Buffl

Nur Abstract (1>22)

FQ
by Fehr Q.

Akute Leukämien ?


Definition

Häufigkeit, assoziiert mit was.

Therapie


Akute Leukämien umfassen maligne Neoplasien der lymphatischen und myeloischen Zellreihe, bei denen es zur übermäßigen Proliferation unreifer, nicht funktionstüchtiger Blasten im Knochenmark kommt, ggf. mit Freisetzung ins Blut.


Die akute lymphatische Leukämie (ALL) ist die häufigste maligne Tumorerkrankung im Kindesalter, die akute myeloische Leukämie (AML) betrifft v.a. Erwachsene. Beide sind u.a. mit Trisomie 21 und der exogenen Schädigung des Knochenmarks assoziiert, z.B. durch Strahlen, Benzol oder Chemotherapie.


Klinisch führt die Verdrängung der physiologischen Leukopoese, Erythropoese und Thrombopoese zu Infektneigung, Anämie und Gerinnungsstörungen. Leukämien können mit erhöhten, erniedrigten oder normalen Leukozytenzahlen im Blut einhergehen, daher ist der Nachweis von Blasten im Knochenmark mitunter entscheidend für die Diagnosestellung.


Die Chemotherapieschemata bei akuten Leukämien beinhalten grundsätzlich Hochdosiszyklen zur massiven Reduktion der Tumorzellzahl sowie anschließende Niedrigdosiszyklen zur Erhaltungstherapie. Je nach Risikoprofil wird ggf. eine Stammzelltransplantation durchgeführt. Abhängig von zyto- bzw. molekulargenetischen Befunden können zusätzlich auch monoklonale Antikörper oder Proteinkinaseinhibitoren zum Einsatz kommen.


Die akute Promyelozytenleukämie (APL), eine Unterform der AML, stellt aufgrund einer zunehmenden Blutungsneigung einen hämatologischen Notfall dar. Schon bei V.a. eine APL sollte daher unverzüglich eine Kombinationstherapie mit All-trans-Retinsäure eingeleitet werden.


Notizen:

  • Die Leukozytenzahlen sind kein sicheres Diagnosekriterium! Wegweisender Befund sind unreife Zellen (Blasten) im Blutausstrich!

  • Durch sehr hohe Remissionsraten gilt die APL heutzutage als die günstigste Unterform aller akuten Leukämien bei Erwachsenen!

  • Kein gleichzeitiger Einsatz von Rasburicase und Allopurinol (bei Tumorlyse-Syndrom)

  • Die Diagnose des Leukostase-Syndroms wird bei Leukämien klinisch anhand von Anzeichen einer Endorganschädigung gestellt (insb. Lunge und ZNS)!

  • Das Leukostase-Syndrom ist ein hämatologischer Notfall und muss umgehend behandelt werden!


Myeloproliferative Neoplasien ?


Zur Gruppe der myeloproliferativen Neoplasien (MPN) zählen die:

chronische myeloische Leukämie (CML),

die Polycythaemia vera (PV),

die essenzielle Thrombozythämie (ET)

sowie die primäre Myelofibrose (PMF).


Sie alle gehen von einer monoklonalen Proliferation einer hämatopoetischen Stammzelle der myeloischen Reihe aus.


Bei der CML steht eine massive Erhöhung der Granulozyten, bei der PV vor allem der Erythrozyten und bei der ET der Thrombozyten im Vordergrund.

Für die PMF ist eine Panzytopenie nach einer initialen hyperproliferativen Phase typisch.


Die MPN können ineinander und letztlich auch in eine akute myeloische Leukämie (AML) übergehen.


Die Diagnose der CML wird sicher durch den Nachweis des pathognomonischen Philadelphia-Chromosoms gestellt (BCR-ABL-Fusionsgen)!


Klinisch präsentiert sich die essenzielle Thrombozythämie insb. durch Thromboembolien – daneben können aber aufgrund funktionsloser Thrombozyten auch petechiale bis schwere Blutungen auftreten!


Die PMF (Primäre Myelofibrose) ist zunächst durch eine hyperproliferative Phase mit Thrombo- und Leukozytose gekennzeichnet. Aufgrund einer progredienten Knochenmarkfibrose kommt es jedoch im Verlauf zu einer Panzytopenie!


Die Knochenmarkzytologie bei PMF nach Aspiration ist meist nicht ergiebig (Punctio sicca)! {Punktion ohne Gewinnung von Aspirat. Eine Punctio sicca findet sich bspw. im Rahmen einer Knochenmarkpunktion ohne Gewinn von Knochenmark.}


Bei der PMF können Dakryozyten als Zeichen einer extramedullären Blutbildung vorkommen!


chronische myeloische Leukämie (CML) ?

Die chronische myeloische Leukämie (CML) ist eine maligne Erkrankung des blutbildenden Systems mit einem charakteristischen, stadienhaften Verlauf.


Zugrunde liegt dabei eine zytogenetische Aberration (Philadelphia-Chromosom) mit Entstehung des BCR-ABL-Fusionsgens.

Die gesteigerte Aktivität der in diesem Rahmen gebildeten BCR-ABL-Tyrosinkinase führt zu einer ungehemmten Proliferation insb. unreifer Granulozytenvorstufen.

Diese Zellen folgen dann ihrer natürlichen Differenzierung und reifen aus.



Klinisch werden drei Phasen unterschieden:

  • Die chronische Phase geht mit unspezifischen Symptomen einher und kann bis zu zehn Jahre anhalten.

  • Die Akzelerationsphase ist durch eine gesteigerte Granulopoese mit erhöhtem Anteil unreifer Blasten und entsprechender Verdrängung der anderen Zellreihen geprägt (Thrombozytopenie, Anämie und Infektneigung). Die Blastenkrise gleicht dem Bild einer akuten Leukämie.


Diagnostisch wegweisend sind eine ausgeprägte Leukozytose (>500.000/μL möglich), eine Basophilie und eine extreme Splenomegalie.



Der wichtigste therapeutische Ansatz ist die "Targeted Therapy" mit dem selektiven BCR-ABL-Tyrosinkinase-Inhibitor Imatinib.

Diese Therapieoption hat die Behandlung der CML revolutioniert.

Die Prognose der Patienten konnte durch die Zulassung weiterer Tyrosinkinase-Inhibitoren noch einmal gesteigert werden, sodass die Lebenserwartung der CML-Patienten bei optimalem Therapieansprechen fast der der Normalbevölkerung entspricht.

Polycythaemia vera (PV) ?

Die Polycythaemia vera (PV) zählt zu den myeloproliferativen Neoplasien (MPN) und ist insb. durch eine (Erythropoetin) EPO-unabhängige Erhöhung der Erythrozyten, des Hämoglobins sowie des Hämatokriten gekennzeichnet.


Bei ca. 98% der Patienten kann eine JAK2-Mutation nachgewiesen werden, die meist nicht nur zur Steigerung der Erythropoese, sondern auch der Granulopoese und Megakaryopoese führt.



Typisch ist zunächst eine chronische, langjährige sog. polyzythämische Phase, bei der es aufgrund der Polyglobulie zur Rotfärbung des Gesichts, Juckreiz und schwerwiegenden Komplikationen durch thromboembolische Ereignisse (z.B. Budd-Chiari-Syndrom) kommen kann.

Im Verlauf kann sich die sog. „Spent Phase“ mit Rückgang der Erythrozytose und Zunahme der Splenomegalie entwickeln.

Letztlich kann die PV auch in eine Post-Polycythaemia-vera-Myelofibrose, ein myelodysplastisches Syndrom (MDS) oder eine akute Leukämie (meist AML) übergehen.



Die Therapie der Wahl zielt auf eine Prävention arterieller und venöser Thrombosen durch regelmäßige Aderlässe und Gabe von Thrombozytenaggregationshemmern ab. Langfristig können zytoreduktive Medikamente zur Reduzierung der Zellzahl nötig werden.



Definitionen:

  • Polyglobulie: Erhöhte Erythrozytenzahl, die mit einer Erhöhung des Hämoglobins und des Hämatokritwerts einhergeht.

  • Budd-Chiari-Syndrom: Seltene Lebererkrankung mit thrombotisch bedingtem Verschluss der großen Lebervenen (Vv. hepaticae). Neben aszitisch bedingter Zunahme des Bauchumfangs und Oberbauchschmerzen kann durch venöse Umgehungskreisläufe ein Caput medusae entstehen.

Notizen:

  • Die Polycythaemia vera führt durch Polyglobulie und Thrombozytose meist zur Gerinnungsneigung, kann aber aufgrund einer Funktionsstörung der Thrombozyten auch zu einer Blutungsneigung führen!

  • Hydroxyurea (Hydroxycarbamid)(eine Zytoreduktive Therapie) kann das Risiko eines Übergangs in eine akute Leukämie erhöhen! Daher eher zurückhaltender Einsatz bei jüngeren Patienten!


Hodgkin-Lymphom ?

Das Hodgkin-Lymphom (früher: Morbus Hodgkin) ist ein B-Zell-Lymphom, das häufig junge Erwachsene betrifft.


Typisch für die Erkrankung sind indolente Lymphknotenpakete, die meist zervikal auftreten.

Das Vorhandensein einer B-Symptomatik spielt insb. bei der Therapiewahl eine wichtige Rolle.


Die Diagnose wird anhand einer positiven Histologie nach Entnahme eines kompletten Lymphknotens gesichert, wobei auch der histologische Subtyp bestimmt wird.

Im Präparat sind meist mehrkernige Reed-Sternberg-Zellen und einkernige Hodgkin-Zellen nachweisbar.



  • Für eine adäquate Therapie wird die Erkrankung anhand von Staging-Untersuchungen (möglichst mittels PET-CT) in das korrekte Stadium nach der Ann-Arbor-Klassifikation eingeteilt.

Der Therapieansatz ist meist kurativ.

  • In frühen Stadien wird nach dem ABVD-Schema behandelt und anschließend werden die initialen Befallslokalisationen bestrahlt (Involved Site Radiatio).

  • In fortgeschrittenen Stadien mit ausgeprägtem Befall steht die systemische Polychemotherapie nach dem BEACOPP-Schema im Vordergrund und nur im Falle von vitalem Restgewebe erfolgt eine Nachbestrahlung.



D:

  • Einkernige Hodgkin-Zellen: Maligne monoklonale B-Lymphozyten

  • Mehrkernige Reed-Sternberg-Zellen: Entstehung durch Fusion mehrerer Hodgkin-Zellen

N:

  • Eine Lymphknotenschwellung mit >4 Wochen Persistenz oder eindeutiger Progredienz sollte histologisch abgeklärt werden!

  • Der Therapieansatz ist unabhängig vom Stadium kurativ!

  • Nach kombinierter Radio-Chemotherapie steigt das Risiko für Zweitneoplasien (z.B. AML/MDS, NHL, Mamma- oder Schilddrüsenkarzinom)!


Non-Hodgkin-Lymphomen ?

Bei den Non-Hodgkin-Lymphomen handelt es sich um eine sehr heterogene Gruppe maligner Erkrankungen, die von den Zellen des lymphatischen Systems (B- und T-Zellen) ausgeht.


Der Begriff „Non-Hodgkin-Lymphom“ ist historisch gewachsen, da früher nur die Unterscheidung zwischen Hodgkin-Lymphom und anderen Lymphomen von Bedeutung war.


Es gibt zwei Kriterien, nach denen Lymphome eingeteilt werden: Zelltyp und Malignität.


Ein typisches niedrigmalignes B-Zell-Lymphom ist beispielsweise die chronische lymphatische Leukämie, während man unter anderem bei Mycosis fungoides und dem T-Zonen-Lymphom von klassischen niedrigmalignen T-Zell-Lymphomen spricht.


Ein typisches hochmalignes Lymphom ist zum Beispiel das Burkitt-Lymphom (B-Zell).


Generell wachsen niedrigmaligne Lymphome langsamer, sind aber wegen der niedrigen Teilungsrate bei systemischem Befall nur in palliativer Intention therapierbar.


Hochmaligne Lymphome haben zwar untherapiert eine schlechtere Prognose, sind aber prinzipiell heilbar.


D:

  • Mycosis fungoides: Niedrig malignes, chronisch verlaufendes Non-Hodgkin-Lymphom der T-Zell-Reihe, das vorwiegend die Haut betrifft. Typisch sind scharf begrenzte, schuppende, stark juckende Herde, die oft therapieresistent sind. Im Verlauf entstehen innerhalb dieser Läsionen bräunliche Plaques, später pilzähnliche Tumoren. Diagnostisch wegweisend ist der histopathologische Befund (bandförmiges Lymphozyteninfiltrat der oberen Dermis). Therapiert wird stadienabhängig mit Glucocorticoiden, Immunsuppressiva und Chemotherapie.

N:

  • Computertomografische (CT)-Untersuchungen und/oder Positronenemissionstomografien (PET) bei Patienten mit aggressivem Lymphom und Hodgkin-Lymphom ohne Symptome sollen in der Nachsorge nach Therapieende nicht routinemäßig durchgeführt werden. Routine-CT sind verzichtbar bei asymptomatischen Patienten mit CLL. (DGIM - Klug entscheiden in der Hämatologie und medizinischen Onkologie)


Multiples Myelom ?

(Morbus Kahler, Plasmozytom)

Das multiple Myelom (MM; Synonym: Morbus Kahler) ist ein B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphom, das durch eine monoklonale Plasmazellvermehrung im Knochenmark charakterisiert ist.


Der Begriff „multiples Myelom“ bezeichnet dabei eine diffuse Infiltration des Knochenmarks, während „Plasmozytom“ für eine solitäre Plasmazellvermehrung steht und streng genommen eine Sonderform des MM darstellt. Beide Begriffe werden aber häufig synonym verwendet.


Die entarteten Plasmazellen produzieren abnorme monoklonale Antikörper (IgG, IgA) bzw. deren Leichtketten (Bence-Jones-Protein).


Klinisch sind eine B-Symptomatik und Osteolysen mit Knochenschmerzen typisch, wobei auch ein langer asymptomatischer Verlauf nicht selten ist.


Ein MM kann auch als Zufallsbefund einer Serumeiweißelektrophorese auffällig werden.


Kommt es durch die proliferierenden Plasmazellen zu einer Verdrängung des Knochenmarks, können Anämie, Infekt- und Blutungsneigung auftreten.


Weitere Komplikationen betreffen insbesondere die Niere: Dazu gehören die Myelomniere (Cast-Nephropathie), eine Leichtkettenerkrankung der Niere, ein Nierenbefall im Rahmen einer konsekutiven AL-Amyloidose und eine Nephrokalzinose.


Abhängig vom Alter und Allgemeinzustand des Patienten stehen eine Hochdosischemotherapie mit autologer Stammzelltransplantation und eine medikamentöse Therapie mit Immunmodulatoren (Bortezomib, Thalidomid, Lenalidomid) und klassischen Chemotherapeutika (Melphalan) zur Verfügung.


N:

  • Eine abnorme Produktion von monoklonalen IgM-Antikörpern spricht nicht für ein multiples Myelom, sondern für einen Morbus Waldenström!

  • Obwohl es sich beim multiplen Myelom um ein B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphom handelt, ist eine Vergrößerung der Lymphknoten eher untypisch!

  • Thalidomid ist teratogen und führt zur Thalidomid-Embryopathie mit Phokomelie! (teratogen: Einflussfaktoren wie chemische Substanzen, ionisierende Strahlung und biologische Noxen, die zu Fehlbildungen beim Embryo bzw. Fetus führen)(Phokomelie: Ansatz von Hand bzw. Fuß unmittelbar an Schulter bzw. Hüfte)


chronische lymphatische Leukämie (CLL) ?

Die chronische lymphatische Leukämie (CLL) wird nach der WHO-Klassifikation den niedrig-malignen (indolenten) Non-Hodgkin-Lymphomen zugeordnet.


Sie manifestiert sich als B-Zell-Lymphom mit lymphozytärer Leukozytose im Blutbild, weshalb sie historisch den Leukämien zugeordnet wurde.


Die CLL ist eine Erkrankung des höheren Lebensalters und kann sich mit schmerzlosen Lymphknotenschwellungen, Schwäche und Infektanfälligkeit präsentieren.


Diagnostisch wegweisend sind Gumprecht-Kernschatten im Blutausstrich (nicht beweisend!) sowie ein hoher Anteil kleiner, reifer Lymphozyten im peripheren Blut und/oder Knochenmark.


Für die Klassifikation nach Binet werden der Hämoglobinwert, die Thrombozytenzahl und der Befall von Lymphknotenregionen beurteilt.


Der Nachweis der für die B-CLL typischen Antigene in der Immunphänotypisierung der Lymphozyten sichert die Diagnose.


Für die komplexe Therapie der CLL werden klassische Zytostatika (Fludarabin, Cyclophosphamid, Chlorambucil) und Antikörper (Rituximab, Alemtuzumab) eingesetzt.


Der Krankheitsverlauf ist sehr variabel. Im Stadium Binet A liegt das mediane Überleben bei über zehn Jahren, wohingegen es im Stadium Binet C weniger als drei Jahre sind.


N:

  • Die CLL ist eine Erkrankung des hohen Lebensalters!

  • Da es sich bei der CLL um ein Lymphom handelt, sprechen Lymphknotenvergrößerungen differenzialdiagnostisch gegen eine CML und für eine CLL!

  • Durch medikamentöse Maßnahmen ist die CLL nach derzeitigem Kenntnisstand nicht kurativ therapierbar, da sie durch sehr geringe Teilungsraten der Tumorzellen geprägt ist und zytostatische Substanzen deswegen nicht ausreichend wirken können! Einzig die allogene Stammzelltransplantation stellt einen potenziell kurativen Therapieansatz dar!


Komplikationen

  • Transformation in ein hochmalignes Non-Hodgkin-Lymphom: Richter-Syndrom

  • (Als Richter-Transformation wird der (oft rasche) Übergang der chronisch lymphatischen Leukämie (CLL) in eine höher maligne Form, meist in ein diffus großzelliges B-Zell Lymphom (DLBCL), bezeichnet)


Blutgerinnung und hämorrhagische Diathesen


(Gerinnungsstörungen, Pathologische Blutungsneigung)

Hämorrhagische Diathesen entstehen aufgrund einer Störung der physiologischen Blutgerinnung und bezeichnen eine pathologisch gesteigerte Blutungsneigung.


Um die Symptome und Befunde einem bestimmten Krankheitsbild zuordnen zu können, ist ein Grundverständnis der Pathophysiologie der Gerinnung sehr wichtig.


Störungen der primären Blutstillung (Thrombozytenaggregation) müssen dabei von Störungen der sekundären Blutstillung (plasmatische Gerinnungskaskade) unterschieden werden.


Bei Störungen der Thrombozytenaggregation ist mit petechialen Blutungen und in der Gerinnungsdiagnostik mit einer verlängerten Blutungszeit zu rechnen.


Bei Störungen in der plasmatischen Gerinnung kommt es eher zu großflächigen Blutungen und in der Gerinnungsdiagnostik entweder zu einer Verlängerung der aPTT (intrinsisches System, z.B. bei Hämophilie) oder zu einer Erhöhung der INR (extrinsisches System, z.B. Cumarin-Therapie).


Bei kombinierten Störungen ist das gleichzeitige Vorliegen von Petechien und großflächigen Blutungen typisch (z.B. beim Von-Willebrand-Jürgens-Syndrom – wiederum ein Beispiel für eine Störung, die oftmals erst bei größeren Verletzungen oder Operationen auffällt).


N:

  • Der Ablauf der Gerinnungskaskade ist nur im Beisein von Calcium-Ionen (Faktor IV) möglich!

  • Pathologien der Inhibitoren der Gerinnungskaskade führen zu einer verstärkten Gerinnungsneigung!

  • Die häufigsten Komplikationen einer Fibrinolyse sind Blutungen verschiedenster Art, wobei intrakranielle Blutungen am gefürchtetsten sind. Die wichtigste therapeutische Maßnahme bei schwerwiegenden Blutungskomplikationen ist die sofortige Beendigung der Fibrinolytikagabe!

  • Bei Störungen der primären Hämostase ist die Thrombozytenaggregation beeinträchtigt!

  • Bei Störungen der sekundären Hämostase ist die plasmatische Gerinnung (Gerinnungskaskade) beeinträchtigt!

  • Thrombozytenaggregationshemmer sind aufgrund der Erhöhung der Blutungsgefahr kontraindiziert bei der therapie des Von-Willebrand-Jürgens-Syndrom (vWS)

  • Petechiale Blutungen sprechen für eine Störung der primären Hämostase, großflächige Blutungen für eine Störung der sekundären Hämostase!


Thrombotische Mikroangiopathie

(TMA)


Das hämolytisch-urämische Syndrom (HUS, Synonym: Gasser-Syndrom)

und die thrombotisch-thrombozytopenische Purpura (TTP, Synonym: Moschcowitz-Syndrom)

> vereinen das Auftreten einer Hämolyse sowie Mikroangiopathien durch Plättchenthromben.


Charakteristisch für das HUS ist eine ausgeprägte Nierenbeteiligung, für die TTP eine schwere Thrombozytopenie.


Eine sichere Unterscheidung ist nicht immer möglich.


Das HUS tritt gehäuft im Kindesalter im Anschluss an eine EHEC-Gastroenteritis, vermittelt durch das Shiga-Toxin, auf.


Als weitere Ursache für eine thrombotische Mikroangiopathie sind angeborene oder antikörpervermittelte Inaktivierungen einer antithrombotisch wirkenden Protease zu nennen.


Der Verdacht ergibt sich durch Symptome des Nierenversagens und den Nachweis einer Thrombozytopenie.


In einer solchen Konstellation sollte ein Blutausstrich erfolgen, um den wegweisenden Nachweis von Fragmentozyten zu prüfen.


Eine zügige Behandlung zur Abwendung eines terminalen Nierenversagens oder eines letalen Verlaufs ist wichtig.


Über einen Plasmaaustausch mit Gabe von Frischplasma wird versucht, die Toxine und Antikörper zu eliminieren und die verminderte Proteaseaktivität zu substituieren.


D:

  • Gasser-Syndrom : Das hämolytisch-urämische Syndrom, kurz HUS, ist eine seltene, postinfektiöse Erkrankung der Endothelzellen. Es zählt wie die thrombotisch-thrombozytopenische Purpura zu den thrombotischen Mikroangiopathien. Das Syndrom ist durch die Symptomtrias aus mikroangiopathischer hämolytischer Anämie, Thrombozytopenie und akutem Nierenversagen mit Urämie charakterisiert.

  • Die thrombotisch-thrombozytopenische Purpura, kurz TTP, ist ein Erkrankungsbild, das durch Thrombozytopenie, hämolytische Anämie und zentralnervöse Symptome gekennzeichnet ist. Es zählt zu den thrombotischen Mikroangiopathien (TMA).

  • EHEC-Gastroenteritis : Die Escherichia-coli-Enteritis ist eine bei Infektion mit verschiedenen enteropathogenen Varianten des Bakteriums Escherichia coli auftretende bakterielle Gastroenteritis.

  • Fragmentozyten :

    (Schistozyten) Durch Schädigung der Membran entstandene deformierte Erythrozyten oder Erythrozytenbruchstücke. Die Verletzungen kommen aufgrund eines behinderten Blutflusses entweder durch mechanische Hindernisse (z.B. künstlicher Herzklappenersatz) oder durch körpereigene Hindernisse (z.B. Mikrothromben bei HUS) zu Stande.


Splenomegalie


Die Vergrößerung der Milz (Splenomegalie) kann die Folge einer verstärkten Aktivität der Milz, eines verminderten Blutabflusses oder einer Infiltration des Milzgewebes sein.


Klinisch fällt sie nur bei sehr starker Vergrößerung durch Palpation auf, zumeist ist sie eine Zufallsentdeckung in bildgebenden Verfahren.


Unabhängig von der Ätiologie kann eine Volumenzunahme der Milz wiederum zu einem vermehrten Blutabbau einzelner Zellreihen oder aller Zellreihen mit Panzytopenie führen (sog. Hypersplenismus).


Als Ultima ratio kann eine Splenektomie erwogen werden, die allerdings mit einem erhöhten Risiko für ein OPSI-Syndrom einhergeht.


Extreme Splenomegalie

  • Definition: Mehr als 8 cm unter dem Rippenbogen tastbar und/oder Organgewicht über 1000 g

  • Vorkommen

    • Chronisch myeloische Leukämie

    • Primäre Myelofibrose

    • Polycythaemia vera

    • Seltener: Haarzellleukämie, Hodgkin-Lymphom und Non-Hodgkin-Lymphome

Insbesondere myeloproliferative Erkrankungen gehen mit einer massiven Splenomegalie einher!


Hypersplenismus (Hypersplenie-Syndrom)

Die Vergrößerung der Milz kann unabhängig von der Ätiologie einen vermehrten Blutabbau einzelner Zellreihen oder aller Zellreihen mit Panzytopenie bedingen.


Die Panzytopenie führt zu einer reaktiven Hyperplasie des Knochenmarks (Ausnahme: Knochenmarkinsuffizienz als Ursache der Splenomegalie)

  • Definition: Splenomegalie, Zytopenie, hyperplastisches Knochenmark

  • Klinik: Panzytopenie

    • Hämolytische Anämie mit Blässe und Müdigkeit

      • In der Regel keine Retikulozytose (Grundsätzlich wäre bei einem Hypersplenie-Syndrom eine kompensatorisch gesteigerte Erythrozytenbildung zu erwarten, bei der sich dann auch vermehrt Retikulozyten zeigen würden (Retikulozytose). Allerdings kommt es beim Hypersplenie-Syndrom auch zu einer vermehrten Sequestrierung der Retikulozyten, so dass dieser Befund in der Regel nicht anzutreffen ist.)

    • Leukopenie mit Infektneigung

    • Thrombozytopenie mit petechialer Blutungsneigung

  • Therapie

    • Behandlung der Grunderkrankung

    • Splenektomie bei symptomatischer Zytopenie

      • Erhöhtes Risiko für ein OPSI → Impfungen gegen Pneumokokken, Meningokokken und Haemophilus influenzae (OPSI : Overwhelming-postsplenectomy-infection > Schwere bakterielle oder parasitäre Infektion, die bei Fehlen bzw. fehlender Funktion der Milz auftreten kann. Nach ambulanter Infektion, z.B. mit Pneumokokken, entwickelt sich eine fulminante Sepsis mit hoher Letalität. Zur Prophylaxe werden Impfungen gegen Pneumokokken, Meningokokken, Haemophilus influenzae (sowie Influenza) empfohlen)


Akute Bronchitis


Die akute Bronchitis ist eine (überwiegend virale) Infektion der unteren Atemwege und betrifft insb. mittlere und größere Bronchien.


Sie geht (fast) immer mit Erkältungssymptomen wie leichtem Fieber, Halsschmerzen, Schnupfen, Kopf- und Gliederschmerzen einher.


Auskultatorisch sind seitengleich grob- bis mittelblasige Rasselgeräusche zu vernehmen, bei Bronchialobstruktion außerdem exspiratorisches Pfeifen.


Die Diagnosestellung erfolgt meist klinisch.


Röntgen-Thorax und Laboruntersuchung sollten nur bei V.a. eine Pneumonie erfolgen.


Die Erkrankung verläuft i.d.R. selbstlimitierend.


Essenziell ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, symptomatisch können Antipyretika und abschwellende Nasensprays sinnvoll sein.


Bei bakterieller Sekundärinfektion kommen Antibiotika zum Einsatz.


N:

  • Der Übergang von Erkältung zu Bronchitis ist fließend. Eine akute Bronchitis ohne Erkältungssymptome ist selten, daher sollten hier mögliche Differenzialdiagnosen ausgeschlossen werden!

  • Die Indikation zum Ausschluss einer SARS-CoV-2-Infektion per Nasen-Rachen-Abstrich sollte auch bei atypischer Symptomatik großzügig gestellt werden!

  • Bei klinischer Diagnose einer unkomplizierten akuten Bronchitis kann auf weitere Laboruntersuchungen, Erregerdiagnostik und Bildgebung verzichtet werden!

  • Eine Antibiotikatherapie vermindert bei der unkomplizierten akuten Bronchitis Symptomatik und Krankheitsdauer nur minimal und kann Resistenzbildungen fördern!

  • Eine akute unkomplizierte Bronchitis bei Patienten ohne chronische Lungenerkrankung soll nicht mit einem Antibiotikum behandelt werden.



Pneumonie


(Lungenentzündung)

Eine Pneumonie bezeichnet eine Entzündung des Alveolarraums und/oder des interstitiellen Lungengewebes, die vornehmlich durch Bakterien verursacht wird.


Sie stellt die häufigste zum Tode führende Infektionserkrankung in Industrienationen dar.


Das Erregerspektrum unterscheidet sich je nach Altersgruppe und Infektionsursache (ambulant oder im Krankenhaus erworben).


Die häufig durch Pneumokokken verursachte „klassische“ Pneumonie geht mit plötzlichem Krankheitsgefühl, Fieber und produktivem Husten einher.


Auskultatorisch imponieren feinblasige, klingende Rasselgeräusche und laborchemisch erhöhte Entzündungsparameter.


Die Krankheit kann aber besonders bei älteren Patienten oder bestimmten Erregern (bspw. Viren, Mykoplasmen) atypisch mit abgeschwächten Symptomen und ohne physikalische Zeichen einer Infiltration verlaufen, sodass das einzige obligate Kriterium für die Diagnose einer Pneumonie ein neu aufgetretenes Infiltrat im Röntgenbild der Lunge darstellt.


Bei Erkrankung sollte auf körperliche Schonung, eine rege Flüssigkeitsaufnahme und eine erregergerechte antibiotische Therapie geachtet werden.


N:

  • Bei Patienten mit Pneumonie soll in der Notaufnahme die Therapie entsprechend der Zuordnung zu einer der drei Formen erfolgen: a) Ambulant erworben {(community-acquired pneumonia, CAP) außerhalb des Krankenhauses} , Patient immunkompetent. b) Nosokomial erworben {(hospital-acquired pneumonia, HAP) im Krankenhaus (> 48 h nach Krankenhausaufnahme oder in den ersten 3 Monaten nach Krankenhausentlassung)} , Patient immunkompetent. c) Unter Immunsuppression erworben {(pneumonia in the immunosuppressed host) außerhalb oder im Krankenhaus,} Patient immunsupprimiert. (DGIM - Klug entscheiden in der Notaufnahme)

  • Eine Trennung von typischer und atypischer Pneumonie ist im klinischen Alltag aufgrund fließender Übergänge nicht immer möglich, zudem können beide Erscheinungsbilder theoretisch durch jeden Erreger ausgelöst werden. Folglich erlaubt diese Unterscheidung keine sichere therapeutische Konsequenz!

  • Eine Zuordnung des Röntgenbefundes zum auslösenden Erreger ist nicht sicher möglich. Typische Pneumonien zeigen eher eine Lobärpneumonie, atypische Pneumonien eher eine interstitielle Pneumonie!

  • Die Diagnose Pneumonie setzt als Hauptkriterium ein neu aufgetretenes Infiltrat im konventionellen Röntgen-Thorax in zwei Ebenen voraus!

  • Jeder ambulant behandelte Patient mit Pneumonie sollte nach 48–72 Stunden erneut untersucht werden, um die Wirksamkeit des verschriebenen Antibiotikums zu prüfen!

  • Prüfe immer die Diagnosekriterien einer Sepsis!

  • Bei Patienten mit schwerer ambulant erworbener Pneumonie soll unverzüglich eine Antibiotikatherapie eingeleitet werden! (DGIM - Klug entscheiden in der Notaufnahme)

  • Die antibiotische Medikation kann 2–3 Tage nach Entfieberung beendet werden. Bei einer ambulant erworbenen Pneumonie, die ambulant behandelt werden kann, ist eine antibiotische Medikation von 7 Tagen ausreichend!

  • Bei Therapieversagen sollten eine (erneute) Erregerdiagnostik sowie eine Wiederholung oder Ausweitung der Bildgebung erfolgen!

  • Bei Patienten mit Immunsuppression, fortgeschrittener Leberzirrhose oder Niereninsuffizienz soll eine sequenzielle Pneumokokkenimpfung erfolgen. (DGIM - Klug entscheiden in der Inneren Medizin)


Tuberkulose


(Tbc)

Der (Haupt‑)Erreger der Tuberkulose (Mycobacterium tuberculosis) wurde 1882 von Robert Koch entdeckt.


Aufgrund der besonderen Eigenschaften der Tuberkelbakterien (säurefest, langsames Wachstum, überleben in Makrophagen) unterscheidet sich das klinische Bild der Erkrankung deutlich von anderen bakteriellen Infektionskrankheiten.


Die meist aerogene Erstinfektion verläuft häufig latent ohne röntgendiagnostisch nachweisbaren Organbefund – seltener kommt es zur manifesten Primärtuberkulose mit intrapulmonalen Läsionen.


Typisch ist ein subklinischer Verlauf, gelegentlich mit nur geringer Temperaturerhöhung sowie Gewichtsverlust und Nachtschweiß.


Klassisches pulmonales Symptom ist ein produktiver Husten, gelegentlich mit Hämoptysen, der auf die symptomatische Therapie nicht anspricht.


