Was ist die Definition von Psychotherapie nach Strotzka?
Ein bewusster und geplanter interaktioneller Prozess,
zur Beeinflussung von Verhaltensstörungen und
Leidenszuständen,
die in einem Konsensus (zwischen Patient:innen und Therapeut:innen) für behandlungsbedürftig gehalten werden,
mit psychologischen Mitteln,
meist verbal, aber auch averbal,
in Richtung auf ein definiertes, nach Möglichkeiten gemeinsames erarbeitetes Ziel,
mittels lehrbarer Techniken,
auf der Basis einer Theorie des normalen und pathologischen Verhaltens.
Was sind psychotherapeutische Grundorientierungen („Schulen“)?
Unterschiedliche psychotherapeutische Verfahren lassen sich auf übergeordnete theoretische Hintergrundannahmen beziehen
• Grundorientierungen sind eigenständige differenzierte Theoriesysteme (heute spricht man eher von Verfahren)
beinhalten Krankheits- und Störungstheorien
beinhalten Behandlungstheorien
Was sind unterschiedliche Methoden/Ansätze von Psychoanalytische Psychotherapie, Psychodynamische Psychotherapie, (Kognitive) Verhaltenstherapie
Psychoanalytische Psychotherapie
Gruppenpsychoanalyse
Individualpsychologie
Psychoanalytisch orientierte Psychotherapie
Psychodynamische Psychotherapie
Autogene Psychotherapie
Daseinsanalyse
Hypnosepsychotherapie
Transaktionsanalytische Psychotherapie
(Kognitive) Verhaltenstherapie
Verhaltenstherapie
Kognitive Therapie
3. Welle
Was hat Grawe postuliert?
Evidenzbasierte Verfahren, weniger “Glaube” und mehr Profession
—> Psychotherapie muss Evidenzbasiert sein
Psychoanalytische Psychotherapie:
Gibt es die “eine Psychoanalyse”?
Leidenszustände sind Ergebnis von was?
Nein, es gibt viele unterschiedliche Arten der Psychoanalyse.
Unterschiedlichen Schulen mit unterschiedlichen Konzepten (z.B. ichpsychologisch, selbstpsychologisch, kleinianisch).
Unterschiedliche Modelle hinsichtlich Störungsentwicklung und Menschenbild.
Leidenszustände sind Ergebnis unbewusster Konflikte und Folge traumatisierender Kindheitserfahrungen
Persönlichkeit wird aus drei psychologischen Instanzen geformt. Welches sind diese? Wie wird das das Wechselspiel zwischen den Instanzen bezeichnet?
Es (grundlegende Bedürfnisse: Nahrung, Wärme,
Zuwendung, Sexualität)
Ich (vermittelt zwischen den Ansprüchen des Es und
den Anforderungen der Realität)
Überich (moralische Normen der Gesellschaft)
Wechselspiel zwischen den Instanzen (Es, Ich und Überich) wird als Psychodynamik der Persönlichkeit bezeichnet
Stadien der psychosexuellen Entwicklung nach Freud
Entwicklung der Persönlichkeit in vier aufeinanderfolgenden Phasen
Orale Phase (0-18 Monate) – Lustgewinn aus Nahrungsaufnahme
Anale Phase (18 Monate - 3 Lj.) – Lustgewinn durch Abgeben und Zurückhalten von Körperausscheidungen
Phallische Phase (3-5 Lj.) – Lustgewinn durch Stimulation der Genitalien
Latenzphase (5-13 Lj.) – Es-Impulse sind weniger relevant
Genitale Phase (Erwachsenenalter) – heterosexuelle
Interessen herrschen vor
In jeder Phase können Konflikte entstehen, die mehr oder minder gut gelöst werden
Konflikte stehen im Zusammenhang mit psychischen Störungen (z.B. Anale Phase —> Zwangsstörung)
Zentrale Konzepte der Psychoanalyse: Wie ensteht eine Störung?
Störungdefinition entspricht nicht der wie sie in der Klassifikation zu finden sind.
Was ist unbewusster Konflikt?
Beruht auf der Unvereinbarkeit von kindlichen Impulsen oder Wünschen und elterlichen Anforderungen
Diese Unvereinbarkeit führt zu Kompromissleistungen => Symptomatik
Der unbewusste Konflikt ist die Grundlage des bewussten Konflikts
Bespiel: Bewusster Konflikt: Unentschlossenheit, die
Arbeitsstelle zu wechseln
Unbewusster Konflikt: Darf ich mich Ablösen oder werden meine Eltern dann übermäßig traurig?
