Grundfragen bei der Auseinandersetzung mit quanitativen Studien
Welche aV und uVs gibt es?
Welche analytische Ebene haben die Forschenden im Blick?
Variable und Konstante
Konstante = sw. Merkmal mit nur einer Ausprägung
Variable = sozialwissenschaftliches Merkmal mit mindestens 2 Ausprägungen
Manifeste Variable: direkt beobachtbar (z.B. Haarfarbe, Größe)
Lantente Variable: nicht direkt beobachtbar (z.B. Bildung, Einkommen)
diese können unterteilt werden in vermutete Ursache-Wirkungs-Beziehung:
abhängige Variable (aV): Sachverhalt, der erklärt werden soll
unabhängige Variable (uV): Merkmal, das einen (vermuteten) Einfluss auf die aV hat
oft gibt es mehrere uVs!
Indikator = beobachtbarer Sachverhalt, der einen theoretischen Begriff in die Realität "übersetzt".
Forschungsdesign
= methodische Gesamtplan eines empirischen Forschungsprojekts — also der Rahmen, der festlegt, wie du deine Forschungsfrage beantworten willst.
Geklärt wird:
Untersuchungsebene
Mikroebene = Individualebene
Zusammenhang zwischen Individualmerkmalen wie Einkommen & Bildung
Mesoebene (Kontextebene) = analytische Ebene der Verbände, Parteien und Organisationen und verknüpft Makro/Mikro Ebenen (z. B. wie beeinflusst das politische Klima in einer Region das individuelle Wahlverhalten?)
Makroebene = Gesellschafliche Ebene
Zusammenhang zwischen Merkmalen Systemeigenschaften wie Nationalstaaten, oder auf regionaler oder lokaler Ebene
Beispiel:
Mirkoebene: Arbeitslosigkeit (uV) -> Wahlbeteiligung (aV)
Makroebene: Arbeitslosenquote (uV) -> Wahlbeteiligung (aV)
Untersuchungsform
Experimentell:Manipulation einer Variable und Ursache beobachten -> Laborexperiment zur Wirkung politischer Werbung
Nicht-Experimentell: Beobachtung nur vorhandener Zusammenhänge -> Befragung zur politischen Einstellung
Querschnittstudie: Daten an einem Zeitpunkt erhoben.
Trendstudie: Daten zu mehreren Zeitpunkten, aber bei unterschiedlichen Untersuchungseinheiten erhoben.
Panelstudie: Daten bei den gleichen Untersuchungseinheiten mehrmals erhoben.
Häufigkeit der Datenerhebung
einmalig: Querschnitt
Mehrmalig: Trend, Panel
Methoden der sozialwissenschaftlichen Forschung
Forschungslogik = systematische Vorgehen, das in der Wissenschaft angewendet wird, um von Fragen oder Problemen zu empirisch überprüfbaren Schlussfolgerungen zu gelangen
z.B.: qualitativ (Induktion) oder quantitativ (Deduktion)
Strategien/ Techniken = Werkzeuge, die zur Bearbeitung einer konkreten Forschungsfrage zur Verfügung stehen
Befragung, Beobachtung, Experimente, Sekundäranalysen, Aktionsforschung, Inhaltsanalysen, Querschnitts- oder Längsschnittstudien
Qualitative und Quantitative Methoden der Sozialwissenschaften und Mixed Methodes
Zentrale Merkmale:
Dimension
Qualitative Meth.
Quantitative Meth.
Forschungsziel
verstehen
erklären
Forschungsprozess
zirkulär
linear
Fallzahl
gering
viele
Forschungsdaten
Worte
Zahlen
Hypothesen
generierend
- anfangs sehr allgemein, um neue Aspekte im Untersuchungsprozess berücksichtigen zu können.
-werden dann fortlaufend präzisiert, modifiziert und revidiert
prüfend
-werden explizit vor Datenerhebung formuliert, basierend auf Theorie und bestehendem Forschungsstand.
-Ziel: Überprüfung von Zusammenhängen
-Ergebnis der Prüfung= (vorläufige) Bestätigung oder Falsifizierung
Forschungslogik
Induktion
-Von Einzelfall (Beobachtung) auf allgemeine Regel (Gesetz)
Deduktion
-vom Allgemeine auf das Besondere
Auswertung
offen
Verfahren nach Przyborski:
Methodologie der Grounded Theory
Verfahren der Narrationsanalyse
objektive Hermeneutik
dokumentarische Methode
statistische Verfahren
z.B: quantit. Datenerhebung
Empirische Informationen werden numerisch kodiert (z. B. politische Interesse: 0 = „überhaupt nicht“, 3 = „sehr interessiert“).
Zahlen ermöglichen statistische Auswertungen.
Genelralisierung
= Erkenntnisse über den Einzelfall hinaus auf allgemeine Zusammenhänge übertragen (Abstraktion).
hoch
Fallauswahl meist durch Zufallsstichproben.
Mit Inferenzstatistik lassen sich Ergebnisse innerhalb bestimmter Fehlergrenzen auf die Grundgesamtheit übertragen.
Gemeinsamkeiten
arbeiten mit empirischen Informationen.
Ziel, Erkenntnisse über gesellschaftliche Strukturen und Handlungen zu erlangen, die über den konkreten Einzelfall hinausweisen
Intersubjektive Nachvollziehbarkeit (Prüfbarkeit)
andere Forschende müssen verstehen können, wie man zu den Ergebnissen gekommen ist.
