Picornaviridae (Polio)
Allg. Merkmale der Virusfamilie bezüglich Erbgut, Kapsidstruktur, Hülle benennen
Art der Nukleinsäure
ss(+)RNA
Kapsidstruktur
kubisch
Hülle
Keine
Tenazität
hoch
Polio Picornaviridae
Relevante Virusarten benennen
· Poliovirus àEnterovirus
· Coxsackie- Virus Aund B
· ECHO-Virus
· Rhinovirus
· Hepatitis A Virus
Möglichkeit der Desinfektion beschreiben (Picornaviridae)
· Schwer inaktivierbar
· Begrenzt viruzide Mittel unwirksam
Poliovirus
Serotypen, Abkürzung WPV sowie VDPV benennen
· 3 Serovare Poliovirus 1-3, keine Kreuzimmunität der Serovare
· WPV: Wildpoliovirus
· VDPV: vaccine derived poliovirus (Impfviren)
· cVDPV: zirkulierende Impfviren
Erregerreservoir, Übertragung und Erkrankung beschreiben
(Polio)
Erregerreservoir
· Mensch
· Virusausscheidung: Wochen(Impfstämme)-Monate (Wild) à(Darm)
Übertragung
Fäkal-oral
· Fäkale Kontamination von Händen Gegenständen, Handtüchern, Lebensmittel, Wasser (Schwimmbad/Badeseen)
· Fäkal kontaminiertes Trinkwasser in Endemiegebieten
Tröpfchen
· Nur kurz nach Infekten (primäre Replikation im Rachenepithel)
(Pathogenese)
· Primäre Replikation im Rachen und Darmepithel à Virämie
· Überschreiten der Blut-Liquor-Schranke in virämischer Phase
· Infektion der motorischen Ganglienzellen der Vorderhörner im Rückenmark àsteuern Bewegungsmuskulatur àschlaffe Lähmung (überwiegend an den Beinen)
· Polios: grau; myelos: Mark
Erkrankung
· Inkubationszeit: 3-35 d
· Prodromi: Diarrhö, katarrhalische Riezung
Verlauf:
· Abortiv: Heilung
· Aseptische Meningitis: ohne Paralyse
· Paralytische Poliomyelitis: schlaffe Lähmungen
Symptome:
· Schlaffe Lähmung der Extremitäten
· Evtl. Lähmung der Interkastalmuskulatur àmassive Atemproblematik (meist nach Monaten reversibel) bei Infektion des hirnnahen Rückenmarks+ Hirnstamm
· Zentrale Atemlähmung (schlechte Prognose)
Vorkommen, Eradikation, Impfmöglichkeiten und Meldepflicht benennen (Polio)
Vorkommen
Weltweit verbreitet
Eradikation
2018: 80% der Weltbevölkerung lebt in poliofreien Gebieten
2015; Poliovirus 2 eradiziert
2019: Poliovirus 3 eradiziert
Ziel: Polio-1 viruseradikation bis 24.10.2023
Impfmöglichkeiten
Sabin-Impfstoff:
· Oraler Lebendimpfstoff (Schluckimpfung)
· Attentuiertes Impfvirus (Poliovirus 1/2/3) D.1962-1998
Impfkonzept:
· Infektion+ Replikation der Viren im Darm, Bildung von AK im Blut und Schleimhaut /Darmschleimhaut (àIgA-Ak aus Darmschleimhaut)
· Virusvermehrung im Darm àAusscheidung à“Impfen“ von Kontaktpersonen
· Komplikation: Erkrankung von Kontaktpersonen mit Immuninkompetenz
· cVDPV: bei unzureichender Impfquote zirkulieren Impfviren lange àGefahr Rückmutation des Virus
· VAPP: Vakzineassoziierte paralytische Poliomyelitis
Salk-Impfstoff
· IPV: Inaktivierte Poliovakzine à“echter“ Totimpfstoff
· Virusinaktivierung mit Formaldehyd àauch für Pat. Mit Immundefekten geeignet
In D.
· 3x Grundimmunisierung ab 2. Lebensmonat
· 1x Auffrischung nach 10 Jahren
· Lebenslanger Schutz in poliofreier Region
· Reise in Endemiegebiete: Auffrischimpfung
Meldepflicht
· Labor
· Ärztliche Meldepflicht bei Verdacht, Erkrankung und Tod
Polio als Zivilisationskrankheit beschreiben
· Früher weltweit verbreitetà sporadisches Auftraten von schlaffen Lähmungen
· Ansteckung im Säuglingsalter àstille Feiung durch Nestschutz à Entwicklung eigener AK
· Anhebung der allgemeinen und Trinkwasserhygiene: àErstkontakt findet später statt = Erkrankungsrisiko steigt (durch fehlenden Nestschutz)
Flaviviridae(flavi=gelb) (FSME)
ja
FSME
Vorkommen, Virusreservoir, Vektoren, Übertragung, Erkrankung in groben Zügen beschreiben
· Deutschland, Österreich, Osteuropa, Russland
Virusreservoir
· Tiere: Kleinnager (Mäuse)
Vektoren
· Zecken v.a. gemeiner Holzbock (Ixodes ricinus)
· Speichel der Zecke infektiös àÜbertragung direkt zu Beginn des Blutsaugens àschnelles Entfernen der Zecke schützt nicht vor FSME
· Zeckenzeit temperaturabhängig, 8°C, Frühjahr
· Rohmilch: von infizierten Ziegen, Schafen, Kühen
· Zoonose: keine weitere Übertragung nur Zecke/Lebensmittel
· Inkubation: 7-14d
Biphasischer Verlauf:
1. Phase: unspezifische grippeähnliche Symptome, Symptomfreies Intervall: 1 Woche
2. Neurologische Manifestation, Meningitis, Enzephalitis, Myelitis
à70-95% der Infizierte: asymptomatisch bzw. nur 1. Phase
· Schwerer Verlauf: bleibende neurologische Schäden (Paresen, Anfallsleiden, chronische Kopfschmerzen)
· Letalität: 1%
· Immunität: lebenslang gegen alle 3 Subtypen
Meldepflicht benennen, Impfmöglichkeiten und den prophylaktischen Zeckenschutz beschreiben
(FSME)
Ja
Impfung
