Was wird in Neurotraumatologie behandelt?
Kopfverletzungen
zB Soldaten, Unfallopfer, Fußballspieler
Was wird in Neuroonkologie behandelt?
Hirntumore
Was behandelt die Neuroinfektologie?
Infektionen des Nervensystems
zB Hepatitis, Creutzfeld-Jakob-Krankheit
Was wird in der Neuropsychologie behandelt?
Die Neuropsychologie beschäftigt sich mit den Funktionen des Gehirns wie z.B. dem Denkvermögen (bzw. der Intelligenz), der Aufmerksamkeit, dem Gedächtnis, dem Sprachvermögen, den motorischen Fertigkeiten, Persönlichkeits-/Verhaltensänderungen, emotionalen Störungen und visuellen Wahrnehmungsstörungen.
Was wird in der Neuropsychiatrie behandelt?
Die Neuropsychiatrie ist eine medizinische Disziplin im Überschneidungsbereich von Psychiatrie, Neurologie und Psychologie. Sie beschäftigt sich mit der Untersuchung anatomischer, struktureller, physiologischer und metabolischer Grundlagen kognitiver und emotionaler Prozesse sowie der Diagnostik und Behandlung neurologischer Erkrankungen mit psychischer Symptomatik.
Was wird in der Neuroradiologie behandelt?
Die Neuroradiologie ist ein Teilgebiet der Radiologie und damit der Medizin. Ziel ist die Darstellung und Beurteilung des Nervensystems mit Bildgebungsverfahren, unter anderem Magnetresonanztomographie (MRT), Computertomographie (CT) und Sonographie. Ferner werden Methoden der interventionellen Radiologie eingesetzt.
Was ist die Neurophilosophie?
Als Neurophilosophie wird die Diskussion um die Einbeziehung der neurophysiologischen Forschungsergebnisse in philosophische Überlegungen bezeichnet.
Was beinhaltet das Forschungsgebiet der Epigenetik?
Erforschung der erfahrungsbedingten Veränderungen der DNA, die vererbt werden können
Was ist das Ziel bildgebender Verfahren?
Einblicke ins Hirn von Individuen in vivo zu erhalten
Seit wann gibt es bildgebende Verfahren?
erst seit ca. 20-30 Jahren möglich, mittlerweile Routineeinsatz
Was ist das Ziel struktureller (bildgebender) Verfahren?
Sichtbarmachen von Geweben unterschiedlicher Dichte
Welche strukturelle (bildgebende) Verfahren kennen Sie?
CCT (craniale Computertomographie)
MRT
Angiogramm
Was ist das Ziel funktioneller (bildgebender) Verfahren?
Sichtbarmachen der Aktivität von Hirnregionen
Welche funktionelle (bildgebende) Verfahren kennen Sie?
PET
SPECT (Vorgänger PET)
fMRT
Füllen Sie folgende Tabelle:
Erläutern Sie CCT.
Craniale Computertomographie (CCT)
Basiert auf Röntgenstrahlung: Röntgenstrahlbündel rotiert, kreisförmig angelegte Detektoren empfangen Strahlung (Aufzeichnung der Strahlung nach Austritt aus dem Körper)
Unterschiedliches Gewebe strahlt unterschiedlich
Schnittführung: semi-horizontal = oberhalb des Auges nach schräg unten Richtung Hirnstamm
Auflösung ca. 5mm (eher grob!)
Injektion eines jodhaltigen Kontrastmittels
Erstellt Schnittbilder, die ein 3D-Bild ergeben (dank der gebündelten Strahlen)
Erläutern Sie MRT.
frei von Röntgenstrahlung, basiert auf magnetischen/magnetisierbaren Eigenschaften von Gewebe
Räumliche Auflösung: 1-2mm
Schnittebenen: beliebig
T1-Relaxation und T2 Relaxation
Vorsicht bei: Herzschrittmachern, magnetisierbaren Metallteilen im Körper nach OPs, Tattoos, andere magnetisierbare Gegenstände am Körper!
Was ist T1-Relaxation und T2 Relaxation?
T1-Relaxation (Liquor schwarz): Wiederaufbau der Längsmagnetisierung
Mit Abgabe von Energie an die Umgebung verbunden
Benötigte Zeit abhängig von Stärke des Magnetfelds, Zeitdauer abh. von den Eigenschaften des Körpergewebes
T2-Relaxation: misst Zeitdauer, in der Spins untereinander Energie austauschen, da sie sich als „kleine Magnete“ gegenseitig beeinflussen, auch abh. von Eigenschaften des Körpergewebes
Erläutern Sie die Funktionsweise von MRT
Grundlagen:
Atome habe Drehimpuls (Spin), rotieren um eigene Achse; erzeugen so ein Magnetfeld aufgrund der Protonen im Inneren des Kerns
Nutzung von Wasserstoffatomen, da viele im Körper
Wie?
