(Seite 14) Was versteht man nach Trautner (1992) unter „Entwicklung“ – und was zählt nicht dazu?
Entwicklung = „relativ überdauernde intraindividuelle Veränderungen des Erlebens und Verhaltens über die Zeit“.
Nicht dazu zählen:
kurzfristige Befindlichkeitsänderungen
abrupte Ereignisveränderungen
Details merken:
Entwicklung umfasst z. B. Aufbau- und Abbauprozesse in Kognition, Emotion, Sprache, Motorik, Persönlichkeit, Bindung oder Selbstregulation.
(Seite 15) Welche Rolle spielte Charlotte Bühler für die Lebensspannen-Psychologie?
1933 veröffentlichte Charlotte Bühler das Buch „Der menschliche Lebenslauf als psychologisches Problem“.
These: Das Leben verläuft in Stadien, in denen sich die psychische Gestalt des Menschen jeweils verändert.
(Seite 17) Wie wird psychische Entwicklung heute definiert und warum rückte das Erwachsenenalter stärker in den Fokus?
Psychische Entwicklung = geordnete, gerichtete und längerfristige Veränderung des Erlebens und Verhaltens über die gesamte Lebensspanne (Pinquart et al., 2011).
Interesse stieg durch:
Instabilere Biographien
Gestiegene Lebenserwartung
Verfügbarkeit von Längsschnittstudien
(Seite 18) Welche drei zentralen Aufgaben hat die Entwicklungspsychologie nach Montada (2008)?
Entwicklungsbeschreibung – Veränderungen erfassen und darstellen
Entwicklungserklärung – Ursachen und Mechanismen verstehen
Entwicklungsprognose – zukünftige Entwicklungen vorhersagen
Diese Aufgaben sind in der Praxis z. B. relevant in Pädagogik, Psychotherapie oder Jugendhilfe.
(Seite 19) Was meint Jeffrey Arnett mit dem Begriff „Emerging Adulthood“?
Emerging Adulthood = sich entwickelndes Erwachsenenalter
→ Neue Lebensphase zwischen Jugend und Erwachsenenalter
Merkmale:
Übergang in Erwachsenenrollen erfolgt später
Rollenübergänge (z. B. Beruf, Familie, Verantwortung) zeitlich versetzt
Spiegelt gesellschaftliche Veränderungen moderner westlicher Gesellschaften wider
(Seite 20) Wie unterscheiden sich Phylogenese, Anthropogenese, Ontogenese und Individualgenese?
Phylogenese: Artgeschichtliche Entwicklung von Lebewesen
Anthropogenese: Spezieller Fall der Phylogenese – Entwicklung der menschlichen Spezies
Ontogenese: Entwicklung eines Menschen von Empfängnis bis Tod
Individualgenese: Entwicklung eines einzelnen Individuums (z. B. Max Mustermann)
(Seite 21) Welche drei zentralen Entwicklungsprozesse wirken laut Santrock (2013) immer zusammen?
Biologische Prozesse – körperliche Veränderungen (z. B. Hirnreifung, Motorik)
Kognitive Prozesse – Denken, Wahrnehmen, Sprache
Sozioemotionale Prozesse – Beziehungen, Emotionen, Persönlichkeit
Diese Prozesse interagieren ständig miteinander → Entwicklung entsteht aus ihrem Zusammenspiel, nicht getrennt voneinander.
(Seite 22) Wie erklärt das bio-psycho-soziale Modell individuelle Entwicklungsunterschiede?
Nach der bio-psycho-sozialen Perspektive beeinflussen sich
biologische,
psychologische und
soziale Faktoren gegenseitig und bestimmen Entwicklungsverläufe.
Beispiel:
Ein Kind mit genetischer Anfälligkeit (bio) in einem stabilen Umfeld (sozial) kann sich psychisch dennoch gesund entwickeln.
(Seite 23) Was versteht man unter endogener und exogener Steuerung der Entwicklung?
Endogene Steuerung: → Entwicklung durch Reifung und Erbanlagen → Beispiel: genetisch gesteuerte Sprachreifung
Exogene Steuerung: → Entwicklung durch Erfahrung und Lernen → Beispiel: Erwerb sozialer Verhaltensweisen
Reine Extrempositionen (nur Anlage oder nur Umwelt) sind heute überholt – die Forschung betont das Wechselspiel beider Einflüsse.
(Seite 24) Warum bleibt die Anlage-Umwelt-Debatte bis heute wissenschaftlich relevant?
Weil sie zentrale Fragen klärt, z. B.:
Welche Entwicklungsbereiche sind stärker genetisch oder umweltbedingt?
Wo liegen Modifikationsbreiten – also wie weit lässt sich Entwicklung durch Umwelt beeinflussen?
Wie können Interventionen genutzt werden, um günstige Entwicklungsfenster optimal auszuschöpfen?
Kernaussage:
Die moderne Entwicklungspsychologie untersucht Wechselwirkungen – Gene schaffen Spielräume, Umwelt gestaltet deren Nutzung.
