Menschenbilder (nach Weiner, 1992)
Mechanische Menschenbilder
gehen vom mensch als eine Maschine aus, die über bestimmte Regelkreisläufe funktioniert
Menschen als Maschinen
-> Biologische Theorien (Darwin, Dawkins)
-> Instinkttheorien
-> Triebtheorien (Hull)
-> Psychoanalytische Theorien (Freud)
Humanistisches Menschenbild
Menschen als Einheit („gott-gleich“ mit Kognitionen ausgestattet)
gründen auf dem Menschenbild eines bewussten Individuums, dass ENtscheidungen kognitiv abwägt und willentlich fällt
->Attributionstheorien (Heider, Kelly, Seligman, Weiner)
-> Erwartung x Wert -Modelle (Atkinson)
Heute: Menschen als Maschinen
Psycho-Dynamik nach Freud
Instinkte nach Tinbergen und Lorenz
Sozio-Biologie (relative kurz)
Freuds Psycho-Dynamischer Ansatz
Immer noch relevant!
Bewusstheit von Motiven
Energetische Annahmen
Kognition–Motivation –Emotion Unterteilung
Zwei grundlegende Prinzipien
Homöostase
das Bestreben des Organismus, ein internes Gleichgewicht aufrecht zu erhalten
Beispiele:
Wärme => Schwitzen
Kälte => Zittern
Hunger => Nahrungsbezogene Aktivität
Zielzustand des Equilibriums; gilt für biologische Zustände und für psychologische
Zielzustand ≠ Ist-Zustand = Handlung
Hedonismus
Lust und Glück als Hauptziele im Leben (s.a. Positive Affektbilanz)
Glück als Ziel des Lebens
Glück = Zustand des Equilibriums = keine Aktivität des Individuums
Folgerungen bei Freud
Zufriedene Individuen zeigen keine Aktivität
Aktivität und Suche nach Stimulation zeigt Unzufriedenheit an (Zustand der Unlust motiviert das Verhalten)
„Rückkehr in den Mutterleib“
-> alle Bedürfnisse sind gestillt
-> Todestrieb als finale Ruhe
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Dynamische Aspekte der Psyche
Energie
Idee, dass es eine Energie gibt, alle Dinge antreibt
Mensch als geschlossenes Energiesystem; Energie bleibt über die Zeit konstant
Unterscheidung zwischen kinetischer (gebundener) Energie und freier Energie
Gebundene Energie = Kathexis; Energie ist gebunden von einem erwünschten Objekt. Wenn alle Energie frei ist, ist der Mensch glücklich
Zentrale Elemente von Freuds Ansatz
Struktur
Es (Unbewusstsein)
Ich (Zwischen Bewusstsein und Unbewusstsein)
Über-Ich
Dynamik (Triebe)
Lebenstrieb („Eros“)
Todestrieb („Thanatos“)
Ebenen der Persönlichkeit
das Bewußte
das Vor-Bewußte
das Unbewußte (überwiegt)
Struktur: Das ES
Sitz der gesamten psychischen Energie
kann ein gestörtes Equilibrium nicht ertragen und reagiert nach dem Lustprinzip
Beherbergt die angeboren Triebe / Instinkte
Größenteils unbewusst
Quelle psychischer Spannungen
Charakterisiert durch Primärprozess
-> verlangt direkte Triebbefriedigung
-> Unlogisch
-> Zeitlos
-> Kein Unterscheidung zwischen real und irreal
-> Wunscherfüllung durch Imagination
Primäres Handlungs- und Denkmodell; Implikation:
Reine Befriedigung von Bedürfnissen mittels Vorstellung bei Es ist möglich und würde dazu führen, dass Mensch verhungert
daher Ausbildung des Ich aus Randbereichen des Es notwendig für Überleben
Struktur: Das Ich
Kontrollinstanz der Psyche; z.B. Belohnungsaufschub
Dem Realitätsprinzip verpflichtet
-> Strebt auch nach Lusterfüllung, bezieht aber die Einschränkungen der Realität mit ein (AUfschub von Triebbefriedigung)
Charakterisiert durch Sekundärprozess
->„erwachsenes Denken“
-> Unterscheidung Realität und Imagination
-> Zeitlicher Orientierung
-> Denken, Willen, Logik, Gedächtnis (Werkzeuge des Ichs)
-> Willkürmotorik: (nicht nur Reflexe wie bei ES -> kann mich auf etwas konzentrieren und irrelevante Triebe ignorieren)
Struktur: Das Über Ich
entwickelt sich als letzte Instanz
durch Identifikation mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil
kann moralisches Verhalten mit Stolz belohnen („Ich-Ideal“)
kann unmoralisches Verhalten mit Schuldgefühlen bestrafen („Gewissen“)
Zusammenfassung
Triebe energetisieren das Verhalten
Sitz der Triebe ist das ES(daraus folgt, dass sich Menschen der „wahren“ Gründe für ihr Verhalten nicht bewusst sind!)