Pat. wird in statisches Magnetfeld gebracht (1,5T bzw. heute 3T)
Dadurch werden Drehachsen der Atome parallel oder antiparallel ausgerichtet (sonst zufällig angeordnet)
Atome mit ungerader Protonenzahl (z.B. Wasserstoff) fallen in bestimme Rotation, können aber durch Einwirken von Radiowellenimpulsen kurz bewegt werden, danach kippen sie wieder in die durch das Magnetfeld erzwungene gleichförmige Ausrichtung zurück
Bei Zurückschwingen senden Wasserstoffatome ebenfalls Radiowelle – elektromagnetischen Impuls, das MR-Signal – aus, der von einer Empfangsquelle aufgefangen wird
Mit dem Maße, in dem Spins wieder ihre stabilen Positionen im Magnetfeld erreichen, nimmt das MR-Signal wieder ab
Zeitdauer des Zurückfallens in Gleichgewichtzustand wird bestimmt durch:
Longitudinale Relaxation (T1)
Transversale Relaxation (T2)
Welches bildgebende Verfahren wäre bei einem Hirntumor sinnvoll? Was wäre dann zu erkennen?
Ausmaß der Schädigung besser in T2 (MRT) erkennbar, hell in T2 (MRT) heißt nicht zwangsläufig Flüssigkeit! Tumor ebenfalls hell. (?)
Welches bildgebende Verfahren wäre bei einem Schlaganfall sinnvoll? Was wäre dann zu erkennen?
Einblutung, im CT besser sichtbar
Welches bildgebende Verfahren wäre bei einem Herpes Simplex Virus Encephalitis sinnvoll? Was wäre dann zu erkennen?
Aufhellung bei T2 (MRT), Entzündung
Welches bildgebende Verfahren wäre bei Alzheimer Demenz sinnvoll? Was wäre dann zu erkennen?
erweiterte Ventrikel, Atrophie (in T1 gut sichtbar)
Welches bildgebende Verfahren wäre bei Vaskulärer Demenz sinnvoll? Was wäre dann zu erkennen?
Platzen kleiner Gefäße – überall Flecken auf Bild, wie „kleine Schlaganfälle“ , MRT (?)
Welches bildgebende Verfahren wäre bei Hydrocephalus sinnvoll? Was wäre dann zu erkennen?
CT , krankhafte Erweiterung der mit Liquor gefüllten Flüssigkeitsräume (Hirnventrikel)
Welches bildgebende Verfahren wäre bei Schädigung durch Depression/Folge langjähriger Medikation sinnvoll? Was wäre dann zu erkennen?
evtl. Kalzifizierung, im CT besser sichtbar
Was ist Kalzifizierung?
Von einer Kalzifizierung spricht man, wenn sich in einem Organ oder in einem Gewebe Kalk abgelagert hat. Anstatt Kalzifizierung kann man auch Verkalkung sagen.
Was ist Subcortikale vaskuläre Encephalopathie (SVE) und wie entsteht sie?
progressive Hirnerkrankung
Symptome: Immobilität aufgrund von Gang- und Haltungsproblemen
mit vaskulärer Demenz gekoppelt (kogn. Verlangsamung, Fehlen v. Handlungsinitiative, Gedächtnisstörungen)
pathologische Basis: cerebrale Mikroangiopathie (Missbildung der Gefäße)
führt zu lakunären Infarkten (kleinere Hirninfarkte) und ischämischen (Minderdurchblutung) Läsionen der weißen Substanz;
Folge ist Unterbrechung paralleler präfrontal-subcortikaler Schaltkreise, die wichtig für psychomotorische Funktionen sind
Was ist Hydrocephalus und wie entsteht er?
Hydrocephalus: erweiterte Ventrikel
Häufig perinatal durch Drogen oder Vererbung
Kinder häufig behindert, Motorik oft möglich, Sprechen meist nicht
Überdruckhydrocephalus: Überproduktion von Liquor, Hirn wird weggedrückt, durch chirurgischen Eingriff wird Flüssigkeit abgelassen
Im CT und T1 (MRT?) gut sichtbar
Wann würden Sie ein CT ggü. einem MRT bevorzugen?
vermutete Ursache gut findbar
Pat. mit Herzschrittmacher (MRT nicht möglich)
Wann würden Sie ein MRT ggü. einem CT bevorzugen?
vermutete Ursache nicht so gut findbar/klein
zB Tumor
Erläutern Sie Angiographie.
Vorher wird MRT gemacht, dabei kann man eine Idee bekommen, welche Arterie betroffen ist
Ziel: Sichtbarmachen der Blutgefäße (Gefäßdarstellung)
Injektion eines Röntgenkontrastmittels z.B. in Leiste (nie Hals!), Aufnahme einzelner MRT-Bilder, die zeigen, wie das Mittel durch die Arterien und Kapillaren fließt
PTA = Perkutane Transluminale Angioplastie
Was ist Perkutane Transluminale Angioplastie? Nennen Sie ein Anwendungsbeispiel.
Gefäßerweiterung nach Verstopfung
Stent (Gefäßstütze) wird eingesetzt, damit sich Gefäße nicht wieder verschließen
z.B. bei Thrombose, die zu ischämischen Infakt (Schlaganfall) führt
Erläutern Sie fMRT.
Funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT)
Weniger gute Auflösung als bei MRT, dafür viele Bilder (z.B. alle 3 Sekunden für 20 Minuten) - V.a. in Forschung eingesetzt
Indirekte Messung neuronaler Aktivität, keine absolute Messung! Man braucht mindestens 20 Probanden und mittelt dann, einzelne Befunde nicht aussagekräftig
Auswertung
Differenzbild bilden
z.B. Stimulationsaktivität minus Kontrollaktivität [extrem leichte Variante einer Aufgabe z.B.] und das auf Anatomiebild eines Gehirns legen
Durchschnittsbild von mehreren Probanden bilden
Was ist das BOLD Signal und was bedeutet es?
= Blood Oxygen Level Dependent Signal
Färbung auf Bildern (fMRT) zeigt Sauerstoffgehalt
Indirekte Messung neuronaler Aktivität, keine absolute Messung!
Anstieg Neurale Aktivität [-> = “führt zu”]
→ Anstieg Blutfluss
→ Anstieg Oxyhämoglobin (mehr als Deoxyhämoglobin)
→ Anstieg T2 (?)
→ Anstieg MR Signal
Was ist das klassische Modell der Erinnerung vs. Multiple Trace Theory?
Multiple Trace Theory: Hippocampus immer beteiligt, bei neueren Erinnerungen stärker (Erinnerungsverlust Gradient bei Pat. mit Hippocampus-Läsion)
Wie wurden rezente vs. Kindheitserinnerungen untersucht?
Rezente vs. Kindheitserinnerungen, positiv vs. negativ (2x2 Design)
Ergebnisse:
Zeiteffekt im Hippocampus → nur bei rezenten Erinnerungen aktiv
Retrosplenialer Cortex (Verarbeitung vertrauter Informationen)
Positive Erinnerungen: Amygdala-Aktivierung
Erläutern Sie PET und dessen Weiterentwicklungen.
Durch radioaktive Tracer mit kurzer HWZ
Basiert auf den Gesetzmäßigkeiten des Positronenzerfalls:
Beim Zerfall entstehen elektromagnetische Strahlungen, die über Detektoren gemessen werden
Rekonstruktion eines 3D-Bildes
Rot: starke Aktivität, grün/blau: weniger Aktivität
Auflösung: ca. 5mm
Die 2-deoxy-2-(18F)fluoro-D-Glucose Technik (FDG-PET)
Ursprung der funktionellen Bildgebung: Einsatz in Tierexperimenten
Versuchstieren wird radioaktiv markierte Glucose injiziert
Nach Tötung der Tiere werden Gehirnschnitte entfernt und auf Objektträger aufgezogen → feststellen, welche Hirnbereiche mehr Glukose inkorporierten als andere Bereiche
Weiterentwicklungen
Messungen: Glukose, Blutfluss (Messung über Wassermarkierung, deswegen indirekt¸ “je mehr Blutfluss, desto mehr Aktivierung ist die Idee“), Transmitterbindung (?)
Welche Tracer gibt es für PET-Untersuchungen? Was ist zu beachten?
Radioaktive Isotope:
11C (Kohlenstoff): HWZ ca. 21 Minuten
15O (Sauerstoff): HWZ ca. 2 Minuten → nicht absolut interpretierbar
18F (Fluor): HWZ ca. 110 Minuten → am meisten verwendet
Zu beachten:
Chemiker*in muss immer Dosimeter zur Strahlenbeobachtung haben
NICHT bei Frauen im gebärfähigen Alter ohne guten medizinischen Grund anwenden
Nennen Sie Vorteile des PET.
Gut bei psychiatrischen Pat.
zB Rezeptoren vor und nach einer Medikation (z.B. bei Gabe von SSRIs)
zB Untersuchung neurochemischer Veränderungen nach/während Psychotherapie
Auch fMRT-ähnliche Messungen möglich!
Erlaubt absolute Messungen (im Gegensatz zu fMRT)
Welches bildgebende Verfahren wäre zur Messung der Behandlung mit L-Dopa bei Parkinson sinnvoll? Was wäre dann zu erkennen?
Striatum-Aktivität verbesserte sich (zumindest kurzfristig, Wiederholungsmesszeitpunkte wegen Radioaktivität schwierig)
Welches bildgebende Verfahren wäre zur Messung eines traumatisierten Pat. (Hausbrand) sinnvoll? Was wäre dann zu erkennen?
Unauffälliges MRT
PET nach Trauma: reduzierter Glukosemetabolismus
PET nach Erholung: normaler Glukosemetabolismus
Erläutern Sie SPECT.
Single-Photon-Emission-Computed-Tomography (SPECT)
Veraltet (Vorgänger von PET)
Radioaktiv markierte Substanzen (Tracer) werden verabreicht und im Gehirn gespeichert
Zerfallen mit hoher Energie, Detektoren messen diese Energie
Energie wird rekonstruiert und 3D dargestellt
Auflösung 15-25mm
Schnittebenen: meist horizontal, grundsätzlich beliebig
Nennen Sie Elektrophysiologische Methoden.
Elektromyogramm (EMG)
Elektrookulogramm (EOG)
Elektrokardiogramm (EKG)
Elektroencephalographie (EEG)
Magnetencephalographie (MEG): Magnetismus des Gehirns messen, v.a. in Forschung
Zeitliche Auflösung gut, anatomische Felder, teuer als EEG und sehr empfindlich
Einzellableitungen (extra-, intrazellulär), Multi-unit recordings (Zellgruppen): in Tierstudien
Was ist EMG?