Ausgehend von dieser Infektion kann es auch nach langjährigem Verlauf insb. bei immungeschwächten Patienten zu einer endogenen (seltener exogenen) Reaktivierung mit hämatogener Streuung in theoretisch jedes Organ kommen.


Aus diesem Grund ist die Tuberkulose ein interdisziplinäres Krankheitsbild, das sich sehr unterschiedlich präsentieren kann (z.B. Knochentuberkulose → Spezifische Spondylitis; Hauttuberkulose → Lupus vulgaris).


Diagnostisch wegweisend sind Befunde im Röntgen-Thorax und in laborchemischen Verfahren (z.B. γ-Interferon-Test, Tuberkulin-Test).


Gesichert wird die Diagnose aber über den direkten Keimnachweis in der Mikroskopie, Kultur und/oder PCR.


Da die Bakterien nur langsam wachsen, sich in Makrophagen „verstecken“ und ihre Zellwand von Medikamenten kaum penetriert werden kann, ist die Tuberkulosetherapie langwierig und kompliziert.


Laut Standardschema werden zunächst Rifampicin, Isoniazid, Ethambutol und Pyrazinamid für zwei Monate kombiniert gegeben.


Im Anschluss werden Rifampicin und Isoniazid für mind. weitere vier Monate verabreicht.


Die Inzidenz der Tuberkulose mit multiresistenten Erregern nimmt jedoch stetig zu.


N:

  • Tuberkulose und AIDS beschleunigen wechselseitig den Krankheitsverlauf!

  • Bei jungen Menschen mit Bluthusten sollte immer an eine Tuberkulose gedacht werden!

  • Die Tuberkulose kann bei Aussaat jedes Organ befallen!

  • Bei unklaren chronisch rezidivierenden Pleuraergüssen sollte auch immer an eine Pleuritis tuberculosa gedacht werden! {Pleuritis tuberculosa Pleurabeteiligung meist im Rahmen einer Primärtuberkulose. Es handelt sich um eine exsudative Rippenfellentzündung mit chronisch rezidivierenden Pleuraergüssen, die meist durch einen subpleural gelegenen Tuberkuloseherd hervorgerufen wird. Der Nachweis erfolgt über eine thorakoskopische Pleurabiopsie}

  • Direkter Erregernachweis : Bei Fehlen spezifischer Erforderlichkeiten sollten Untersuchungsmaterialien nativ in einem sterilen Behältnis aufgefangen und umgehend zur Untersuchung verschickt werden. Falls eine Lagerung notwendig ist, sollte bei 2–8°C gelagert werden!

  • Direkter Erregernachweis : Proben sollten stets VOR Therapiebeginn gesichert werden!

  • Abstriche (z.B. Wundabstriche auf Abstrichtupfern) sind zum direkten Erregernachweis schlecht geeignet. Zu diesem Zweck sollten stattdessen bspw. Gewebebiopsie, Aspiration oder Geschabsel vorgezogen werden!

  • Vor Probenentnahme enge Rücksprache mit dem zuständigen Labor halten! Die optimale Materialasservierung und der fachgemäße Versand tragen entscheidend zum Diagnoseerfolg im Labor bei!

  • Blutkulturen gehören nicht zur Standarddiagnostik bei Tuberkulose, da sich die Mykobakterien in Blutkulturen kaum anzüchten lassen!

  • „PERI“ als Akronym für die vier Standardmedikamente: Pyrazinamid, Ethambutol, Rifampicin, Isoniazid

  • Durch Enzyminduktion in der Leber kann es zu Wirkungsabschwächungen anderer Medikamente kommen, die über das gleiche Cytochrom metabolisiert werden (u.a. orale Antidiabetika, Calciumantagonisten, Statine, orale Kontrazeptiva)!

  • Während der tuberkulostatischen Therapie müssen regelmäßige Kontrollen von Blutbild, Harnsäure, Nierenretentionsparametern und Leberwerten erfolgen!

  • Vor Therapiebeginn ist wegen der Gefahr einer Optikusneuritis {Entzündung des Sehnerven (N. opticus)} bei Ethambutol-Gabe ein Ophthalmologie-Konsil indiziert!

  • Vor Therapiebeginn ist wegen der Ototoxizität von Streptomycin immer ein HNO-Konsil indiziert!

  • Ein falsch-positiver Tuberkulintest bei BCG-Geimpften ist möglich!


Sarkoidose


(Morbus Besnier-Boeck-Schaumann, Morbus Boeck)

Die Sarkoidose (Morbus Boeck) ist eine Multisystemerkrankung mit der Lunge als Hauptmanifestationsort.


Sie kann jedoch auch zahlreiche andere Organe befallen.


Typisch ist der histopathologische Nachweis von nicht-verkäsenden Granulomen mit mehrkernigen Riesenzellen.


Das sog. Löfgren-Syndrom, eine akute, meist selbstlimitierende Form der Sarkoidose, geht mit Fieber und der Trias aus Gelenkschmerzen, Erythema nodosum sowie bihilärer Lymphadenopathie einher und betrifft hauptsächlich junge Frauen.


Die häufigere chronische Sarkoidose (selten Folge der akuten Form) verläuft anfangs häufig symptomarm (ggf. Reizhusten, Belastungsdyspnoe).


Schon früh zeigen sich radiologisch jedoch Veränderungen in der Lunge sowie eine Verschlechterung der Vital- und Diffusionskapazität.


Im Verlauf kann es zu einer Lungenfibrose kommen.


Diagnostisch stehen die histologische Sicherung von betroffenem Gewebe sowie eine bronchoalveoläre Lavage (typischerweise erhöhter CD4/CD8-Quotient) im Vordergrund.


Bei akuter Sarkoidose kann aufgrund der hohen Spontanheilungsrate eine symptomatische Therapie mit NSAR ausreichend sein.


Progrediente Verlaufsformen der akuten und chronischen Sarkoidose werden ebenso wie extrapulmonale Manifestationen immunsuppressiv (Glucocorticoide, Kombinationstherapien mit anderen Immunsuppressiva) behandelt.


N:

  • Vom Löfgren-Syndrom sind vor allem junge Frauen betroffen!

  • Bei Sarkoidosepatienten mit Hyperkalzämie soll keine Osteoporoseprophylaxe mittels Calcium- und Vitamin-D-Substitution durchgeführt werden!

  • Typisch ist die Divergenz zwischen den ausgeprägten radiologischen Lungenbefunden und der mäßigen klinischen Symptomatik!

  • Je akuter die Erstmanifestation der Sarkoidose, desto höher ist i.d.R. die Remissionsrate!

  • Die Spontanheilungsrate der akuten Sarkoidose ist sehr hoch, während sie bei chronischem Verlauf vom Typ der Erkrankung abhängig ist!


Pleuraerguss : Abstract ?


Ein Pleuraerguss ist eine Flüssigkeitsansammlung in der Pleurahöhle zwischen Lunge und Brustwand.


Handelt es sich um eine zell- und eiweißarme Flüssigkeit, wird dies als Transsudat bezeichnet.


Es entsteht infolge eines vermehrten Flüssigkeitsaustritts aus den Kapillaren bei einer Stauung oder einer pathologischen Zusammensetzung des Blutes.


Ist die Flüssigkeit hingegen zell- und eiweißreich, handelt es sich um ein Exsudat.


Dieses entsteht in Folge einer entzündungs- oder tumorbedingten Störung der Barriere zwischen Blutbahn und Lymphwegen mit Austritt von Zellen.


Der Erguss sammelt sich bei aufrechtem Oberkörper der Schwerkraft folgend in den Randwinkeln der Pleurahöhle.


Perkutorisch fällt dann basal ein gedämpfter Klopfschall und auskultatorisch ein abgeschwächtes bis fehlendes Atemgeräusch auf.


Nachweisverfahren der ersten Wahl ist die Ultraschalluntersuchung.


Um die Genese zu klären, sollte jeder erste bzw. unklare Pleuraerguss punktiert und untersucht werden (Mikrobiologie, Zytologie, klinische Chemie).


Erst große Pleuraergüsse führen zu Luftnot und können gegebenenfalls symptomatisch punktiert und drainiert werden.


Generell steht die Therapie der Grundkrankheit im Vordergrund.


N:

  • Transsudat und Exsudat Ergussese : Beiden Formen gemeinsam ist, dass die erhöhte Produktion von Lymphe die maximale Lymphrückresorption der Pleura (pleurale Lymphstromgeschwindigkeit) übersteigt!

  • Bei diagnostischer Pleurapunktion muss nur eine Seite punktiert werden. Aber auch bei therapeutischer Indikation wird zunächst immer nur einseitig punktiert, aufgrund der Komplikationsgefahr!

  • Ein blutiger Pleuraerguss ist verdächtig auf eine maligne Genese und bedarf einer Abklärung!

  • Bei einem Pleuraempyem sind in jedem Stadium die antibiotische Therapie sowie die Anlage einer Thoraxdrainage indiziert!

  • Ein maligner Pleuraerguss {Flüssigkeitsansammlung im Pleuraspalt im Rahmen einer Tumorerkrankung. Ursachen können lokales Tumorwachstum oder die Blockade des Lymphabstroms durch ein Malignom sein. Symptome treten häufig erst ab einer gewissen Flüssigkeitsmenge auf} ist Zeichen einer fortgeschrittenen Tumorerkrankung und häufig mit einer schlechten Prognose verbunden!

  • Bei Entwicklung von Symptomen eines Pneumothorax nach Punktion sollte unmittelbar ein Röntgen-Thorax erfolgen.


Asthma bronchiale : Abstract ?


Asthma bronchiale ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Atemwege, die mit einer reversiblen bronchialen Obstruktion und/oder mit einem hyperreagiblen Bronchialsystem einhergeht.


Das klinische Bild ist variabel: Es reicht von leichten Verläufen mit nur rezidivierendem Husten oder Räusperzwang bis hin zu intermittierend (ggf. anfallsartig) auftretender Luftnot mit pfeifender Atmung und auskultatorischem Giemen und Brummen.


Anamnestisch sind oft bereits in der Kindheit respiratorische Symptome eruierbar.


Diagnostisch wegweisend sind v.a. die Anamnese sowie die Befunde von Lungenfunktionsmessung und Allergiediagnostik.


Die Genese ist multifaktoriell, sodass es diverse Einteilungen gibt.


Die wichtigste Unterform ist das allergische Asthma bronchiale, das neben der rein symptomatischen Therapie auch kausal mittels Allergenkarenz und Allergen-Immuntherapie (sog. „Hyposensibilisierung“) behandelt werden kann.


Bei einem allergischen sowie eosinophilen Asthma können auch sog. Biologicals zum Einsatz kommen.


Die antientzündliche Dauertherapie erfolgt i.d.R. mit inhalativen Corticosteroiden (ICS) und ggf. langwirksamen bronchienerweiternden Medikamenten.


Die akute Asthmasymptomatik wird mit schnellwirksamen β2-Sympathikomimetika (insb. Salbutamol) und, wenn notwendig, mit systemischen Corticosteroiden durchbrochen.


Eine gute Patientenschulung ist essenziell, insb. zur richtigen Applikation der Substanzen und zum Vorgehen im Notfall.


Je nach Verlauf ist eine Eskalation oder Deeskalation der Medikation anhand des Stufenschemas sinnvoll.


Bei einem akuten Asthmaanfall besteht Lebensgefahr, weshalb ein notfallmäßiger Transport in die Klinik indiziert ist!


N:

  • Eine Tabakrauchexposition erhöht das Asthmarisiko im Kindesalter!

  • Bei einer Exazerbation oder einem Asthmaanfall ist eine Therapieintensivierung notwendig!

  • Die Diagnose Asthma bronchiale gilt als gesichert bei charakteristischer Symptomatik + Nachweis einer Obstruktion + Reversibilität!

  • Bronchiale Hyperreagibilität ist typisch beim Asthma – aber auch bei allergischer Rhinitis, CF, COPD, Sarkoidose und bei Gesunden (unspezifischer Befund)!

  • Der Methacholin-Provokationstest kann einen lebensbedrohlichen Asthmaanfall auslösen! Deshalb muss immer(!) eine Bronchodilatation im Anschluss erfolgen!

  • Die vollständige Wirkung von inhalativen Glucocorticoiden (ICS) wird erst nach 2–4 Wochen regelmäßiger Anwendung erreicht!

  • Seit dem GINA-Update 2019 und in der NVL 2020 wird ICS + LABA {ICS = Inhalative Corticosteroide: Budesonid, Fluticason + LABA = Langwirksame β2-Sympathomimetika: Formoterol, Salmeterol} als Fixkombination bedarfsorientiert bereits ab Stufe 1 empfohlen. Laut GINA soll SABA {SABA = Kurzwirksame β2-Mimetika: Salbutamol, Fenoterol, Terbutalin} als einziges Bedarfsmedikament nicht mehr angewandt werden, in der NVL ist dies hingegen als Alternative zu ICS + LABA als Fixkombination noch möglich. Beide Leitlinien erlauben eine Kombination von SABA mit ICS in höheren Stufen.

  • Vor der Verschreibung von LTRA {LTRA = Leukotrien-Rezeptor-Antagonisten: Montelukast} (Montelukast) sollte eine genaue Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen, da es unter der Therapie zu psychischen Nebenwirkungen kommen kann, bspw. zu Schlaf- und Verhaltensstörungen bis hin zu suizidalen Gedanken! Die FDA hat hierzu ein Boxed Warning herausgegeben.

  • Bei einem akuten Asthmaanfall stehen inhalative β2-Sympathomimetika im Vordergrund! Da Glucocorticoide bei inhalativer(!) Applikation einen verzögerten Wirkungseintritt aufweisen, sollten diese immer oral oder i.v. gegeben werden!

  • Bei jedweder Form eines Asthmaanfalls dürfen keine Betablocker gegeben werden!

  • Jeder Patient mit einem schweren bis lebensbedrohlichen Asthmaanfall sollte unter Notarztbegleitung ins Krankenhaus gebracht werden!

  • Bei Kindern tritt eine bronchiale Obstruktion insb. im Rahmen von Infekten auf, sodass hier mit den Eltern der frühzeitige Einsatz von SABA zu besprechen ist!


Chronisch obstruktive Lungenerkrankung : Abstract ?


(COPD)

Bei der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) kommt es vorwiegend durch inhalative Noxen zu einer Entzündung der kleinen Atemwege.


Dies führt zu einer fortschreitenden, irreversiblen Verengung der Bronchien und zu einer Überblähung der Alveolen mit Verlust der zur Verfügung stehenden „Lungenaustauschfläche“ (Emphysem), die der Organismus für die Sauerstoffaufnahme und die Kohlendioxidabgabe benötigt.


Die Lunge kann folglich nicht mehr ihrer Funktion nachkommen – Sauerstoffmangel (Hypoxie) sowie später eine Erhöhung des Kohlendioxidgehalts im Blut (Hyperkapnie) sind die Folgen.


Die erschwerte Atmung erfordert einen erschöpfenden Einsatz der Atemhilfsmuskulatur und führt im Endstadium zum völligen körperlichen Verfall (Kachexie).


In 90% der Fälle ist die Erkrankung eine Folge des Rauchens.


Leitsymptome sind progrediente Luftnot und produktiver Husten.


Mittels Lungenfunktionsuntersuchung und Klinik wird der Schweregrad der COPD bestimmt und anschließend die stadiengerechte symptomatische Therapie mit bronchodilatatorischen und entzündungshemmenden Medikamenten eingeleitet.


Die einzige Maßnahme, die den Krankheitsverlauf aufhalten kann, ist der Verzicht auf weitere Noxen (Rauchstopp).


N:

  • Der Schweregrad der Obstruktion wird nach inhalativer Bronchodilatation bestimmt! Die Bestimmung sollte nicht während einer akuten Exazerbation erfolgen!

  • Bei normalem Tiffeneau-Index mit TLC↓ und DLCO↓{Diffusionskapazität} ist immer differenzialdiagnostisch an eine restriktive Lungenerkrankung zu denken!

  • Bisher wird in der klinischen Praxis das Symptom-Scoring noch zu selten angewendet – wesentlich gängiger ist noch die Schweregradeinteilung nach dem spirometrischen Befund!

  • Eine obstruktive Ventilationsstörung ist bei fortschreitender COPD und Lungenemphysem kaum reversibel, da pathophysiologisch irreversible Prozesse wie Fibrose und Destruktion im Vordergrund stehen!

  • Leitsymptome: „AHA“ = Auswurf, Husten, Atemnot

  • Die Therapie der COPD kann lediglich eine Symptomlinderung und somit einen Erhalt der Alltagskompetenz ermöglichen. Eine Verzögerung der Krankheitsprogression ist für die medikamentösen Therapien nicht nachgewiesen! Therapieziel ist die Vermeidung von Exazerbationen.

  • Patienten mit chronischen Lungenerkrankungen sollen ab dem 60. Lebensjahr gegen Influenza und Pneumokokken geimpft werden. (DGIM - Klug entscheiden in der Pneumologie)

  • Bei Patienten mit obstruktiven Atemwegserkrankungen wie Asthma und COPD soll eine Therapie mit Inhalatoren nicht begonnen oder geändert werden, ohne dass der Patient im Gebrauch des Inhalationssystems geschult ist und die korrekte Anwendung der Inhalatoren überprüft wurde. (DGIM - Klug entscheiden in der Pneumologie)

  • Die exazerbierte COPD ist häufig ein lebensbedrohlicher Notfall! Daher sollte der Zustand des Patienten bei Erstkontakt dringlich erfasst werden und ggf. eine sofortige Verlegung auf die Intensivstation erfolgen!

  • Bei schwerer exazerbierter chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) und kardialem Lungenödem soll frühzeitig eine nichtinvasive Atemunterstützung (NIV beziehungsweise CPAP) eingesetzt werden. (DGIM - Klug entscheiden in der internistischen Intensivmedizin)

  • Nach einer akuten Exazerbation einer COPD, die zu einem Krankenhausaufenthalt führte, soll eine pneumologische Rehabilitation erfolgen. (DGIM - Klug entscheiden in der Pneumologie)

  • Beatmete Intensivpatienten sollen ohne spezifische Indikation keine tiefe Sedierung erhalten. (DGIM - Klug entscheiden in der internistischen Intensivmedizin)

  • Bei Patienten, denen im Krankenhaus wegen einer akuten Verschlechterung ihrer Erkrankung eine Langzeit-Sauerstofftherapie verordnet wurde, soll ohne Überprüfung der Notwendigkeit (weiter andauernde Hypoxämie) keine Weiterverordnung erfolgen. (DGIM - Klug entscheiden in der Pneumologie)


Schlafbezogene Atmungsstörungen : Abstract ?


Die häufigste Ursache einer schlafbezogenen Atemstörung ist eine Obstruktion der oberen Atemwege durch Kollaps der Schlundmuskulatur während des Schlafes, das sogenannte Obstruktive Schlafapnoe-Syndrom (OSAS).


Die Patienten sind meist adipös und leiden unter starker Tagesmüdigkeit.


Fremdanamnestisch geben die Lebenspartner Atempausen und starkes Schnarchen während des Schlafens an.


Die Lebenserwartung der Patienten ist durch kardiovaskuläre Folgen einer sekundären Hypertonie eingeschränkt, kann aber durch konsequente Gewichtsreduktion und nächtliche Überdruckbehandlung (nCPAP) normalisiert werden.


Der Therapieerfolg bedarf einer hohen Therapieadhärenz mit regelmäßigen Kontrollen durch Schlafuntersuchungen.


N:

  • Die meisten Patienten mit Schlafapnoe-Syndrom sind adipös!

  • Das Schlafapnoe-Syndrom ist eine sehr häufige Ursache der sekundären Hypertonie!

  • Während physiologischerweise Dauer und Anteil der REM-Schlafphasen im Verlauf der Nacht zunehmen, kommt es beim Schlafapnoesyndrom zu einer Abnahme der REM-Schlafphasen.

  • Bei Adipösen, Diabetikern, Patienten mit Vorhofflimmern und Patienten mit Hypertonie, die über Schnarchen berichten, soll die Diagnostik zum Ausschluss eines Schlafapnoesyndroms erfolgen. (DGIM - Klug entscheiden in der Pneumologie)

  • Beim symptomatischen obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom ist die Überdruckbehandlung in der Nacht mittels nCPAP-Therapie {nCPAP (Nasal continuous positive airway pressure)} das Mittel der Wahl. Für den Therapieerfolg bedarf es einer hohen Patientencompliance mit regelmäßiger Therapieüberwachung durch Schlafuntersuchungen!


Lungenkarzinom : Abstract ?


Bösartige Neubildungen der Lunge bzw. des Bronchialsystems gehören bei beiden Geschlechtern weltweit zu den häufigsten Krebsneuerkrankungen und -todesursachen.


Wichtigster Risikofaktor ist das Rauchen, wobei Menge und Dauer des Konsums das Krebsrisiko bestimmen.


Symptome der Erkrankung sind erst bei stärkerem Tumorwachstum und damit spät zu erwarten.


Insbesondere bei Rauchern sollten somit therapieresistenter Husten (später auch Hämoptysen) und Gewichtsverlust an eine Karzinomerkrankung denken lassen.


Radiologisch zeigt sich meist zunächst eine typische unscharf begrenzte Läsion im Röntgenbild der Lunge.


Zur Diagnosesicherung muss je nach Lage des Tumors der Befund bronchoskopisch, durch CT-gesteuerte Punktion oder seltener offen thorakoskopisch histologisch gesichert werden.


Eine Heilungsaussicht besteht allein in frühen Stadien durch operative Resektion eines oder mehrerer Lungenlappen.


Mehr als zwei Drittel der Patienten sind jedoch aufgrund von Metastasierung oder einer schlechten Funktion der Lunge inoperabel.


Es verbleibt nur noch eine palliative Chemotherapie und/oder Bestrahlung, die das Überleben um Monate oder wenige Jahre verlängern können.


Die Prognose des Lungenkarzinoms hat sich in den letzten Jahren kaum verbessert: Die 5-Jahres-Überlebensrate beträgt bei Diagnosestellung circa 15%!


N:

  • Sobald ein zweiter Tumor im kontralateralen Lungenflügel oder eine Fernmetastasierung besteht, liegt ein Stadium IV vor!

  • Tumormarker haben für die Diagnostik des Lungenkarzinoms keine und für die Verlaufsbeurteilung auch nur eine begrenzte Bedeutung!

  • Jeder Lungenrundherd bei einem Patienten >40 Jahre gilt bis zum Beweis des Gegenteils als Lungenkarzinom!

  • Es soll kein CT-Screening für Lungenkrebs bei Patienten mit einem niedrigen Risiko durchgeführt werden. (DGIM - Klug entscheiden in der Pneumologie)

  • Das kleinzellige Lungenkarzinom wächst rasant, spricht aber initial gut auf eine Chemotherapie an. Es kann nur in Ausnahmefällen operiert und damit geheilt werden. Bei Inoperabilität sollte die Indikation einer palliativen Chemotherapie gegenüber „Best Supportive Care“ kritisch abgewogen und mit dem Patienten besprochen werden!


Gastrointestinale Blutung : Abstract ?

(Magen-Darm-Blutung)

Gastrointestinale Blutungen sind zu ca. 90% im Ösophagus, Magen oder Duodenum lokalisiert („obere GI-Blutung“), können aber auch dem Jejunum und Ileum oder dem Kolon entstammen.


Die Ursachen sind dabei vielfältig: Neben der häufigsten Genese – dem Ulcus ventriculi oder duodeni – kommen unter anderem auch Angiodysplasien, entzündliche Erkrankungen oder Karzinome als Blutungsquelle infrage.


Je nach Höhe der Läsion und Verweildauer des Blutes im Darmtrakt können Bluterbrechen (Hämatemesis), Teerstühle (Meläna) oder frische Blutauflagerungen auf dem Stuhl auffallen.


Eine stationäre Überwachung ist essenziell, um bei eintretender Schocksymptomatik infolge einer Blutungsanämie und begleitender Hypovolämie frühzeitig mit kreislaufstabilisierenden Maßnahmen reagieren zu können.


Diagnostik und Therapie gehen anschließend Hand in Hand, da während einer Endoskopie nicht nur die Blutungsquelle lokalisiert werden kann, sondern auch in vielen Fällen in gleicher Sitzung eine Blutstillung durch Unterspritzen, Sklerosieren oder Ligieren möglich ist.


N:

  • Eine Meläna (Teerstuhl) ist bei oberer und unterer GI-Blutung möglich! Zudem sollten auch Blutungen aus dem Nasen-Rachen-Raum (nächtliches Nasenbluten, Tumoren) mitbedacht werden! {Die schwarze Farbe wird durch Hämatin verursacht. Hämatin entsteht, wenn das Eisen des Hämoglobins beim Kontakt mit der Magensäure oxidiert. Im Verlauf der Darmpassage kann es jedoch zusätzlich bei bakteriellen Abbauprozessen des Blutes zur Schwarzfärbung des Stuhls kommen, sodass auch Dünndarmblutungen zu Teerstuhl führen können}

  • Da die Blutungsquelle in ca. 90% der Fälle im oberen Gastrointestinaltrakt lokalisiert ist (meist durch GI-Ulkusleiden verursacht), ist die Durchführung einer Gastroskopie die wichtigste Maßnahme zur Lokalisation und Therapie einer GI-Blutung!

  • Bei Verdacht auf eine gastrointestinale Blutung sollten zügig zwei suffiziente periphere Venenverweilkatheter angelegt sowie eine möglicherweise im Verlauf notwendig werdende Bluttransfusion vorbereitet werden (Abnahme von Kreuzblut, Bestimmung der Blutgruppe)!


Gastroduodenale Ulkuskrankheit : Abstract ?


(Gastroduodenale Ulzera, Ulcus ventriculi, Ulcus duodeni)

Die gastroduodenale Ulkuskrankheit beschreibt einen ulzerierenden Gewebedefekt im Bereich der Wand des Magens bzw. des Duodenums.


Klinisch kommt es meist zu epigastrischen Schmerzen, jedoch können Ulzera auch asymptomatisch sein und erst durch Komplikationen wie Blutungen oder Perforation klinisch manifest werden.


Die häufigste Ursache ist eine Helicobacter-pylori-Infektion, weitere mögliche Gründe können in der Einnahme von NSAR, anderen Noxen oder Stress liegen.


Diagnostisch wegweisend sind insbesondere der makroskopische Befund in der Endoskopie sowie ggf. der Nachweis von Helicobacter pylori.


Therapeutisch erfolgt in der Regel eine medikamentöse Senkung der Säureproduktion (z.B. mittels Protonenpumpeninhibitoren), je nach Ätiologie erfolgen weitere Maßnahmen wie beispielsweise eine Helicobacter-pylori-(HP)-Eradikationstherapie oder die Karenz der entsprechenden Noxen.


In seltenen Fällen – vor allem bei Vorliegen von Komplikationen wie Perforation oder starker Blutung – kann eine chirurgische Intervention notwendig werden.


Differenzialdiagnostisch muss beim Magenulkus auch immer an ein Magenkarzinom gedacht und dies sicher ausgeschlossen werden.


N:

  • Eine atypische Lage ist immer karzinomverdächtig!

  • Merkspruch zur Zusammensetzung des Magensaftes: „Die Belegschaft ist sauer und intrigiert, weil die Hauptmänner Pepsi trinken und die Nebenmänner rumschleimen.“

  • Das klassische („peptische“) Ulkus beruht wesentlich auf der aggressiven Wirkung der Magensäure zusammen mit weiteren Einflüssen wie H. pylori-Besiedlung, die die Aggression (Säure) verstärken und defensive Faktoren vermindern!

  • Durch NSAR-Einnahme verursachte Ulzera verlaufen oftmals asymptomatisch, bis es zur Blutung oder Perforation kommt!

  • Zum Ausschluss eines Magenkarzinoms muss jedes Magenulkus bis zur vollständigen Abheilung mittels ÖGD und histologischer Untersuchungen kontrolliert werden!

  • Bei gastroduodenaler Ulkusblutung soll bei vertretbarem Risiko bereits in der Notfallendoskopie eine bioptische Helicobacter-pylori-Diagnostik mittels Histologie erfolgen. (DGIM - Klug entscheiden in der Inneren Medizin)

  • Nach 4-6 Wochen endoskopische Kontrolle des Eradikationserfolges, auch um übersehene Karzinome auszuschließen! Bei fehlender Indikation zur Kontrollendoskopie Therapiekontrolle mittels Atemtest und Stuhlantigentest, dann Entscheidung über Fortführungsmodalitäten der PPI-Therapie!

  • Eine elektive Kontrollendoskopie innerhalb von 72 Stunden nach oberer gastrointestinaler Blutung soll nicht regelhaft durchgeführt werden. (DGIM - Klug entscheiden in der Inneren Medizin)

  • Die alleinige Behandlung auf einer Intensivstation ist keine Indikation für eine Stressulkusprophylaxe!


Zöliakie : Abstract ?


(Glutensensitive Enteropathie, Heubner-Herter-Krankheit, Nichttropische Sprue)

Die Zöliakie, auch glutensensitive Enteropathie genannt, ist eine Unverträglichkeit von Gluten, einem Getreideprotein, das für die Kleberbildung im Weizen verantwortlich ist.


Genetische Voraussetzung für die Erkrankung sind bestimmte HLA-Eigenschaften, daher sind eine Reihe von Autoimmunerkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 1 mit der Zöliakie assoziiert.


Auch der IgA-Mangel tritt bei Zöliakie gehäuft auf.


Durch eine autoimmune Reaktion auf Glutenbestandteile kommt es zur Entzündung der intestinalen Schleimhaut und Bildung von Autoantikörpern gegen die körpereigene Gewebstransglutaminase und Glutenbestandteile.


Das klinische Bild ist vielfältig und besteht nicht nur aus den klassischen Symptomen wie bspw. Stuhlveränderungen, Antriebslosigkeit und Malabsorption.


Die Vielzahl von extraintestinalen Beschwerden erschweren die Diagnose dieser häufigen Erkrankung.


Die Diagnose wird i.d.R. serologisch mit Transglutaminase-IgA und histologisch aus Dünndarmbiopsien (Zottenatrophie und Kryptenhyperplasie) gestellt.


Unter einer lebenslangen glutenfreien Diät ist die Prognose gut, zumal sich auch das erhöhte Entartungsrisiko (intestinales Lymphom) wieder normalisiert.


N:

  • Die Symptomatik der Zöliakie ist sehr variabel – auch komplett asymptomatische Verläufe sind möglich!

  • Aufgrund der unterschiedlichen Manifestationen nennt man die Zöliakie auch das Chamäleon der Gastroenterologie!

  • Die Dermatitis herpetiformis Duhring ist eine Sonderform der Zöliakie! {Chronische Autoimmundermatose mit Bildung subepidermaler Blasen. Die Patienten leiden unter herpetiformen, stark juckenden erythematösen Plaques und Bläschen. Ursache sind IgA-Ablagerungen in der Haut. Die Erkrankung ist mit der Zöliakie assoziiert und wird sogar zu ihren atypischen Verlaufsformen gezählt.}

  • Die Diagnostik muss unter glutenhaltiger Ernährung erfolgen!

  • Bei einem IgA-Mangel, der gehäuft bei Zöliakie-Betroffenen auftritt, müssen Transglutaminase-IgG, Deamidiertes-Gliadin-IgG oder Endomysium-IgG bestimmt werden!

  • Der erste diagnostische Schritt bei V.a. eine Zöliakie ist die Bestimmung von Transglutaminase-IgA und Gesamt-IgA. Der Goldstandard zur Diagnosesicherung ist die Duodenalbiopsie!

  • Die Diagnose kann ohne Biopsie bei Kindern mit >10-fach erhöhten tTG-IgA und gleichzeitigem Nachweis von EmA-IgA in einer zweiten Blutprobe gestellt werden!

  • Die Behandlung der glutensensitiven Enteropathie besteht im lebenslangen Verzicht auf glutenhaltige Nahrungsmittel!

  • Das Risiko für Spätfolgen einer Zöliakie steigt, je länger die Zöliakie unbehandelt ist!


Morbus Crohn : Abstract ?


(Enterocolitis regionalis, Ileitis terminalis, Crohn-Krankheit)

Der Morbus Crohn ist eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung unklarer Genese und befällt meist junge Erwachsene und Kinder mit einem Häufigkeitsgipfel zwischen dem 15. und 35. Lebensjahr.


Während ein diskontinuierlicher Befall des gesamten Gastrointestinaltrakts möglich ist, stellt das terminale Ileum einen besonders typischen Manifestationsort dar.


Klinisch zeigen sich meist Durchfälle, Gewichtsverlust und rechtsseitige Unterbauchschmerzen.


Weiterhin kann es auch zu extraintestinaler Manifestation mit Augen-, Gelenk- oder Hautbeteiligung kommen.


Die Diagnosestellung ist meist schwierig, da kein nachweisendes Standardverfahren zur Verfügung steht:


Anamnese, klinische Untersuchung, Labordiagnostik, Bildgebung (z.B. MRT-Sellink), Endoskopie und Histologie müssen gesammelt betrachtet werden.


Therapeutisch steht im akuten Schub die lokale oder systemische Gabe von Glucocorticoiden im Vordergrund.


Um langfristig den Bedarf von Glucocorticoiden zu senken, erfolgt je nach Krankheitsintensität eine Remissionserhaltung mit Immunsuppressiva.


