Welche Arten von Freiheit gibt es?
Negative und positive Freiheit.
Erläutere den Unterschied zwischen negativer und positiver Freiheit.
Negative Freiheit: Freiheit von Zwang, Einmischung, Hindernissen (Abwesenheit von äußeren oder inneren Beschränkungen)
Positive Freiheit: Freiheit zu Selbstbestimmung, Selbstverwirklichung, aktivem Handeln (Möglichkeit, das eigene Leben bewusst zu gestalten)
Nenne und erläutere die Quellen der Einschränkung/Möglichkeit der Freiheit.
Äußere Freiheit: Beschränkt oder ermöglicht durch externe Faktoren (z. B. Staat, Gesellschaft, Natur, andere Menschen, Gesetze, ökonomische Bedingungen)
Innere Freiheit: Beschränkt durch innere Faktoren (eigene Psyche, Süchte, Ängste, Willensstärke, Moral, mangelnde Disziplin, Überzeugungen)
Wann gilt der Wille nach Immanuel Kant als frei?
Der Wille gilt nach Immanuel Kants Definition als frei, wenn drei Kriterien erfüllt sind:
1. Anders-Können: Möglichkeit, sich in zwei Situationen unterschiedlich zu entscheiden
2. Intelligibilität: Verursachung des Willensaktes aus ausschließlich vernünftigen Gründen
3. Urheberschaft: Geistige Verursachung einer Handlung, ohne selbst verursacht zu sein
Beschreibe den Begriff “Willensfreiheit” in einem Satz.
Willensfreiheit: Eine Person kann ihre Entscheidungen und Handlungen aus eigenem Antrieb, bewusster Reflexion und ohne äußeren oder inneren Zwang treffen.
Unterscheide den Begriff “Rolle” aus der Sicht des Handlenden und des Nicht-Handlenden.
Rolle (vom Handelnden aus gesehen): Erwartungen, die mit einer eingenommenen Position verknüpft sind und den Handlungsspielraum, den man dabei hat. Der Handlungsspielraum ist abhängig von der Verbindlichkeit der Erwartungen bzw. der Normen (Muss-, Soll- und Kann-Erwartungen/-Normen).
Rolle (vom Nicht-Handelnden aus gesehen): das, was der Rollen-Handelnde aus seiner Position macht
Nenne und erkläre zwei Arten von Rollenkonflikten.
Intrarollenkonflikt: Konflikt innerhalb einer bestimmten Rolle, da die Erwartungen unterschiedlicher Personengruppen an die Rolle gegensätzlich sind
Interrollenkonflikt: Konflikt zwischen verschiedenen Rollen
Was versteht man unter dem Begriff “Soziale Schicht”?
Soziale Schicht: Untergliederung einer Gesellschaft in Teilgruppen nach bestimmten sozialen Merkmalen (z. B. Beruf, Einkommen, Bildung, Vermögen oder Sozialprestige)
Welche Auswirkung hat die Schichtzugehörigkeit auf ein Individuum?
Beeinflusst eine Person erheblich, z. B. in der Bildung
Was ist “Sozialer Status”?
Sozialer Status: hohe/niedere soziale Stellung oder Wertschätzung einer Person (Unterscheidung zwischen zugeschriebenem und erworbenem Status)
Erkläre den Begriff “Sozialisation”.
Sozialisation: Prozess, in dem soziale Normen und Wertvorstellungen vermittelt werden; Beschreibt Vorgang der Erziehung, aber auch ungeplante, persönlichkeitsprägende Lernvorgänge
Welche Vorstellung hatte die Wissenschaft lange Zeit vom Thema Freiheit? Nenne den Fachbegriff, welcher Wissenschaftler ihn beeinflusst hat und erkläre ihn.
Klassischer Determinismus: Stark von Isaac Newton geprägtes Weltbild; beschreibt das Universum wie eine gigantische, präzise laufende Maschine. Kennt man den Zustand aller Teilchen (Position, Geschwindigkeit) zu einem bestimmten Zeitpunkt, sowie alle wirkenden Kräfte, könnte man theoretisch ihre gesamte Vergangenheit und Zukunft berechnen.
Welches Gedankenexperiment formulierte der französische Mathematiker Pierre-Simon Laplace?
Laplace’sche Dämon: Allwissendes Wesen, das alle physikalischen Gesetze und Angangsbedingungen kennt und die gesamte Weltgeschichte von Anbeginn bis ans Ende der Zeit vorausrechnen könnte —> In solchem Universum gäbe es keinen Raum für echten freien Willen, da jede Handlung, Entscheidung und Gedanke bereits unveränderlich festgeschrieben wären.
Womit beschäftigt sich die Quantenphysik?
beschäftigt sich mit den kleinsten Bausteinen der Materie und Energie
Welchen Einfluss hatte die Quantenphysik auf das deterministische Weltbild?
Quantenphysik (beschäftigt sich mit den kleinsten Bausteinen der Materie und Energie) erschüttert deterministisches Weltbild. Im mikroskopischen Bereich gelten andere Regeln als im makroskopischen Alltag
Nenne die Schlüsselkonzepte der Quantenphysik.
Heisenbergsche Unschärfe, Probabilistisches Verhalten und Superposition und Zufall als Problem für die Freiheit
Erkläre die Heissenbergsche Unschärfe.
