mangelnde Zielorientierung
(Folie 4) Welche kognitiven Symptome treten bei Schizophrenie auf?
• Gedächtnisstörungen
• Aufmerksamkeitsdefizite
• gestörte Gedankenabläufe
(Folie 6) Welcher Neurotransmitter spielt bei Schizophrenie eine zentrale Rolle – und wie führt er zu Halluzinationen?
• Dopamin-Überschuss im Gehirn
• Folge: Halluzinationen als zentrales Symptom
Abhilfe: Dopamin-Antagonisten (z. B. Neuroleptika) blockieren diese Wirkung
(Folie 6) Warum sind Dopamin-Antagonisten heikel in der Behandlung?
• Bei zu wenig Dopamin treten Bewegungsstörungen auf
(z. B. parkinson-ähnliche Symptome)
(Folie 7) Welche Rolle spielen neben Dopamin auch andere Neurotransmitter bei Schizophrenie?
• Auch Glutamat und GABA sind gestört
• Diese sind fast an allen Hirnfunktionen beteiligt:
– Sinneswahrnehmung
– Bewegung
– Lernen & Gedächtnis
• Dopamin und Glutamat beeinflussen sich gegenseitig → Störungen verstärken sich
(Folie 8) Wie zeigt sich ein Dopamin-Überschuss im Striatum bildgebend?
• PET-Scans mit radioaktiv markiertem L-Dopa (Dopamin-Vorstufe)
• Ergebnis: höherer L-Dopa-Gehalt im Striatum von Schizophrenie-Patient:innen als bei Gesunden
• Stärke des Überschusses korreliert mit der Positiv-Symptomatik
(Folie 9) Wie wirkt Chlorpromazin im Gehirn?
• Bindet an D2-Rezeptoren (v. a. im Striatum)
• Verhindert, dass Dopamin andocken kann
→ wirkt als Antagonist
(Folie 10–11) Welche Veränderungen der Neurotransmitter sind je nach Gehirnareal typisch für Schizophrenie?
• Dopamin ↑ im Striatum / Basalganglien
• Dopamin ↓ im präfrontalen Kortex
• Glutamat/GABA ↓ im präfrontalen Kortex
(Folie 12) Warum wirken Dopamin-Antagonisten wie Chlorpromazin besonders im Striatum?
• Striatum: viele D2-Rezeptoren, wenige D1
• Präfrontaler Kortex: viele D1-Rezeptoren, wenige D2
→ Schizophrenie: v. a. Überaktivierung an D2-Rezeptoren
→ Medikamente blockieren gezielt diese D2 → starke Wirkung im Striatum
(Folie 14) Wie wurde in der Studie von Dierks et al. (1999) akustische Halluzination im fMRT untersucht?
Zwei Experimente im Scanner:
Experiment a: Patient:innen drücken eine Taste, wenn sie eine innere Stimme hören (= Halluzination).
Experiment b: Patient:innen hören über Kopfhörer echte Stimmen:
normal gesprochener Text (S)
rückwärts gesprochener Text (R)
Kontrollton (T)
(Folie 15) Was passiert im Gehirn, wenn Schizophrenie-Patient:innen eine halluzinierte Stimme hören?
• Aktivierung im Heschl‘schen Gyrus (primärer auditorischer Kortex) steigt an
• exakt derselbe Bereich wie beim Hören echter Stimmen
→ Halluzinationen werden wie reale Sprache verarbeitet
(Folie 15) Was zeigt der Vergleich von Halluzination vs. echte Stimme im fMRT?
• Bei Halluzinationen: Aktivierung im auditorischen Kortex ↑
• Bei echter Stimme (S, R): Aktivierung im auditorischen Kortex ↑
• Kontrollton (T) löst deutlich weniger Aktivierung aus
→ Gehirn unterscheidet nicht zwischen innerer Stimme und real gehörter Sprache
(Folie 17) Was passiert beim Oddball-Paradigma, das zur Messung der Mismatch-Negativity verwendet wird?