Da es bei der Erkrankung häufig zur Ausbildung von Fisteln, Abszessen und Stenosen kommt, müssen eventuelle infektiös bedingte Komplikationen auch antibiotisch abgedeckt und gegebenenfalls chirurgisch saniert werden.


Eine Heilung ist jedoch durch den unregelmäßigen Befall des gesamten Gastrointestinalsystems im Gegensatz zur Colitis ulcerosa nicht möglich.


Ziel der Therapie ist deswegen das Verhindern einer Progredienz und eines Wiederauftretens entzündlicher Schübe.


N:

  • Nikotinkonsum ist der einzige (bekannte) vermeidbare Risikofaktor des Morbus Crohn. Daher kommt dem Nikotinverzicht eine besondere Bedeutung zu! (Für die Colitis ulcerosa gilt Nikotinkonsum dagegen als protektiver Faktor!)

  • Analfisteln und anorektale Abszesse sind häufig erste Symptome des Morbus Crohn!

  • Die Therapie des Morbus Crohn erfolgt primär medikamentös. Die Chirurgie sollte zurückhaltend und nur in speziellen Situationen (z.B. Perforation) zum Einsatz kommen. Eine Heilung durch OP ist im Gegensatz zur Colitis ulcerosa nicht möglich!

  • Der mikroskopische Befund der Resektionsränder hat keinen Einfluss auf das Auftreten eines Anastomosenrezidivs. Die Resektionsränder müssen demnach mikroskopisch nicht entzündungsfrei sein und der Eingriff sollte möglichst darmsparend erfolgen, um der Entwicklung eines Kurzdarmsyndroms vorzubeugen!

  • Kurzdarmsyndroms : Darmversagen infolge einer Resektion von insb. Dünndarmabschnitten. Der postoperative Verlauf der intestinalen Adaptation findet in drei Phasen statt, wobei v.a. in der ersten Phase der große Flüssigkeitsverlust durch Diarrhö kritisch ist. Langfristig muss die Ernährung nach der Restfunktion des Darmes eingestellt werden, wobei eine dauerhafte parenterale Ernährung mit Substitution von Nahrungsbestandteilen notwendig sein kann.


Colitis ulcerosa : Abstract ?


Die Colitis ulcerosa (CU) zählt mit dem Morbus Crohn zu den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) und tritt meist bei jungen Menschen zwischen dem 20. und 35. Lebensjahr auf – die Ursache der Erkrankung ist unklar.


Klinisch fallen als Leitsymptom meist blutige, schleimige Durchfälle auf, zudem sind Bauchschmerzen und Fieber typische Beschwerden.


In der Diagnostik zeigen sich neben laborchemisch erhöhten Entzündungswerten und erhöhten Autoantikörpern (pANCA) oft radiologische Auffälligkeiten (z.B. eine sonografische Darmwandverdickung).


Den Goldstandard stellt jedoch die Koloskopie dar, in der meist das typische Ausbreitungsmuster mit Beginn im Rektum und kontinuierlicher Ausbreitung im restlichen Dickdarm imponiert.


Die Therapie der Erkrankung erfolgt bei leichten und mittelschweren Schüben zumeist mit Aminosalicylaten (5-ASA-Präparate), bei schwereren Schüben kommen auch Glucocorticoide und Immunsuppressiva zum Einsatz.


Bei distaler Kolitis können die Substanzen lokal (per Klysma oder Schaum) gegeben werden, wohingegen ausgedehnte Befunde systemisch behandelt werden müssen.


Aufgrund des erhöhten Entartungsrisikos (kolorektales Karzinom) sollten regelmäßige Kontrollkoloskopien durchgeführt werden.


Beim Nachweis von Dysplasien, aber auch bei nicht beherrschbaren Schüben oder dem Auftreten von Komplikationen (z.B. toxisches Megakolon) kann die Erkrankung durch eine Proktokolektomie behandelt und sogar geheilt werden.


N:

  • Genetische Faktoren haben den größten Einfluss auf die Entstehung einer Colitis ulcerosa!

  • Die Colitis ulcerosa beginnt meist distal im Rektum und breitet sich von dort kontinuierlich aufsteigend im Dickdarm aus!

  • Die primär sklerosierende Cholangitis tritt in starker Assoziation mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen auf. Ca. 75% der Erkrankten leiden an einer Colitis ulcerosa, ca. 10% an Morbus Crohn!

  • Bei milder oder moderater Colitis ulcerosa und/oder distalem Befallsmuster können die Laborparameter normal ausfallen!

  • Soweit möglich, sollte bei der Endoskopie immer das Ileum mitbetrachtet werden!

  • Die Diagnose einer Colitis ulcerosa soll durch eine Kombination aus Anamnese, klinischer Untersuchung und typischen laborchemischen, sonografischen, endoskopischen und histologischen Befunden gestellt werden!

  • Normalbefunde in der Histopathologie der Schleimhautbiopsien schließen eine aktive Colitis ulcerosa aus!

  • Im Gegensatz zum Morbus Crohn ist die Colitis ulcerosa operativ heilbar (Proktokolektomie)!


Divertikulose, Divertikelkrankheit und Divertikulitis : Abstract ?


Die Divertikulose ist eine Erkrankung des Dickdarms, die meist das Colon sigmoideum betrifft.


Charakteristisch ist das Auftreten hernienartiger Ausstülpungen der Mukosa und Submukosa (sog. Pseudodivertikel) durch Muskellücken der Tunica muscularis.


Als seltenere Form ist hiervon die Coecumdivertikulose mit angeborenen echten Divertikeln abzugrenzen.


Aufgrund des ätiologischen Zusammenhangs mit ungünstiger Ernährung, Übergewicht und Bewegungsmangel stellt die (Sigma‑)Divertikulose eine Zivilisationskrankheit in den Ländern des Globalen Nordens dar.


Eine symptomatische Divertikulose (bspw. mit Bauchschmerzen, Stuhlunregelmäßigkeiten) wird als Divertikelkrankheit bezeichnet.


Kommt es zusätzlich zu einer Entzündung eines Divertikels und seiner Umgebung, so spricht man von einer Divertikulitis, deren Leitsymptome akute, progrediente Schmerzen im linken Unterbauch (sog. Linksappendizitis) und Fieber sind.


Die Therapie richtet sich nach dem Stadium der Erkrankung und umfasst sowohl konservative als auch operative Maßnahmen.


Wichtigste Komplikationen sind neben Divertikelblutung und Perforation die Entstehung von Fisteln (bspw. kolovesikal) und Darmstenosen.


N:

  • Eine Divertikulose ist meist gekennzeichnet durch das Auftreten hernienartiger Ausstülpungen der Mukosa und Submukosa (sog. Pseudodivertikel) durch Muskellücken der Tunica muscularis!

  • Pseudodivertikel : Aussackung von Mukosa und Submukosa durch Schwachstellen der Muscularis eines Hohlorgans hindurch. Ursächlich sind endoluminale Druckerhöhungen. Im Gegensatz zum echten Divertikel ist die Muskulatur von der Ausstülpung nicht betroffen. Pseudodivertikel können z.B. im Darm oder im Ösophagus auftreten.

  • Pseudodivertikel können auch anderweitig vorkommen, bspw. als Pulsionsdivertikel im Ösophagus!

  • Pulsionsdivertikel : Falsches Divertikel des Ösophagus. Es entsteht an muskulären Schwachstellen aufgrund endoluminaler Druckerhöhung. Von der Ausstülpung sind nur Mukosa und Submukosa betroffen, nicht aber die Muscularis. Prädilektionsstellen sind die Ösophagusengen. Das Zenker-Divertikel an der oberen Ösophagusenge ist das häufigste Pulsionsdivertikel. Klinische Beschwerden können u.a. Dysphagie, Regurgitation, Druckgefühl, Husten und Aspiration sein.

  • Die Prävalenz der Divertikulose nimmt mit dem Alter zu!

  • Entstehung und Verlauf der Divertikulose sind von mehreren Risikofaktoren abhängig, die größtenteils beeinflussbar sind!

  • Die Klassifikation nach Hansen und Stock wird zunehmend verlassen, da sie für die klinische Praxis nicht detailliert genug ist!

  • Die Pathogenese der Divertikelbildung ist komplex und in vielen Teilen nur unzureichend untersucht!

  • Bei alten oder immunsupprimierten Patient:innen kann die Ausprägung der Beschwerden sehr milde sein!

  • Eine Koloskopie sollte in der Akutphase einer Divertikulitis wegen der Perforationsgefahr vermieden werden!

  • Bei einer Divertikulitis oder Divertikulose sollte (im entzündungsfreien Intervall) immer eine Koloskopie zum Ausschluss eines Kolonkarzinoms erfolgen!

  • Eine Rückbildung der Divertikel ist durch diese Therapiemaßnahmen nicht möglich!

  • Bei den genannten Operationsverfahren wird von einer Divertikulitis im Bereich des Sigmas ausgegangen. Sind andere Abschnitte des Darms betroffen, muss das Resektionsausmaß angepasst werden!

  • Je früher und schwerer die Erstmanifestation einer Divertikulitis, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass im weiteren Krankheitsverlauf eine operative Therapie erforderlich wird!


Hepatitis B und HBV-Infektion : Abstract ?


(Hepatitis B, HBV-Infektion)

Hepatitis B zählt zu den häufigsten Viruserkrankungen des Menschen und wird v.a. sexuell, aber auch parenteral oder perinatal weitergegeben.


Nach meist mehreren Monaten Inkubationszeit kommt es in den meisten Fällen zu einer asymptomatischen oder milde verlaufenden akuten Hepatitis.


In etwa 5% der Fälle entsteht jedoch eine persistierende, asymptomatische HBV-Trägerschaft oder eine chronische Hepatitis mit hohem Risiko für die Entwicklung einer Leberzirrhose sowie eines hepatozellulären Karzinoms.


Diagnostisch ist die Serologie entscheidend: Als Screening-Test wird das HBs-Antigen bestimmt, das etwa 2–5 Monate nach Infektion nachweisbar ist.


Bei Ausheilung kommt es im Verlauf zu einer Normalisierung des HBs-Antigens, wohingegen als Zeichen der Immunität (auch nach Impfung) Anti-HBs ansteigt (sog. Serokonversion).


Die chronische Hepatitis ist u.a. durch ein Persistieren des HBs-Antigens sowie der HBV-DNA und evtl. durch hohe Transaminasen gekennzeichnet.


Eine antivirale Therapie kann mit Interferon-α oder Nukleosid-/Nukleotidanaloga erfolgen.


Die Prophylaxe der Hepatitis B besteht in einer Schutzimpfung (Totimpfstoff), die bei jedem Menschen bereits im Rahmen der Grundimmunisierung empfohlen wird.


N:

  • Die chronische Hepatitis B unterscheidet sich von der chronischen HBV-Infektion durch die zusätzlichen Zeichen einer Leberentzündung!

  • 20% der Patient:innen mit chronischer Hepatitis entwickeln innerhalb von 10 Jahren eine Leberzirrhose!

  • Bei engem Kontakt zu Hepatitis-B-Infizierten sollte ein Hepatitis-B-Screening sowie bei fehlender Immunität eine Impfung angeboten werden!

  • Das Screening basiert auf der Bestimmung von HBsAg und Anti-HBc. Sind beide Parameter positiv, kann von einer Infektion ausgegangen werden. Sind beide negativ, ist sie ausgeschlossen!

  • HBsAg : Hepatitis-B-Antigen, das auf der Oberfläche des Hepatitis-B-Virus vorkommt. Es wird im Rahmen der HBV-Labordiagnostik beim initialen Screening genutzt, um sowohl akute als auch chronische HBV-Infektionen nachzuweisen. Bei Persistenz >6 Monate liegt per definitionem eine chronische Infektion vor.

  • Anti-HBc : Antikörper gegen das Hepatitis-B-core-Antigen. Es wird zwischen Anti-HBc-IgM und Anti-HBc-IgG unterschieden: Anti-HBc-IgM zeigt die frische Immunreaktion bei einer akuten Hepatitis B an. Anti-HBc-IgG steht dafür, dass ein Viruskontakt stattgefunden hat.

  • Die Serokonversion zu Anti-HBs mit Verlust des „Aktivitätsmarkers“ HBsAg zeigt die Ausheilung der HBV-Infektion an!

  • Serokonversion : Erstmaliger Nachweis serologischer Parameter nach zuvor negativem Status. Dies kann bspw. der Nachweis erregerspezifischer Antikörper nach einer Infektion oder Impfung sein.

  • Milchglashepatozyten kommen nur bei der Hepatitis B vor, während Mottenfraßnekrosen, fibröse Septen und periportale Infiltrate auch bei anderen chronischen Virushepatitiden zu finden sind!

  • Milchglashepatozyten : Hepatozyten mit aufgetriebenem, transparentem Zytoplasma als typisches histopathologisches Zeichen einer Hepatitis B. Ursächlich ist eine Hyperplasie des endoplasmatischen Retikulums, welches das virale Hüllmaterial (HBsAg) produziert.

  • Mottenfraßnekrosen : Periportale Leberzellnekrose mit lymphozytärer Infiltration als typisches histopathologisches Zeichen einer chronischen, virusinduzierten Hepatitis. Ursache der Mottenfraßnekrose ist eine von zytotoxischen T-Lymphozyten induzierte Apoptose der Hepatozyten.

  • Nach aktuellem Stand (März 2021) ist PEG-Interferon-α wegen eines weltweiten Marktrückzugs nur noch bis Ende 2022 verfügbar!

  • Eine Kombinationstherapie wird nicht empfohlen!

  • Wenn kein Kriterium für ein Therapieende erreicht wird, sollte eine Therapie mit einem Nukleosid- oder Nukleotidanalogon bei guter Verträglichkeit und Therapieansprechen ggf. langfristig erfolgen!

  • Ein HCC-Screening (Hepatocellular carcinoma) soll unter Therapie und auch nach Therapieende mind. alle 6 Monate erfolgen!

  • Bei asymptomatischen Verläufen mit geringer Virusaktivität kann unter engmaschiger Überwachung auf eine antivirale Therapie verzichtet werden. Falls Hinweise auf eine (Re‑)Aktivierung auftreten, muss jedoch eine Reevaluation erfolgen!

  • Allen Personen der unter Indikationen für ein Hepatitis-B-Screening genannten Risikogruppen, die HBsAg- und Anti-HBc-negativ sind und über keinen ausreichenden Impfschutz verfügen, soll eine Impfung angeboten werden. In der Schwangerschaft muss eine Impfindikation allerdings streng geprüft sein!


Hepatitis C : Abstract ?


Die Hepatitis C ist eine durch Infektion mit unterschiedlichen Genotypen des Hepatitis-C-Virus (RNA-Virus) ausgelöste Form der Hepatitis.


Sie nimmt in den meisten Fällen einen chronischen, Leber-destruierenden Verlauf.


Mit weltweit mind. 70 Millionen chronisch Infizierten, prognostisch ungünstigen Folgeerkrankungen wie Leberzirrhose und hepatozelluläres Karzinom sowie hohen Therapiekosten ist die Erkrankung ein globales Gesundheitsproblem.


Die Übertragung des Virus erfolgt meist parenteral über kontaminierte Nadeln bei intravenösem Drogenkonsum, seltener erfolgt die Übertragung sexuell oder vertikal.


Diagnostisch ist neben dem Antikörpernachweis gegen das Virus (Anti-HCV) der HCV-RNA-Nachweis (Viruslast) bedeutsam.


Während Antikörper auch nach einer ausgeheilten Infektion persistieren, spricht der Nachweis der HCV-RNA für eine aktive Infektionskrankheit und Kontagiosität der Betroffenen.


Therapeutisch kamen bei chronischen Verläufen bis etwa 2010 Interferon-basierte Therapieregime zum Einsatz, die zwar wirksam sind, wegen Nebenwirkungen und Unverträglichkeiten aber häufig abgebrochen werden mussten.


Seit der Entwicklung neuer Wirkstoffe, der sogenannten „direkten antiviralen Wirkstoffe“, sind inzwischen Interferon-freie Therapieregime als neuer Standard in der Therapie der chronischen Hepatitis C zu betrachten.


N:

  • Bei Zugehörigkeit zu den Risikogruppen (Anamnese!) sollte auf eine HCV-Infektion getestet werden!

  • Eine Reinfektion mit einem anderen HCV-Subtyp ist auch nach abgelaufener Infektion noch möglich!

  • Bei der Hepatitis C sind weder HCV-Genotyp noch die Viruslast (HCV-RNA) Prädiktoren eines progredienten Verlaufs!

  • Allen Patienten mit einer Hepatitis-C-Virus-assoziierten Leberzirrhose (inklusive aller Patienten mit Leberzirrhose nach erfolgreicher HCV-Eradikation), Patienten mit chronischer Hepatitis B und Fettleberhepatitis sollte eine Früherkennungsuntersuchung (Sonografie der Leber) angeboten werden, sofern sie im Falle des Auftretens eines hepatozellulären Karzinoms (HCC) einer Therapie zugeführt werden können. (DGIM - Klug entscheiden in der Gastroenterologie)

  • Die ehemals übliche Standardtherapie mit Interferon s.c. und Ribavirin sollte aufgrund der Nebenwirkungen nicht mehr angewandt werden. Interferon spielt keine Rolle mehr in der Behandlung der Hepatitis C!


Alkoholtoxischer Leberschaden : Abstract ?


Die häufigste Ursache für chronische Lebererkrankungen in Deutschland ist der chronische Alkoholkonsum oberhalb der Gefährdungsgrenze.


Bei Frauen reicht für eine Schädigung bereits eine Menge von 20 g reinen Alkohols täglich, bei Männern etwa 30 g.


Dabei liegt i.d.R. eine lineare Korrelation zwischen Ausmaß und Dauer des Alkoholkonsums und der Entstehung des alkoholtoxischen Leberschadens vor.


Trotzdem entwickeln nicht alle Personen mit übermäßigem Alkoholkonsum im gleichen Maße eine Leberschädigung, weshalb weitere prädisponierende Faktoren wie die Genetik, Begleiterkrankungen (z.B. eine Hepatitis-Infektion) und Ernährungsgewohnheiten angenommen werden.


Das Spektrum alkoholtoxischer Leberschäden reicht dabei von der vollständig reversiblen alkoholischen Steatosis hepatis über die unvollständig reversible alkoholische Steatohepatitis (ASH) zur stets irreversiblen Leberfibrose bis hin zur Leberzirrhose.


Über 90% der Personen mit Alkoholkonsum oberhalb der Verträglichkeitsgrenze entwickeln zumindest eine alkoholinduzierte Steatosis hepatis, 10–35% auch eine alkoholische Steatohepatitis.


Klinisch zeigen sich in dieser Phase u.a. Ikterus, Oberbauchschmerzen, Abgeschlagenheit und Fieber bis hin zum (fulminanten) Leberversagen.


Bei fortgeführtem Alkoholmissbrauch entsteht bei bis zu 30% der Patienten eine irreversible Leberzirrhose.


Deren Merkmale und Symptomatik werden in dem entsprechenden Kapitel behandelt.


Die einzige kausale Therapie der alkoholtoxischen Leberschädigung besteht im vollständigen Verzicht auf Alkoholkonsum.


N:

  • Die Gefährdungsgrenze ist interindividuell sehr unterschiedlich; der Grat zwischen einem potenziell kardiovaskulär vorteilhaften, moderaten Alkoholkonsum und einem schädlichen Alkoholkonsum ist sehr schmal!

  • Alkohol führt in der EU zu den meisten Lebererkrankungen mit Todesfolge. Darüber hinaus trägt Alkohol zur Entstehung und/oder Aufrechterhaltung von bis zu 200 Erkrankungen und Schädigungsmustern bei! Siehe auch: Komplikationen der Alkoholabhängigkeit!


Autoimmunhepatitis : Abstract ?


(AIH)

Die Autoimmunhepatitis (AIH) ist eine chronisch oder akut verlaufende Leberentzündung (Hepatitis), die auf einer T-Zell-vermittelten Immunantwort gegen hepatische Antigene beruht.


Die Erkrankung ist insgesamt selten.


Frauen sind häufiger betroffen als Männer (4:1).


In den meisten Fällen verläuft die Autoimmunhepatitis chronisch und führt unbehandelt zum fibrotischen, später zum zirrhotischen Leberumbau.


Klinisch imponieren eher unspezifische Befunde (Abgeschlagenheit, Leistungsknick, Oberbauchdruck, Gelenkschmerzen, Fieber) und mit zunehmender Leberinsuffizienz Symptome wie Ikterus, Hepato- oder Splenomegalie, Aszites, Leberhautzeichen und/oder Gerinnungsstörungen.


Seltener kommt es zu einem fulminanten Leberversagen.


Diagnostisch wegweisend ist ein Anstieg der Transaminasen, der Nachweis von Autoantikörpern (ANA, SMA, LKM1-AK, SLA-LP-AK, p-ANCA), eine Erhöhung des Immunglobulins G (quantitativ) sowie der histologische Befund einer Leberbiopsie.


N:

  • Ein Therapieansprechen auf Steroide gilt als Hinweis für eine AIH, ist jedoch nicht beweisend!

  • Die Diagnose der AIH ist ohne positiven Nachweis von Autoantikörpern möglich – insb. bei einer fulminanten Autoimmunhepatitis können sowohl Autoantikörper als auch eine IgG-Erhöhung fehlen!

  • Unter laufender Glucocorticoid-Therapie sollten Blutzuckerwerte und arterieller Blutdruck engmaschiger kontrolliert werden!

  • Bei einer Immunsuppression ist das sorgfältige Einhalten aller (Krebs‑)Vorsorgeuntersuchungen und die Erhebung eines Lymphknotenstatus alle 3 Monate geboten!


Primär sklerosierende Cholangitis : Abstract ?

(PSC, Primär-sklerosierende Cholangitis)

Die primär sklerosierende Cholangitis (PSC) ist eine chronisch fortschreitende Entzündung der intra- und extrahepatischen Gallenwege, die im Verlauf über eine Sklerosierung zur Cholestase führt.


Die genaue Ätiologie ist bislang unklar.


Auffällig ist jedoch eine enge Assoziation zu anderen Autoimmunerkrankungen, insb. den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.


So leiden bis zu 80% der Personen mit PSC an einer chronisch-entzündlichen Darmerkankung, mit Abstand führend ist hierbei die Colitis ulcerosa.


Die Diagnosestellung erfolgt häufig im mittleren Lebensalter.


In der Hälfte der Fälle bleibt die PSC im Frühstadium asymptomatisch.


In anderen Fällen manifestiert sich die Erkrankung mit Pruritus, Müdigkeit, Schmerzen im rechten Oberbauch oder cholangitischen Schüben.


Im Spätstadium führt die Erkrankung zum zirrhotischen Umbau der Leber mit entsprechender Symptomatik.


Daneben sind Betroffene durch die Entwicklung von Karzinomen der Gallenwege und des Kolons gefährdet und müssen dementsprechend engmaschig Vorsorgeuntersuchungen durchlaufen.


Laborchemisch finden sich häufig eine Erhöhung der Autoantikörper (pANCA in 60–80%, auch ANA möglich) und zunehmende Zeichen der Cholestase.


Die Verdachtsdiagnose ergibt sich aus der Zusammenschau der klassischen Symptome und Laborveränderungen.


Methode der ersten Wahl zur Diagnosesicherung ist die Bildgebung in Form einer MRCP, in der sich perlschnurartige Irregularitäten der Gallenwege zeigen.


Eine ERCP sollte bei relevanten Strikturen durchgeführt werden und kann über die typischen bildmorphologischen Zeichen in unklaren Fällen ebenfalls zur Diagnosesicherung herangezogen werden.


Die Histologie ist zur Diagnosesicherung nicht obligat und bleibt ebenfalls unklaren Fällen vorbehalten.


Die Erkrankung kann nur symptomatisch behandelt werden. I.d.R. wird Ursodesoxycholsäure (UDCA) verwendet, da es Hinweise auf eine Verbesserung des transplantatfreien Überlebens unter UDCA-Therapie gibt.


Kurativ steht bei manifester Leberzirrhose lediglich die Lebertransplantation zur Verfügung.


N:

  • Das gleichzeitige Vorliegen einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung ist bei Personen mit PSC nicht die Ausnahme, sondern die Regel!

  • Weisen Personen mit chronisch-entzündlicher Darmerkrankung eine Erhöhung der Cholestaseparameter auf, ist immer an eine PSC zu denken!


Leberzirrhose : Abstract ?


Die meisten unbehandelten chronischen Lebererkrankungen münden letztendlich in einer irreversiblen Leberzirrhose, bei der es zu einer Zerstörung und fibrösen Transformation des Lebergewebes kommt.


Zwei wesentliche Mechanismen bestimmen den klinischen Verlauf und die Prognose.


Einerseits führt die zunehmende Funktionslosigkeit des Parenchyms zu einer eingeschränkten Synthese- und Stoffwechselfunktion der Leber.


Die Folgen sind vielfältig, bspw. resultiert aus der eingeschränkten Gerinnungsfunktion eine gesteigerte Blutungsneigung, während ein Anstieg toxischer Stoffwechselprodukte eine hepatische Enzephalopathie auslösen kann.


Andererseits bedingt der fortschreitende Verlust eines funktionsfähigen und regelrecht vaskularisierten Lebergewebes (zunehmende Fibrosierung) eine portale Hypertension mit den Komplikationen Aszites, portokavale Umgehungskreisläufe (z.B. Ösophagusvarizen) und Splenomegalie.


Bei der körperlichen Untersuchung sollte nach den klassischen Leberhautzeichen (z.B. Spider naevi, Palmarerythem) sowie nach einer möglicherweise höckrigen Leberoberfläche und Aszites gefahndet werden.


Diagnostisch lassen sich u.a. je nach Schweregrad erhöhte Transaminasen sowie erniedrigte Gerinnungs- und Albuminwerte im Serum feststellen.


Neben der Bildgebung (Sonografie/CT) kann eine Leberbiopsie klärend zur Diagnose beitragen.


Therapeutisch steht neben der Behandlung einer ggf. auslösenden Grunderkrankung (z.B. chronische Virushepatitis) die Vermeidung von Noxen (Alkohol als häufigster Auslöser der Leberzirrhose) im Vordergrund, zudem sollte auf eine ausgewogene und ausreichend kalorische Ernährung geachtet werden.


Die Erkrankung wird nach Child-Pugh in drei Stadien eingeteilt, wobei Laborparameter (Bilirubin, Albumin, Quick), Aszites und Enzephalopathie berücksichtigt werden.


Anhand der Klassifikation kann die Prognose eingeschätzt werden – im dritten und letzten Stadium ergibt sich dabei eine dramatisch eingeschränkte Lebenserwartung mit einer 1-Jahres-Überlebensrate von ca. 35%.


Die hohe Morbidität und Mortalität äußert sich auch durch multiple Komplikationen, von denen beispielhaft das hepatorenale Syndrom sowie die durch portale Hypertension verursachte Ösophagusvarizenblutung zu nennen sind.


N:

  • Alkoholabusus ist für 50–70% aller Leberzirrhosen in Deutschland (mit‑)verantwortlich – die zweithäufigste Ursache hierzulande sind Virushepatitiden!

  • Eine Gynäkomastie kann auch als Nebenwirkung einer Therapie mit Spironolacton auftreten!

  • Allen Patienten mit einer Hepatitis-C-Virus-assoziierten Leberzirrhose (inkl. aller Patienten mit Leberzirrhose nach erfolgreicher HCV-Eradikation), Patienten mit chronischer Hepatitis B und Fettleberhepatitis sollte eine Früherkennungsuntersuchung (Sonografie der Leber) angeboten werden, sofern sie im Falle des Auftretens eines hepatozellulären Karzinoms (HCC) einer Therapie zugeführt werden können (DGIM - Klug entscheiden in der Gastroenterologie).

  • Die regelmäßige Sonografie der Leber zum Screening für ein HCC ist bei allen Formen der Leberzirrhose eine sinnvolle Verlaufsuntersuchung!

  • Bei Leberzirrhose ist vor invasiver Diagnostik (Biopsie) und jedem operativen Eingriff die Überprüfung des Gerinnungsstatus (inkl. der Thrombozyten) besonders wichtig, da das Blutungsrisiko deutlich erhöht sein kann!

  • Die mit einer Leberzirrhose einhergehende Aszites- und Ödemneigung sowie das erhöhte Blutungsrisiko begünstigen eine Hypovolämie bis hin zum hypovolämischen Schock!


Portale Hypertension : Abstract ?


Der Druck in der Pfortader kann aufgrund verschiedener Ursachen pathologisch erhöht sein, bspw. durch prä- (z.B. Pfortaderthrombose), intra- (z.B. Leberzirrhose) oder posthepatische Flussbehinderung (z.B. Rechtsherzinsuffizienz).


Diese als „portale Hypertension“ bezeichnete Situation führt über einen Rückstau zur Ausbildung von Kollateralen an periumbilikalen, rektalen und gastralen/ösophagealen Venen sowie zu Splenomegalie und Aszites.


Diagnostisch sind vor allem bildgebende Verfahren (z.B. Sonografie) hilfreich: Dabei zeigt sich eine Erweiterung der Pfortader und ihre genannten Folgen.


Die Therapie umfasst sowohl die Behandlung der Grunderkrankung als auch die Senkung des Drucks durch nicht-selektive Betablocker wie Propranolol.


Eine gefährliche Komplikation der portalen Hypertension ist die Ösophagusvarizenblutung, bei der es akut zu einem lebensbedrohlichen Blutverlust kommen kann.


Therapeutisch sollte hier der Pfortaderdruck medikamentös gesenkt (z.B. mit Terlipressin durch Reduzierung der Splanchnikusdurchblutung) und eine endoskopische Blutstillung durchgeführt werden.


Zur (Rezidiv‑)Prophylaxe kann neben der Ligatur von Ösophagusvarizen auch die transjuguläre Anlage eines intrahepatischen, portosystemischen Shunts (TIPS) erfolgen.


N:

  • Bei Patienten mit fortgeschrittener Leberzirrhose (Child C) verursacht die Betablockertherapie häufig eine Kreislaufdysregulation. Die negativen Effekte können überwiegen, entsprechend ist bei diesen Patienten besondere Vorsicht geboten!

  • Bei begründetem Verdacht auf eine akute Varizenblutung soll eine intravenöse Therapie mit einem Vasokonstriktor (Terlipressin, Somatostatin oder Octreotid) noch vor der Endoskopie begonnen werden. (DGIM - Klug entscheiden in der Notaufnahme 2)

  • Somatostatin : Peptidhormon, das im Hypothalamus sowie in den D-Zellen des Pankreas, im Magen und Darm gebildet wird. Somatostatin wirkt als Gegenspieler von Somatotropin hemmend auf die Produktion vieler anderer Hormone, bspw. GH, TSH, Glucagon, Insulin, Gastrin und Histamin.


Akute Pankreatitis : Abstract ?


Die akute Pankreatitis als primär sterile Entzündung der Bauchspeicheldrüse wird in den meisten Fällen durch Erkrankungen der Gallenwege oder Alkoholabusus ausgelöst.


Durch Schädigung des Organs kommt es zur lokalen Freisetzung von (unter anderem) proteolytischen Verdauungsenzymen, was zu einer Autodigestion des Organs führt.


Zusätzliche Entzündungsreaktionen bewirken dabei ödematöse Verquellung, Blutungen und Vasodilatation.


Das Leitsymptom der Erkrankung ist ein meist gürtelförmiger, in den Rücken ausstrahlender Oberbauchschmerz mit „gummiartiger“ Konsistenz des Abdomens.


Weitere typische Beschwerden sind Übelkeit und Erbrechen.


Diagnostisch führend ist die Bestimmung der Pankreasenzyme im Serum (Lipase, Amylase), wobei auch Entzündungsparameter und LDH erhöht sein können.


Ein ungünstiges Zeichen für die Prognose ist ein erniedrigter Serumcalciumwert, da dieses Elektrolyt bei Nekrosen durch Bildung von Kalkseifen ausfällt.


Die wichtigste therapeutische Maßnahme ist eine ausgiebige Flüssigkeitssubstitution.


Zudem ist eine analgetische Therapie sowie eine engmaschige (bei schwerem Verlauf intensivmedizinische) Überwachung indiziert.


Wenn die Patienten Appetit verspüren, wird die langjährig als Therapiekonzept durchgeführte Nahrungskarenz nicht mehr empfohlen, sondern eine frühzeitige enterale Ernährung mit schonender Kost angestrebt.


Beim Auftreten von Komplikationen (z.B. Pankreaspseudozysten, Nekrosen, Abszesse) kann zusätzlich eine interventionelle oder operative Therapie erfolgen.


N:

  • Rauchen ist mit einem erhöhten Risiko für eine nicht-biliäre Pankreatitis vergesellschaftet!

  • „I GET SMASHED“: I = Idiopathisch, G = Gallensteine, E = Ethanol, T = Trauma, S = Steroide, M = Mumps, A = Autoimmun, S = Skorpiongift, H = Hyperkalzämie, Hypertriglyzeridämie, E = ERCP, D = Drugs!

  • Das Serum-Ca2+ ist ein quantitativer Marker für den Gewebsschaden und damit ein Prognoseparameter!

