3.1 Verbale Prozesse
Sprache gehört zu den wichtigsten Elementen der menschlichen Kommunikation.
Sowohl das Sprechen als auch das Verstehen verbaler Nachrichten laufen größtenteils unbewusst ab. Obwohl dabei sehr komplexe kognitive (geistige) und motorische (bewegungsbezogene) Leistungen beteiligt sind, ist es bisher nicht gelungen, diese Prozesse vollständig und überzeugend durch Automaten oder Maschinen nachzubilden.
Merke:
Kognition bezeichnet die Gesamtheit aller Aktivitäten des Menschen im Bereich des Wissens und Denkens. Sie umfasst unter anderem Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Problemlösen und Schlussfolgern
Sprache umfasst eine Vielzahl kognitiver Prozesse, darunter:
Sprachrepräsentation
Spracherwerb
Sprachproduktion
Sprachverlust
Ein zentraler Bestandteil der Sprachrepräsentation ist das mentale Lexikon. Es ist Teil des Langzeitgedächtnisses und speichert den Wortschatz eines Menschen (Görgen, 2004).
Nach Angaben des Duden umfasst der Wortschatz der deutschen Gegenwartssprache etwa 300.000 bis 500.000 Wörter.
Man unterscheidet:
Aktiver Wortschatz: ca. 12.000–16.000 Wörter → Wörter, die ein Mensch selbst verwendet
Passiver Wortschatz: mindestens 50.000 Wörter → Wörter, die ein Mensch versteht, aber nicht aktiv nutzt
Die Sprachproduktionsforschung untersucht, wie ein Kommunikator seine mentalen Repräsentationen in mündliche oder schriftliche Sprache umsetzt.
Der Prozess läuft in mehreren Schritten ab:
Grammatikalische Kodierung
Inhalte werden in eine grammatikalische Struktur gebracht
Beziehungen zwischen Wörtern werden festgelegt
Phonologische Kodierung
Die sprachliche Struktur wird in Lautfolgen übersetzt
Dieser Schritt wird als inneres Sprechen erlebt
Artikulation
Die Botschaft wird mithilfe von Atmung, Rachen- und Mundhöhle nach außen realisiert
Es entsteht gesprochene Sprache
(Vater, 2002)
Die Abbildung zeigt den Ablauf der Sprachproduktion von der Idee bis zum gesprochenen Wort:
Konzept-Ebene
Ausgangspunkt sind Konzepte (z. B. „Tee“, „Milch“, „Kaffee“)
Verwandte Konzepte (z. B. Saft, Zucker, Kaffee) werden mitaktiviert
Sprachliche Ebene (Lemma-Ebene)
Auswahl eines Lemmas (z. B. TEE)
Aktivierung syntaktischer Eigenschaften (z. B. Wortart)
Wortform-Ebene
Aktivierung der Wortform (z. B. „tee“)
Abruf der Morpheme und der phonologischen Struktur
Formulierung
Phonologische Kodierung (Reihenfolge der Laute, Betonung)
Aktivierung gespeicherter artikulatorischer Silbenpakete
Weitergabe der Befehle an den Sprechapparat
Ergebnis: das gesprochene Wort („tee“)
Der gesamte Prozess wird durch Self-Monitoring begleitet, also eine Selbstüberwachung des eigenen Sprechens.
Semantik: Bedeutung sprachlicher Zeichen (Mentale Repräsentation und Nutzung von Worten)
Die Semantik beschäftigt sich mit der Bedeutung von Wörtern und Zeichenfolgen und deren psychologischer Wirkung.
Eine erfolgreiche Kommunikation ist nicht selbstverständlich, da:
es mehr unterscheidbare Reize gibt als Wörter zu ihrer Beschreibung
Wörter daher nur als Orientierungshilfen für Wahrnehmung, Information und Gedächtnis dienen
1. Kategorisieren
Unterschiedliche Objekte werden unter einem gemeinsamen Begriff zusammengefasst
Vorteil: vereinfachte Kommunikation
Nachteil: Ungenauigkeiten
Beispiele:
Die Eskimos unterscheiden sehr viele Arten von „Schnee“, da dies überlebensrelevant ist
Im Alltag erleichtert die Kategorie „Obst“ die Kommunikation
Bei der Kategorisierung von Menschen entstehen häufig Stereotype, die positiv oder negativ bewertet sein können (Röhner & Schütz, 2016).
Wirtschaftliche Bedeutung: Kategorisierung spielt eine wichtige Rolle bei:
Markenbewertung
Einordnung neuer Produkte (Moreau et al., 2001)
2. Assoziieren
Wörter mit ähnlichem Inhalt oder gleichem Kontext werden miteinander verknüpft
Es entsteht ein Assoziationsnetzwerk
Dabei wird unterschieden:
Denotation: sachliche Bedeutung
Konnotation: emotionale Bewertung
Beispiel:
„arbeiten“ vs. „schuften“ → gleiche Sache, unterschiedliche emotionale Bewertung
In der Werbung werden häufig Bilder eingesetzt, um starke Assoziationen zu erzeugen. Das Gedächtnis speichert Wörter und Bilder gemeinsam, wodurch zusätzliche Bedeutungen entstehen.
