(Seite 3) Wie unterscheiden sich Emotion, Gefühl und Stimmung voneinander?
Emotion: kurzzeitiger psychischer Zustand mit gefühlsmäßigen, kognitiven, körperlichen und motivationalen Komponenten → zeigt sich oft im Verhalten.
Gefühl: subjektives Erleben einer Emotion.
Stimmung: länger andauernder, gefühlsgefärbter Hintergrund, weniger intensiv und meist ohne klaren Auslöser.
(Seite 4–5) Welche Basisemotionen gelten laut Ekman als universell?
Freude, Angst, Traurigkeit, Ärger, Ekel, Überraschung
Sie treten kulturübergreifend auf, unterscheiden sich aber in Ausdruck und Bewertung je nach sozialer Norm und Wertsystem.
Details merken:
→ Sozialisatorische Prägung beeinflusst, wie und wann Emotionen gezeigt werden.
(Seite 6) Was zeigt das Beispiel der „Trobriand Islands“ über die kulturelle Prägung von Emotionen?
Der indigene Stamm interpretiert das „fear gasp face“ (ängstliches Gesicht) nicht als Angst, sondern als Bedrohung.
→ Emotionale Ausdrucksdeutung hängt stark vom kulturellen Kontext ab.
(Seite 7–8) Wozu brauchen wir Emotionen aus evolutionsbiologischer Sicht?
Emotionen erfüllen Überlebensfunktionen:
Ekel: schützt vor Vergiftung (Zurückweisung)
Angst: Schutzfunktion
Freude: Einverleibensfunktion (Bindung, Zugehörigkeit)
Ärger: Durchsetzungs-/Zerstörungsfunktion
Trauer: Verarbeitung & Hilfesuche
(Seite 9) Welche intrapersonalen Funktionen haben Emotionen?
Emotionen dienen der Selbststeuerung:
Schnelles Handeln ohne lange Überlegung
Körperliche Vorbereitung auf akute Handlungsanforderungen
Organisation von Gedanken
Motivation für zukünftiges Handeln
(Seite 10) Welche interpersonalen Funktionen erfüllen Emotionen?
Emotionen steuern soziale Interaktion:
Ausdruck ruft spezifische Reaktionen im Gegenüber hervor → Kommunikation.
Zeigen den Beziehungsstatus an.
Bieten Anreize für erwünschtes Verhalten (z. B. Lob, Mitgefühl).
(Seite 12) Warum können Säuglinge schon früh Gefühle ausdrücken, obwohl sie sie noch nicht bewusst wahrnehmen?
Säuglinge zeigen emotionale Ausdrucksformen (z. B. Lächeln, Weinen) bereits sehr früh.
Diese Reaktionen sind neurobiologisch gesteuert, nicht reflektiert.
Emotionen wirken also schon, bevor Selbstwahrnehmung oder Bewusstsein entsteht.
(Seite 13) Was beschreibt das Temperament im Säuglingsalter nach Thomas & Chess?
Temperament: angeborene Unterschiede in emotionaler Reaktionsbereitschaft und -stärke.
→ Kinder unterscheiden sich früh darin, wie intensiv und wie häufig sie emotional reagieren.
Temperamentsdimensionen bilden Grundlage späterer Emotionsregulation.
(Seite 14) Welche emotionalen Fähigkeiten entwickeln sich im Säuglingsalter?
Freude: früh nachweisbar
Angst: ab etwa 7 Monaten spezifisch erkennbar
Selbstberuhigung: z. B. Saugen, Blickabwenden (erste intrapsychische Regulation)
Beruhigung durch Bezugspersonen (interpsychisch)
Ab 3.–6. Monat: aktive Einforderung von Unterstützung
(Seite 15) Wie verändert sich das emotionale Erleben im Kindesalter?
Ab 1 Jahr: Kontext (z. B. Gesichtsausdruck der Mutter) wird wichtig.
2. Lebensjahr („Trotzalter“) → mehr Ärgerreaktionen.
2–4 Jahre: Imagination führt zu irrationalen Ängsten.
Ab 3 Jahren:
Abnahme von Ärger
Zunahme von Empathie und Perspektivenübernahme.