· Totimpfstoff àwirksam gegen alle drei FSME -Subtypen (europäisch, sibirisch, fernöstlich)
· STIKO-Empfehlung: Personen die im FSME-Gebiet Zecken exponiert sind, berufliche Gefährdung, Reise in FSME-Gebiet
Prophylaxe
· Repellentien, geschlossene, helle Kleidung, regelmäßige Selbstuntersuchung auf Zecken
Orthomyxoviridae (Influenza)
ss RNA
helikal
vorhanden
Relevante Virusarten benennen, Nomenklatur, Subtypeneinteilung beschreiben (Influenza)
Familie: Orthomyxoviridae
Gattungen
Art
Subtyp
Influenzavirus A
Influenza-A-Virus
A/Hamburg/06/2006/H3N2
Influenzavirus B
Influenza-B-Virus
B/Yamagata-Linie
B/Victoria-Linie
Influenzavirus C
Influenza-C-Virus
Nomenklatur der Subtypbenennung bei Influenza-A-Virus:
Virustyp / Fundort/ laufende Nummer des Isolats / Jahr der Isolierung
Möglichkeit der Desinfektion beschreiben (Influenza)
Begrenzt viruzid
Virusaufbau beschriften und skizzieren, Funktion des Hämagglutinins und Neuraminidase erklären
Influenza
Hämagglutinin:
Glykoprotein der Virushülle
-> Bindung an die Wirtszelle und Fusion in diese
-> agglutiniert Erythrozyten
Das Hämagglutinin bestimmt das Wirtsspektrum
-> H1, H2, H3 binden gut an menschliche Zellen, siehe Tabelle
-> H1 und H3 binden gut an Zellen von Schweinen,
Neutralisierende Antikörper:
gegen das Hämagglutinin werden neutralisierende AK gebildet
-> Schutz vor erneuter Infektion mit demselben Virusstamm
Neuraminidase:
-> Abspaltung und Freisetzung der replizierten Viren von der
Wirtszelle
Antigendrift und -shift erklären, epidemiologische Bedeutung benennen (Influenza)
v
Antigendrift
Antigenshift
· Punktmutation einzelner Basen im Virusgenom aufgrund von Ablesefehler bei der RNA-Replikation
-> Veränderung im H- oder N-Molekül
-> Driftvarianten haben eine geänderte antigene Struktur
-> zuvor gebildete AK sind nicht passgenau, mäßiger bis
kein Schutz
-> Mensch kann sich in der nächsten Influenzasaison erneut
mit der Driftvariante eines Subtypes infizieren
· wenn zwei Virussubtypen in derselben Zelle
replizieren
-> die acht Gen-Segmente können die Virustypen untereinander
austauschen
= Genetische Reassortierung, welches zu einer sprunghaften
Antigenveränderung führt
· selten
Antigendrift führt zu saisonalen Influenzaepidemien
Ursprung Pandemie
Virusübertragung, Erkrankung in groben Zügen beschreiben, Meldepflicht benennen (Influenza)
Übertragung: Tröpfcheninfektion, direkter Kontakt mit infektiösen Sekret (Hand àMund/Nase/Augen)
Erkrankung:
· plötzlicher Erkrankungsbeginn mit hohem Fieber (> 39 °C)
· Husten, Halsschmerzen, Muskel- und Kopfschmerzen starkes Krankheitsgefühl, evt. Übelkeit, Erbrechen, Durchfall
schwerer Verlauf:
- primäre Influenzapneumonie oder
- bakterielle Pneumonie (Superinfektion)(PK, HiB, Staphylokokken)
- Verschlimmerung bereits bestehender Lungenerkrankungen
Meldepflicht: in D
Lebend-/Totstoffimpfstoffmöglichkeit benennen (Influenza)
· Totimpfstoffe
· für Kinder ein attenuierter Lebendimpfstoff (Nasenspray)
Möglichkeiten Labordiagnostik aufzählen (Influenza)
Probenmaterial
Nasenabstrich, Respiratorische Aspirate
Virusnachweis
Nukleinsäureamplifikation: RNA-PCR
Antigennachweis
EIA, auch Schnellteste vorhanden
Anzucht
möglich in MDCK-Zellkulturen oder Brutei
Risikogruppe
2 / Hochpath. Stämme: 3
Serologie
neutralisierende AK: HHT EIA, KBR
Historische Pandemien aufzählen, Begriff „aviäre Influenza“ beschreiben
Aviäre Influenza:
· Influenza A-Virus à Geflügel: mild àLeistungseinbußen, high pathogenic: Geflügelpest
· Transmission auf Mensch, keine lange Infektkette , hohe Letalität
1889: H2N2
1900: H3N8, H3N2
1918/19: Spanische Grippe (H1N1)
1957: Asiatische Grippe H2N2
1967: Hongkong Grippe H3N2
1977: Russische Grippe H1N1
2009: Neue Grippe pdm09 H1N1
2019: SARS 2-Cov-19
Bunyaviridae
Allg. Merkmale der Virusfamilie bezüglich Erbgut, Kapsidstruktur, Hülle benennen (Bunyaviridae —>Hantavirus)
ss(-)RNA
Helikal (Geschossform)
Relevante Virusarten benennen(Bunyaviridae —>Hantavirus)
Hantavirus
Puumala-Virus
Dobrava-Belgrad-Virus
Hantaan-Virus
Jedes Hantavirus hat einen spezifischen Nagetierwirt als Reservoirtier angepasst
Nairovirus
Krim-Kongo-Hämorrhagisches-Fieber-Virus
Relevante Virusarten für D., deren Reservoirtier und Vorkommen benennen
Virus
Reservoirwirt
Erkrankung beim Menschen /Verbreitung
Puumala (PUUV)
Rötelmaus
HFRS: Hämorrhagisches Fieber mit renalem
Syndrom
(milder Verlauf: Nephropathia epidemica)
häufigste Form in Deutschland, v. a. SW
Europa
Dobrava-Belgrad (DOBV)
mitteleuropäische Variante südosteuropäische Variante
Brandmaus
Gelbhalsmaus
HFRS -> Mittel/Ost-Europa, in D. im NO
