(Seite 3) Was versteht man unter „Persönlichkeit“ im weiteren und im engeren Sinne?
Weiterer Sinn: Gesamtheit aller Merkmale, die eine Person stabil kennzeichnen und sie von anderen unterscheiden (z. B. Temperament, Fähigkeiten, Einstellungen).
Engerer Sinn: Temperament als Verhaltensstil – also wie jemand etwas tut.
Details merken: Temperament gilt heute als „Kern der Persönlichkeit“.
(Seite 7) Was ist der idiographische Ansatz in der Persönlichkeitspsychologie?
Griechisch ideos („eigen“) + graphein („beschreiben“)
Fokus: Einmaligkeit der Persönlichkeit
Erkenntnisziel: Qualitative Forschung, z. B. Fallstudien
Probleme: geringe Ökonomie und Anwendbarkeit
Beispiel: Untersuchung einer Einzelperson (z. B. Carl) und seiner individuellen Prägung.
(Seite 8) Worin unterscheidet sich der nomothetische Ansatz vom idiographischen?
Griechisch nomos („Gesetz“)
Ziel: allgemeine Gesetzmäßigkeiten und Kategorisierung aller Personen
Forschung: Quantitativ, z. B. Korrelationsanalysen
Persönlichkeit = einzigartiges Muster in universellen Dimensionen
Beispiel: Vergleich des IQs einer Person mit einer Referenzstichprobe.
(Seite 9) Warum bedeutet eine Korrelation noch keine Kausalität?
Weil die Beziehung zwischen zwei Variablen …
zufällig sein kann,
durch eine dritte Variable erklärt wird oder
in umgekehrter Richtung wirken kann. Merke: Nur Experimente erlauben kausale Aussagen.
(Seite 12) Wie prüft man Kausalität in der Persönlichkeitspsychologie?
Durch Experimente mit Manipulation einer Variable.
Beispiel: Rückmeldung über Testleistung („gut“ vs. „schlecht“) → Einfluss auf Selbstwert.
👉 Nur Experimente zeigen Ursache-Wirkung-Beziehungen.
(Seite 13) Warum gilt Persönlichkeit als Konstrukt?
Sie ist nicht direkt beobachtbar, sondern nur über Verhalten erschließbar.
Man muss sie operationalisieren (messbar machen).
Beispiel: Mehrfach aggressives Verhalten in ähnlichen Situationen → Schluss auf Aggressivität als Konstrukt.
(Seite 14) Was ist der Unterschied zwischen State und Trait?
State: kurzfristiger Zustand – Verhalten in bestimmten Situationen zu einem Zeitpunkt.
Trait: stabile Eigenschaft – zeigt sich über verschiedene Situationen und Zeiten hinweg.
Beispiel:
State: einmalige Aggression am Samstag.
Trait: wiederholte Aggression über viele Situationen hinweg.
(Seite 15) Was sind Dispositionen und wie stabil sind sie?
• Disposition: Bereitschaft, in bestimmten Situationen bestimmtes Verhalten zu zeigen.
• Zeitlich mittelfristig stabil (über Wochen/Monate).
Unterscheidung:
Absolute Stabilität: Wert bleibt gleich (z. B. IQ = 100 mit 20 und 40 J.).
Relative Stabilität: Rangordnung im Vergleich zu anderen bleibt konstant.
(Seite 18) Welche Vorteile und Nachteile haben Fragebögen zur Erfassung von Persönlichkeit?
Vorteile:
Ökonomisch (schnell & einfach durchführbar)
Oft die einzige sinnvolle Quelle – Selbsteinschätzung
Nachteile:
Antworttendenzen:
Soziale Erwünschtheit → „Lügenskala“ als Gegenmaßnahme
Ja-Sage-Tendenz → Items invertieren
Tendenz zur Mitte
Beispielitem: „Ich sage immer die Wahrheit.“
(Seite 19) Was zeigen Forschungsergebnisse zu Fremdratings gegenüber Selbstratings?