(Seite 16) Welche Entwicklungen prägen die Emotionsregulation im Vorschul- und Schulalter?
Wechsel von interpsychischer zu intrapsychischer Regulation.
Emotionen werden gezielt für Zielerreichung genutzt.
Fähigkeit, Folgen des Handelns (für sich & andere) vorherzusehen.
Zunehmende Trennung zwischen Erleben und Ausdruck.
Bis zur Pubertät: Schwierigkeiten, mehrdeutige Gefühle zu erkennen oder zu verbalisieren.
(Seite 22) Was passiert im Gehirn während der Adoleszenz, das emotionale Turbulenzen erklärt?
Wachstumsschub und Umbau des Gehirns in der Pubertät.
Reifung verläuft asynchron:
Amygdala (Emotionen, Belohnung) → früh aktiv
Präfrontaler Kortex (Kontrolle, Planung) → reift später
→ Jugendliche reagieren emotional stark, aber regulieren noch unreif → Risikoverhalten.
(Seite 24) Wie hängen Bindung, Exploration und Emotionsregulation zusammen?
Bindung sichert Nähe und Schutz.
Exploration ermöglicht das Erkunden der Umwelt.
Emotionsregulation ist das vermittelnde Bindeglied:
Nur wer sich sicher gebunden fühlt, kann Emotionen regulieren und neugierig die Welt erkunden.
(Seite 25) Wie lernen Kinder, ihre eigenen Gefühle zu erkennen?
Durch Affektspiegelung: Bezugsperson spiegelt das kindliche Gefühl erkennbar zurück.
Durch Kontingenzerfahrung: Kind erlebt, dass sein Ausdruck eine passende emotionale Reaktion beim Gegenüber auslöst.
→ Beides bildet ein intuitives, soziales Biofeedback-System.
(Seite 26) Was zeigt das „Still-Face-Experiment“ von Tronick?
Wenn die Bezugsperson plötzlich emotionslos bleibt, reagiert das Baby mit
Verunsicherung,
Stress,
Rückzug oder Weinen.
→ Kinder sind hoch sensibel für soziale Kontingenz; fehlende Resonanz stört Emotionsentwicklung.
(Seite 27–28) Was versteht man unter Emotionsregulation?
Prozesse, mit denen Individuen Art, Intensität oder Dauer ihrer Emotionen beeinflussen.
Kann bewusst oder unbewusst ablaufen.
Entwickelt sich schrittweise über die Lebensspanne.
Physiologische Ebene: Oxytocin reduziert Cortisol → Stressabbau.
Gefühlsebene: positiver Affekt durch erlebte Kontingenz.
Verhaltensebene: Internalisierung von Emotionsmodulation („Bio-behavioral synchrony“).
(Seite 29) Wie unterscheiden sich Bindungsmuster in ihrer Emotionsregulation?
Bindungstyp
Bezugsperson
Emotionsregulation
Typische Reaktion
Sicher
verfügbar, akzeptierend
balanciert
emotionale Offenheit
Unsicher-vermeidend
zurückweisend
Deaktivierung
Unterdrückung negativer Gefühle
Unsicher-ambivalent
inkonsistent
Maximierung
Gefühlsüberflutung, Hilflosigkeit
(Seite 31) Welche Rolle spielt die Mentalisierungsfähigkeit in der emotionalen Entwicklung?
Mentalisierung = Fähigkeit, innere Zustände (Gedanken, Gefühle, Absichten) bei sich und anderen zu erkennen und zu interpretieren.
Unterstützt Selbstreflexion und Emotionsregulation.
Fördert Verständnis für eigenes & fremdes Verhalten → stabilisiert Bindung.
(Seite 32) Warum sind gelingende Interaktionen für die emotionale Entwicklung entscheidend?
Frühe soziale Erfahrungen formen das Gehirnfundament und prägen lebenslanges Entwicklungspotenzial.
Zitat: „Wired for interaction“ – das Gehirn ist auf soziale Resonanz ausgelegt.
→ Qualität der frühen Beziehungserfahrungen beeinflusst emotionale Gesundheit langfristig.
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