  • Die Bestimmung von Calcium hat einen bedeutsamen Wert → Hyperkalzämie kann Ursache, Hypokalzämie Folge einer Pankreatitis sein!

  • In der Frühphase einer akuten Pankreatitis sollte eine Computertomografie nicht angefertigt werden! (DGIM - Klug entscheiden in der Notaufnahme)

  • Der optimale Zeitpunkt der ERCP in der Situation einer obstruktiven Choledocholithiasis ohne Nachweis einer Cholangitis ist weiterhin unklar, die angegebenen Zeiten sind daher orientierend zu verstehen!

  • ERCP : Endoskopisch retrograde Cholangiografie Endoskopisches Diagnose- bzw. Therapieverfahren. Bei der ERC/ERCP werden das Gallen- und Pankreasgangsystem duodenoskopisch über die Papilla vateri mit einem Katheter sondiert und nach Kontrastmittelgabe unter Röntgendurchleuchtung dargestellt. Über ein Cholangioskop ist auch eine direkte Betrachtung des Ductus choledochus möglich. Zusätzlich eingebrachte Instrumente erlauben u.a. Probenentnahmen, Steinextraktionen oder eine Behandlung von Engstellen.

  • Die wichtigste therapeutische Maßnahme ist eine ausreichende Flüssigkeitsgabe (mind. 3–4 L/Tag)!

  • „PANCREAS“ - Perfusion (Flüssigkeitssubstitution), Analgesia, Nutrition, Clinical (Überwachung), Radiology (bildgebende Kontrollen), ERC (endoskopische Steinextraktion), Antibiotics (Ggf. Antibiotikagabe), Surgery (Ggf. chirurgische Intervention).

  • Erfolgt bei Nekrosen eine Intervention, sollte eine antibiotische Therapie eingeleitet werden!


Pankreaskarzinom : Abstract ?


(Bauchspeicheldrüsenkrebs)

Das Pankreaskarzinom ist der dritthäufigste Tumor des Gastrointestinaltrakts und betrifft typischerweise Menschen im höheren Lebensalter.


Ätiologisch gelten auch bei unklarer Genese unter anderem Rauchen, Adipositas, Alkoholkonsum und eine chronische Pankreatitis als Risikofaktoren.


Pankreaskarzinome sind meist duktale Adenokarzinome und im Pankreaskopf lokalisiert.


Aufgrund der spät eintretenden unspezifischen Klinik (evtl. Oberbauchschmerzen, Ikterus, Gewichtsverlust) wird die Erkrankung häufig auch erst spät erkannt.


Dagegen metastasiert das Pankreaskarzinom sehr frühzeitig (insb. in die Leber), sodass sich insgesamt eine schlechte Prognose ergibt.


Die einzige kurative Therapieoption ist die operative Resektion.


Bei operablen Tumoren des Pankreaskopfes wird klassischerweise eine partielle Duodenopankreatektomie ("Whipple-OP") durchgeführt, heutzutage jedoch nach Möglichkeit unter Erhalt des Pylorus (pyloruserhaltende partielle Duodenopankreatektomie).


Befindet sich das Karzinom im Korpus oder Schwanz des Pankreas, erfolgt in der Regel eine Pankreaslinksresektion mit Splenektomie.


N:

  • Die Symptome können denen einer chronischen Pankreatitis ähneln. Es handelt sich um eine schwierige Differenzialdiagnose, da bei Karzinomen auch eine Begleitpankreatitis vorliegen kann!

  • Nach R0-Resektion bei Patienten mit Pankreaskarzinom im UICC-Stadium I-III soll eine adjuvante Chemotherapie durchgeführt werden. (DGIM - Klug entscheiden in der Gastroenterologie)

  • R0-Resektion :

    Bestandteil der R-Klassifikation zur Beschreibung des Resektionsgrades von Tumorgewebe. R0-Resektion bezeichnet eine vollständige Entfernung des Tumors, d.h. die Resektionsränder sind makro- und mikroskopisch frei von Tumorgewebe.

  • Die UICC ist eine internationale Organisation, die sich die Bekämpfung von bösartigen Krebserkrankungen zum Ziel gesetzt hat. Kernaufgabe ist es hierbei, die Erforschung, Prävention und Behandlung von Krebserkrankungen zu fördern. Unter Beachtung der TNM-Klassifikation entwickelt die UICC klinische Stadien, die die Therapiemöglichkeiten und Prognosen einzelner maligner Tumoren berücksichtigen.


Hypophysenvorderlappeninsuffizienz : Abstract ?


(Hypopituitarismus, Morbus Simmonds)

Bei der akut oder chronisch verlaufenden Hypophysenvorderlappeninsuffizienz (Hypopituitarismus) kommt es durch einen Mangel an Hypophysenhormonen zu massiven klinischen Veränderungen.


Ursächlich sind häufig Adenome des Hypophysenvorderlappens (HVL); Traumata, Entzündungen sowie Blutungen kommen jedoch ebenfalls in Frage.


Nach Destruktion von mehr als 80% des HVL-Parenchyms kommt es zur Abnahme der Hormone, oft in folgender Reihenfolge: GH → LH/FSH → TSH → ACTH.


Die Diagnostik besteht neben einer kranialen Bildgebung aus der Bestimmung der basalen Hormonwerte und einem Stresstest durch Messung der Zielhormone nach Gabe der jeweiligen Releasing-Hormone.


In der Therapie muss zunächst die Ursache (z.B. der Tumor), vor der Gabe der fehlenden Hormone, beseitigt werden.


N:

  • Der Ausfall von ACTH und/oder TSH kann zu krisenhaften Situationen führen!

  • 7-„A“-Regel!

    1. Achselbehaarung vermindert (LH/FSH)

    2. Augenbrauenbehaarung vermindert (LH/FSH)

    3. Amenorrhö (LH/FSH)

    4. Agalaktie (Prolaktin)

    5. Apathie (TSH)

    6. Adynamie (ACTH) [Unter Adynamie versteht man eine allgemeine Erschöpfung bzw. eine ausgeprägte Kraft- und Antriebslosigkeit.]

    7. Alabasterfarbene Blässe (MSH) [Melanozyten-stimulierendes Hormon]


  • Bei Hypophysenvorderlappeninsuffizienz im Rahmen eines Prolaktinoms liegt keine Agalaktie vor!

  • Beim Insulin-Hypoglykämietest wird kurzzeitig eine Hypoglykämie herbeigeführt, die für den Patienten potenziell kritisch ist. Aus diesem Grund muss immer ein Arzt anwesend sein!


Prolaktinom : Abstract ?


Das Prolaktinom ist ein benigner Hypophysenvorderlappentumor, der aus ausschließlich Prolaktin produzierenden Zellen besteht.


Hinsichtlich der Größe unterscheidet man Mikro- und Makroprolaktinome.


Obwohl das Prolaktinom der häufigste Hypophysentumor ist, sind die Gründe für seine Entstehung weitestgehend unbekannt.


Die Symptomatik beruht einerseits auf den Folgen des verdrängenden Tumorwachstums (meningeale Reizung, Hemianopsie), andererseits auf den Folgen der Hyperprolaktinämie.


Während ein Libidoverlust bei beiden Geschlechtern zu finden ist, macht bei Frauen eine sekundäre Amenorrhö häufig auf ein Prolaktinom aufmerksam.


In der Diagnostik kann bei deutlich erhöhten Prolaktinwerten (>200 ng/mL) beinahe sicher von einem Prolaktinom ausgegangen werden, niedrigere Werte erfordern allerdings eine intensivere Diagnostik.


Ein Kopf-MRT dient der Größenbestimmung der Raumforderung.


Therapeutisch können Dopamin-D2-Agonisten gegeben werden, die in den meisten Fällen zu einer Normalisierung des Serum-Prolaktins und einer Regredienz der Symptomatik führen.


Ist eine medikamentöse Therapie nicht oder nicht ausreichend erfolgreich (Persistenz von Gesichtsfeldausfällen), muss eine operative Therapie angestrebt werden.


N:

  • Das Prolaktinom ist der häufigste endokrin aktive Hypophysentumor (40%)! Hypophysentumoren machen 10% aller intrakraniellen Tumoren aus!

  • Es kann in Folge eines Prolaktinoms zu einer Hypophysenvorderlappeninsuffizienz kommen!

  • Dopamin hemmt Prolaktin (Prolactin inhibiting factor, PIF) – TRH hingegen stimuliert u.a. Prolaktin (Prolactin Releasing Hormone)!


Nebennierenrindeninsuffizienz : Abstract ?


(Hypocortisolismus)

Eine Unterfunktion der Nebennierenrinde kann primär (durch Schädigung in der NNR selbst) oder sekundär (durch Schädigung von Hypothalamus oder Hypophyse) bedingt sein.


Mit Abstand die häufigste Ursache einer primären Störung ist dabei die Autoimmunadrenalitis.


Klinisch zeigen sich bei der Erkrankung typischerweise ein niedriger Blutdruck, Antriebslosigkeit sowie evtl. Gewichtsverlust und Dehydratation.


Die Diagnose wird vor allem aufgrund der Laborkonstellation und nach Durchführung verschiedener Stimulationstests (z.B. ACTH-Gabe) gestellt.


Therapeutisch steht die Substitution der Glucocorticoide zur Verfügung.


Hierbei muss auf eine ausreichende Adaptation an belastende Situationen (Operationen, Traumen, Stress) geachtet werden, da bei akutem Hormonmangel die lebensbedrohliche Addison-Krise mit ZNS- und Schocksymptomatik bis hin zum Kreislaufversagen droht.


N:

  • Bei Nebenniereninsuffizienz und febrilen Infekten, Brechdurchfall oder anderen Belastungssituationen kann der Glucocorticoidbedarf trotz bestehender Therapie erhöht sein!

  • Bei abruptem Absetzen von Glucocorticoiden droht eine Addison-Krise!

  • Addison-Krise

    Akute Nebennierenrindeninsuffizienz (NNRI) mit lebensbedrohlichem Cortisol- und Aldosteronmangel. Ursachen können ein Infarkt oder eine Blutung der Nebenniere, erhöhter Hormonbedarf (z.B. während einer OP, nach Trauma) bei vorbestehender latenter Insuffizienz sowie abruptes Absetzen einer Glucocorticoidtherapie sein. Klinisch kommt es zu schwerer Hypotonie, Exsikkose, Fieber und Pseudoperitonitis bis hin zum Schock.

  • „Salt, sugar, sex, the deeper you go, the better it gets.“

    • „Salzig“ außen [Mineralocorticoide in der Zona glomerulosa]

    • „Zucker“ in der Mitte [Glucocorticoide in der Zona fasciculata]

    • „Sex“ innen [Androgene in der Zona reticularis]


  • „GFR, von außen nach innen“

    • G: Zona glomerulosa

    • F: Zona fasciculata

    • R: Zona reticularis


  • Eine Hydrocortisontherapie bei substitutionspflichtigen Patienten soll in relevanten Stresssituationen nicht ohne Dosisanpassung bleiben. (DGIM - Klug entscheiden in der Endokrinologie)


Primärer Hyperaldosteronismus : Abstract ?


(Conn-Syndrom, Morbus Conn)

Der primäre Hyperaldosteronismus (Conn-Syndrom) wird meist durch eine idiopathische Hyperplasie oder ein Aldosteron-produzierendes Adenom der Nebennierenrinde verursacht.


Durch die Aldosteron-bedingte gesteigerte Natrium- und Wasserretention kommt es bei betroffenen Patienten zu einer schwer medikamentös einstellbaren arteriellen Hypertonie;

der primäre Hyperaldosteronismus ist die häufigste Ursache für eine therapierefraktäre sekundäre Hypertonie.


Hypokaliämien treten bei einem Teil der Fälle auf.


Die Therapie bei idiopathischer Nebennierenrindenhyperplasie erfolgt medikamentös mit Aldosteronantagonisten;

Aldosteron-bildende Adenome werden operativ entfernt.


N:

  • Die vollständige Manifestation der klassischen Trias aus Hypertonie, Hypokaliämie und Alkalose ist nur selten anzutreffen!

  • Vor der Diagnostik müssen rechtzeitig alle Medikamente abgesetzt werden, die das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (Diuretika, Betablocker, ACE-Hemmer, AT1-Rezeptor-Blocker und Aliskiren) beeinflussen, da diese das Ergebnis stark verfälschen könnten!

  • Bildgebende Verfahren sollen erst nach Sicherung einer hormonellen Erkrankung eingesetzt werden (DGIM - Klug entscheiden in der Endokrinologie)

  • Jede zufällig entdeckte Raumforderung der Nebenniere (Inzidentalom) soll endokrinologisch abgeklärt werden. (DGIM - Klug entscheiden in der Inneren Medizin)

  • Wurde im CT eine Raumforderung als gutartiges Inzidentalom der Nebenniere eingestuft (< 4 cm, < 10 Hounsfield-Einheiten), ist eine weitere Bildgebung nicht gerechtfertigt. (DGIM - Klug entscheiden in der Inneren Medizin)


Cushing-Syndrom : Abstract ?


(Hypercortisolismus)

Das Cushing-Syndrom beschreibt die klinische Ausprägung eines Hypercortisolismus, wobei die Ursache der Mehrzahl der Cushing-Syndrome in der exogenen, iatrogenen Zuführung von Glucocorticoiden liegt.


Die endogenen Cushing-Syndrome sind deutlich seltener und lassen sich in zentrale, ektope und adrenale Formen unterscheiden, wobei meist gutartige Tumoren für die vermehrte Hormonausschüttung verantwortlich sind.


Klinisch zeigen sich infolge des erhöhten Glucocorticoidspiegels unter anderem typische Symptome wie stammbetonte Adipositas, Striae rubrae, eine periphere Muskelatrophie und bei Frauen als Folge einer Androgenzunahme Menstruationsstörungen und Virilisierungen.


Diagnostisch kommen, außer der reinen Bestimmung von ACTH und CRH im Plasma, unterschiedliche Suppressions- und Stimulationstests mit Messung des Cortisolspiegels zum Einsatz, die differenzialdiagnostisch zwischen den verschiedenen endogenen Cushing-Syndromformen unterscheiden lassen.


Die Therapie besteht in der Regel bei relevanter Symptomatik in der operativen Tumorentfernung.


Bei Inoperabilität oder palliativer Situation kommen strahlentherapeutische und medikamentöse Verfahren in Betracht (Cortisolsynthese-Blockade in Kombination mit anderen Zytostatika).


N:

  • Bei Erwachsenen häufig Adenome, bei Kindern häufig Karzinome!

  • Das exogene Cushing-Syndrom ist häufig, die endogenen Formen des Cushing-Syndroms dagegen selten!

  • Der Dexamethason-Hemmtest ist (zusammen mit der ACTH-Bestimmung) die primäre Untersuchungsmethode, da er bei allen Formen des Hypercortisolismus pathologisch ausfällt!

  • Verschiedene Medikamente (Kontrazeptiva, Antiepileptika) sowie Grunderkrankungen (Depression, Alkoholismus) können zu falsch-positiven Ergebnissen im Dexamethason-Kurztest führen!

  • Nur das zentrale Cushing-Syndrom bleibt (partiell) sensibel für eine Hemmung (hochdosierter Dexamethason-Hemmtest) oder Stimulation (CRH-Test)!

  • Bildgebende Verfahren sollen erst nach Sicherung einer hormonellen Erkrankung eingesetzt werden. Ein laborchemischer Nachweis einer hormonellen Erkrankung soll immer der Bildgebung vorausgehen. (DGIM - Klug entscheiden in der Endokrinologie)


Struma : Abstract ?


(Kropf)

Als Struma wird jede Schilddrüsenvergrößerung bezeichnet, unabhängig von Ätiologie und Stoffwechsellage der Schilddrüse.


Die häufigste Ursache einer Struma ist der Iodmangel.


Aufgrund der verminderten Aufnahme von Iod (z.B. durch zu wenig Fischprodukte) kommt es, teilweise endemisch, zu einer Hyperplasie der Thyreozyten und einer konsekutiven Vergrößerung des Organs.


Die körperliche Untersuchung ist bei der Diagnostik der Struma wegweisend, weitere apparative Verfahren werden bei bestimmten Verdachtsdiagnosen ergänzt.


Während die euthyreote Struma ohne Autonomie auf die Gabe von Iodid ggf. in Kombination mit Levothyroxin sehr gut anspricht (Regredienz der Struma), findet bei großen Strumen bzw. Schilddrüsenautonomie die Radioiodtherapie Anwendung.


Bei strumabedingter Komprimierung von relevanten Strukturen des Halses oder Malignitätsverdacht sind operative Verfahren indiziert.


N:

  • Deutschland ist ein Struma-Endemiegebiet!

  • Die Struma ist keine eigenständige Erkrankung, sondern ein Befund der Schilddrüsenvergrößerung – bei jeder Erstdiagnose einer Struma muss daher die Ätiologie abgeklärt werden!

  • Tumormarker-Erhöhungen sprechen alleinstehend keinesfalls für einen sicheren Tumornachweis – eine entsprechende Aufklärung des Patienten ist wichtig!

  • Für die Struma-Behandlung bestehen leider keine schlüssigen evidenzbasierten Konzepte – daher sind regelmäßige Kontrollen essenziell, um insb. das Auftreten von Schilddrüsenfunktionsstörungen, Schilddrüsenautonomien und Schilddrüsenkarzinomen nicht zu verpassen!


Hyperthyreose : Abstract ?


(Schilddrüsenüberfunktion)


Eine Hyperthyreose spiegelt meist eine pathologische Veränderung der Schilddrüse wider.


Die häufigsten Ursachen sind der immunogene Morbus Basedow sowie die funktionelle Schilddrüsenautonomie.


Klinisch zeigen sich multiple Befunde, unter denen ein Gewichtsverlust trotz ständigem Heißhunger, eine Struma sowie die Merseburger Trias bei Morbus Basedow besonders markant sind.


Zur Diagnostik einer Hyperthyreose müssen die Schilddrüsenparameter fT3, fT4, TSH sowie bei Verdacht auf eine immunogene Genese die relevanten Antikörper (TRAK, TPO-AK) bestimmt werden.


Vor anderen therapeutischen Maßnahmen muss mithilfe von Thyreostatika eine euthyreote Stoffwechsellage hergestellt werden.


Während beim Morbus Basedow unter konservativer Therapie in ca. 50% der Fälle eine dauerhafte Remission erreicht werden kann, sind bei der funktionellen Schilddrüsenautonomie i.d.R. nur die operative Resektion oder die Radioiodtherapie dauerhaft zielführend.


N:

  • Ein normaler TSH-Spiegel schließt eine manifeste Hyper- oder Hypothyreose mit hoher Wahrscheinlichkeit aus!

  • Bei Verdacht auf Hyperthyreose müssen immer auch T3 und T4 bestimmt werden, da es auch isolierte T3-Erhöhungen gibt!

  • Bei Gewichtsabnahme trotz adäquatem Essverhalten muss auch immer an eine Tumorkachexie gedacht werden. Ebenso ist bei jedem unklaren Gewichtsverlust im Alter auch an eine Hyperthyreose zu denken!

  • Bei Abklärung eines Gewichtsverlustes (z.B. Tumorsuche) sollte die Schilddrüsenfunktion stets zu Beginn geklärt werden – insb. vor CT-Untersuchungen mit iodhaltigem Kontrastmittel!

  • Vor jeder anderen Therapie wird immer durch eine thyreostatische Therapie eine euthyreote Stoffwechsellage eingestellt!

  • Bei einer Hyperthyreose darf Iod nicht ohne eine Abdeckung durch Thionamide gegeben werden → Gefahr der thyreotoxischen Krise!

  • Thyreotoxische Krise : (Thyreotoxikose)

    Akute lebensbedrohliche Exazerbation einer Hyperthyreose, durch die insb. Patienten mit nicht oder nur unzureichend behandelter Hyperthyreose gefährdet sind. Auslöser können u.a. eine plötzliche Iodexposition durch intravenöse Kontrastmittelgabe, eine Applikation von Amiodaron oder bspw. auch schwere Infektionen sein.

  • MR-Untersuchungen sind bei Hyperthyreose-Patienten unproblematisch, da als Kontrastmittel nicht Iod, sondern Gadolinium eingesetzt wird!

  • Ein Patient mit thyreotoxischer Krise gehört auf die Intensivstation!

  • Bei der Gabe von Thionamiden ist die Agranulozytose als Nebenwirkung zu bedenken. Generell ist die thyreostatische Therapie in der thyreotoxischen Krise jedoch trotz der möglichen Nebenwirkungen alternativlos!

  • Insb. bei Patienten mit Herzinsuffizienz bzw. anderen kardialen Vorerkrankungen ist die Therapie schwierig – negativ inotrope Effekte der Betablocker können eine Herzinsuffizienz verschlechtern, ein Verzicht auf Betablocker kann wiederum über tachykarde Rhythmusstörungen zu einer kardialen Dekompensation führen!

  • Die Letalität der thyreotoxischen Krise liegt bei >20%!


Hypothyreose : Abstract ?


(Schilddrüsenunterfunktion)

Bei der Hypothyreose handelt es sich um eine Unterversorgung des Körpers mit den Schilddrüsenhormonen T3 und T4.


Es wird zwischen einer kongenitalen (angeborenen) und einer erworbenen Form unterschieden, wobei die kongenitale Form als pädiatrisches Krankheitsbild in einer eigenen Sektion behandelt wird.


Die im Erwachsenenalter auftretende Hypothyreose ist fast immer erworben und beruht zumeist auf einer autoimmunen Genese (Hashimoto-Thyreoiditis) oder extremem Iodmangel.


Sie äußert sich in einer allgemeinen Verringerung des Grundumsatzes mit multiplen klinischen Folgen, die bis zum Myxödemkoma führen können.


Die angeborene Form beruht zumeist auf einem Iodmangel in der Schwangerschaft oder einer thyreoidalen Aplasie.


Sie macht sich mit Gedeihstörungen, Apathie und Intelligenzminderung bemerkbar und muss so früh wie möglich behandelt werden.


Folge einer unbehandelten kongenitalen Hypothyreose ist der sog. Kretinismus (irreversible, schwere Intelligenzminderung).


Daher ist die Kontrolle des TSH-Werts gesetzlich für den 3. Lebenstag festgelegt.


Therapeutisch steht bei allen Formen der Hypothyreose die lebenslange L-Thyroxin-Substitution unter regelmäßigen Verlaufskontrollen der Laborparameter im Vordergrund.


N:

  • Amiodaron kann sowohl eine Hypo- als auch eine Hyperthyreose auslösen!

  • Die Hashimoto-Thyreoiditis ist die häufigste Ursache für eine Hypothyreose!

  • Bei Patienten mit depressiven Symptomen sollte zu Beginn der Abklärung stets die Schilddrüsenfunktion geprüft werden!

  • Die Hypothyreose kann bei älteren Menschen oligosymptomatisch [Mit wenigen Symptomen einhergehend] verlaufen und einer Depression oder Demenz ähneln!

  • Ein normaler TSH-Spiegel schließt eine Hypo- oder Hyperthyreose mit hoher Wahrscheinlichkeit aus und ist damit der entscheidende Screening-Parameter!

  • Iodmangel ist weltweit die häufigste vermeidbare Ursache für Intelligenzminderung!

  • Durch die plazentäre Aufnahme des mütterlichen Schilddrüsenhormons sind die meisten Kinder bei der Geburt unauffällig. Deshalb hat das Neugeborenenscreening trotz fehlender Symptomatik eine hohe Relevanz!

  • Allen Schwangeren soll eine Iodsupplementation angeboten werden!

  • Eine unentdeckte Hypothyreose führt im Verlauf zur Intelligenzminderung (Kretinismus). Über eine frühzeitige, angemessene Therapie ist diese irreversible Komplikation vermeidbar!


Hyperparathyreoidismus : Abstract ?


(Nebenschilddrüsenüberfunktion)

Hyperparathyreoidismus (HPT) definiert einen übermäßigen Anstieg des Nebenschilddrüsenhormons Parathormon (PTH) im Serum, das neben Vitamin D ein zentraler Faktor in der Regulation des Calciumstoffwechsels ist.


Der Hyperparathyreoidismus kann in drei Unterformen unterschieden werden:

Die primäre Form ist vorwiegend auf Adenome sowie seltener auf Epithelkörperchenhyperplasien im Bereich der Nebenschilddrüse zurückzuführen und bedingt eine Hyperkalzämie.


Die sekundäre Form besteht in der regulatorischen Erhöhung des PTH als Reaktion auf chronisch erniedrigte Calciumspiegel (z.B. Vitamin-D-Mangel, Niereninsuffizienz, Malassimilationssyndrom).


Die seltenere tertiäre Variante beschreibt eine auftretende Hyperkalzämie bei lange bestehendem sekundärem Hyperparathyreoidismus aufgrund einer inadäquat hohen PTH-Freisetzung.


Eine Klinik ist bei allen Unterformen nicht obligat, aber möglich.


In voller Ausprägung kommt es beim primären Hyperparathyreoidismus zu Nephrolithiasis, Knochenschmerzen und Ulcus ventriculi („Stein-, Bein- und Magenpein“).


Diagnostisch sind die relevanten Laborparameter Calcium, Phosphat und PTH zu bestimmen.


Der primäre Hyperparathyreoidismus muss bei symptomatischem Verlauf operativ therapiert werden, bei moderatem, asymptomatischem Verlauf kann ein konservatives, beobachtendes Verhalten gewählt werden.


Bei der sekundären Form steht die Behandlung der Grunderkrankung im Vordergrund, eine Alimentation von Vitamin D und Calcium wird kombiniert.


N:

  • Beim primären Hyperparathyreoidismus kann eine Hyperplasie der Nebenschilddrüse Ursache sein. Beim sekundären Hyperparathyreoidismus entsteht sie hingegen reaktiv!

  • Mehr als die Hälfte der Patienten ist asymptomatisch oder hat nur unspezifische Beschwerden!

  • „Stein-, Bein- und Magenpein“! [Symptome bei Niere, Ossär, Gastrointestinal und Psyche]

  • Klinische Beschwerden des sHPT [Sekundärer Hyperparathyreoidismus] nur in 5–10% der Fälle!

  • Während beim primären (und tertiären) Hyperparathyreoidismus eine Erhöhung des Calciums im Serum zu erwarten ist, zeichnet sich der sekundäre Hyperparathyreoidismus häufig durch eine Hypokalzämie aus!

  • Hyperkalzämische Krise (bei primärem und tertiärem HPT) möglich!


Diabetes mellitus : Abstract ?


Mit Diabetes mellitus bezeichnet man eine Gruppe metabolischer Erkrankungen, deren gemeinsames Kennzeichen eine Erhöhung der Glucose im Blut (Hyperglykämie) ist.


Die beiden wichtigsten Vertreter der Gruppe sind Diabetes mellitus Typ 1 und 2.


Bei Ersterem kommt es durch eine autoimmune Reaktion zur Zerstörung der insulinproduzierenden Betazellen in der Bauchspeicheldrüse.


Der häufigere Diabetes mellitus Typ 2 hat sowohl eine starke genetische Komponente als auch eine wesentliche Assoziation mit Überernährung.


Eine gestörte Wirkung des Insulins an den Körperzellen (Insulinresistenz) und eine (zunächst kompensatorisch erhöhte und im Verlauf) verminderte Insulinsekretion der Betazellen führen hier zur Hyperglykämie.


Dieser Diabetes-Typ bleibt fatalerweise häufig über viele Jahre klinisch inapparent, führt aber bereits durch die pathologische Stoffwechsellage über Mikro- und Makroangiopathien zu schwerwiegenden Organschädigungen insb. von Herz, Kreislauf, Nieren, Augen und Nervensystem.


Therapeutisch müssen weitere Risikofaktoren (wie bspw. eine arterielle Hypertonie) behandelt und zudem der Versuch unternommen werden, den Glucosestoffwechsel möglichst zu normalisieren.


Theoretisch wären bei Typ-2-Diabetikern oftmals eine Gewichtsnormalisierung, körperliche Aktivität und eine ausgewogene Ernährung ausreichend, um eine Manifestation und das Voranschreiten der Erkrankung zu verhindern.


Leider gelingt dies nur äußerst selten, sodass zur Blutzuckerkontrolle (neben diätetischen Anweisungen) zunächst orale Antidiabetika und bei Sekundärversagen Insulininjektionen erforderlich werden.


Beim Typ-1-Diabetes ist dagegen direkt der Ausgleich des absoluten Insulinmangels durch mahlzeitengesteuerte Insulingaben notwendig, die der kohlenhydratdefinierten Nahrungsaufnahme (keine Diät!) entsprechen.


Eine intensive Patientenschulung ist erforderlich, um lebensgefährliche Hypo- und Hyperglykämien zu vermeiden und dem Ziel einer normoglykämischen Stoffwechsellage nahezukommen.


N:

  • Alle Patienten mit Diabetes mellitus sollen bei Einleitung einer medikamentösen Therapie eine spezifische Schulung erhalten. (DGIM - Klug entscheiden in der Endokrinologie)

  • Es gibt keine „Diabetikerkost“ im eigentlichen Sinne - was für alle gesund ist, tut auch dem Diabetiker gut!

  • Bei der Behandlung des Diabetes mellitus beim älteren Patienten > 75 Jahre, soll die Zielgröße eines HbA1c an die funktionellen Fähigkeiten des Patienten angepasst werden. (DGIM - Klug entscheiden in der Inneren Medizin)

  • Die Bestimmung des Insulinbedarfs ist immer individuell; es gibt orientierende Größen, aber keinen Standard!

  • Diabetiker können und sollen Sport treiben. Im Bereich des Leistungssports ist allerdings ein sehr vorsichtiges und individuelles Vorgehen gefragt!

  • Entscheidend zur Vorbeugung einer Mikroangiopathie ist eine strenge Blutzuckereinstellung!

  • Frühsymptom der diabetischen Nephropathie ist die Albuminurie Grad A2. Das Ausmaß der Albuminurie korreliert mit der Höhe des kardiovaskulären Risikos!

  • Verlaufsuntersuchungen bei Risikopatienten der Diabetische Nephropathie [Zu dieser Risikogruppe zählen insb. Patienten mit Diabetes mellitus und arterieller Hypertonie] sollen Kreatinin-Bestimmungen und Urinstatus beinhalten. (DGIM - Klug entscheiden in der Nephrologie)

  • Man kann einem Diabetiker nicht oft genug auf die Füße schauen!

  • Bei etwa ⅓ der Patienten mit diabetischem Fußsyndrom handelt es sich um eine kombinierte Form aus ischämischem und neuropathischem Fuß!

  • Bei mangelhafter Durchblutung sollte von einer Exzision eines diabetischen Ulkus ohne vorherige, erfolgreiche Revaskularisation abgesehen werden, da aufgrund der schlechten Wundheilung die Gefahr besteht, dass hierdurch lediglich ein noch größerer Defekt geschaffen wird!


Hyperglykämisches Koma : Abstract ?


(Diabetisches Koma)

Das hyperglykämische bzw. diabetische Koma (Coma diabeticum) ist eine schwere Komplikation des Diabetes mellitus, welche sich beim Typ-1-Diabetes vorwiegend als ketoazidotisches Koma und beim Typ-2-Diabetes als hyperosmolares Koma manifestiert.


Pathophysiologisch liegt jeweils ein absoluter oder relativer Insulinmangel zugrunde.


Die Bezeichnung als „Koma“ ist insofern irreführend, als eine echte Bewusstlosigkeit in nur ca. 10% der Fälle vorliegt.


Die Diagnose eines hyperglykämischen Komas wird laborchemisch sowie anhand der typischen Klinik gestellt.


Therapeutisch stehen neben der kontrollierten Senkung des Blutzuckers eine bedarfsgerechte Rehydratation sowie der Ausgleich begleitender Elektrolytstörungen im Vordergrund.


N:

  • Ein Diabetes mellitus manifestiert sich häufig zuerst als hyperglykämisches Koma (dies ist bei ca. 25% der hyperglykämischen Komata der Fall) - meist wird dieses ausgelöst durch eine Infektion!

  • Die Hypovolämie kann infolge einer glomerulären Minderperfusion zur akuten Nierenschädigung führen! Ebenso ist die Ausbildung eines Volumenmangelschocks möglich!

  • Bei bekanntem Diabetes mellitus und Vorstellung aufgrund von Übelkeit und Erbrechen sollten sofort entsprechende Laboruntersuchungen veranlasst werden! Aufgrund des Restinsulins bei Typ-2-Diabetikern sind im Vergleich zu Typ-1-Diabetikern eine deutlich längere Latenz bis zur Erstmanifestation und daher deutlich höhere Blutzuckerwerte zu erwarten (>600 mg/dL bzw. 33,3 mmol/L vs. >350 mg/dL bzw. 19,4 mmol/L)!

  • Die Ketoazidose ist durch die charakteristische Trias aus Hyperglykämie, Ketonnachweis und metabolischer Azidose mit positiver Anionenlücke charakterisiert!

  • Durch die Kaliumverschiebung vom Intra- in den Extrazellulärraum und den damit einhergehenden normwertig oder gar erhöht erscheinenden Serumkaliumspiegel kann ein Kaliummangel maskiert werden!

  • Das azetonämische Erbrechen ist nicht durch das Vorliegen eines Diabetes mellitus bedingt, kann aber auch im Rahmen dessen auftreten!