Diese Assoziationsnetzwerke sind empirisch messbar und wichtig für:
Werbewirkungsforschung
Marken- und Positionierungsstudien (Kroeber-Riel, 1992)
Informationen werden im Gedächtnis nicht isoliert gespeichert, sondern in größeren Einheiten, den sogenannten Schemata.
Schemata sind:
Informationscluster
hierarchisch und/oder zeitlich organisiert
enthalten allgemeines Wissen, keine konkreten Einzelereignisse
Objekt-Schemata: Autos, Italien, Universitäten
Situationsschemata (Skripte): Restaurantbesuch, Bewerbungsgespräch
Menschen unterscheiden sich:
in der Existenz von Schemata
in der Qualität der Schemata
Tabelle 2: Arten von Schemata
Schemata sind meist durch Sozialisation erworben, stark verfestigt und änderungsresistent. Sie führen dazu, dass wir uns in ähnlichen Situationen oft gleich verhalten.
Wichtige Auswirkungen:
Sie bestimmen, ob und wie gut wir etwas verstehen
Sie ermöglichen automatische Schlussfolgerungen
Sie lenken unsere Aufmerksamkeit
Sie beeinflussen unser Gedächtnis
Sie steuern unser Verhalten (Skripte)
Sie können Urteilsverzerrungen verursachen, indem widersprüchliche Informationen angepasst werden
(Kroeber-Riel, 1992; Herkner, 2001)
3.2 Nonverbale Prozesse
Verhältnis von verbaler und nonverbaler Kommunikation
Verbale und nonverbale Kommunikation laufen parallel ab und beeinflussen sich gegenseitig. Die nonverbale Kommunikation ist dabei:
weniger strukturiert,
weniger eindeutig,
weniger bewusst gesteuert.
Nonverbale Signale sind häufig mehrdeutig. Selbst wenn Gesprächspartner aus ähnlichen sozialen oder kulturellen Umfeldern stammen, können sie diese Signale unterschiedlich interpretieren. Diese Mehrdeutigkeit ist jedoch kein Nachteil, sondern unterstützt die verbale Kommunikation, indem sie:
Aussagen gewichtet,
Inhalte betont,
Gesagtes ergänzt.
Nonverbale Kommunikation übernimmt außerdem eine wichtige Funktion bei der Steuerung des Kommunikationsprozesses, indem sie Gesprächsphasen beeinflusst und Gespräche in gewünschte Richtungen lenkt (Delhees, 1994).
Früher ging man davon aus, dass:
nonverbale Signale vor allem emotionale Inhalte transportieren,
verbale Signale vor allem rationale Inhalte vermitteln.
Heute wird diese Sichtweise als zu vereinfacht angesehen. Nach aktuellem Forschungsstand gilt:
Wörter können Emotionen transportieren,
nonverbale Signale können rationale Informationen vermitteln.
Ein Lächeln kann sowohl eine Emotion ausdrücken als auch eine Rückmeldung zum Gesprächsverlauf sein (z. B. Zustimmung oder Verständnis).
Emotionale Intelligenz
Der Umgang mit nonverbalen Kommunikationssignalen wird stark durch die emotionale Intelligenz geprägt.
Emotionale Intelligenz bezeichnet die Fähigkeit:
eigene Emotionen zu kontrollieren,
emotionale Botschaften zu senden,
emotionale Botschaften zu empfangen und zu verstehen.
Langzeitstudien der Harvard University zeigen:
Personen mit besseren Studienabschlüssen waren nicht erfolgreicher in klassischen Erfolgsmerkmalen (z. B. Einkommen, sozialer Status) als andere.
Bei den sogenannten „weichen“ Erfolgsfaktoren (Qualität sozialer Beziehungen) schnitten Personen mit geringerer emotionaler Intelligenz deutlich schlechter ab.
Das bedeutet:
Kognitive Leistung allein erklärt sozialen Erfolg nicht ausreichend.
Emotionale Intelligenz ist besonders für zwischenmenschliche Beziehungen entscheidend (Goleman, 1995).
Bewusster und unbewusster Einsatz nonverbaler Signale
Aus kommunikationspsychologischer Sicht ist der bewusste Einsatz nonverbaler Signale zur Gesprächssteuerung sehr wichtig. Der Großteil nonverbaler Kommunikation läuft jedoch unbewusst ab.
Dabei können Unterschiede auftreten:
zwischen der Rolle als Sender und Empfänger
zwischen einzelnen Personen
Ein Verkäufer kann nonverbale Signale sehr effektiv einsetzen,
ist aber möglicherweise weniger gut darin, die nonverbalen Signale seines Kunden korrekt zu interpretieren.
Geschlechterunterschiede:
Frauen erkennen Gesichtsausdrücke genauer,
Männer deuten angstbezogene Ausdrücke präziser.