• Standardton (S) wird sehr häufig wiederholt (z. B. tiefer Ton, 50 ms).
• Deviant-Ton (D) taucht selten dazwischen auf (z. B. höherer Ton oder längere Dauer).
• Proband:innen hören passiv zu oder reagieren aktiv per Tastendruck.
→ Misst die Fähigkeit, abweichende akustische Reize zu erkennen.
(Folie 18) Wie zeigt sich die Mismatch-Negativity (MMN) im EEG-Signal?
• Nach ca. 200 ms: ERP zeigt stärkere negative Aktivierung auf Deviant als auf Standard.
• Berechnung: MMN = ERP(D) – ERP(S)
– Beispiel: D = –2.5 µV, S = +0.5 µV → MMN = –3.0 µV
→ Je größer die MMN, desto besser erkennt das Gehirn abweichende Töne.
(Folie 18) Warum gilt die MMN als Maß für akustische Aufmerksamkeit?
• Starke MMN = schnelles, präzises Erkennen des abweichenden Tons.
• Schwache MMN = Defizit in Aufmerksamkeit / akustischer Verarbeitung.
→ MMN ist direktes neurophysiologisches Maß für Aufmerksamkeitsleistung.
(Folie 19) Wie unterscheidet sich die MMN bei Schizophrenie-Patient:innen im Vergleich zu Gesunden?
Studie Koshiyama et al. (2020):
• Standard vs. Deviant in Dauer (50 ms vs. 100 ms) und Tonhöhe (1000 Hz vs. 1200 Hz).
• Schizophrene zeigen kleinere MMN → abweichende Töne werden schlechter erkannt.
→ Belegt die Aufmerksamkeitsdefizite in Schizophrenie.
(Folie 21) Wie funktioniert Neurofeedback im EEG oder fMRT?
• Gehirnaktivität wird gemessen (EEG/ERP oder fMRT).
• Diese Aktivität wird in Echtzeit in ein visuelles Signal übersetzt (z. B. ein Flugzeug oder eine Rakete).
• Patient:in versucht mit Gedanken (Konzentration/Entspannung) das Objekt zu steuern.
→ Rückmeldung („Feedback“) über Erfolg/Misserfolg der Gedankenkontrolle.
(Folie 22) Wie steuern Gedanken die Bewegungsrichtung eines Objekts im Neurofeedback?
Beispiel aus einem ADHS-Training:
• Entspannung → Objekt bewegt sich nach unten (z. B. an Schlafen denken).
• Konzentration → Objekt bewegt sich nach oben (z. B. Matheaufgaben denken).
→ Verschiedene mentale Zustände verändern messbare Gehirnaktivität.
(Folie 23) Welche Gehirnareale sind beim Neurofeedback besonders wichtig?
• Präfrontaler Kortex → Kontrolle von Aufmerksamkeit & Emotionen
• Temporo-parietaler Kortex (Assoziationskortex) →
– Verarbeitung & Kombination von Sinnesreizen
– Steuerung von Aufmerksamkeit
(Folie 24–25) Wie wurde Neurofeedback in der Studie von Orlov et al. (2018) bei Schizophrenie eingesetzt?
• Ziel: Senkung akustischer Halluzinationen durch Kontrolle der Aktivierung im auditorischen Kortex.
• Aufgabe: Patient:innen sollten eine Rakete zur Erde lenken (= Aktivität senken).
• Ergebnis:
– Mit Training: sinkende Aktivierung im auditorischen Kortex (bes. STG).
– Niedrigste Aktivierung am letzten Trainingstag → Erfolg bestätigt.
(Folie 26) Wie unterscheiden sich echte Sprache und halluzinierte Stimmen nach Neurofeedback-Training?
• Echte Sprache → starke Aktivierung im sekundären auditorischen Kortex (STG).
• Halluzinierte Stimmen nach Training → deutlich geringere Aktivierung.
→ Neurofeedback kann helfen, Halluzinationen abzuschwächen.
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