(Seite 25) Warum ist das Prognostizieren von Entwicklung in der Praxis so wichtig?
Weil entwicklungspsychologische Kenntnisse helfen, zukünftige Verläufe einzuschätzen und rechtzeitig zu handeln.
Beispiele:
Ein Zweijähriger schreit und schlägt den Kopf → Einschätzung: emotionale Entwicklung → wichtig für Kinderärzte oder Jugendamt
Früherkennung ermöglicht gezielte Förderung oder Prävention
(Seite 26) Wie zeigt sich die Bedeutung von Entwicklungsprognosen im schulischen Kontext?
Beispiel: Eine Elfjährige verliert plötzlich ihr Selbstvertrauen → betrifft emotionale und soziale Entwicklung.
Relevanz:
Schulpsychologen oder Lehrerfortbildungen müssen Entwicklungsphasen verstehen, um angemessen zu reagieren.
Ziel: Frühintervention bei emotionalen Krisen.
(Seite 27) Welche zwei Perspektiven nutzt die Entwicklungspsychologie zur Beschreibung von Verläufen?
Universelle Perspektive – betont Gemeinsamkeiten aller Menschen → ständige Interaktion von biologischen, kognitiven und sozioemotionalen Prozessen
Differenzielle Perspektive – betont Unterschiede → verschiedene Einflüsse & Wechselwirkungen führen zu individuellen Entwicklungswegen
Entwicklung = Ergebnis des ständigen Zusammenspiels universeller Prozesse und individueller Unterschiede.
(Seite 43) Was sind biologische Entwicklungsprozesse und welche Beispiele gehören dazu?
Biologische Prozesse = Veränderungen im Körper des Menschen.
Hirnreifung
Physische Entwicklung
Erwerb motorischer und sensorischer Fähigkeiten
Hormonelle Veränderungen (z. B. weiblicher Zyklus)
(Seite 44) Was versteht man unter kognitiven Entwicklungsprozessen?
Kognitive Prozesse = Veränderungen in Denk-, Sprach- und Vorstellungsfähigkeit.
Zweiwortsätze bilden
Sich selbst im Spiegel erkennen
Mathematische Probleme lösen
Fantasie (z. B. „Ich bin ein Filmstar“)
Zunehmende Vergesslichkeit im Alter
(Seite 45) Welche Veränderungen beschreiben sozioemotionalen Entwicklungsprozesse?
Sozioemotionale Prozesse = Veränderungen in Beziehungen, Emotionen und Persönlichkeit.
Freude empfinden und zeigen
Freundschaften aufbauen
Aggression in Partnerschaften
Rückzug oder soziale Isolation
(Seite 46) Wie wirken biologische, kognitive und sozioemotionale Prozesse zusammen?
Sie stehen in ständiger Interaktion.
Ein Kind lächelt, als die Mutter es berührt →
Biologisch: Körperliche Berührung
Kognitiv: Bedeutung der Handlung verstehen
Sozioemotional: Emotionale Reaktion zeigen
Entwicklung entsteht aus dem Zusammenspiel dieser drei Prozesse, nie isoliert.
(Seiten 47–50) Warum wuchs das Interesse an der Lebensspannenforschung?
Vier Hauptgründe:
Demografischer Wandel – veränderte Altersstruktur der Bevölkerung
Instabilere Biographien – z. B. höhere Scheidungsraten
Langzeitstudien – ermöglichen Beobachtung über Jahrzehnte
Steigende Lebenserwartung – längere Zeiträume für Entwicklung
→ Beispiel für Längsschnittstudie: Terman-Studie zu Hochbegabten (seit 1921).
→ Zeigte, dass viele Hochbegabte sozial stabil und beruflich erfolgreich waren.
(Seite 51) Was zeigte die aktuelle Studie von Giuntella et al. (2023) zur Midlife Crisis?
Die Studie belegte:
Mittleres Erwachsenenalter (v. a. in wohlhabenden Ländern) ist eine Phase erhöhter psychischer Belastung.
Betroffene erleben extremen Stress und Unzufriedenheit, obwohl sie meist
auf dem Höhepunkt ihres Einkommens stehen und
keine schweren Krankheiten haben.
→ Ein paradoxer Befund: materiell erfolgreich, aber emotional unzufrieden.
(Seite 53) Welche zentralen Fragen sollten nach der Einführung in die Entwicklungspsychologie beantwortet werden können?
Definition & Aufgaben:
Bedeutung von Entwicklung (nach Trautner)
Drei Aufgaben der Entwicklungspsychologie (nach Montada)
Entwicklungsbereiche:
Unterschied zwischen Phylogenese, Ontogenese, Anthropogenese
Anlage vs. Umwelt und deren Zusammenspiel
Zentrale Prozesse:
Biologische, kognitive, sozioemotionale Entwicklung mit Beispielen
Zusammenspiel dieser Prozesse im bio-psycho-sozialen Modell
Lebensspannen-Perspektive:
Einteilung der Lebensphasen
Konzept der Emerging Adulthood
Gründe für das wachsende Interesse an der Lebensspannenforschung
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