Persönlichkeitseinflüsse:
Extrovertierte, empathische und flexible Menschen erkennen nonverbale Signale besser
Menschen mit feindseligem oder manipulierendem Verhalten schneiden schlechter ab (Knapp & Hall, 2002)
Glaubwürdigkeit nonverbaler Botschaften
Nonverbale Botschaften haben eine besondere Bedeutung, wenn verbale und nonverbale Aussagen nicht übereinstimmen (inkongruente Botschaften).
In solchen Fällen gilt:
Nonverbale Signale werden als glaubwürdiger eingeschätzt,
da sie schwerer bewusst kontrollierbar sind als Worte.
Deshalb fungieren nonverbale Signale häufig als Warnhinweis, wenn etwas „nicht zusammenpasst“ (Röhner & Schütz, 2016).
Ein großer Teil nonverbaler Kommunikation wird durch das Blickverhalten gesteuert.
Unterschieden wird zwischen:
Blickkontakt: gegenseitiges Anschauen
Anschauen: Blick wird nicht erwidert
Funktionen des Blickverhaltens:
Aktivierung des Gesprächs
Rückmeldung über den Gesprächsverlauf
Einschätzung der Persönlichkeit des Gesprächspartners
Bedingungen für häufigeren Blickkontakt:
großer räumlicher Abstand
als leicht empfundenes Problem
geringe inhaltliche Konzentration erforderlich
Thema ist weder stark emotional noch intim
Rollen- und Statusfaktoren:
Personen mit hohem Status werden häufiger angesehen als Personen mit niedrigem Status (Knapp & Hall, 2002)
Proxemik: Räumliche Distanz als Beziehungssignal
Der räumliche Abstand zwischen Interaktionspartnern (Proxemik) gibt Auskunft über die Beziehungsart. Edward T. Hall unterscheidet für den europäischen und nordamerikanischen Kulturraum vier Distanzzonen:
Intime Distanz (ca. 15–45 cm)
für enge Vertraute wie Familie und Freunde
signalisiert große Nähe
Gesellig-persönliche Distanz (ca. 45 cm–1,20 m)
für informelle Gespräche
typisch für bekannte oder befreundete Personen
Soziale Distanz (ca. 1,20–3,70 m)
für unpersönliche und berufliche Interaktionen
Öffentliche Distanz (ab ca. 3,70 m)
reicht bis zur Seh- oder Hörweite
Wahrnehmungsunterschiede:
Frauen bevorzugen meist geringere Distanz als Männer
Gleichaltrige stehen näher beieinander als Personen unterschiedlicher Altersgruppen
Je sympathischer und extrovertierter Gesprächspartner wirken, desto geringer wird die Distanz (Knapp & Hall, 2002)
Mimik: Der Gesichtsausdruck
Das menschliche Gesicht bietet besonders viele Möglichkeiten für nonverbale Signale. Die Mimik hat dabei eine höhere Bedeutung als alle anderen Kommunikationskanäle (Knapp & Hall, 2002).
Nach Ekman & Friesen (1969) lassen sich drei Arten mimischer Signale unterscheiden:
Statische Signale
durch die Gesichtsstruktur vorgegeben
führen zu Bewertungen (z. B. hohe Stirn = Intelligenz)
Sich verändernde Signale
entstehen durch den Alterungsprozess
z. B. Falten, veränderte Gesichtszüge
werden mit Eigenschaften wie Erfahrung oder Belastung verknüpft
Dynamische Signale
situativ erzeugte Gesichtsausdrücke
meist unbewusst
unterstützen und bewerten die verbale Kommunikation
Das Bewegungsverhalten einzelner Körperteile wird als Gestik bezeichnet. Besonders relevant sind:
Kopf
Hände
Arme
Gesten ermöglichen:
eine verkürzte Botschaft
Inhalte, die verbal deutlich mehr Wörter oder Sätze benötigen würden
3.3 Vokale Prozesse
Einordnung der vokalen Kommunikation
Die vokale Kommunikation lässt sich nicht eindeutig der verbalen oder der nonverbalen Kommunikation zuordnen. Sie umfasst akustische Signale, die bei jedem Gespräch automatisch entstehen.
Diese Signale sind:
flüchtig
nicht exakt wiederholbar, weder zu einem späteren Zeitpunkt noch durch eine andere Person
Das bedeutet, dass vokale Signale immer situationsgebunden sind und nur im jeweiligen Moment existieren (Knapp, 1999).
Der vokale Ausdruck beeinflusst die Aussage einer verbalen Botschaft entscheidend. Schon kleine Veränderungen in:
Tonfall
Betonung
können einer Nachricht eine völlig andere Bedeutung verleihen.
Durch Sarkasmus oder Ironie kann eine eigentlich positive Aussage wie „Er ist so nett“ einen negativen Eindruck erzeugen und zur Wahrnehmung einer unsympathischen Person führen.
