Phasen der pränatalen Entwicklung
Bis 8. Schwangerschaftswoche - EMBRYO
Extremitäten und alle zentralen Organe werden angelegt (Zellteilung, Zellmigration, Spezialisierung und Absterben von Zellen).
9. Woche bis Geburt - FETUS (FÖTUS)
Weiterentwicklung der körperlichen Strukturen, schnelles Körperwachstum. Sensorische Erfahrung, Lernen.
Pränatale Entwicklung - Embryo
4. Woche:
Extremitäten werden angelegt / Augen, Ohren und Verdauungssystem nehmen Form an / Hauptschlagadern sind gebildet / Bildung von Nervenzellen
5. Woche:
Bronchien werden angelegt / Erste Muskel-zellen bilden sich / Hände beginnen zu wachsen
6. / 7. Woche:
Der Kopfbereich entwickelt sich früher als vom Kopf entferntere Regionen = Cephalo-Caudal-Trend
Gesicht nimmt Gestalt an
Erste Spontanbewegungen /
Rasches Gehirnwachstum (1000 Neuronen pro Min.)
Pränatale Entwicklung - Fötus
3. Monat:
Skelett verfestigt sich
Alle Organe und Gewebearten sind angelegt
Berührungen an Händen und Füßen lösen Greifbewegungen aus
Geschlecht äußerlich erkennbar (11-12 Wochen)
5. bis 9. Monat der Schwangerschaft:
Verstärktes Längenwachstum / Unterhautfettgewebe wird gebildet / Lungenreifung! / Starkes Gehirnwachstum!
Bewegungen der Extremitäten lassen nach; parallel dazu beginnen sich die höheren Hirnregionen zu entwickeln.
Gehirnentwicklung
Entwicklungsprozesse
Neurogenese: 3.-4.pränatale Woche:
250 T neue Zellen pro Minute –Neurogenese etwa 18 Wochen nach Befruchtung weitgehend abgeschlossen.(Ausnahme: Hippocampus weitere Neuronenbildung auch noch im Erwachsenenalter —> Gedächtnis)
Wachstum und Differenzierung der Neurone
Vergrößerung des Dendriten-Baums, Bildung von Stacheln (Auswüchse auf den Dendriten), die die Fähigkeit erhöhen, Verbindungen mit anderen Neuronen einzugehen.
Periode des stärksten Wachstums und der Differenzierung von Neuronen nach der Geburt.
Myelinisierung
die Bildung einer lipidreichen Schicht um die Axone von Neuronen (elektr. Isolierung). Beginnt vor der Geburt und dauert bis ins Jugendalter fort
Wichtige postnatale Entwicklungsschritte
• Axonwachstum
• Dendritenbildung
• Myelinisierung (wenn Axone weitgehend ausgewachsen sind)
• Synaptogenese / Spreading (Bildung und Ausbreitung von Synapsen)
• Pruning (Abbau überschüssiger Synapsen)
• Apoptose (programmierter Zelltod, hier von Neuronen)
Wie entwicklet sich das Gehirn?
Pränatale Entwicklung des gehirns
-> Volumen etc. -> nachvollziehen können, weshalb Funktionen von Kindern noch nicht denen von Erwachsenen entspricht
Wie kommt es zur Volumenveränderungen?
Anzahl der Neurone nach der Geburt weitgehend konstant
Reifung der Neurone
Längenwachstum der Axone
Myelinisierung der Axone (siehe auch nächste Folie)
Synaptogenese (Synapsenbildung)
Höhepunkt der Synaptogenese…
im sensumotorischen Cortex bei Geburt
in parietalen und temporalen, assoziativen Regionen letztes Drittel d. 1.LJ
im Präfrontalcortex während des Vorschulalters
Adoleszenz:
Anteil grauer Substanz (Zellkörper und synapt. Kontakte) steigt stark an und fällt dann wieder ab -> “Zweite Welle“ der Synaptogenese und des Synapsensterbens
Vernetzung mit anderen Neuronen (Spreading)
zwischen 2. und 6. Lebensjahr höchster Vernetzungsgrad (im Vgl. zu anderen Lebensabschnitten/Phasen)
große Range (große Varianz)
Die Bedeutung der Erfahrung
Neuronale Plastizität
Erfahrungserwartende Prozesse (experience expectant)
Universelle Erfahrungen (z.B. visuelle Stimulation in normaler Umgebung) werden vom Gehirn “erwartet”.
Wenn eine solche Erfahrung unterbleibt, können Defizite auftreten.
