Tiefe Venenthrombose (TVT)
->Definition
→ Phlebothrombose
→ intravasale, intravitale, lokalisierte Gerinnung von Blutbestandteilen
→ Thrombose der tiefen Beinvenen mit Gefahr der Lungenembolie & postthrombotisches Syndrom mit chronisch venöser Insuffizienz
->Erklärung
Bei einer tiefen Venenthrombose sind die tiefen Venen an den Extremitäten betroffen
(zu 90% Becken -o.Beinvenen
Pathogenese
partielle oder vollständige Verlegung der Leitvenen durch Blutgerinnsel
Neigung zu appositionellen (Anlagerung neuer Schichten) Wachstum & Embolisation in die Lunge
Auflösung des Thrombus hat meist die Zerstörung der Venenklappen zufolge
Epidemiologie
von Alter & Risikofaktoren abhängig
Je älter der Pat. ist ,desto höher ist das Risiko
Lokalisation ->tiefe
V. iliaca (10%)
V. femoralis (50%)
V. poplitea (20%)
Unterschenkelvenen (20%)
->wenn mehrere Bereiche gleichzeitig betroffen sind =Mehretagenthrombose
→ Phlebothrombosen der oberen Extremitäten sind sehr selten
Oberflächliche Venen ->Saphena magna(große),u Saphena parva
Pratt Venen ->Sichtbare venen an der Schienbeinkante
Virchow Trias
Gefäßwandschäden (Entzündungen, Trauma)
rauchen
Blutstromveränderung (Wirbelbildung → Varizen, Stromverlangsamung →lokale Stase)
verlangsamter Blutstrom: bei Immobilisierung ,Herzinsuff
Veränderung der Blutzusammensetzung, Ungleichgewicht zwischen Gerinnung & Fibrinolyse
erhöhte Gerinnungsneigung des Blutes (Thrombophilie )
z.B durch Schwangerschaft ,Pille Exikose
Thrombophilie bezeichnet eine erhöhte Neigung zur Thrombose infolge veränderter Eigenschaften von Blutzellen, Blutplasma, Blutströmung und/oder Gefäßwänden.
Ätiologie/Risikofaktoren
Internistische prädisponierende Faktoren :
TVT oder LE in der Anamnese
Immobilisation (Bettruhe, Gipsverband)
Herzinsuffizienz
Schlaganfall
Respiratorische Insuffizienz
Systemische Infektionen
Thrombophilie (erworben oder hereditär)
aktive Malignome
ohne Heparinprophylaxe besteht bei OP's ein Thromboserisiko
ein hohes Risiko besteht bei Polytrauma, Becken-, Knie- & Hüftoperationen (ohne Heparinprophylaxe)
Flugzeugthrombose (langes Sitzen mit Abknicken der V. Poplitea im Auto, Flugzeug, Bus & Bahn bei Risikopatienten)
Einnahme von Ovulationshemmern erhöht das Thromboserisiko
insbesondere bei gleichzeitigen Zigarettenkonsum (Risiko wird dann potenziert)
Schwangere & 6 Wochen postpartal
Lebensalter > 60
Thrombusbildung
Bildung eines weißen Blutgerinnsels aus Thrombozyten
Einlagerung von Fibrin & Erythrozyten
Stadium der Schrumpfung des Thrombus (Emboliegefahr 8. - 10. Tag)
Thrombusorganisation, Thrombus wird randständig, Rekanalisation der Vene
Gefäßverschluss
Zusammenziehen des Gefäßes
Einlagerung von Thrombozyten
Klinik / Symptome
Schwere- & Spannungsgefühl
Ziehende Schmerzen ,Spannungsschmerz
Schmerzen beim Gehen & Stehen
Schwellung, Umfangsdifferenz
Kollateralvenen = „Pratt-Venen“ (Schienbeinkante)
Überwärmung
Druckempfindlichkeit im Verlauf der tiefen Venen
Wadenkomressionsschmerz
evtl. Fieber , BSG erhöht, Leukozytose, Pulsanstieg
Das Fehlen klinischer Zeichen schließt eine Thrombose nicht aus !
(50% aller Phlebothrombosen sind klinisch stumm)
bläuliche Verfärbung des vom Rückstau betroffenen Beinabschnitts
→ Jeder klinische Verdacht auf Venenthrombose muss umgehend geklärt werden, so dass eine therapeutische Entscheidung getroffen werden kann.
→ Die korrekte Diagnose & damit frühzeitige Behandlung reduziert die unmittelbaren & kurzfristigen Risiken.
Komplikationen
Lungenembolie (bei 50% der Patienten besonders bei Beckenvenenthrombosen)
Postthrombotisches Syndrom
Thromboserezidiv
Komplikationen ->Erklärung
Von einem Blutgerinnsel kann sich thrombotisches Material ablösen und in andere Blutgefäße einschwemmen (Embolie)
wenn dieses Material (der Embolus) aus den Beinvenen über das rechte Herz in den kleinen Kreislauf gelangt,kommt es zu einer Lungenembolie
Diagnostik
Anamnese (Risikofaktoren?,Medikamente,Vorerkrankungen)
Klinik (Inspektion etc.)