Menschen mit einer als sympathisch empfundenen Stimme werden häufig mit positiven Eigenschaften in Verbindung gebracht, zum Beispiel:
Kompetenz
Wärme
Empathie
Diese Zuschreibungen lassen sich jedoch nicht faktisch aus dem Gespräch heraus belegen. Der aktuelle Forschungsstand konnte bisher keine empirischen Beweise dafür liefern, dass Persönlichkeitseigenschaften tatsächlich zuverlässig vokal ausgedrückt werden.
Empirisch gut belegt sind hingegen die Kriterien, nach denen Stimmen beurteilt werden. Dazu gehören:
Geschlecht
Alter
Enthusiasmus
Attraktivität
Energie
Diese Merkmale tragen zur Entstehung sogenannter vokaler Stereotype bei (Knapp, 1999).
(Die im Text erwähnte Tabelle ordnet diese Kriterien systematisch den typischen Zuschreibungen zu und verdeutlicht, wie schnell aus Stimmmerkmalen stereotype Bewertungen entstehen.)
Mehrere vokale Eigenschaften beeinflussen die Wirkung einer Botschaft:
Intonation
Lautstärke
Stimmfrequenz
Sprechgeschwindigkeit
Ihre Wirkungen im Überblick:
Feste und hohe Stimmen wirken eher durchsetzungsstark
Eine dunkle, unscharfe und kraftvolle Stimme wird häufig als sympathisch wahrgenommen
Schnelles Sprechen gilt als Zeichen von Kompetenz
Lautes Sprechen und Variation der Tonlage erhöhen:
Glaubwürdigkeit
Überzeugungskraft des Sprechers
(Knapp, 1999)
3.4 Aktivierende Prozesse
Kommunikation setzt voraus, dass die Kommunikationspartner aufmerksam sind und bereit sind, sich auf den Kommunikationsprozess einzulassen. Das Wecken und Aufrechterhalten von Aufmerksamkeit spielt daher eine zentrale Rolle bei der Untersuchung von Kommunikationsfaktoren.
Das Aktivierungspotenzial des Menschen bewegt sich auf einem Kontinuum:
von völliger Apathie (sehr geringe Erregung)
bis zu sehr hoher Erregung
Beide Extreme sind für eine gelungene Kommunikation ungeeignet, da sie die Verarbeitung von Botschaften behindern:
Bei zu geringer Aktivierung fehlt Aufmerksamkeit
Bei zu hoher Aktivierung ist die Informationsverarbeitung überfordert
Ziel ist daher ein angemessenes Maß an Aktivierung, das die Aufnahme und Verarbeitung von Informationen ermöglicht.
Beispiel aus der Praxis:
Die Werbepsychologie untersucht, wie Aktivierungstechniken durch gezielte Reizstimulation eingesetzt werden können, um Aufmerksamkeit zu erzeugen, ohne zu überfordern.
In interpersonalen Kommunikationsprozessen wird diese Reizstimulation ausgelöst durch:
internale Faktoren (innere Zustände der Person)
externale Faktoren (Reize aus der Umwelt)
Die inneren psychischen Prozesse, die unsere Kommunikationsaufmerksamkeit beeinflussen, lassen sich in zwei Gruppen einteilen:
aktivierende Prozesse
kognitive Prozesse
Aktivierende Prozesse sind innere Vorgänge, die mit:
Erregung
Spannung
verbunden sind.
Sie sorgen für:
einen Verhaltensimpuls
einen Zustand von Leistungsfähigkeit
Leistungsbereitschaft
Damit stellen aktivierende Prozesse die energetische Grundlage für Kommunikation und Verhalten dar.
Kognitive Prozesse bezeichnen die gedankliche Informationsverarbeitung, also:
Wahrnehmen
Denken
Verarbeiten von Informationen
Sie stehen in ständiger Wechselwirkung mit den aktivierenden Prozessen. Das bedeutet:
Aktivierung beeinflusst, wie gut Informationen verarbeitet werden
Kognitive Prozesse wirken wiederum auf den Aktivierungszustand zurück (vgl. Kapitel 3.5 „Kognitive Prozesse“)
Zu den aktivierenden Prozessen zählen:
Emotion
Motivation
Einstellung
Diese drei Faktoren bestimmen wesentlich:
wie aufmerksam wir sind
wie stark wir auf Kommunikationsreize reagieren
wie handlungsbereit wir sind
In der Kommunikationspsychologie steht insbesondere die Frage im Mittelpunkt:
wie Kommunikation aktivierende Prozesse beeinflussen kann
und wie diese Prozesse umgekehrt auf die Kommunikation zurückwirken
Damit wird Kommunikation nicht nur als Informationsaustausch verstanden, sondern auch als Auslöser emotionaler, motivationaler und einstellungsbezogener Zustände (Kroeber-Riel, 1992).
3.4.1 Emotion
„Everyone knows what an emotion is, until asked to give a definition.“ (Solokowski,
2008, S. 327)
Emotionen beeinflussen die Qualität menschlicher Kommunikation entscheidend. Sobald Kommunikation für die Beteiligten bedeutsam wird, sind Emotionen immer beteiligt – sowohl im privaten als auch im beruflichen Kontext (Freunde, Familie, Kollegen, Kunden, Vorgesetzte).
