(Seite 8) Welche vier theoretischen Ansätze prägen die Forschung zur Berufswahl?
Vier Hauptansätze erklären Berufswahlprozesse:
Differentialpsychologisch: Passung zwischen Individuum und Umwelt (z. B. Holland).
Entwicklungspsychologisch: Berufswahl als lebenslanger Prozess (z. B. Super).
Handlungspsychologisch / Sozial-kognitiv: Fokus auf Selbstwirksamkeit, Ziele und Erwartungen (z. B. Lent et al.).
Lebensplanungsorientiert: Integration von Beruf und Privatleben (z. B. Abele).
(Seite 10) Was ist die Grundidee des hexagonalen Modells beruflicher Interessen nach Holland (1997)?
Die Berufswahl hängt von der Passung zwischen Person und Umwelt ab.
Sechs Interessentypen (RIASEC): Realistic, Investigative, Artistic, Social, Enterprising, Conventional.
Berufe können nach diesen Typen klassifiziert werden.
Kongruenz (gute Passung) führt zu höherer Zufriedenheit und stabilerer Karriereentwicklung.
(Seite 11) Welche sechs Interessentypen beschreibt Holland im RIASEC-Modell?
Realistic: handwerklich-technisch, Arbeit mit Gegenständen.
Investigative: forschend, analytisch.
Artistic: kreativ, gestalterisch.
Social: erziehend, beratend, pflegend.
Enterprising: führend, organisierend, verkaufend.
Conventional: ordnend, verwaltend, regelorientiert.
(Seite 12) Welche empirischen Befunde stützen Hollands Modell?
Menschen wählen Berufe, die ihren Interessen entsprechen.
Mit steigender Interessenkongruenz wächst die Zufriedenheit.
Der Zusammenhang mit Leistung ist gering.
Klare Interessenschwerpunkte erleichtern Berufswahl und fördern spätere Zufriedenheit. (vgl. Bergmann 2007)
(Seite 15–17) Was ist die Kernaussage des Modells der Laufbahnentwicklung nach Super?
Menschen unterscheiden sich in Fähigkeiten, Interessen und Traits.
Jeder Beruf erfordert bestimmte Kombinationen dieser Merkmale.
Berufswahl ist ein kontinuierlicher Prozess, in dem sich Selbstkonzept und Lebenssituation verändern.
Super beschreibt fünf Phasen der Laufbahnentwicklung:
Wachstum (bis 14 J.)
Exploration (15–25 J.)
Festlegung (25–44 J.)
Festigung (45–65 J.)
Abbau (ab 65 J.)
(Seite 16) Wie versteht Super die Entwicklung beruflicher Zufriedenheit?
Zufriedenheit hängt davon ab,
inwieweit ein Mensch Tätigkeiten findet, die zu seinen Fähigkeiten, Werten, Interessen und Traits passen.
Berufliche Entwicklung ist die Entwicklung eines Selbstkonzepts – ein Kompromiss zwischen persönlichen Voraussetzungen, Möglichkeiten und erwarteten Ergebnissen.
(Seite 21) Welche Grundidee steckt hinter der sozial-kognitiven Laufbahntheorie nach Lent et al. (1994)?
Die Berufswahl entsteht aus dem Zusammenspiel von:
Selbstwirksamkeitserwartung (SWE) → „Kann ich das tun?“
Ergebniserwartung (EE) → „Was passiert, wenn ich es tue?“
Persönlichen Zielen → „Was will ich erreichen?“
Diese drei Variablen bestimmen gemeinsam Interessen, Zielwahl, Handlungen und Leistungen.
(Seite 21) Was beschreibt die Selbstwirksamkeitserwartung (SWE) im Modell von Lent et al.?
Glaube an die eigene Fähigkeit, bestimmte Handlungen auszuführen.
Veränderbar und situationsspezifisch, kein direkter Maßstab für objektive Fähigkeiten.
Entsteht aus:
eigenen Erfolgs-/Misserfolgserfahrungen
Beobachtung anderer
sozialer Überredung
physiologischen und emotionalen Zuständen
(Seite 21–22) Was meint die Ergebniserwartung (EE) im sozial-kognitiven Modell?
Einschätzung, welche Konsequenzen eine Handlung hat.
Entscheidend ist das Zusammenspiel mit der Selbstwirksamkeit: → Nur wenn man glaubt, etwas tun zu können (SWE) und es lohnend findet (EE), wird man handeln.
(Seite 22) Welche Rolle spielen persönliche Ziele im Modell?
Ziele lenken Verhalten und motivieren Handlungen.