Fundierte Generalisierungen
Schlussfolgerungen, die über einzelne Fälle hinausgehen, basierend auf tiefgehender Kenntnis des Untersuchungsgegenstands
Kritische Reflexion der Ergebnisse
z.B. Wo könnten Fehler, Verzerrungen oder methodische Schwächen liegen?
Ziel: Verlässlichkeit und Transparenz der Forschung
Mixed Methodes
= Kombination beider Ansätze, weil Viele Forschungsfragen lassen sich sowohl qualitativ als auch quantitativ bearbeiten
Methodenmix:
Quantitative Daten: standardisierte Befragungen, Bibliotheksstatistiken
Qualitative Daten: Beobachtungen, Schulaufsätze, informelle Gespräche
Durch foolgende Strategien:
Sequenziell: qualitative und quantitative Forschung folgen nacheinander.
Komplementär: beide Methoden ergänzen sich gleichzeitig.
Aktuelle Tendenz:
Zunahme von Mixed-Methods-Studien (Baur et al. 2018),
Mehrheit der Forschung bleibt jedoch klar qualitativ oder quantitativ.
4 Kriterien zur Charakterisierung sozialwissenschaftlicher Forschung
Ziel wiss. Forschung = Inferenz (vgl. Schlussfolgerung)
-> Erklärung soz. Sachverhalte auf Basis empirischer Daten, durch:
deskriptive Inferenz, bei der aus beobachteten Daten auf nicht beobachtete Fakten geschlossen wird, oder
kausale Inferenz, bei der Erklärungen für die Beobachtungen entwickelt werden.
Wissenschaftl. Vorgehensweise = öffentlich
-> sozialwiss. Forschung erfordert transparente und nachvollziehbare Methoden, durch:
Offenlegung von empirischen Beobachtungen, theoretischer Argumentation, methodischem Vorgehen und Schlussfolgerungen
Möglichkeit für andere, diese kritisch zu prüfen, nachzuvollziehen und zu replizieren
→ ohne Transparenz kein überprüfbarer, öffentlicher wissenschaftlicher Akt.
Schlussfolgerungen sind unsicher (vgl. Fehleranfälligkeit)
-> bei Erhebung, Analyse und Interpretation von Daten können Fehler entstehen -> wissenschaftliche Schlussfolgerungen sind daher grundsätzlich unsicher -> Ausmaß dieser Unsicherheit kann jedoch abgeschätzt werden
Gemeinsamkeit ist die Methode
-> Sozialwissenschaftliche Forschung lässt sich nicht über Inhalte definieren, sondern nur über ihre Methode.
Heißt: Forschungslogik, Strategien und Techniken bilden die Grundlage der Wissenschaft.
Wichtig - nach King et al. (1994, S. 9:
Wissenschaft ist ein soziales Unternehmen: Trotz unvermeidbarer Fehler trägt Forschung nur dann zum Erkenntnisfortschritt bei, wenn ihre Methoden verstanden, offengelegt und kritisch diskutiert werden – so können alle an Beschreibung, Theorieentwicklung und Theorietestung mitwirken.
Nominaldefinition
Wichtiger Bestandteil der Konzeptspezifikation: sorgt für eindeutige Begriffsbestimmung und Abgrenzung.
Nominaldefinition = reine Bedeutungsübertragung zur Festlegung, wie ein (neuer) Begriff verwendet wird, indem auf bereits bekannte Begriffe zurückgegriffen wird.
Beispiel: Schimmel = Pferd mit weißem Fell.
Bestandteile:
Definiendum = das zu definierende Wort / der neue Begriff.
Schimmel
Definiens = das definierende Wort / Ausdruck, der zur Erklärung genutzt wird.
Pferd mit weißem Fell
Funktionen
ermöglicht eindeutige Kommunikation über abstrakte Begriffe.
schaffen klare Abgrenzungen zu anderen Konzepten.
Grundlage für empirische Forschung (Theorien, Analysen, Befunde).
Ohne ND könnten Begriffe mehrdeutig verwendet werden, was zu Missverständnissen führt.
Probleme:
Unklare Begriffe im Definiens: Wenn die verwendeten Begriffe selbst nicht eindeutig sind, müssen sie ebenfalls definiert werden.
Beispiel: Wenn „Pferd“ oder „Fell“ unklar ist, müssten sie selbst zum Definiendum erhoben werden.
Definitorischer Regress: Gefahr einer endlosen Definitionskette → muss durch allgemein anerkannte, „selbstverständliche“ Grundbegriffe gestoppt werden.
Definitorische Zirkel: Definitionen, in denen das Definiendum im Definiens enthalten ist → Zirkularität.
Beispiel: „Politische Beteiligung ist, wenn sich ein Bürger politisch beteiligt.“
Realdefinition
auch: ontologische oder sachbezogene Definition
Mit dem Ziel des Verstehens und Erklärens, nicht nur des Benennens (wie bei der ND), unterscheidet sie sich deutlich von der Nominaldefinition:
Realdefinition = wird ein (neuer) Begriff durch sein Wesen bzw. seine Beschaffenheit definiert.
beschreibt die realen Merkmale, Eigenschaften oder Ursachen, die einen Gegenstand oder Begriff ausmachen, und geht über eine bloße Bedeutungszuweisung hinaus.
Heißt: Legt verbindlich fest, was zum Kern des Sachverhalts gehört.