Bestimmung der Wahrscheinlichkeit einer TVT
Labor : D-Dimer
->Bildgebende Diagnostik :
Farbduplexsonographie
→ Methode der Wahl, Kompressionssonographie (fehlende/eingeschränkte Komprimierbarkeit der thrombosierten Vene)
Phlebographie
→ Röntgenkontrastmittel(der Venen), kann eine TVT sicher ausschließen bzw. nachweisen
MRT- & CT-Phlebographie
→ aufwändiger als Sono, Vorteile in der Beckenvenenstrombahn & V.cava
Diagnostik -Klinische Untersuchung
Meyer Zeichen: Druckschmerzhaftigkeit des medialen Unterschenkels
Payr Zeichen : Druckschmerzhaftigkeit der medialen Fußsohle
Hormans-Zeichen : Schmerzen in der Wade ,wenn der Fuß in Richtung Fußrücken gedrückt wird (=Dorsalflexion)
->Unsichere Anhaltspunkte ,auschluss nur mithilfe apparativer Diagnostik
aktives Malignom
Lähmung, kürzliche Immobilisation der Beine (Gips etc.)
kürzliche Bettlägerigkeit (kürzer als 3 Tage) oder größere OP's (kürzer als 12 Wochen)
Schwellung des ganzen Beins
Schmerz, Verhärtung entlang der tiefen Venen
Differenz des Unterschenkeldurchmessers > 3cm
Eindrückbares Ödem (symptomatisches Bein mehr)
Oberflächliche nicht-variköse Kollateralvenen sichtbar
frühere TVT
Endprodukte bei Proteolyse von Fibrin, das durch Faktor XIII quervernetzt wird
ein positiver Test ist verdächtig auf Thrombose
Test ist auch positiv postoperativ, Malignomen & DIC
ein negativer Test bei geringer klinischer Wahrscheinlichkeit schließt diese zu 95% aus
ein negativer Test ist bei hoher klinischer Wahrscheinlichkeit bedarf der bildgebenden Diagnostik
geeignet für den Ausschluss der Krankheit
->Körper versucht etwas aufzulösen , wenn D-Dimer vorhandnen ist hat eine auflösung stattgefunden bzw . hat einen Lyse vorgang
D-Dimer->Erklärung
es wird Laborchemisch nach Abbauprodukten des möglicherweiser vorhanden Thrombus gesucht
->Negativ = schließt eine Thrombuse fast sicher aus
Positiv: nicht beweisend, kann auch im Rahmen einer anderen Erkrankung erhöht sein (z.B. bei Infektionen o. Tumorerkrankungen,post Op)
Therapie
->Ziele
Verhinderung der Lungenembolie
Vermeidung einer Ausbreitung der Thrombose
Rekanalisation des thrombosierten Gefäßes mit Erhalt der Venenklappen & Verhinderung eines PTS
->Allgemein
Allgemeinmaßnahmen
Antikoagulanzientherapie mit Heparin
Rekanalisationstherapie
Therapie ->Erklärung
In der Akutphase wird meist niedermolekulares Heparin wie Enoxaparin s.c. (z.B. Clexane) verabreicht ,alternativ z.B. Xarelto
Vermeidung Rezidiv: Anschluss an die Akuttherapie Antikoagulanzien wie z.B. Macumar
Dauer richtet sich nach Ursache der Thrombose
z.B. bei post traumatischer o. post OP Thrombose ->über 3 Monate
bei Thombophilie ->Dauerbehandlung
Initialtherapie mit lokaler Thrombolysebehandlung ,aufgrund der NW kaum noch durchgeführt
Therapie ->Bettruhe
Unter ausreichender Antikoagulation und Kompression ist keine strenge Bettruhe zur Vermeidung von Embolien erfoderlich
Erst wenn es im verlauf zu einer Lungenembolie kommt, muss der Patient immobilisiert werden
->Initiale Antikoagulazientherapie
sofortige Heparinbehandlung in therapeutischer Dosierung senkt das LE-Risiko um 60%
Heparin wirkt als Kofaktor von Antithrombin-> verstärkt die Auflösung der Gerinnung
unfraktioniertes Heparin (UFH) i.v.
