Wie sieht die Entwicklung der Medizin aus? Welche Frage stellt sich in Bezug auf die Ethik?
1950er und -60er Jahre: Fortschritte in
Intensivmedizin
Transplantationsmedizin
Reproduktionsmedizin
Immer mehr wird möglich, aber was ist tatsächlich im Sinne und zum Wohle der Patient*innen
„Geburtsstunde“ der modernen Medizinethik
Vor 1970: keine Arbeiten zur Verknüpfung ethischer Theorien mit medizinischem Arbeitsfeld
Wie war Vornehmliche die Perspektive bei medizinethischen Fragen bis 1970er Jahre?
Maximierung des medizinischen Nutzens
Minimierung von Schaden und Krankheit („primum nil nocere“)
Zunehmender Bedarf an Orientierungsrahmen zur
Abwägung des medizinisch Machbaren gegen das menschlich Sinnvolle
Wie ist die Prinzipienethik nach Beauchamp & Childress
„Unser Ziel war es, eine Reihe von Prinzipien für die Medizinethik zu entwickeln. Inhaltlich war unser Vorschlag, dass die traditionellen Anliegen der Medizin mit dem fürsorgebasierten Modell der Medizinethik verschoben werden sollten in Richtung eines Modells der Selbstbestimmung, das zugleich auch ein breiteres Spektrum sozialer Anliegen aufwies, allen voran die soziale Gerechtigkeit.“
Wie können Spezifischere Regeln für die Medizinethik formuliert werden?
“Spezifischere Regeln für die Medizinethik können durch Bezugnahme auf diese vier Prinzipien formuliert werden, aber weder Regeln noch praktische Urteile lassen sich von den Prinzipien direkt ableiten.”
Prinzipienethik nach Beauchamp & Childress
Wie lauten die vier allgemein gültigen Prinzipien, die die Grundlage für Ethik bilden?
Respect for Autonomy: Autonomie / Selbstbestimmung
Nonmaleficence: Nicht-Schaden
Beneficence: Wohltun / zum Wohle handeln
Justice: Gerechtigkeit
Das Prinzip der Autonomie
Wofür steht das Prinzip und welche Frage ergibt sich?
αὐτονομία: SelbstbesQmmung, Selbstgesetzgebung, Eigengesetzlichkeit
Was muss erfüllt sein, damit Sie eine Handlungsentscheidung als selbstbestimmt erleben?
Was sind die Erfordernisse für eine autonome Entscheidung?
Intentionality: Absichtlichkeit
Understanding: Verstehen
Voluntariness: Freiwilligkeit
-> Autonomie ist ein gradueller Begriff
Was ist die Positive Pflicht?
Was ist die negative Pflicht?
Positve Pflicht:
respektvoller Umgang mit dem Recht der anderen, eigene Ansichten zu haben, und Entscheidungen /Handlungen auf der Grundlage persönlicher Werte zu treffen
-> Schutzrecht: Respekt vor der Freiheit des anderen
Negative Pflicht:
Handlungen sollten nicht manipulierenden oder kontrollierenden Einschränkungen durch andere unterworfen sein
-> anti-paternalistische Zielrichtung: Vermeidung von ärztlicher Bevormundung
In der Gesundheitsberufen insTtuTonalisiert durch Konzept des informed consent
Was ergibt sich aus dem Prinzip der Autonomie für Ärzte/Behandler?
Verpflichtung, selbstbestimmte Entscheidungen von Patient*innen nicht zu übergehen
Befähigung der Patient*innen zur selbstbestimmten Entscheidung
Umfängliche, verständliche, wahrheitsgemäße Aufklärung und Information
Schutz von Privatheit und vertraulichen Informationen
Einholung von Einwilligung
Unterstützung auf Anfrage
ggf. Aufbau/ Aufrechterhaltung von Fähigkeiten für selbstbestimmtes Entscheiden und Handeln
Das besagt das Prinzip des Nicht-Schadens: non-maleficence?
Niemandem Übel oder Schaden zufügen
(d.h. konkret z.B. keine Schmerzen zufügen, nicht betrügen, nicht Lebensfreude anderer beeinträchtigen)
Mensch als Selbstzweck achten
Anerkennung der Grundrechte des anderen, d.h. z.B. der Rechte auf
Physische Integrität
Psychische Integrität
-> Enge Verbindung zum Prinzip der Autonomie
Was besagt Das Prinzip des Wohltuns: beneficence?
