Gegenstand der Entwicklungspsychologie
= Unter psychischer Entwicklung des Individuums versteht man die geordnete (regelhafte), gerichtete und längerfristige Veränderung des Erlebens und Verhaltens über die gesamte Lebensspanne
Entwicklung des Individuums
Geordnetheit (Regelhaftigkeit)
Gerichtetheit
Längerfristigkeit
Lebensspanne
Psychische Entwicklung meint die Ontogenese (individuelle Entwicklung), nicht die Philogenese (Entwicklung der Art)
Entwicklung ist nur dann Entwicklung, wenn sie eine gewisse Geordnetheit (Regelmäßigkeit) aufweist
Veränderungen müssen einen inneren Zusammenhang aufweisen und systematisch auseinander hervorgehen
Beispiel: Piagets Theorie der kognitiven Entwicklung postuliert eine Ordnung in der Abfolge der Stufen
Entwicklung ist nur dann Entwicklung, wenn sie nicht zufällig initiiert wird oder schwankend verläuft, sondern gerichtet ist
Im höherem Alter geht es nicht mehr um eine Höherentwicklung, sondern um eine Gerichtetheit hin zum Abbau von Fähigkeiten
Längerfristigkeit ≠ Lebenslange Beständigkeit der Veränderungen bzw. keine weiteren Veränderungen im entsprechenden Entwicklungsaspekt
Vielmehr: Kurzfristige, spontane Veränderungen gelten nicht als Entwicklung
Psychische Entwicklung meint Veränderungsprozesse von der Befruchtung bis zum Tod eines Menschen
Kindheit (0 bis 10/12 Jahre) -> Fokus der Vorlesung
Jugend (10/12 bis 18 Jahre)
Emerging Adulthood (18 bis 25 Jahre)
Frühes Erwachsenenalter (25 bis 40/45 Jahre)
Mittleres Erwachsenenalter (40/45 bis 60/65 Jahre)
Spätes Erwachsenenalter "Junge Alte" (60/65 bis 80 Jahre)
Spätes Erwachsenenalter "Alte Alte" (80 Jahre bis Tod)
Aufgaben der Entwicklungspsychologie
Mit der Beschreibung, Erklärung, Vorhersage und Beeinflussung menschlicher Entwicklung
Bestimmung des aktuellen Entwicklungsstandes
Prognose des zukünftigen Entwicklungsstandes
Möglichkeiten zur Beeinflussung des Entwicklungsverlaufs
Grundlegende Fragen zur Kindesentwicklung
Anlage und Umwelt -> Wie wirken sich Anlage und Umwelt gemeinsam auf die Entwicklung aus?
Das aktive Kind -> Wie formen Kinder ihre eigene Entwicklung?
Kontinuität vs. Diskontinuität -> Inwiefern verläuft die Entwicklung kontinuierlich oder diskontinuierlich?
Mechanismen entwicklungsbedingter Veränderungen -> Wie kommt es zu Veränderungen?
Soziokultureller Kontext -> Wie wirkt sich der soziokulturelle Kontext auf die Entwicklungs aus?
Interindividuelle Unterschiede -> Warum werden Kinder so verschieden?
Forschung und Kindeswohl -> Wie kann Forschung das Kindeswohl fördern?
Grundlegende Fragen zur Kindesentwicklung - Frage 1
= Die Anlage ist die biologische Grundausstattung eins Kindes d.h. die von den Eltern erhaltenen Gene
= Die Umwelt sind materielle und soziale Umgebungen des Kindes z.B. Zuhause, Schule, Peergroup, etc.
Konsens: Entwicklung wird durch Anlage und Umwelt gemeinsam bestimmt
Offene Fragestellung: Wie genau gestaltet sich das Zusammenspiel von Anlage und Umwelt?
Grundlegende Fragen zur Kindesentwicklung - Frage 2
= Das Konzept des aktiven Kindes geht davon aus, dass Kinder ihre eigene Entwicklung formen
Beispiel: Neugeborene bevorzugen die Stimme der Mutter (nachgewiesen durch die Methode des High-Amplitude-Sucking)
Grundlegende Fragen zur Kindesentwicklung - Frage 3
= Kontinuierliche Entwicklung meint die Vorstellung, dass altersbedingte Veränderungen allmählich und in kleinen Schritten eintreten
= Diskontinuierliche Entwicklung meint die Vorstellung, dass altersbedingte Veränderungen mit gelegentlichen größeren Wandlungen einhergehen
Beispiel: Piagets Theorie der kognitiven Entwicklung
Entwicklung als Abfolge altersabhängiger Stadien
Eintritt in neues Stadium = Qualitative Veränderung des Denkens d.h. bei Eintritt in ein neues Stadium wird die entsprechende Art zu denken bei einer Fülle von Aufgaben zum Einsatz gebracht
In den meisten Entwicklungsaspekten verlaufen Veränderungen eher allmählich und in kleinen Schritten d.h. die Entwicklung schreitet von Fähigkeit zu Fähigkeit und von Aufgabe zu Aufgabe anstatt in breiter einheitlicher Weise voran
Grundlegende Fragen zur Kindesentwicklung - Frage 4
= Soziale Stützung ist ein Prozess, bei dem eine kompetentere Person (als das Kind) zeitweilig ein Rahmengerüst bietet, welches Denken auf einer höheren Ebene ermöglicht als das Kind von selbst bewältigen könnte
Je besser die Qualität der sozialen Stützung, desto größer der Lernerfolg
Beispiele:
Ziel einer Aufgabe erklären
Mögliche Lösungswege aufzeigen
Hilfe bei schwierigen Teilen einer Aufgabe geben
Grundlegende Fragen zur Kindesentwicklung - Frage 5
= Der soziokulturelle Kontext sind die materiellen, sozialen, kulturellen, ökonomischen und zeitgeschichtlichen Umstände, die die kindliche Umwelt prägen
Viele Prozesse, die Entwicklung anstoßen, kommen in allen Kulturen vor
Die Inhalte (Symbolsysteme, Gebrauchsgegenstände, Fähigkeiten und Werte), die die Kinder lernen, variieren jedoch und formen das Denken des Kindes
Beispiel: Das mechanische Rechenhilfsmittel Abakus wird nicht in allen Kulturen für das Lernen und Lehren mathematischer Fertigkeiten verwendet, wirkt sich jedoch auf die kognitive Entwicklung der Kinder aus
Grundlegende Fragen zur Kindesentwicklung - Frage 6
Genetische Unterschiede
Unterschiedliche Behandlung durch die Eltern und andere Personen
Unterschiedliche Wirkungen gleichartiger Erfahrungen
Wahl unterschiedlicher Umgebungen durch die Kinder
Grundlegende Fragen zur Kindesentwicklung - Frage 7
Beispiel: Frühdiagnostik von Entwicklungsproblemen z.B. von Katarakte bei Neugeborenen
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