(Seite 6) Was misst ein Querschnittsdesign in der Entwicklungspsychologie?
Ein Querschnittsdesign vergleicht verschiedene Altersgruppen zu einem Erhebungszeitpunkt, um Entwicklungsunterschiede zwischen Gruppen zu erfassen.
Details merken:
→ Keine Verlaufsdaten, sondern Momentaufnahme.
(Seite 9) Warum sind Alters- und Generationsunterschiede in Querschnittsstudien problematisch?
Weil sie konfundiert sind – Unterschiede können sowohl durch Alter als auch durch Generationseinflüsse erklärt werden.
Weitere Nachteile:
Keine intraindividuellen Entwicklungsverläufe
Eingeschränkte Übertragbarkeit auf andere Zeitpunkte
Altersstichproben evtl. nicht vergleichbar
(Seite 10–11) Welche Vorteile bieten Querschnittsstudien?
Kurze Untersuchungsdauer
Geringer Personalaufwand
Repräsentative Stichproben leichter erreichbar
(Seite 12) Was kennzeichnet eine Längsschnittstudie?
Mehrere Erhebungszeitpunkte mit derselben Stichprobe → ermöglicht Beobachtung intraindividueller Veränderungen und Entwicklungsverläufe.
(Seite 19) Welche Vorteile hat das Längsschnittdesign gegenüber dem Querschnittdesign?
Individuelle Entwicklungsverläufe erkennbar
Verlaufstypen bestimmbar
Merkmalsstabilitäten prüfbar
Vergleichbare Stichproben, wenn keine Ausfälle auftreten
(Seite 20) Welche Nachteile hat das Längsschnittdesign?
Hoher Zeit- & Personalaufwand
Testungseffekte (Serialeffekte)
Alters- & Testzeiteffekte konfundiert
Generalisierbarkeit eingeschränkt
Selektive Stichprobenausfälle
(Seite 17) Was unterscheidet Panel-, Kohorten- und Trendstudien?
• Panelstudie: dieselben Personen werden wiederholt befragt
• Kohortenstudie: spezielle Panelstudie mit gemeinsamer Kohorte (z. B. Geburtsjahrgang)
• Trendstudie: wiederholte Querschnitte aus derselben Grundgesamtheit
(Seite 21) Was versucht das sequenzielle Design zu vermeiden?
Es reduziert die Konfundierung von Alters- und Testzeiteffekten, indem mehrere Kohorten überlappend über die Zeit untersucht werden.
(Seite 22–23) Welche berühmte Studie nutzt ein sequenzielles Design und welche Ergebnisse brachte sie hervor?
Framingham Heart Study – untersucht seit 1948 drei Generationen zu Herz-Kreislauf-Risiken.
Ergebnisse:
• 1960: Rauchen → Risiko für Herzinfarkt
• 1967: Sport schützt, Übergewicht erhöht Risiko
• 2004: Elterliche Erkrankung verdoppelt eigenes Risiko
(Seite 28) Warum sind unwillkürliche Reaktionen besonders wichtig in der Forschung mit Säuglingen?
Weil Säuglinge noch nicht sprechen oder motorisch handeln können, liefern ihre automatischen Reaktionen (z. B. Herzrate, Blickrichtung) wichtige Hinweise auf Wahrnehmung und Lernen.
Beispiel:
Fötale Herzrate steigt bei der Stimme der Mutter und sinkt bei Fremdstimmen (Kisilevsky et al., 2003).
(Seite 29) Was untersucht das Präferenzparadigma?
Es prüft, welche Reize Kinder bevorzugen, indem mehrere Stimuli gleichzeitig gezeigt werden.
Messgrößen:
Blickrichtung oder -dauer
Körperbewegungen
Physiologische Reaktionen
(Seite 31) Wie funktioniert das Habituationsparadigma?
Reize werden nacheinander präsentiert, bis eine Habituation (Gewöhnung) eintritt.
Dann folgt ein neuer Reiz → längere Aufmerksamkeit zeigt Unterscheidungsfähigkeit (Dishabituation).
(Seite 32–33) Was zeigt die „high amplitude sucking procedure“ bei Säuglingen?
Säuglinge saugen stärker am Schnuller, wenn sie interessiert sind.
Ergebnis: Schon Neugeborene (48–72 h alt) unterscheiden Sprachrhythmen – sie reagieren stärker, wenn Betonungen wechseln.
(Seite 36–37) Was wird mit dem Erwartungs-Induktions-Paradigma untersucht?
Ob Säuglinge Erwartungen an Folgeereignisse bilden.
Beispiel: Nach wiederholter rechts-links-Abfolge blickt das Kind vorher zur erwarteten Seite.