  • Definition: Beim azetonämischen Erbrechen handelt es sich um eine akut auftretende Symptomatik, in deren Rahmen es aufgrund eines Kohlenhydratmangels zu ketonkörperinduziertem Erbrechen mit ausgeprägter Exsikkose kommt.

  • Beim Fasten ist die Ausscheidung von Ketonkörpern im Harn physiologisch!

  • Bei Bewusstlosigkeit müssen andere Ursachen als Differenzialdiagnosen bedacht werden! Insbesondere Intoxikationen und weitere endokrine Komata müssen ausgeschlossen werden!

  • Flüssigkeitsbilanz, Blutzucker, Elektrolyte und Säure-Basen-Status müssen in festen Zeitintervallen unter intensivstationären Bedingungen kontrolliert werden!

  • Bei Insulingabe und Azidoseausgleich ist stets auf die Kaliumwerte zu achten!


Hypoglykämie : Abstract ?


(Unterzuckerung)

Hypoglykämien treten meist im Rahmen der Therapie eines Diabetes mellitus und entsprechender antidiabetischer Medikation auf.


Die Festlegung eines Grenzwertes für eine Hypoglykämie ist aufgrund verschiedener physiologischer Anpassungsprozesse schwierig, sodass zum Beweis einer Hypoglykämie die Whipple-Trias herangezogen wird.


Zeigen sich hypoglykämische Symptome unter einem niedrigen Blutzuckerwert, die bei Erhöhung desselbigen verschwinden, gilt eine Hypoglykämie als bewiesen.


Symptomatisch kann sich eine Unterzuckerung mit Symptomen der autonomen Gegenregulation (Heißhunger, Kaltschweißigkeit, Tachykardie) und Störungen der Vigilanz präsentieren.


Therapeutisch wird bei vorhandenem Bewusstsein eine orale Glucosegabe angestrebt, während in komatösen Situationen eine intravenöse Gabe unter permanenter Kontrolle des Blutzuckerwerts indiziert ist.


Um lebensgefährliche Hypoglykämien zu vermeiden, sollte in Schulungen zu Diabetes mellitus die Sensibilität für Hypoglykämie-Symptome erhöht werden.


N:

  • Durch häufige Hypoglykämien verringert sich die Hypoglykämie-Wahrnehmung. Die ausbleibenden Warnsymptome können auch auf eine autonome Neuropathie zurückzuführen sein!

  • Die Symptome entwickeln sich häufig innerhalb weniger Minuten!

  • Bei jedem Notfall mit Störung der Vigilanz muss eine Bestimmung des Blutzuckerwerts noch vor Ort durchgeführt werden!

  • Insb. bei älteren Diabetikern mit bestehenden Begleiterkrankungen (z.B. Alkoholabusus oder chron. Niereninsuffizienz), die plötzlich verwirrt sind, erfolgt die Therapie vor der Diagnostik: Vor dem Messen Glucose essen!


Dehydratation : Abstract ?


(Dehydrierung, Exsikkose)

Eine Dehydratation beschreibt ganz allgemein einen Zustand des verringerten Wasserhaushalts, von dem oft ältere Menschen betroffen sind, die zu wenig trinken.


Trockene Schleimhäute und eine Kreislaufinstabilität begünstigen dann Infektionen und Stürze.


Ursächlich kommt neben mangelnder Zufuhr von Flüssigkeit auch ein übermäßiger Verlust oder Verbrauch in Frage.


So kann bspw. das erste Symptom eines Diabetes mellitus eine Exsikkose sein, die durch eine Glucosurie mit osmotischer Diurese entsteht.


Therapeutisch ist ein Ausgleich unter Beachtung des Elektrolythaushalts und bestehender Grunderkrankungen wichtig.


Liegt eine Abweichung des Serum-Natriumwertes vor, kann ein zu schneller Ausgleich zu einem Hirnödem bzw. einer osmotischen Myelinolyse führen.


Patienten mit Niereninsuffizienz können bei zu hoher Kaliumzufuhr eine lebensbedrohliche Hyperkaliämie entwickeln, bei Herzinsuffizienz droht durch eine zu schnelle Flüssigkeitssubstitution ein Lungenödem.


N:

  • Allen Formen der Dehydratation ist eine Abnahme der Extrazellularflüssigkeit gemein! Die Intrazellularflüssigkeit ist je nach Form unterschiedlich, da sie von der Natriumkonzentration im Serum abhängt (Körperwasser folgt dem osmotischen Gradienten).

  • Ursächlich ist entweder ein vermehrter Flüssigkeitsverlust oder eine mangelnde Flüssigkeitszufuhr!

  • Vorsichtiger Ausgleich bei Herzinsuffizienz - zu rasche Flüssigkeitsgabe kann zu einer kardialen Dekompensation führen!


Elektrolytstörungen Natrium : Abstract ?


(Hypo- und Hypernatriämie)

Pathologische Serumnatriumkonzentrationen beruhen meist auf einer Veränderung des Wasserhaushaltes und sind somit Resultat einer Konzentrierung oder Verdünnung.


Hierbei spielen vor allem Mechanismen der ADH-Resistenz (Wasserverlust) und ADH-Überaktivität (Wasserretention) eine entscheidende Rolle.


Seltener liegen tatsächliche Natriumverluste (Diuretika, Diarrhö, Erbrechen) oder Natriumbelastungen (vermehrte Zufuhr) zugrunde.


Die Hyponatriämie ist die häufigste Elektrolytstörung, weshalb das Verständnis ihrer Pathophysiologie und Therapie besonders wichtig ist.


Neben der kausalen Therapie ist auf einen vorsichtigen Ausgleich zu achten, da es durch osmotische Effekte zum Zelluntergang kommen kann.


Besonders gefürchtet ist die pontine Myelinolyse bei zu raschem Ausgleich einer Hyponatriämie.


N:

  • Eine Hyponatriämie ist in den allermeisten Fällen auf einen Überschuss an Wasser im Körper zurückzuführen, nicht auf eine verminderte Natriummenge!

  • Risikogruppen für Hypernatriämien sind insb. Patienten mit eingeschränkter Durstwahrnehmung (Ältere, Menschen mit Intelligenzminderung bzw. „geistiger Behinderung“) und/oder dem Unvermögen eigenständiger Wasseraufnahme (Pflegebedürftige, intubierte Patienten auf Intensivstation, Kinder)!

  • Das ZNS reagiert am empfindlichsten auf diese Formen der Flüssigkeitsverschiebung, insbesondere bei schnellen Veränderungen der Osmolarität durch pathologische oder therapeutische Ursachen!

  • Die Bestimmung des ADH bei Hyponatriämie ist in aller Regel nicht sinnvoll!

  • Überkorrekturen des Serumnatriums sind insb. bei Hyponatriämie zu fürchten und unbedingt zu limitieren!

  • Hypertone Kochsalzlösung ist selten notwendig und sollte nur nach Rücksprache und ggf. persönlicher Anleitung eines in der Intensivmedizin erfahrenen Arztes gegeben werden. Die therapeutische Breite ist sehr gering!

  • Grundsätzlich sollte eine Hypernatriämie langsam ausgeglichen werden, da durch osmotische Effekte ein Zelluntergang droht!

  • Die Symptomatik der pontinen Myelinolyse beginnt erst Tage nach Ausgleich der Hyponatriämie!

  • Osmotische Myelinolyse: Zerstörung der Myelinscheiden bei zu schneller Korrektur einer Hyponatriämie, insb. in der zentralen Region des Pons (sog. „zentrale pontine Myelinolyse“) oder auch deutlich weniger häufig z.B. im Thalamus, Putamen oder Marklager (sog. „extrapontine osmotische Myelinolyse“)

  • Eine plötzlich auftretende neurologische Symptomatik muss dann an ein Hirnödem denken lassen!


Elektrolytstörungen Kalium : Abstract ?


(Hypo- und Hyperkaliämie)

Akute Veränderungen der Serumkaliumkonzentration stellen aufgrund der zentralen Bedeutung für das Ruhemembranpotenzial und der damit verbundenen Zellerregbarkeit eine große Gefahr dar.


Lebensbedrohlich sind hierbei insbesondere maligne Herzrhythmusstörungen.


Hyperkaliämien beruhen häufig auf einer eingeschränkten Nierenfunktion, können aber bspw. auch nach der Gabe von kaliumsparenden Diuretika oder endokrin bedingt auftreten.


Zu niedrige Kaliumspiegel hingegen treten beispielsweise bei vermehrten gastrointestinalen Verlusten auf (Erbrechen, Durchfall).


Veränderungen des Aldosteron- und Cortisolspiegels spielen durch die Mineralocorticoid-vermittelte renale Kaliumausscheidung ebenfalls eine wichtige Rolle.


Bei allen Elektrolytentgleisungen sollte eine kritische Medikamentenanamnese erfolgen (z.B. Diuretika, Laxantien, ACE-Hemmer).


Zur Korrektur der extrazellulären Kaliumkonzentration stehen unterschiedliche Vorgehen zur Auswahl, die unter regelmäßigen Kontrollen zügig zum Einsatz kommen sollten.


N:

  • „Wo K+ ist, da ist auch H+!“

  • „Glucose nimmt Kalium mit in die Zelle!“: (I)nsulin → (I)ntrazelluläres K+

  • Eine Hyperkaliämie beruht nicht selten auf einer Fehlmessung (Pseudohyperkaliämie). Bei unsachgemäßer Blutgewinnung und -verarbeitung kann es zur Hämolyse kommen, bei der intrazelluläres Kalium aus den Blutzellen ins Serum gelangt!

  • Eine Hyperkaliämie geht in der Regel mit einer Azidose einher und umgekehrt! Eine Hypokaliämie geht in der Regel mit einer Alkalose einher und umgekehrt!

  • Der Einfluss auf die Erregbarkeit zeigt sich insbesondere bei akuten extrazellulären Veränderungen, chronische Konzentrationsveränderungen führen zu einer intrazellulären Anpassung!

  • Hypo- und Hyperkaliämien können sich klinisch teilweise beide durch ähnliche unspezifische Symptome äußern (z.B. Muskelschwächen, Paresen und Herzrhythmusstörungen bis hin zu Kammerflimmern)!

  • Ein zu lange anliegender Stauschlauch kann durch intravasale Hämolyse zu falsch-hohen Kaliumwerten führen!

  • „No pot, no tea!“ → Zu wenig Kalium (engl. potassium) führt zu einer T-Abflachung und umgekehrt.

  • Kaliumwerte <3 mmol/L und >6 mmol/L stellen einen Notfall dar und müssen sofort behandelt werden!

  • Da Kalium venentoxisch ist und Herzrhythmusstörungen auslösen kann, sollte es bei i.v. Applikation stets langsam (max. 20 mmoL/h) verabreicht werden! Wenn möglich, ist die Gabe p.o. immer sicherer!

  • Vor Einleitung einer Therapie sollte bei erstmalig erhöht gemessenen Kaliumwerten die Möglichkeit einer Fehlmessung (sog. Pseudohyperkaliämie) berücksichtigt und ggf. durch erneute Messung ausgeschlossen werden!


Elektrolytstörungen Calcium : Abstract ?


(Hypo- und Hyperkalziämie)

Der Calciumhaushalt ist sehr komplex, da viele Einflussgrößen auf ihn einwirken.


Die Aufnahme von Calcium über den Darm, die renale Ausscheidung sowie der Ein- und Abbau in die Knochenmatrix werden (neben möglichen organspezifischen Störungen) hormonell über Parathormon geregelt und sind abhängig vom Vitamin D-, Calcitonin- und Phosphatstoffwechsel.


Demnach ist es nicht verwunderlich, dass Veränderungen dieser Mechanismen bzw. Knochen-, Nieren- und Darmerkrankungen zu einem gestörten Calciumhaushalt führen können.


Eine akute Hypokalzämie durch Hyperventilation zeigt die wichtige Funktion von Calcium bei der Muskelerregung.


Die Patienten empfinden oft ein Kribbeln und/oder Parästhesien am Körper, klassisch ist die sogenannte Pfötchenstellung der Hände.


Mittels Beruhigen und ggf. Tütenatmung kann rasch eine Normalisierung erreicht werden.


Die häufigsten Ursachen der Hyperkalzämie sind, je nach Patientenkollektiv, der primäre Hyperparathyreoidismus bzw. Malignome, die ein dem Parathormon ähnliches Peptid bilden.


N:

  • Niedrige Calciumspiegel steigern zwar die neuromuskuläre Erregbarkeit und gehen bspw. mit Tetanien einher, am Herzen führt eine Hypokalzämie jedoch über die Hemmung calciumsensitiver Kaliumkanäle zu einer Verlängerung des Aktionspotenzials und einer QT-Zeit-Verlängerung!

  • Die Zusammenhänge des Calcium- und pH-Stoffwechsels sind nur akut und damit lediglich für die Hyperventilationstetanie von Relevanz! Die Verminderung des ionisierten Calciums besteht nur sehr kurzfristig, so dass eine Substitution keine Bedeutung hat!

  • Tetanie (wenn bedingt durch respiratorische Alkalose = Hyperventilationstetanie) bei gesteigerter neuromuskulärer Erregbarkeit [Symptome der Hypokalzämie]

  • „Parathormon stellt Calcium parat!“

  • Parathormon (PTH)

    In den Hauptzellen der Nebenschilddrüsen produziertes Peptidhormon. Parathormon steht gemeinsam mit Calcitriol (Vitamin D3) im Mittelpunkt des Calcium- und Phosphatstoffwechsels. Über unterschiedliche Mechanismen erhöht Parathormon den Calcium- und senkt den Phosphatspiegel im Blut. Als Gegenspieler (hinsichtlich des Calciumspiegels) wirkt Calcitonin.

  • Eine Hypokalzämie ist nur bei verringertem ionisiertem Calcium symptomatisch!

  • Calcium und Pankreatitis → Eine Hyperkalzämie kann eine Pankreatitis auslösen; eine Hypokalzämie bei Pankreatitis deutet auf einen nekrotisierenden Verlauf hin!

  • Jede unklare Hyperkalzämie soll abgeklärt werden. (DGIM - Klug entscheiden in der Endokrinologie)

  • Bei Hinweisen auf eine Tumorhyperkalzämie bzw. unklarer Hyperkalzämie ist stets ein noch unerkanntes Tumorleiden als Ursache in Betracht zu ziehen!

  • Bei Behandlung mit Digitalis-Präparaten niemals Calcium i.v. verabreichen, da dies ein Kammerflimmern auslösen könnte!

  • Eine forcierte Diurese sollte immer nach Volumengabe erfolgen, da eine initiale Volumenreduktion eine Hyperkalzämie aggravieren würde.


Akute Nierenschädigung : Abstract ?


(Akute Niereninsuffizienz, Acute kidney injury, AKI)

Die akute Nierenschädigung ist im ambulanten und stationären Kontext ein häufiges und ernst zu nehmendes Krankheitsbild.


Die häufigste Ursache ist eine verminderte Nierenperfusion (= prärenales Nierenversagen), es kann aber auch durch direkte Schädigungen der Nephronen (= intrarenal) oder Abflussstörungen (= postrenal) bedingt sein.


Die Diagnose erfolgt aktuell anhand der KDIGO-Kriterien durch den laborchemischen Nachweis eines Kreatininanstiegs und den Nachweis einer verminderten Urinausscheidung.


Insg. kommen viele Ursachen infrage – entscheidend ist eine rasche Abklärung und Behandlung, um einen irreversiblen Funktionsverlust, der eine Dialyse erforderlich macht, abzuwenden.


N:

  • Eine lang anhaltende, prärenale Genese führt durch die Minderperfusion der Niere zusätzlich zu einem intrarenalen Nierenversagen durch eine Tubulusnekrose!

  • Werden zu Diagnosezwecken iodhaltige Kontrastmittel verabreicht, ist eine anschließende Hämodialyse zur Nephroprotektion kontraindiziert. (DGIM - Klug entscheiden in der Inneren Medizin)

  • Bei einem Patienten können mehrere Ursachen für eine akute Nierenschädigung gleichzeitig vorliegen!

  • Eine zeitgleiche Gabe von Schleifendiuretika und Flüssigkeit zur „Nierenspülung“ soll nicht erfolgen. (DGIM - Klug entscheiden in der Nephrologie)

  • Die Gabe von Schleifendiuretika beim oligoanurischen Patienten mit ANV [Akutes Nierenversagen] soll nicht erfolgen. (DGIM - Klug entscheiden in der Nephrologie)


Chronische Nierenerkrankung : Abstract ?


(CKD)

Als chronische Nierenerkrankung (veraltet: chronische Niereninsuffizienz) wird eine dauerhaft verringerte Nierenfunktion bezeichnet.


Durch die spezielle Doppelfunktion der Niere als ausscheidendes und endokrin wirksames Organ sind dabei verschiedene Folgeerscheinungen zu beobachten:

Einerseits kommt es durch Einschränkung der komplexen Filtrations- und Ausscheidungsfunktionen zur Störung des Wasser-, Elektrolyt- und Säure-Basen-Haushaltes.


Andererseits führt die unzureichende Hormonproduktion der kranken Niere unter anderem zu Anämie (EPO-Mangel) oder Osteopathie (Calcitriolmangel u.a.).


Häufigste Ursache im Globalen Norden ist eine diabetische Nephropathie.


Therapeutisch stehen neben der Behandlung zugrunde liegender Erkrankungen (z.B. Diabeteseinstellung) die Entlastung der Niere (Flüssigkeitszufuhr, Vermeidung von Noxen) und eine optimale Blutdruckeinstellung im Vordergrund.


Zudem müssen Folgeerscheinungen der endo- und exokrinen Funktionsstörungen behandelt werden – z.B. durch medikamentöse Einflussnahme auf den pathologisch gestörten Calciumhaushalt oder eine Korrektur des Wasser- und Elektrolythaushaltes.


Langfristig gelingt dies bei höhergradiger chronischer Nierenerkrankung nur durch ein Nierenersatzverfahren (Dialyse) oder eine Organtransplantation.


N:

  • Durch die Hyperphosphat- und Hypokalzämie bei Mangel an Calcitriol kommt es zum sekundären Hyperparathyreoidismus und zur renalen Osteopathie!

  • Es gibt keine allgemein gültigen Normwerte für die GFR – sie ist abhängig von Alter, Geschlecht und Muskelmasse!

  • Zur Stadieneinteilung der chronischen Nierenerkrankung werden die Buchstaben- und Ziffernkombinationen von GFR-Reduktion und Albuminurie zusammengesetzt! Beispiel: Eine GFR von 50 mL/min/1,73 m2 und ein Albumin-Kreatinin-Quotient von 50 mg/g entsprechen dem Stadium G3aA2.

  • Bei chronischer Nierenerkrankung ist neben der Überwachung der Kaliumwerte insb. auch die der Calcium- und Phosphatwerte wichtig!

  • Verlaufsuntersuchungen bei Risikopatienten [Zu dieser Risikogruppe zählen insbesondere Patienten mit Diabetes mellitus und arterieller Hypertonie] sollen Kreatinin-Bestimmungen und Urinstatus beinhalten. (DGIM - Klug entscheiden in der Nephrologie)

  • Zur renalen und kardiovaskulären Risikoabschätzung soll bei Patienten mit chronischer Nierenkrankheit (CKD, GFR <60 mL/min) neben einer eGFR-Abschätzung eine quantitative Bestimmung der Proteinurie (zum Beispiel als Albumin-Kreatinin-Ratio im Spontan- oder Sammelurin) erfolgen. (DGIM - Klug entscheiden in der Nephrologie)

  • Bei Patienten mit chronischer Nierenkrankheit und einer GFR <45 mL/min (CKD-Stadium 3b oder höher) soll eine Bestimmung von Serum-Phosphat, iPTH [Parathormon] und 25-OH-Vitamin D3 erfolgen. (DGIM - Klug entscheiden in der Nephrologie)

  • Der unbedachte Einsatz von NSAR bei Schmerzen kann eine bestehende chronische Nierenerkrankung verschlechtern!

  • Hohe orale Flüssigkeitsmengen sollen nicht eingesetzt werden, um die Nierenfunktion zu bessern oder „Nieren zu spülen“. (DGIM - Klug entscheiden in der Nephrologie)

  • Bei allen Patienten mit CKD und/oder unter immunsuppressiver Therapie soll regelmäßig der Impfstatus geprüft und Impfungen gemäß den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) aufgefrischt werden. (DGIM - Klug entscheiden in der Nephrologie)

  • Die CKD-EPI-Formel ist eine Formel zur Errechnung der geschätzten glomerulären Filtrationsrate (eGFR).


Transplantation : Abstract ?


Transplantation (TX) bezeichnet das Übertragen eines Gewebes oder eines Organs auf denselben (autogen/autolog) oder einen anderen Menschen (allogen).


Neben streng geregelten rechtlichen Voraussetzungen (Transplantationsgesetz) ist im Regelfall bei der Allotransplantation eine möglichst große Histokompatibilität zwischen Spender und Empfänger erwünscht, um die Gefahr einer Abstoßungsreaktion zu senken.


Da eine komplette Übereinstimmung des Major Histocompatibility Complex (MHC) nur bei Isotransplantation (der Übertragung von genetisch identischem Material, wie z.B. bei eineiigen Zwillingen) erreicht wird, schließt sich einer Transplantation grundsätzlich eine immunsuppressive Therapie an.


Dieses Kapitel gibt einen Überblick über die Transplantation von soliden Organen (wie Niere und Leber) sowie über die verschiedenen Formen der Stammzelltransplantation.


N:

  • Das Alter des Spenders spielt bei einer Organtransplantation keine Rolle. Ausschlaggebend ist allein die Organfunktion!

  • Bei nicht-natürlicher Todesursache eines Spenders sollte ein Rechtsmediziner bei der Organentnahme hinzugezogen werden, um Verletzungen zu dokumentieren und so einen etwaigen Beweisverlust zu minimieren!

  • Das klinische Bild einer CMV-Infektion kann sich ähnlich einer Transplantatabstoßung präsentieren. Eine Abgrenzung zwischen beiden Krankheitsbildern kann schwierig sein!

  • Für eine ausreichende Graft-versus-Leukemia-Reaktion kann eine zu hohe Histokompatibilität ungünstig sein!

  • Die immunsuppressive Therapie muss den Spagat zwischen Infektionsrisiko (zu starke Immunsuppression) und Abstoßungsrisiko (zu geringe Immunsuppression) meistern!

  • Die Nierentransplantation ist der Dialyse bei terminaler Niereninsuffizienz überlegen!

  • Fast jede dritte Niere stammt heutzutage von einem lebenden Spender!

  • Unabdingbar für eine Lebendspende sind zwei gesunde, normal funktionierende Nieren des Spenders!

  • Durch die Rückübertragung myeloblastischer Zellen kann die Knochenmarksfunktion wieder hergestellt und somit eine myeloablative Chemotherapie überhaupt erst überlebt werden!

  • Die Gesamtmortalität nach allogener Stammzelltransplantation ist deutlich rückläufig, beträgt jedoch immer noch ca. 50%!


Diabetes insipidus : Abstract ?


Der Diabetes insipidus ist eine seltene endokrinologische Erkrankung, die aus einem Mangel oder einer verminderten Wirkung des antidiuretischen Hormons (ADH) resultiert.


In der Folge fehlt der Einbau von Aquaporinen in der Niere, sodass es zu großen Mengen unkonzentrierten Urins kommt (Polyurie).


Kompensatorisch führt dies zu einem ausgeprägten Durstgefühl mit erhöhter Trinkmenge (Polydipsie).


Es wird eine zentrale von einer renalen Form unterschieden und differenzialdiagnostisch von der primären Polydipsie abgegrenzt.


Dem Diabetes insipidus centralis liegt ein ADH-Mangel zugrunde, der am häufigsten idiopathisch, aber auch durch Tumoren oder Operationen der Hypophyse verursacht werden kann.


Der deutlich seltenere Diabetes insipidus renalis wird durch ein vermindertes Ansprechen der Niere gegenüber ADH bewirkt und tritt am häufigsten medikamentenassoziiert (z.B. Lithium) auf.


Diagnostisch ist neben der Bestimmung der Serum- und Urinosmolalität der Durstversuch ein etablierter Test, bei dem es unter fehlender Hydrierung („Dursten“) nicht zu einer Harnkonzentrierung kommt.


Zunehmend relevant zur Differenzierung der zentralen von der renalen Form ist die stimulierte oder unstimulierte Bestimmung von Copeptin, einer abgespalteten Peptidkette des ADH-Prohormons.


Entscheidend für die kausale Therapie ist die Behandlung der zugrunde liegenden Ursache.


Besonders beim Diabetes insipidus centralis ist zudem die Gabe des ADH-Analogons Desmopressin indiziert.


Bei der renalen Ursache ist eine supportive Behandlung mit einer natriumarmen Ernährung oder Thiaziddiuretika möglich.


N:

  • Am häufigsten tritt der Diabetes insipidus centralis ohne klar erkennbare Ursache (idiopathisch) auf!

  • Diabetes insipidus centralis/neurohormonalis (häufigste Form)

    Verursacht durch fehlende Produktion von antidiuretischem Hormon (ADH) im Hypothalamus (Syntheseort) bzw. fehlende Speicherung oder Freisetzung aus dem Hypophysenhinterlappen (Speicherort)

  • Bei fehlender Nykturie [Mehr als ein- bis zweimal Wasser lassen pro Nacht] ist ein Diabetes insipidus praktisch ausgeschlossen!

  • Üblicherweise ist bei einem Diabetes insipidus die Urinosmolalität vermindert, während die Serumosmolalität erhöht ist!

  • Osmolalität des Plasmas

    Teilchenanzahl aller osmotisch aktiven Substanzen (insb. Natrium, Glucose, Harnstoff, Chlorid und Bicarbonat) pro Kilogramm Lösungsmittel (Plasma, Serum). In der klinischen Praxis werden Serum- und Plasmaosmolalität synonym verwendet.

  • Bei der primären Polydipsie steigt nach mehrstündigem Dursten die Urinosmolalität an, bei Vorliegen eines Diabetes insipidus nicht!

  • Die genaue ätiologische Eingrenzung des Diabetes insipidus centralis mittels MRT des Kopfes ist entscheidend für die bestmögliche Therapie!


Glomeruläre Erkrankungen : Abstract ?


In den Glomeruli der Nieren wird das Blut filtriert, um ausscheidungspflichtige Substanzen und Flüssigkeit als selektiertes „Ultrafiltrat“ über den Harn abgeben zu können.


Folglich führen alle Schädigungen der Glomeruli zu einer Störung der Filtration mit einem unangemessenen Auftreten von Blutbestandteilen im Urin – typischerweise lassen sich dann Proteine und Erythrozyten finden, die im physiologischen Zustand durch die Glomeruli im Körper gehalten werden.


Ursächlich sind hier insbesondere immunvermittelte Prozesse auszumachen, die zum Krankheitsbild der Glomerulonephritis führen.


Allerdings sind auch Schädigungen der Glomeruli durch nichtentzündliche Prozesse, beispielsweise im Rahmen von metabolischen Erkrankungen oder durch Ablagerungen, bedeutsam.


Stellvertretend hierfür stehen die diabetische Nephropathie oder eine Amyloidose.


Langfristig können alle glomerulären Erkrankungen zu einer chronischen Niereninsuffizienz führen.


Einen absoluten nephrologischen Notfall stellen die sogenannten Rapid-progressive Glomerulonephritiden mit einem raschen destruktiven Geschehen dar.


Klinisch können diese Erkrankungen mit für den Patienten harmlosen Symptomen wie Flankenschmerzen und verringerter Urinproduktion einhergehen.


Diagnostisch sind ein rascher Kreatininanstieg sowie der Nachweis von Erythrozytenzylindern und dysmorphen Erythrozyten im Urin wegweisend.


Nur eine rasche Abklärung und Einleitung einer immunsupprimierenden Therapie kann dann einen ungünstigen Verlauf abwenden.


N:

  • Schädigung der glomerulären Kapillarwand → „Nephritisches Syndrom“ → Geringe Proteinurie, Mikrohämaturie, GFR↓, Kreatinin↑!

  • Störung der glomerulären Filtrationsbarriere → „Nephrotisches Syndrom“ → Starke Proteinurie, keine Hämaturie, initial GFR und Kreatinin normal!

  • Ein plötzlicher Kreatininanstieg erfordert eine zügige Abklärung. Bei Nachweis von Akanthozyten oder Erythrozytenzylindern im Urin muss eine Rapid-progressive Glomerulonephritis angenommen werden, die einer raschen Behandlung bedarf!

  • Rapid-progressive Glomerulonephritis

    Nephrologischer Notfall mit Gefahr eines terminalen Nierenversagens. Als Ursache kommen insb. Autoimmunerkrankungen infrage (bspw. Goodpasture-Syndrom, SLE). Die RPGN kann sich mit scheinbar harmlosen Symptomen wie Flankenschmerzen und Oligurie manifestieren. Diagnostisch wegweisend sind der rasche Kreatininanstieg, Erythrozytenzylinder sowie dysmorphe Erythrozyten im Urin.


Nephrotisches Syndrom : Abstract ?


Als nephrotisches Syndrom wird die Kombination aus einer schweren Proteinurie, einer Hypalbuminämie und Ödemen bezeichnet.


Das nephrotische Syndrom weist immer auf eine glomeruläre Erkrankung hin, bei der infolge einer Podozytenschädigung die Durchlässigkeit des glomerulären Filters für Proteine erhöht ist.


Durch den massiven renalen Proteinverlust werden im Verlauf die Nephrone geschädigt und vermehrt Natrium und Flüssigkeit retiniert, wodurch die Ödeme entstehen.


Der Proteinverlust kann zunächst durch eine gesteigerte Synthese in der Leber kompensiert werden, bei der jedoch gleichzeitig vermehrt Lipoproteine gebildet werden und somit eine Hyperlipidämie resultiert.


Übersteigt der Verlust die Synthese, kommt es zu einer Hypalbuminämie, was die Ödembildung verstärkt und zusätzlich zu Thromboembolieneigung und Infektanfälligkeit führt.


Die häufigsten Ursachen für ein nephrotisches Syndrom sind die Minimal-Change-Glomerulopathie (bei Kindern), die membranöse Glomerulopathie (bei Erwachsenen) sowie die fokal-segmentale Glomerulosklerose.


Aber auch systemische Erkrankungen mit glomerulärer Beteiligung wie bspw. der SLE können ein nephrotisches Syndrom auslösen.


Diagnostisch ist neben klinischen Befunden und laborchemischen Untersuchungen von Blut und Urin v.a. die Nierenbiopsie entscheidend (Goldstandard).


Therapeutisch steht die Verringerung der Proteinurie im Vordergrund, insb. da sich dies prognostisch günstig auswirkt.


Daneben müssen natürlich auch die Begleiterscheinungen (bspw. Hyperlipidämie, arterielle Hypertonie) sowie die zugrunde liegenden Erkrankungen behandelt werden.


N:

  • Eine isolierte schwere Proteinurie wird als nephrotische Proteinurie bezeichnet. Von einem nephrotischen Syndrom spricht man jedoch nur, wenn zusätzlich Ödeme und eine Hypalbuminämie vorliegen!


Fieber und Entzündungsreaktionen : Abstract ?


In diesem Kapitel werden verschiedene messbare Reaktionen des Körpers auf Entzündungsreaktionen behandelt:

Als einfache und nicht-invasiv messbare Zeichen der Inflammation besitzen die sog. Kardinalzeichen der Entzündung (Rubor, Calor, Tumor, Dolor und Functio laesa) sowie Fieber seit jeher einen großen Stellenwert in der ärztlichen Diagnostik.


Je nach Temperaturkurve können manchmal sogar Aussagen über mögliche Erreger getroffen werden (z.B. bei Malaria) – in einigen Fällen bleibt die Ursache der Temperaturerhöhung jedoch unklar („fever of unknown origin“).


Die febrile Neutropenie ist eine gefährliche Komplikation und stellt eine Notfallsituation dar.


Das Immunsystem der Patienten ist krankheits- und therapiebedingt stark geschwächt, wodurch die Abwehrreaktion herabgesetzt sein kann und ein breiteres Erregerspektrum inkl. opportunistischer Pathogene in Betracht kommt.


Weiterhin finden sich bei entzündlichen Prozessen typischerweise humorale und zelluläre Veränderungen, die sich durch Messung im Serum diagnostisch verwerten lassen („Akute-Phase-Proteine“).


Wichtigste Vertreter der Entzündungsparameter im Blut sind das C-reaktive Protein (CRP), die Leukozyten und die Blutsenkungsgeschwindigkeit.


Zunehmende Bedeutung in der Verlaufskontrolle bei septischen Prozessen besitzt darüber hinaus das Procalcitonin.


Eine Erläuterung des gesamten Immunsystems und aller beteiligten Prozesse bei einem Entzündungsgeschehen bietet das Kapitel Immunsystem.


N:

  • Fieber ist Ausdruck einer systemischen Entzündungsreaktion!

  • Aufgrund der vorliegenden Immunschwäche besteht bei neutropenischem Fieber Lebensgefahr!

  • Fieber in Neutropenie : Definitionen

    • Fieber: Bereits ab 38,0 °C abklärungs- und interventionspflichtig!