Früher: geringere Übereinstimmung bei sozial (un)erwünschten Eigenschaften
John & Robins (1993): Zwei Fremdrater:innen stimmen meist besser überein als Fremd- und Selbstrating
→ defensive Prozesse beeinflussen Selbstbild stärker.
(Seite 20) Wie beurteilen Meta-Analysen den Vergleich zwischen Selbst- und Fremdratings?
Kim et al. (2019):
Keine generelle Selbstüberschätzung
Nur bei Offenheit kleine Selbstüberschätzung
Fremde bewerten Personen im Schnitt negativer als Freunde oder Familie.
(Seite 21) Welche Rolle spielt das Alter bei der Übereinstimmung zwischen Selbst- und Fremdratings?
Rohrer et al. (2017):
Über 10 000 Personen: moderate Korrelationen
Extraversion r = .41, Neurotizismus r = .33, Verträglichkeit r = .34, Gewissenhaftigkeit r = .30, Offenheit r = .31
Korrelationen steigen mit dem Alter (außer Extraversion)
→ Mit zunehmender Reife wächst die Selbst-Fremd-Konsistenz.
(Seite 22–24) Welche neueren Beobachtungsmethoden gibt es in der Persönlichkeitsforschung?
Klassisch: strukturierte oder offene Beobachtungen, Videoanalyse, Interviews
Digitale & ökologische Ansätze:
E-Mail-Adressen: ermöglichen valide Persönlichkeitsurteile
Zimmeranalyse („Snoopology“, Gosling): Rückschlüsse auf Eigenschaften
Facebook-Daten: Vorhersage von Offenheit & Intelligenz
→ Stichwort: digitale Phänotypisierung
(Seite 25) Was ist das Ziel projektiver Verfahren wie des Rorschachtests?
Ziel: unbewusste Konflikte & Motive aufdecken
Standardauswertung nach fünf Aspekten:
Lokalisation (Gesamt- oder Detaildeutung)
Determinanten (Form, Farbe, Schatten)
Häufigkeit (Banalität vs. Originalität)
Inhalte
Besondere Phänomene (z. B. Reaktionszeit)
Problem: Fehlende Gütekriterien (Objektivität, Reliabilität, Validität).
(Seite 26) Wie funktioniert der Implizite Assoziationstest (IAT)?
Misst implizite Einstellungen (z. B. Vorurteile) über Reaktionszeiten.
Idee: Starke Assoziationen → schnellere Reaktionen.
Basiert auf assoziativen Netzwerken im Gedächtnis (Collins & Loftus, 1975).
Beispiel: „dick ↔ gut/schlecht“ oder „alt ↔ kompetent/inkompetent“.
(Seite 27) Welche Kritik gibt es am IAT und ähnlichen impliziten Verfahren?
Geringe Evidenz, dass Personen ihre impliziten Einstellungen nicht kennen.
Schwacher Zusammenhang zwischen IAT-Ergebnissen und tatsächlichem Verhalten.
Auch implizite Maße besitzen methodische Schwächen – Self-Report wird teils unterschätzt.
(Seite 28) Wie misst das Point Subtraction Aggression Paradigm (PSAP) Aggressivität?
Aufgabe: Geld verdienen per Knopfdruck A.
„Mitspieler:in“ stiehlt regelmäßig Geld → Reaktion B: Bestrafung (ohne eigenen Gewinn).
Aggressivität = Häufigkeit von B.
Studienbefund: Positive Korrelation zwischen PSAP-Aggressivität und Testosteron-Reaktivität (Carre et al., 2013).
(Seite 29) Welche biologischen Verfahren werden in der Persönlichkeitspsychologie genutzt?
fMRT-Beispiel:
Messung neuronaler Aktivität bei emotionalen Reizen (happy/sad/fearful/neutral).
Fragestellung: Reagieren hoch ängstliche Gehirne anders?
→ ermöglicht neurobiologische Korrelate von Persönlichkeit.
(Seite 30) Was leisten genetische Untersuchungen in der Persönlichkeitsforschung?