→ Hinweis auf antizipatorisches Lernen.
(Seite 37) Wie zeigt sich intermodale Wahrnehmung bei Säuglingen im Experiment von Pickens (1994)?
Fünf Monate alte Säuglinge integrieren visuelle und auditive Reize:
Sie schauen bei lauter werdendem Ton auf den näherkommenden Zug und umgekehrt.
(Seite 38–39) Was untersucht das Erwartungs-Enttäuschungs-Paradigma?
Es prüft, ob Kinder auf Verletzungen ihrer Erwartungen reagieren – z. B. bei physikalisch unmöglichen Ereignissen.
Beispiel: „Violation of expectation“ zur Erforschung der Objektpermanenz – Kinder „staunen“, wenn Objekte unerwartet verschwinden.
(Seite 42) Wann wird die Beobachtung zielgerichteten Verhaltens in der Entwicklungspsychologie möglich?
Sobald Kinder ihr Verhalten bewusst steuern können.
→ Forschende beobachten willentliche Handlungen in Bereichen wie
Coping (Stressbewältigung)
Belohnungsaufschub
Motorik, Wahrnehmung, Gedächtnis
(Seite 43–44) Was misst der ET 6-6-R und in welchen Altersgruppen wird er eingesetzt?
ET 6-6-R (Entwicklungstest 6 Monate – 6 Jahre) erfasst Entwicklungsstände in fünf Bereichen:
Kognitive Entwicklung
Sprache
Motorik (Hand & Körper)
Sozial-emotionale Entwicklung → Beobachtung zielgerichteten Verhaltens bei Aufgabenlösungen.
(Seite 44) Wie wird Gedächtnisleistung im Wiener Entwicklungstest (WET) geprüft?
Mit dem „Schatzkästchen“-Paradigma:
Gegenstände werden versteckt.
Gemessen wird, wie viele und wie schnell Kinder sie wiederfinden.
Zusätzliche Abfrage nach Zeitverzögerung → Gedächtnis & Lernen.
(Seite 45–46) Welche Arten von Breitband- und Spezialtests gibt es für verschiedene Entwicklungsbereiche?
Breitbandtests (mehrere Bereiche):
Bayley Scales
Griffiths-Skalen
Münchener Funktionelle Entwicklungsdiagnostik
Spezifische Tests:
Motorik: Movement-ABC-2, KTK, Zürcher Neuromotorik
Sprache: SETK-2, SET 5-10
Intelligenz: K-ABC, HAWIK, CPM
LRS & Wahrnehmung: BISC, Frostig, PET-4
(Seite 47–48) Was wird im elicited imitation paradigm untersucht?
Gedächtnisleistung (delayed recall) durch hervorgerufene Nachahmung:
Ein Kind soll nach einer Pause eine zuvor gezeigte Handlung nachmachen.
Ergebnis (Lukowski et al., 2015):
Sprachliche Unterstützung verbessert Erinnerungsleistung, besonders bei Kindern mit hoher Sprachfähigkeit.
(Seite 49) Was prüft der berühmte Marshmallow-Test und wie läuft er ab?
Er misst die Fähigkeit zum Belohnungsaufschub (Selbstkontrolle).
Ablauf: Kind darf einen Marshmallow sofort essen oder zwei bekommen, wenn es wartet.
→ Zeigt frühe Unterschiede in Impulskontrolle und Selbstregulation.
(Seite 51) Welche physiologischen Parameter werden in der Entwicklungspsychologie häufig gemessen?
Herzrate
Hautleitfähigkeit
Hormonmengen (z. B. Kortisol)
Hirnaktivität – besonders ERP (event-related potentials), d. h. elektrische Reaktionen auf Reize.
ERP misst Aktivität auf der Kopfoberfläche, auch bei Säuglingen.
(Seite 52–53) Was zeigen ERP-Messungen bei Kindern mit Autismus im Vergleich zu nicht-autistischen Kindern?
Kinder mit Autismus (3–4 J.) reagieren stärker auf Objekte als auf Gesichter, während es bei nicht-autistischen Kindern umgekehrt ist.
→ Hinweis auf atypische soziale Informationsverarbeitung.
(Seite 54) Was zeigte die Studie von Berry et al. (2014) zur Kortisolmessung bei Kindergartenkindern?
Der Zusammenhang zwischen Stress (Kortisolwert) und Zeit in der Krippe hängt vom Risikostatus ab.
→ Kontext (z. B. familiäre Belastung) moduliert physiologische Stressreaktionen.
(Seite 56) Warum sind Elternberichte in der Entwicklungspsychologie wichtig – und welche Risiken bergen sie?
Vorteile: Eltern verbringen viel Zeit mit ihren Kindern → wertvolle Informationsquelle.