initial Bolusgabe
anschließend Dauerinfusion
Kontrolle aPTT
niedermolekulares Heparin (NMH) ->clexane ,Mono-embulex
derzeit erste Wahl
weniger Nebenwirkungen & führen seltender zu HIT II
KI : Niereninsuffizienz
evtl . Kontrolle Anti-Faktor-Xa-Spiegel
→ Endogenes System : Test = PTT
→ Gerinnungszeit
→ Exogenes System : Test = Quick (Laboreigene Referenzbereiche)
→ INR-Wert (besser vergleichbar)
→ Überprüfung der Wirkung von Cumarinen
->Heparin – induzierte Thrombozytopenie ->nicht lernen
Kontrolle der Thrombozytenzahl vor Beginn der Behandlung & im Verlauf
Abfall der Thrombozytenzahl
paradoxe Gefäßverschlüsse
zwischen den 5. & 14. Tag (wenn keine vorherige Sensibilisierung erfolgt ist)
Antikörperbildung (heparininduzierte Antikörper aktivieren Thrombozyten, Thrombozytopenie & Thrombenbildung)
sofortiges Absetzen von Heparin & umstellen auf einen anderen Gerinnungshemmer
Kompressionsbehandlung
KI bei pAVK
besserer venöser/lymphatischer Rückfluss
bessere Wandadhärenz des Thrombus
anfangs mit elastischer Binde, später Kompressionsstrumpf (Klasse II)
reduziert die Inzidenz des PTS, kombiniert mit „kontrollierten Gehen“ (3 x tgl 20 – 30 min spazieren gehen)
->Vorteile
Basisbehandlung jeder chromisch-venösen Stauung
Reduktion der Ödeme
Abnahme des venösen Blutvolumens
Zunahme der Blutstromgeschwindigkeit
Verminderung der venösen Refluxe
Verbesserung der peripheren Pumpfunktion
Verbesserung der Mikrozirkulation
Zunahme der Lymphdrainage
->Allgemeinmaßnahmen
Mobilisation : keine strenge Bettruhe erforderlich (außer Beschwerdelinderung & Durchführung therapeutischer Maßnahmen) unter suffizierter Antikoagulation & Kompressionsbehandlung, laut neuen interdisziplinären Richtlinien , bis vor einigen Jahren galt strenge Bettruhe
Stuhlregulation (kein Pressen)
lokale Wärmebehandlung verboten !
->Rekanalisationstherapie
Therapie mit Aktivatoren der Fibrinolyse (KI beachten)
Indikationen :
Phlegmasia coerulea dolens (Verschluss sämtlicher Venen einer Extremität mit sekundärer Kompression der arteriellen Zirkulation)
frisch proximale TVT mit massiver Schwellung innerhalb der ersten 6 Tage
Thromboektomie mittels Forgarty-Katheter
Therapie ->op
Ist die Thrombose weiter fortgeschritten o. liegt ein langstreckiger Befund im Gefäß vor ,so ist die operative Entfernung des Thrombus in Erwägung zu ziehen , z.B. Thrombektomie mittels Fogarty- Katheter
Dies kann bei Merhrtagenthrombosen der Fall sein ,wenn sich in unterschiedlichen Venen gleichzeitig thombotisches Material findet
Thromboembolie-Prophylaxe mit Vitamin K-Antagonisten
Beginn der Sekundärprävention am ersten oder zweiten Tag nach Sicherung der Diagnose
Parallel zur initialen Antikoagulation
sofern keine invasiven diagnostischen, therapeutische Verfahren geplant sind
International Normalized Ratio (INR) Zielbereich zwischen 2,0 – 3,0
KI beachten, Nebenwirkungen beachten
Zusammensetzung der Therapie
heutige Standardtherapie besteht aus NMH, Kompressionstherapie & überlappender oraler Antikoagulation
KI : NMH ab Serumkreatinin von 2,0 mg/dl
weder die Frequenz von Lungenembolien noch die Häufigkeit & schwere des postthrombotischen Syndroms werden durch Immobilisation reduziert (laut Leitlinien)
die Dauer der Rezidivprophylaxe richtet sich nach dem Ausmaß der TVT & Anzahl der Risikofaktoren (Blutungsrisiko)
→ Symptome & Krankheitszeichen, die nach einer Thrombose der tiefen Venen bestehen bleiben oder sich im Laufe von Jahren ausbilden
Abflussbehinderung des venösen Blutes
dynamisch – venöse Hypertonie mit erhöhtem Blutvolumen in den Beinen
Symptomatik siehe chronisch venöse Insuffizienz
meist nach Mehretagenthrombosen (50%)
subjektive Beschwerden reichen von diskretem Spannungsgefühl bis zu anhaltenden schwersten Schmerzzuständen bei ausgedehnten Ulzerationen
Ulcus
70% der Beingeschwüre sind venös bedingt
80% der venösen Ulzera befinden sich im Innenknöchelbereich
10% mit arterieller Durchblutungsstörung gemischt
10% rein arteriell
10% andere Ursachen
bei atypischen Ulzera an histologische Abklärung denken
Physikalische Therapie
Aktivierung der Venenpumpe mit Entspannungsgymnastik
Bewegungssportarten, besonders Schwimmen
Kneippsche Kaltwasseranwendungen
Manuelle Lymphdrainage
angepasste Verhaltensweisen (flaches Schuhwerk, Bewegung, Liegen mit Beine hoch, nicht viel Stehen & Sitzen
Prognose
In den meisten Fällen heilt eine abgelaufene Venenthrombose ohne weitere Spätfolgen aus
Neben den Komplikationen durch Embolien kann sich bei etwa 30 -40% aller Patienten jeder ein postthrombotisches Syndrom (PTS) ausbilden
Es wird angenommen,dass durch lokal ablaufende Entzündungsrektionen die Venenklappen angegifen werden ,was zu deren Insuffizenz führt.
Folge -> chronisch-venöse Insuffizienz mit Ödemen , Krampfaderneigung,Gewebsverhärtung und ggf. venösen Stauungsulzera
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