      [Fieber kann bei neutropenischen Patienten das einzige Symptom sein! Aufgrund des geschwächten Immunsystems ist bereits eine Temperatur ab 38,0 °C abklärungsbedürftiges Fieber und Indikation zur sofortigen antibiotischen Therapie! Eine verzögerte Behandlung kann rasch zu Sepsis und Multiorganversagen führen!]

  • Das Infektionsrisiko ist abhängig von Dauer und Tiefe (Tiefpunkt = Nadir) der Neutropenie! Bei einer anhaltenden Neutropenie >10 Tage entwickelt nahezu jeder Patient einen fieberhaften Infekt!

  • Bei Patienten mit Fieber in der Neutropenie (Neutrophile < 0,5 G/L oder < 1 G/L mit sinkender Tendenz) soll nach der Abnahme von 2 unabhängigen Blutkulturen und ohne Zeitverzögerung durch weitere Diagnostik eine empirische Therapie mit Breitbandantibiotika begonnen werden. (DGIM - Klug entscheiden in der Notaufnahme 2)

  • Auf die Anwendung von G-CSF im Kontext einer Chemotherapie-induzierten Neutropenie soll in Situationen ohne belegten klinischen Nutzen verzichtet werden. Dies gilt insb. bei manifester Neutropenie (außer bei Infekt mit zusätzlichen Risikofaktoren) und prophylaktisch bei niedrigem Risiko einer febrilen Neutropenie (<20%) (DGIM - Klug entscheiden in der Hämatologie und medizinischen Onkologie).

  • Granulocyte Colony Stimulating Factor (G-CSF)

    Wachstumsfaktor, der die Granulopoese stimuliert. Therapeutisch kommt rekombinantes G-CSF bei Patienten mit kongenitaler oder erworbener Neutropenie sowie zur Mobilisierung peripherer Blutstammzellen vor geplanter Stammzelltransplantation zum Einsatz.

  • bei Akute-Phase-Reaktion : Typische „Entzündungskonstellation“ im Labor: CRP↑, Leukozyten↑, Blutsenkungsgeschwindigkeit↑

  • Der Nachweis erhöhter Entzündungswerte wie C-reaktives Protein (CRP) oder Procalcitonin (PCT) allein soll keine Indikation für eine Antibiotikatherapie darstellen. (DGIM - Klug entscheiden in der Infektiologie)


Allergische Erkrankungen : Abstract ?


Allergien sind überschießende Immunreaktionen gegenüber sonst ungefährlichen Stoffen.


Statt das Allergen zu ignorieren, wird es erkannt und löst eine (allergische) Entzündungsreaktion aus.


Klinisch manifestieren sich diese Entzündungsreaktionen im Wesentlichen an Haut, Atemwegen, Gastrointestinaltrakt und kardiovaskulärem System.


Es wird je nach Pathophysiologie, typischer Klinik und zeitlichem Verlauf eine Unterscheidung der Allergien nach Coombs und Gell vorgenommen.


Bei Soforttyp-Reaktionen vom Typ I kommt es bei Erstkontakt zu einer Sensibilisierung gegenüber einem Allergen mit Bildung von IgE-Antikörpern.


Bei erneutem Kontakt wird unmittelbar eine IgE-vermittelte Reaktion ausgelöst.


Klinisch kann dies mit Juckreiz, Ödemen oder Rötungen, aber auch mit schweren, systemischen Reaktionen von Schleimhäuten und Bronchialsystem einhergehen, bis hin zum anaphylaktischen Schock mit Herz- und Kreislaufversagen.


Typische Beispiele sind Pollen- und Nahrungsmittelallergien.


Zytotoxische Allergien vom Typ II treten i.d.R. innerhalb von Minuten bis wenige Stunden nach Reexposition auf.


Hier kommt es zu einer antikörpervermittelten Immunreaktion gegen die Zellen des eigenen Körpers.


Komplementvermittelte und komplementunabhängige Mechanismen führen zu einer Apoptose bzw. Lyse der Zielzelle.


Zu den Typ-II-Allergien zählen bspw. die medikamenteninduzierte Agranulozytose, allergische Thrombozytopenien, Transfusionsreaktionen und der Morbus haemolyticus neonatorum.


Typ-III-Allergien treten i.d.R. erst 3–8 h nach Reexposition auf und werden durch Immunkomplexreaktionen verursacht.


Vertreter der Typ-III-Allergien sind bspw. die exogen allergische Alveolitis und die Immunkomplexvaskulitis.


Die Serumkrankheit entwickelt sich meist mit einer Latenz von mehreren Tagen.


Bei den Typ-IV-Allergien kommt es nach Reexposition zum zeitlich deutlich verzögerten Auftreten durch T-Zell-vermittelte Reaktionen.


Hierzu zählen bspw. das allergische Kontaktekzem sowie das Arzneimittelexanthem.


Die symptomatische Therapie richtet sich nach dem Schweregrad der allergischen Reaktion – eine wichtige Rolle spielen hierbei Glucocorticoide in unterschiedlicher Darreichungsform, während in der Sekundärprophylaxe bei allen Allergietypen das Meiden des ursächlichen Allergens essenziell ist.


N:

  • Die Typ-IV-Reaktion ist als einzige antikörperunabhängig und führt zu einer verzögerten Entzündungsreaktion.

  • bei Typ I: IgE-vermittelte Reaktion : Eine anaphylaktische Reaktion bis hin zum Schock ist immer(!) möglich!

  • Wenn Zweifel darüber bestehen, ob ein Hauttest zu gefährlich ist, sollte ein in-vitro-Test bevorzugt werden. Es muss immer eine Aufklärung des Patienten und ggf. des Erziehungsberechtigten erfolgen. Bei Durchführung des Hauttests trotz erhöhter Anaphylaxiegefahr sollte eine schriftliche Zustimmungserklärung vorliegen.

  • Wenn mehrere Allergene getestet werden, ist es sinnvoll, die Areale durchzunummerieren oder anderweitig zu kennzeichnen, um die Allergene hinterher der Reaktion zuordnen zu können.

  • Wenn keine ausreichende Wirkung erzielt wird, kann die Gabe kurzfristig wiederholt werden! Im Notfall sollte immer eher überdosiert werden, als eine unzureichende Wirkung zu riskieren!

  • Glucocorticoide bei Anaphylaxie :

    Die prophylaktische Rezeptierung von Tabletten für den Fall einer akuten allergischen Reaktion setzt voraus, dass der Patient in einer solchen Situation in der Lage ist, Tabletten zu schlucken. Im Zweifel sollten Tropfen oder Zäpfchen verschrieben werden.

  • Adrenalin-Autoinjektor bei Anaphylaxie : Nur in den Oberschenkel applizieren, um versehentliche i.v.-Applikation zu vermeiden!

  • Das größte Risiko der Epikutantestung besteht in einer möglichen Sensibilisierung, weshalb die Durchführung sorgfältig abgewogen werden sollte.

  • Bei der nicht-allergischen Anaphylaxie ist eine Sensibilisierung auf das Allergen nicht(!) notwendig. Der Erstkontakt kann bereits zum klinischen Bild eines anaphylaktischen Schocks führen!


Hyperurikämie und Gicht : Abstract ?

Gicht gehört zu den Kristallarthropathien und ist eine Wohlstandserkrankung.


Bei hohen Harnsäurespiegeln (Hyperurikämie) lagert sich das Salz der Harnsäure in Form von Uratkristallen insbesondere in den Gelenken ab.


Die Wahrscheinlichkeit eines Gichtanfalls steigt dabei mit der Höhe des Harnsäurespiegels im Blut.


Hauptmanifestationsort des sehr schmerzhaften akuten Gichtanfalls ist das Großzehengrundgelenk (Podagra).


Medikamente der 1. Wahl im akuten Gichtanfall sind NSAR zur Entzündungs- und Schmerzreduktion, im weiteren Verlauf Allopurinol zur Harnsäuresenkung.


N:

  • Die primäre Hyperurikämie ist eine genetische Erkrankung, die durch Fehlernährung aggraviert wird!

  • Eine Hyperurikämie ist für das Auftreten eines akuten Gichtanfalls nicht obligat. Es genügt auch ein plötzlicher Anstieg der Harnsäurekonzentration!

  • Sowohl Gelenkpunktion als auch bildgebende Verfahren werden zur Diagnostik eines akuten Gichtanfalls im hausärztlichen Kontext nicht empfohlen!

  • Die Diagnose eines Gichtanfalls wird in der Regel klinisch gestellt!

  • Die Kombination von NSAR und Prednisolon führt häufig zu gastrointestinalen Ulzera und sollte daher stets unter Magenschutz (Protonenpumpeninhibitoren) durchgeführt werden!

  • Bei einem akuten Gichtanfall sind NSAR wie Diclofenac, Indometacin, Ibuprofen oder Naproxen indiziert, nicht jedoch Salicylate (wie ASS), da diese die renale Uratausscheidung verringern!

  • Bei einer Therapie mit Azathioprin oder 6-Mercaptopurin sollten Allopurinol und Febuxostat nicht oder nur nach Dosisreduktion der Immunsuppressiva zum Einsatz kommen!

  • Entgegen bisher gängiger Ansicht ist eine medikamentöse Senkung der Serumharnsäure bereits während des akuten Gichtanfalls möglich, wenn auch nicht unbedingt erforderlich!

  • Nach Gichtanfall soll eine harnsäuresenkende Therapie nicht ohne niedrig-dosierten Colchicin-Schutz begonnen werden. (DGIM - Klug entscheiden in der Rheumatologie)

  • Colchicin : von griech. kolchikon = "Zeitlose"

    Alkaloid der Herbstzeitlosen, das den Aufbau der Mikrotubuli hemmt (Spindelgift), wodurch u.a. die Mitose und die Phagozytoseaktivität von Leukozyten beeinträchtigt werden. Der Wirkstoff dient u.a. der Behandlung akuter Gichtanfälle, da er die Phagozytose von Uratkristallen und somit die Entzündung reduziert.

  • Die gemeinsame Gabe von Allopurinol und Azathioprin führt zu erhöhter Knochenmarkstoxizität!


Systemischer Lupus erythematodes : Abstract ?


(SLE)

Der Lupus erythematodes ist eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung aus der Gruppe der Kollagenosen.


Er beruht auf der Bildung von Autoantikörpern gegen Zellkernbestandteile, die zu einer entzündlichen Schädigung des Gefäßbindegewebes führen.


Die Ursache der Erkrankung ist unbekannt.


Unterschieden wird zwischen kutanem und systemischem Lupus erythematodes.


Während beim kutanen Lupus erythematodes nur die Haut befallen ist, handelt es sich beim systemischen Lupus erythematodes um eine schwere systemische Erkrankung.


Dabei kann theoretisch jedes Organ von der entzündlichen Schädigung betroffen sein, woraus beispielsweise Arthritiden, Glomerulonephritiden sowie Vaskulitiden resultieren.


Ein Befall von Niere und Nervensystem ist in diesem Zusammenhang prognostisch besonders ungünstig.


Charakteristisch für beide Verlaufsformen ist das sog. Schmetterlingserythem, das sich im Gesicht der Betroffenen zeigen kann.


Der Verlauf der Erkrankung ist variabel und kann akut oder subakut sein.


In den meisten Fällen ist er jedoch chronisch rezidivierend mit oft jahrelangen Remissionen zwischen den einzelnen Schüben.


Die Diagnose des Lupus wird anhand diagnostischer Kriterien gestellt, die sich aus klinischen Veränderungen und Labortests zusammensetzen.


Bei den Labortests ist der Nachweis von Autoantikörpern diagnostisch wegweisend;

die höchste Spezifität haben Antikörper gegen Doppelstrang-DNA (Anti-dsDNA-AK).


Eine kausale Therapie des Lupus erythematodes besteht nicht.


Zum Einsatz kommen Glucocorticoide, NSARs und Hydroxychloroquin, in schweren Fällen werden Immunsuppressiva eingesetzt.


N:

  • Bei dem Nachweis von ANA-Titern ≥1:80, dem Vorliegen von ≥1 klinischen Kriterium und insg. ≥10 Punkten kann eine Lupuserkrankung anhand der ACR/EULAR-Kriterien klassifiziert werden!

  • Die neuen ACR/EULAR-Kriterien dienen insb. klinischen Studien. Werden die Kriterien nicht erfüllt, kann eine SLE-Diagnose dennoch vorliegen und durch einen Spezialisten gestellt werden!

  • Klassifikationskriterien

    Die Einteilung der Symptome erfolgt anhand zweier Klassifikationssysteme, die im klinischen Alltag häufig parallel angewandt werden.

    • ACR/EULAR-Kriterien (Update 2018): Nachweis von ANA-Titern + Evaluation anhand eines neuen Punktesystems.

      [American College of Rheumatology / European League Against Rheumatism]

    • SLICC-Kriterien [Systemic Lupus International Collaborating Clinics]

  • Das kardiovaskuläre Risikoprofil von Patienten mit rheumatischen Erkrankungen soll bestimmt und gegebenenfalls reduziert werden. (DGIM - Klug entscheiden in der Rheumatologie)

  • Sowohl eine UV-Lichttherapie als auch eine UV-Photo(chemo)therapie (PUVA) sind wegen Photosensibilität kontraindiziert!


Systemische Sklerose : Abstract ?


(Systemische Sklerodermie)

Die systemische Sklerose (bzw. Sklerodermie) ist eine Autoimmunerkrankung aus der Gruppe der Kollagenosen.


Es handelt sich um eine schwerwiegende chronische Erkrankung, die über eine Vermehrung des Bindegewebes zu einer diffusen Sklerose von Haut und/oder inneren Organen führt.


Der Verlauf ist dabei sehr unterschiedlich:

Bei der häufigeren, limitierten Form betrifft die Sklerosierung insb. die distalen Akren und das Gesicht, wobei ein Befall innerer Organe erst spät stattfindet.


Die etwas seltenere, diffuse systemische Sklerose ist hingegen durch einen aggressiveren Verlauf mit Befall der ganzen Haut und früher Organbeteiligung gekennzeichnet, wobei insb. Herz-, Lungen- und/oder Nierenschädigungen mit einer ungünstigen Prognose einhergehen.


Gleichzeitig ist zu beachten, dass die Erkrankung auch unabhängig vom Verlauf eine erhebliche physische und psychische Belastung für die Patienten darstellt.


Typisches klinisches Frühsymptom aller Formen ist das sog. "Raynaud-Syndrom", das bei Kälte oder Stress zu einem (schmerzhaften) Abblassen der Finger mit anschließender reaktiver Hyperämie führt.


Eine kausale Behandlung der Erkrankung ist nicht möglich, sodass die symptomatische Therapie der Hautmanifestationen sowie der jeweiligen Organschäden im Vordergrund steht.


Abzugrenzen sind die zirkumskripte Sklerodermie und Sklerodermie-ähnliche Erkrankungen, bei denen nur Hautläsionen ohne systemische Beteiligung auftreten.


N:

  • Die zirkumskripte Sklerodermie (Morphea) muss streng von der systemischen Sklerose unterschieden werden! Zwar ist beiden eine Sklerosierung der Haut gemeinsam, die zirkumskripte Sklerodermie geht jedoch nie in eine systemische Form mit Organbefall über und hat somit eine deutlich bessere Prognose!

  • Bei jedem Raynaud-Syndrom sollte an eine systemische Sklerose gedacht werden!

  • Ein Antikörpernachweis kann die Diagnose bestätigen, ein fehlender Nachweis diese jedoch nicht ausschließen!

  • Die Kapillarmikroskopie des Nagelfalzes ermöglicht eine Unterscheidung zum primären Raynaud-Syndrom, bei dem sich keine Veränderungen zeigen!

  • Kapillarmikroskopie des Nagelfalzes

    • Ziel: Beurteilung von Morphologie und Durchblutung der Kapillaren

    • Durchführung: Untersuchung des Nagelfalzes mit Öl unter einem konventionellen Mikroskop

  • Es findet sich keine(!) Beteiligung innerer Organe und kein(!) Übergang in eine systemische Sklerose!

  • Mischformen sind möglich!

  • Ein Rückgang der Sklerose ist i.d.R. erst nach 8–12 Wochen zu erwarten!

  • Alle genannten Medikamente werden bei der zirkumskripten Sklerodermie off-label verwendet!

  • Eine Heilung ist zwar nicht möglich, der Krankheitsverlauf kann aber durch eine entsprechende Therapie günstig beeinflusst werden!

  • Aufgrund des erhöhten Risikos für eine (potenziell lebensbedrohliche) renale Krise muss eine Therapie mit Prednison bei Patienten mit systemischer Sklerose immer kritisch hinterfragt werden!


Polymyalgia rheumatica und Riesenzellarteriitis : Abstract ?


Sowohl die Polymyalgia rheumatica (PMR) als auch die Riesenzellarteriitis (RZA, vor 2012 auch als Morbus Horton, Arteriitis temporalis oder Arteriitis cranialis bezeichnet) führen durch autoimmune Prozesse zu einer jeweils unterschiedlich lokalisierten Gefäßentzündung der mittelgroßen und großen Arterien.


Durch die ähnliche Pathophysiologie werden sie zu einer Krankheitsentität zusammengefasst.


Leitsymptom der Polymyalgia rheumatica sind heftigste symmetrische Schulterschmerzen, während die Riesenzellarteriitis durch Entzündungen der kraniellen Gefäße u.a. zu Sehstörungen mit vorübergehender Erblindung eines Auges (Amaurosis fugax) sowie zu pochenden Schläfenschmerzen führen kann.


Ein gemeinsames Auftreten beider Erkrankungen ist möglich.


Diagnostisch ist in beiden Fällen eine Sturzsenkung im Labor charakteristisch.


Die schnell einzuleitende Therapie besteht jeweils in einer hochdosierten Glucocorticoidgabe, wodurch bei der Riesenzellarteriitis eine mögliche Erblindung verhindert werden kann.



Definition :

Riesenzellarteriitis und Polymyalgia rheumatica wurden früher als strikt separate Krankheitsbilder angesehen, mittlerweile fasst man sie jedoch aufgrund der großen pathophysiologischen Gemeinsamkeiten zunehmend zu einer Krankheitsentität zusammen.


Gemeinsame Ursache: Vermutet wird eine Vaskulitis der großen Arterien mit Riesenzellbildung


Riesenzellarteriitis (RZA, veraltete Synonyme: Arteriitis temporalis , Arteriitis cranialis, Morbus Horton).

Entzündliche Beteiligung der kraniellen Gefäße → Typische Klinik mit u.a. temporalem Kopfschmerz und Visusverlust


Polymyalgia rheumatica (PMR)

Entzündung der A. subclavia mit Ausbreitung auf die angrenzenden Gelenke und Sehnenscheiden.

Vermutlich eine klinisch mildere Ausprägung der Riesenzellarteriitis, die bei ca. 50% der Riesenzellarteritiden auftritt



N:

  • Es erkranken insb. ältere Frauen!

  • Bei ca. 20% der Betroffenen der Polymyalgia rheumatica besteht zusätzlich eine Riesenzellarteriitis!

  • Bei ca. 50% der Betroffenen der Riesenzellarteriitis besteht zusätzlich eine Polymyalgia rheumatica!

  • Die Riesenzellarteriitis tritt ohne Autoantikörper oder CK-Erhöhung auf!

  • Der Augenbefall bei Riesenzellarteriitis ist ein medizinischer Notfall und muss initial hochdosiert mit Glucocorticoiden (z.B. Prednisolon 1.000 mg/Tag i.v.) behandelt werden!

  • Bei konkretem klinischen Verdacht auf eine Riesenzellarteriitis („A. temporalis“) soll unverzüglich mit einer Glucocorticoidtherapie begonnen werden; die anstehende Diagnostik soll den Therapiebeginn nicht verzögern. (DGIM - Klug entscheiden in der Rheumatologie)



Granulomatose mit Polyangiitis : Abstract ?


Die Granulomatose mit Polyangiitis (früher: Morbus Wegener) ist ein rheumatologisches Krankheitsbild.


Sie geht mit granulomatösen Veränderungen der Atemwege und mit einer nekrotisierenden Entzündung der kleinen und mittleren Gefäße einher.


Es besteht eine Assoziation zu cANCA-Autoantikörpern. Im lokalisierten Erststadium leiden die Patienten oft unter einer chronischen Sinusitis, Rhinitis oder Otitis media, ohne von der Schwere der Erkrankung zu wissen.


Während die Granulomatose mit Polyangiitis früher durch die im Verlauf entstehende Organbeteiligung ohne Therapie immer tödlich verlief (oft innerhalb von wenigen Monaten), ist heutzutage die Lebenserwartung durch den Einsatz von remissionsinduzierenden Therapien mit Cyclophosphamid bzw. Rituximab deutlich höher. Rezidive sind jedoch häufig.


Der Begriff Morbus Wegener wird von rheumatologischen Fachgesellschaften u.a. aufgrund Wegeners Rolle als Arzt während der Zeit des Nationalsozialismus nicht mehr empfohlen (siehe dazu auch weiter unten: Geschichte der Namensgebung).


N:

  • Oft zitierte Leitsymptome können blutig-borkiger Schnupfen und eine Sattelnase sein!

  • Sattelnase : Ulzerationen der Nasenschleimhaut können zu Nasenseptumperforation und dadurch zum Absinken des mittleren Nasenrückens (der sog. Sattelnase) führen.

  • Chronische Infektionen im Nasen-Rachen-Bereich können erster klinischer Verdachtshinweis auf eine Granulomatose mit Polyangiitis sein!

  • Die Diagnose Granulomatose mit Polyangiitis wird durch eine Biopsie gesichert!


Kawasaki-Syndrom : Abstract ?


(Mukokutanes Lymphknoten-Syndrom)

Das Kawasaki-Syndrom ist eine schwerwiegende Vaskulitis der kleinen und mittelgroßen Arterien, die v.a. Kinder unter 5 Jahren betrifft.


Typischerweise kommt es neben hohem Fieber zu Auffälligkeiten der Haut und Schleimhäute (u.a. stammbetontes Exanthem, Lacklippen und Erdbeerzunge) sowie zu einer zervikalen Lymphadenopathie, weshalb das Kawasaki-Syndrom auch als mukokutanes Lymphknotensyndrom bezeichnet wird.


Eine gefürchtete Komplikation ist die Entwicklung von Koronaraneurysmen, die in der Akutphase oder im Langzeitverlauf zu einem Myokardinfarkt führen können.


Eine frühzeitige Therapie mit Immunglobulinen ist prognosebestimmend, daneben kommen ASS sowie in schweren Fällen Glucocorticoide zum Einsatz.


N:

  • KAWASAKI: Konjunktivitis ± Ausschlag + Wärme ± (Lymph‑)Adenopathie ± Stomatitis → ASS ± ggf. Kortison + Immunglobuline

  • Die Symptome treten häufig sequenziell auf, sodass im Regelfall nicht alle gleichzeitig bestehen! Daher ist eine gute Anamnese essenziell!

  • Wiederholt normwertige Entzündungsparameter (insb. ≥7 Tage) sprechen gegen ein Kawasaki-Syndrom!

  • Ein unauffälliges Echokardiogramm schließt ein Kawasaki-Syndrom nicht aus!

  • Das Kawasaki-Syndrom ist die häufigste Ursache erworbener Herzerkrankungen im Kindesalter in Ländern des Globalen Nordens!

  • Zeitgerechte Therapie des Kawasaki-Syndroms mit intravenösen Immunglobulinen reduziert das Auftreten von Koronaraneurysmen wesentlich!

  • IVIG : Intravenöse Immunglobuline

    Als Therapeutikum anzuwendende Antikörperkonzentrate aus humanen Plasmaspenden. Intravenöse Immunglobuline werden zur Behandlung verschiedener immunologischer Erkrankungen eingesetzt. Hierzu zählen z.B. erworbene humorale Immundefekte und angeborene Antikörpermangelzustände. Auch finden sie Anwendung zur passiven Immunisierung bei Viruserkrankungen und dienen der Regulation der Immunreaktion bei einigen Autoimmunerkrankungen.

  • Kardiale Komplikationen bestimmen wesentlich die akute und langfristige Prognose des Kawasaki-Syndroms!


EKG : Abstract ?


(Elektrokardiografie)

Die Elektrokardiografie (EKG) ist ein bedeutendes Standarddiagnostikum in der Erkennung kardialer Erkrankungen.


Durch Anlage externer Elektroden wird die kardiale Erregungsausbreitung abgeleitet und in Form einer charakteristischen Linie festgehalten.


Zu den Beurteilungskriterien gehören Lagetyp, Frequenz und Regelmäßigkeit des Ausschlags sowie Abstände und Amplituden der einzelnen Komplexe (z.B. P-Welle, PQ-Strecke, QRS-Komplex, ST-Strecke).


In diesem Kapitel erfolgt ein Überblick über die wichtigsten Beurteilungskriterien, während spezielle Befunde im Rahmen der jeweiligen Erkrankungen abgehandelt werden.


N:

  • Bei der Zeitmessung im EKG muss unbedingt die Schreibgeschwindigkeit beachtet werden!

  • Wenn nicht explizit angegeben, kann man die Schreibgeschwindigkeit bspw. anhand der QRS-Komplexe erkennen: Sie sind normalerweise ca. 100 ms lang, passen also bei einer Schreibgeschwindigkeit von 50 mm/s ungefähr in ein großes Kästchen (5 mm).

  • Zur Aufzeichnung eines 12-Kanal-EKG werden inkl. der Erdung 10 Elektroden benötigt.

  • In der Praxis ist mit „EKG“ meist ein 12-Kanal-EKG gemeint.

  • Bei Frauen sollten die Brustwandelektroden nicht wegen der Mammae nach unten verschoben werden! Falls die Ableitungsqualität bei korrekter Lage auf der Mamma zu schlecht ist, kann die Empfindlichkeit am Gerät erhöht werden.

  • Das 3-Kanal-EKG dient primär der Rhythmusanalyse und -überwachung, die Platzierung der Elektroden ist variabel.

  • Ein Sinusrhythmus liegt vor, wenn regelmäßige P-Wellen vorhanden sind, auf die immer ein QRS-Komplex folgt.

  • Die automatische Frequenzberechnung durch das EKG-Gerät ist gerade bei pathologischen EKGs unzuverlässig, sodass im Zweifel eine manuelle Bestimmung erfolgen sollte!

  • Ein QRS-Vektor von 0° bedeutet, dass die elektrische Herzachse horizontal nach links zeigt, und entspricht einem Linkstyp!

  • Sensitivität und Spezifität von Lagetypveränderungen sind sehr gering, bei der Interpretation müssen andere Befunde einbezogen werden!

  • Das Erkennen der P-Welle ist insb. für die Rhythmusanalyse essenziell!

  • Verlängerungen und Schwankungen der PQ-Zeit sind Hinweise auf einen AV-Block I° oder II°!

  • Verbreiterungen und Deformierungen des QRS-Komplexes sind typische Zeichen einer intraventrikulären Erregungsausbreitungsstörung. Siehe hierzu auch: Schenkelblock.

  • Veränderungen der ST-Strecke wie ST-Hebungen und ST-Senkungen sind wichtig für die Ischämiediagnostik! Siehe hierzu auch: EKG bei Myokardinfarkt.

  • Mit dem Begriff „Erregungsrückbildungsstörungen“ werden pathologische Veränderungen sowohl der ST-Strecke als auch der T-Welle bezeichnet! Beiden ist gemeinsam, dass sie durch eine Ischämie verursacht sein können.

  • Diskordant negative T-Wellen sind ein unspezifischer, potenziell pathologischer Befund, der bspw. bei akuten Ischämien auftreten kann!

  • Kaliumstörungen können über Veränderungen der T-Welle auffallen: Hypokaliämie führt typischerweise zu einer Abflachung, während Hyperkaliämie hohe und spitze T-Wellen verursacht!

  • Verlängerungen der QT-Zeit (Long-QT-Syndrom) können zu lebensbedrohlichen Torsade-de-Pointes-Tachykardien führen!

  • Beim RECHTSschenkelblock findet sich das Blockbild (typischerweise „M-förmig“) in den RECHTSpräkordialen Ableitungen V1 und V2, beim LINKSschenkelblock ist das Blockbild (typischerweise „abgebrochener Zuckerhut“) in den LINKSpräkordialen Ableitungen V5 und V6 sichtbar!

  • Der (inkomplette) Rechtsschenkelblock ist häufig und hat oft keinen pathologischen Wert. Ein Linksschenkelblock hingegen ist i.d.R. Folge einer Herzerkrankung, die mit einer Verkürzung der Lebenserwartung einhergeht!

  • Eine verzögerte R-Progression, ein persistierendes S und ein verspäteter R/S-Umschlag sind häufig ohne pathologischen Wert. Bei einem R-Verlust muss aber immer auch an einen (zurückliegenden) Myokardinfarkt gedacht werden!

  • Ein neu aufgetretener Linksschenkelblock mit Angina-pectoris-Beschwerden wird als STEMI gewertet!

  • R in V1 und S in V5 → „RechtS“ → Hinweis auf Rechtsherzhypertrophie!


Herzrhythmusstörungen : Abstract ?


(HRST)

Von Herzrhythmusstörungen (HRST) wird gesprochen, wenn eine gestörte Frequenz der Herzschläge (d.h. zu schnell oder zu langsam) und/oder eine Unregelmäßigkeit der Herzschläge vorliegt.


Unterschieden wird dabei der Ursprung der HRST innerhalb des Herzens.


Liegt der Entstehungsort im Ventrikel selbst, wird von „ventrikulären“ HRST gesprochen.


Liegt der Entstehungsort aus Sicht der Erregungsleitung vor dem Ventrikel, wird dies als „supraventrikuläre“ HRST bezeichnet.


Dabei kann die Erregung auf verschiedene Weisen, nämlich bereits in ihrer Bildung, in ihrer Weiterleitung oder in beidem, beeinflusst sein.


HRST können idiopathisch oder im Rahmen verschiedenster kardialer oder extrakardialer Grunderkrankungen auftreten.


Sowohl einzelne, harmlose Extrasystolen zählen zu HRST, als auch lebensbedrohliche Störungen wie ein totaler AV-Block oder Kammerflimmern.


Die Beschwerdesymptomatik ist hierbei breit gefächert, wobei die klinische Ausprägung nicht immer mit der tatsächlichen Bedrohung korrelieren muss.


Neben einem kompletten Fehlen von Beschwerden können bradykarde HRST beim Patienten bspw. zu Schwindel führen, während tachykarde HRST häufiger als Palpitationen oder Herzrasen wahrgenommen werden.


Durch eine unzureichende Herzleistung sind klassische Symptome der Herzinsuffizienz bis hin zur Synkope, einem kardiogenen Schock oder sogar ein plötzlicher Herztod möglich.


Zur Diagnosestellung sind apparative Untersuchungsmethoden wie das Ruhe-, Belastungs- oder Langzeit-EKG, seltener auch invasive, kathetergestützte Verfahren notwendig.


Die antiarrhythmische, medikamentöse Therapie umfasst eine Vielzahl an möglichen Wirkstoffen, die nach Vaughan-Williams in vier Klassen unterteilt werden.


Nicht-medikamentöse Therapieformen umfassen die Implantation verschiedener Herzschrittmacher, die Katheterablation bis hin zu chirurgischen Optionen.


Anhaltende Rhythmusstörungen mit hämodynamischer Relevanz bedürfen einer sofortigen Notfallbehandlung, was Maßnahmen wie Defibrillation (bei Kammerflimmern) oder Kardioversion (ggf. bei Vorhofflimmern erforderlich) umfasst.


N:

  • Die kausale Therapie der Grunderkrankungen (z.B. Herzinsuffizienz, Hypertonie, Hyperthyreose, Elektrolytstörungen) ist prognostisch weit bedeutsamer als etwa die Einteilung der Rhythmusstörungen nach Schweregrad (z.B. nach Lown)!

  • Klasse-I-Antiarrhythmika sind nach Herzinfarkt und bei Herzinsuffizienz kontraindiziert!


Vorhofflimmern : Abstract ?


(VHF, Atrial Fibrillation)

Das Vorhofflimmern ist eine häufige Herzrhythmusstörung, die ca. 1–2% der Bevölkerung in Deutschland betrifft und im Rahmen verschiedener kardialer oder extrakardialer Grunderkrankungen auftreten kann.


Klinisch bleibt das Vorhofflimmern häufig symptomarm, es kann jedoch auch zu Palpitationen und Herzrasen führen.


Bei Brady- oder Tachyarrhythmien können Synkopen auftreten, während durch die fehlende Synchronität zwischen Vorhof und Kammer auch Symptome einer Herzinsuffizienz hervorgerufen oder verschlimmert werden können.


Durch Bedingungen einer turbulenten Strömung im linken Vorhof bei ineffektiver Kontraktion wird zudem eine Thrombenbildung begünstigt, was zu einem deutlich erhöhten Risiko für Thromboembolien führt.


Diagnostisch lässt sich die Erkrankung im EKG durch unregelmäßige QRS-Komplexe („Arrhythmia absoluta“) sowie fehlende P-Wellen feststellen.


Intermittierend auftretende Episoden können durch das Langzeit-EKG oder den Event-Rekorder diagnostiziert werden.