Risiken:
Subjektive Verzerrungen möglich (z. B. Wahrnehmungsfilter, soziale Erwünschtheit). → Deshalb oft Kombination mit objektiven Tests.
(Seite 56) Welche zwei Standardfragebögen werden häufig zur Erfassung kindlichen Verhaltens eingesetzt?
Child Behavior Checklist (CBCL)
Strength and Difficulties Questionnaire (SDQ) → beide erfassen emotionale, soziale und Verhaltensprobleme aus Elternsicht.
(Seite 58) Welche Skalen umfasst der SDQ (Strength and Difficulties Questionnaire)?
Emotionale Probleme
Hyperaktivität / Aufmerksamkeitsprobleme
Probleme mit Gleichaltrigen
Verhaltensauffälligkeiten
Prosoziales Verhalten
(Seite 59) Wie wurde der SDQ im Rahmen der Trampolin-Studie eingesetzt und was zeigte sich?
Kinder aus suchtbelasteten Familien nahmen an einem Trampolin-Programm teil.
→ Nach der Intervention: Reduktion von SDQ-Problemskalen (v. a. emotionale & Verhaltensprobleme).
Statistischer Effekt: p = .039 → signifikant über die Zeit.
(Seite 61) Ab wann ist eine Selbstauskunft von Kindern möglich und warum ist sie wertvoll?
Sobald Kinder Sprache nutzen, können sie eigene Gedanken, Erinnerungen und Einstellungen mitteilen.
→ Dadurch erhalten Forschende Zugang zu subjektivem Erleben und kognitiven Prozessen, die anders nicht beobachtbar wären.
(Seite 62) Wie kann man mit einer Vignette moralische Entwicklung bei Kindern erfassen?
Durch Geschichten, die ein moralisches Dilemma darstellen (z. B. „Herr Müller kann das Medikament für seine kranke Frau nicht bezahlen …“).
→ Kinder sollen urteilen, was richtig wäre → zeigt moralisches Denken und Begründungsniveau.
(Seite 63) Wie wird das soziale Selbstkonzept bei Vorschulkindern gemessen?
Mit den Harter-Skalen („Self-Perception Profile for Children“) – Kinder vergleichen sich mit Aussagen wie:
„Manche Kinder haben viele Freunde, manche nicht so viele. Wie bist du?“
→ Erfassung von Selbstwahrnehmung und sozialer Kompetenz.
(Seite 65) Welche Grundprinzipien gelten für Interviewsituationen mit Kindern?
Freundliche Atmosphäre, kindgerechte Sprache
Eisbrecher & Reizarmut
Motivation & Lob für Mitmachen (nicht für Leistung)
Nähe–Distanz-Balance wahren
Anwesenheit von Begleitpersonen situationsabhängig → Ziel: Vertrauensvolle und angstfreie Gesprächssituation.
(Seite 69) Warum gelten Kinder als besonders vulnerable Teilnehmende in der Forschung?
Weil sie aufgrund ihrer eingeschränkten kognitiven Fähigkeiten
die Konsequenzen ihrer Teilnahme nicht abschätzen können,
Bedenken schwer ausdrücken,
und Veränderungen ihres Zustands oft nicht verbal mitteilen können. → Erhöhtes Risiko für Missbrauch und Belastung.
(Seite 70) Welche Schwierigkeiten bestehen bei der Rekrutierung minderjähriger Probanden?
Kinder reagieren kaum auf klassische Studienanzeigen.
Eltern sind oft skeptisch oder empfinden die Teilnahme als zeitlich belastend. → Folge: Erschwerte Stichprobengewinnung.
(Seite 71) Warum ist der Stichprobenschwund bei minderjährigen Teilnehmenden besonders hoch?
Längsschnittstudien erfordern wiederholte Teilnahme → Kinder schwer motivierbar.
Belohnungssysteme wirken anders als bei Erwachsenen.
Eltern brechen Studien häufiger ab, wenn sie die Teilnahme als anstrengend empfinden.
(Seite 72–73) Welche ethischen Grundregeln („Do’s & Don’ts“) gelten für Forschung an Minderjährigen?
Do’s:
Keine physischen oder psychischen Schäden verursachen.
Volle Aufklärung & freiwillige Teilnahme sicherstellen.
Schriftliche Einwilligung von Eltern (und ggf. Kind).
Anonymität & Datenschutz gewährleisten.
Rückmeldung wichtiger Ergebnisse an Eltern/Kinder.
Don’ts:
Keine Täuschung oder unklare Informationen.
Keine Nutzung von Daten außerhalb der erteilten Zustimmung. → Ethikantrag zwingend erforderlich!
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