schweres HFRS mit Nierenversagen àBalkan
Übertragung und Erkrankung beschreiben (Hantavirus)
· Ausscheidung der Viren von infizierten Nagetieren über Speichel, Urin und Kotà Infektiosität des Kots auch im getrocknetem Zustand
-> Inhalation virushaltiger Aerosole (z.B. aufgewirbelter Staub beim Fegen, Aufräumen, Renovieren, …)
-> verletzte Haut mit kontaminierten Materialien (z.B. Staub, Böden)
-> Bisse
-> Lebensmittel, die mit Ausscheidungen infizierter Nagetiere kontaminiert sind
· Inkubationszeit: 2-4(8) Wochen
· Größtenteils asymptomatisch, unspezifisch
Europäische+ asiatische Hantavirusstämme:
· Auslöser Hämorrhagisches Fieber mit renalem Syndrom (HFRS)
· In D: echte hämorrhagische Verläufe sehr selten, Grippeähnliche Symptome mit Nierenbeteiligung vordergründig (Nephropathia epidemica= NE)
Nord-/Südamerika:
· Verursachen Hantavirusinduzierte-(kardio-)pulmonale-Syndrom (HPS bzw. HCPS)
· Nach Infektion: wahrscheinlich lebenslange virusspezifische Immunität
Hämorrhagischen Fiebers mit renalem Syndrom (HFRS):
· Fieberhafte Erkrankung mit meist reversibler Schädigung der Nierenfunktion bis hin zum Nierenversagen und zur Dialysepflicht
· Im hämorrhagischen Verlauf schwere Störungen der Blutgerinnung + Blutungsneigung ( zuerst konjuntivale Einblutungen + Petechien der Haut; dann evtl. intestinale Blutungen)
· Letalität: 5-15%
Extrarenale Komplikationen:
· Begleithepatitis, Myokarditis, Thyreoiditis, Beteiligung des ZNS-Beteiligung, pulmonale Symptome
Nephropathia epidemica (NE):
D am häufigsten auftetend (nicht generell)
· grippeähnliche Erkrankung
· mit Nierenbeteiligung (selten ANV)
· kein hämorrhagisches Fieber
· Letalität: < 1% (in D. bei PUUV-Infektion)
Hantavirus-induziertes-kardiopulmonales Syndrom (HCPS):
in Nord- und Südamerika: SNV, ANDV
· Beginnt : abrupt hochfieberhaft und mit unspezifischen
Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen, Myalgien, Schwäche, Schwindel, abdominale Schmerzen
· Im Verlauf: kardiopulmonale Dekompensation mit Bildung eines Lungenödems und schnell fortschreitendes Atemnotsyndroms (ARDS).
· Letalität: 25 - 40%
Möglichkeiten der Prophylaxe aufzählen(Hantavirus)
· Keine Impfung
Expositionsprophylaxe
· Kontakte mit Nagetier-Ausscheidungen vermeiden -> FFP3-Atemschutzmaske, Handschutz, Staub anfeuchten beim
Renovieren und Aufräumen
· Nagetierbekämpfung
· mäusesichere Aufbewahrung von Lebensmitteln
· Mäusekadaver und Exkremente desinfizieren
Meldepflicht benennen(Hantavirus)
D: Risikogruppe: PUUV: R2 / DOBV, SNV, ANDV : R3
Rhabdoviridae
Allg. Merkmale der Virusfamilie bezüglich Erbgut, Kapsidstruktur, Hülle, Vorkommen benennen
Gattung: Lyssavirus
Art: Rabiesvirus (RABV), European bat lyssavirus 1+2 (EBLV 1/2)
Möglichkeit der Desinfektion beschreiben(Tollwut)
Begrenzt viruzide Mittel (alkoholische Präparate)
Sylvatische und urbane Tollwut erklären
Sylvatisch
Urban
· Wild lebende Tiere v.A. Füchse (Dachse, Marder, Rehe, Wölfe)
· Hunde (wilde Hunderudel in Städten)
· Katzen, Rinder, Pferde, Schwein, Geflügel
Pathogenense beschreiben (Tollwut)
· Lokale Replikation des Erregers an der Bissstelle, v. a. in
Muskelzellen (Virus verbleibt etwa 3 Tage lokal)
-> Retrograder Transport (=in der Nervenzelle) ins ZNS (ca. 5-10 cm pro Tag)
-> Virusreplikation im ZNS
-> Viren wird über die Nerven zentrifugal gestreut und gelangen àalle Organe, v. a. in die Speicheldrüse
-> Virusausscheidung über Speichel
Inkubationszeit:
· 2 bis 10 Wochen, in Ausnahmefälle auch Jahre
und Krankheit beschreiben(Tollwut)
1. Prodromalstadium:
· uncharakteristisch; Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit, evt. Fieber, Brennen, Jucken, vermehrter Schmerz an der Bissstelle
2. Akute neurologische Phase:
Enzephalitische Form (=Rasende Wut):
Paralytischen Form (=Stille Wut):
· Verwirrtheit, Halluzinationen, Aggressionen, Depression und klare
Phasen im Wechsel
Reaktion auf Umweltreize, Geräusche und Licht: Wut- und Krampfanfällen, Schreien, Schlagen und Beißen
· typisch ist die Hydrophobie:
-> Reaktion auf Wasser: starke Angst und Krämpfen
-> beim Schlucken verkrampft Schlundmuskulatur
(bereits durch optische oder akustische Wasserwahrnehmung)
-> Speichel fließt aus dem Mund
· bei etwa 20% der Infizierten
· obigen Symptome fehlen. Durch Befall der Rückenmarks- und peripheren Nerven stellt sich eine zunehmende Lähmungen ein.
3. Koma und Tod:
· Sowohl bei der enzephalitischen als auch der paralytischen Verlaufsform
à nach kurzer Zeit Koma und Tod durch Atem- oder Herzstillstand
· Zwischen dem Auftreten der ersten Symptome und dem Tod liegen meist nur wenige Tage.