Beispiel
Nominaldefinition: „Schimmel = Pferd mit weißem Fell“ → bloße Bezeichnung.
Realdefinition: „Ein Schimmel ist ein Pferd, dessen Fellpigmente durch genetische Faktoren weiß erscheinen, wodurch das Tier charakteristische physiologische Merkmale aufweist.“ → erklärt wesentliche Eigenschaften und Ursachen.
Probleme
Es gibt keine objektiven Kriterien, um zu prüfen, ob das Wesen eines Sachverhalts angemessen erfasst wurde.
Daher sind Realdefinitionen nicht eindeutig richtig oder falsch
Konsequenz: eignen sich nicht für wissenschaftliche Arbeiten, da die Überprüfbarkeit fehlt.
Erklärung:
Sie ist eine Behauptung über die Realität, nicht nur über die Bedeutung eines Begriffs.
Wissenschaft funktioniert über prüfbare, nachvollziehbare Aussagen.
Bei einer Realdefinition gibt es kein objektives Kriterium, um festzustellen, ob sie „richtig“ oder „falsch“ ist, bei Nominaldefinitionen schon
Operationale Definition
Operationalisierung = Übersetzung eines theoretischen Begriffs in empirisch messbare Indikatoren.
Verbindet theoretische Begriffe mit der empirischen Realität.
Legt fest, wie ein Begriff (z. B. „Intelligenz“) durch beobachtbare Indikatoren messbar gemacht wird.
Heißt: Operationale Definitionen sind entscheidend, um theoretische Konzepte messbar und überprüfbar zu machen. Sie sind zentral für die Validität empirischer Forschung.
Problem:
Ein Begriff kann in unterschiedlichen Studien verschiedene Indikatoren erhalten (z. B. „Bildung“, „Demokratie“).
Unterschiedliche Indikatoren → unterschiedliche empirische Ergebnisse.
Kritische Analyse empirischer Studien: Prüfung der Angemessenheit der verwendeten Indikatoren.
2 Grundmodelle der Erklärung sozialer Sachverhalte
Deduktiv-nomologisches Modell (auch: D-N-Modell / Hempel-Oppenheim-Modell)
Quantitative Sozialforschung nutzt das D-N-Modell als Grundmodell der Erklärung.
Explanandum: „Zu erklärendes Phänomen“ – die Aussage über den Sachverhalt, z. B. „Die Wahlbeteiligung in Deutschland sank von 1998–2009“.
Explanas: „Erklärende“ – umfasst allgemeines Gesetz (Allaussage) + Randbedingungen (konkrete situative Angaben).
Funktionsweise:
Wenn-Dann-Beziehung: Allgemeines Gesetz beschreibt zeitlich und räumlich unbeschränkten Zusammenhang zwischen zwei Sachverhalten
Randbedingungen beziehen sich auf die konkrete Situation.
Erklärung durch deduktive Ableitung: Explanandum wird aus Gesetz + Randbedingungen logisch gefolgert.
= Gesetz(G): Wenn ein Faden mit einer Mindestlast belastet wird, dann reißt er + Randbedingung 1 (R1) Maximalbelastung 1kg + R2: Angehängtes Gewicht 2kg -> Explanandum: Faden reißt
Voraussetzungen einer DN-Erklärung:
Explanandum muss logisch korrekt aus dem Explanans ableitbar sein.
Explanans muss ein allgemeines Gesetz enthalten.
Explanans muss wahr sein.
Explanans muss empirisch überprüfbar sein (Gesetz + Randbedingungen).
Erweiterung nach Esser (1999b): Explanandum muss empirisch wahr sein.
Induktiv-statistisches Modell (auch: I-S-Modell / probabilistische Erklärung)
In den Sozialwissenschaften gibt es keine strikten, allgemein gültigen Gesetze wie in den Naturwissenschaften. Deshalb wird das D-N-Modell modifiziert: statt absoluter Gesetze werden Wahrscheinlichkeiten verwendet.
Ziel: Vorhersage sozialer Phänomene mit Wahrscheinlichkeit, nicht mit logischer Sicherheit.
Bestandteile
Probabilistische Gesetz (PG): Gesetz in Form einer Wahrscheinlichkeit.
Beispiel: Bürger, die sich sehr für Politik interessieren, gehen wahrscheinlich wählen
Randbedingung: die nur für konkrete Situationen gelten
Beispiel: Max Mustermann interessiert sich sehr für Politik
Explanandum: zu erklärendes Phänomen
Beispiel: Max Mustermann beteiligt sich wahrscheinlich an den Wahlen
Heißt: Je höher die Wahrscheinlichkeit im Gesetz, desto wahrscheinlicher ist das Explanandum, aber keine Sicherheit.
Vergleich:
Merkmal
D-N-Modell
I-S-Modell
Gesetz
Allgemeingültig (Allaussage), zeitlich-räumlich unbeschränkt
Probabilistisches Gesetz (statistische Wahrscheinlichkeit)
Explanandum
Kann deduktiv abgeleitet werden
Kann nur mit Wahrscheinlichkeit prognostiziert werden
Sicherheit
Logisch zwingend
Nicht sicher, auch bei richtigem Explanans kann Explanandum falsch sein
Fachbegriff
D-N-Erklärung
I-S-Erklärung oder I-S-Begründung
Wissenschaftstheorie - Kritischer Rationalismus
Wissenschaftstheorie = „Aussagenbündel darüber, was Wissenschaft ist und wie sie vorzugehen hat“ (Gehring & Weins 2009).