Was sind unbewusste Fantasie? Wie können diese aufgedeckt werden?
Kindlicher Lösungsversuch für einen unbewussten Konflikt
Beispiel: „Wenn mir ein Geschwister ungerechtfertigter Weise vorgezogen wird und ich auf die Äußerungen meiner Wut verzichten muss, weil ich sonst alle liebe meiner Eltern verliere, werde ich mir zumindest in der Fantasie ausmalen, wie ich ich andere Menschen dafür bestrafen kann.“
Unbewusste Fantasien können in der Therapie aufgedeckt und bearbeitet werden, z.B. durch freie Assoziationen oder die Analyse von Träumen
Was ist nach Freud Traumatisierung?
Das subjektive Erleben von belastenden Ereignissen
Überfordert Bewältigungs- und Abwehrkompetenzen
Nicht gleichzusetzen mit dem Störungsbild der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS), weil es in der Psychoanalsyse sehr viel niedrigschwelliger verwendet wird
PTBS erfordert das Vorliegen bestimmter Kriterien (DSM oder ICD)
Was ist Entwicklungshemmung?
Unbewusste Konflikte, Traumatisierungen oder unbewusste Fantasien führen zu Entwicklungshemmungen
Beispiel: Ein Kind erforscht nicht mehr neugierig sein Umwelt
Was sind die 3 resultierenden Störungen?
Unbewusste Konflikte, Fantasien, pathogene Überzeugungen, Traumatisierungen und Entwicklungshemmungen können zu weiteren Störungen führen:
Ich-strukturellen Beeinträchtigungen:
Probleme bezüglich Selbstwahrnehmung, Affektdifferenzierung und -steuerung, kommunikative Kompetenzen, Bindungsfähigkeit
Selbstwertstörung:
Probleme des Selbstwertgefühls
Persönlichkeitsstörung:
Ausbildung best. Eigentümlichkeiten und Persönlichkeitszüge (z.B. Misstrauen, Rechthaberei, Eigenwilligkeit)
Nicht identisch mit Persönlichkeitsstörungen (nach DSM
oder ICD)
Was sind 3 Psychoanalytische Modelle und Implikationen?
Alle drei Modelle können auch gemischt werden.
Triebkonflikt —> Klassisch, Freud, Traumatisierungen
Menschenbild: moderate Chance die Treibe zu kontrollieren, Traumatisierung und Konflikte unvermeidbar
Entwiscklungsdefizit —> Ich-Defizit, etwas neuer, betont Elterndefizite, Entwicklung eines falschen Selbst
Menschenbild: Rolle der Eltern wichtig (Einfühlsamkeit —> Weniger Störungen)
Beziehungskonflikt —> Noch neuer, interpersonell und intrapsych, Beziehungen nicht nur zu Eltern
Menschenbild: Neuer Beziehungen werden so eingegangen wie die alten Beziehungen waren (Gewohnheit)
Das Triebkonflikt-Modell ist am meisten ein Defizitorientiertes Modell!
Was sind Abwehrmechanism? Was sind die 7 Abwehrmechanism?
Unbewusste Strategie zur Reduktion von Ängsten/inneren Konflikte (führt allerdings zur Realitätsverzerrung)
Was sind Kritische Aspekte der analytischen/ psychodynamischen Perspektive?
Theorie basiert auf Einzelfallbeobachtungen
Selektive Stichprobe (gut situiert und gebildet)
Beeinflussung der Probanden durch hypothesenbestätigendes Vorgehen (keine wissenschaftliche Hypothesenprüfung)
Zentrale Konzepte der Theorie sind schwer zu messen (operationalisieren)und objektiv zu definieren (z.B. das Unbewusste, Es, Über-Ich)
=> Theorie ist empirisch nur schwer überprüfbar und nicht hinreichend fundiert
Psychoanalyse als Therapie:
Wie lange?
Wie viele Sitzungen die Woche?
Wie sitzen sie im Raum?