Eine Infektion führt immer zum Tod (=infaust)
Möglichkeiten der Impfung und PEP beschreiben(Tollwut)
Bei Tollwutverdacht sofort nach Exposition:
1. Wundsäuberung mit Wasser und Seifenlösung für 10 Minuten
danach Desinfektion mit alkoholischem Präparat oder Jodlösung
2. Passive Impfung:
Humanes Tollwut-Immunglobulin direkt in den Wundbereich
3. Aktive Impfung:
an den Tagen 0, 3, 7, 14 und 28 (Essen-Schema) oder
an den Tagen 2x0, 7und 21 (Zagreb-Schema)
· Schutzwirkung einer unverzüglich nach Exposition durchgeführten PEP bei Immungesunden bei nahezu 100%.
· Sobald das Virus das Zentralnervensystem erreicht hat, ist eine PEP nichtmehr wirksam!
Meldepflicht benennen(Tollwut)
Verdacht, Erkrankung und Tod an Tollwut
- ebenso für die Verletzung oder Berührung eines Menschen
durch ein tollwutkrankes oder -verdächtiges Tier
- jeder direkte oder indirekte Nachweis des Rabiesvirus
Retroviridae
Allg. Merkmale der Virusfamilie bezüglich Erbgut, Kapsidstruktur, Hülle benennen (HIV)
ds(+)RNA, 2 RNA-Kopien
komplex
Relevante Gattung und Virusarten benennen (HIV)
Gattung
Arten
Lentiviren
· Humanes Immundefizienz-Virus 1+2
HIV
Vorkommen, Übertragung beschreiben
· HIV-1: weltweit, unterschiedliche Prävalenz
· HIV-2: v.a. Westafrika
Parenteral:
· Blut+ infektiöse Körperflüssigkeiten àSperma, Vaginalsekret, Schleimhautsekrete, v.A. Darmschleimhaut
Sexuell:
· Am häufigsten àungeschützte Sexualkontakte
· Schleimhautläsionen sind für Übertragung keine Voraussetzung, können diese aber begünstigen
Kofaktoren:
· Gleichzeitig vorliegende andere Genitalinfektionen (Syphilis, Gonorrhoe, Herpes) können Empfänglichkeit deutlich steigern
IVD: * intravenöse Drogenapplikation àSpritzensharing
Nadelstichverletzung:
· Schnitt/Stichverletzung an kontaminierten Kanülen und medizinischen Instrumenten ; Risiko: 0,3
Vertikal:
· Während Geburt und Stillen möglich; Risiko: 20%
· Reduktion des Risikos auf <1% àSchwangere unter HIV-Therapie
· Sectio vor Wehen (geplant)
· Kein Stillen
· PEP bei Neugeborenen
Bluttransfusion:
· Übertragung von HIV durch blutprodukte kann in D ausgeschlossen werden àTests
Erkrankung und Inkubationszeit beschreiben (HIV)
· Inkubationszeit: 10 Jahre
· Zur Akuten Infektion: 6 d- 6 Wochen
· Zum Stadium AIDS:
· Ohne Therapie: HIV-1: 10 Jahre, HIV-2: 15 Jahre
1. Akute Infektion:
· Milder grippaler Infekt/ asymptomatisch, evtl. Mononukleose, Fieber, LK-Schwellung
2. Latenzphase
· Meist mehrjährig symptomfrei/arme Phase
3.Lymphadenopathiesyndrom
· Über mehrere Monate generalisierte LK-Schwellung, unspezifische Störungen des Allgemeinbefindens, Veränderungen an Haut/ Schleimhäuten, Akne, Warzen
· GIT: Durchfall, Fieberschübe, Nachtschweiß, Gewichtsverlust àÜbergang Stadium AIDS
4.AIDS àaquired immune defiency syndrom
Lebensbedrohlich opportunistische Infektionen
· Häufig Candidose: Speiseröhre, Bronchien, Lunge
· CMV: Lunge, Hirn, Darm, Auge (Retinitis)
· HSV-Reaktivierung: chronische Ulzera, Speiseröhre, Bronchien, Kryptokokkose, Tuberkulose, andere Mykobakteriose, Pneumocystis-Pneumonie, Toxoplasmose-Enzephalitis
· VZW-Reaktivierung: Gürtelrose, generalisiert über ganzen Körper
· Maligne Neubildugn: Kaposi-Sarkome, B-Zell-Lymphome, Zervixkarzinom
Virusaufbau skizzieren und beschriften (HIV)
Virusreplikation in der Wirtszelle beschreiben (HIV)
1. Adsorption
· gp120 bindet an CD4-tragende Zellen (Monozyten, Makrophagen, T-Helferzellen)
· gp41 startet die Fusion
àPenetration und Uncoating
2. Reverse Transkriptase
· Schreibt virale RNA um
àdoppelsträngig provirale DNA
3.Integration
· Der proviralen DNA ins humane Genom (Integrase) àProvirus: lebenslange Latenz
4.Transkription der DNA
· Synthese RNA anschließend RNA-Export ins Zytoplasma
5.Translation
· Synthese der Proteine
6.Morphogenese und Freisetzung neuer Viren
Pathogenese beschreiben (HIV)
Pathogenese
· Infektion und kontinuierliche Zerstörung von CD4-Zellen àmassive Virusreplikation: Akute Symptomatik
· Für einige Jahre kann der Körper die Menge der zerstörten Zellen durch die Produktion neuer ausgleichen
· Ohne Therapie sinkt CD4-Zellenanzahl stetig ab àschwerer Immundefekt (jahre nach Infektion)
· Übergang ins Stadium AIDS mit Ausbildung opportunistischer Infektionen und malignen Neubildungen
Titerverlauf der Antikörper, Genomkopien und der CD4+T-Lymphozyten beschreiben (HIV)
Nichtnamentliche Meldepflicht benennen(HIV)
Ohne Namen, Verschlüsselt durch Zahlen und Buchstabenkombination des Vor-und Nachnamens
Prä und Postexpositionsprophylaxe beschreiben(HIV)
Präexpositionsprophylaxe:
· Aufklärung Jugendlicher vor Beginn der Pubertät über sexuelle Risiken
· Safer sexàKondome, HIV-Status klären
· Safer useà kein Spritzensharing