Elektromyogramm (EMG): Messung der Muskelaktivität (z.B. im Schlaflabor, Messung der „restless legs“)
Was ist EOG?
Elektrookulogramm (EOG): Augenbewegung messen
Was ist EKG?
Elektrokardiogramm (EKG): Herzströme
Was ist EEG?
Elektroencephalographie (EEG): Hirnaktivität
Was ist MEG?
Wo werden Einzellableitungen angewandt?
in Tierstudien
Was sind Einzelzellableitungen?
Ableitung der elektrischen Aktivität mit Mikroelektroden (meist Wolfram, bei wenig Budget Edelstahl)
Unters. Elektroden messen nicht exakt das gleiche
Größe der Elektroden hat Einfluss auf Sensitivität der Ableitung, aber auch der Lokalisationsgenauigkeit
Messung der elektrischen Aktivität (Aktionspotentiale) kleiner Gruppen von Nervenzellen
Nach Isolation der neuronalen Reaktionsmuster: Ableitung der „spikes“ (Aktionspotentiale) einzelner Neurone
Akute Einzelzellableitung im narkotisierten Tier ↔ chronische E. dauerhafte Implantation der Elektroden
Akut: Elektroden nicht fest implantiert, vor Messung wird Elektrode ins Gewebe eingeführt; Nachteile durch Kompression des Gewebes oder Nachwirkungen der OP
Chronisch: chronische Elektrodenimplantierung, geeignet für Aufzeichnungen von sich bewegenden Tieren
Formen
In vitro: außerhalb lebender Organismen/künstliche Umgebung (z.B. Gewebeschnitte, vereinzelte Zellen)
In vivo: im lebendigen Organismus (z.B. Implantate im wachen oder anästhesierten Versuchstier, bei Menschen vor Tumor- oder Epilepsie-OPs)
Ex vivo: entnommenes lebendes biologisches Material (lebendes Gewebe entnehmen, kann begrenzte Zeit kultiviert werden)
Vorteile: hohe lokale und zeitliche Auflösung
Nachteile: geringe räumliche Auflösung, invasiv
Nennen Sie Beispiele für Einzelzellableitung.
Place Cells
Spiegelneurone
Was sind Spiegelneurone?
Spiegelneurone:
Bisher nur an Tieren nachgewiesen
v.a. im Frontalbereich
Forschung v.a. visuell, teilweise auditiv
Vielleicht Grundlage für Imitation, evtl. sogar für Empathie
Spiegelneurone sind Nervenzellen, die im Gehirn vom Primaten beim Beobachten einer Handlung dasselbe Aktivitätsmuster zeigen wie bei dessen eigener Ausführung
z.B. wenn ein Affe nach einem Gegenstand greift oder er sieht, dass der Versuchsleiter nach dem Gegenstand greift
konnte auch bei Geräuschen gezeigt werden: wenn sie durch Lernen mit bestimmter Handlung verknüpft sind, zeigt Spiegelneuron bei Geräusch dasselbe Aktivitätsmuster wie bei Handlung
Was sind Place Cells?
Place Cells:
Ortszellen sind Pyramidalneurone im Hippocampus, die feuern, wenn ein Tier eine bestimmte Örtlichkeit in seiner Umgebung betritt (= place field)
Jede Place Cell hat festgelegtes Place Field im Laborraum, jedoch mehrere in freier Natur; im Hippocampus gibt es keine Topographie wie in anderen Hirnregionen
Place Cells dienen der neuronalen Repräsentation für ortsgebundene kognitive Prozesse (Raumkognition): Kognitive Landkarte
Erläutern Sie EEG.
elektrische Signale von Neuronen werden von der Kopfhaut des Menschen abgeleitet
EEG stellt vermutlich eine Registrierung der postsynaptischen dendritischen Potentiale der Hirnrinde dar, wegen Orientierung und Größer der Dendriten machen die Potentiale der Pyramidenzellen vermutlich den größten Anteil aus
Konventionelle EEG-Messungen sind nach 10/20 System: von bestimmten Referenzpunkten auf dem Kopf ausgehend werden Elektroden jeweils im Abstand von 10% oder 20% der Strecke zwischen Nasenwurzel und Hinterhauptserhebung (Nasion - Inion) angelegt (C = central, F = frontal, P = parietal, O = occipital, Fp = präfrontal, T = temporal)
Gemessen wird die Veränderung positiver/negativer Elektrizität von Neuronengruppen (deswegen räumlich schlecht)
Seit wann gibt es EEGs?
1929 lieferte Hans Berger den Beweis, dass elektrische Signale von Neuronen von der Kopfhaut des Menschen abgeleitet werden können
Wo werden EEGs vor allem eingesetzt?
Schlafforschung
Epilepsie
Was ist ERP?
ERP: Was passiert in einem bestimmten Bereich, während oder nach einem motorischen, sensorischen oder sonstigem mentalen Ereignis?
bzw. Wie verändern sich EEG-Frequenzen ereigniskorreliert?