240 Stunden (können auf 300 Stunden aufgestockt werden) Therapiesitzungen
3-4 Sitzungen in der Woche
Regression soll gefördert werden, Reaktionen
des Analytikers sollen nicht beeinflussen
Patient:innen liegen auf einer Behandlungscouch
Patient:innen sind außerhalb des Blickfeldes des/r Analytiker/in
Psychoanalyse als Therapie: Übertragung
Wiederholung alter Beziehungserlebnisse und - wünsche, die unbewusst den jetzigen Umgang mit neuen wichtigen Beziehungspersonen färben
Z.B. ein Analytiker:in wird im Erstgespräch als zudringlich oder sehr kompetent wahrgenommen
Wahrnehmungen sind Ausdruck bisheriger Lebenserfahrungen
Wahrnehmung der Patient:innen gibt Hinweise auf die zugrundeliegende Persönlichkeitsstruktur/Störung
Psychische Gesundheit ist mit einer adäquaten Wahrnehmung korreliert
—> Je adäquater, desto gesünder ist die Person
Übertragung im Triebkonflikt-Modell, Entwicklungs-Defizit-Modell und Beziehungskonflikt-Modell
Triebkonflikt-Modell —> Auf Kindheit bezogen; Die Übertragung ist überwiegend eine Verzerrung, weil der Analytiker aufgrund seiner anonymen und neutralen Haltung lediglich ein Projektionsschirm ist und so gut wie nichts oder nur sehr wenig zur analytischen Interaktion an eigenen Einflüssen beiträgt
Entwicklungs-Defizit-Modell —> Übertragungen sind Ausdruck fehlgeschlagener Entwicklungsbedürfnisse und Motivationssysteme, die in der Gegenwart zu einem guten Ende gebracht werden sollen.
Beziehungskonflikt-Modell —> Die Eindrücke des Patienten von seinem Analytiker sind keine Verzerrung, sondern eine wichtige Informationsquelle darüber, wie letzterer - ihm selbst nicht bewusst - die Beziehung erlebt und gestaltet.
Wie gehen die 3 gängigen Modelle der Psychoanalyse mit Übertragung um?
Triebkonflikt-Modell: auf Vergangenheit bezogen
Entwicklungs-Defizit-Modell: Im Vordergrund steht zudem nicht so sehr, was der Patient unbewusst an vergangenen konflikthaften Erfahrungen inszeniert, sondern was er für seine Entwicklung benötigt (z. B. Selbstobjekterfahrungen).
Beziehungskonflikt-Modell: Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht, wie die bewusste und unbewusste Kommunikation aufgrund persönlichkeitsspezifischer
interpersoneller und situativer Faktoren gestaltet wird.
Was ist Gegenübertragung?
Gegenübertragung ist die unbewusste Reaktion der Analytiker:innen auf die Übertragung der Patient:innen
Z.B. die Reaktion des Analytikers auf das abwertende Verhalten eines Patienten
Stellt eine wichtige Erkenntnismöglichkeit für die unbewussten Reaktionen von Patient:innen dar
Was ist Widerstand in der Psychoanalytischen Therapie?
Wann tritt es auf?
Alle Phänomene im Therapieprozess, die sich dem Erreichen der Therapieziele entgegensetzen
Beispiele: Schweigen, erzählen trivialer Ereignisse, vermeiden bestimmter Themen
Wird als ein Schutzmechanismus vor ängstigenden, beschämenden, Schuld erzeugenden oder Selbstwert verunsichernden Erfahrungen zu schützen
Tritt in der Therapie zu tage, wenn beispielsweise Erkenntnisse offengelegt werden (z.B. Leistungserwartung hat mit der Beziehung zu Ihrem Vater zu tun)
Beschreibt fehlende Verhaltensänderungen trotzt offengelegter Erkenntnis
Widerstand nach den 3 Modellen.
Triebkonflikt-Modell: Um Angst, Scham, Schuld, Depression und andere stark unlustvolle Affekte zu vermeiden. Mit ständigem Widerstand ist zu rechenen
Entwicklungs-Defizit-Modell: Wenn Therapeut einfühlsam und geschickt dann weniger Widerstand
Beziehungskonflikt-Modell: Es muss von konstantem Widerstand ausgegangen werden aber Analytiker spielt wichtige Rolle dies zu verringern
Freie Assoziation: Was ist das und wofür?
Der Patient kann alles mitteilen, was in an Empfindungen, Einfällen, Gedanken und Fantasien in den Kopf kommt
Besonders das Unwichtige, Unangenehme oder Peinliche
Hierdurch sollen ins Unbewusste verdrängte Affekte, Gedanken, Wünsche und Fantasien wieder dem Bewusstsein zugänglich gemacht werden
Was heißt gleichschwebende Aufmerksamkeit?
Haltung des/r Therapeuten/in
Hört Patient:innen zu, ohne Einfälle zu gewichten
Überlässt sich beim Zuhören seinen Einfällen und Assoziationen
Analyse von Gegenübertragungsprozessen kommt dabei eine wichtige Rolle zu
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