· Safer do àsicherer Umgang mit Blutprodukten
Postexpositionsprophylaxe(PEP) medikamentös
· Nadelstichverletzung
· Unfall mit parentaler oder Shcleimhaut-Exposition
· Ungeschützter Geschlechtsverkehr
· Neugeborene àinfektiöse Mütter
· Je früher desto wirksamer (unter 2h ideal)
· Nach 72h PEP wirkungslos
Möglichkeiten der Desinfektion beschreiben(HIV)
· Begrenzt viruzide Mittel, Hände-Flächendesinfektion, alkoholische Präperate
· Inaktivierung durch Hitzeeinwirkung (ab 60°), <1min
Möglichkeit der Labordiagnostik benennen(HIV)
Serologie:
Antikörper: Suchtest EIAàwenn positiv àBestätigungstest: IB
Antigennachweis: p24-Antigen=Kapsidprotein von HIV-1 nachweisbar vor AK-Bildung
NAT: HIV-RNA, Viruslastbestimmung, Resistenztestungen
Coronaviridae
Coronaviren, welche ein schweres, akutes respiratorisches Syndrom verursachen aufzählen
· SARS-CoV: severe acute respiratory syndrome-Coronavirus (2003-04)
· MERS-CoV: Middle East respiratory syndrome-Coronavirus (seit 2012)
· SARS-CoV2: : severe acute respiratory syndrome-Coronavirus (seit 2019)
àzoonotische Coronaviren
SARS-CoV-2
(Aufbau)
S(Spike)-Protein: 2 Untereinheiten
· S1-Untereinheit: Receptor bindung domain (RBD) àbindet an Wirtsrezeptor
· S2-Untereinheit: Fusion von Virushülle und Zellmembran, Penetration ins Zellinnere
· RBD: einzige Zielstruktur neutralisierender (protektiver ) AK
· Enzym ACE-2 als Rezeptor àEindringen in Wirtszelle
àZelluläre Protease (TMPRSS2) + andere Proteasen unterstützen Penetration
· ACE-2 + TMPRSS2 v.a. im Nasenepithel vorhanden àeffiziente Vermehrung und Ausscheidung aus oberen Atemwegen
· ACE-Rezeptoren Vorkommen: Respirationstrakt, Enterozyten, Herzmuskel, Gefäßendothelzellen, Nierenepithel àOrgantropismus u.a. für Lunge, Darm, Niere , Herz, ZNS
Übertragungswege, Symptome, Verlauf der Covid-19-Erkrankung beschreiben
Übertragungswege
· V.A. respiratorisch
· Tröpfchen (Umkreis 1-2 m) + Aerosole (längere Zeit in Luft)
· Tröpfchen: Husten, Niesen
· Aerosole: Sprechen, Atmen, Schreien, Singen
· Ansteckungsgefahr kurz vor und nach Symptombeginn am größten
· Kontaminierte Oberflächen in unmittelbarer Umgebung von Patient*innen möglich
· Vertikal: diaplazentar + über Muttermilch möglich aber selten, löst bei Neugeborenen in seltenen Fällen Symptome aus
· Medizinischer Bereich: hohes Risiko bei Aerosol-produzierenden Vorgängen (Intubation, Brochioskopie, Zahnarzt) àmind. FFP2, besser FFP3 + Augenschutz
Symptome
· Inkubationszeit: meist 5-5 d, (möglich 1-14d)
· Husten (42%), Fieber (26%), Schnupfen (31%), Geruchs-/Geschmacksverlust (19%)
· Halsschmerzen, Atemnot, Kopf-/Gliederschmerzen, Übelkeit, Bauchschmerzen, Erbrechen, Durchfall
Verlauf
· 80% mild
· 15% schwer
· Ca. 5% kritisch
· Covid-19 : systemische Erkrankung
· Neben Lunge: weitere Organmanifestationen
àabhängig von Dichte von ACE-2-Rezeptoren: Lunge, Darm, herz, ZNS
· Hyperinflammationssyndrom: überschießende Immunreaktionen àZytokinsturm à Hyperkoagulation, Multiorganversagen, hohe Letalität
Impfstoffe beschreiben (SARS-2)
· mRNA: Comirnaty (BionTech), Spikevax (Moderna) à2x Grundimmunisierung+ 1. Boosterung (nach 6 Monaten)
· Vektor: Vaxzevria (Astra Zeneca) ànicht mehr in EU erhältlich; Jcovden (Janssen-Cliag)
· Proteinbasiert: Nuvaxovid (Novavax CZ)
Schutzmaßnahmen: Hygieneregeln, Prävention (SARS-2)
· Abstandhalten, Handhygiene, allgemeine Hygiene (Husten/Niesetikette)
· Atemschutzmaske tragen, regelmäßig lüften, Coronawarnapp
Virusvarianten, VOI, VOC beschreiben
· VOC: variants of concern àUnterschied in Übertragbarkeit, Virulenz, Immunescape (Geimpft und/oder Genesene)
· VOI: variants of interest àVarianten die Austausche im AS-Protein aufweisen, aber keine höhere Übertragbarkeit oder veränderte Immunantwort
· Stehen unter besonderer Beobachtung
1. Beschreiben Sie die Influenzaviren:
Nukleinsäure: RNA
Kapsid: helikal
Hülle: vorhanden
Spikemoleküle: Hämagglutinin, Neuraminidase
2. Welche Funktion haben die Spikemoleküle:
Hämagglutinin: Bindung an die Wirtszelle und Fusion in die Zelle
Neuraminidase: Abspaltung und Freisetzung der replizierten Viren aus der Wirtszelle
3. Welche Desinfektionsmittel sind für Inaktivierung von Influenzaviren geeignet?
Alle mit einem begrenzt viruzid definiertem Wirkspektrum
4. Benennen Sie die virale Struktur gegen welche neutralisierende Antikörper gebildet werden:
Hämagglutinin
5. Für die Subtypeneinteilung der Influenza-A-Viren werden die Hämagglutinin- und Neuraminidase-moleküle herangezogen. Wieviel H- und N-Strukturen werden unterschieden. Nennen Sie einige Subtypenbeispiele für humanpathogene Influenza-A-Viren:
18 Hämagglutinine, 11 Neuraminidasen
Humanpathogen: H1N1, H2N1, H2N2, H3N2 etc.