Event-related potentials (ERPs) are a particular kind of measure derived from EEG data. EEG is a continuous measure of electrical brain activity. ERPs, on the other hand, are short segments of EEG data that are time-locked to particular events of experimental interest, and typically averaged over many trials of an experiment. The events of interest are commonly the onset of stimuli, or the onset of motor responses (e.g., button presses or eye movements). The idea of ERPs is that by time-locking brain activity to particular events, we can see what patterns of brain activity occur systematically in response to those events.
Erläutern Sie MEG.
Vom Gehirn erzeugte biomagnetische Felder sind sehr schwach, lassen sich aber unter bestimmten Bedingungen messen
Anwendung von SQIDs (Superconducting Quantum Interference Device) als Detektoren, die die Supraleitfähigkeit von Metallen in Nähe des absoluten Nullpunkts zur Erfassung der von schwachen Magnetfeldern induzierten Ströme nutzen
= misst Magnetismus in kleinen Magnetfeldern
MEGs haben ähnlich zu modernen EEGs eine hohe Elektrodenzahl, die ein „Brain Mapping“ der ges. Hirnoberfläche ermöglicht
MEG misst Magnetfelder, die senkrecht auf den elektrischen Feldern stehen und daher parallel zur Schädeloberfläche liegen, daher registriert es v. a. Dipole, die in Gehirnwindungen liegen
Wie EEG ermöglicht MEG nur bedingte räumliche Auflösung, ist jedoch bzgl. zeitlicher Auflösung im ms-Bereich unübertroffen
Teuer und artefaktanfällig, reines Forschungsgerät
Praktisch schwieriger als EEG, da tagelanges MEG nicht möglich
Für funktionell-anatomische Beschreibung werden die Daten auf entsprechende anatomische Bilder übertragen
Was ist ein(e) Supraleiter?
Supraleiter = Materialien, deren elektrischer Widerstand bei Unterschreitung einer best. Temperatur gegen Null strebt, d.h. Strom kann ungehindert fließen
Wo werden SQIDs angewendet?
Beim MEG werden SQIDs (Superconducting Quantum Interference Device) als Detektoren angewendet, die die Supraleitfähigkeit von Metallen in Nähe des absoluten Nullpunkts zur Erfassung der von schwachen Magnetfeldern induzierten Ströme nutzen.
Erläutern Sie TMS.
Transkranielle Magnetstimulation (TMS)
Experimentelle Induktion temporärer Läsionen
durch magnetische Ströme erzeugt
Nur oberflächlich möglich (Hirnrinde)
Temporäre Schäden spezifischer Hirnregionen, um zu beobachten, welche Auswirkungen eine Schädigung in diesem Bereich haben kann
Therapeutische Methode zur Induktion von Neuroplastizität
Z.B. bei Schlaganfall ist zwar Gewebe im Zentrum des Anfalls tot, das drumherum kann evtl. mithilfe von TMS angeregt werden
Viel für motorische Funktionen benutzt (Paresen -> Verbesserung von Lähmungen)
Woraus besteht die Testgüte?
Testgüte: Reliabilität, Validität, Objektivität
Was bedeutet Reliabilität?
Zuverlässigkeit der Messung mit geringem Messfehler
Was bedeutet Validität?
wird das Merkmal gemessen, das gemessen werden soll?
Was bedeutet Objektivität?
Unabhängigkeit der Ergebnisse von Untersucher/-situation
Was bedeutet Testsensitivität?
Anteil der richtig diagnostizierten Kranken in der Gruppe von Kranken
Tsen = diagnostiziert krank / krank insgesamt
Was bedeutet Testspezifität?
Anteil der richtig diagnostizierten Gesunden in der Gruppe der Gesunden
Tsp = diagnostiziert gesund / gesund insgesamt
Welche Messebenen kennen Sie in der Neuropsychologie? Nennen Sie Beispiele.
subjektiv
NEO-FFI
BIS-15
exekutiv
STROOP
WCST
physiologish
EEG
Molekulargenetik
Methoden ergänzen sich gegenseitig
PET und fMRT unterscheiden: PET hat schlechtere funktionelle Auflösung – mehr Zufallsaktivität („ghosts“)
Wie zeigt sich Alzheimer im PET?
Mitte des Gehirns schwarz (Substanz tot)
Wie zeigt sich chronischer MDMA und Meth-Missbrauch im PET?
weitläufiger Untergang serotonerger Neuronenverbände (Gehirn blau statt grün mit rot-gelben Flecken) (Radioliganden-PET: misst Anzahl Rezeptoren)
Wie zeigt sich eine Behandlung mit Antidepressiva im PET?
nach 6h Gabe von Escitalopram weniger Serotonin-Transporter abgebildet – Tracer können nicht mehr gut binden, da Escitalopram Stellen besetzt
Was ist im PET gut sichtbar?
Tumore verbrauchen besonders stark Aminosäuren – in PET gut sichtbar
Nennen Sie Beispiele für die Erforschung neurophysiologischer Funktion oder Wechselwirkung am Tier.
Infektionsstudien (Mikroben, Einzeller, Pilze etc.)
