Was ist mit dem begriff somatoforme störungen gemeint? was sind deren gemeinsames merkmal?
was muss vorliegen um eine diagnose stellen zu können?
kann eine diagnose gestellt werden auch wenn bei somatoformen patienten zusätzlich organische krankheitsfaktoren vorliegen? und wann geht das?
welche unterscheidung muss bei somatofromen störungen unbedingt gemacht werden?
Unter dem begriff somatoforme störungen ist eine ganze gruppe psychischer störungen gemeint. Deren gemeinsames merkmal sind körperliche symptome und beschwerden, wie zb. Rücken und Kopfschmerzen oder verdauungsbeschwerden , für die von ärzten keine ausreichenden organischen ursachen gefunden werden können.
Um eine Diagnose stellen zu können müssen diese unklaren Körperbeschwerden zu starken beeinträchtigungen führen und mindestens ein halbes jahr vorliegen.
wenn bei somatoformen patienten zusätzliche organische krankheitsfaktoren vorliegen, kann die doagnose trotzdem vergeben werden, wenn das ausmaß der beeinträchtigung oder die art der beschwerden deutlich “über das zu erwartende” hinaus gehen.
somatoforme störungen dürfen aber nicht mit Simulation verwechselt werden, da die betroffenen wirklich unter spürbaren körperlichen missempfindungen leiden.
Nenne eine Definition der somatoformen störungen
Bei somatoformen störungen handelt es sich um eine ganze gruppe psychischer störungen, deren gemeinsames merkmal körperliche beschwerden ohne ausreichende organische ursachen sind.
Somatisierungsstörung
Diese Störung gilt als der Prototyp der somatoformen störungen.
Ihr kernmerkmal sind multiple Beschwerden seit mindestens 2 Jahren.
Es müssen mindestens 6 körperliche symptome aus mindestens 2 organgruppen vorhanden sein.
Was unterscheidet das ICD-10 hinsichtich der somatoformen störungen?
Das ICD-10 unterscheidet eine ganze reihe von diagnosen innerhalb der gruppe der somatoformen störungen. welche der störungen vorliegt hängt vor allem von der art und der anzahl der körperlichen beschwerden ab.
Undifferenzierte Somatisierungsstörung
Im gegensatz zur Somatisierungsstörung genügt hier das vorhandensein einer einzelnen unklaren Körperbeschwerde über einen zeitraum von 6 monaten.
bevor diese diagnose gestellt wird, ist zu prüfen , ob sich die art und anzahl der beschwerde nicht besser spezifisch in eine somatisierungs-, schmerz-, autonome funktions-oder konversionsstörung einordnen lassen.
Somatoforme Schmerzstörung
Um die kriterien für die anhaltende somatoforme schmerzstörung zu erfüllen, muss ein schwerer schmerz in einem körperteil über mindestens 6 monate anhaltender hauptfokus der aufmerksamkeit des patienten sein.
Die schmerzempfindung kann nicht adäquat organmedizinisch erklärt werden.
Somatoforme autonome Funktionsstörung
zentral bei der autonomen funktionsstörung ist, dass die körperlichen beschwerden mit symptomen einer vegetativen erregbarkeit einhergehen.
um die kriterien zu erfüllen müssen symptome autonomer erregung aus mindestens einem der vorgegebenen organsysteme vorhanden sein: kardiovaskuläres system, oberer und unterer Gastrointestinaltrakt, respiratorisches sowie urogenitalsystem.
außerdem müssen mindestens zwei andere vegetative symptome sowie mindestens ein weiteres symptom aus einer vorgegebenen liste, zb. brustschmerzen, außergewöhnliche ermüdbarkeit oder häufiger stuhldrang geprüft werden.
patienten mit einem reizdarm oder reizmagensyndrom können mit dieser störung diagnostiziert werden.
Konversionsstörung
Konversionssymptome lassen sich am besten mit dem begriff pseudoneurologisch umschreiben.
Pseudoneurologische symptome machen den anschein als läge eine neurologische krankheit vor.
patienten mit konversionsstörung sind oft sehr eindrücklich, zb können sie ihre beine nicht mehr bewegen oder haben krampfanfälle ähnlich wie bei epilepsien.
die konversionsstörung gehört in der ICD-10 zu den dissoziativen störungen
Hypochondrische Störung
Auch bei der Hypochondrie bestehen unklare körperliche Missempfindungen.
sie unterscheiden sich aber deutlich von den anderen somatoformen störunge: dei betroffenen haben angst oder leiden unter der überzeugung, eine ernsthafte krankheit zu haben. Die krankheitsannahme beruht auf der Über/ fehlinterpretation körperlicher Empfindungen ( zb angst magenkrebs zu haben wegen häufiger magenschmerzen).
die angst bzw überzeugung muss mindestens ein halbes jahr und trotz medizinischer rückversicherung bestehen.