Primär-und Sekundärdenken haben letztendlich Trieb-Befriedigung zum Ziel
Empirische Tests
Problem:
Der psychodynamische Ansatz kann post-hoc jedes empirische Ergebnis erklären
Empirische Überprüfung: Schwierig wegen tautologischem zirkelschluss
Beispiel: Ödipus-Komplex
Hypothese: Sohn liebt die Mutter und möchte den Vater töten
Empirischer Befund: Sohn hasst die Mutter und liebt den Vater
Erklärung: Verdrängung/Sublimierung des ursprünglichen Triebes
Empirischer Test: Katharsis
Klare Aussage der Theorie:
Vorgestellte Handlungen sollten Triebe genauso befriedigen wie tatsächliche Handlungen
Folgerung:
Sex vorstellen sollte Sexualbedürfnisse befriedigen
Leistung beobachten sollte Leistungsmotivation reduzieren
Macht beobachten sollte Machtmotivation reduzieren
Katharsis und Aggression
Meisten Studien zeigen das Gegenteil
Aggressives Verhalten zeigen führt zu mehr aggressivem Verhalten (Aggressionen vorstellen führt zu mehr Aggressionen)
Katharsis Konzept wurde von Bushman, Baumeister, & Stack (1999) geprüft:
Vpn prügeln auf Sandsack sein und bestarfen Mitspieler in fiktivem Spiel mit unterschiedlicher lautstärke (Einstellen der Lautstärke)
Ergebnis: Wunsch, den Sandsack zu schlagen korreliert hoch mit Aggression gegenüber den Mitmenschen in den weiteren Trials nach dem ersten
Empirie widerspricht somit Theorie der „Katharsis“
Einschlagen auf Boxsack verstärkt aggressiven Trieb statt ihn zu reduzieren
Kritsiche Würdigung
keine „Theorie“ im strengen Sinne (nicht zu testen)
basiert auf wenigen klinischen Beobachtungen
hoher heuristischen Wert
Basis für viele folgende Theorien
Verhaltensforschung
Zentrales Konzept: Instinkt(s. aber Probleme des Instinktbegriffs)
Präzisierung
Instinktives Verhalten
= Verhaltensmuster, die nach einem fixen Schema ablaufen
Netze von Spinnen / Paarungsrituale
Ungelerntes, unveränderliches, typisches Verhalten
Wird von allen Individuen einer Spezies gezeigt, die sich in der gleichen Situation und im gleichen Entwicklungsstadium befinden
Häufig Verhaltenssequenzen: Vogelgesang, Nestbau, Spinnennetze, etc.