Emotionen können:
angemessene Reaktionen auslösen,
aber auch zu Verhaltensweisen führen, die im Nachhinein als unangemessen empfunden werden.
Gerade im beruflichen Umfeld wird häufig betont, Entscheidungen seien nicht emotional getroffen worden.
Damit wird Emotion implizit als negativ dargestellt. Tatsächlich befinden sich Menschen jedoch ständig in einem emotionalen Zustand, ob bewusst oder unbewusst (Thomson & Fox, 2001).
Emotionen und emotionaler Ausdruck erfüllen wichtige soziale Funktionen:
Sie liefern unbewusst Informationen über andere Personen,
erleichtern die Einschätzung von Verhalten,
sorgen für Struktur, Koordination und Organisation kommunikativen Austauschs (Six et al., 2007).
Eine einheitliche Definition von Emotionen ist schwierig. Es existieren über 100 verschiedene Definitionsansätze. Dennoch lassen sich gemeinsame Merkmale identifizieren (Görgen, 2004):
Emotionen sind gekennzeichnet durch:
eine bestimmte Qualität (Art der Emotion)
Emotionsbewusstsein
eine Richtung der Emotion
Begriffe werden im Alltag oft gleichgesetzt, lassen sich wissenschaftlich aber trennen:
Gefühle → inneres Erleben, neuronale Erregung im Körper → z. B. Freude, Wut, Trauer → Gefühlswahrnehmungen
Emotionen → nach außen sichtbare motorische Reaktionen → z. B. lachen, weinen, zittern → laut Wortstamm movere = bewegen → Gefühlsbewegungen
Nach der Zwei-Faktoren-Theorie beschreibt der physiologische Aktivierungsgrad nur die Intensität einer Emotion. Die Qualität (also welche Emotion erlebt wird) entsteht erst durch eine kognitive Interpretation der Situation.
erhöhter Puls + Tränen → können Freude oder Wut bedeuten → erst der Situationskontext klärt die Emotion (Schachter, 1964)
Emotionen
bewusst erlebt
kontextbezogen
klare Dauer
enthalten eine Verhaltenstendenz
Affekte
sehr intensiv
kurze Dauer
situativer Auslöser
schwer kontrollierbar
starke Verhaltensimpulse
z. B. Wut → auf den Tisch hauen
Stimmungen
diffuser und schwächer
kein klarer Auslöser
kein definierter Anfang oder Ende
länger anhaltend
Kulturvergleichende Emotionsforschung nach Paul Ekman
Ekman untersuchte, ob mimische Emotionen universell erkannt werden. In einer ersten Studie bewerteten Personen aus:
Chile
Argentinien
Brasilien
Japan
USA
Fotos mit mimischen Gesichtsausdrücken. Die Mehrheit ordnete die Emotionen gleich zu, was Darwins These stützte.
Tabelle 3: Korrekte Identifikation mimischer Emotionen (in %)
Hohe Übereinstimmung bei Glück, Angst, Überraschung und Zorn
Trotz kultureller Unterschiede hohe Erkennungsraten (Rost, 1990)
Der Anthropologe Birdwhistell zeigte, dass emotionaler Ausdruck auch erlernt ist. Dies führte zur Theorie der Display Rules:
kulturell geprägte Regeln,
wie Emotionen gezeigt oder unterdrückt werden sollen.
Ekman zeigte:
Japaner und Amerikaner zeigen ohne Beobachter gleiche Gesichtsausdrücke
mit Beobachter unterdrücken Japaner negative Emotionen stärker und lächeln häufiger
Formen der Display Rules:
Gefühlsverstärkung (künstliches Lachen)
Gefühlsabschwächung (Verharmlosung)
Gefühlsneutralisierung (Unterdrücken von Weinen)
Gefühlsverstellung (z. B. guter Verlierer sein)
Um Lerneinflüsse auszuschließen, untersuchte Ekman isolierte Völker:
Stamm Fore (Papua-Neuguinea)
Stamm Dani (Indonesien)
Ergebnis:
Emotionen wurden identisch zu westlichen Kulturen zugeordnet
besonders Glück, Angst, Abscheu, Trauer
➡️ Gesichtsausdrücke sind kulturübergreifend verständlich (Ekman, 2003)
Probleme entstehen durch:
kulturelle Display Rules
Mischung mehrerer Emotionen (z. B. Verlegenheit, Eifersucht)
➡️ Emotionen müssen oft im situativen Kontext interpretiert werden (Fischer & Wiswede, 2002)
Primäremotionen
Primäremotionen gelten als:
angeborene neuronale Erregungsmuster
treten häufig als Mischformen auf
Es gibt keine Einigkeit über die genaue Anzahl. Mehrheitlich anerkannt sind:
Freude
Trauer
Angst
Ekel
Wut
Überraschung (Kroeber-Riel, 1992)
entsteht durch Verlust (Menschen, Orte, Dinge)
lang andauernd
von Schmerz begleitet
Erinnerungen kehren häufig zurück
Formen:
Existenzangst
Leistungsangst
soziale Angst (z. B. Redeangst)
Besonders relevant für Kommunikation:
soziale Ängste führen zu kommunikativen Störungen
Paradox:
vertraute Personen lösen häufiger Angst aus als Fremde (Ekman, 2003)
Einsatz von Furchtappellen
Schockkampagnen
Warnhinweise (z. B. Zigarettenpackungen)
ausgelöst durch Geschmack, Geruch
auch durch visuelle, akustische oder verbale Reize
bereits der Gedanke kann Ekel hervorrufen
auch im beruflichen Kontext (unmoralische Praktiken)
sehr starke Emotion
oft unkontrollierbar
stärker als Ärger oder Zorn
Frustrations-Aggressions-Hypothese:
Frustration oder Beleidigung → erhöhte Aggressionsbereitschaft
Voraussetzung: Handlung wird als absichtlich wahrgenommen (Herkner, 2001)
Unterscheidung:
Ekel → moralische Verurteilung
Wut → Eigennutz betroffen (Kupfer & Giner-Sorolla, 2016)
kürzeste Emotion (Sekunden)
entsteht durch plötzliche, unerwartete Ereignisse
schlägt schnell in andere Emotionen um
Börsenreaktionen auf überraschende Gewinnmeldungen
In vielen klassischen Emotionsklassifikationen wird im Bereich der positiven Emotionen häufig nur die Freudegenannt. Diese Sichtweise ist jedoch zu undifferenziert. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich, dass Freude nicht einheitlich ist, sondern aus verschiedenen spezifischen Qualitäten bestehen kann.
Ein Teil der Freude entsteht durch die fünf Sinnesorgane. Diese Form wird als Sinnenfreude bezeichnet. Sinnenfreude entsteht, wenn:
sich etwas angenehm anfühlt,
gut aussieht,
lecker schmeckt,
oder schön klingt.
Zu den positiven Emotionen zählt außerdem das sogenannte euthyme Erleben. Darunter versteht man:
entspannte Beziehungen,
Genuss,
ein ausgeglichenes, angenehmes Lebensgefühl (Rost, 1990).
Für eine erfolgreiche Kommunikation ist das Erleben positiver Emotionen essenziell. Dazu zählen insbesondere:
Genuss
Amüsieren
Positive Emotionen:
erleichtern den Gesprächsverlauf,
fördern Offenheit und Kooperationsbereitschaft,
unterstützen eine konstruktive Interaktion.
Beruflicher Kontext: Im Arbeitsumfeld wird dieses Wissen gezielt genutzt. Tagungen und Besprechungen finden häufig:
außerhalb des gewohnten Arbeitsumfeldes,
in stressarmen, angenehmen Räumlichkeiten
statt. Ziel ist es, das Wohlbefinden der Teilnehmenden zu steigern und dadurch die Kommunikation zu verbessern (Görgen, 2004).
Die Erreichung und Aufrechterhaltung von Zufriedenheit spielt insbesondere in der Konsumentenkommunikationeine zentrale Rolle.
Beschwerdemanagement
Kundenbindungsprogramme
Zufriedenheit fördert:
Kundenloyalität
positive Kommunikation zwischen Unternehmen und Kunden
Gleichzeitig weist Trommsdorff (1993) darauf hin, dass dauerhaft höchste Zufriedenheit aus betriebswirtschaftlicher Sicht problematisch sein kann:
Innovationsanstrengungen nehmen ab
Verbesserungen von Produkten und Dienstleistungen lassen nach
Zu den von Ekman identifizierten positiven Emotionen gehören auch:
Erleichterung
Dankbarkeit
Erleichterung:
tritt häufig nach einer erfolgreich bewältigten kritischen Kommunikationssituation auf
äußert sich oft körperlich, z. B. durch ein tiefes Ausatmen
Dankbarkeit:
wirkt positiv auf den weiteren Kommunikationsverlauf
fördert Vertrauen
trägt wesentlich zum Aufbau langfristiger Geschäftsbeziehungen bei (Görgen, 2004)
Grundsätzlich gilt:
Positive Emotionen fördern den Verlauf von Gesprächen und Kommunikationssituationen
Negative Emotionen können diese behindern
Besonders kritisch wird von Interagierenden der Einsatz unpassender Emotionen beim Gesprächspartner bewertet. Dabei ist bemerkenswert, dass:
die Wahrscheinlichkeit für unpassende emotionale Reaktionen relativ hoch ist,
selbst Menschen aus ähnlichen sozialen Systemen sich deutlich in ihrer emotionalen Ausdrucksweise unterscheiden können.
Zeitliche Begrenzung von Emotionen (appraisers)
Emotionen treten in der menschlichen Kommunikation nicht dauerhaft, sondern nur temporär auf. Ekman erklärt dies durch unterschiedliche Mechanismen, die die Umwelt auf mögliche Gefahren überprüfen.
