Definition
unwillkürlicher Urinverlust
Risikofaktoren
⦁ kognitive oder körperliche Einschränkungen
⦁ Alter
⦁ Erkrankungen wie Demenz, Apoplex, Morbus Parkinson o. DM
⦁ Medikamente wie Antidepressiva, Opiate oder Diuretika
⦁ Veränderungen/Operationen der Prostata
⦁ Harnwegsinfektionen
⦁ Obstipation
⦁ Östrogenmangel
⦁ Belastungen des Beckenbodens (durch Schwangerschaft, Geburt oder Adipositas)
⦁ umgebungsbedingte Faktoren
→ schlechte Erreichbarkeit der Toilette, verunreinigte Toilette, unpraktische Kleidung
Folgen/ Auswikungen
⦁ Kontrollverlust
→ Angst, Scham, Schuldgefühle
⦁ Zurückziehen aus dem sozialen Umfeld
⦁ Leugnen
⦁ Verstecken evtl. beschmutzter Kleidung
⦁ Beeinträchtigung der Sexualität
⦁ Minderung des Selbstwertgefühls
→ mögliche Aggressionen, Depressionen oder Suizidgedanken
⦁ Gefühl der Entwürdigung, Hilflosigkeit und Abhängigkeit aufgrund von Inkontinenzmaterialien
⦁ Überlastung der Angehörigen und Betreuungspersonen
Symptome
⦁ unwillkürlicher Harnverlust bei z.B Niesen und Husten
⦁ unwillkürlicher Harnverlust einhergehend mit Harndrang
⦁ verzögerter Beginn der Miktion
⦁ ständiger Harnabgang
⦁ Brennen oder Pressen beim Wasserlassen
⦁ Syndrom der überaktiven Blase
→ Harndrangssymptomatik mit und ohne Inkontinenz
⦁ Harntröpfeln
⦁ häufiges nächtliches Wasserlassen (Nykturie)
⦁ häufiges Wasserlassen (Pollakisurie)
⦁ Enuresis und Enuresis nocturna
⦁ Gefühl der nicht vollständig entleerten Blase
Anzeichen
⦁ häufige Toilettengänge
⦁ Verstecken verunreinigter Kleidung
⦁ unruhiges Verhalten
⦁ auffälliger Geruch
⦁ Hautveränderungen im Intimbereich
Formen
Funktionelle Inkontinenz
Stressinkontinenz/Belastungsinkontinenz
Dranginkontinenz
Mischinkontinenz
Inkontinenz bei chronischer Harnretetion
Extraurethrale Inkontinenz
⦁ unfreiwillige Urinabgabe aufgrund der Unfähigkeit, die Toilette rechtzeitig zu erreichen
⦁ bei normalerweise kontinenten Patienten mit z.B eingeschränkter Kognition und Mobilität
⦁ keine Störung des Urogenitaltrankts
⦁ unwillkürlicher Harnverlust bei abdominalem Druck
⦁ z.B durch körperliche Belastung, beim Husten oder Pressen oder beim Wechsel vom Liegen zum Stehen
⦁ aufgrund einer Störung des Blasenverschlusses
→ bei Frauen durch Senkung der Gebärmutter (nach Geburten oder Myomen) oder Östrogenmangel nach der Menopause
→ bei Männern meist postoperativ nach einer radikalen Prostatektomie
Dranginkontinenz (Detrusorhyperaktivität)
⦁ unfreiwilliger Harnverlust trotz geringer Blasenfüllung aufgrund eines starken, zwanghaften Harndrangs
⦁ aufgrund neurogener Ursachen (Schädigung des Miktionszentrums durch Apoplex oder Multiple Sklerose) oder bei z.B Harnwegsinfekten, Blasensteinen, Stress oder Kaffee-/Alkoholkonsum
⦁ unfreiwilliger Harnverlust bei Harndrang und bei körperlicher Belastung
⦁ unvollständige Blasenentleerung (Restharnbildung) mit und ohne unfreiwilligen Urinverlust
⦁ in der Regel schmerzfrei
⦁ aufgrund eines Abflusshindernisses wie Tumor oder Blasensteinenen
⦁ nervaler Ursachen wie z.B bei Schädigung des Rückenmarks (durch einen Bandscheibenvorfall kann Urin nicht abfließen und staut sich, dann ab bestimmter Füllung läuft Blase über)
⦁ oder Arzneimitteln wie Antidepressiva oder Spinalanästhesie (Parasympathikusblockade im Becken führt zu Harnretention)
⦁ Abfluss des Urins über die Harnröhre und zusätzlich über eine Fistel in z.B Vagina, Darm oder an die Hautoberfläche
⦁ häufiges Entstehen von Harnwegsinfektionen
⦁ bei Magen-Darm-Fisteln klagen die Pat. über Luftblasen im Urin beim Wasserlassen (Pneumaturie)
Unkategorisierte Inkontinenz
⦁ unfreiwilliger Urinverlust mit uneindeutigen Symptomen und Befunden
Beobachtung und Diagnostik
⦁ Information des Arztes zum Einleiten diagnostischer Maßnahmen
→ bakteriologische Urinuntersuchung, Restharnbestimmung und gynäkologische und urologische Untersuchungen
⦁ pflegerisches Assessment
→ Miktionsprotokoll zur Planung von Interventionen wie Blase-Toilettentraining und zu Überprüfung durchgeführter Interventionen
→ ergänzend 24-Stunden-Vorlagengewichtstest
⦁ ärztliche Untersuchung
→ Erkennen einer Prostatavergrößerung, Gebärmuttersenkung oder neurologischer Ausfälle
Miktionsprotokoll
⦁ Anzahl der Miktionen
⦁ Urinmenge
⦁ Häufigkeit des ungewollten Urinverlustes
⦁ situative Bedingungen, die zum ungewollten Urinverlust geführt haben
⦁ Trinkmenge-/gewohnheiten
⦁ Ersuchen um Unterstützung beim Toilettengang
Urologische Diagnostik
⦁ Urodynamik
→ Test zur Beurteilung des Harnstrahls, der Blasenfüllung, des Schließmuskels und der Restharnmenge
⦁ Sonografie
→ Erkennen einer möglichen Prostatavergrößerung, nichtinvasive Restharnbestimmung und Fistelnachweis
⦁ Zytoskopie
→ Ausschluss von Tumoren und Beurteilung des Schließmuskels
⦁ One-hour-pad-test
→ nach bestimmter Flüssigkeitzunahme wird der Pat. gewissen Belastungen ausgesetzt (Hüpfen Laufe etc.), danach wird die Vorlage gewogen.
⦁ weitere Untersuchungen wie MRT, CT oder Röntgen
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