1.1 Begriffserklärung
Der Begriff Kommunikation stammt vom lateinischen communicatio und bedeutet Mitteilung oder Unterredung. Heute versteht man darunter jede Form der Informationsübermittlung
also alle Wege, wie Menschen Informationen austauschen oder weitergeben.
Mit der Zeit hat sich der Begriff stark verändert:
Früher war die Bedeutung enger gefasst.
Heute umfasst „Kommunikation“ deutlich mehr Formen – besonders durch digitale Medien.
Beispiele für diese Entwicklung:
Früher: Briefpost, Telegramm
Heute: Chatten, Mailen, Bloggen, Social Media usw.
Dadurch ist die Zahl der Kommunikationsformen stark gewachsen.
Die Kommunikationspsychologie beschäftigt sich wissenschaftlich mit:
Strukturen der Kommunikation (Wie ist Kommunikation aufgebaut?)
Prozessen der Kommunikation (Wie läuft Kommunikation ab?)
Kommunikationsverhalten (Wie kommunizieren Menschen?)
Kommunikationsresultaten (Was kommt dabei heraus?)
Sie untersucht:
Interpersonale Kommunikation (Kommunikation zwischen Menschen: z. B. in Zweierbeziehungen, Gruppen, sozialen Systemen)
Medienvermittelte Kommunikation (Kommunikation über Medien: Telefon, Chat, E-Mail, Social Media usw.)
Ziel ist es, Kommunikation besser zu verstehen, um sie optimieren zu können – sowohl im Alltag als auch im Berufsleben.
Der Begriff Kommunikation ist heute sehr komplex und vielseitig.
Diese Kommunikationsmetaphern haben sich im Laufe der Zeit etabliert und beeinflussen, wie Forscher Kommunikation definieren.
Sie tragen also zur Vielfalt und Unklarheit des Kommunikationsbegriffs bei.
Das Heft nennt zwei klassische, sehr einflussreiche Metaphern nach Krippendorff (1994):
1. Die Übertragungsmetapher („Transmission“)
Diese Metapher stellt sich Kommunikation so vor, als würde eine Botschaft von einer Person zur anderen transportiert.
Typische Vorstellung:
Der Sender „schickt“ eine Nachricht.
Der Empfänger „erhält“ sie.
Die Botschaft kann gehört, gelesen, kopiert, gespeichert oder weitergeleitet werden.
→ Es wirkt so, als wäre eine Botschaft etwas Greifbares, das unabhängig vom Menschen existiert und weitergegeben werden kann.
2. Die Container-Metapher
Hier wird die Botschaft wie ein „Behälter“ betrachtet, in dem ein Inhalt steckt.
Mit dieser Vorstellung arbeiten wir ständig im Alltag:
„Es steht im Brief.“
„Es ist aus einem Vortrag.“
„Dieser Satz ist voller Bedeutung.“
→ Wir tun so, als könne man Bedeutung in Worte hineinfüllen, so wie man einen Gegenstand in eine Box legt.
✔ Botschaft und Inhalt sind voneinander getrennt
✔ Bedeutung liegt angeblich im Text / im Satz
✔ Sprache als Behälter für Bedeutung
Auch wenn die vielen Definitionen unterschiedlich formuliert sind, enthalten fast alle drei grundlegende Elemente:
Kommunikator (Sender) → die Person, die eine Botschaft übermittelt
Botschaft (Inhalt) → das, was gesagt/mitgeteilt wird
Empfänger → die Person, die die Botschaft bekommt
Diese drei Komponenten bilden die Basis jedes Kommunikationsprozesses.
Unterschiedliche Formen der Kommunikationtes
Kommunikationsformen: Unterscheidung in Interpersonale und Intrapersonale Kommunikation
Kommunikation innerhalb einer Person
z. B. Gedanken, innerer Dialog, Selbstgespräche im Kopf
Kommunikation zwischen Menschen
Diese teilt sich wiederum auf in:
→ Kommunikation zwischen einzelnen Personen
Zwei Formen:
Direkte Individualkommunikation
ohne technische Vermittlung
z. B. Gespräch von Angesicht zu Angesicht
Medienvermittelte Individualkommunikation
mit technischen Hilfsmitteln
nicht-digital: Brief, Telefon (klassisch)
digital: Chat, E-Mail, Videocall
→ Kommunikation von einer Quelle an viele Empfänger
Beispiele: Nachrichten, Fernsehsendungen, Social Media Posts.