Er unterscheidet dabei zwei Bewertungssysteme:
Auto Appraisers
Reflective Appraisers
Auto Appraisers:
arbeiten unbewusst
reagieren schnell und intuitiv
erkennen große Gefahren (z. B. Naturereignisse) selbst dann, wenn eine Person stark konzentriert ist
Sie können:
abrupt Emotionen wie Angst oder Schreck auslösen
ohne bewusste gedankliche Verarbeitung wirken
Reflective Appraisers:
arbeiten bewusst
werden aktiv, wenn eine Gefahr noch nicht akut, sondern potenziell ist
Ein Arbeitnehmer wird über eine bevorstehende Firmenfusion informiert
Zunächst bleibt der emotionale Ausdruck möglicherweise aus
Erst wenn die Kündigungsgefahr bewusst wird, setzen Emotionen wie Angst oder Wut ein (Ekman, 2003)
3.4.2 Einstellung
Einstellungen wirken auf Kommunikation auf mehrere Arten:
Einstellungen sind Thema von Kommunikation z. B. Gespräche über politische Überzeugungen.
Einstellungen beeinflussen den Inhalt von Kommunikation z. B. wenn wir andere Personen bewerten oder wertende Aussagen treffen.
Einstellungen entstehen oder verändern sich durch Kommunikationserfahrungen Das kann:
bewusst vom Kommunikator ausgelöst werden,
oder unbewusst wirken.
Insgesamt beeinflussen Einstellungen:
worüber wir kommunizieren,
wie wir kommunizieren,
und wie wir Kommunikationskanäle nutzen.
Die Einstellungsforschung ist wichtig für Anwendungsbereiche wie:
Organisationskommunikation
Werbung
Gesundheitskampagnen
Förderung von Kommunikationskompetenz
gelingende private Kommunikation (Six et al., 2007)
Persuasive Kommunikation: Kommunikation mit dem Ziel, den Kommunikationspartner zu beeinflussen. Sie kommt vor allem in der Massenkommunikation vor.
Was ist eine Einstellung?
Unter Einstellung versteht man die summarische Bewertung von (Einstellungs-)Objekten. Einstellungsobjekte sind alles, was ein Mensch wahrnehmen oder sich vorstellen kann, z. B.:
Personen, Gruppen, Institutionen
Gegenstände
Themen/Sachverhalte
Verhaltensweisen
Orte
Einstellungen sind primär von der emotionalen Haltung gegenüber dem Objekt geprägt.
Tiefsitzende/verinnerlichte Einstellungen werden im emotionalen Erfahrungsgedächtnis gespeichert und sind mit psychophysiologischen Prozessen verbunden. Beispiel im Text:
Im Flirtgespräch mit einer attraktiven Person: erhöhter Blutdruck / Herzklopfen.
Meist hängen Einstellungen mit vergangenen Erfahrungen zusammen:
entweder durch eigene Erfahrungen
oder übernommen von Bezugspersonen
Wichtig: Einstellungen, die durch direkte eigene Erfahrung erworben wurden, haben den stärkeren Einfluss auf das Kommunikationsverhalten.
Wechselwirkung zwischen Einstellung und Verhalten
Einstellungen bestimmen nicht nur Verhalten – sie werden auch durch Verhalten beeinflusst.
Beispiele aus dem Text:
Eintritt ins Berufsleben
Geburt eines Kindes → Verhaltensänderungen → später oft auch veränderte Einstellungen.
Einstellungen als System und vier Theorien zur Veränderung ohne äußere Kommunikation
Einstellungen sind Teil eines komplexen Einstellungssystems:
Sie bedingen sich wechselseitig.
Sie können sich auch durch das Individuum selbst verändern, sogar ohne Kommunikation im Außen.
Diese Sicht wird durch vier Theorien gestützt (Kroeber-Riel, 1992):
a) Kognitive Dissonanz (Festinger, 1957/2020)
Dissonanz = unangenehmer Spannungszustand durch Widersprüche.
Grundidee (Konsistenztheorie): Menschen streben nach Widerspruchsfreiheit zwischen Denken, Fühlen, Handeln und Erfahrungen.
Widerspruch (Dissonanz) soll vermieden oder beseitigt werden.
Beispiel im Text:
Einstellung: „Rauchen ist ungesund.“
Verhalten: „Ich rauche.“
Voraussetzung: Verhalten wird freiwillig ausgeführt. Dann entsteht Dissonanz, die „aufgelöst werden muss“.
Dissonanzreduktion (Spannungsabbau) durch Anpassung von:
Verhalten („Ich höre auf zu rauchen.“)
oder Einstellung/Deutung („Ich rauche nur Lights…“ / „Mein Opa ist trotz Rauchen 90 geworden…“)
b) Balance-Theorie (Heider, 1946) – Konsistenztheorie
Sie untersucht eine Dreiecksbeziehung zwischen:
Sender (S)
Empfänger (E)
Einstellungsobjekt (EO)
Balanciert ist die Beziehung, wenn:
eine oder alle drei Relationen positiv sind (positive Einstellung zum Partner bzw. Objekt).