Zwei Formen:
Choice Goals → Entscheidung für eine Handlung (z. B. ein Studium beginnen)
Performance Goals → angestrebtes Leistungsniveau (z. B. gute Note)
Rückmeldung durch Zielerreichung wirkt zurück auf SWE und EE.
(Seite 23) Wie entwickeln sich laut Lent et al. berufliche Interessen?
Selbstwirksamkeitserwartungen und Ergebniserwartungen beeinflussen Interessen.
Aus Interessen entstehen Intentionen/Ziele für zukünftige Aktivitäten.
Diese führen zu Wahl von Tätigkeiten und Leistungen (Erfolg oder Misserfolg). → Ein zirkulärer Prozess: Erfahrungen verstärken oder verändern SWE und EE.
(Seite 24) Welche Faktoren wirken laut Lent et al. auf die Karrierewahl?
Lernerfahrungen
Selbstwirksamkeitserwartungen & Ergebniserwartungen
Persönliche Eigenschaften
Sozialer Hintergrund
Kontextfaktoren → Sie beeinflussen die Interessen- und Zielwahl, Handlungen und damit Leistungen.
(Seite 25) Wie erklärt das Modell nach Lent den Zusammenhang zwischen Fähigkeiten und Leistung?
Leistung entsteht nicht allein aus Fähigkeiten, sondern aus deren Zusammenspiel mit:
früherer Leistung (Erfahrungsbasis)
Selbstwirksamkeitserwartung
Ergebniserwartung → Diese drei determinieren das Erreichen von Zwischen- und Endzielen.
(Seite 28) Welche zwei zentralen Wirkmechanismen beeinflussen die Berufswahl?
Selektion
Selbstselektion: Person wählt Berufe, die zu ihren Interessen und Fähigkeiten passen.
Fremdselektion: Auswahl durch Institutionen oder Arbeitgeber.
Sozialisation
Vorberufliche Sozialisation: Einfluss von Familie & Schule, Abschluss durch Berufswahl.
Sozialisation für den Beruf: erfolgt in der Ausbildung.
Sozialisation durch den Beruf: langfristige Prägung durch Arbeitsumfeld & Tätigkeit.
(Seite 29) In welchen Formen kann man den Prozess der Berufswahl verstehen?
Berufswahl lässt sich auf drei Arten auffassen:
Zuordnung: Passung zwischen Person und Beruf.
Entwicklungsprozess: kontinuierliche Reifung und Anpassung über Lebensphasen.
Problemlöseprozess: Schritte wie Orientierung → Exploration → Lösungsfindung → Entscheidung → Evaluation.
(Seite 30) Was meint „Berufswahl als Explorationsprozess“ konkret?
Drei Aspekte der Exploration:
Internale Exploration: Auseinandersetzung mit eigenen Interessen, Fähigkeiten, Erfahrungen.
Externale Exploration: Informationssuche durch Gespräche, Broschüren, Firmenbesuche.
Planfülle der Exploration: Grad der Systematik und Zielgerichtetheit bei der Informationssuche.
(Seite 32) Wie haben sich Erwerbsbiografien im Laufe der Zeit verändert?
Früher:
Aufstieg nach dem Senioritätsprinzip
Vertikale Verbesserungen (Status, Gehalt, Macht)
Arbeitsplatzsicherheit & Loyalität gegenüber Arbeitgeber
Unternehmen übernahmen Verantwortung für Qualifikation
Heute:
Häufige horizontale Wechsel (Patchwork-Biografien)
Eigenverantwortung für Beschäftigungsfähigkeit
Veränderung als Konstante – Strukturen wandeln sich alle 1–2 Jahre
(Seite 33) Was kennzeichnet das proteische Laufbahnmodell?
Verantwortung für die Karriere liegt beim Individuum, nicht bei der Organisation.
Die Person steuert ihre Laufbahn selbst, basierend auf eigenen Werten und Interessen.
Erfolgreiche Individuen zeigen:
Hohe Anpassungsfähigkeit
Selbstkenntnis
Autonomie und Eigenverantwortung
Details merken:
Der Name leitet sich vom wandlungsfähigen Meeresgott Proteus ab → Symbol für Flexibilität und Selbststeuerung.
(Seite 35) Welche Wissensbereiche sollten in der Berufswahlberatung vermittelt werden?