Allgemeine Prinzipien für:
Formulierung inhaltlicher Theorien
Methodisches Vorgehen bei Untersuchungen
Synonyme: Metatheorien oder „Theorien über Theorien“
Funktion der Wissenschaftstheorie (Häder 2019)
Beschäftigt sich mit der Logik des Forschens.
Legt Spielregeln für wissenschaftliches Arbeiten fest und begründet sie.
Vergleich: gutes Kochbuch – sagt nicht nur wie, sondern auch warum bestimmte Vorgehensweisen sinnvoll sind.
= Wissenschaftstheorie legt die Regeln und Prinzipien wissenschaftlichen Arbeitens fest, erklärt deren Begründung, und dient als Metaebene, um Theorien und Methoden systematisch zu gestalten.
Kritischer Rationalismus (Karl Popper)
Wissenschaft soll wahre Aussagen über die Realität machen — aber: absolute Wahrheit kann nie endgültig bewiesen werden
Stattdessen sollen Theorien kritisch geprüft werden und an Realität scheitern können.Nur so kann Wissenschaft lernen und Fortschritt erzeugen.
Merkmale:
Falsifizierbarkeit: Laut Popper sind nur Aussagen wissenschaftlich, die an der Realität überprüfbar sind und widerlegt (falsifiziert) werden können.
ungleich: Verifikation = Versuch, eine Aussage endgültig zu bestätigen („beweisen”)
Vorläufigkeit: Auch bestätigte Aussagen gelten nur vorläufig („bewährt“).
Empirischer Bezug: Begriffe beziehen sich auf beobachtbare Realität
Kritik statt Bestätigung: Ziel, Aussagen kritisch zu prüfen, statt blind zu bestätigen
Aber Achtung vor: Basissatzproblem
Basissatz: durch Konventionen beschlossene Festsetzungen, die sich auf intersubjetiv beobachtbare Sachverhalte beziehen.
Aussagen werden nicht direkt durch „die Realität“ geprüft, sondern durch Beobachtungssätze (Aussagen über Beobachtungen).
Diese Beobachtungssätze können fehlerhaft sein → eine direkte, unproblematische Prüfung ist nicht möglich.
> Du kannst nie alle Raben der Welt sehen → also nie beweisen, dass alle schwarz sind.
> Aber: ein einziger weißer Rabe reicht, um die Aussage
Poppers Lösung
Beobachtungssätze (Basissätze) werden konventionell anerkannt: man akzeptiert sie per Beschluss vorläufig als Prüfgrundlage = Diese Anerkennung ist vorläufig
Praktische Konsequenzen für Forschende
Intersubjektive Nachvollziehbarkeit:
Der gesamte Forschungsprozess muss so dokumentiert werden, dass Dritte nachvollziehen können, wie Ergebnisse zustande gekommen sind (Methoden, Entscheidungen, Kriterien).
Methodische Sorgfalt:
Bei Datenerhebung und -auswertung sind die höchstmöglichen methodischen Standards anzuwenden, damit die Basissätze (Beobachtungen) so zuverlässig wie möglich sind.
Arten von Forschungsprojekten
Unterscheidung
Typ
Merkmale
Initiierung/Finanzierung
Auftragsforschung
Auftraggeber bestimmt Thema, Ziel, Zeit, Geld; Ergebnisse dürfen nicht beeinflusst werden
Ministerium beauftragt Studie zur Integration
Selbst initiiert
Forschende wählen Thema selbst, beantragen Mittel (z. B. DFG)
Wissenschaftlerin untersucht freiwillige Arbeit in Großstädten
Zielrichtung
Grundlagenforschung
Theorien prüfen/entwickeln, Wissen erweitern
Einfluss digitaler Medien auf Wahlverhalten
Anwendungsorientierte Forschung
Praktische Probleme lösen, Handlungsempfehlungen geben
Entwicklung eines Bürgerbeteiligungskonzepts
Achtung: Hausarbeit ist kein Forschungsprojekt!
Studierende durchlaufen nicht alle Phasen eines empirischen Forschungsprojekts.
Besonders am Studienanfang handelt es sich meist um Literaturberichte:
Der Forschungsstand zu einem Thema wird zusammengefasst und bewertet.
Eine konkrete Forschungsfrage wird auf Basis vorhandener Literatur beantwortet – nicht durch eigene Datenerhebung.
10 Projektphasen sozialwissenschaftlicher Forschungsprojekte
Klärung, ob man Quantitativ oder Qualititativ forschen möchte. Unterschiede bestehen in der Art, wie man vorgeht (z. B. Datenerhebung, Analyse), aber:
Beide müssen Themen wählen, Begriffe klären, Daten erheben, auswerten und veröffentlichen. → Die Gemeinsamkeiten sind größer als die Unterschiede
Ablauf:
(1) Festlegung des Forschungsthemas
│Beispiel: „Politisches Vertrauen“ ist ein Thema – aber noch keine konkrete Forschungsfrage
▼
(2) Auseinandersetzung mit dem Stand der Forschung
│ → Beide zusammen führen zu…
(3) Formulierung der Forschungsfrage
│konkret und überprüfbar
(4) Konzeptspezifikation (Begriffsdefinition)
│Begriffe müssen präzise theoretisch geklärt werden, um eindeutig und messbar zu sein
Beispiel: Was meint man genau mit „Vertrauen“ oder „Legitimität“?