Aufgrund des erhöhten Thromboembolie-Risikos besteht bei Patienten mit Vorhofflimmern und erhöhtem Risikoprofil ggf. die Indikation zur langfristigen oralen Antikoagulation, wobei die Kontraindikationen beachtet werden müssen.


Als grundsätzliche symptomatische Therapieformen können die Frequenz- und Rhythmuskontrolle unterschieden werden.


Eine Rhythmustherapie mittels Kardioversion kann vorgenommen werden, nachdem zuvor das Vorhandensein von kardialen Thromben (mittels transösophagealer Echokardiografie) ausgeschlossen oder eine Antikoagulation in den letzten vier Wochen gesichert vorgenommen worden ist.


N:

  • Bei bekanntem oder vermutetem Präexzitationssyndrom und zusätzlichem Vorhofflimmern oder Vorhofflattern keine negativ chronotrope Therapie mit Wirkung auf den AV-Knoten (Adenosin, Betablocker, Digitalisglykoside, Verapamil) verabreichen, sondern elektrisch kardiovertieren – ansonsten droht die Induktion von Kammerflimmern!

  • Maßnahmen zur Vermeidung von Thromboembolien und zur basalen Frequenzkontrolle sind initial vorrangige Therapieziele bei Vorhofflimmern, die weiteren Schritte müssen nach vollständiger diagnostischer Evaluation geplant und ggf. eingeleitet werden!

  • Bei Patienten mit Vorhofflimmern und dadurch erhöhtem Schlaganfallrisiko (CHA2DS2VASc-Score Frauen ≥3, Männer ≥2) soll eine unbefristete Blutverdünnung (orale Antikoagulation) durchgeführt werden . (DGIM - Klug entscheiden in der Kardiologie)

  • Bei Patienten mit Vorhofflimmern und dennoch nur geringem Schlaganfall-Risiko (CHA2DS2VASc-Score = 0) soll eine Blutverdünnung nicht durchgeführt werden. (DGIM - Klug entscheiden in der Kardiologie)

  • Calciumantagonisten vom Verapamil-Typ dürfen nicht mit Betablockern kombiniert werden, da AV-Blockierungen und eine Abnahme der Auswurfleistung zu befürchten sind!

  • Die drei wichtigsten Embolieorgane sind Gehirn, Niere und Milz!

  • Ein hoher HAS-BLED-Score schließt die Möglichkeit einer Antikoagulation nicht aus – Patienten mit einem hohen Score erfordern jedoch bei Einstellung und Überwachung einer Antikoagulation besondere Sorgfalt!


Herzschrittmacher : Abstract ?


(Pacemaker, Schrittmachertherapie)

Der Herzschrittmacher dient der Behandlung von bradykarden oder tachykarden Herzrhythmusstörungen.


Bei bradykarden Unregelmäßigkeiten übernimmt er durch elektrische Stimulation des Myokards eine Schrittmacherfunktion.


Tachykarde Herzrhythmusstörungen hingegen können durch Überstimulation/Defibrillation in einen normalen Rhythmus überführt werden (implantierbarer Cardioverter-Defibrillator, ICD).


Neue Herzschrittmacher ermöglichen eine Resynchronisation (kardiale Resynchronisationstherapie, CRT) der Herzkontraktion bei Herzinsuffizienz und nachgewiesener Asynchronie (Linksschenkelblock).


N:

  • Um die Funktion eines Schrittmachers nachzuvollziehen, liest man den dreistelligen Buchstabencode am besten von hinten nach vorne. Am Beispiel eines VAT (indiziert bei höhergradigen AV-Blockierungen) ergibt sich daraus folgende Funktion (TAV) : Der Schrittmacher wird einen elektrischen Impuls abgeben (T=Triggern), wenn im Vorhof (A=Atrium) eine Eigenaktivität registriert wird. Das Ziel des elektrischen Impulses wird der Ventrikel (V) sein. Am Beispiel eines VVI (indiziert bei Bradyarrhythmia absoluta) ergibt sich daraus diese Funktion (IVV): Die Impulsabgabe durch den Schrittmacher wird gehemmt (I=Inhibierung), wenn im Ventrikel (V) eine Eigenaktivität registriert wird. Es wird in diesem Fall also im Ventrikel (V) zu keiner Impulsabgabe kommen bzw. es kommt immer dann zu einer Impulsabgabe, wenn keine Eigenaktivität registriert wird.

  • Eine Deaktivierung der Schockfunktionen eines ICDs, die ein einwilligungsfähiger Patient nach informierter Aufklärung verlangt, muss durchgeführt werden. (DGIM - Klug entscheiden in der Inneren Medizin)

  • Ein ICD muss nicht gleichzeitig ein Herzschrittmacher sein; er kann aber mit einem Herzschrittmacher kombiniert werden!


Synkope : Abstract ?


Eine Synkope ist der plötzlich auftretende Verlust von Bewusstsein und Muskeltonus mit rascher, spontaner und kompletter Erholung innerhalb weniger Sekunden.


Die Synkope ist Ausdruck einer vorübergehenden globalen zerebralen Minderperfusion infolge verschiedener Mechanismen:

Vermindertes Herzzeitvolumen (kardiale Synkope), pathologischer neurokardiogener Reflex (Reflexsynkope) oder orthostatische Hypotonie (orthostatische Synkope).


Als Basisdiagnostik erfolgen bei jedem Patienten Anamnese und körperliche Untersuchung sowie EKG und Schellong-Test.


Lässt sich der Mechanismus dadurch nicht klären, ist weiterführende Diagnostik wie bspw. eine Echokardiografie oder Kipptischuntersuchung notwendig.


Da kardiale Synkopen mit einem erhöhten Risiko für einen plötzlichen Herztod einhergehen, müssen Risikopatienten identifiziert und entsprechend ihrer Grunderkrankung therapiert werden.


N:

  • Die Synkope geht per definitionem immer mit einem Bewusstseinsverlust einher!

  • Bei typischer Anamnese schließt ein unauffälliger Schellong-Test eine orthostatische Dysregulation nicht aus!

  • Patienten mit Synkope sollen in der Notaufnahme primär mittels einer strukturierten klinischen Risikoeinschätzung und eines EKG beurteilt werden. Bei niedrigem Risiko können diese Patienten ohne weitere Diagnostik oder Überwachung in die ambulante Weiterbehandlung entlassen werden. (DGIM - Klug entscheiden in der Notaufnahme 2)

  • Bei Patienten mit Synkope soll die Duplexsonografie der Hirngefäße nicht Bestandteil der Notfallroutine sein! (DGIM - Klug entscheiden in der Notaufnahme)

  • Eine Synkope im Rahmen einer hypertrophen Kardiomyopathie, einer arrhythmogenen rechtsventrikulären Dysplasie (ARVD), einem Long-QT-Syndrom oder einem Brugada-Syndrom gilt IMMER als Warnsignal und Risikofaktor für einen plötzlichen Herztod!

  • Das Rezidivrisiko innerhalb von 3 Jahren nach einer Synkope beträgt ca. 30%.


Dyslipidämien : Abstract ?


Dyslipidämien sind Fettstoffwechselstörungen, die über erhöhte oder erniedrigte Spiegel von Cholesterin oder Triglyceriden im Blut definiert werden.


Sie sind einer der größten Risikofaktoren für die Entstehung der Atherosklerose und somit auch der Pathogenese kardiovaskulärer Erkrankungen.


Ätiologisch werden primäre von sekundären Dyslipidämien unterschieden.


Während primäre Dyslipidämien genetisch bedingt sind (z.B. familiäre Hypercholesterinämie), treten sekundäre Dyslipidämien bspw. infolge anderer Erkrankungen oder der Einnahme von Medikamenten auf.


Die Diagnose erfolgt hauptsächlich durch die Bestimmung der Laborparameter:

Erhöhungen von LDL, Triglyceriden und Lp(a) sind dabei mit einer Steigerung des Atheroskleroserisikos verbunden.


Oberstes Ziel bei der Behandlung von Dyslipidämien ist das Abwenden einer Atherosklerose.


Therapeutisch interveniert wird v.a. durch Lebensstiländerungen sowie Statine.


Die risikoadaptierte Lipidsenkung ist detailliert unter „Lipidsenkung zur kardiovaskulären Prävention“ dargestellt.


N:

  • Klinisch ist die frühzeitige Entwicklung einer Atherosklerose mit entsprechenden Folgeerkrankungen das führende Problem bei Patienten mit Dyslipidämie!

  • Durch die Bestimmung von Gesamtcholesterin und Triglyceriden lassen sich Hypercholesterinämien, Hypertriglyceridämien und gemischte Hyperlipidämien voneinander abgrenzen. Ergänzt durch eine sorgfältige Anamnese und körperliche Untersuchung, lassen sich fast alle Hyperlipidämien diagnostizieren und klassifizieren!

  • Die Therapie von Dyslipidämien ist Teil der kardiovaskulären Prävention und sollte daher unter Berücksichtigung des kardiovaskulären Gesamtrisikos erfolgen.


Atherosklerose und kardiovaskuläre Prävention : Abstract ?


Atherosklerose ist eine chronisch degenerative Erkrankung arterieller Blutgefäße mit Bildung lipidhaltiger Plaques in der Intima.


Ihre Bedeutung liegt in der Auslösung von Folgeerkrankungen, die unter dem Begriff „atherosklerotisch bedingte kardiovaskuläre Erkrankungen“ zusammengefasst werden und die häufigste Todesursache weltweit sind.


Die Entstehung dieser Folgeerkrankungen vollzieht sich i.d.R über Jahrzehnte und bleibt lange asymptomatisch, weswegen präventive Maßnahmen von außerordentlicher Bedeutung sind.


Ziel der Diagnostik ist es, gefährdete Patienten rechtzeitig zu erkennen, um die Entwicklung manifester kardiovaskulärer Erkrankungen durch rechtzeitige Interventionen zu verhindern.


Deswegen steht die Atherosklerose in engem Zusammenhang mit der kardiovaskulären Risikoabschätzung und Prävention.


Die Prävention umfasst die Reduktion der bekannten Risikofaktoren einer Atherosklerose und umfasst so u.a. Lebensstilmaßnahmen, Lipidsenkung, Blutdruckeinstellung und Therapie eines Diabetes mellitus.


N:

  • Die Atherosklerose ist eine Erkrankung der Intima! Es gibt viele Hypothesen zu ihrer Entstehung, gänzlich aufgeklärt ist die Pathogenese jedoch noch nicht.

  • Komplikationen der atheromatösen Plaques sind einerseits die Entwicklung einer Stenose (z.B. KHK) und andererseits die Plaqueruptur mit akutem Gefäßverschluss (z.B. Myokardinfarkt)!

  • Fatty Streaks können sich zu atherosklerotischen Plaques entwickeln, müssen dies aber nicht!

  • Die beeinflussbaren Hauptrisikofaktoren sind die wichtigsten Zielparameter für präventive Interventionen!

  • Die wichtigsten Risikofaktoren sind Teil des metabolischen Syndroms: Adipositas, Diabetes mellitus, Dyslipidämie, arterielle Hypertonie!

  • Klinisch sind die weiteren Risikofaktoren v.a. zur individuellen Entscheidungsfindung in der Prävention hilfreich!

  • Da für eine optimale Prävention auch asymptomatische Patienten ggf. behandelt werden sollten, kommt dem Patientengespräch eine außerordentliche Bedeutung zu!


Koronare Herzkrankheit : Abstract ?


(Koronare Herzerkrankung, KHK, Ischämische Herzkrankheit)

Die koronare Herzkrankheit (KHK) gehört zu den wichtigsten Volkskrankheiten und stellt weltweit die führende Ursache kardiovaskulärer Todesfälle dar.


Sie beruht auf atherosklerotisch bedingten Stenosen der Herzkranzgefäße, die zu einer Minderperfusion der Kardiomyozyten führen können.


Klinisch kann dies zu Angina pectoris mit retrosternalen, ggf. ausstrahlenden Schmerzen führen.


Nicht selten ist jedoch auch ein akutes Koronarsyndrom (inkl. Myokardinfarkt) Erstmanifestation der KHK.


Die Angina pectoris als Leitsymptom tritt häufig erst bei Belastung auf.


Auch pathologische elektrokardiografische Veränderungen zeigen sich analog zum klinischen Erscheinungsbild meist erst bei Belastung.


Daher wird im Rahmen der Diagnostik häufig ein Belastungs-EKG durchgeführt.


Ergeben die nicht-invasiven Untersuchungen einen pathologischen Befund oder persistiert die Angina-Symptomatik auch unter leitliniengerechter Therapie (Lifestyle-Änderung, optimale Blutdruck-, Blutzucker- und Cholesterineinstellung sowie Thrombozytenaggregationshemmung), kann eine invasive Diagnostik mittels Herzkatheteruntersuchung und ggf. gleichzeitiger therapeutischer Intervention (Angioplastie, PTCA) erfolgen.


In diesem Kapitel werden pathophysiologische Grundlagen und Therapieoptionen der koronaren Herzkrankheit sowie der Angina pectoris aufgezeigt, während das akute Koronarsyndrom (inkl. Myokardinfarkt), die Atherosklerose sowie kardiovaskuläre Risikofaktoren (Risikofaktoren der Atherosklerose) in eigenen Kapiteln behandelt werden.


N:

  • Kardiovaskuläre Erkrankungen sind in Deutschland die führende Todesursache!

  • Häufig fällt die KHK erstmalig durch einen Myokardinfarkt oder plötzlichen Herztod auf!

  • Bei Diabetikern, älteren Menschen und Frauen sind asymptomatische Verläufe häufig!

  • Ein normaler EKG-Befund schließt eine KHK nicht aus!

  • Die transthorakale Echokardiografie dient sowohl der Diagnosestellung einer KHK als auch der Erkennung weiterer kardialer Erkrankungen (z.B. Klappenvitien), die oft zusätzlich zu einer KHK bestehen oder sich im Zuge dieser entwickeln können!

  • Bei asymptomatischen Personen mit niedrigem Risiko für das Vorliegen einer koronaren Herzkrankheit soll keine „Vorsorge“-Computertomografie der Herzkranzgefäße (Koronar-CTA) durchgeführt werden! (DGIM - Klug entscheiden in der Kardiologie)

  • Aufgrund ihrer limitierten Verfügbarkeit hat die FDG-PET eine geringe Bedeutung im klinischen Alltag!

  • Eine Koronarangiografie sollte nur dann angeboten werden, wenn eine therapeutische Konsequenz im Sinne einer Revaskularisation zu erwarten ist!

  • Bei asymptomatischen Patienten ohne Nachweis einer myokardialen Ischämie respektive ohne Nachweis eines hämodynamisch signifikanten Stenosegrades soll auf eine Behandlung von Koronarstenosen mittels perkutaner Koronarintervention verzichtet werden. (DGIM - Klug entscheiden in der Kardiologie)

  • Bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit soll die LDL-Cholesterin-Serumkonzentration auf Werte unter 70 mg/dL (1,8 mmol/L) gesenkt bzw. eine mindestens 50%ige Reduktion des LDL-Cholesterin-Ausgangswertes erreicht werden. (DGIM - Klug entscheiden in der Kardiologie)

    [Die European Society of Cardiology (ESC) empfiehlt ihrerseits abweichend eine Senkung der LDL-Cholesterin-Serumkonzentration auf Werte unter 55 mg/dL (1,4 mmol/L).]



Akutes Koronarsyndrom : Abstract ?


(ACS)

Das akute Koronarsyndrom (ACS) ist ein Sammelbegriff für thorakale Beschwerden, die auf eine Koronarinsuffizienz zurückgehen.


Es umfasst die Krankheitsbilder ST-Hebungsinfarkt (STEMI), Nicht-ST-Hebungsinfarkt (NSTEMI) und instabile Angina pectoris, welche allein anhand der Symptomatik nicht sicher zu unterscheiden sind.


In dieser Lernkarte wird das ACS auch als notfallmedizinische Arbeitsdiagnose behandelt, da viele weitere potenziell lebensbedrohliche Krankheitsbilder thorakale Beschwerden verursachen können und eine sichere Differenzierung schwierig, aber essenziell ist.


Die Therapie stützt sich neben antithrombotischen Medikamenten hauptsächlich auf koronarangiografische Interventionen (PCI).


Die weitere Therapie nach Diagnosestellung und Einleitung der Akuttherapie ist unter Myokardinfarkt bzw. KHK dargestellt.


N:

  • Bei jedem möglichen ACS muss schnellstmöglich ein EKG durchgeführt werden! Bei ST-Hebungen folgt die Diagnose ST-Hebungsinfarkt mit Indikation zur sofortigen Reperfusionstherapie!

  • Bei Frauen und Diabetikern werden Herzinfarkte häufiger übersehen, da sie nicht immer die spezifische Symptomatik zeigen!

  • Auch bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz soll bei entsprechenden Hinweisen ein akutes Koronarsyndrom ausgeschlossen werden. (DGIM - Klug entscheiden in der Inneren Medizin)

  • Stabile Patienten mit akutem Myokardinfarkt und einer Sauerstoffsättigung ≥ 90 % sollen nicht routinemäßig eine Sauerstoffgabe erhalten. (DGIM - Klug entscheiden in der Notaufnahme 2)

  • Ein STE-ACS stellt die Indikation zur sofortigen Koronarangiografie und Reperfusion!

  • Eine medikamentöse Thrombolyse sollte in Deutschland nur in Einzelfällen nach sorgfältiger Risiko-Nutzen-Abwägung unter Einbeziehung von Alternativen (bspw. verspätete primäre PCI) erfolgen!


Myokardinfarkt : Abstract ?


Die pathophysiologischen Grundlagen der KHK sowie das Akutmanagement beim akuten Koronarsyndrom werden in eigenen Kapiteln behandelt.


In diesem Kapitel ist ausschließlich der ischämisch bedingte Myokardinfarkt in der Postakutsituation zu finden.


Die Klinik des akuten Myokardinfarktes geht charakteristischerweise mit einem akut einsetzenden, anhaltenden Thoraxschmerz mit Ausstrahlung in den linken Arm, den Hals und/oder das Epigastrium einher.


Der Schmerz kann von Angstgefühlen, akuter Luftnot oder vegetativer Symptomatik begleitet sein.


Außerdem wegweisend in der Diagnostik sind EKG-, Labor- und koronarangiografische Befunde.


Im Gegensatz zur Angina pectoris sind der Nicht-ST-Hebungsinfarkt (NSTEMI) und der ST-Hebungsinfarkt (STEMI) durch einen Untergang von Herzmuskelgewebe charakterisiert.


Dieser ist diagnostisch nachweisbar durch den Anstieg des Troponins über einen festgelegten Grenzwert.


Zur Einschätzung des Ausmaßes der Schädigung dient die Bestimmung der Kreatinkinase (CK-MB).


Der STEMI ist gekennzeichnet durch signifikante ST-Hebungen in mind. 2 lokoregionär benachbarten EKG-Ableitungen.


Wegen der deutlich höheren Mortalität und gravierender Verläufe muss ein ST-Hebungsinfarkt sofort koronarangiografiert werden.


Ist dies nicht innerhalb von 120 Minuten nach der Erstdiagnose möglich, sollte eine Thrombolyse durchgeführt werden.


Beim NSTEMI kann die Koronar-Intervention abhängig von der klinischen Situation subakut früh-elektiv (2–72 h) durchgeführt werden.


N:

  • Die akute myokardiale Ischämie als Ursache einer Myokardschädigung mit einer Troponindynamik ist Voraussetzung für die Diagnose eines akuten Myokardinfarktes!

  • 90% aller Myokardinfarkte entstehen durch Faktoren einer ungesunden Lebensweise! [7]

  • Insb. bei Frauen, Personen mit Diabetes mellitus und/oder chronischer Nierenerkrankung sowie älteren oder herzoperierten Menschen können andersartige, unspezifische Symptome (abdominelle Schmerzen, Übelkeit, zunehmende Luftnot) die Diagnose eines Myokardinfarktes erschweren!

  • Bei Patienten mit akutem Thoraxschmerz soll in der Notaufnahme innerhalb von 10 Minuten ein von einem qualifizierten Arzt befundetes 12-Kanal-EKG vorliegen! (DGIM - Klug entscheiden in der Notaufnahme)

  • Troponin ist der wichtigste Marker für einen akuten Myokardinfarkt! Die CK-MB korreliert mit der Infarktgröße!

  • Jeder symptomatische Linksschenkelblock wird insb. bei Vorliegen zusätzlicher diagnostischer Hinweise auf einen Myokardinfarkt bis zum Beweis des Gegenteils als Myokardinfarkt gewertet!

  • Infarktspezifische Symptomatik sowie entsprechende EKG-Befunde stellen bereits die Indikation zur Koronarangiografie. Diese sollte durch einen ausstehenden Troponinwert nicht verzögert werden!

  • Auch bei hinweisenden Infarktzeichen im EKG ist die zeitliche Dynamik entscheidend. Zeigen sich bei progressiv symptomatischen Betroffenen auch progredient auffälligere EKG-Befunde, ist eine Infarktdiagnose sehr viel wahrscheinlicher!

  • Das EKG kann auch normal sein! Klinisch kann sich ein Mensch mit NSTEMI bei Vorstellung symptomfrei bis hin zu hämodynamisch instabil präsentieren!

  • Einfache Faustformel: Vorderwandinfarkte entstehen infolge eines Verschlusses des RIVA bzw. seiner Äste und zeigen sich je nach Ausbreitung in I, aVL und den Vorderwandableitungen (V1–V6). Hinterwandinfarkte entstehen infolge eines Verschlusses des RCX oder der RCA bzw. seiner/ihrer Äste und manifestieren sich in II, III und aVF!

  • Bei Patienten mit akutem ST-Hebungs-Infarkt soll innerhalb von weniger als 60 Minuten nach Diagnosestellung in der Notaufnahme die Koronar-Revaskularisation erfolgen. (DGIM - Klug entscheiden in der Notaufnahme 2)

  • Beim ST-Hebungsinfarkt (STEMI) gilt: „Time is muscle“!

  • Die antihypertensive Therapie richtet sich immer nach der hämodynamischen Situation → Kein Betablocker unter laufender Katecholamintherapie!

  • Allgemein sollten die antihypertensiven Medikamente der KHK-Therapie langsam und in sehr niedriger Dosierung eingeschlichen werden!

  • Sowohl zur Primär- als auch zur Sekundärprävention spielen insb. Lifestyle-Faktoren eine entscheidende Rolle!

  • Bei der Dreifach-Therapie ist die Kombination mit Prasugrel oder Ticagrelor nicht empfohlen!


Herzkatheteruntersuchung : Abstract ?


Die Herzkatheteruntersuchung ist eine minimal-invasive medizinische Untersuchung des Herzens zur Diagnostik und Therapie von verschiedenen Erkrankungen, insb. der Koronargefäße sowie der Herzkammern oder -klappen.


Unterschieden werden je nach Fragestellung Links- und Rechtsherzkatheteruntersuchungen.


Die Linksherzkatheteruntersuchung wird meist diagnostisch zum Nachweis oder Ausschluss einer koronaren Herzerkrankung (KHK) durchgeführt.


Zusätzlich besteht u.a. als wichtiger Bestandteil der Therapie des akuten Koronarsyndroms die Möglichkeit einer interventionellen Aufdehnung der Koronarien (perkutane koronare Intervention = PCI) mit Stenteinlage.


Des Weiteren können bspw. auch Eingriffe an den Herzklappen (bspw. TAVI) oder Myokardbiopsien über einen Linksherzkatheter durchgeführt werden.


Diagnostisch erfolgt nach Einführen des Katheters über einen arteriellen Gefäßzugang eine kontrastmittelgestützte Darstellung der Herzkranzgefäße (Koronarangiografie) und der Herzhöhlen (Ventrikulografie) mittels Röntgenstrahlen.


Die Rechtsherzkatheteruntersuchung hingegen erfolgt über einen venösen Gefäßzugang (z.B. V. femoralis oder V. jugularis) und wird zur Beurteilung der Druckverhältnisse im rechten Herzen und in den Pulmonalarterien sowie zur Messung des Herzzeitvolumens und der Sauerstoffsättigung genutzt.


Dieses Verfahren wird bspw. in der Intensivmedizin zum erweiterten hämodynamischen Monitoring sowie zur Diagnosestellung bei V.a. eine pulmonalarterielle Hypertonie eingesetzt.


N:

  • Die Koronarangiografie ist keine "Screening"-Methode für eine KHK bei asymptomatischen Patienten!

  • Eine Revaskularisation ist kontraindiziert, wenn das Risiko des Eingriffs – insb. ein erhöhtes postinterventionelles Blutungsrisiko – den Nutzen der Intervention übersteigt!

  • Keine Diagnostik ohne therapeutische Konsequenz!


Herzinsuffizienz : Abstract ?


Eine Herzinsuffizienz bezeichnet alle Zustände, bei denen die Pumpleistung des Herzens nicht ausreicht, um den Blutkreislauf unbeeinträchtigt zu erhalten.


Dies führt insb. durch einen Rückstau in den venösen Gefäßen zu Wasseransammlungen im gesamten Körper, was sich z.B. in Form von Ödembildungen an den Beinen zeigt.


Klinisch äußert sich der Rückstau des Blutes in den Lungenkreislauf aufgrund der resultierenden pulmonalen Wassereinlagerung durch Luftnot.


Daher zielt die symptomatische Behandlung primär auf eine Entlastung des Herzens durch Maßnahmen der Entwässerung ab.


N:

  • Hypertonie und KHK sind die häufigsten Ursachen einer Herzinsuffizienz (häufige pathogenetische Sequenz: Arterielle Hypertonie → KHK → Myokardinfarkt → Herzinsuffizienz)!

  • Oftmals liegt im klinischen Alltag eine globale Herzinsuffizienz vor, die sowohl Zeichen der Links- als auch Rechtsherzinsuffizienz aufweist!

  • Patienten mit stabiler Herzinsuffizienz (NYHA I–III) sollen in ärztlicher Absprache ein regelmäßiges Belastungstraining durchführen, um damit ihre körperliche Leistungsfähigkeit und Lebensqualität zu verbessern sowie ihre kardialen Symptome zu vermindern. (DGIM - Klug entscheiden in der Kardiologie)

  • Prognoseverbessernde Medikamente: Betablocker, ACE-Hemmer, Aldosteronantagonisten! Symptomverbessernde Medikamente: Diuretika, Digitalisglykoside (signifikant niedrigere Hospitalisierungsrate)!

  • ACE-Hemmer, Betablocker und Aldosteronantagonisten sollen unter langsamer Dosissteigerung und aktiver Überwachung der Nebenwirkungen so hoch wie möglich an die Maximaldosis gebracht werden! Diuretika und Digitalisglykoside werden dagegen so niedrig wie möglich dosiert.

  • Bei Diuretikatherapie regelmäßige Elektrolytkontrollen (vor allem Kalium)!

  • Herzrhythmusstörungen können Ursache, aber auch Folge einer Herzinsuffizienz sein!

  • Die Prognose einer unbehandelten manifesten Herzinsuffizienz ist ungünstig, lässt sich aber unter leitliniengerechter Therapie wesentlich verbessern!


Kardiomyopathien : Abstract ?


Der Begriff Kardiomyopathie bezeichnet eine muskuläre Dysfunktion des Herzens, die durch eine elektrische und/oder mechanische Störung des Myokards bedingt und häufig mit einer Dilatation oder Hypertrophie des Herzmuskels verbunden ist.


Die Kardiomyopathie kann primär (z.B. genetisch) bedingt sein oder sekundär (z.B. als Folge von Virusinfekten, toxischen Einflüssen) auftreten.


Man unterscheidet vier morphologische Erscheinungsformen sowie eine nicht-klassifizierbare Form.


Die dilatative Form ist die häufigste Kardiomyopathie, entsteht idiopathisch oder sekundär (vor allem nach viraler Myokarditis) und zeichnet sich durch einen Kontraktionsverlust des Arbeitsmyokards aus.


Dies führt zu einer Herzinsuffizienzsymptomatik mit Vor- und Rückwärtsversagen.


Als eine weitere wichtige Unterform ist die hypertrophe (obstruktive) Kardiomyopathie abzugrenzen, die eine der häufigsten kardial bedingten Todesursachen beim jungen Menschen darstellt.


Hierbei kommt es zu einer Hypertrophie des Myokards, die aber eine verminderte diastolische Dehnbarkeit nach sich zieht.


Je nachdem, ob die linksventrikuläre Ausflussbahn durch die Hypertrophie eingeengt wird oder nicht, unterscheidet man die obstruktive von der nicht-obstruktiven Form.


Als dritte Unterform ist die seltene restriktive Kardiomyopathie abzugrenzen, die sich durch eine verminderte diastolische Erschlaffung der Herzkammern auszeichnet und somit zu einem Rückstau des Blutes in die Vorhöfe und vor dem Herzen führt.


Die arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiomyopathie ist die vierte Unterform und stellt eine weitere mögliche Ursache eines plötzlichen Herztodes bei jungen Erwachsenen dar.


Hier kommt es aber im Gegensatz zur hypertrophen Kardiomyopathie zu einem Zelluntergang des rechtsventrikulären Myokards, woraus eine Herzmuskelschwäche und eine Dilatation des rechten Ventrikels folgen.


Durch die veränderte Anatomie kommt es zu Störungen der Erregungsausbreitung, die insbesondere zu ventrikulären Herzrhythmusstörungen und Kammerflimmern führen können.


Weiterhin werden die Kardiomyopathien nach ihrer Ursache eingeteilt.


Hier gibt es unterschiedliche Klassifikationen (WHO, American Heart Association), die sich hinsichtlich der Einteilung in primäre (genetisch, gemischt oder erworben) und sekundäre bzw. spezifische (Speicherkrankheiten, toxisch, endokrin u.a.) Formen unterscheiden.


Klinisch ist es letztendlich entscheidend, dass eine eruierbare Ursache (wenn möglich) kausal behandelt werden sollte, wohingegen idiopathische Kardiomyopathien lediglich symptomatisch therapiert werden können.



Endokarditis : Abstract ?


Eine infektiöse Endokarditis ist eine durch Krankheitserreger hervorgerufene Entzündung der innersten Schicht der Herzwand (Endokard), die insb. auch die Herzklappen betrifft.


Die Entzündung wird durch eine zumeist bakterielle Infektion hervorgerufen, weitaus seltener durch Pilze.


Der Infektionsweg ist eine Bakteriämie mit folgender Absiedlung der Erreger an endokardialen Strukturen, dazu gehören operative Eingriffe, die hämatogene Ausbreitung bakterieller Infektionen in anderen Organsystemen und insb. bei Endokarditiden des rechten Herzens auch unsterile Injektionen (Venenzugänge!).


Klinisch fällt die Erkrankung durch allgemeine Beschwerden wie Leistungsabfall, Fieber oder Blässe auf, während spezifische Symptome sowohl am Herzen (Tachykardie, Herzinsuffizienz, neu aufgetretenes Herzgeräusch) als auch an anderen Organen auftreten können – bspw. im Rahmen immunologischer oder mikroembolischer Ereignisse (z.B. Haut- oder Nierenschädigung, ischämischer Schlaganfall).


Die Diagnose wird anhand der sogenannten „Duke-Kriterien“ gestellt, wobei positive Blutkulturen sowie der Nachweis einer Endokardbeteiligung in der Bildgebung (Echokardiografie, CT oder nuklearmedizinische Verfahren) am stärksten für das Vorliegen einer Endokarditis sprechen.


Therapeutisch muss zwischen der medikamentösen (mehrwöchige intravenöse Antibiotikatherapie) und operativen Behandlung einer akuten Endokarditis (bei Komplikationen) unterschieden werden.


Eine antibiotische Endokarditisprophylaxe wird im Rahmen von Hochrisikoeingriffen bei bestimmten Hochrisikopatienten empfohlen – bspw. bei Vorhandensein einer künstlichen Herzklappe.


N:

  • Besonders gefährdet sind Patienten mit künstlicher Herzklappe, durchgemachter Endokarditis und schweren angeborenen Herzfehlern – diese Patienten benötigen eine Endokarditisprophylaxe!

  • Die bakterielle Endokarditis ist eine häufige Ursache für ein Fever of unknown origin (FUO). Insb. in Verbindung mit einem neu aufgetretenen Klappengeräusch sollte bei anhaltendem Fieber deswegen immer auch an eine Endokarditis gedacht werden!

  • Bei infektiöser Endokarditis besteht ein hohes Risiko für eine Sepsis!

  • Bei Verdacht auf eine infektiöse Endokarditis sollte eine transösophageale Echokardiografie (TEE) erfolgen – die transthorakale Echokardiografie (TTE) hat insb. für die Beurteilung der Aorten- und Mitralklappe keine ausreichende Sensitivität!


Myokarditis : Abstract ?


(Herzmuskelentzündung)

Die Myokarditis ist eine Entzündung des Herzmuskels.


In Europa wird sie am häufigsten durch eine Virusinfektion ausgelöst und steht dann oft in zeitlichem Zusammenhang zu einer Infektion der oberen Atemwege.


Sie kann auch verschiedene andere infektiöse und nicht-infektiöse Ursachen haben (bspw. bakterielle Infektionen oder Autoimmunerkrankungen).


Die Symptome sind sehr variabel:

Eine Myokarditis kann vollständig asymptomatisch verlaufen, aber auch einem Myokardinfarkt ähneln, schwere Herzrhythmusstörungen hervorrufen oder zu Herzinsuffizienz führen.


