Definiton von Leistungsmotivation
Motivation, sich mit einer Lernanforderung auseinanderzusetzen
= Leistungsmotivation ist das Bestreben, eine hohe Leistung bei solchen Handlungen zu erzielen, für die man einen Gütemaßstab für verbindlich hält und bei denen die Ausführung deshalb gelingen oder misslingen kann
= Leistungsmotivation ist die Tendenz einer Person, sich in Abhängigkeit von wahrgenommener Erfolgswahrscheinlichkeit und subjektivem Wert für oder gegen Handlungsalternativen zu entscheiden und - falls dafür - die Handlung als Erfolg oder Misserfolg in Relation zu subjektiven Tüchtigkeits- oder Qualitätsmaßstäben zu bewerten
Schlüsselmotivation für den Erfolg in Schule und Beruf
Grundfragen zur Entwicklung der Leistungsmotivation
Was muss ich tun, um Erfolg zu haben? -> Entwicklung des Verständnisses bezüglich der Ursachen von Erfolg und Misserfolg
Kann ich Erfolg haben? -> Entwicklung des Konzeptes eigener Kompetenzen
Will ich Erfolg haben? -> Entwicklung der Leistungsbereitschaft
Warum will ich Erfolg haben? -> Entwicklung von Zielorientierungen
Voraussetzungen für die Entwicklung leistungsmotivierten Handelns
Das Kind muss in der Lage sein, einen Effekt zu erzielen
Das Kind muss sich selbst als Verursacher des Effekts wahrnehmen
Das Kind muss einen Tüchtigkeitsmaßstab herausbilden
= Ein Tüchtigkeitsmaßstab ist das Anspruchsniveau einer Person, das mitbestimmend ist für die Wahl von Leistungsanforderungen (Aufgabenschwierigkeit) und zur Bewertung des Handlungsergebnisses als Erfolg oder Misserfolg genutzt wird
Messlatte dafür, was man von sich selbst erwartet und wann man sich selbst als tüchtig wahrnimmt
Entwicklung des Verständnisses bezüglich der Ursachen von Erfolg und Misserfolg
Freude am Effekt (3 Monate)
Selbermachenwollen (Ende des 1. Jahres)
Orientierung an Gütemaßstäben (2 Jahre)
Selbstbewertung eigener Leistungen (3,5 Jahre)
Unterscheidung zwischen Aufgabenschwierigkeit und eigener Tüchtigkeit (5 Jahre)
Aufspaltung des Tüchtigkeitskonzepts in die Komponenten Anstrengung und Fähigkeit (Grundschulalter)
Alter: 3 Monate
Absichtsvolles Herbeiführen von Effekten
Kein explizites Verständnis der eigenen Urheberschaft
Alter: Ende des 1. Jahres
Unterscheidung zwischen Handlungen und Effekten d.h. explizites Verständnis der eigenen Urheberschaft
Bewusstes Erleben und Erprobung der eigenen Wirksamkeit
Anreiz: Wunsch, einen Effekt selbstständig herbeizuführen
Das Kind möchte zunehmend alles selbst machen, akzeptiert keine Hilfe und reagiert mit negativen Gefühlen auf ungewollt geleistete Hilfestellungen
Alter: 2 Jahre
Fokussierung der Aufmerksamkeit auf das Herbeiführen des richtigen Handlungsergebnisses
Bemühen um akkurates Nachvollziehen von Handlungssequenzen und Einhalten von Qualitätsstandards
Alter: 3,5 Jahre
Zeigen von Stolz bei Erfolg und Scham bei Misserfolg
ENTWICKLUNG VON LEISTUNGSMOTIVATION
Verhalten ist erst dann leistungsmotiviert, wenn das Handlungsergebnis mit Vorstellungen über die eigene Tüchtigkeit verknüpft wird
Stolz und Scham zeigen Selbstbewertungen der Leistungen und somit Vorstellungen über die eigene Tüchtigkeit an
Fazit: Leistungsmotivation entsteht im Vorschulalter
Leistungsmotivation lässt sich durch Stolz und Scham belegen
Alter: 5 Jahre
Unterscheidung von Aufgabenschwierigkeiten
Heranziehen von Aufgabenschwierigkeit und Tüchtigkeit zur Erklärung von Handlungsergebnissen
Alter: Grundschulalter
Bisher: Globale Vorstellungen von Tüchtigkeit
Mit 5 bis 6 Jahren:
Zusammenhänge zwischen der Fähigkeit und dem Handlungsergebnis werden nur bei anschaulichen Fähigkeitsmerkmalen erkannt (z.B. Muskeln)
Keine Differenzierung zwischen Anstrengung und Fähigkeit
Im Grundschulalter:
Zunächst (weil leichter beobachtbar) Verständnis, dass Unterschiede in der Anstrengung eine Ursache von Erfolg sind
Später (weil nur indirekt erschließbar) Verständnis, dass Fähigkeitsunterschiede eine Ursache von Erfolg sind
Niveau 1 (5 bis 6 Jahre)
Undifferenziertes Tüchtigkeitskonzept
Niveau 2 (7 bis 9 Jahre)