Läsionsstudien (Zerstörung oder Reizung ausgewählter Hirnregionen)
Mutantenstudien (systematische Veränderung des Erbguts)
Nennen Sie Beispiele für die Erforschung psychologischer Funktionen am Tier.
Open Field: Gedächtnis-, Emotions- und Motivationsforschung
Morris Watermaze: Episodisches Gedächtnis
Object Recognition: semantisches Gedächtnis
Forced Swim Test: Depressionsforschung
Skinner-Box: Arbeitsgedächtnis- und Gedächtnisforschung
Open-Maze, Skinner-Box: Affekte/Angst
Versuche mit Hilfemechanismus: Sozialverhalten und Mitgefühl/Empathie
Beschreiben Sie den Open FIeld Test.
Open Field Test
• Ratte sitzt in offener Box ohne Deckungsmöglichkeit, über Kamera wird Verhaltensanalyse gemacht, z.B. wo sie hinläuft und wo sie sich am meisten aufhält
• Tiere sind ängstlich und fluchtbereit, halten sich v.a. am Rand auf → nach Gabe von angstlösenden Medikamenten eher in der Mitte
• Variable: Häufigkeit bestimmter Verhaltensweisen, Geschwindigkeit der Fortbewegung, Häufigkeit, mit der bestimmte Bereiche aufgesucht werden
Beschreiben Sie Object Recognition.
Object Recognition
• Ratte exploriert Gegenstand, bei zweiter Repräsentation (z.B. nach einem Tag) ist Explorationsdauer geringer → erkennt Objekt wieder
• Varianz mit genetischer Veränderung: Tier erkennt Objekt nicht wieder
• Variable: Explorationsdauer
Beschreiben Sie Elevated Plus Maze.
Elevated Plus Maze (EPM)
• Zur Angsttestung: meist Kreuz, mit zwei offenen und zwei geschlossenen Bereichen
• Tier hat Aversion, offene Plätze aufzusuchen bzw. sich dort aufzuhalten
• Testung z.B. für angstlösende Medikamente bei PTSD und Angst
• Variable: Wieviel Zeit verbringt Tier in geschlossenen Räumen
Beschreiben Sie Morris Watermaze.
Morris Watermaze
• Rundes Becken, das mit trübem Wasser gefüllt ist, und einer Plattform, seitlich des Beckens sind Markierungen zur Orientierung („externe Hinweisreize“)
• Zur Untersuchung des räumlichen Lernens: Tier lernt, Plattform zu finden
• Auch Erforschung der Neurobiologie von episodischem Gedächtnis und anderen Hippocampus-Funktionen (z.B. Raumkognition), AVs: Reaktionszeit und Trefferquote/Anzahl Versuche
Beschreiben Sie die Skinner Box.
Skinner-Box
• Messung höherer kognitiver Funktionen: ABG, Entscheidungsverhalten, Aufmerksamkeit, Impulskontrolle
• Reizarmer Käfig, in der neues Verhalten erlernt werden kann
o z.B. Hebel drücken, um Futter zu bekommen, wenn Lampe leuchtet
• Variablen: Trefferquote, Omissionen, zeitliche Abfolgen während Antwortverhalten
Beschreiben Sie den Forced-Swim Test
Forced Swim Test (FST)
Mäuse sind im mit Wasser gefüllt Zylinder, aus dem sie nicht entkommen können
Nach einigen Minuten geben sie auf und lassen sich nur noch treiben (Immobilität) (→ „depressiver“ Zustand)
Durch Gabe von Antidepressiva kann Immobilität verringert werden
Experiment zur erlernten Hilflosigkeit:
Experimentalgruppe schwammen im Durchschnitt 15min, Kontrollgruppe bis zu 60h (auch abh. von Wassertemperatur)
Beschreiben Sie Tests zu Empathie und Mitgefühl am Tier.
Tests zu Empathie und Mitgefühl
• Ratte ist z.B. in Wasser oder kleiner Röhre, anderes Tier kommt in sicherer Situation hinzu und kann Artgenossen befreien
• Ratten helfen sich gegenseitig, v.a. wenn sie zusammen aufgewachsen sind
• Verzichten u. U. auch auf Leckerli
• Variable: „Häufigkeit helfenden Verhaltens“
Was ist Mitleid?
Mitleid = Gefühlsansteckung; Gefühlsempfindung, die dem Gefühl anderen anwesenden Personen entspricht, auch wenn ich mir dessen nicht bewusst bin
o Auch: Emotionale Empathiefähigkeit
Was ist Empathie?
Empathie = Empathiefähigkeit; Gefühlsempfindung, die dem Gefühl einer anderen Person entspricht, egal ob andere Person anwesend ist oder nicht, und Wissen, dass die Emotion des anderen ursächlich für mein Gefühl ist
o Auch: kognitive Empathiefähigkeit
Was ist Mitgefühl?
Mitgefühl = Verhalten nach einer empathischen Gefühlsempfindung, das mit einem Gefühl erfolgt, das nicht mehr dem Gefühl der anwesenden Person entspricht
o Auch: Fürsorgeverhalten, Warmherzigkeit
Was ist Theory of Mind (ToM)?