Beratung unterstützt den Explorationsprozess durch drei Wissensdimensionen:
Kenntnis über die Arbeitswelt:
Berufe, Handlungsfelder, Anforderungen, Organisationen, Branchen, Arbeitsentwicklung
Kenntnis über die eigene Person:
Fähigkeiten, Kompetenzen, Interessen, Einstellungen, persönliche Ziele, Karriereerwartungen
Kenntnisse über laufbahnbezogenes Verhalten:
Informationssuche, Kontaktaufnahme, Bewerbung, Netzwerken
Zusätzlich wichtig:
Abbau von Barrieren
Förderung der Selbstwirksamkeitserwartung
(Seite 36) Welche aktuellen Trends prägen die Berufswahl und Laufbahnentwicklung?
Eigenverantwortung & Eigeninitiative
Lebenslanges Lernen
Vermehrte Brüche & Umorientierungen
→ Laufbahnen werden zunehmend individuell, flexibel und selbstgesteuert gestaltet.
📍 Frage auf Folie 37
Welche Prozesse und Einflussfaktoren sind laut der Vorlesung bei der Berufswahl von Bedeutung?
(Informationen aus Folien 28–30):
Zwei zentrale Wirkmechanismen:
Selektion – unterteilt in Selbstselektion und Fremdselektion
Sozialisation –
vorberuflich (Familie, Schule),
für den Beruf (Ausbildung),
durch den Beruf (tägliche Arbeitstätigkeit)
Berufswahl kann verstanden werden als:
Zuordnungsprozess,
Entwicklungsprozess,
Problemlöseprozess (Orientierung → Exploration → Lösungsfindung → Entscheidung → Evaluation)
Exploration umfasst:
internale Exploration (eigene Interessen & Fähigkeiten),
externale Exploration (Gespräche, Informationssuche, Firmenbesuche),
Planfülle (Systematik & Zielgerichtetheit).
Worin unterscheidet sich das Modell der Laufbahnentwicklung (Super) vom Berufswahlmodell (Holland)?
(Informationen aus Folien 10–12 & 15–17):
Holland (1997):
Hexagonales Modell beruflicher Interessen (RIASEC).
Fokus auf Passung zwischen Person und Umwelt.
Gute Passung → höhere Arbeitszufriedenheit und stabilere Karriereentwicklung.
Super (1953/1957):
Berufswahl als kontinuierlicher Entwicklungsprozess.
Menschen unterscheiden sich in Fähigkeiten, Interessen, Persönlichkeit.
Selbstkonzept entwickelt sich über Lebensphasen und Erfahrungen.
Fünf Phasen: Wachstum – Exploration – Festlegung – Festigung – Abbau.
📍 Frage auf Folie 38
Was sind die Charakteristika der proteischen Laufbahnentwicklung?
(Informationen aus Folien 32–33):
Verantwortung für Karriere liegt beim Individuum, nicht mehr bei der Organisation.
Die eigene Laufbahn wird autonom nach persönlichen Interessen und Werten gestaltet.
Erfolgreiche Personen zeigen:
Hohe Anpassungsfähigkeit,
Selbstkenntnis,
Eigenverantwortung.
Gegensatz zu traditionellen Karrieren (früher):
Senioritätsprinzip, Loyalität, Arbeitsplatzsicherheit, Arbeitgeber trug Qualifikationsverantwortung.
Wie kann psychologisches Wissen den Prozess der Berufswahl unterstützen?
(Informationen aus Folien 21–22 & 24–25 & 35):
Förderung der Selbstwirksamkeitserwartung (SWE) → Glaube, eine Handlung ausführen zu können.
Ergebniserwartung (EE) → Einschätzung der Folgen einer Handlung.
Ziele strukturieren Verhalten und verstärken SWE & EE durch Feedback.
Lernerfahrungen formen SWE und EE → beeinflussen Interessen, Zielwahl, Handlungen, Leistung.
In der Beratung: Vermittlung von Wissen über
Arbeitswelt,
eigene Person,
laufbahnbezogenes Verhalten, sowie Abbau von Barrieren und Aufbau von SWE.
Wie können durch psychologisches Wissen geschlechtstypische Differenzen bei der Berufswahl reduziert werden?
(Informationen aus Folien 21–22 & 28 & 33):
Sozial-kognitive Laufbahntheorie (Lent et al.):
Stärkung der Selbstwirksamkeitserwartung in nicht-traditionellen Bereichen.
Förderung positiver Lernerfahrungen → ändert Ergebniserwartungen.
Selektion und Sozialisation (Folie 28):
Geschlechtstypische Prägungen entstehen früh; Reflexion dieser Prozesse notwendig.
Proteisches Laufbahnmodell (Folie 33):
Betonung von Eigenverantwortung und individuellen Werten statt Geschlechterrollen.
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