Bei einer Perimyokarditis greift die Entzündung auf die angrenzenden Schichten des Herzbeutels über und verursacht oft stechende Thoraxschmerzen.


Im EKG können diffuse ST-Hebungen auftreten, die mit einem Myokardinfarkt verwechselt werden können.


Zweifelsfrei gesichert oder ausgeschlossen werden kann eine Myokarditis nur durch eine Endomyokardbiopsie.


Die Magnetresonanztomografie stellt eine Alternative dar, wenn keine Biopsie erfolgt.


Zuerst sollte immer ein Myokardinfarkt ausgeschlossen werden.


In der Mehrzahl der Fälle heilt die Myokarditis binnen weniger Wochen folgenlos aus und erfordert keine spezifische Therapie.


Die wichtigste Maßnahme ist strenge körperliche Schonung.


Bestehen Symptome einer Herzinsuffizienz, sollte möglichst rasch eine leitliniengerechte Herzinsuffizienztherapie begonnen werden.


Bei einigen seltenen Formen ist eine spezifische immunsuppressive Behandlung in spezialisierten Zentren notwendig.


N:

  • Die höchste Melderate findet sich bei jungen Männern nach der 2. Impfung mit Moderna-mRNA-1273!

  • Treten innerhalb von ≤14 Tagen nach einer Impfung mit einem COVID-19-Impfstoff Symptome einer Myokarditis bzw. Perikarditis auf, sollte eine Abklärung erfolgen!

  • Die klinische Symptomatik der Myokarditis ist unspezifisch und sehr heterogen – sie reicht von asymptomatischen bis hin zu fulminanten Verläufen!

  • Bei infektiöser Myokarditis besteht häufig ein Zusammenhang zu bereits abgelaufenen Infekten!

  • Unauffällige kardiale Enzyme oder normwertige Entzündungsparameter im Labor schließen eine akute oder chronische Myokarditis nicht aus!

  • Die Diagnose Myokarditis wird häufig erst nach Ausschluss anderer lebensbedrohlicher Ursachen gestellt!

  • Wenn eine Myokarditis diagnostiziert wird, ist konsequente körperliche Schonung mit Sportverbot die wichtigste allgemeine Maßnahme!

  • Eine Immunsuppression darf erst nach sicherem Ausschluss einer infektiösen Genese eingeleitet werden!


Perikarditis : Abstract ?


Die Perikarditis ist eine Entzündung des Herzbeutels.


Im klinischen Alltag wird sie oft als idiopathisch klassifiziert, es sind aber viele unterschiedliche Ursachen möglich (bspw. Virusinfektionen oder Autoimmunreaktionen nach einem Herzinfarkt).


Bei einer Myoperikarditis greift die Entzündung auf die angrenzenden Schichten des Herzmuskels über.


Typisches Symptom ist ein stechender Thoraxschmerz, der unabhängig von Belastung auftritt.


Das EKG kann diffuse ST-Hebungen zeigen, die mit einem Myokardinfarkt verwechselt werden können – dieser sollte als Ursache daher immer zunächst ausgeschlossen werden.


Bei der Herzauskultation kann ein charakteristisches Reibegeräusch auffallen.


Häufig tritt begleitend auch ein Perikarderguss auf.


In der Mehrzahl der Fälle verläuft die Perikarditis selbstlimitierend und erfordert keine spezifische Therapie.


Strenge körperliche Schonung ist eine wichtige Maßnahme.


Oft erfolgt begleitend außerdem eine Therapie mit NSAR und Colchicin, die Symptome lindern und Rezidive verhindern kann.


Gefürchtete Komplikationen der Perikarditis sind die Perikardtamponade und eine chronische Konstriktion – beide können zu schweren Herzinsuffizienzsymptomen führen.


N:

  • Eine akute Perikarditis verursacht typischerweise scharfe, stechende retrosternale Schmerzen, die unabhängig von Belastung auftreten, durch tiefe Inspiration verstärkt werden und sich im Sitzen oder beim Beugen nach vorne bessern!

  • Eine durch einen Perikarderguss bedingte Perikardtamponade oder eine konstriktive Verlaufsform können bei einer Perikarditis zu Herzinsuffizienzsymptomen führen!

  • Diffus verteilte ST-Hebungen und PQ-Senkungen sind typisch für eine akute Perikarditis, ein normales EKG schließt die Diagnose aber nicht aus!

  • Bei unklaren Befunden muss ein akuter Myokardinfarkt im Zweifel immer zuerst ausgeschlossen werden!

  • Bei Perikarditis und Myoperikarditis ist die Pumpfunktion des linken Ventrikels definitionsgemäß nicht durch den entzündlichen Prozess eingeschränkt!

  • Wichtige Differenzialdiagnosen wie ein akutes Koronarsyndrom müssen immer ausgeschlossen werden!


Arterielle Hypertonie : Abstract ?


(Bluthochdruck)

Die arterielle Hypertonie ist eine häufige Erkrankung und gilt als am weitesten verbreiteter kardiovaskulärer Risikofaktor (betrifft über die Hälfte aller >50-Jährigen in Deutschland).


Durch das zusätzlich häufige Vorliegen weiterer Risikofaktoren wie Adipositas, Diabetes mellitus oder Nikotinkonsum steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Schlaganfall weiter an.


Für die Erkennung und das Krankheitsverständnis der Patienten ist der Umstand erschwerend, dass die Erkrankung häufig symptomfrei bleibt.


Eine hypertone Blutdrucksituation ist ab einem Ruheblutdruck von 140/90 mmHg erreicht – Behandlungsbeginn und Zielblutdruck hängen dabei von der gesamten Risikokonstellation ab.


Erste Maßnahme sollte immer eine – allerdings häufig schwer durchführbare – Änderung des Lebensstils mit Gewichtsreduktion, ausreichender Bewegung sowie Alkohol- und Nikotinverzicht sein.


Je nach Risikoprofil ist bei den meisten Personen zusätzlich eine medikamentöse Therapie indiziert.


Hierfür sollte standardmäßig eine Zweifachtherapie aus einem ACE-Hemmer/Sartan und einem Diuretikum/Calciumantagonisten zum Einsatz kommen.


Bei der endgültigen Auswahl der Präparate sollten bestehende Begleiterkrankungen des Patienten berücksichtigt werden.


Als akute Komplikation kann eine hypertensive Krise mit systolischen Blutdruckwerten >180–230 mmHg auftreten, die einer schonenden aber konsequenten Behandlung bedarf, da ansonsten schwerwiegende Folgen (wie eine Hirnblutung) auftreten können.


Langfristige Folgen der arteriellen Hypertonie sind multiple Endorganschäden – unter anderem an Auge (hypertensive Retinopathie), Herz (hypertensive Kardiomyopathie, KHK, Myokardinfarkt), Hirn (Schlaganfall) oder Niere (hypertensive Nephropathie).


N:

  • Im Rahmen einer 24-Stunden-Blutdruckmessung wird bereits ab durchschnittlichen Werten von ≥130/80 mmHg in der Gesamtauswertung ein arterieller Hypertonus diagnostiziert!

  • Untersuchungen bezüglich des optimalen Blutdruckwertes sind Gegenstand aktueller Forschung. Eine kritische Betrachtung ist angebracht, da verschiedene (zum Teil wirtschaftlich orientierte) Interessengruppen dabei Einfluss ausüben!

  • Beschwerden eines Patienten auf einen erhöhten Blutdruck zurückzuführen, birgt die Gefahr, die eigentliche Ursache zu übersehen. Hypertonie kann sowohl Ursache als auch Folge von bestimmten Symptomen (z.B. Kopfschmerzen) sein!

  • Erst eine Nierenarterienstenose von mehr als 60% begünstigt über eine Aktivierung des RAAS eine renovaskuläre Hypertonie (Goldblatt-Mechanismus)!

  • Eine Angioplastie einer unkomplizierten Nierenarterienstenose bei gut einstellbarem Blutdruck soll nicht durchgeführt werden. (DGIM - Klug entscheiden in der Nephrologie)

  • Die Einleitung einer Therapie ohne folgende Suche nach weiteren kardiovaskulären Risiken stellt einen Kunstfehler dar!

  • Verlaufsuntersuchungen bei Risikopatienten sollen Kreatinin-Bestimmungen und Urinstatus beinhalten. (DGIM - Klug entscheiden in der Nephrologie)

  • Bei jüngeren und therapierefraktären Patienten soll auch nach endokrinen Ursachen einer Bluthochdruckerkrankung gesucht werden. (DGIM - Klug entscheiden in der Endokrinologie)

  • Nicht-steroidale Antiphlogistika sollen nicht regelmäßig eingesetzt werden bei Patienten mit Hypertonie oder CKD jeder Genese, inkl. Diabetes. (DGIM - Klug entscheiden in der Nephrologie)

  • Bei Hypertonie Grad I und sehr niedrigem kardiovaskulären Gesamtrisiko kann zunächst eine rein nicht-medikamentöse Therapie durchgeführt werden. Ansonsten ist eine medikamentöse Therapie bei jeder Hypertonie indiziert!

  • Betablocker sollten nicht mit Calciumantagonisten vom Verapamil- oder Diltiazem-Typ kombiniert werden, da eine lebensgefährliche Verstärkung der kardiodepressiven Wirkung droht!

  • Durch eine Single-Pill-Strategie, bei der die Zweifach- oder Dreifachmedikation in einer Tablette kombiniert ist, kann die Compliance nachweislich erhöht werden!

  • „ABCD“ → ACE-Hemmer/AT1-Rezeptorblocker, Betablocker, Calciumantagonisten, Diuretika

  • Nicht-medikamentöse Therapien wie die renale Sympathikusdenervation oder die Baroreflexstimulation können außerhalb von Studien nicht mehr empfohlen werden!

  • Bei der Auswahl der medikamentösen Therapie sollte unbedingt auf die Begleitsymptome geachtet werden, da diese für die Therapieentscheidung bedeutsam sein können (z.B. sind bei Angina-pectoris-Beschwerden unretardierte Calciumantagonisten kontraindiziert)!

  • Am Auge ist keine lokale Therapie möglich, entscheidend ist die systemische Blutdrucksenkung!


Pulmonale Hypertonie und Cor pulmonale : Abstract ?


Eine pulmonale Hypertonie liegt bei einem chronisch erhöhten pulmonal-arteriellen Mitteldruck in Ruhe von mehr als 25 mmHg vor.


Anhand der Ätiologie kann eine Aufteilung in die seltene (z.B. idiopathische) pulmonal-arterielle Hypertonie (PAH), in die pulmonale Hypertonie bei anderen Grunderkrankungen (z.B. Lungen- oder Linksherzerkrankungen) und in die chronisch-thromboembolische pulmonale Hypertonie (CTEPH) erfolgen.


Während die Erkrankung in frühen Stadien häufig asymptomatisch bleibt, kommt es im Verlauf zu Schwäche, Synkopen, Zyanose und Belastungsdyspnoe.


Gefährlich wird die Erkrankung durch Dilatation und Hypertrophie des rechten Herzens (Cor pulmonale), das mit erhöhter Pumpleistung auf den steigenden Druck reagieren muss.


Eine medikamentöse Drucksenkung ist bei der PAH möglich und zielt auf eine Stabilisierung des Patienten auf gutem klinischen Niveau ab;

eine Heilung ist derzeit nicht möglich.


Es kann jedoch frühzeitig eine Lungentransplantation erwogen werden.


Die bevorzugte Therapie der CTEPH ist die operative pulmonale Endarteriektomie.


Bei allen anderen Formen der pulmonalen Hypertonie steht die Behandlung der Grunderkrankung im Vordergrund.


N:

  • Die klinische Symptomatik ist v.a. in frühen Stadien häufig sehr gering ausgeprägt (die Symptome von Grunderkrankungen wie der COPD stehen im Vordergrund)!

  • Sind sowohl EKG als auch NT-proBNP unauffällig, ist das Vorliegen einer pulmonalen Hypertonie unwahrscheinlich!


Varikosis und chronisch-venöse Insuffizienz : Abstract ?


Die chronisch-venöse Insuffizienz (CVI) ist eine Erkrankung, die als Folge chronischer Venenerkrankungen unterschiedlicher Ätiologie auftritt und die Venen der unteren Extremität betrifft.


Häufigste Ursache ist die Varikosis, bei der sich im Laufe des Lebens Varizen (sackartig erweiterte oberflächliche Venen) entwickeln.


Während eine Varikosis initial vor allem eine ästhetische Beeinträchtigung für viele Patienten darstellt, kann die chronisch-venöse Insuffizienz im Verlauf zu klinisch relevanten Komplikationen führen.


Aufgrund einer Drucksteigerung im venösen System entstehen Veränderungen der Haut und weitere Umbauvorgänge des Venensystems.


Das häufigste Frühsymptom sind Ödeme, bei schweren Verläufen können jedoch auch trophische Hautveränderungen und Ulzerationen (Ulcus cruris venosum) auftreten.


Diagnostisch sind der Einsatz sowohl bildgebender (Goldstandard: Duplexsonografie) als auch funktionsdiagnostischer Verfahren (Venenfunktionstests) für die Therapie wegweisend.


Ziel der Diagnostik ist die Erfassung und Einordnung funktioneller und symptomatischer Einschränkungen und die genaue ätiologische Abklärung.


Die Basistherapie jeder Varikosis und CVI beruht auf konservativen Maßnahmen (Lymphdrainage, Mobilisierung, Kompressionsstrümpfe), die je nach Stadium der Erkrankung durch interventionelle (Varizensklerosierung) bzw. operative Verfahren (Venenstripping, Crossektomie) ergänzt werden kann.


N:

  • Die Prüfung der Durchgängigkeit des tiefen Venensystems ist vor jeglicher Intervention unerlässlich!

  • Eine Varikosis soll nicht grundsätzlich invasiv behandelt werden. (DGIM - Klug entscheiden in der Angiologie)

  • Operative und interventionelle Maßnahmen können nur bei primärer Varikosis eingesetzt werden - bei Insuffizienz des tiefen Venensystems sind diese Methoden nicht geeignet!

  • Bei pAVK treten an der Außenseite des Unterschenkels schmerzhafte Ulzera auf ("Aua!")! Bei chronisch-venöser Insuffizienz treten eher indolente, schmerzlose Ulzera auf!


Phlebothrombose : Abstract ?


(Tiefe Beinvenenthrombose)

Ein stenosierendes oder verschließendes Blutgerinnsel in einer tiefen Vene (Phlebothrombose) entsteht meist infolge einer Veränderung der Blutzusammensetzung (Hyperkoagulation), der Strömungsverhältnisse (Stase) oder durch eine Endothelschädigung.


Diese sog. Virchow-Trias wird wiederum durch bestimmte Risikofaktoren begünstigt, von denen insb. die Immobilisation, Malignome und eine zuvor stattgehabte Thrombose zu nennen sind.


Klinisch zeigt sich die Erkrankung durch Schwellung, Druckschmerz und Zyanose der betroffenen Extremität.


Diagnostisch stellt die Farbduplex-Kompressionssonografie den Goldstandard dar, mittels derer sich Ausmaß und Lokalisation der Erkrankung nachweisen lassen.


Bei der laborchemischen Bestimmung der D-Dimere ist zu beachten, dass diese bei negativem Ergebnis eine Thrombose (oder Lungenembolie) weitgehend ausschließen können – ein positives Ergebnis hingegen ist unspezifisch und kann viele Ursachen haben.


Es weist also keinesfalls eine Thrombose nach.


Therapeutisch steht eine Antikoagulation im Vordergrund, die i.d.R. zunächst mit Heparin in therapeutischer Dosis durchgeführt wird.


Im Verlauf erfolgt dann unter Beachtung der Kontraindikationen meist eine Umstellung auf orale Antikoagulantien (z.B. Cumarine).


Die Behandlungsdauer richtet sich u.a. nach Risikofaktoren, Komorbidität und aktuellem Befund.


Beim Auftreten von Luftnot, Kollapsereignissen oder plötzlicher Verschlechterung des Allgemeinzustandes sollte immer an die Möglichkeit einer Lungenembolie gedacht werden, die im Rahmen der tiefen Venenthrombose durch Verschleppung von Thrombusanteilen über die venöse Strombahn entstehen kann.


Die Lungenembolie wird in einem separaten Kapitel behandelt.


N:

  • Alleine eine Immobilisation (bspw. postoperativ, bei Langstreckenflug oder Verletzungen mit eingeschränkter Mobilität) führt zu einer ca. 20-fachen Risikosteigerung für eine Thrombose!

  • Die klinische Symptomatik ist nicht zuverlässig! Bei klinischem Verdacht auf eine Thrombose kann nur in der Hälfte der Fälle eine Thrombose nachgewiesen werden. Nicht selten tritt eine Thrombose durch Tachypnoe und/oder Thoraxschmerzen als Symptome einer Lungenembolie zutage!

  • Rezidivierende Thrombophlebitiden ohne Vorliegen einer Varikosis bzw. ohne andere erkennbare Ursachen können auf eine Systemerkrankung mit Vaskulitis oder als Paraneoplasie auf ein Malignom hinweisen!

  • Patienten mit einer Venenthrombose jedweder Lokalisation und Morphologie sollen nicht immobilisiert werden, es sei denn zur Linderung starker Schmerzen! (DGIM - Klug entscheiden in der Notaufnahme)

  • Die Zeitdauer einer langfristigen medikamentösen Sekundärprophylaxe nach venöser Thromboembolie (VTE) soll jährlich bezüglich der VTE-Rezidiv- und Blutungsrisiken neu abgewogen werden (DGIM - Klug entscheiden in der Angiologie).

  • Bei alleinigem Nachweis eines heterozygoten Faktor-V-Leiden-Mutation oder Prothrombin-Polymorphismus soll eine dauerhafte medikamentöse Sekundärprophylaxe nach venöser Thromboembolie (VTE) nicht erfolgen (DGIM - Klug entscheiden in der Angiologie).


Lungenembolie : Abstract ?


(Lungenarterienembolie, LAE)

Eine Lungenembolie ist definiert als Verschluss einer oder mehrerer Lungenarterien durch Einschwemmen von Thromben, seltener Lipiden oder Fremdmaterial über die Blutbahn.


Klassischerweise geschieht dies durch Ablösen eines Blutgerinnsels aus dem venösen Stromgebiet der unteren Hohlvene – die zugrunde liegende Beinvenenthrombose kann dabei nicht selten zunächst unbemerkt verlaufen.


Hauptrisikofaktoren sind die Immobilisation durch Bettlägerigkeit und/oder Operationen im Vorfeld.


Das Spektrum der klinischen Symptomatik reicht in Abhängigkeit vom Ausmaß der verlegten Strombahn von asymptomatisch bis zum obstruktiven Schock, die Beschwerden sind zudem oft unspezifisch – wie Thoraxschmerz oder Dyspnoe.


Aus diesem Grund sind Fehldiagnosen nicht selten, die Lungenembolie ist daher einer der häufigsten unerwarteten Befunde einer Obduktion.


Laborchemische Hinweise sind erhöhte D-Dimere oder ein erniedrigter Sauerstoffpartialdruck in der Blutgasanalyse.


Eine hohe diagnostische Sicherheit erreicht man durch die radiologische Darstellung der Lungengefäße mittels CT-Angiografie.


Zur Verhinderung weiterer Thromboembolien, und um eine sukzessive Auflösung des Embolus und der ursächlichen Thrombose zu erwirken, wird eine therapeutische Heparinisierung eingeleitet.


Bei einer fulminanten Lungenembolie mit Schock kann durch eine Lysetherapie oder eine Notfall-Operation der Versuch unternommen werden, den Thrombus zu entfernen.


N:

  • Die einer Lungenembolie häufig zugrunde liegende tiefe Beinvenenthrombose kann unentdeckt bleiben, weil sie in 50% der Fälle asymptomatisch verläuft!

  • Der D-Dimer-Test liefert häufig falsch-positive Werte, aber sehr selten falsch-negative Werte. Daher schließen normwertige D-Dimere eine Lungenembolie oder TVT nahezu aus!

  • Bei Patienten mit Verdacht auf Lungenembolie (ohne Schock) soll bei niedrigem Risiko-Score eine D-Dimer-Bestimmung und bei hohem Score eine CT-Pulmonalisangiografie/Lungenszintigrafie erfolgen! (DGIM - Klug entscheiden in der Notaufnahme)

  • Bei einer niedrigen klinischen Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer Lungenembolie und negativen D-Dimeren soll keine CT-Angiografie der Lunge durchgeführt werden. (DGIM - Klug entscheiden in der Pneumologie)

  • Die erste Frage bei Verdacht auf eine Lungenembolie sollte sein: Ist der Patient hämodynamisch stabil?

  • Eine Überdosierung von Protamin kann zur Hemmung der Fibrinpolymerisation mit zusätzlicher Blutungsgefahr führen!

  • Bei Reanimationspflichtigkeit gibt es keine Kontraindikationen für eine systemische Lysetherapie!


Periphere arterielle Verschlusskrankheit : Abstract ?


(pAVK)

Bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) liegt ein teilweiser (Stenose) oder kompletter Verschluss (Okklusion) peripherer Arterien vor, der zu einer verminderten arteriellen Durchblutung führt.


Betroffen ist in den meisten Fällen die untere Extremität.


Ursächlich ist zu etwa 95% eine Atherosklerose, deren wichtigste Risikofaktoren Rauchen, Diabetes mellitus und arterielle Hypertonie sind.


Meist handelt es sich um chronische Prozesse, akute Arterienverschlüsse der Extremitäten sind vergleichsweise selten (siehe dazu: Akuter arterieller Extremitätenverschluss).


Diagnostisch wegweisend ist neben der körperlichen Untersuchung vor allem die farbkodierte Duplexsonografie sowie die Angiografie.


Die pAVK wird klinisch in vier Stadien (nach Fontaine) eingeteilt.


Therapeutisch wird ab Stadium I eine Modifizierung der Risikofaktoren, im Stadium II Gehtraining empfohlen.


Im Stadium III und IV oder bei einem akuten Gefäßverschluss sollten interventionelle (z.B. Angioplastie mit Stent-Einlage) oder operative Therapien (z.B. Bypass-OP) durchgeführt werden.


Die in den meisten Fällen ursächliche Atherosklerose ist nicht heilbar, weshalb der prophylaktischen Minimierung von Risikofaktoren wesentliche Bedeutung zukommt.


Damit kann auch das Risiko für das Auftreten eines akuten Koronarsyndroms und Schlaganfalls gesenkt werden.


N:

  • Abhängig von Begleiterkrankungen bzw. Risikofaktoren zeigt die pAVK ein unterschiedliches Befallsmuster: Bei Rauchern manifestiert sie sich eher im Becken, bei Diabetikern an Unterschenkel und Akren. Aber Vorsicht, Verwechslungsgefahr: Die Thrombangiitis obliterans, die vorwiegend junge Raucher betrifft, führt ebenso wie der Diabetes eher zu einem Befall der distalen und akralen Gefäße!

  • Die Befunde aus Anamnese, Inspektion, Auskultation und Palpation sollten immer zusammen beurteilt werden. Ein alleiniges Tasten der Pulse ist unzureichend und fehlerbehaftet!

  • Bei der durch eine Mikroangiopathie ausgelösten pAVK (bspw. im Rahmen eines Diabetes mellitus) können die Fußpulse weiterhin tastbar sein!

  • Bei Diabetikern zeigen sich aufgrund einer Mönckeberg-Mediasklerose in 10–30% der Fälle falsch hohe ABI-Werte!

  • Zur Abklärung einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) soll nicht primär eine Diagnostik mittels CT oder MRT durchgeführt werden. (DGIM - Klug entscheiden in der Angiologie)

  • Bei kritischer Extremitätenischämie ist ein Gehtraining kontraindiziert!

  • Bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit (pAVK) im klinischen Stadium II n. F. („Schaufensterkrankheit“) soll, wenn immer möglich, ein strukturiertes Gehtraining durchgeführt werden. (DGIM - Klug entscheiden in der Angiologie)

  • Bei (gleichzeitiger) Indikation zur oralen Antikoagulation soll wegen einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) eine zusätzliche Thrombozytenfunktionshemmung nicht erfolgen. (DGIM - Klug entscheiden in der Angiologie)

  • Aufgrund der niedrigeren Morbidität, Mortalität und Invasivität sowie der geringeren Kosten sollen bei einer notwendigen Revaskularisation wenn möglich primär interventionelle Maßnahmen angestrebt werden. Bei Femoralisgabelläsionen eignen sich interventionelle Verfahren jedoch nicht!

  • Bei asymptomatischer peripherer arterieller Verschlusskrankheit (PAVK) soll eine prophylaktische Gefäßrekonstruktion nicht erfolgen.

  • Aufgrund des hohen Risikos für weitere kardiovaskuläre Ereignisse sollte bei Diagnose und Therapie einer pAVK stets auch die erhöhte Gefahr eines Myokardinfarkts oder eines Schlaganfalls berücksichtigt werden!


Anämie : Abstract ?


Die Anämie ("Blutarmut") ist ein häufiger Befund in der Medizin.


Klinisch können sich Blässe und Abgeschlagenheit zeigen, insbesondere bei Belastung aufgrund einer verminderten Sauerstoffversorgung.


Bei einem langsamen, chronischen Geschehen führen allerdings Adaptationsvorgänge dazu, dass die Betroffenen trotz zum Teil deutlich erniedrigter Hämoglobin- und/oder Erythrozytenwerte lange keine Beschwerden empfinden und die Diagnose häufig als Zufallsbefund im Rahmen einer Routineblutuntersuchung gestellt wird.


Der weitaus häufigste Grund für die Entstehung einer Anämie ist ein Eisenmangel, der wiederum viele Ursachen haben kann wie beispielsweise chronische Blutverluste, Malnutrition oder -assimilation.


Differentialdiagnostisch ist die Einteilung in mikro-, normo- und makrozytäre Anämien der hilfreichste erste Schritt, da die möglichen Ursachen einer Anämie diesbezüglich zu charakteristischen Veränderungen führen.


Liegt beispielsweise ein Eisenmangel vor, kann nicht genügend Hämoglobin gebildet werden und es zeigen sich "zu kleine" Erythrozyten ("mikrozytär").


Liegt dagegen ein Folsäure- oder Vitamin B12-Mangel vor, können nicht genügend Zellen gebildet werden, sodass eine Überladung der Erythrozyten erfolgt und diese ein größeres Volumen aufweisen ("makrozytär").


Die Abklärung einer chronischen Anämie stellt keinen Notfall dar, gefährlich ist dagegen eine akute Blutung.


Hier darf man sich in keinem Fall auf Laborwerte verlassen, da sich erst verzögert ein Abfall der Blutwerte zeigt (durch kompensatorische Flüssigkeitsretention, die zur Verdünnung führt).


Aussagekräftig sind hingegen die Vitalparameter (Blutdruck und Herzfrequenz), die engmaschig zu überwachen sind.


Eine zügige und adäquate Einleitung weiterer diagnostischer und therapeutischer Schritte muss erfolgen.


N:

  • Auch bei bekannter chronischer Erkrankung können zusätzlich ein "echter" Eisenmangel oder andere Anämieursachen vorliegen!

  • Eine Knochenmarkinsuffizienz infolge ionisierender Strahlung oder obligat myelotoxischer Substanzen stellt definitionsgemäß keine Aplastische Anämie dar!


Eisenmangel : Abstract ?


(Eisenmangelanämie)

Eisenmangel ist weltweit die häufigste Mangelerkrankung des Menschen.


Die Ursachen für den Mangelzustand können sehr unterschiedlich sein, wobei verstärkte Menstruationsblutungen und Mangelernährung die häufigsten Gründe darstellen.


Da die Resorption von Eisen im Darm im Mangelzustand nur minimal gesteigert werden kann, ist auch nach Diagnosestellung ein chronischer langwieriger Verlauf nicht selten.


Klinisch kann ein Eisenmangel in eine Eisenmangelanämie übergehen und mit spezifischen Veränderungen (Mundwinkelrhagaden, Nagel- und Haarveränderungen) einhergehen.


Die Eisenmangelanämie ist in der Regel hypochrom und mikrozytär.


Differenzialdiagnostisch ist die Bestimmung von Ferritin entscheidend, da ein vermindertes Ferritin praktisch beweisend für einen Eisenmangel ist.


Ein erhöhtes Ferritin schließt aber eine Eisenmangelanämie nicht aus, da es als Akute-Phase-Protein bei Entzündungsprozessen erhöht sein kann und einen Mangel dadurch kaschiert.


N:

  • Neben einer Eisenbilanzstörung spielen insb. bei chronisch Kranken Eisenverwertungsstörungen eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Eisenmangelanämien!

  • Im Anfangsstadium einer Eisenmangelanämie können die Erythrozytenzahlen noch normwertig sein!

  • Eine Erhöhung des Ferritins schließt eine Eisenmangelanämie nicht aus. Bei gleichzeitiger chronischer Entzündung kann der Parameter erhöht sein!

  • Das Serumeisen ist ein wenig spezifischer Marker und unterliegt zirkadianen Schwankungen. Seine Bestimmung ist in der Diagnostik der Eisenmangelanämie obsolet!

  • Eine Ferritin-Erniedrigung bei erniedrigter Hämoglobinkonzentration ist für eine Eisenmangelanämie praktisch beweisend!

  • Ohne eine Abklärung der Ursachen sollte nicht wiederholt Eisen substituiert werden!

  • Die intravenöse Eisenapplikation birgt die Gefahr einer anaphylaktischen Reaktion bis hin zum Tod!


Thalassämie : Abstract ?


Thalassämien bezeichnen eine heterogene Gruppe genetisch bedingter Erkrankungen, die sich durch eine reduzierte oder fehlende Synthese bestimmter Globinketten definieren.


Je nach betroffenen Globin-Genen werden insb. α- und β-Thalassämien unterschieden.


Je nach Genotyp variiert die Klinik zwischen asymptomatischen, schwerwiegenden und auch letalen Verläufen.


Leitsymptom ist die mikrozytäre hypochrome Anämie.


Durch eine gesteigerte Erythropoese kommt es unbehandelt zu einer extramedullären Blutbildung, einer Hepatosplenomegalie und Wachstumsstörungen.


Bei den α-Thalassämien werden die Minorform (kaum Symptome), die HbH-Krankheit (milde bis moderate Symptome) und das Hb-Barts-Hydrops-fetalis-Syndrom (schwere Symptomatik, i.d.R. perinatales Versterben) unterschieden.


Je nach klinischem Bild erfolgt die Therapie wie bei den β-Thalassämien.


Bei den β-Thalassämien wird die Minorform (kaum Symptome) von der homozygoten Majorform unterschieden.


Letztere zeigt sich unbehandelt bereits im Kindesalter mit schweren Verläufen.


Die Therapie erfolgt symptomatisch durch Transfusionen, wobei durch die Gabe von Eisenchelatbildnern (z.B. Deferoxamin) versucht wird, die lebenslimitierenden Folgekomplikationen der sekundären Eisenüberladung abzuschwächen.


Eine kausale Therapie ist durch eine Stammzelltransplantation oder experimentell durch eine Gentherapie möglich.


N:

  • Bei Thalassämien liegt eine quantitative Störung der Globinketten-Synthese vor, während bei Hämoglobinopathien pathologisch veränderte Globinketten produziert werden!


Myelodysplastische Syndrome : Abstract ?


(Myelodysplastische Erkrankungen)

Die myelodysplastischen Syndrome (MDS) sind eine Gruppe von Erkrankungen, die auf genetischen Veränderungen bzw. Schädigungen hämatopoetischer Stammzellen des Knochenmarks beruhen.


Durch die klonale Vermehrung dieser in Funktion und Differenzierung gestörten Zellen wird die normale Blutbildung zunehmend verdrängt.


Im peripheren Blut fällt typischerweise eine Zytopenie auf, welche eine oder mehrere Zellreihen betreffen kann (Anämie, Leukozytopenie, Thrombozytopenie).


Das veränderte Blutbild ist häufig nur Zufallsbefund bei einer Routineuntersuchung, da die Erkrankung zunächst oft klinisch unauffällig verläuft.


Es können aber auch Symptome der Anämie, eine erhöhte Infektneigung und Blutungszeichen auffallen.


Die Knochenmarkpunktion ist diagnostisch wegweisend und zeigt typischerweise ein dysplastisch verändertes Knochenmark.


Myelodysplastische Syndrome entwickeln sich im hohen Lebensalter und zeigen häufig einen über Jahre andauernden langsamen Verlauf.


Risiko-Scores ermöglichen die Einschätzung der Prognose des Patienten hinsichtlich Überleben und Progressionsrisiko in eine akute myeloische Leukämie.


Je nach Krankheitsausprägung ergibt sich ein individuelles Therapiekonzept, das aus alleiniger Beobachtung („Watch and wait“), supportiver und/oder MDS-spezifischer Therapie sowie allogener Stammzelltransplantation bestehen kann.


N:

  • Bei MDS: Penie peripher (peripheres Blutbild) und Zellreichtum zentral (Knochenmarkshistologie)

  • Die allogene Stammzelltransplantation stellt die einzige kurative Therapieoption des myelodysplastischen Syndroms dar!


Author

Fehr Q.

Information

Last changed