Wernicke-Lichtheim-Modell
A= Sprachverständnis
M= Sprachproduktion
B= Begriffszentrum
O= Lesezentrum
E= Schreibzentrum
Leistungen:
OE= Kopieren von Graphemen
OAB= Lesesinnverständnis
BME= willkürliches Schreiben
AME= Schreiben nach Diktat
ABME= Schreiben nach Diktat von Homophonen Allographen
Störungen:
A= Kortikal sensorische Aphasie (Wenicke)
M= Kortikal Motorische Aphasie (Boca)
a= subkortical sensorisch (reine Worttaubheit)
m= Subkortikal motorisch (reine Wortstummheit)
AB= Transkortikal sensorisch
AM= Leitungsaphasie
BM= Transkortikal motorisch
Supramodalität
Aphasische Störungen “erstrecken sich auf alle expressiven sprachlichen Modalitäten, auf Sprechen und Verstehen, Lesen und Schreiben”
Neuroanatomische Lokalisierbarkeit
1:1 Zuordnung zwischen Ort + Syndrom
Neurolingusitische Homogenität
1:1 Zuordnung von Symptomen zum Syndrom
Abhängigkeit der Schriftsprache
Schriftsprache muss genauso beeinträchigt sein wie Sprachproduktion -> Lesen genauso wie Verstehen
Kritik am Syndromansatz
Syndrome sagen nichts über Individuellen Leistungsstand des Patienten aus
Hat zwar Erstellung von Diagnostika beeinflusst ist jedoch für Therapeutenalltag nicht geeigenet
Es MUSS eine symptomatologische Beschreibung des Patienten erfolgen
Grundgedanke des Modellorientierten Einzelfallansatzes
legt verscheidene Sprachverarbeitungsmodelle (z.B. Logogenmodell) zugrunde
Leistungen werden anhand dieser Modelle erklärt
Modelle sagen eine vielzahl von qualitativ unterschiedlichen Leistungsmustern aus -> Nicht in Syndrome einteilbar
Komplexe Leistungen werden im Modell aufgeteilt
Jede Teilleistung ist selektiv Störbar
Häufig Kombination aus Störungen verschiedener Teilleistungen
Definition Aphasie
Erworbene zentrale Störung der Sprache
Verständnis und Produktion von mündlichen und schriftsprachlichen Ausdrücken können undterschiedlich stark betroffen sein
Merkmale der Tiefendyslexie
lesen erfolgt über die lexikalisch-semantische Route
Semantik oder Zugriff ist instabil
Direkt-lexikalische Route und GPK sind gestört
Unregelmäßige Wörter können gelesen werden
Lese-Sinn-Verständnis ist beeinträchtigt
Keine Regularisierungen
Semantische Paralexien -> lesen etwas semantisch ähnliches
Konkretheitseffekt -> Konkrete Wörter können besser gelesen werden
Wortarteneffekt-> weniger Fehler bei Nomen-> Verben-> Adjektiven
Morphologische Fehler -> Morphologisch ähnliche Wörter werden gelesen
Visuelle Fehler -> Visuell ähnliche Wörter werden gelsen -> Gigant-> Gitarre
Visou-semantische Fehler-> Visuelle + semantische Fehler
Nullreaktion bei Neologismen
Merkmale der Direkten Dyslexien
Belegt existenz der direkt lexikalischen Route
Lesen ist ausschließlich über diese möglich
Semantisch-lexikalische Route und GPK sind gestört
Regelmäßige und unregelmäßige Wörter werden gut gelesen
Kein Lese-Sinn-Verständnis
Kein semantic priming
Nullreaktion oder lexikalisierung von Neologismen
Frequenzeffekt hochfrequente Items werden besser gelesen als niedrigfrequente
Merkmale der Oberflächendyslexie
Lesen über die Oberfläche
Lesen ausschließlich über GPK
Semantisch-lexikalisch und direkt-lexikalische Routen sind ausgefallen
Regelmäßige Wörter und Neologismen werden gut gelesen
Flüssiges Lesen -> kein Lesesinnverständnis
Regularisierung von unregelmäßigen Wörtern
Längeneffekt: kürzere Wörter werden besser gelesen als längere
Merkmale der phonologischen Dyslexie
Lesen erfolgt über semantisch-lexikalische und direkt-lexikalische Route
Lese-Sinn-Verständnis erhalten (DD: direkte Dyslexie)
Keine semantischen Paralexien (DD: Tiefendyslexie)
Neologismen können nicht gelsen werden
Merkmale der globalen Dyslexien
Lesen ist massiv eingeschränkt und kann auf das Erkennen des eigenen Namens reduziert werden
Evt. Erkennen von hochfrequenten Items
Nullreaktion beim lauten Lesen von Neologismen
Periphere Dyslexien
“visuelle Wortformalexien”
Frühe Störung im Informationsverarbeitungssystem
Störung der visuellen Verarbeitung oder der Ausführung von Graphemen und -ketten
Störung macht Weiterverarbeitung im Lesesystem unmöglich