Höhere Leistung wird mit höherer Anstrengung erklärt
Niveau 3 (10 bis 11 Jahre)
Beginnende Unterscheidung zwischen Anstrengung und Fähigkeit
Niveau 4 (Ab 12 Jahren)
Höhere Leistung wird je nach Situation mit höherer Anstrengung bzw. höherer Fähigkeit erklärt
Ausdifferenzierung: Erst mit 10 bis 12 Jahren
Entwicklung des Konzept eigener Kompetenzen
Entwicklung aufgabenspezifischer Erfolgserwartungen
Vorhersage der Erfolgswahrscheinlichkeit
Anspruchsniveausetzung
Aufgabenwahl
Entwicklung globaler Überzeugungen über den eigenen Erfolg
Entwicklung des Konzept eigener Kompetenzen - Aufgabenspezifische Erfolgserwartungen
Vorschualter: Kinder erklären Leistungsunterschiede oft durch Anstrengung -> Optimistische Verzerrung der Erfolgserwartung
Grundschulkinder: Kinder passen ihre Erfolgserwartung vorherigen Rückmeldungen bezüglich Erfolg oder Misserfolg an
10- bis 12-Jährige: Kinder haben das Konzept der Erfolgswahrscheinlichkeit vollständig erworben und berücksichtigen gleichzeitig Aufgabenschwierigkeit, Anstrengung und Fähigkeit
Beispiel: Studie zur Erfolsgerwartung bei Kindern von Parsons und Ruble
Kinder erleben kürzere und längere Erfolgs- und Misserfolgssequenzen und sollen danach ihre Erfolgswwahrscheinlichkeit vorhersagen -> Bei Vorschulkindern bleibt die Erfolgszuversicht auch bei Misserfolgssequenzen bestehen, während Grundschulkinder ihre Erfolgserwartung an die Rückmeldungen bezüglich Erfolg oder Misserfolg anpassen
Vorschulalter: Anspruchsniveausetzung erfolgt (bei anschaulichen Aufgaben) auf Grundlage vorausgegangener Erfolge oder Misserfolge
8-Jährige: Anspruchsniveausetzung erfolgt zunehmend auf Grundlage von sozialen Vergleichen -> Soziale Bezugsnorm
Jugendalter: Anspruchsniveausetzung erfolgt in Abgängigkeit von der Situation -> Indiviudelle und soziale Bezugsnorm
Erwartungs-mal-Wert-Theorie der Motivation
Menschen sind umso stärker zur Handlung motiviert, desto …
… höher die subjektive Erfolgswahrscheinlichkeit -> Erwartungskomponente
… höher der Erfolgsanreiz -> Wertkomponente
Leichte Anforderung: Hohe Erfolgswahrscheinlichkeit, aber niedriger Erfolgsanreiz -> Motiviert nicht zum Leistungshandeln
Schwierige Anforderung: Hoher Erfolgsanreiz, aber niedrige Erfolgswahrscheinlichkeit -> Motiviert nicht zum Leistungshandeln
Mittelere Anforderung: Zusammenspiel (Produkt) aus Erfolgswahrscheinlichkeit und Erfolgsanreiz (Erwartung mal Wert) verspricht maximalen Gewinn -> Motiviert zum Leistungshandeln
Jüngere Kinder: Berücksichtigung beider Dimensionen, aber sträkere Berücksichtigung einer dimension je nach Situation
10-Jährige bis Jugendalter: Beherrschung der multipliaktiven Verknüpfung beider Dimensionen (Voraussetzung: Abstraktes Denken)
Entwicklung des Konzept eigener Kompetenzen - Globale Überzeugungen über den eigenen Erfolg
Vorschulalter: Überoptimistische Einschätzung der eigenen Fähigkeiten
Schualter: Kontinuierliches Absinken der Einschätzungen der eigenen Fähigkeit in den Schuljahren 1 bis 6
Zunehmender Realismus durch steigende kognitive Fähigkeiten
Soziale Vergleiche d.h. die Einschätzung der eigenen Fähigkeiten wird zunehmend durch die relative Position in der Bezugsgruppe bestimmt-> Soziale Bezugsnorm bzw. externaler Bezugsrahmen
Steigende Anforderungen
Ja, es kommt zu einer zunehmenden Stabilisierung interindividueller Unterschiede über die Schulzeit -> Rascher Anstieg der Stabilitätskoeffizienten
Unterschiede in Fähigkeitsselbstbildern sind sogar bereits im Grundschulalter relativ stabil
Nach dem Schulwechsel kommt es aber zu einer Abnahme der Stabilität, aufgrund des neuen externalen Bezugsrahmens
Entwicklung der Leistungsbereitschaft
Vorschulalter: Hohes Niveau an Lernfreude
Schulalter: Lernfreude steigt zu Schulbeginn weiter an und sinkt dann kontinuierlich ab
Der Entwicklungsverlauf variiert zum Teil in Abhängigkeit von den untersuchten Schulfächern sowie Geschlecht udn sozioökonomischem Status
Beispiel: Studie zu Veränderungen von vier Aspekten schulischen Engagements von Skinner et al.
