Buffl

Team

PN
von Patrick N.

Welche Arten von Fehlern gibt es?

1. Vermeidbare Fehler (Avoidable Errors)

Vermeidbare Fehler entstehen durch Abweichungen von bekannten Prozessen. Sie treten typischerweise bei Massen- oder Routineoperationen in der Fertigung oder bei Dienstleistungen auf.

Ursachen: Wenn Mitarbeitende die etablierten Prozesse nicht konsequent befolgen, sind die Ursachen üblicherweise Mutwilligkeit, Unaufmerksamkeit oder ein Mangel an Fähigkeiten.

Charakteristik: Da die Prozesse bekannt sind, können diese Ursachen leicht aufgedeckt und beseitigt werden.

Reaktionen: Produktive Reaktionen auf vermeidbare Fehler umfassen Schulung, Umschulung, Prozessverbesserung oder die Umgestaltung des Systems. Bei wiederholtem Auftreten oder anderweitig tadelnswertem Verhalten ist auch das Ahnden dieser klaren Verstöße notwendig.

Beispiel: Checklisten oder ritualisiertes Lernen bei winzigen Abweichungen, wie das "Stop the line" beim Toyota Production System, können hier Lösungen bieten.

2. Unvermeidbare Fehler in komplexen Systemen (Complex Errors)

Diese Fehlerkategorie beruht auf der inhärenten Unsicherheit der Arbeit, insbesondere in komplexen Systemen.

Ursachen: Sie entstehen, weil eine spezifische Kombination aus Bedürfnissen, Menschen und Problemen niemals zuvor in dieser Form vorgekommen ist.

Kontext: Beispiele hierfür sind das Führen eines schnell wachsenden Start-ups oder die Entwicklung eines Produkts, die immer in Unsicherheit stattfinden. Auch in hochkomplexen Organisationen wie Ölplattformen oder Atomkraftwerken ist ein Systemfehler ein fortwährendes Risiko.

Umgang: Obwohl schwere Fehler durch gute Praktiken für Sicherheit und Risikomanagement vermieden werden können, sind kleine Prozessfehler unvermeidlich.

Lernen: Solche Fehler als "schlecht" zu bewerten, ist ein falsches und kontraproduktives Verständnis davon, wie komplexe Systeme funktionieren. Um Folgefehler zu vermeiden, müssen kleine Fehler schnell identifiziert und behoben werden.

Reaktionen: Produktive Reaktionen beinhalten die Fehleranalyse aus verschiedenen Perspektiven, das Identifizieren von Risikofaktoren und die Systemverbesserung.

3. Intelligente Fehler (Intelligent Errors)

Intelligente Fehler sind jene Fehler, die als nützlich betrachtet werden können, da sie wertvolles Wissen liefern. Sie sind ein „Feature“ und kein „Bug“ für das Lernen.

Zweck: Diese Fehler sind notwendig, um einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz zu erlangen und zukünftiges Wachstum zu sichern.

Kontext: Sie treten auf, wenn Experimente notwendig werden und die Antworten im Vorhinein nicht bekannt sind.

Beispiele: Die Entwicklung von Medikamenten, der Aufbau eines grundlegend neuen Geschäfts oder die Entwicklung eines innovativen Produkts sind Aufgaben, die intelligente Fehler erfordern. Im Rahmen der Organisationsentwicklung werden Veränderungen als Experimente begriffen, bei denen Safe-to-Fail-Experimente durchgeführt und Fail-Fast angestrebt werden sollen.

Reaktionen: Intelligente Fehler sollten mit Wertschätzung behandelt werden. Produktive Reaktionen umfassen das Abhalten von Scheiterparties und das Vergeben von Scheiterauszeichnungen, eine gründliche Ergebnisanalyse (um Konsequenzen auszuloten) sowie das Brainstorming neuer Hypothesen und die Entwicklung der nächsten Schritte oder Experimente.

Fazit zur Haltung:

Das agile Mindset geht davon aus, dass Fehler in komplexen Umgebungen unvermeidlich sind und jeweils als Chance verstanden werden können, etwas zu lernen. Wenn Fehler nicht vermieden werden können (insbesondere komplexe und intelligente Fehler), müssen wir eine Umgebung schaffen, in der wir sie mit Neugier erforschen

Author

Patrick N.

Informationen

Zuletzt geändert