Prozess (Lernen als Wissenserwerb)
Elaborative Prozesse
Notwendige Elaboration: Vorwissen muss notwendigerweise aktiviert werden (Ohne Vorwissen —> Verständnisschwierigkeiten)
Fakultative Elaboration: Anregung zu Gedanken/ Assoziationen/ Schlussfolgerungen, die nicht unbedingt zum Verstehen erforderlich sind, aber eine vielfältige Verknüpfung der Informationen mit der eigenen Wissensstruktur bewirken
Organisationsprozesse
Ordnen der Lerninhalte nach thematischen Kategorien (Clustering). Bsp: Wortliste lernen —> einordnen in Kategorien
Reduktion der Lerninhalte auf das Wesentliche
Überführen des Wissens in übliche Darstellungsformen (Mindmaps etc.)
Cognitive-Load-Theorie
Sweller et al. 1998
Annahme: begrenzte Ressourcen des AG
Legt dar, wie AG durch unterschiedliche Aspekte im Lernstoff, in den Lernenden und durch den Lernprozess überlastet werden
Theorie erlaubt Erklärungen und Vorhersagen, inwiefern Lernprozesse zu einer erfolgreichen Wissensrepräsentation führen können
Drei unterschiedliche Belastungen des AG
Intrinsische Belastung (Intrinsic load)
durch Lerninhalt selbst definiert, steigt mit Komplexität der Inhalte bzw. zu ihrer Repräsentation benötigten Schemata
abhängig von Anzahl einzelner Informationseinheiten, die gleichzeitig bearbeitet werden müssen (Chunking!)
durch LK nicht direkt beeinflussbar
Lernbezogene Belastung (Germane laod)
Umfasst alle ressourcenfordernde Aspekte, die durch eigentlichen Lernprozess im Lernen entstehen
Mentaler Aufwand von Wissensrepräsentationen
kann personenbezogen variieren, je nach Umfang des Vorwissens und Expertise in einem Fachgebiet
auch beeinflusst durch Verfügbarkeit und Automatisierung strategischer Prozesse
nicht unmittelbar beeinflussbar; aber: bedingte Einflussnahme durch Vermittlung strategischem und inhaltlichem Wissen
Extrinsische Belastung (Extraneous load)
Entsteht durch Verarbeitung von Gestaltungselementen
der Lernumgebung
Wenn für sie der Aufbau von Wissensrepräsentationen irrelevant ist, absorbieren sie unnötigerweise AG-Ressourcen
z.B. schriftliche Darstellung des Dreisatzes: neben jedem Arbeitsschritt Verweis auf Bsp. woanders —> Hin- und Herschalten zwischen textlicher Darstellung und konkretem Beispiel könnte vor allem Lernende mit geringem Vorwissen im Sinne eines geteilten Aufmerksamkeitseffekts (split attention effect) überfordern
—> Wenn alle 3 Belastungen hoch: generelle Überlastung (overload), die den Aufbau von Wissenschemata unmöglich macht
Wissenserwerb durch
Wissenserwerb durch Texte
Modell des Textverstehens nach van Dijk und Kintsch (1992)
3 Ebenen der mentalen Repräsentation beim Lesen von Texten
Textoberfläche
Visuelles Erscheinungsbild (Schriftart, Absätze)
Sprachliche Umsetzung (Schreibstil, Fachbegriffe)
Nur wichtig, wenn wörtliches Wiedergeben gefordert
Textbasis
Grundlegende Aussagen
Können in Form von Propositionen repräsentiert werden
Aktivierung von Vorwissen: Organisation von Propositionen in Netzwerken
Text enthält nie alle fürs Verständnis notwendigen Infos (da sonst cognitive load) —> Bezüge durch Vorwissen (Kohärenzbildung)
Situationsmodell
Wichtig für tiefergehende Repräsentation
Über den Text bzw. propositionalen Gehalt hinausgehende Anreicherung des Textinhalts mit Vorwissen
“ganzheitliche” Repräsentation der Textinformation; inkl. Vorstellungsbilder
Ableiten abstrahierender Schlussfolgerungen, Lösen von Problemen
-> Über Situationsmodell repräsentiertes Wissen unterliegt weniger dem Vergessen als nur über Textoberfläche repräsentiertes
Lernstrategien:
Über Text hinausreichende Fragen generieren
Concept Maps: grafische Darstellung von Zusammenhängen (Vorwissen!)
