Grundlegende Informationen zum Förderschwerpunkt geistige Entwicklung..
in der Medizin ist weiterhin der Begriff geistige Entwicklung geläufig
die Formulierung “geistige Entwicklung” wird vor allem in entwicklungspsychologischen, pädagogischen und bildungspolitsichen Zusammenhängen genutzt
der Begriff ist ein von der KMK 1994 eingeführter Förderschwerpunkt
das sozialwissenschaftliche Verständnis von Behinderung:
Verhältnis von Leistungs- und Anpassungserwartungen einer Gesellschaft einerseits und den Fähigkeiten des Individuums andererseits
schwierig sind Aussagen wie: “ich werde geistig von X beim Lernen behindert”
Wie definiert das Deutsche Bildungsrat geistig behindert?
„Als geistig behindert gilt, wer infolge einer organisch-genetischen oder anderweitigen Schädigung in seiner psychischen Gesamtentwicklung und seiner Lernfähigkeit so sehr beeinträchtigt ist, dass er voraussichtlich lebenslanger sozialer und pädagogischer Hilfen bedarf. Mit den kognitiven Beeinträchtigungen gehen solche der sprachlichen, sozialen, emotionalen und der motorischen Entwicklung einher.“
Wie lauten die Ursachen für eine geistige Entwicklung?
genetische und organisch-exogene Ursachen…wie durch Chromosomenveränderung
pränatale Ursachen (im Mutterleib)..wie durch Infektionserkrankungen
perinatale Ursachen (während der Geburt)..wie durch Placenta-Nabelschnur-Anomalien
postnatale Ursachen (nach der Geburt)
Wie schaut es mit der Diagnostik der geistigen Entwicklung aus?
es wird international weiterhin vor allem eng am Individuum und dessen Abweichung zur Umwelt diagnostiziert
so gibt es Abweichungen von Lern- und Entwicklungsnormen
entweder Intelligenzminderung (ICD- 10 Klassifikation F70 -79)
oder/und die Beeinträchtigung des adaptiven Verhaltens
Was steht in der sonderpädagogischen Verordnung in Paragraph 12 zum Förderschwerpunkt “Geistige Entwicklung” drin?
hier werden Schüler mit einer hochgradigen und dauerhaften Beeinträchtigung in allen Entwicklungsbereichen gefördert
—> so gibt es für Schüler mit dem Förderschwerpunkt “Geistige Entwicklung” auch einen Rahmenlehrplan
Ziel ist es, den Schülern ein aktives Leben in beruflicher und sozialer Integration sowie die selbstbestimmte Entfaltung ihrer Persöhnlichkeit zu ermöglichen
Schüler mit dem sonderpädagogischen Förderbedarf in dem Förderschwerpunkt “Geistige Entwicklung” sollen mit anderen Schülern desselben sonderpädagogischen Förderbedarfs beschult werden
Wie sieht der Rahmenlehrplan für den Förderschwerpunkt “Geistige Entwicklung” aus?
grundsätzlich gilt:
Erwerb grundlegender Bildung zielt auf die Bewältigung und Gestaltung von Lebenssituationen
durch eine lebensweltorientierte Auseinandersetzung mit den Inhalten des Unterrichts sowie in der Ausgestaltung des Schullebens realisiert
Grundlegende Bildung verbindet drei Aufgaben:
die Stärkung der Persöhnlichkeit,
der Anschlussfähigkeit und des lebenslangen Lernens,
der Mitebstimmung, der Selbstbestimmung und der Teilhabe
individuelles Lernpotenzial, Lernverhalten und Selbstverantwortlichkeit als Grunlage (sonder) pädagogischer Förderung
Atmosphäre der Geborgenheit und Lebensfreude für das Lernen von besonderer Bedeutung
der Rahmenlehrplan ist eng kooperiert mit:
multiprofessionellen Teams aus Pädagog*innen, Sonderpädagog*innen, pädagogische Fachkräfte, Therapeut*innen sowie pflegendes Personal
therapeutische und pflegerische Aspekte eng mit pädagogischem Auftrag verwoben im Schulalltag
über den Unterricht hinaus gehören zur sonderpädagogischen Förderung die Unterstützungs- und Beratungsangebote im schulischen und außerschulischen Umfeld
Fortschritte in der geistigen Entwicklung:..
