Erstgespräch und Auftragsklärung
Ablauf
Anlass
Anliegen
Auftrag
Abmachung, Kontrakt
Arbeitsbeginn
1 Anlass
Gab es einen konkreten Auslöser, aktuellen Anlass, genau jetzt einen Termin zu vereinbaren?
Wieso gerade jetzt? Was wäre anders gewesen, wenn Sie vor einem halben Jahr gekommen wären oder erst in einem halben Jahr?
2 Anliegen
Was soll heute hier idealerweise geschehen?
Wie müsste es sein, damit Sie sagen würden, das hat sich wirklich gelohnt?
Ggf. unterschiedliche Anliegen der Anwesenden oder wichtiger nicht-Anwesenden erfragen
Was haben Sie bislang selbst schon unternommen, das Problem zu lösen?
Gab es Zeiten, in denen es besser war? Was war da anders?
3 Auftrag
Was kann meine Rolle dabei sein, dass Sie Ihr(e) Ziel(e) erreichen werden?
Wie lautet Ihr Auftrag an mich?
Wer hat noch Erwartungen an mich? Widersprüche zu Ihren Erwartungen?
Was darf ich auf keinen Fall tun?
Angenommen, es gäbe zusätzlich noch einen geheimen Auftrag, was könnte der sein?
4 Abmachung
Ich habe verstanden, dass Sie… (zusammenfassen, alle würdigen)
Vereinbarung von Möglichkeiten und Grenzen der Zusammenarbeit
Klärung des äußeren Rahmens, Ort, Kostenübernahme, ggf. vorläufige Sitzungsanzahl, Zeiten
5 Arbeitsbeginn
War das ein guter Start? Modifikationen? Nächste Schritte?
Therapeutische Beziehung
Joining
Ggf. Small Talk
Interessen und Ressourcen
Kurze Selbstvorstellung Person, Institution, Orientierung/ Rahmen geben
Freundlich und zugewandt
Zeit geben, ankommen lassen
Klienten sind oft unsicher, nichts ist selbstverständlich —> was würde ich mir wünschen?
Leading und Pacing
Wechselspiel von „Führen“ vs. „Spiegeln/ Mitgehen“
Einflussfaktoren auf den ersten Eindruck
Haltung, Bewegung, Sprechweise
Kleidung, allg. Erscheinungsbild
Stimmung, Aktivationsniveau des/der Klienten
Bei Mehr-Klienten-Settings: Unterschiede und Gemeinsamkeiten im System
Ggf. Raumgestaltung/ Gesamtsituation bei aufsuchenden Hilfen
Erinnert er/sie mich an jemanden? An wen, warum?
Erste Vermutungen
Wie reagiere ich spontan (innerlich)? Was denk ich, was empfinde ich?
Was sagt das über Klienten, was über mich?
Nutzung von ersten Vermutungen zur Entwicklung von Ideen und Hypothesen – im vollen Bewusstsein, dass es nur im eigenen Kopf ist, dürfen diese in hinreichend vorsichtiger Weise als Frage oder Anregung zur Verfügung gestellt werden
Zentral: Hypothesen verwerfen, sobald plausiblere Hypothesen entstehen: niemals Hypothesen „heiraten“
Hypothesen bilden
Systemische Hypothesen: Werkzeuge, um Themen zu finden, durch die sich Unterschiede für die KlientInnensysteme erzeugen lassen. Und zwar mittels Interventionen/Methoden (systemische Fragen, etc.), die von einer aktuell fokussierten Hypothese ausgehend konstruiert werden
Nützlich, wenn sie den Denkhorizont der KlientInnensysteme erweitern, wenn sie zu neuen Perspektiven anregen
Grunddimensionen
Zeit
Raum
Energie
Lineare Konzepte: westliche Kulturen denken eher in Zeitstrahl
—> Diesseits als Vorbereitung für Jenseits
—> Regen an zu Planung, Prognose, Investitionen
Zyklische Konzepte: östliche Kulturen denken eher in Zeitkreis
—> Wiederkehr, Wiedergeburt
—> Regen an zu flexiblem Anpassen und Akzeptieren dessen, was kommt
Vergangenheit, Gegenwart, Zukünfte: Wohin Systeme blicken
Wo sind die Grenzen des Systems, wer gehört dazu, wer nicht?
Wen hätten wir gern dabei, wen hätten wir gern „raus“?
Wie ist der Raum des Systems in größere Räume eingebettet, Schule, Stadt, Region, Medien, Gesellschaft
Wie fühlt sich unser Raum an: nah, weit, eng, luftig
Systemebenen nach Bronfenbrenner
Umfasst alles, was Einzelne oder System antreibt, am Laufen hält
Bzw. Kraft raubt
Umgang mit Diagnosen
Grundhaltung legt es nahe, zu vermeiden, Zustände zu kategorisieren und festzuschreiben
Andererseits können Diagnosen Kommunikation mit Patienten, Angehörigen, etc. erleichtern
Diagnosen als Arbeitshypothesen mit zeitlich begrenztem Gültigungsanspruch
Diagnosen sind aus systemischer Sicht zugleich Interventionen —> machen einen Unterschied
„Ich habe eine…Episode“ vs. „Ich bin…“
Neben Symptomatik des Indexpatienten immer auch Berücksichtigung etwaiger Symptome von Bezugssystemen und Ressourcen aller Beteiligten
Interpersonelle Diagnostik
—> zunächst gemäß IDC-10 bzw. DSM-V auf Basis von Exploration, standardisierte Interviews oder Fragebögen
Versuch, Beziehungen in der klinischen Diagnostik zu verankern
Z.B. Z-Diagnosen im ICD-10 über Kodierung im Anhang
Differenzierter sind V-Kategorien im DSM, betrifft v.a. Faktoren wie sexuellen Missbrauch, Gewalt in der Partnerschaft
Z.B. „Global Assessment of Relationship Functioning Scale” oder SCORE
Wie komme ich zur Diagnose
Beobachtungen von verbalen und nonverbalen Interaktionen im System
Aussagen zu Beziehungserleben, Überzeugungen und “Regeln“ im System
Rekonstruktion erlebter und „erzählter“ Familiengeschichte
Informationen über allg. Lebensumstände, materielle und soziale Situation, etc.
Kooperation und Transparenz
Chancen und Risiken von Diagnosen und deren Offenlegung gegenüber Patienten und Systemmitgliedern werden kritisch diskutiert
Arztbriefe müssen PatientInnen zugänglich gemacht werden
Kooperative Arztbriefe: Entlassungsbericht wird PatientIn im Vorfeld zugänglich gemacht und im Entlassungsgespräch gemeinsam besprochen, Mitsprache auch bei Adressaten
Differenzierung von Klientel-Motivation nach Steve de Shazer
Besucher
Klagende
Kunden
Ich habe kein Problem
Joining; Komplimente machen; bisherige Problemauffassung (und Lösungen) soweit ethisch zulässig positiv bewerten und anschließen; Erkenntnis bzgl. Eigener Mitwirkungskraft fördern
Vorsicht bei Lösungsorientierung —> erst nach Problemerkenntnis
Ich habe ein Problem, aber ich kann nichts daran ändern
Verständnis; mitfühlend; positive Dinge/kleine Erfolge hervorheben
Beobachtungs- oder Denkaufgaben in Bezug auf Klage
echtes Anliegen und Veränderungswunsch
Veränderunskontrakt kann geschlossen werden
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