Vorwissen per se wichtig für Textverstehen → Lerner mit großem Vorwissen können mehr neue Infos ableiten
Vorwissen interagiert mit Qualität des Textes: Lernende mit hohem Vorwissen profitieren bspw. von suboptimalen Texten, da diese die Verarbeitungstiefe durch kritisches Hinterfragen und Reflexion erhöhen
Reduktion von Abschnitten in Kernaussagen
Wissenserwerb durch Zuhören (auditiv, zeitgebunden, flüchtig)
Metakognitive Steuer- und Überwachungsstrategien
Vor Zuhören: Generierung von Erwartungen über Lerninhalte, z.B. durch Fragen vorab, die auch Vorwissen aktivieren
Während Zuhören: Verständnis überprüfen durch Monitoring; Kontroll-/ Verständnisfragen von LK, Anfertigen von Mitschriften
Nach Zuhören: Notizen wichtig zur Aktivierung von Vorwissen, hilft bei Organisation/ Selektion; Schule: Hefteinträge + ABs
Funktionen von Mitschriften/ Notizen
Enkodierhilfe für Lernstoff: steigern Behalten, Fokussierung auf Kernaussagen (effizienter bei hohem Vorwissen)
Externe Gedächtnishilfe bei Nachbearbeitung: wegen Wiederholung und Nachbearbeitung
Wissenserwerb durch Schreiben (setzt automatisierten Schreibprozess voraus; ab Sekundarstufe)
Lernen durch aktives Tun: mehrere Funktionen
Schriftlicher Problemlöseprozess: z.B. Argumentation in Aufsätzen, benötigt schrifltich-rhetorische Komponente, Faktenwissen, interpretatorische Fähigkeiten —> ansonsten Überforderung
Schreiben von Aufsätzen als Fähigkeit per se: Anforderungen an kognitive, metakognitive und selbstregulatorische Fähigkeiten —> Lerninhalt wird als Situationsmodell repräsentiert
Lerntagebücher
zum Anregen der metakognitiven Komponente
auch in GS
Festhalten von Lernphasen, von Verstandenem und nicht Verstandenem
Am Anfang Leitfragen von LK
Wissenserwerb durch Beispiele und Modelle
Gerade zu Beginn des Erwerbs kognitiver Fertigkeiten, kann Lernen mittels Beispielen Einstieg erleichtern (Carroll 1994)
Beispiel = Darstellung der Problemstellung, dezidierter Lösungsansatz, Lösung als Produkt, die unter Bezugnahme der Aufgabenstellung erläutert wird
Verständnis grundlegender Prinzipien
Eigenständiges Problemlösen ohne Beispiel (Cognitive load)
Wissenserwerb durch Aufgabenlösen
Aufgabenbearbeitung, nachdem grundlegende Prinzipien verstanden/ erworben wurden: Festigung des Lernstoffs durch Übung
Mit Üben im Rahmen der Aufgabenbearbeitung erfolgt Feinabstimmung und Automatisierung der beteiligten Prozesse —> Entlastet AG-Ressourcen, vermindert kognitven Aufwand
ACT-R Theorie (Anderson und Funke 2013)
Prinzipien für effektives Üben: deliberate practice (Ericsson et al. 1993)
Reflektierte Übung (deliberate practice)
Gezielte Übung zur Verbesserung von Fertigkeiten, v.a. Auseinandersetzung mit eigenen Schwächen
Besonders fordernd hinsichtlich AG- und Aufmerksamkeitsressourcen —> anstrengend/aversiv
Außerdem für Expertise nötig:
Regelmäßigkeit
hohe Strukturierung des Übungsvorgangs über mehrere Jahre hinweg
Einbezug von Feedback
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