Körperdysmorphe (oder dysmorphophobe) störung
in der ICD-10 wird die körperdysmorphe störung als spezialform der hypochondrie klassifiziert , auch wenn beide störungsbilder wenig gemeinsam haben.
die betroffenen beschäftigen sich anhaltend mit einer angenommenen einstellung oder missbildung, die von anderen nicht (in dem ausmaß) nachvollzogen werden kann.
häufig ist das gesicht betroffen (zb übergroße nase, ausdünnendes haar, asymmetrien).
Differentialdiagnostik
was ist zu beachten?
Organische erkrankungen
es gibt viele störungsbilder die man von den somatoformen störungen abgrenzen sollte. dabei ist zu beachten dass auch hohe komorbiditätsraten mit depressiven und angststörungen vorliegen.
Nach dem ICD-10 sind somatoforme störungen Ausschlussdiagnosen dh organmedizinische diagnosen müssen davor ausgeschlossen werden.
in einigen fällen können organische erkrankungen jedoch nicht vollständig ausgeschlossen werden bzw das leiden der patienten geht deutlich über das bei der jeweiligen krankheit zu erwartende hinaus.
modernere ansätze und diskusionen im zusammenhang mit ICD-11 entfernen sich vom konzept der somatoformen störungen als medizinischer ausschlussdiagnostik und orientieren sich stärker an positiven psychologischen kriterien.
Depressive Störungen
Früher wurden somatoforme störungen als eine art unterdrückte depression gesehen.
Die diagnostische abgrenzung ist hier aber leicht vorzunehmen.
körperliche beschwerden zb kopfschmerzen die nur während depressiver episoden auftreten, sollten nicht als somatoform gewertet werden.
Angststörungen
wenn körperliche insbesondere vegetative symptome nur während panikanfällen, in angstsituationen oder im rahmen eines erhöhten angst-arousals auftreten, sollten diese nicht als somatoform gewertet werden.
Psychotische störungen
Vor allem im rahmen von floriden(= symptomatisch voll ausgeprägten) psychotischen episoden können körperliche missempfindungen auftreten, die dann meist auch bizarr-bildliche beschreibungen erhalten ( zb stahlgerüst im bauch, ameisen im gehirn). diese nennt man coenästhetische halluzinationen und sind teil einer psychotischen symptomatik.
Artifizielle Störungen und Simulation
Hierbei handelt es sich um das absichtliche erzeugen bzw. vortäuschen körperlicher symptome.
im fall der simulation ist typischerweise ein offensichtlicher vorteil für den patienten (zb finanzielle entschädigungen) beabsichtigt.
Bei artifiziellen störungen (in schweren fällen auch: Münchhausensyndrom) besteht vermutlich eine hohe motivation die krankheitsrolle einzunehmen und soziale anerkennung für eine dramatische leidensgeschichte zu erhalten.
Diagnostik
Welche diagnostische Interviews werden benutzt?
was ermöglicht das CIDI?
was weißt du zum somatoform disorders schedules (SDS)
und screenings für somatoforme störungen (SOMS)
was bietet sich zur erhebung der hpochondrischen merkmale ?
scale for the assesment of illness behavior (SAIB)
Diagnostische interviews sind: SKID,, DIPS, CIDI , IDCL
das CIDI ermöglicht eine diagnostizierung nach ICD-10
Die Somatoform disorders schedules (SDS) in der deutschen version von hiller und rief sind das einzige interviewverfahren das spezifisch auf die gruppe der somatoformen störungen ausgerichtet ist. es ermöglicht eine ausführlichere, über die diagnostischen kriterien hinausgehende exploration.
Anhand des Screenings für somatoforme störungen (SOMS) gelingt das Vorscreening auf die spezifischen somatoformen störungen, die quantifizierung sowie die verlaufsbeschreibung von personen mit somatoformen störungen.
Zur erhebung der hypochondrischen merkmale bietet sich der Whiteley - index an.
Die scale for the Assesment of illness behavior (SAIB) wurde speziell zur erfassung des krankheitsverhaltens bei patienten mit unklaren körperlichen beschwerden entwickelt und validiert.
Nenne Bewältigungsstrategien bei somatoformen störungen
Entspannungstraining vor allem eignet sich die progressive Muskelentspannung bei somatoformen störungen.
Achtsamkeitstraining
Alternative Wahrnehmungserfahrungen
Veränderung dysfunktionaler Bewertung
Bewältigung psychosozialer Belastungsfaktoren
Veränderung dysfunktionalen Krankheitsverhaltens
Effektivität der kognitiven verhaltenstherapie bei somatoformen störungen
Es existieren nur wenige kontrolliert-randomisierte Studien zur wirksamkeit der kognitiven verhaltenstherapie bei somatoformen störungen, die jedoch einheitlich für eine überlegenheit gegenüber den kontrollbedingungen sprechen.
die kontrollierten effektstärken für die reduktion körperlicher beschwerden liegen im mittleren bereich.
bei der behandlung der hypochondrie ergeben sich höhere effekte.
Wie sieht das Multifaktorielle erklärungsmodell der somatoformen Störungen aus ?