Pflicht zum Wohltun/Helfen/Fürsorge
-> Ziel: Person soll insgesamt von dem Verhalten profiberen
Enge Kopplung an Pflicht zum Nicht-Schaden
Übel und Schaden verhindern
Übel und Schaden beseitigen
Gutes tun und Gutes fördern
Inhaltlich sehr unterschiedlich auffüllbar
Rückbindung an die Wertehierarchie der Pabent*innen notwendig
Was besagt Das Prinzip der Gerechtigkeit: Justice?
Frage nach den Interessen Dritter
Wer ist durch die Auswirkungen der Entscheidung noch betroffen?
Sind alle Beteiligten mit ihren Interessen angemessen berücksichtigt?
-> Ziel: Gleichbehandlung aller GesellschaPsmitglieder*innen/ Vermeidung von Benachteiligung
-> Oft als Frage nach der zuteilenden Gerechtigkeit: Was vom sozialen Ganzen kommt der Einzelperson zu?
Aber: wie wird Gleichberechtigung erreicht?
Was besagt Das Prinzip der Gerechtigkeit: Egalitarismus?
• Frage nach der zuteilenden Gerechtigkeit:
Was vom sozialen Ganzen kommt der Einzelperson zu?
A: Gleichheitsmodell (Egalitarismus)
Maßstab: Maximum an Gleichheit
Gleichheit der Bedarfsdeckung: Patienten mit gleichem Krankheitsbild müssen gleichen Zugang zu gleicher Behandlung haben
Was besagt Das Prinzip der GerechSgkeit: Liberalismus?
Frage nach der zuteilenden Gerechtigkeit:
B: Freiheitsmodell (Liberalismus)
Maßstab: Maximum an Freiheit
Patienten können selber wählen, für welche Leistungen sie versichert sein möchten
Was besagt Das Prinzip der Gerechtigkeit: Effizienzmodell?
Frage nach der zuteilenden Gerechbgkeit:
C: Effizienzmodell
Maßstab: Optimum im Verhältnis Nutzen/Kosten
Pabenten erhalten eine sinnvolle therapeubsche Maßnahme, wenn die zu erwartende Wirkung den Einsatz der Ressourcen rechkerbgt, d.h. ggf. müssen Pabenten verzichten, wenn bei anderen ein größerer Behandlungserfolg zu erwarten ist
Was besagt Das Prinzip der Gerechtigkeit: Fairnessmodell
D: Fairnessmodell
Maßstab: Bedürftigkeit des einzelnen
Es wird denjenigen zuerst geholfen, denen es am schlechtesten geht
Wie sieht die Anwendung der vier Prinzipien von Beauchamp & Childress aus? Wie kann eine Spezifizierung vorgenommen werden?
Spezifizierung: Allgemeine Prinzipien sind kontextuell in konkrete Handlungsstrategien zu übertragen
1. Interpretabon:
Wie ist die spezifische Situabon des konkreten Falls im Hinblick auf jedes der vier Prinzipien hin zu interpreberen?
2. Abwägung:
Inwieweit stimmen die aus der Prinzipienanwendung abgeleiteten Verpflichtungen überein?
Müssen sie gegeneinander abgewogen werden?
Wie sieht die Anwendung der vier Prinzipien von Beauchamp & Childress aus (Welche Pflichten gibt es?)
Erinnerung:
Anwendung:
Prima-facie-Pflichten:
sind immer zu befolgen
es sei denn in Situationen, in denen sie untereinander in Konflikt geraten
Tatsächliche Pflichten:
sind durch Prüfung und Abwägung der Bedeutung konkurrierender prima-facie-Pflichten für die jeweilige Situation zu ermitteln
Grundannahme: alle allgemeinen Prinzipien könne Ausnahmen haben
Was ist die Care-Ethik?
Ethik der Sorge
Kritik an Prinzipienethik
mangelnder Kontextbezug
zu rationalistischer Zugang
Schwerpunkt auf Prinzip der Fürsorge:
Notwendigkeit, für eine Person da zu sein
Betonung des Menschen als Beziehungswesen
Bedeutung der inneren Haltung gegenüber äußerer Übernahme von Pflichten
Was ist die Kritik an der Care-Ethik?
1982 Carol Gilligan „In a different Voice:
Grundcharakteristika
Mensch als Angewiesener
Mensch als Beziehungswesen
Handlungsbegründung in der Situation, Frage nach dem Partikularen
Antwortcharakter: Haltung der Hinwendung
Ambiguitätstoleranz
Bedeutung emotionalen Wissens
Bedachtsamkeit und Umsicht als Leitwerte
Was ist der Ausgangsunkt der Ethik in Medizin und Gesundheit?
Ausgangspunkt:
Entscheidungssituation mit einem hilfebedürftigen Menschen im Mittelpunkt, bei dem mehreren Handlungsoptionen bestehen, über die Unsicherheit oder Konflikt besteht
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