Alltagsbegriffe müssen in wissenschaftliche Konzepte übersetzt werden.
z. B. „Wutbürger“ → ein Konzept sozialer Proteste, das man empirisch untersuchen kann.
(5) Hypothesenbildung
│Hypothesen = theoriegeleitete Vermutungen über Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge.
Wichtig: Hypothesen müssen falsifizierbar sein – also an der Realität scheitern können (Prinzip des Kritischen Rationalismus).
(6) Operationalisierung
│Übersetzung theoretischer Begriffe in beobachtbare Indikatoren, um Theorien empirisch messbar zu machen, über Korrespondenzregeln.
z. B. das theoretische Konzept „Vertrauen“ → messbar durch Fragen wie „Wie sehr vertrauen Sie der Regierung?“
(7) Prüfung: Liegen geeignete Daten vor?
├──► JA → (8) Sekundäranalyse
│
└──► NEIN → (9) Primäranalyse: Entwicklung eines Forschungsdesigns
│Wichtige Entscheidungen:
Untersuchungsebene: Gesellschaft (Makro) oder Individuum (Mikro)?
Art der Studie: Experimentell (Labor, Feld) oder nicht-experimentell (Querschnitt, Panel, Trend)?
Zeitdimension: Einmalige oder wiederholte Erhebung?
Ziel: Ein Design wählen, das zur Frage und zu den Ressourcen passt.
(10) Auswahlverfahren: Über wen/welche Einheiten will man Aussagen treffen?
|
(11) Datenerhebung:
Formen: Befragung, Beobachtung, Inhaltsanalyse
| Arten
Vollerhebung: z.B. Bundestagswahl: alle wahlberechtigten Bürger*innen
Vorteile: vollständige Datenbasis.
Nachteile: sehr aufwändig, oft nicht praktikabel, häufig unnötig.
Teilerhebung: nur einer Auswahl der Elemente der Grundgesamtheit als dominantes Verfahren in den Sozialwissenschaften.
Zufallsverfahren → nach mathematischem Zufallsprinzip.
repräsentativ, statistisch sauber.
Nicht-zufällige Verfahren → z. B. bewusste Auswahl (oft in qualitativer Forschung).
Stichprobe: Elemente aus der Grundgesamtheit nach festen Regeln ausgewählt
Willkürliche Auswahl: keine festen Regeln; Elemente werden frei oder opportunistisch gewählt.
(12) Datenaufbereitung & Datenanalyse
│Daten müssen bereinigt, strukturiert und ausgewertet werden.
Bereinigung = Fehlerkorrektur, Umgang mit fehlenden Werten usw.
Analyseverfahren hängen von Forschungsfrage & Datentyp ab (z. B. Regressionsanalyse, qualitative Inhaltsanalyse).
(13) Publikation der Ergebnisse
Ergebnisse müssen veröffentlicht werden, sonst tragen sie nicht zum wissenschaftlichen Fortschritt bei.
Typische Formen:
Abschlussbericht (oft intern)
Bücher, Zeitschriftenartikel (öffentlich & wissenschaftlich relevant)
= (begründete) Annahmen über den Zusammenhang von zwei Merkmalen.
Konzeptspezifikation
Warum Konzeptspezifikation?
Viele sozialwissenschaftliche Begriffe (z. B. Politikverdrossenheit, Vertrauen, politische Beteiligung) stammen aus dem Alltag.
Alltagssprache ist oft mehrdeutig, wertend und unpräzise → keine einheitliche Definition.
Problem: Unscharfe Begriffe führen zu:
Schwieriger Interpretation empirischer Befunde
Unklaren Hypothesen
Eingeschränkter kumulativer Forschung
> „Concepts are central to the enterprise of political science. The concepts we use shape the world we see… Without solid conceptual foundations, the edifice of political science is insecure.“ (Schedler 2011, S. 370-371)
> „Concept formation thus lies at the heart of all social science endeavor… It is impossible even to conceptualize a topic, as the term suggests, without putting a label on it.“ (Gerring 2001, S. 35)
Ziel der Konzeptspezifikation
Begriffe eindeutig definieren, um sie von ähnlichen Konzepten abzugrenzen
Grundlage für:
Empirische Forschung
Hypothesenformulierung
Valide Operationalisierung
Ziel: Identifikation, Definition und systematischer Vergleich relevanter Konzepte.
Grundprinzipien guter Konzeptspezifikation
Eindeutige Definition: Begriff klar beschreiben
Abgrenzung: Ähnliche Begriffe differenzieren
Operationalisierung: Messbare Indikatoren ableiten
Empirische Relevanz: Begriff erlaubt konkrete Hypothesen und Forschung
Elemente eines Konzepts (Gerring 2001)
Term: Name/Label des Konzepts (z. B. „Politikverdrossenheit“)
Intension: Menge der Attribute/Eigenschaften, die ein Objekt haben muss, um unter das Konzept zu fallen
Beispiel „Auto“: Motor, Räder, Türen
Extension: Gesamtheit der Objekte, die die Attribute der Intension erfüllen
Beispiel „Auto“: alle realen Autos mit Motor, Rädern und Türen
Merksatz: Je größer die Intension (mehr Attribute), desto kleiner die Extension (weniger Objekte fallen darunter).
Qualitätsmerkmale
Präzision: Wie genau lässt sich ein Objekt oder Ereignis dem Konzept zuordnen?
