(Folie 3) Wo wird Oxytocin im Körper gebildet und wie gelangt es ins Blut?
• Bildung: im Hypothalamus
• Weiterleitung: Transport über Nervenbahnen zum Hypophysenhinterlappen (Neurohypophyse)
• Abgabe: von dort in den Blutkreislauf
(Folie 4) Welche langbekannten körperlichen Funktionen reguliert Oxytocin?
Bei Männern:
• Reguliert Peniserektion
• Fördert Ejakulation (durch Ausschüttung bei Penis-Berührung)
Bei Frauen:
• Steuerung von Fortpflanzungsfunktionen (z. B. Uterus- und Milchdrüsenkontraktion – implizit durch Referenz)
Details merken:
• Grafische Darstellung: Beteiligung von Nebenhoden, Prostata und Hoden
(Folie 6) Wie wird endogenes Oxytocin freigesetzt?
• Auslöser: Tastrezeptoren der Haut registrieren sanfte Berührungen (z. B. Streicheln am Arm)
• Signalweg: Aktionspotential → Hypothalamus → Weiterleitung zum Hypophysenhinterlappen
• Wirkung: Freigesetztes Oxytocin beruhigt beide Stress-Systeme (Cortisol & Adrenalin) und wirkt direkt auf Gehirnareale
Auch sanfte Berührungen an primären oder sekundären Geschlechtsorganen (Partner*in/Baby) lösen Oxytocinfreisetzung aus → erklärt die „langbekannten Funktionen“ (Folie 4).
(Folie 7) Welche Wege gibt es für exogenes Oxytocin und wie gelangt es in den Körper?
Zufuhrarten:
• Intravenös (Spritze)
• Pulmonal (über Atemwege)
• Nasenspray
• Inhalatoren (Nebulizer)
Wirkung:
→ Exogenes Oxytocin gelangt in den Blutkreislauf
(Folie 8) Wohin wirkt Oxytocin im Körper, egal ob endogen oder exogen?
• Alle Organe: inkl. Sexualorgane & Organe der Stress-Systeme (Herz, Lunge, Darm, Muskulatur)
• Zentrale Gehirnareale: Amygdala, Präfrontaler Kortex, Hippocampus …
(Folie 9) Wie entfaltet Oxytocin seine Wirkung in den Zellen?
• Eigenschaft: hydrophiles Hormon → kann nicht einfach in Zellen diffundieren
• Notwendig: passender Oxytocin-Rezeptor
• Mechanismus: Rezeptorbindung setzt Second Messenger frei → vermittelt Wirkung
(Folie 10) Warum wirkt dieselbe Oxytocin-Dosis bei Menschen unterschiedlich?
• Unterschiedliche Rezeptortypen durch Gene festgelegt:
– TTCGGG-Rezeptoren: binden Oxytocin länger → stärkere Wirkung
– CCGAGA-Rezeptoren: schwächere Wirkung
• Jeder Mensch besitzt nur einen Rezeptortyp → Wirkung ist genetisch festgelegt
(Folie 11) Welche Gehirnareale steuern die soziale & emotionale Verarbeitung von Oxytocin?
• Hypothalamus: Ausschüttung von Oxytocin
• Amygdala: erhält Oxytocin → verarbeitet Bedrohung & Emotion
• Anteriorer cingulärer Kortex (ACC): erkennt sozialen Konflikt, leitet Info an präfrontalen Kortex weiter
• Präfrontaler Kortex: reguliert, kann Amygdala-Aktivität erhöhen oder senken
(Folie 14) Wie wurde getestet, ob Oxytocin Stress senken kann?
Studie (Chen et al., 2011, PNAS):
• Probanden: Männer (~23 J.) mit guten oder schlechten Oxytocin-Rezeptoren
• Test: Trier Social Stress Test (TSST) → harte, gemeine Fragen durch Experimentator*innen, Kamera-Aufzeichnung, Trennung durch Sichtwand
• Variation: mit oder ohne sozialen Support (Berührung/Zuspruch der Partnerin vor Test)
• Messung: Speichelproben → Cortisol-Wert (Stresshormon)
(Folie 15) Wie beeinflusst Oxytocin die Stressreaktion im TSST?
• Gute Rezeptoren: Zuspruch durch Partnerin → Cortisolspiegel sinkt
• Schlechte Rezeptoren: kein Effekt, selbst mit Zuspruch
• Schlussfolgerung: Stresssenkung durch Oxytocin funktioniert nur bei Menschen mit genetisch vorteilhaften Rezeptoren
Grafik:
– Durchgezogene schwarze Linie: gute Rezeptoren + Zuspruch → niedrigstes Cortisol
– Gestrichelte Linien: zeigen, dass ohne gute Rezeptoren kaum Reduktion messbar ist
(Folie 17) Welche Formen von Empathie gibt es und wie werden sie untersucht?
1) Kognitive Empathie:
• Fähigkeit, Emotionen anderer zu erkennen (z. B. Gesichtsausdrücke auf Bildern).