Auch hier gibt es:
Direkte Massenkommunikation
ohne Medium
z. B. ein Vortrag vor großem Publikum
Medienvermittelte Massenkommunikation
mit technischen Mitteln
nicht-digital: Zeitung, Radio
digital: Online-News, Blogs, Social-Media-Kommunikation
1.2 Forschungsgegenstand der Kommunikationspsychologie
Die Kommunikationspsychologie untersucht drei eng miteinander verknüpfte Bereiche, die sich gegenseitig beeinflussen:
1.2.1 Einflussfaktoren auf Kommunikation
Kommunikation entsteht nie zufällig, sondern wird von drei Arten von Einflussfaktoren geprägt:
Diese beinhalten:
Kommunikationskulturen (z. B. wie offen kommuniziert wird, Umgangston)
Verfügbare Netzwerke und Kanäle (Chatprogramme, Meetings, Intranet, E-Mail usw.)
Unternehmensklima (z. B. flache Hierarchien → mehr Austausch)
Organisatorische Strukturen
→ Die Umgebung gibt vor, wie Kommunikation stattfinden kann.
Sie betreffen die konkrete Kommunikationssituation, z. B.:
Beziehungsqualität (freundschaftlich, hierarchisch, konflikthaft)
Anwesenheit weiterer Personen
Kommunikationsanlass (Konfliktgespräch, Small Talk, Feedbackgespräch)
→ Die Situation beeinflusst, was, wie und mit welcher Wirkung kommuniziert wird.
Alle Eigenschaften, die die kommunizierenden Personen mitbringen:
Persönlichkeitseigenschaften
Kommunikationskompetenz
Erwartungen
Motivation
Gefühle, Einstellungen
→ Diese personalen Faktoren haben direkten Einfluss auf den Verlauf und Erfolg einer Kommunikation.
1.2.2 Kommunikationsverhalten
Das Kommunikationsverhalten umfasst zwei Ebenen:
Dazu zählen stabile Präferenzen einer Person, z. B.:
bevorzugt schriftliche statt mündliche Kommunikation
nimmt regelmäßig an Seminaren teil (Nutzungsmuster)
wählt bestimmte Kanäle bevorzugt (Telefon, E-Mail, Chat)
Diese Muster sind relativ konstant.
Dieses Verhalten hängt vom momentanen Anlass und der Situation ab.
Beispiele:
Bei komplexen Fragen wird mündliche Kommunikation bevorzugt, obwohl man sonst schriftlich kommuniziert.
Empathisches Verhalten (z. B. Mitgefühl zeigen)
Interpretationen oder Rückfragen
Auswahl des aktuell passenden Kommunikationskanals
→ Das Verhalten kombiniert stabile persönliche Muster mit flexiblen situativen Entscheidungen.
1.2.3 Ergebnisse und Folgen kommunikativen Handelns
Jede Kommunikation erzeugt Wirkungen – beim Empfänger, aber auch beim Sender. Der Empfänger bildet sich:
einen Eindruck vom Sender
einen Eindruck vom Thema der Botschaft
Die Wirkungen lassen sich in drei Kategorien unterteilen:
Die Botschaft kann beeinflussen:
soziale Beziehungen
Einstellungen
Meinungen
Sie wirkt:
direkt während der Kommunikation oder
langfristig (z. B. nachhaltige Einstellungsänderungen)
Die Wirkung entsteht allein dadurch, dass kommuniziert wird, unabhängig vom Inhalt.
Eine kurze Plauderei verbessert die Stimmung.
Eine Rückmeldung signalisiert Wertschätzung.
Hier interessiert:
Welche Wirkung tritt ein?
Bei wem?
In welchem Zeitraum? (sofort, kurzfristig, langfristig)
Einflussfaktoren auf Kommunikation: Was sind die Bedingungen, damit Kommunikation zustande kommt?
Kommunikationsverhalten: Wer kommuniziert wie – und unter welchen Umständen?
Ergebnisse und Folgen kommunikativem Handelns: Welche Wirkung hat die Kommunikation auf Sender und Empfänger und wann tritt diese ein?
Lernkontrollfragen
Aufgabe 1.1
Benennen Sie die gängigsten Kommunikationsmetaphern.
Aufgabe 1.2
Definieren Sie das Forschungsgebiet der Kommunikationspsychologie.
Aufgabe 1.3
Erläutern Sie die Anwendungsziele der Kommunikationspsychologie
Aufgabe 1.4
Definieren Sie die Unterscheidung von Kommunikationsformen.
Aufgabe 1.5
Benennen Sie die drei Bereiche des Forschungsgegenstandes Kommunikati-
onspsychologie und erläutern Sie anhand eines Beispiels.
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