Merkmale der reinen Alexie
Isolierte Störung des Lesens, keine Aphasie, rein visuelles Verarbeiten ist intakt (z.B. von Bildern oder Zahlen)
Spezifisfische Schädigung der visuellen Analyse für verbales Material
-> Störung der Graphemanalyse, Zutritt zum Lesesystem nicht möglich
Buchstabierendes Lesen
Spontanes schreiben und nach Dikatat möglich, Lesen und Verstehen
Merkmale der Neglect Dyslexie
Aufmerksamkeitsstörung betrifft alle Stimuli
Zentrale Wortrepräsentation und Lesevorgang an sich ungestört
Zugriff auf Leserouten eventuell über ipsilaterales Segment (funktioniernde Körperhälfte) möglich
Wortanfänge oder Enden nicht mehr korrekt gelesen
Merkmale der agnostioschen Dyslexie
Lesestörung aufgrund einer Visuellen Wahrnehmungsstörung
Störung in der Verarbeitung visueller Stimuli und somit auch von Buchstaben
Keine Lesespezifische Störung
Bei schneller Darbietung von Buchstaben werden nur einzelne Items erkannt
Buchstabierendes Lesen, visuelle Fehler
Merkmale Tiefendysgraphie
Schreiben über die Tiefe
Schreiben erfolgt über lexikalisch-semantische Route
Semantisches System oder Zugriff sind Instabil
Direkt-lexikalische Route und PGK sind gestört
Semantische Paragraphien
Konkretheitseffekt
Wortarteneffekt
Morphologische Fehler: morphologisch ähnliche Reaktionen
Nullreaktion beim Schreiben von Neologismen
Merkmale der direkten Dysgraphie
belegt direkt lexikalische Route
Schreiben ist ausschließlich über direkt-lexikalische Route möglich
Semantisch-lexikalische und PGK sind gestört
Regelmäßige und unregelmäßige Wörter werden gut geschrieben
Schreiben ohne Bedeutung
Nullreaktion oder Lexikalisierungen beim Schreiben von Neologismen
Merkmale der Oberflächendysgraphie
Schreiben über die Oberfläche
Schreiben erfolgt ausschließlich über die PGK
Semantisch-lexikalische und direkt-lexikalische Routen sind ausgefallen
Regelmäßige Wörter und Neologismen werden gut geschrieben
Flüssiges schreiben
Längeneffekt
Merkmale der phonologischen Dysgraphie
Schreiben über die semantisch-lexikalische und direkt-lexikalische Route - PGK ist beeinträchtigt
Schreiben mit Bedeutung (DD: direkte Dysgraphie)
keine semantischen Paragraphien (DD: Tiefendysgraphie)
regelmäßige und unregelmäßige Wörter werden gut geschrieben -> Neologismen können nicht geschrieben werden
Merkmale der globalen Dysgraphie
Schreiben ist umfassend gestört
sinnlose Aneinanderreihungen von Graphemen
Schreibversuche werden häufig nach ein oder zwei Graphemen abgebrochen - Auftreten von Perseverationen
weder der eigene Name noch die Adresse können geschrieben werden
Kopieren von Graphemen häufig möglich
Merkmale der apraktischen Dysgraphie
Tritt in verbindung mit Apraxie auf
Gestörte Buchstaben Realisierung
Substitutionen
Unvollständige Formen
Vermischung von Graphemen
Merkmale der Negelct-Dysgraphie
Räumlich/afferente Dysgraphie
Häufig Vernachlässigung einer Blatthälfte
Substitutionen von Buchstaben und Buchstabenketten
Störung im allographischen Buffer
Wortlängeneffekt
Kein Einfluss von Frequenz
Kein Einfluss von Regelmäßigkeit
Störung in der allographischen Selektion
Beeinträchtigung Auf dem Allograph-Level
falsche Selektion von Buchstabenformen bei erhaltenem Buchstabieren
“Wohlgeformte” graphomotorische Ausführung
Neigung zu formähnlichen Ersetzungen
Störung im Abruf des graphomotorischen Musters
Störung im graphic-motor-pattern
Gestörtes Wissen über die motorische Realisierung von Schriftsprache
Ausführung der Buchstaben in unsicherer ungewöhnlicher, langsamer Strichführung
Oral spelling ist möglich
Handschrift ist stark beeinträchtigt
Typing ist möglich
Aktivierungsphase
Akutphase (postonset 6 Wochen) - keine Stabile Symptomatik; häufig nur Situationsverständnis
Sponatnremission beobachtbar
Rückbildung durch persönliche Faktoren beeinflussbar: Umfeld, neuropsychologische Defizite, Kompensationen, Psychologische Dispositionen, Anosognosie
Ziele der Aktivierungsphase:
Unterstützung spontane Rückbildungsprozesse
Hemmung von pathologischen Verhaltensweisen