6. Wie werden Influenza-B-Viren eingeteilt?
Man unterscheidet zwei wichtige Linien, die beide weltweit zirkulieren:
Yamagata-Linie und Victoria-Linie
7. Welche Monate gelten bei uns als Grippezeit?
Januar bis März/April, wenige Fälle im Nov. und Dezember
8. Ab wann steht ein Impfstoff bereit. Geben Sie den Monat an, ab welchem geimpft werden kann:
Oktober
9. In welchen Ländern/Regionen ist ganzjährig Influenzasaison?
In tropischen Regionen
10. Benennen Sie das Erregerreservoir …
der saisonalen Grippe: Mensch
der zoonotischen Influenza: wildlebende Wasservögel, Schwein, Pferd, Hund
der Influenza-B-Viren: Mensch
11. Beschreiben Sie in eigenen Worten den Vorgang des antigenen Drifts und des antigenen Shifts bei Influenza-A-Viren:
Drift: Ist eine Punktmutation, also eine einzelne Base ist falsch. Wenn dies auf dem Genom,
welches für Hämagglutinin oder Neuraminidase codiert geschieht, bildet sich ein geringfügig verändertes H oder N. Menschen, die Kontakt zum betroffenen Erreger hatten und Antikörper gebildet haben, haben nun gegen die Driftvariante keinen oder nur einen eingeschränkten Schutz. Sie können sich wieder infizieren und erkranken.
Shift: Ist eine genetische Reassortierung, die stattfindet, wenn zwei oder mehr Subtypen in einer Zelle replizieren. Die acht Gensegmente können die Viren untereinander austauschen, dadurch bildet sich ein völlig neues und für menschliche Population unbekanntes Virus. Es kann eine Pandemie entstehen.
12. Welches Tier gilt als mögliches Mischgefäß für die genetische Reassortierung? Begründen Sie ihre Aussage:
Das Schwein, da es Rezeptoren an seinen Zellen aufweist, an welche sowohl aviäre als auch humane Influenza-A-Viren andocken können. Das Schwein ist also für aviäre und humane Stämme empfänglich und eine Doppelinfektion ist möglich.
13. Nennen Sie die Influenza-A-Pandemien im letzten und in diesem Jahrhundert:
H1N1 Spanische Grippe 1918, H2N2 Asiatische Grippe 1957, H3N2 Hongkong-Grippe 1968, H1N1 Russische Grippe 1977, H1N1 Pandemie09 (Neue Grippe) 2009
14. Beschreiben Sie den Infektionsweg der Influenza:
Tröpfcheninfektion, direkter Kontakt mit virushaltigem Schleim auf Hand/Finger mit Berührung Mund/Nase/Auge
15. Benennen Sie die Symptome der Influenza sowie der schweren Verläufe:
Starkes Krankheitsgefühl mit hohem Fieber, Husten und Halsschmerzen, Muskel- und Kopfschmerzen, evt. Beteiligung GIT mit Übelkeit, Erbrechen, Durchfall
Schwere Verläufe betreffen die Lunge, entweder Influenzaviruspneumonie, sekundäre Pneumonie mit Bakterien oder eine Verschlimmerung bereits bestehender Lungenerkrankungen.
16. Bakterielle Sekundärpneumonien bei bestehender Influenza werden von welchen Bakterien hervorgerufen:
Streptococcus pneumoniae, Haemophilus influenzae Typ B, Staphylococcus spp.
17. Welche Personengruppen sind von schweren Influenzaverläufen insbesondere betroffen:
Ältere, Personen mit Grundkrankheiten und Schwangere
18. Welche weiteren Organe können von den Influenzaviren geschädigt werden?
Herz -> Myokarditis; Gehirn -> Enzephalitis
19. Weshalb muss die Influenzaimpfung jährlich der aktuellen Saison angepasst und aufgefrischt werden?
Aufgrund der Antigendriftereignisse der zirkulierenden Influenza-A-Stämme ändert sich die Hämagglutinin-Struktur geringfügig, aber doch so dass die aus früheren Epidemien gebildeten Antikörper nicht mehr passen.
20. Warum schützt die Grippeschutzimpfung nicht vor grippalen Infekten
Grippaler Infekt ist eine Sammelbezeichnung für Erkältungserkrankungen, die vor allem in den oberen Atemwegen und evt. mit Kopf- und Gliederschmerzen ablaufen. Dafür sind unterschiedliche Erreger verantwortlich. Die „Grippeschutzimpfung“ enthält nur Influenza-Antigene.
21. Was ist die Geflügelpest?
Wird auch als High pathogenic aviäre Influenza bezeichnet und ist eine akute Influenzainfektion von Hausgeflügel mit hoher Letalität für die Tiere. Die Erkrankung wird tierseuchenrechtlich erfasst.
22. Was versteht man unter der aviären Influenza?
Für Geflügeltiere versteht man darunter die Geflügelpest. Für Menschen versteht man darunter eine Influenzainfektion, welche zoonotisch erworben wurde und von Influenza-A-Stämmen verursacht wird, welche primär nicht an den Menschen angepasst sind. Die Erkrankung ist meist sehr schwer und mit hoher Letalität verbunden. Die Übertagung von Mensch zu Mensch kommt eher nicht vor.
23. Was wäre ein Worst-Case-Szenario im Zusammenhang mit der aviären Influenza?
Eine Anpassung der aviären Influenzastämme dahin, dass die Übertragung zwischen Menschen leichter möglich ist, die hohe Letalität aber bestehen bleibt. Solche Stämme würden auf eine immunnative Bevölkerung stoßen und sich pandemisch ausbreiten.
24. Der Ausbruch der Geflügelpest ist tierseuchenrechtlich meldepflichtig. Was wird unternommen, um eine Ausbreitung zu verhindern?
Der gesamte Tierbestand des betroffenen Betriebes wird getötet und die Stallanlage gereinigt und desinfiziert.
Ein Sperrbezirk im Radius von 3 Kilometern sowie ein Beobachtungsgebiet im Radius von 10 Kilometern wird eingerichtet.
Im Sperrbezirk gilt jetzt eine Stallpflicht und im gesamten Beobachtungsgebiet (inklusive Sperrbezirk) können weder Eier, frisches Fleisch noch Geflügel aus den Betrieben verkauft werden.
Andere Haustiere wie z.B. Hunde und Katzen dürfen nicht freilaufen.