Spezielle Sensitivität für bestimmte Arten von Stimulation in bestimmten Zeitabschnitten -> Sensible Phasen (siehe Sitzung 2)
-> vgl. Synaptogenese im visuellen Cortex zwischen 6. und 8. Monat
-> Danach Abbau nicht genutzter Verbindungen
Erfahrungsabhängige Prozesse (experience dependent)
Nervenverbindungen werden im Laufe des Lebens als Funktion der individuellen Erfahrung hergestellt und restrukturiert. (Bsp.: Effekte der Umwelterfahrung bei Tieren).
Spezielle Effekte aufgrund spezifischer Fertigkeiten, (z.B. bei Cellisten verstärkte corticale Repräsentation der Finger der linken Hand)
Motorik
Aktivierungszustände des Neugeborenen:
Die motorische Ausstattung des Neugeborenen
Augenbewegung
Bewegungen sind allgemein noch fahrig, manchmal zittrig,
und nur grob gerichtet, Strampeln erfolgt ruckartig
Daumen lutschen
Hände sind meist zur Faust geballt
Kopf kann noch nicht selbständig gehalten werden
Mimik
Reflexe
Reaktionen erfolgen mit Zeitverzögerung
Strampeln
Schreien
Neugeborenenreflexe:
Welche Reflexe haben welche Funktion?
Schreireflex, Mororeflex, Greifreflex, Wangensuchreflex, Saugreflex, Schluckreflex, Schwimmreflex, Atemschutzreflex
Evolutionär begründet (Nahrung, Schutz, Befriedigung primärer Bedürfnisse die Kinder selber nicht befriedigen können)
Sicherstellung der Grundversorgung mit nahrung
Sicherstellung von Kontakt
Vorbereitung auf spätere Bewegung
Schutz vor schädlichen Reizen
Zusammenhang körperliche und motorische Entwicklung
6 Wochen (3 Wochen - 4 Monate)
Kopf wird aufrecht gehalten (6 Wochen Durchschnit; Range 3 Wochen - 4 Monaten)
2 Monate (3 Wochen - 4 Monate)
hebt sich an den armen hoch
7 Monate (5-9 Monate)
sitzt allein
—> reicht nur rot markierten zu lernen
11 Monate (9-16 Monate)
steht alleine
11 Monate, 3 Wochen (9-17 Monate)
geht alleine
16 Monate (12-23 Monate)
geht Treppen mit Hilfe hoch
Weitere Veränderungen der Grobmotorik im Kindergartenalter & Grundschulalter
Zunehmende Integration einzelner Bewegungen .
Verbesserung der Balance.
Werfen und Fangen: Kinder lernen zunehmend besser, Werf- und Fangbewegungen mit ihrem gesamten Körper abzufedern
Laufen: vom Pinguingang zum richtigen rennen (Füße geradeaus, Knie anheben, Arme schwingen).
Fünfjährige rennen im Schnitt doppelt so schnell wie Zweijährige
weitere Veränderungen der Grobmotorik im Grundschulalter
Zunahme an:
Agilität (Schnelligkeit und Genauigkeit von Bewegungen)
Körperbalance (z.B. Schwebebalken)
Flexibilität
Muskelkraft
Reaktionsgeschwindigkeit verdoppelt sich zwischen 6 und
14 Jahren
Feinmotorik
Frühes Sensorisches Erleben
—> Alle Fähigkeiten, bis auf Sehen, sehr früh hervorragend ausgebildet
Elementare Kognitive Prozesse - Frühe Lernformen
Habituationslernen und Gedächtnis
Habituation: Gewöhnung an einen wiederholt dargebotenen Reiz
-> frühe Form des Lernens
Habituation und Gedächtnis: Unter Gedächtnis versteht man die Fähigkeit, aufgenommene Information zu encodieren, zu speichern und wieder abzurufen.