Positiven einfluss auf Krankheitsverarbeitung nehmen
Therapie der Vorhherschenden Symptome
A) bei flüssiger Aphasie Förderung der Selbstwahrnehmung
(dezenter Aufbau eines Störungsbewusstseins; Verstehen
von alltagsbezogener Sprache)
B) bei nicht-flüssiger Aphasie allgemeine Aktivierung;
Anbahnung von ersten sprachlichen Äußerungen
Tägliche Logopädische Therapie (20-45 min 2x eineln, Gruppentherapie)
Angehörigenberatung
Störungsspezifische Übungsphase
Postonset 6wochen bis 2 Jahre
Mind 3x Therapie pro Woche
Häufig Reorganisation und Kompensatiton von Leistungen
Gezielte Behandlung von sprachlichen Beeinträchtigungen
Ausführliche sprachsystematische Diagnostik ist Voraussetzung für Therapie
Arbeit erfolgt an ausgewählten Therapie und Übungsbereichen mit Übungsmaterial welches nach linguistischen Parametern ausgewählt wurde
Intakte sprachliche Fähigkeiten kommunikativ adäquat einsetzen
Konsolidierungsphase
post onset ab 2 Jahre
Sprachliche Fortschritte zeigen sich nur noch mittel- oder langfristig
Übertrag der gelernten sprachlichen Fähigkeiten in den Alltag
Unterstützung in der allgemeinen Kommunikation
Der sprachlichen Rehabilitation sind Grenzen gesetzt
Konsolidierende Vorgehensweise erforderlich, um das erreichte Rückbildungsniveau aufrecht zu erhalten
Reduktion der Einzeltherapien (1x Wöchentlich)
Ablösung durch Gruppentherapien
Ziele: Stabilisierung und weitere Generalisierung gelernter
Effekte
Förderung von kompensatorischen Ausdrucksmitteln im
Alltag
Bessere soziale Integration
Kontakt zu anderen Aphasikern/ Selbsthilfegruppe
Alternative Behandlungsmethoden
pharmakologische Intervention z.B. mit Piracetam -> Verbesserung im Tokentest, allgemeine Verbesserung nur in Kombination mit sprachtherapie
Transkranielle Magnetstimulation -> Ergaben bei Patienten mit chronischen Aphasien sigifikante Verbesserungen, studien bisher nur vorläufig
Transkranielle Gleichstromstimulation -> Therapie mit gleichstrom, stärkere Übungs und Gerealisierungseffekte bei chronischer Aphasie feststellbar
Grundgedanken kognitiv orientierten Sprachtherapie
Therapiemethoden beziehen sich auf kognitives Verarbeitungsmodell (z.B. Logogenmodell)
Kognitive Defizite können durch eine im Modell lokalisierte funkionale Läsion + vom Pat bevorzugte Verarbeitungsstrategie beschrieben werden
Arbeit erfolgt störungsspezifisch -> Therapie orientiert sich an zugrundeliegenden Prozessen
Wirksamkeitsprüfung
Wirksamkeit = Ausmaß der geplanten sprachtherapeutischen Tätigkeit und geplanten Ergebnissen (Anstieg des Leistungsniveaus)
Ziele:
kausale Zusammenhänge zwischen der Anwendung einer spezifischen therapeutischen Maßnahme und einem signifikant verbesserten bzw. verschlechterten sprachlichen Leistungsniveau zu identifizieren
Wiederholtes Messen des beim Patienten zu beobachtenden sprachlichen Verhaltens
Nachvollziehbar von Übungs-, Generalisierungs- und Nachhalitigkeitseffekten
Übungseffekt
nach der sprachtherapeutischen Intervention zeigt sich ein Leistungsanstieg für die in der Therapie geübten Items
Patient zeigt jedoch NUR für die geübten Items eine Verbesserung
Geralisierungseffekt
Verallgemeinerung eines Lernprozesses
Was in einer Situation gelernt wird wird auf andere, jedoch vergleichbare Situationen Übertragen
Generalisierung auf vergleichbares aber ungeübtes Therapiematerial z.B. Benennen von Bildern
Transfereffekt
Übertragung einer verbesserten sprachlichen Leistung z.B. vom Wortformabruf beim Bildbenennen im Therapiesetting in ähnliche Alltagssituationen z.B. im Restaurant
Nachhaltigkeitseffekt
nachhaltigkeit verschiedener Effekte wie Übungs-, Generalisierungs- und Transfereffekte wird nach Beedndigung mit sog. Follow-Up Untersuchung erfasst
Ausmaß mit dem ein Pat einen bestimmten Leistungsanstieg weiterhin zeigt, nachdem die Intervention teilweise oder ganz beendet ist
Aktuell kein operatives Maß für “Nachhaltigkeit” -> Zeitbetrag zwischen Interventionsende und Nachhaltigkeitsmessung variiert zwischen 2 wochen - 1 jahr
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