Heisenbergsche Unschärfe: Werner Heisenberg entdeckte in den 1920er Jahren, dass bestimmte Paare von physikalischen Eigenschaften (z.B. Ort und Impuls eines Teilchens) nicht gleichzeitig mit beliebiger Genauigkeit gemessen oder bestimmt werden können. Je genauer man das eine misst, desto ungenauer wird das andere – und umgekehrt. Dies ist keine Frage der unzureichenden Messtechnik, sondern eine fundamentale, prinzipielle Eigenschaft der Natur auf subatomarer Ebene. Es gibt also eine fundamentale Unvorhersehbarkeit im Mikro-Bereich.
Erkläre das Probabilistische Verhalten und die Superposition.
Probabilistisches Verhalten und Superposition: Quantenteilchen verhalten sich nicht wie klassische Objekte; ihre zukünftigen Zustände und sogar ihre gegenwärtigen Eigenschaften lassen sich oft nur in Form von Wahrscheinlichkeiten beschreiben. Ein Elektron in einem Atom "ist" nicht an einem bestimmten Ort, sondern existiert in einer Superposition von Zuständen – gewissermaßen an mehreren Orten gleichzeitig oder mit verschiedenen Spin-Ausrichtungen. Erst bei einer Messung "entscheidet" es sich für einen bestimmten Zustand. Welchen Zustand es annimmt, ist dabei prinzipiell unvorhersehbar und scheint zufällig.
Erkläre, warum der Zufall ein Problem für die Freiheit darstellt.
Zufall als Problem für die Freiheit: Die Quantenphysik beweist also, dass das Universum auf seiner fundamentalsten Ebene nicht vollständig determiniert ist. Es gibt echten Zufall (Indeterminismus). Einige Philosophen und Physiker sahen und sehen darin eine Möglichkeit für den freien Willen: Wenn die Welt nicht vorbestimmt ist, dann könnten unsere Entscheidungen frei sein! Oder?
Was argumentiert die Evolutionsbiologie?
Evolutionsbiologie: argumentiert, dass ein erheblicher Teil unserer Verhaltensweisen, Emotionen und sogar unserer Denkstrukturen das Ergebnis von Jahrmillionen der Evolution durch natürliche Selektion ist.
Nenne die Schlüsselkonzepte der Evolutionsbiologie.
Gene und Umwelt, Adaptive Rationalität und kognitive Biases und Emotionen als evolutionäre Kompasse
Erkläre Gene und Umwelt.
Gene und Umwelt: Kein einfacher Determinismus: Es ist wichtig zu verstehen, dass evolutionäre Erklärungen selten einen strikten genetischen Determinismus behaupten, der besagt, dass alles in unseren Genen festgelegt ist. Stattdessen wird die Interaktion von Genen und Umwelt betont. Unsere Gene liefern eine "Blaupause" oder eine Reihe von Verhaltenspotenzialen, aber die konkrete Ausprägung hängt stark von der individuellen Entwicklung, der Kultur, Erziehung und den persönlichen Erfahrungen ab. So kann beispielsweise eine genetische Prädisposition für Aggression bestehen, aber ob sich diese in tatsächlicher Gewalt äußert, wird stark von sozialen Faktoren und Lernprozessen beeinflusst. Dennoch begrenzt diese Prädisposition den Spielraum für völlig "freie" Entscheidungen.
Erkläre Adaptive Rationalität und kognitive Biases.
Adaptive Rationalität und kognitive Biases: Evolution hat uns nicht unbedingt zu perfekt rationalen Wesen gemacht, die immer die objektiv beste Entscheidung treffen. Stattdessen hat sie uns mit einer adaptiven Rationalität ausgestattet – mit kognitiven Heuristiken (Daumenregeln) und Biases (Denkverzerrungen), die in der Umwelt unserer Vorfahren schnelle und oft "gut genug" Entscheidungen ermöglichten, um Gefahren zu entgehen oder Ressourcen zu sichern. Beispiele sind die Tendenz, Verluste stärker zu gewichten als Gewinne (Verlustaversion) oder die Bevorzugung der eigenen Gruppe (Ingroup-Bias). Diese unbewussten Denkmechanismen beeinflussen unsere Entscheidungen, ohne dass wir uns ihrer evolutionären Ursprünge bewusst sind. Ist eine Entscheidung wirklich frei, wenn sie von evolutionär geformten kognitiven "Abkürzungen" geleitet wird?
Erkläre Emotionen als evolutionäre Kompasse.
Emotionen als evolutionäre Kompasse: Emotionen wie Angst, Liebe, Wut, Ekel oder Freude sind nicht nur subjektive Gefühle, sondern evolutionär entwickelte Signalsysteme. Angst warnt uns vor Gefahr und treibt uns zur Flucht oder zum Kampf an. Liebe und Bindung fördern die Kooperation und das Aufziehen von Nachwuchs. Ekel schützt uns vor Krankheitserregern. Diese mächtigen emotionalen Treiber beeinflussen unsere Entscheidungen oft stärker als reine Vernunft. Die Evolutionsbiologie würde argumentieren, dass diese emotionalen Reaktionen tief in unserem biologischen Erbe verwurzelt sind und uns auf bestimmte Verhaltenspfade lenken, die sich über lange Zeiträume als vorteilhaft erwiesen haben. Wie "frei" ist eine Entscheidung, wenn sie durch eine intensive, evolutionär geprägte Emotion motiviert ist?
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