Lernziel: die Entwicklung von Handlungskompetenzen
—> das Zusammenwirken von Fähigkeiten, Fertigkeiten, Gewohnheiten und Einstellungen
• Personale Kompetenz (Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl, eigene Bedürfnisse wahrnehmen, Körperkonzept entwickeln einschl. Möglichkeiten und Grenzen, Selbstverantwortung, Hilfe und Unterstützung annehmen)
• Soziale Kompetenz (Beziehungen aufnehmen und gestalten, Verhalten in gruppendynamischen Prozessen, Kommunikationsfähigkeit, Empathie und Konfliktlösungsfähigkeit)
• Methodenkompetenz (Arbeitstechniken, Verfahrensweisen und fachbezogene wie fachübergreifende Lernstrategien, Organisation des eigenen Arbeitsplatzes, Zeitmanagement und Umgang mit Medien und Informationen)
• Sachkompetenz (Erfassen von Sachverhalten, Fakten und Regeln, das Verstehen von Argumenten und Phänomenen sowie das Erkennen von Zusammenhängen
Wie sieht die Unterrichtsgestaltung aus?
es gibt eine Auswahl, Gewichtung und Strukturierung der Inahlte und vor allem das konkrete Unterrichtshandeln erfolgen unter dem Aspekt ihres Beitrags zur Kompetenzentwicklung
auf der Ebene des sinnlichwahrnehmenden Lernens, handeln-aktiven Lernens… zu —> zu dem Rahmenlehrplan (Eingangsstufe bis Oberstufe bzw. Jahrgangsstufe 1 bis Jahrgangsstufe 10 einschl. für die Fächer Deutsch/Kommunikation, Mathematik, Sachunterricht, Musik, Kunst, Sport und Wirtschaft, Arbeit, Technik)
vom Förderschwerpunkt „geistige Entwicklung“ zum Förderschwerpunkt „Lernen"
früher als „Lernbehinderung“ bezeichnet
80-90% der Kinder an Förderschulen mit Förderschwerpunkt Lernen aus einkommensschwachen Haushalten
sehr häufig Schüler*innen aus sozio-ökonomisch benachteiligten Milieus und mit ausländischer Staatsangehörigkeit
psychologisch: Lern- und Leistungsvermögen weicht deutlich von Norm ab
- IQ < 85
- Einschränkungen
--> in Kognition, Wahrnehmung, Informationsverarbeitung, im Gedächtnis
--> im Erkennen und Verstehen von Zusammenhängen
--> im Denken, Rechnen, Schreiben, Lesen, Verstehen oder Sprechen
Schüler*innen mit Lernbeeinträchtigungen im inklusiven Unterricht?….
deutliche Nachteile einer Sortierung nach Leistung
negative Effekte auf individuelle Lernleistung in relativ homogenen Gruppen, die …mehrheitlich aus Schüler*innen bestehend aus überwiegend bildungsbenachteiligten Elternhäusern, deren Familiensprache nicht Deutsch, Väter nicht in Vollzeit beschäftigt, geringe kognitive Fähigkeiten
so gibt es aber positive Effekte inklusiver Beschulung
Wie lauten erfolgreiche Strategien für inklusiven Unterricht?
gutes Klassenklima (classroom management, v.a. präventiv für Störungen)
kooperatives Lernen
peer tutoring
Elterneinbindung
direkte Instruktionen
Kommunikation von Unterrichtszielen und Erfolgskriterien
Zerlegung der Aufgaben in Teilschritte
Anpassung der Schwierigkeit der Aufgaben an Fähigkeit der Schüler*innen (kognitiv herausfordernd, aber im Bereich der proximalen Entwicklung)
Vergabe von Zusatzaufgaben
strukturiertes Arbeitsmaterial und ausgearbeitete Lösungsbeispiele
Wiederholung und Übung
regelmäßiges, formatives assessment (lernbegleitende Beurteilung)
informationshaltiges, individuelles Feedback
Curriculums- und systembezogene Diagnostik (Förderdiagnostik)
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