Eindeutigkeit: Konsistente Verwendung des Konzepts durch verschiedene Personen
Adäquatheit: Passung von Intension und Extension; das Konzept umfasst relevante Objekte, aber nicht zu viele oder zu wenige
Vier Schritte der erfolgreichen Konzeptspezif. (Wonka 2007)
= zeigt, was untersucht wird, wie es verstanden wird und warum es so sinnvoll ist
Zentrale Konzepte identifizieren
Ausgangspunkt: Forschungsthema bzw. Forschungsfrage.
Zentrale Konzepte = meist abhängige und unabhängige Variablen.
Beispiele:
Forschung zu sozialem Vertrauen → Konzept „Soziales Vertrauen“
Forschung zu Europäisierung → Konzept „Europäisierung“
Ziel: Festlegen, welche Schlüsselbegriffe die Untersuchung strukturieren.
Spezifikation in der Fachliteratur prüfen
Orientierung an etablierten Konzepten der Disziplindurch intensive Literaturrecherche → kumulatives Wissen
Bei unterschiedlichen Bedeutungen:
passendste Spezifikation für Forschungsfrage auswählen und begründen.
Falls nötig → Re-Spezifizierung prüfen (Anpassung an neuen Kontext).
Intension gewählter Konzeptspezifikation offenlegen
Wichtig: Bedeutung und Attribute des Konzepts klar darstellen. Beispiel: „Sozialkapital“ (Bourdieu vs. Putnam).
Ziel: Intersubjektive Nachvollziehbarkeit → Grundlage für wissenschaftlichen Diskurs
Präzision, Eindeutigkeit und Adäquatheit prüfen
Präzision: Wie genau ist das Konzept definiert?
Eindeutigkeit: Wird es konsistent verwendet?
Adäquatheit: Passt es zur Forschungsfrage?
Zweckmäßigkeit der Spezifikation ist kontextabhängig – sie kann nur im Hinblick auf das konkrete Forschungsthema beurteilt werden.
Negativ-Beispiel: Politikverdrossenheit
Heterogenes Konzept (Arzheimer 2002):
Objekte: Parteien, Politiker, Regierung, Demokratieprinzip, Verwaltungen, Kirchen, Gewerkschaften
Einstellungen: Unzufriedenheit, Enttäuschung, Misstrauen, Desinteresse, Angst, manchmal politisches Interesse
Problem: keine einheitliche Definition → unklare empirische Forschung
Lösung: Präzisere Konzepte nutzen, z. B. politische Unterstützung
Positiv-Beispiel: Politische Unterstützung (Easton 1965)
Objekte politischer Unterstützung:
Politische Gemeinschaft
Politisches Regime
Politische Autoritäten
Arten politischer Unterstützung:
Spezifisch: abhängig von Leistungen der Institution
Diffus: unabhängig von konkreten Leistungen
Bedeutung:
Zentral in der empirischen Demokratieforschung
Grundlage für zahlreiche Weiterentwicklungen (z. B. Fuchs 1989; Norris 1999; Braun & Schmitt 2009)
Praxisbezogenheit:
Begriffe müssen definiert und abgegrenzt werden, bevor sie empirisch untersucht werden.
Beispiel „Politikverdrossenheit“: heterogen, unklar → ersetzt durch präzisere Konzepte wie politische Unterstützung (Easton 1965).
Wissenschaftliche Begriffe ermöglichen:
Formulierung gehaltvoller Hypothesen
Validierbare Operationalisierung
Kumulative Forschung
Zentrale Schwierigkeiten:
Gleicher Begriff, unterschiedliche Bedeutung (Intension)
Viele Konzepte nutzen denselben Begriff, aber unterschiedliche Definitionen (Attribute).
Beispiel: „Sozialkapital“
Bourdieu (1983): Ressourcen durch Zugehörigkeit zu Netzwerken („Vitamin B“)
Putnam (2000): Netzwerke, Normen & Vertrauen als Quelle sozialer Kooperation
→ Beide nutzen denselben Term, aber mit verschiedener Intension.
Konsequenz: Begriffliche Unklarheit, Missverständnisse, nicht vergleichbare Forschung.
Lösung: Offenlegung der verwendeten Konzeptspezifikation im Forschungsprozess.
Kontextabhängigkeit der Konzepte → evtl. Re-Spezifizierung nötig
Konzepte sind oft zeitlich oder räumlich gebunden.
Bei Anwendung in anderem Kontext → prüfen, ob Konzept noch passend („Fit“)
Wenn nicht: Re-Spezifizierung erforderlich
= Anpassung eines Konzepts an neuen Untersuchungsgegenstand, z. B. durch Änderung oder Erweiterung der Attribute.
Früher: Nur Wahlbeteiligung (Verba & Nie 1972)
Erweiterung auf alle freiwilligen Tätigkeiten zur Einflussnahme auf Politik→ z. B. Demonstrationen, Unterschriftenaktionen (Kaase 1995)
Später: Diskussion über individualisierte Formen (politischer Konsum, Online-Aktivismus)→ erneute Re-Spezifizierung (van Deth 2014 ff.)
Gefahr: falsche analytische Erfassung und fehlerhafte Schlussfolgerungen (Wonka 2007)
= Konzepte sind nie „neutral“ → Bedeutung hängt vom theoretischen Kontext ab.
Offenlegung, Präzisierung und Kontextanpassung sind entscheidend für wissenschaftliche Nachvollziehbarkeit.