Genetisch veranlagt
Instinkt
= (spezifische motivationale Tendenz)
Handlungspotenziale, deren Ziel fix ist, das Verhalten um das Ziel zu erreichen kann jedoch vielfältig sein (s. Freud und aggressives Verhalten)
Unterschied zu Trieb:
Lebenstrieb („Eros“) kann zu unterschiedlichstem Verhalten führen (z.B. lohnbringende Arbeit, kreatives Schaffen)
Instinkt löst lediglich ein Verhalten aus
Trieb kann menschliches Verhalten erklären, Begriff Instinkt wird vor allem im Bereich tierischen Verhaltens verwendet
Bekannteste Vertreter: Nikolaas Tinbergen und Konrad Lorenz
Lorenz hydrauliches Instinktmodell
Das Modell ist bildlich zu veranschaulichen anhand eines Wassertanks, dessen Schleusen sich hydraulich öffnen
das Gewicht an der Schleusenöffnung sind die Reize
das Wasser stellt die Triebenergie und somit die motivationale Kraft dar
wenn viel Wasser im Tank ist (starke Motivation), kann auch ohne das Ziehen des Gewichtes an der Schleusenöffnung (Reize) eine Reaktion erfolgen
umgekehrt kann auch bei wenig Wasser im Tank (Motivation) durch ein schweres Gewicht (Reiz) die Schleuse geöffnet werden und zu einer Reaktion kommen
Empirische Belege des Hydraulischen Modells
Vakuum-Verhalten (Leerlaufhandlungen)
volles Energiereservoir führt zu Verhalten, obwohl kein Reiz da ist
Verhalten wurde lange nicht ausgeführt (seit 3 Monaten keinen Wutanfall)
Vögel baune Nest, weil lange nicht mehr gemacht
Übersprungshandlungen
das Energiereservoir ist voll und daher wird bei Konflikten zwischen Reaktionsmustern eine unpassende Reaktion ausgeführt (unangemessenen/ nicht zielführendes Verhalten)
Hund will Hasen jagen, ist an der Leine -> fängt an sich zu säubern
bereits sehr wütend am tag —> dummer Kommentar —> Ausbrauch
-> diese handlungen können mit dem Modell gut belegt werden
Schlüssel Schloss Prinzip
Instinkt (z.B. Mutterinstinkt)
Schlüssel (Reiz) = weinen des Kindes
Schloss = Mutter reagiert und kümmer sich
—> Mutter und Kind als Schlüssel & Schloss
Frosch & Fliege
—> bei uns würde vorbeifliegen einer Fliege keine Reaktion auslösen
Kritische Würdigung des Modells
postuliertes „Energiereservoir“ lässt sich empirisch nicht nachweisen
Modell ist sinnvoll zur Erklärung von reaktivem Tierverhalten, nicht für willkürliches (i.S.v. bewussten Handlungen, Verwenden von Konitionen etc.)
„willkürliches“ Verhalten kann nicht erklärt werden
Phänomene der Übersprungshandlungund der Leerlaufhandlung sind schwer anders zu erklären(z.B. lerntheoretisch) —> Lassen sich durch Theorie gut erklären
Soziobiologische Ansätze
Sozio-Biologie
Funktion des Verhaltens in einem evolutionären Kontext
Grundlegende Annahme (Darwin)
Verhalten wird von distalen, ultimaten Determinanten (Gene, Überleben der Art) bestimmt
Menschen sind sich der ultimativen Ziele ihres Verhaltens nicht bewusst
Das verhalten ist flexibel und sicher das Überleben des Gen-Pools
Alle Organismen sind
-> Überlebensmaschinen
-> Genom-Produzenten
-> jeder für sich; fittere gewinnt
-> Darkin -> nicht ich allein (survival of the fittest) sondern auch retten von Family
Kritische Würdigung
hoher heuristischer Wert
schwer empirisch zu testen
rein mechanistisches Menschenbild; soweit gehend, dass sich nur einzelne Gene reproduzieren wollen
empirische Überprüfung mit Fragebögen zu familiären EInschätzungen (z.B. Kind welchen Alters retten; Wichtigkeit der großeltern) -> schwer zu testen!
Beispielfragen:
Würden Sie ihr 20-jähriges oder 40-jähriges Kind retten?
Wer freut sich mehr über Nachwuchs: Die Mutter der Mutter oder die Mutter des Vaters?
Egoistische Gene und Altruismus
Altruismus ist auch egoistisch, denn es dient der Reproduktion der eigenen Gene
Vorhersage:
Altruismus stark, wenn er mit großer Wahrscheinlichkeit zur Reproduktion der eigenen Genen führt
Z.B.: Präferenz für Familienangehörige
Egoistische Gene und Altruismus (nach Dawkin)
Altruismus ist auch egoistisch, denn er dient der Reproduktion der eigenen Gene
Vergleichende Würdigung dieser mechanistsichen Ansätz
Psychodynamisch
keine Theoire im eigentlichen Sinne -> empirisch schwer zu überprüfen
Basis für Folgetheorien
proximale determinanten von Verhalten (Hormone & Umwelt)
unterscheidung instinkt & instinktives Verhalten
erklärt eher Tierverhalten als willkürliches menschliches
Energiereservoir nicht empirisch prüfbar
Soziobiologisch
hoher heuristsicher Wert
schwer zu testen
Analyse Ebene: nicht an Individuen orientiert
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