Menschen teilen 99,9 % ihrer DNA, aber ca. 6,4 Mio Unterschiede.
Genomweite Assoziationsstudien (GWAS):
analysieren Millionen Genvarianten gleichzeitig
suchen Zusammenhänge zwischen Genen & Persönlichkeitseigenschaften
→ Beispiel: Zusammenhang bestimmter Varianten mit Offenheit oder Neurotizismus.
(Seite 35) Wofür steht das Gütekriterium Objektivität und welche Arten gibt es?
Ein Test ist objektiv, wenn das Ergebnis unabhängig von der Testleiterin oder dem Auswerter ist.
Arten:
Durchführungsobjektivität – standardisierte Instruktion.
Auswertungsobjektivität – klare Regeln (z. B. „1 Punkt pro richtige Antwort“).
Interpretationsobjektivität – eindeutige Normtabellen oder Manuals.
👉 Alle drei sichern die Vergleichbarkeit der Ergebnisse.
(Seite 36) Wie wird die Reliabilität eines Tests bestimmt?
Reliabilität = Zuverlässigkeit der Messung.
Ein Test ist reliabel, wenn er bei Wiederholung ähnliche Ergebnisse liefert.
Hauptmethoden:
Retest-Reliabilität: Messung zu zwei Zeitpunkten (z. B. 2024 & 2025).
Paralleltest-Reliabilität: zwei gleichwertige Testformen.
Split-Half-Reliabilität: Vergleich ungerader vs. gerader Items.
Interne Konsistenz: Korrelation jedes Items mit Gesamtscore (Cronbach’s α).
Details merken: Voraussetzung für Retest: Merkmal muss zeitlich stabil sein (z. B. Intelligenz).
(Seite 37) Welche Formen der Validität unterscheidet man?
Validität = Gültigkeit eines Tests – misst er wirklich, was er messen soll?
Inhaltsvalidität: Erfasst der Test alle relevanten Aspekte des Konstrukts?
(z. B. Intelligenz → verbale + räumliche Fähigkeiten)
Kriteriumsvalidität: Zusammenhang mit Außenkriterien (z. B. Berufserfolg).
Konkurrente Validität: zeitgleich erhoben
Prädiktive Validität: sagt späteren Erfolg vorher
Konstruktvalidität: Erfasst der Test das intendierte theoretische Konstrukt?
Konvergente Validität: hohe Korrelation mit ähnlichen Tests
Diskriminante Validität: geringe Korrelation mit fremden Konstrukten
(Seite 39) Welche Nebengütekriterien sind bei psychologischen Tests relevant?
Normierung: Vergleichswerte (z. B. Altersnormen, Referenzstichprobe)
Ökonomie: Dauer, Kosten, Gruppenanwendung
Zumutbarkeit: psychische / körperliche Belastung
Verfälschbarkeit: Möglichkeit gezielter Ergebnismanipulation
Vergleichbarkeit: Existenz von Paralleltests
Nützlichkeit: praktischer Nutzen, z. B. für Personalauswahl
Fairness: keine systematische Benachteiligung bestimmter Gruppen
Ethikkommissionen prüfen Zumutbarkeit & Fairness vor Anwendung.
(Prüfungsleitfrage 1 – S. 40 / M02 VL 02)
Wie unterscheiden sich der idiographische und der nomothetische Ansatz in der Persönlichkeitspsychologie?
Idiographisch (Folie 7):
Griech. ideos = eigen, graphein = beschreiben
Fokus auf Einmaligkeit der Persönlichkeit
Forschung: qualitativ (z. B. Fallstudien)
Persönlichkeit = mehr als Summe ihrer Teile
→ Problem: geringe Ökonomie & Anwendbarkeit
Nomothetisch (Folie 8):
Griech. nomos = Gesetz
Ziel: allgemeine Gesetzmäßigkeiten und Beschreibungssysteme
Forschung: quantitativ (z. B. Korrelationsanalyse)
Persönlichkeit = individuelles Muster universeller Dimensionen
(Prüfungsleitfrage 2 – S. 40 / M02 VL 02)
Warum gilt Persönlichkeit als Konstrukt und was bedeutet das für die Erfassung?