25. Wann war die pandemische Phase der sogenannten Schweinegrippe?
Beginnend 2009, etwa 6 Monate, seither anhaltende Pandemie
26. Was war die Ursache der Schweinegrippepandemie 2009?
Ursächlich verantwortlich war eine Shift-Ereignis eines Schweinegrippenvirusstammes, welche sich in nordamerikanischen Schweinen gebildet hat:
Beteiligt an der Shiftvariante waren Influenzaviren von nordamerikanischen Schweinen, von Schweinen euroasiatischer Herkunft, von nordamerikanischen Vögeln und vom Menschen.
27. Wie definiert der Pandemieplan der WHO eine Pandemie:
Rasche und anhaltende Mensch zu Mensch Übertragung in mind. 2 von 6 WHO-Regionen
28. Versuchen Sie die Aviäre Influenza H5N1 im Pandemieplan ein zu ordnen:
Pandemische Warnphase Stufe 3
(-> dies bedeutet nach WHO-Definition, dass ein "neuer" Subtyp im Menschen entdeckt wurde, dessen Vorkommen eine steigende Wachsamkeit und regelmäßige Beurteilung der Gefahr erfordert.)
29. Nennen Sie die WHO-Regionen:
Europäische Region einschl. Russland
Östliche mediterrane Region mit u.a. Nordafrika und arab. Halbinsel
Afrikanische Region
Westliche Pazifikregion mit u.a. China und Australien
Süd-östliche Region
Amerikanische Region
1. Nennen Sie die Familie, den Vertreter der klassischen Tollwut sowie die Vertreter der in Deutschland endemischen Tollwut:
Familie: Rhabdoviridae
Klassische Tollwut: Rabiesvirus
Endemische Tollwut: European bat lyssavirus 1 / 2
3. Nennen Sie einige europäische Länder, welche frei von terrestrischer Tollwut sind und solche bei denen diese Tollwut noch auftritt:
frei: Deutschland, Frankreich, Österreich, Schweiz, Dänemark, Spanien, Portugal, …
nicht frei: Weißrussland, Ukraine, Lettland, Litauen, Kroatien, Serbien, Bulgarien, Rumänien, …
4. Nennen Sie jeweils das wichtigste Erregerreservoir der silvatischen sowie der urbanen Tollwut:
Silvatische T.: Fuchs
Urbane T.: Hund
5. Welches der folgenden Tiere gilt als wichtigste Tier hinsichtlich der humanen Transmission:
- Fledermaus
- Hund Hund
- Fuchs
- Wolf
- Katzen
6. Im Vokabular der Tollwut tauchen unterschiedliche teils epidemiologische Begriffe auf. Versuchen Sie zu erklären und unterscheiden was man unter klassischer, silvatischer, urbaner, terrestrischer und Fledermaustollwut versteht:
Klassische Tollwut = verursacht durch Rabiesvirus, wird so benannt da schon im Altertum beschrieben
Silvatische Tollwut bedeutet, dass der Erreger von natürlichen Kreislauf entstammt, in diesem Fall von Wild- und Waldtieren, hauptsächlich Füchse (Silva = Wald)
Urbane Tollwut bezeichnet die Ausbreitung und Übertragung des Virus innerhalb menschennaher Tierpopulationen, also bei domestizierten Tieren, v.a. durch den Hund
Fledermaustollwut und terrestrische Tollwut unterscheiden sich dadurch, dass bei der terrestrischen Tollwut als Überträger Tiere beteiligt sind, welche auf der Erde leben. Im Gegenteil zur Fledermaus welche flugfähig ist.
7. Seit wann ist D. frei von der terrestrischen Tollwut?
Seit 2008
8. Wodurch gelang die Eliminierung der Tollwut in D.?
Impfen von Wildtieren v.a. Füchsen durch Auslegen von Impfköder, daneben die dringende Empfehlung an Tierhalter ihre Hunde und Katzen gegen Tollwut zu impfen.
9. Trotz der Eliminierung haben wir Tollwutfälle in Deutschland: Wie viele Nachweise an Tollwut gab es 2019? Welche Tiere waren betroffen? Sind Menschen erkrankt?
2019 gab es neun registrierte Fälle von Tollwut bei Fledermäusen, andere Tiere waren nicht betroffen, keine Übertragung auf den Menschen.
10. In diesem Jahrhundert wurden in D. 6 Fälle von Tollwut bei Menschen berichtet. Wie wurde der Erreger übertragen?
Zwei Fälle durch Tiere übertragen (Hund- bzw. Affenbisse)
Vier Fälle durch Organtransplantation
11. 2005 verzeichnete man in D. die außergewöhnliche Übertragung von Tollwut über die Transplantation von Organen. Nicht alle der Organempfänger sind erkrankt. Erklären Sie:
Der Empfänger der Leber war vermutlich geimpft, er zeigte ein starke Immunreaktion, welche nicht für einen Erstkontakt, sondern für eine Boosterung spricht.
Empfänger der Hornhäute sind vermutlich nicht erkrankt, da die Transplantation nicht zeitnah erfolgte und die Hornhäute in einer lösung konserviert wurde, welche vermutlich die Viren inaktiviert hat.
12. Beschreiben Sie die Übertragung und Entwicklung der Tollwutinfektion im Körper:
Übertragen werden die Viren durch eine Bissverletzung eines infizierten Tieres. Möglich ist aber auch eine Kontaktinfektion mit infektiösem Speichel auf eine offene Wunde.
Das Virus vermehrt sich lokal im Wundbereich und verbleibt in diesem für einige Tage. Dann erfolgt eine neuronaler Transport ins ZNS und dort eine weitere Virusvermehrung. Danach werden die Viren wiederum neuronal in die Peripherie gestreut und gelangen in die Organe. Das wichtigste Organ hinsichtlich einer weiteren Übertragung ist die Speicheldrüse.
13. Beschreiben Sie in Kürze und in eigenen Worten die Tollwuterkrankung:
Beginnend mit unspezifischen Symptomen wie Brennen, Jucken, Schmerzen an der Bissstelle. Nachdem das Virus das ZNS erreicht hat treten die Patienten in die enzephalitische oder paralytische Form der Erkrankung ein. Erstere zeigt sich durch auffälliges Verhalten mit Verwirrtheit, Halluzinationen, Aggression und Depression im Wechsel. Sehr typisch ist die Hydrophobie, welche mit Angst vor Wasser und ein Verkrampfen der Schlundmuskulatur beim Schlucken einhergeht. Der paralytische Verlauf ist die stille Wut, welche mit Lähmung einhergeht. Beide Verläufe enden nach kurzer Zeit im komatösen Tod, entweder durch Atem- oder Herzstillstand.