Wie sieht die prävelenz für die gruppe der somatoformen störungen im gegensatz für depressive und angsstörungen aus?
wie liegt die 12 monatsprävelenz für somatoforme störungen in deutschland?
wie sehen die prävelenzraten für die somatisierungsstörung, hypochondrie und konversionsstörungen aus?
was ist die häufigste der somotformen störungen ? mit welcher lebenszeitprävelenz?
Die Prävelenz für die gruppe der somatoformen störungen ist nur geringfügig kleiner als die für depressive und angststörungen.
die 12 monatsprävelenz für somatoforme störungen liegt in deutschland bei 11%.
Für die Somatisierungsstörung und die hypochondrie wird von prävelenzraten von bis zu 1% ausgegangen, die konversionsstörung ist vermutlich noch seltener.
Mit lebenszeitprävelenzen von 10-15% ist die schmerzstörung die häufigste der somatoformen störungen.
•16,4% lebenszeitprävelenz
Treten bei männern oder frauen öfter somatoforme störungen auf?
und bei hypochondrien?
was zeigen verschiedene untersuchungen?
Somatoforme störungen treten bei Frauen häufiger auf als bei Männern. Man geht von einem Verhältnis von 2:1 aus.
Bei Hypochondrien sind Männer und frauen ca gleich häufig betroffen.
verschiedene untersuchungen zeigen zusammenhänge zwischen niedrigem bildungsniveau und niedriger sozialer schicht.
wie sehen die komorbiditäten zu anderen psychischen störungen aus?
wann beginnt die somatoforme symptomatik?
was findet sich in untersuchungen?
kann es zur vollständigen remission aller beschwerden kommen?
Komorbiditäten mit anderen psychischen störungen ist sehr oft der fall.
in einer großen therapiestudie an patienten mit multiplen somatoformen beschwerden betrug die Komorbidität mit depressiven störungen 74% , mit angsstörungen 28%.
Allgemein geht man von komorbiditätsraten für affektive störungen von mindestens 50% aus und für angsstörungen von mindestens 30% aus.
in vielen fällen beginnt die somatoforme symptomatik in der jugend oder im frühen erwachsenenalter.
in untersuchungen finden sich remissionsraten von 10-30% im verlauf eines jahres.
eine vollständige remission aller beschwerden ist auch bei erfolgreicher psychotherapie selten.
bei der somatisierungsstörung ist ein vollständiger rückgang aller beschwerden nicht zu erwarten.
Ursache
wovon wird ausgegangen?
worauf weisen zwilllings und adoptionsstudien hin?
was zeigt sich auch?
Es wird davon ausgegangen das biologische, kognitive, emotionale und verhaltensbezogene risikofaktoren zur entstehung beitragen.
zwillings und adoptionsstudien weisen auf eine erbliche komponente hin.
es zeigen sich auch psychobiologische auffälligkeiten: es finden sich bei patienten mit somatoformen störungen auffälligkeiten im serotonin-haushalt , abweichende cortisol- aufwachwerte und immunologische veränderungen, die gegenläufig zu denen bei depressiven patienten zu sein scheinen.
Fear Avoidance
Endurance Response
Auf der emotional behavioralen ebene kamen insbesondere aus der forschung zur chronischen schmerzstörung wertvolle anregungen. —>Nach des Fear Avoidance verstärkt die angst vor schmerz das schonverhalten..
Endurance Response : auch übermäßiges durchhalten und bagatelisieren von symptomen (schmerzsymptomen zb) kann schmerz verstärken
was ist die wirksamste therapie bei somatoformen störungen?
was soll patienten vermittelt werden?
die besten wirksamkeitsnachweise bestehen für die kognitive verhaltenstherapie
patienten soll vermittel werden dass es in der therapie vor allem um die bewältigung vorhandener körperbeschwerden geht.
Kontrollfrage
Welche Diagnose würde ein Patient mit sog. „psychogener Erblindung“ am ehesten erhalten?
Patienten mit Somatisierungsstörung und solche mit Hypochondrie gehen üblicherweise aus verschiedenen Motiven zum Arzt – worin liegt der Unterschied?
Somatisierungsstörung: Der Patient erhofft sich i.d.R. eine Diagnose und Therapie, Hypochondrie: Der Patient erhofft die Nicht-Bestätigung seiner Krankheitsbefürchtung (also das Gegenteil einer Diagnose!).
Nennen Sie vier Beispiele für dysfunktionales Krankheitsverhalten bei somatoformen Störungen.
Schon- und Vermeidungsverhalten, Vermeidungsverhalten, Klageverhalten, sicherheitssuchendes Verhalten
Welche Übungen zur Exposition mit Reaktionsverhinderung können bei somatoformen Störungen Anwendung finden?
achtsame Wahrnehmung körperlicher Empfindungen, Provokation körperlicher Missempfindungen, Aufsuchen vermiedener Situationen (z. B. Krankenhäuser), Verminderung sicherheitssuchenden Verhaltens (z. B. keine ärztliche Rückversicherung einholen)
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