Kinder aus Klasse 4 bis 7 füllen Fragebögen zu schulischem Engagement vs. schulischer Abneigung auf Verhaltens- und emotionaler Ebene aus -> Engagement nimmt auf beiden Ebenen von Klasse 4 bis 7 tendenziell ab, während Abneigung auf beiden Ebenen von Klasse 4 bis 7 tendenziell zunimmt
Zunahme der Empfänglichkeit für Leistungsrückmeldungen im Grundschulalter
Zunahme des Interesses an außerschulischen Aktivitäten im Jugendalter
Steigender Leistungsdruck im Verlauf der Schulzeit
Entwicklung der Zielorientierungen
Lernzielorientierung
= Leistungssituationen und Anforderungen werden als Gelegenheit gesehen, Herausforderungen zu meistern, die eigenen Fähigkeiten zu verbessern und dazuzulernen
Leistungszielorientierung
= Leistungssituationen und Anforderungen werden als Situationen gesehen, in denen die eigene Fähigkeit bewertet wird -> Daraus ergibt sich die Motivation, die eigenen Fähigkeiten zu zeigen oder die eigene Unfähigkeit zu verstecken
Frühe bis mittlere Kindheit: Lernzielorientierung ist typisch
12-Jährige: Leistungszielorientierung gewinnt zunehmend an Bedeutung
Schulalter allgemein: Gründe für das Lernen verändern sich
Abnahme des Lernens mit dem Ziel, besser zu verstehen -> Lernzielorientierung nimmt ab
Zunahme des Lernens mit dem Ziel, im Vergleich zu anderen gut abzuschneiden -> Leistungszielorientierung nimmt zu
Einflussfaktoren auf die Entwicklung der Leistungsmotivation
Attributionstil des Kindes
Erziehungsstil der Eltern
Bezugsnormorientierung der Lehrkräfte
= Kausalattributionen sind Ursachenzuschreibungen für Erfolg und Misserfolg in Leistungssituationen
Die Dimensionen der Erklärung von Erfolg und Misserfolg (Zufall, Aufgabenschwierigkeit, Anstrengung und Fähigkeit) sind nur in Ansätzen vorhanden
Kinder erkennen die Bedeutung der Aufgabenschwierigkeit für Erfolg und Misserfolg
Kinder haben eine Tendenz, Erfolge und Misserfolge auf Anstrengung zurückzuführen
Kinden haben kein Verständnis für die Konzepte von Zufall und Fähigkeit -> Optimismus und Erfolgszuversicht in Leistungssituationen
Kindern wird zunehmend bewusst, dass Anstrengung und Fähigkeit unabhängig voneinander sind
Bewältigungsoptimistischer Attributionsstil
Hilfloser Attributionsstil
Autoritativer Erziehungsstil
Warmherzige und unterstützende Behandlung des Kindes
Hohe, aber realistische Leistungserwartungen
Leistung wird nicht als etwas betrachtet, das das Kind nur den Eltern zur Liebe erbringt
Unterstützung der Entwicklung eines bewältigungsoptimistischen Attributionsstils
Erfolge werden Anstrengung und Fähigkeiten zugeschrieben
Misserfolge werden als etwas dargestellt, das in Zukunft durch mehr Anstrengung kompensiert werden kann
Soziale Bezugsnormorientierung
(Sachorientierte) Bezugsnormorientierung
Individuelle Bezugsnormorientierung
= Eine soziale Bezugsnormorientierung ist die Tendenz, Leistungen eines Schülers hauptsächlich mit den Leistungen der Mitschüler zu vergleichen
Verhalten der Lehrkraft:
Bewertung der vollendeten Leistung
Lob für überdurchschnittliche Schüler
Wirkung auf die Leistungsmotivation leistungsstarker Schüler:
Erfahrung, wiederholt besser als andere abzuschneiden
Begünstigung eines bewältigungsoptimistsichen Attributionsstils
Fazit: Begünstigung der Entwicklung leistungsstarker Schüler
Wirkung auf die Leistungsmotivation leistungsschwacher Schüler:
Erfahrung, trotz Anstrengung wiederholt schlechter als andere abzuschneiden und Erkenntnis, dass Anstrengung nicht lohnt und Leistungssituationen aus dem Weg zu gehen ist -> Misserfolgsmeidung
Begünstigung eines hilflosen Attributionsstils
Fazit: Benachteiligung der Entwicklung leistungsschwacher Schüler
= Eine indiviudelle Bezugsnormorientierung ist die Tendenz, Leistungen eines Schülers mit seinen vorherigen Leistungen zu vergleichen
Bewertung des Lernfortschritts
Bei einer Verbesserung der individuellen Leistung gegenüber dem Ausgangsniveau ist eine positive Bewertung möglich
Lob und Bekräftigung auch für unterdurchschnittliche Schüler
Wirkung auf die Leistungsmotivation:
Erfahrung, durch eigene Anstrengung höhere Leistungen erbringen zu können
Begünstigung eines bewältigungsoptimistischen Attributionsstils
Stärkung der Erfolgszuversicht
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