14. Welche Virusinfektion deckt die Tollwutschutzimpfung ab?
Infektion mit dem Rabiesvirus und den beiden European Bat Lyssaviren
15. Eine PEP zur Tollwut sieht zwei spezifische Schritte vor. Um welche handelt es sich?
1. Nach der Wundreinigung die Gabe von humanem Tollwutimmunglobulin direkt in den Wundbereich
2. Tollwutschutzimpfung z. B. nach dem Essen-Schema man der der Exposition sowie 3, 7, 14 und 28 Tage danach.
16. Wann wird die PEP wie unter Punkt 15 beschrieben, durchgeführt?
Nach einer Biss- oder Kratzverletzung oder Speichelkontakt auf Wunden oder Schleimhaut durch ein verdächtiges Tier oder durch eine Fledermaus.
17. Neben Verdacht, Erkrankung, Tod und den üblichen Virusnachweisen im Labor besteht noch eine weitere Meldepflicht bei Tollwut. Schildern Sie:
Gemeldet wird jede Verletzung oder Berührung eines Menschen mit einem an Tollwut erkrankten Tier oder einem Tier bei welchem ein Tollwutverdacht besteht.
17. Die terrestrische Tollwut ist in D. eliminiert. Welche Form der Tollwut ist endemisch?
Die Tollwut, die durch Fledermäuse übertragen werden, v.a. EBLV1/2 sind in D. endemisch
18. Kann diese endemische Form ebenfalls eliminiert werden? Was denken Sie?
Nein, dazu müsste man in aufwendige Aktionen Fledermäuse impfen. Das ist nicht machbar.
19. Was machen Sie, wenn Sie eine flugunfähige Fledermaus finden?
Auf keinen Fall anfassen, wenn nötig dicke Handschuhe anziehen.
Fledermausbeauftragte, evt. über die Polizei verständigen.
20. Sie haben eine flugunfähige Fledermaus gefunden und haben diese angefasst. Dabei hat das Tier nach Ihnen geschnappt. Sie sind sich nicht sicher ob Sie wirklich gebissen wurden, man sieht Zahnabdrücke auf der Haut, es blutet aber nicht. Was machen Sie?
Tollwut endet immer tödlich. Deswegen unbedingt zum Arzt. Sie benötigen eine PEP mit einer passiven und aktiven Impfung! Machen Sie dies auch, wenn nicht wirklich klar ist ob Sie tatsächlich gebissen/verletzt wurden, schon der Verdacht reicht aus. Warten Sie nicht ab!
Siehe im Skript die Tabelle zur Tollwut-PEP. Verdacht auf Biss durch eine Fledermaus ist Expositionsgrad III.
21. Sie haben eine flugunfähige Fledermaus gefunden und haben diese angefasst. Dabei hat das Tier nach Ihnen geschnappt. Sie haben eine kleine Einstichwunde, welche blutet. Was machen Sie?
Genau wie oben. Sie hatten einen eindeutigen Expositionsgrad III mit Biss und benötigen unbedingt eine PEP. Gehen Sie zum Arzt.
22. Sie planen ehrenamtlich in einem Fledermauserstversorgungszentrum zu arbeiten. Wie können Sie sich am besten vor einer Tollwutinfektion schützen?
Durch eine Impfung
2. Wo kommen weltweit gesehen Hantavirusinfektionen vor?
Europa, Asien, Nord- und Südamerika
3a. Welche europäischen Länder zeigen die höchsten Fallzahlen an Hantavirusinfektionen auf?
Norwegen, Deutschland und Schweden
3b. Welches Bundesland in D. zeigt die meisten gemeldeten Fälle:
BW
3c. Welche tübingennahe landschaftliche Region ist Hantaendemiegebiet?
Schwäbische Alb
4. Beschreiben Sie die wichtigste Virusübertragung:
Inhalation virushaltiger Aerosole, die entstehen, wenn eingetrocknete Ausscheidungen der Wirtstiere aufgewirbelt werden, z. B. durch Fegen.
5. Weshalb ist die Hantaviruserkrankung nicht von Mensch zu Mensch übertragbar?
Der Mensch ist ein Fehlwirt für den Erreger. Die Viruslast, die im menschl. Körper entsteht ist nicht ausreichend zur erfolgreichen Weitergabe des Erregers.
6. Benennen und beschreiben Sie das Krankheitsbild der Hantaviruserkrankung, welche bedingt durch eine Puumalavirusinfektion in D. an ehesten entsteht:
Nephropathia epidemica, ist eine milde Verlaufsform, welche sich als grippeähnliche Erkrankung mit Beteiligung der Niere darstellt, Hämorrhagien fehlen.
7. Benennen Sie die beiden schweren Hantaviruserkrankungen und beschreiben Sie in Kürze die wichtigsten Symptome der genannten Krankheitsbilder:
Hämorrhagische Fieber mit renalem Syndrom (HFRS):
Im Vordergrund stehen Schädigung der Niere u. U. bis zur Dialysepflichtigkeit und ein hämorrhagisches Fieber, welche zu schweren Blutungen der Haut und der inneren Organe v.a. Darmblutungen führen können.
Hochfiebrige Infektion v.a. der Lunge mit Entwicklung eines Lungenödems und ein fulminantes Atemnotsyndrom.
8. In welcher Risikogruppe nach BiostofV sind Hantaviren eingeteilt:
Puumalavirus R2, andere R3
9. Beschreiben Sie, weshalb ein Beobachten der Buchen und deren Früchte in Endemiegebieten eine Vorhersage der Hantavirusinfektionen im Folgejahr erlauben:
Jahre mit guter ertragreicher Buchenmast haben zur Folge, dass Mäuse viel Nahrung finden, was zu erfolgreicher Vermehrung führt -> im nächsten Jahr mehr Mäuse. Für Menschen bedeutet dies mehr Expositionsmöglichkeiten und Zunahme der Infektionsrate.
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