Re-Spezifizierung hält Konzepte anschlussfähig und empirisch brauchbar.
Detailliert:
Forschungsthema
Forschungsstand (Literaturrecherche)
Forschungsfrage
Das Forschungsthema bildet den Ausgangspunkt jedes Forschungsprojekts.
= grober Rahmen , ist aber noch keine ausreichende Arbeitsgrundlage.
Erst die Forschungsfrage macht ein Projekt konkret, überprüfbar und zielgerichtet.
Relevanz = entscheidend, damit die Arbeit nicht nur geschrieben, sondern auch gelesen wird (Stykow et al. 2010).
🔹 Vom Thema zur Frage – Vorgehen
Themenwahl: Orientierung an persönlichem Interesse (Auftrag) und wissenschaftlicher Relevanz durch Auseinandersetzung mit bestehendem Forschungsstand
Dimensionen der Relevanz: Idealfall: Forschungsprojekt erfüllt beide Kriterien.
Theoretisch: Beitrag zum wissenschaftlichen Diskurs, zur Erweiterung des Wissens, Prüfung von Hypothesen, Verbesserung von Theorien oder Methoden
Empirische Prüfung ungetesteter Hypothesen
Aufdeckung von Inkonsistenzen in Theorien
Identifizierung empirischer Fälle, die Theorien bisher nicht erklären
Entwicklung klarer Konzepte oder Messinstrumente
Formulierung alternativer Erklärungen
Anwendung einer bestehenden Theorie auf neues Forschungsfeld
Gesellschaftlich: Bedeutung für die „reale Welt“, zum Verständnis und Vorhersage sozialer, politischer oder ökonomischer Phänomene, die viele Menschen betreffen
Wer ist betroffen? – Identifikation der betroffenen Personengruppen
Wie lassen sich die Effekte bewerten? – Analyse der Konsequenzen; Bewertung nach mehreren, explizit ausgewählten Maßstäben
Welche Ratschläge können erteilt werden? – Diskussion praktischer Implikationen; Empfehlungen müssen normativ fundiert und argumentativ nachvollziehbar sein
⚠️ Appelle, persönliche Meinungen oder emotionale Kommentare gehören nicht in wissenschaftliche Texte.
Beispiel: Direkte Demokratie
Vorteile: politische Aufmerksamkeit, politisches Lernen, staatsbürgerliche Verantwortung („Schule der Demokratie“)
Problem: geringe Beteiligung → soziale Selektivität (überproportional Gebildete, Männer)
Bewertung abhängig vom Demokratieverständnis:
Liberales Modell: problematisch → verletzt politische Gleichheit
Elitäres Modell: positiv → qualifiziertere Entscheidungen
Thema eingrenzen:
Breite Themen wie „soziale Ungleichheit“ → zu groß. Eingrenzen nach:
Ebene: lokal, national, international
Zeit: z. B. Entwicklung über die Jahre
Dimension: Mikro- oder Makroebene
oder Präzisierung durch Kombination von Kernbegriffen →
z. B. statt „Wahlforschung“
→ „Lokale Unterschiede der Wahlbeteiligung in Deutschland“.
Forschungsstand analysieren:
Gibt Kenntnis über bestehende Erkenntnisse, Theorien und offener Fragen zum Erkennen von:
theoretischen Ansätzen
empirischen Ergebnissen
Forschungslücken
Vermeidung von Überschneidungen mit bereits erforschten Themen.
Auseinandersetzung mit dem Forschungsstand sichert den kumulativen Charakter der Wissenschaft → Forschung baut aufeinander auf (Lehnert et al. 2007).
Literaturrecherche gibt Überblick über den aktuellen Forschungsstand gewinnen.
= Grundlage für Formulierung der Forschungsfrage.
Wissenschaftliche Texte = Texte, die wissenschaftlich geprüft, nachvollziehbar und theoretisch fundiert sind.
Erkennbar an:
Literaturverzeichnis / Quellenangaben
Autorenschaft durch Fachwissenschaftler
Veröffentlichung in anerkannten wissenschaftlichen Verlagen oder Zeitschriften
Kriterien zur Bewertung von Fachliteratur
Zitierfähigkeit: Quelle ist öffentlich zugänglich und nachvollziehbar
Zitierwürdigkeit: Quelle erfüllt wissenschaftliche Qualitätsstandards
Relevanz: Quelle ist inhaltlich relevant zur Forschungsfrage
Leitfragen: Was suche ich? (Thema grob festlegen)→ Wo suche ich? (Rechercheorte & -mittel, Thema weiter eingrenzen)
Erst bei einer ungefähren Forschungsfrage → systematische Recherche (nach Stykow)
wenn alle verfügbaren Bibliotheks- und elektronischen Recherchemittel konsequent genutzt werden, um sämtliche Erscheinungsformen wissenschaftlicher Information abzudecken
Arten wiss. Fachliteratur
Monografie: Buch zu einzelnem Thema oder Forschungsproblem, unterteilt in:
Lehrbücher: Überblick & Grundlagen (z. B. Diekmann 2011; Schnell et al. 2023)
Studien: spezifische Forschungsfragen, oft aus Dissertationen/Habilitationen
Schlüsselwerke: prägende Klassiker (z. B. Almond & Verba 1963, Huntington 1996, Lijphart 1999)
Rechercheort:
Online-Kataloge der Universitätsbibliotheken
OPAC (Online Public Access Catalogue)
KVK (Karlsruher Virtueller Katalog: Meta-Suchmaschine, durchsucht mehrere Bibliothekskataloge gleichzeitig.
