VL3: Recherche, Literaturbeschaffung (20.10.25)

Sie bildet den Kernprozess fachlichen Arbeitens, da sie:

1. den aktuellen Forschungsstand erschließt

2. die Basis für den Kenntnisstand und das weitere Vorgehen legt

Details merken:

• Ohne Recherche keine fundierte wissenschaftliche Fragestellung.

• Sie nutzt Internet & Datenbanken, um weltweiten State of the Art zu erfassen.

Sie hat besondere Eigenschaften:

• Detaillierte Informationen

• Ständig wachsende Menge

• Kurze Halbwertszeit (schnelle Veralterung)

• Vielfältige Darbietungsformen

Weil sie zur Technik wissenschaftlichen Arbeitens gehören:

• ermöglichen zielgerichtete Informationsbeschaffung

• sichern Qualität und Aktualität der Forschungsergebnisse

Wichtige Literaturarten sind:

1. Monographien – z. B. Lehrbücher, Dissertationen, Habilitationen

2. Sammelwerke – Handwörterbücher, Festschriften, Dokumentationen

3. Fachzeitschriften

4. Tagesaktuelle Printmedien

5. Graue Literatur – z. B. Lehrstuhlberichte, Tagungsberichte, Working Papers

Details merken:

Materialien wie Skripte, die für Außenstehende nicht beschaffbar sind, gelten als nicht zitierfähig.

Absteigend nach wissenschaftlicher Relevanz:

1. Zeitschriftenartikel (Metaanalysen, Reviews, Originalarbeiten, Falldarstellungen)

2. Prüfungsarbeiten (Habilitation, Dissertation, Master-, Bachelorarbeit …)

3. Bücher (abhängig von Autor & Verlag)

4. Abstractbände/Kongressberichte

5. Graue Literatur (ohne ISSN/ISBN; z. B. Protokolle, Referate, Rezensionen …)

Weil sie nicht standardisiert veröffentlicht ist:

• oft ohne ISBN/ISSN

• schwer nachprüfbar

• keine formale Qualitätssicherung

Es richtet sich nach vier Faktoren:

1. Arbeitsphase – Orientierung, Sammlung, Prüfung

2. Ausgangsinformationen – Thema, Autor, Titel usw.

3. Ziele – Überblick, Kompletterhebung, Update

4. Ressourcen – Datenquellen, Kenntnisse, Zeit

Bei frühen oder kleinen Suchanliegen:

• für Nebenfragen oder Nachrecherchen

• zur Exploration eines Themas

• in der Anfangsphase, um Fragestellungen zu bilden

Details merken:

Wird auch „quick and dirty“ genannt – schnell, aber nicht wissenschaftlich tiefgehend.

Typische Merkmale:

• Klare Fragestellung

• Transparente & replizierbare Suchstrategie

• Kritische Bewertung der Ergebnisse

• Angabe von Auswahlkriterien

• Objektivität als Ziel

Er umfasst 10 Schritte:

1. Fragestellung definieren

2. Suchbegriffe aufstellen

3. Recherche-Datenbanken bestimmen

4. Einstiegsrecherche durchführen

5. Schlagwörter ermitteln

6. Suchstrategie entwickeln

7. Gefundene Literatur sichten

8. Recherche ausweiten

9. Literatur beschaffen

10. Literatur auswerten

Details merken:

Notizen zu Suchbegriffen und Strategien direkt in Abschnitt 1.2 „Literaturrecherche“ der eigenen Arbeit eintragen.

Ein praxisnahes Schema:

1. Fragestellung definieren

2. Vorrecherche (unsystematisch)

3. Brainstorming zu Suchbegriffen

4. Systematisierung der Begriffe

5. Datenbanken auswählen (z. B. Psyndex, PsycINFO, Medline)

6. Einstiegsrecherche durchführen

7. Suchstrategie verbessern, bis Treffer relevant

8. Literatur beschaffen

9. Literatur sichten

10. Recherche ausweiten

Sie bieten strukturierte Zusammenfassungen (Abstracts) wissenschaftlicher Arbeiten und ermöglichen eine zielgerichtete Recherche nach Thema, Autor oder Schlagwort.

1. PSYNDEX / PSYTKOM

   • Fokus auf deutschsprachige Beiträge

   • Deckt alle psychologischen Teilgebiete ab

   • Zwei Segmente:

     • Literatur & audiovisuelle Medien

     • Tests (≈ 5 000 Testverfahren)

2. PsycINFO

   • Schwerpunkt auf englischsprachigen Publikationen

   • Enthält Inhalte aus Psychiatrie, Soziologie, Pädagogik, Medizin usw.