Folie 13:
Persönlichkeit ist nicht direkt beobachtbar – sie muss aus Verhalten erschlossen werden.
Theoretische Konzepte (z. B. Extraversion, Intelligenz) werden durch Operationalisierung messbar gemacht.
Beobachtungen ähnlicher Reaktionen in ähnlichen Situationen → Rückschluss auf hypothetisches Konstrukt.
Beispiel: Aggressives Verhalten in mehreren Kontexten → Konstrukt „Aggressivität“.
(Prüfungsleitfrage 3 – S. 40 / M02 VL 02)
Was ist der Unterschied zwischen State und Trait?
Folie 14–15:
Trait: stabile Eigenschaft – Verhalten über verschiedene Zeiten und Situationen hinweg.
Disposition (Folie 15):
Bereitschaft, in bestimmten Situationen bestimmtes Verhalten zu zeigen.
Zeitlich mittelfristig stabil.
→ State = momentaner Zustand, Trait = überdauernde Tendenz.
(Prüfungsleitfrage 4 – S. 40 / M02 VL 02)
Welche Methoden zur Erfassung der Persönlichkeit wurden vorgestellt?
Folie 18–30:
Selbstbericht (Folie 18):
Fragebögen, ökonomisch, subjektiv, Gefahr sozialer Erwünschtheit
→ „Lügenskala“.
Fremdratings (Folie 19–21):
Einschätzungen durch Freunde/Bekannte, teils höhere Übereinstimmung untereinander als mit Selbstbericht.
Beobachtung (Folie 22–24):
Klassisch (Video, Leitfaden) oder neu (E-Mail, Zimmer, Social Media).
Projektive Tests (Folie 25):
z. B. Rorschach-Test – erfasst unbewusste Motive, aber problematische Gütekriterien.
Implizite Tests (Folie 26–27):
IAT – misst Einstellungen über Reaktionszeiten, jedoch schwache Verhaltenskorrelation.
Labortests (Folie 28):
z. B. PSAP – Aggressionsverhalten unter kontrollierten Bedingungen.
Biologische Verfahren (Folie 29–30):
fMRT (neuronale Aktivität), GWAS (genetische Einflüsse).
(Prüfungsleitfrage 5 – S. 40 / M02 VL 02)
Welche Vor- und Nachteile haben Fragebögen zur Erfassung von Persönlichkeitseigenschaften?
Folie 18:
Ökonomisch, standardisiert, einfache Auswertung
Personen sind oft beste Informationsquelle über sich selbst
Antworttendenzen (soziale Erwünschtheit, Ja-Sage-Tendenz, Tendenz zur Mitte)
Subjektivität → mögliche Verzerrung
Maßnahmen: Lügenskala, invertierte Items
(Prüfungsleitfrage 6 – S. 40 / M02 VL 02)
Was sind die Haupt- und Nebengütekriterien psychologischer Tests – am Beispiel eines Gewissenhaftigkeitsfragebogens?
Hauptgütekriterien (Folie 35–37):
Objektivität: Ergebnis unabhängig von Testleiter:in (Standardisierung).
Reliabilität: Zuverlässigkeit der Messung (Retest, Split-Half, Cronbach’s α).
Validität: Misst der Test wirklich „Gewissenhaftigkeit“?
Inhaltsvalidität → alle relevanten Facetten enthalten
Kriteriumsvalidität → Zusammenhang mit Außenkriterium (z. B. Berufserfolg)
Konstruktvalidität → konvergente und diskriminante Überprüfung
Nebengütekriterien (Folie 39):
Normierung: Vergleichswerte vorhanden?
Ökonomie: Dauer, Kosten, Aufwand
Zumutbarkeit & Fairness: keine Benachteiligung
Verfälschbarkeit & Nützlichkeit: Praktischer Nutzen, Manipulationsanfälligkeit
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