ToM = Mentalisieren; Gedanken ohne Gefühlsempfindung über Gedanken und Gefühle einer anderen Person, egal ob diese anwesend ist oder nicht
o Auch: Perspektivwechsel
Was ist eine Ableitung in der Neurowissenschaft?
Messung von Hirnaktivität
Was ist eine Induktion in der Neurowissenschaft?
Einwirkung auf die Hirnfunktion
Was ist THS und wo wird es eingesetzt?
• „Hirnschrittmacher“ zur Behandlung von Bewegungsstörungen, v.a. Parkinson
• In EU zugelassen für essentiellen Tremor, Parkinson, Dystonie, Zwangserkrankungen, Epilepsie → verbessert Lebensqualität
o Implantation kann Pat. mit Tourette teilweise von Tics befreien
o Bei Depression z. Z. experimentelles Stadium (positive Ergebnisse bei therapieresistenten Pat. in Area subgenualis und N. accumbens)
o Bei Abhängigkeitssyndrom und Cluster-Kopfschmerz ebenfalls experimentelles Stadium
Wie funktioniert THS?
Funktionsweise
o Implantation zweier dünner Elektroden, diese sind mit Impulsgeber via subkutan verlegte Kabel verbunden; Impulsgeber gibt dauerhaft elektrische Impulse an implantiert Hirnregion ab (je nach Frequenz wird diese dann aktiviert oder deaktiviert)
o D.h., es ist eine Induktion von „Störfeuer“:
▪ Axone werden durch wiederholte Depolarisation funktional blockiert
▪ Synaptische Inhibition durch Erschöpfung der Neurotransmitterausschüttung
▪ Durch Stimulation wird pathologische Aktivität des neuronalen Netzwerks positiv beeinflusst
➔ Durch Elektroden kann nicht nur Strom ins Gehirn eingeleitet werden, sondern auch Summenpotentiale von Neuronenverbänden durch Elektroden experimentell abgeleitet werden
Was sin Nebenwirkungen von THS?
Vorübergehende oder länger andauernde Dysarthrie („Sprechschädigung“)
Vorübergehendes oder länger andauerndes manisches Verhalten mit inadäquat gehobener Stimmung, enormer Antriebssteigerung, materiellem Verschwendungsverhalten
Teil der Pat. wird trotz Besserung der motorischen Störungen depressiv
Was is Optogenetik und wo wird es eingesetzt?
• „Lichtschalter“ für NZ für ein besseres Verständnis der Verarbeitungsprozesse von NZ sowie intrazellulären Prozessen
• Kombination neuster genetischer und optischer Methoden, um NZ-Aktivität zu modulieren
• Neurone lassen sich damit spezifisch und mit höchster räumlicher Auflösung aktivieren
• In vitro ebenso wie in größeren neuronalen Netzen im Gehirn lebender Tiere
• Therapieansätze: Pat. mit Sehbehinderungen oder neurologischen Störungen wie Epilepsie oder Parkinson
• Methode
o Gen + Promoter für lichtgesteuertes Kanalprotein aus Alge extrahieren
▪ Channelrhodopsin für Aktivierung
▪ Halorhodopsin für Hemmung
o Mithilfe von Virus in DNA z.B. einer Maus einbauen
o Durch Lichtsignale kann man nun Aktionspotentiale auslösen (Natrium, blaues Licht) und hemmen (Chlorid, gelbes Licht)
o D.h., Kontrolle der neuronalen Aktivität!
• Beispiel: komplexe Gedächtnisinhalte technisch in ein Gehirn übertragen
o Olfaktorische Angstkonditionierung (US: elektrischer Schock, CS: Kirschblütenduft) im Open Field
o Hirnaktivität aus VTA und olfaktorischer Glumeruli durch optogenetische Stimulation in die Gehirne naiver Versuchstiere übertragen
o Untrainierte Tiere verhielten sich unter Exposition olfaktorisch angstkonditioniert (rührten Futter nicht an, wenn unter Futterschale der Duft einströmte)
Was sind Komponenten der Neuropsychologie?
klassiche kognitive Domänen
Emotion und Persönlichkeit
Alltagsanforderungen
Welche klassichen kognitiven Domänen kennen SIe?
Gedächtnis
Aufmerksamkeit
exekutive Funktionen
Sprache
Soziale Kognition (seit einigen Jahren dazugekommen, bisher nicht so viele Tests)
Visuoperzeption
Was wird in Bezug auf Emotion und Persönlichkeit in der Neuropsychologie untersucht?
Emotion & Affekt
Verhalten & Persönlichkeit
-> Keine expliziten kogn. Fähigkeiten, aber z.B. die Persönlichkeit im Hintergrund wichtig
Was wird in Bezug auf Alltagsanforderungen in der Neuropsychologie untersucht?
Alltagsaktivitäten
Übereinstimmung von Labordiagnostik und berichteten Alltagsproblemen
Bsp.: depressiver Pat. in Konzentrationstests unauffällig (im Alltag überfordert, im Labor weg vom Alltagsstress)
Welche kognitive Funktionen können in der Neuropsychologie untersucht werden?