BASE (Bielefeld Academic Search Engine): Eine der weltweit größten Suchmaschinen für wissenschaftliche Web-Dokumente (> 340 Mio.).
Pollux (FID Politikwissenschaft): Fachinformationsdienst speziell für Politikwissenschaft, ca. 12 Mio. Nachweise.
Sammelbände: Sammlung mehrerer Beiträge verschiedener Autoren
Herausgegeben von Fachwissenschaftlern
z.B. Handbuch empirische Sozialforschung (Baur & Blasius 2022)
Rechercheort: wie Monografie
Fachzeitschriften: z.B: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie (KZfSS)
Fachaufsätze = zentrale Kommunikationsmedium, i.F. aktuellste und verlässlichste Quelle für neue Forschungsergebnisse
Web-of-Science
SSCI (Social Science Citation Index): Wichtigste Fachdatenbank der Sozialwissenschaften.
IBZ: monatlich aktualisiert > 3,5 Mio. Aufsätze aus 11.500 Zeitschriften (seit 1983) ABER nicht alle Zeitschriften erfüllen wissenschaftliche Standards
JSTOR: Online-Archiv älterer Fachzeitschriftenausgaben.
Statistiken & Forschungsdaten:
Amtliche Statistiken:
Statistischen Bundesamt
Eurostat
OECD
Weltbank
ACHTEN AUF Datenharmonisierung bei internationalen Vergleichen
als PRIMÄRQUELLEN bevorzugt
Komerzielle Datenportale: Statista
Sozialwissenschaftl. Datensätze: von Forschungsinstituten
z.B. Gesis: größte deutsche Infrastruktureinrichtung für Sozialwissenschaften
Politbarometer
ALLBUS
Grundlage für empirische Sekundäranalysen
Formen der Literaturübersicht:
Narrative Review (traditionelle Literaturübersicht):
unsystematisch / subjektiv, Typisch für theoretisch-argumentative Arbeiten
Systematic Review (systematische Literaturübersicht)
Auswahl: nach festgelegten Kriterien (Ein-/Ausschlusskriterien, Datenbanken, Suchbegriffe) = transparent und nachvollziehbar für objektive Zusammenfassung des Forschungsstands
Grundlage häufig für Metaanalysen oder quantitative Vergleiche
Wichtige Begriffe bei Recherche:
Open Access: Freier und kostenloser Zugang zur Maximierung der Verbreitung
DOI (Digital Objekt Identifier): Dauerhafte, eindeutige Kennung zur Online-Version eines Dokuments
Zentrale Prinzipien:
Primärquellen vor Sekundärquellen!
Kombination mehrerer Recherchemittel notwendig.
Abstracts helfen bei schneller Relevanzbewertung.
Zitationshäufigkeit (Times Cited) = Indikator für Bedeutung eines Werks.
VPN-Verbindung oft nötig für Volltextzugriff.
Entwicklung der Forschungsfrage:
Leitet sich aus Lücken oder offener Probleme des Forschungsstands ab.
Muss präzise, forschungsleitend und beantwortbar sein und dient Strukturierung des gesamten Projekts (Theorie, Methode, Analyse).
Grundformen
Deskriptiv: meist WIE-Fragen zur Erfassung & Darstellung von Fakten
Erklärend (analytisch): meist WARUM-Fragen zur Untersuchung von Ursachen und Zusammenhängen
In den Sozialwis. zentral!
Strategien zur Entwicklung nach Westle & Stykow
Identifizierung neuer Phänomene: Gesellschaftliche, technologische oder ökonomische Veränderungen führen zu neuen Fragestellungen.
Beispiel: Wie beeinflusst das Internet die politische Partizipation?
Theorienkonkurrenz: Vergleich unterschiedlicher theoretischer Ansätze zur Erklärung eines Phänomens; empirische Überprüfung, welche Theorie zutreffender ist.
Beispiel: Welcher Ansatz erklärt am besten die Zustimmung zur EU? (Gabel 1998)
Wiss. Rästel (puzzles): Überraschende empirische Befunde, die bestehenden Theorien widersprechen → Erklärungsbedarf.
Beispiel: Warum fördert das Internet nicht die politische Partizipation, obwohl es Informationskosten senkt?
Zentrale Methode: Formulierung einer Warum-Frage, um Diskrepanzen zwischen Theorie und Empirie zu erklären.
Kriterien für eine gute Forschungsfrage
Klarheit: eindeutig und verständlich formuliert
Begründbarkeit: theoretisch und empirisch relevant
Machbarkeit: im Rahmen des Projekts bearbeitbar
Prüfbarkeit: empirisch untersuchbar (z. B. durch Daten)
Bezug zur Theorie: knüpft an bestehende Forschung an
Forschungsfragen entstehen nicht aus dem Bauchgefühl, sondern aus dem Forschungsstand.
Deskriptive Fragen sind Basiswissen – erklärende Fragen treiben Forschung voran.
Gute Fragen beginnen mit „Warum“ und zielen auf Kausalzusammenhänge.
In Hausarbeiten steht die Reflexion und Anwendung existierender Literatur im Mittelpunkt, nicht originäre Forschung.
Forschungsfrage grenzt das Projekt ein, bearbeitet ein Problem und wird als Frage formuliert.
Zuletzt geändertvor 3 Tagen