-> Kind weiß, dass es wiederholt stimuliert wurde (zeigt daher weniger Interesse/ Langweile)
Eines der wichtigsten Paradigmen innerhalb der Säuglingsforschung: Habituations-Dishabituationsparadigma
-> Kind ist in der Lage Unterschied zu bemerken
-> bsp: zwei verschiedene Eissorten; Süß/Bitter
Habituation und Dishabituation:
Zugrundeliegende Prozesse: drei + Zwei Modell Verusch diese zu erklären
-> nur roten Kasten lernen
-> was wird angenommne,welche kognitiven Prozesse beim Habituationsschemata eine Rolle spielen und erklären, weshalb Aufmerksamkeit nachlässt
-> nach jedem Wiederholen muss ich Information wieder abrufen (herholen -> um mit aktueller Info zu vergleichen)
-> Enkodierung, Abruf, Vergleich -> kognitiver Prozess der Habituation
Habituationslernen
Habituation als wichtiges generelles Maß der Informationsverarbeitung
Höhere Vorhersagegüte für spätere Intelligenz als herkömmliche Entwicklungstests
Habituation findet bereits im Mutterleib statt
(Habituation an akustische Reize ab 23.SSW)
—> Habituation an akustische Geräusche bereits während der Schwangerschaft
Pränatales Lernen / Gedächtnis
Frühe Gewöhnung / Habituation an akustische Reize
(Abnahme der Reaktion auf wiederholte oder andauernde Reizung)
Abhängige Messung: z.B: Herzschlagrate
Habituationsreaktionen sind ab der 32. SSW voll ausgebildet (akust. Reize schon ab 23. SSW)
Erinnerung an Reize bis 24 Stunden später möglich (ab ca. 37. Woche)
Vorgeburtliches Gedächtnis für Stimmen und Geschichten
-> Kind kann Informationen enkodieren und wieder abrufen (mentale Repräsentationen abrufen)
-> Form des Operanten Konditionieren (saugt sich die Geschichte heran, die es gerne hört (Bekannte aus der Schwangerschaft)
Weitere frühe Lernprozesse
Klassisches Konditionieren
Bereits beim Fötus nachweisbar (z.B. motor. Reaktionen / EEG oder MEG Messungen)
Operantes Konditionieren
Lernen über Verhaltenskonsequenzen.
Bereits bei Neugeborenen nachweisbar.
(In der Säuglingsforschung v.a. Mechanismus der positiven Verstärkung)
Antizipatorisches Schauen
Regelmäßigkeiten erkennen und für Vorhersagen nutzen.
Ab 3 Monaten bei simplen visuellen Reizdarbietungen nachweisbar.
Korrelation mit späterem IQ.
Beobachtungslernen
Form des sozialen Lernens
Ergänzung:
Korrelation mit IQ (Messung möglich ab ca. 5 Jahren)
Beobachtungslernen (soziales lernen): brauche Partner zum beobachten (Enkodieren was andere machen -> Nachahmung)
Warum Nachahmung? (Zunge rausstrecken etc.) -> möglicherweise Zeichen dafür, dass Kinder erregt sind (Aufmerksamkeit); Spiegelneuronen
-> Neugeborenen Imitation;
Sophisticated: soziales Lernen (lernen von anderen); weniger Sophisticated: pure Erregbarkeit
Lernen durch Instruktion
Beobachtungslernen (Form des sozialen Lernens)
Ergänzungen:
Local Enhancement:
Affe lernt aus Beobachtung, das Futter weiter oben ist (nach oben greifen, Banane auf Baum)
Emulation
Versteht, warum es sinnvoll ist z.B. Stock zu nutzen um an Gegenstand zu gelangen
Mimicry
Reine Nachahmung (ohen wirkliches Nachdenken; denken über Zusammenhänge)
Egal, was ich später in der Hand habe (geht nur um nachahmung der Handlung)
Blind imitaion
Affe weiß das Handlung zum Ziel führt, weiß aber nicht wieso
-> Alles soziales Lernen
-> vorsicht bei Interpretation (was wurde imitiert?!, wie?)
-> Boebachtungslernen: frühe Form des sozialen Lernens
Imitationsverhalten in der Entwicklung
Neugeborenenimitation
Nur Handlungen, die im Verhaltensrepertoire des Kindes liegen.
Streit ob es sich hierbei um Reflexe oder Imitation handelt.
In den nächsten Monaten verschwindet dieses Verhalten
Ab 6 Mon:
Einzelne Einfache Handlungen aus Handlungssequenzen werden imitiert.
z.T. auch Handlungen, die nicht im eigenen Repertoire liegen werden nachgemacht, jedoch nur nach häufiger Demonstration.
Ab 9 Mon:
Auch neue Handlungen werden imitiert, selbst bei nur einmaliger Demonstration.
Verzögerte Imitation.
Ab 14-18 Mon:
Ziel (Intention) einer Handlung rückt in den Vordergrund.
Fehlerhafte Handlungen werden „korrekt“ nachgemacht.
Mimicry auch eine Form der Imitation
Allgemein - Neuron
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