   • Rund viermal größer als PSYNDEXplus

• MEDLINE – medizinische Fachliteratur weltweit

• EMBASE – internationale biomedizinische Datenbank

• PubMed – kostenfreier Zugang zu MEDLINE & PubMed Central

• Web of Science – interdisziplinäre Aufsatzdatenbank, qualitativ geprüft

Details merken:

• PubMed & Web of Science bieten Links zu Volltexten.

• Zugriff häufig über Universitätsnetzwerke (z. B. SUB Hamburg).

➡️ Definition der Fragestellung

Sie legt fest, welche Themenbereiche abgedeckt werden müssen (z. B. ADHS und Behandlungsmöglichkeiten).

Erst danach: Suchbegriffe entwickeln.

• Synonyme, Abkürzungen und Sprachvarianten berücksichtigen

• Fachbegriffe mit Tools wie dict.cc oder LEO.org prüfen

• Liste aller Begriffe in einer separaten Datei anlegen

Beispiel ADHS:

adhs | ads | aufmerksamkeit* | hyperaktiv* | behandlung | intervention | therapie

Sie ist eine erste Orientierung:

1. Test mit vorläufigen Suchbegriffen in Abstract-Datenbanken

2. Ergänzung durch Websuchmaschinen (z. B. Google, Google Scholar) → Ziel: Relevante Schlagwörter und Strukturen erkennen.

Es strukturiert Forschungsfragen in vier Dimensionen:

• P – Patients (Population)

• I – Intervention

• C – Comparator (Vergleich)

• O – Outcome (Zielgröße)

Alternative psychologisch:

Zielgröße | Population | Einflussgröße | Design

• * = Platzhalter für Wortanfänge → aufmerksamkeit* → findet „Aufmerksamkeitsdefizit“, „Aufmerksamkeitsstörung“ etc.

• ( ) = Gruppierung von Begriffen → z. B. TI ((adhs OR ads OR aufmerksamkeit* OR hyperaktiv*) AND (behandlung OR therapie))

TI = Suche im Titel-Feld (Title Index).

Eingrenzung bei zu vielen Treffern (> 500):

• nach Publikationstyp

• nach Zeitraum (z. B. letzte 10 Jahre)

• nach Sprache

• nach Studientyp

Bei zu wenigen Treffern: Quellen absteigender Ordnung prüfen (z. B. graue Literatur).

Tipp:

Suchverläufe immer kopieren & speichern, um sie fortzuführen oder in der Arbeit (Kap. 1.2 Literaturrecherche) einzufügen.

Alle Treffer sollten in einer zentralen Liste oder Datei gesammelt werden:

• am besten in Endnote oder Zotero (ab Semester 3 empfohlen)

• alternativ: einfache Word-Datei

• beim Speichern: nach Nachname des Erstautors + Jahr benennen

1. Vom MSH-Netzwerk aus das jeweilige Journal googeln

2. Prüfen, ob Archivzugriff besteht

3. Falls kein Zugriff:

   • Staatsbibliothek (Stabi) → im Campuskatalog nachsehen, ausleihen oder einsehen

   • Fernleihe über Subito beantragen

• Einfach anklicken und downloaden

• Datei sinnvoll benennen (z. B. „Miller_2021_ADHS-Therapie.pdf“)

• Ideal: gleich im Referenzprogramm (z. B. Zotero) ablegen

• Google Scholar – www.scholar.google.de → bietet Links zu PDFs, Verlagsseiten und Zitaten

1. Abstracts lesen – zentrale Fragestellung & Methode prüfen

2. Treffer in einer Word-Datei als Zwischenergebnis speichern

3. Relevante Studien farblich markieren

4. Bei relevanten Artikeln: Schlag- & Suchwörter übernehmen

5. Suchstrategie verbessern und erneut abfragen

Details merken:

• Der Prozess wird wiederholt („Kaizen“-Prinzip) → stetige Optimierung

• Zu viele Treffer → Eingrenzen

• Nach Beschaffung: Literatur nach dem Handout „Effektiv Lesen“ sichten

Wenn sie zu möglichst vielen und gleichzeitig relevanten Treffern führt.

→ Relevanz + Anzahl = Qualität der Suchstrategie

Ein zweiter, separater Schritt, um über die ursprüngliche Suche hinauszugehen:

• Nutzung weiterer Datenbanken & Internetquellen

• Websuchmaschinen (Google, Scholar etc.)

• Ergänzende Datenbanken: z. B. Web of Science, PubMed

• Andere Fachdisziplinen bei multidisziplinären Themen

• Journalarchive, die nicht in Abstract-Datenbanken gelistet sind

• Autorensuche zu relevanten Themen

Beispiel: Suche nach Artikeln von Wessolowski zum Thema Licht.