Unbalanciert ist sie, wenn:
keine oder alle zwei Relationen positiv sind.
Ein unbalancierter Zustand wird als unangenehm erlebt und führt zu einer Einstellungsänderung – entweder:
gegenüber dem Einstellungsobjekt
oder gegenüber dem Sender.
Abbildung 15: Balancetheoretische Beziehungskonstellationen
Die Abbildung zeigt mehrere Dreiecke (E–S–EO) mit:
Grau = positive Einstellung
Rot = negative Einstellung
Oben: Beispiele für balanciert
Unten: Beispiele für unbalanciert Zusätzlich erklärt die Legende:
E = Empfänger
S = Sender
EO = Einstellungsobjekt
Die Kernaussage der Abbildung ist: Je nachdem, wie positiv/negativ die Beziehungen in diesem Dreieck verteilt sind, entsteht Balance oder Unbalance – und bei Unbalance entsteht Druck zur Einstellungsänderung.
c) Selbstwahrnehmungstheorie (Bem, 1967)
Zwischen der Wahrnehmung anderer und der Eigenwahrnehmung besteht kein großer Unterschied.
Menschen schließen ihre Einstellung aus dem eigenen Verhalten.
Wichtig: Verhalten muss ohne äußeren Zwang erfolgt sein. Beispiel:
Wenn man „unbewusst“ eine Marke kauft, kann man später schließen: „Ich mag die Marke, sonst hätte ich sie nicht gekauft.“
Nur sehr intensive Gefühle/eindeutige innere Reize werden ohne Beobachtung direkt wahrgenommen und gedeutet.
d) Social-Judgement-Theorie (SJT) (Sherif et al., 1965)
Wenn neue persuasive Informationen zur bisherigen Einstellung kommen, prüft man, ob sie im Einstellungskontinuum liegen in:
Zustimmungsbereich
Indifferenzbereich
Ablehnungsbereich
Folgen:
Zustimmung → kann Einstellung verfestigen
Indifferenz → wird toleriert/umgedeutet → keine Einstellungsänderung
Ablehnung (stark abweichend) → Informationen werden abgewiesen oder es kommt zu massiver Einstellungsänderung
Drei-Komponenten-Ansatz: ABC der Einstellung
Das Modell erklärt, wie eine Einstellung in mehreren Stufen entsteht:
Aus einem Reiz entwickelt sich eine Einstellung,
die aus drei Komponenten besteht:
A = affektive Komponente (Affekt)
B = behavior / Verhalten (verhaltensorientierte Komponente)
C = cognitive / Kognition (kognitive Komponente)
Die Komponenten sind bis zu einem gewissen Grad messbar:
Affekt: über verbale Äußerungen zu erlebten Gefühlen
Kognition: über verbale Überzeugungen (z. B. Fragebogen)
Verhalten: über Auskünfte zum eigenen Verhalten bzw. Verhaltensabsicht
Abbildung 16: Drei-Komponenten-Modell der Einstellung
Die Abbildung zeigt:
Reiz → führt zu Einstellungen
Einstellungen bestehen aus:
Affekt → (Reaktion des autonomen Nervensystems)
Kognition → (verbal geäußerte Überzeugungen)
Verhalten → (Auskünfte über eigenes Verhalten)
Einstellungen helfen, Kommunikationsprozesse zu erklären und vorherzusagen
Wenn man Einstellungen betrachtet zu:
Kommunikation selbst,
Empfänger und Sender,
Kommunikationsgegenstand,
kann man Kommunikationsprozesse erklären und prognostizieren. Das liefert Ansatzpunkte z. B. für:
Analyse, warum Menschen bestimmten Kommunikationsangeboten zuwenden,
Wirkungen von Kampagnen,
längerfristige Speicherung rezipierter Inhalte (Six et al., 2007)
Einstellungen gegenüber Empfänger und Sender: Auswirkungen in beiden Rollen
a) Als Sender (Kommunikator)
Die persönliche Einstellung zum Empfänger beeinflusst:
Erwartungen an den Kommunikationspartner
Motivation zur Kommunikation
Wahl als Gesprächspartner
Häufigkeit, mit der man sich an diese Person wendet
Sympathie/Attraktivität: je nach Einstellung steigt oder sinkt Bereitschaft, über persönliche/intime Themen zu sprechen.
Auch Stereotype (z. B. gegenüber Minderheiten oder Altersgruppen) beeinflussen verbales und nonverbales Kommunikationsverhalten.
b) Als Empfänger
Einstellungen steuern auch die Reaktion des Empfängers:
Ablehnende Einstellung gegenüber dem Sender → Kommunikationsangebot wird ggf. nicht genutzt / nicht „gehört“
Innere Beteiligung und empathische Reaktionen verändern sich je nach Zu- oder Abwendung (Six et al., 2007)
Schluss: Wissen über Einstellungen ist besonders wichtig für Kommunikationsprozesse, die auf Einstellungsänderungabzielen.
Zuletzt geändertvor 9 Stunden