2) Emotionale Empathie:
• Fähigkeit, mitzufühlen, wie stark man selbst das Gefühl einer anderen Person teilt.
👉 Studie: Hurlemann et al., 2010 – getestet mit Oxytocin-Nasenspray bei gesunden Probanden.
(Folie 18) Wie wirkt eine exogene Oxytocin-Gabe auf Empathie?
• Kognitive Empathie:
→ kein Unterschied zwischen Oxytocin (OT) und Placebo (PLC).
• Emotionale Empathie:
→ OT verstärkt sowohl das Mitfühlen (ED) als auch das sich-involviert-Fühlen (EI).
→ gilt unabhängig davon, ob die gezeigten Bilder positiv, negativ oder neutral waren.
(Folie 21) Wie beeinflusst Oxytocin das Verhalten von Männern in Paarbeziehungen gegenüber fremden Frauen?
Studie (Hurlemann & Scheele, 2016):
• Männer (Single vs. in Beziehung) sollten sich einer attraktiven Fremden nähern.
• Mit Oxytocin-Nasenspray: Männer in Paarbeziehung hielten größeren Abstand.
• Vermutung: Oxytocin verstärkt Paarbindung und Gruppengefühl.
(Folie 22) Was verraten die Reaktionszeiten über Oxytocin und Näheverhalten?
• Männer in Beziehung: brauchten unter Oxytocin länger, um sich für eine Position zu entscheiden → spiegelt stärkeres Distanzverhalten.
• Kontrolltest: bei positiven, nicht-sozialen Bildern (Blumen, Essen) kein Unterschied.
👉 Interpretation: Oxytocin wirkt selektiv bei sozialen Reizen und wird als „Treuehormon“ gedeutet.
(Folie 23) Welche Rolle spielt der Nucleus accumbens bei Oxytocin und Näheverhalten?
• Funktion: Belohnungsempfinden im Gehirn.
• Männer in Beziehung: Unter Oxytocin → mehr Aktivierung im Nucleus accumbens als unter Placebo.
👉 Bedeutet: Das Abstandhalten zu fremden Frauen wird durch Oxytocin als belohnender erlebt.
(Folie 25) Was zeigte Paul Zaks Untersuchung zur Oxytocin-Konzentration auf Hochzeiten?
• Höchster Wert: bei der Braut
• Danach: Brautmutter und Bräutigam
• Andere Gäste: Höhe des Oxytocin-Spiegels hing davon ab, wie eng sie sich mit dem Brautpaar verbunden fühlten
Schlussfolgerung:
→ Oxytocin zeigt die Stärke der Gruppenzugehörigkeit an.
(Folie 27) Warum wirkt Oxytocin bei Männern und Frauen unterschiedlich auf die Amygdala?
• Männer: Oxytocin → senkt Amygdala-Aktivität beim Ansehen negativer Gesichtsausdrücke.
• Frauen: Oxytocin → steigert Amygdala-Aktivität.
Interpretation:
• Bei Frauen: Oxytocin interagiert mit Östrogen/Progesteron → verstärkte Bedrohungsdetektion & Suche nach Schutz (evolutionär: Schutz für Kind).
(Folie 28) Wie verändert Oxytocin die Wahrnehmung von Gruppenzugehörigkeit?
Studie (De Dreu et al., 2011, PNAS):
• Probanden: niederländische Männer.
• Implicit Association Test (IAT):
– Ingroup = niederländische Namen → schneller mit positiven Wörtern verknüpft.
– Outgroup = deutsche Namen → schneller mit negativen Wörtern verknüpft.
Mit Oxytocin:
• Verstärkte positive Bewertung der eigenen Gruppe.
• Verstärkte negative Bewertung der Fremdgruppe.
(Folie 29) Wie verstärkt Oxytocin die ingroup–outgroup-Trennung im IAT?
• Regard-Score: Ingroup/positive Assoziationen werden noch schneller beantwortet.
• Disregard-Score: Outgroup/negative Assoziationen werden noch schneller beantwortet.
👉 Mit Oxytocin:
• Eigene Gruppe wird noch positiver bewertet.
• Fremdgruppe wird noch negativer bewertet.
(Folie 30) Wie kann Oxytocin bei Jugendlichen mit negativen sozialen Erfahrungen wirken?
Studie (Lebowitz, 2019):
• 168 Jugendliche mit Ängstlichkeit.
• Je mehr negative Interaktionen (z. B. Mobbing, Ausschluss), desto stärker die Suizid-Idealisierung.
• Oxytocin-Gabe → verstärkte negative Gruppengefühle und Zunahme der Suizidgedanken.
(Folie 31) Unter welcher Bedingung wirkt exogenes Oxytocin positiv?
• Nur, wenn die Person in einem positiven sozialen Umfeld lebt (Freundschaft, Familie, Partnerschaft).
• In einem negativen Umfeld kann Oxytocin die negativen Gefühle verstärken.
Zuletzt geändertvor 6 Tagen