Altersbedingte Abbauerscheinungen
• Wortfindungsstörungen
• Merkstörungen, Vergesslichkeit
• Leichte Ablenkbarkeit
• Konzentrationsstörungen
• Schwierigkeiten, Dinge gleichzeitig zu tun
• Quellgedächtnisprobleme (Kontext fehlt)
Mit welchem Test kann Wortflüssigkeit bestimmt werden?
FAS
Tiernamen
Womit kann Aufmerksamkeit + Konzentrationsfähigkeit bestimmt werden?
d2
Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung
Womit können exekutive Funktionen bestimmt werden?
Trail Making Test
Wisconsin Card Sorting Test
Turm von Hanoi
Womit kann Arbeitsgedächtnis-Leistung bestimmt werden?
Zahlenspanne (verbal)
Corsi Block Span (nonverbal)
n-back Aufgabe (nonverbal)
Beschreiben Sie den Test: Zahlenspanne vorwärts und rückwärts.
• Zahlenspanne ab 3 Zahlen (immer 2 Zahlenreihen, bevor eine Zahl hinzukommt) wird vorgelesen, die der Pat. vorwärts/rückwärts wiederholen muss
• Vorwärts: reines Aufrechterhalten
• Rückwärts: aktive Manipulation
verbal
Beschreiben Sie den Test: Corsi Blockspanne vorwärts und rückwärts
• Quadrate in einem Feld werden nacheinander angetippt (Reihe wird immer länger) und Pat. muss Reihenfolge vorwärts/rückwärts wiederholen
nonverbal
Beschreiben sie die N-back task.
• ABG-Aufgabe auf hohem Niveau
• Bsp. mit 2-back: wenn das Target 2 Stimuli vorher erschien (z.B. Würfel rechts unten), Taste drücken
• Geht auch mit gleichzeitigem auditorischen Signal
• v.a. für gesunde Probanden geeignet, um sie an Grenzen zu bringen; auch gute fMRT Aufgabe (spez. Hirnregionen für solche Leistungen untersuchen) oder um Geschlechtsunterschiede zu untersuchen
Erklären Sie das visuell-räumliche ABG-Paradigma.
• schwarzer Fixationspunkt, roter Kreis erscheint irgendwo für 500ms (3 hintereinander, dann Pause) – dann erscheint statt Fixationspunkt eine Zahl zwischen 1 und 3 und der rote Kreis, Frage z.B.: „War Kreis Nummer 3 in dieser Position?“
• drei Bedingungen
o Kontrolle: Kreis immer an derselben Stelle
o Leichte Bedingung: Kreis einmal an anderer Stelle
o Schwere Bedingung: Kreis an drei unters. Stellen
• Beteiligte Hirnregionen: Konjunktionsanalyse (Bed. 1 und Bed. 2) > Baseline (Was aktivieren Bed. 1 und 2 im Vgl. zur Baseline)
o Junge Tln: linker dorsolateraler PFC, linker ventrolateraler PFC, rechter Precuneus
o Alte Tln: rechter dorsolateraler PFC, linker ventrolateraler PFC, Precuneus bilateral
→ HAROLD-Modell (s. unten): Aufgaben, bei denen junge Leute lateralisiert eine Hemisphäre aktivieren, aktivieren ältere Leute beide zur Kompensation und somit unterscheiden sich die Gruppen nicht in ihrer Leistung
• Haupteffekt von Schwierigkeit (Was aktiviert Bed. 2 über Bed. 1 hinaus)
o Jung: linker dorsolateraler PFC, Precuneus bilateral
o Alt: rechter DLPFC, linker Precuneus
→ hier HAROLD-Modell nicht mehr haltbar!!
• *Strategien: junge Leute v.a. mit geometrischen Figuren, ältere v.a. mit Uhr
Womit kann das Langzeitgedächtnis untersucht werden?
Verbale und nonverbale LZG-Tests
Womit können Persönlichkeitsmerkmale bestimmt werden?
Freiburger Persönlichkeitsinventar
Womit kann emotionale Wahrnehmung und Verarbeitung bestimmt werden?
Ekman Gesichter
International Affective Picture Scale
Womit kann soziale Kommunikations- und Kognitionsfähigkeit, ToM bestimmt werden?
Reading the Mind in the Eyes Test
Faux-Pas Test
Bildergeschichten
Worauf ist beim neuropsychologischen Leistungsprofil zu achten?
bei neuropsychologischem Leistungsprofil besteht das Problem, dass die verschiedenen Komponenten sich z.T. gegenseitig beeinflussen können, z.B. Aufmerksamkeit könnte die Gedächtnistests beeinflussen
Was sind Exekutivfunktionen?
Zusammenfassung einer heterogenen Gruppe von Mechanismen, die flexibles, intentionales Verhalten ermöglichen
Bsp.: Handlungsplanung und -überwachung, Inhibition
Gelten als die „höchsten“ integrativen Leistungen, die der Mensch ausführen kann
Frontaler Kortex und v.a. der dorsolaterale PFC sind maßgeblich an Umsetzung der Exekutivfunktionen beteiligt (und mediofrontaler + orbitofrontaler Cortex)
Typische Dysfunktionen treten dann auf, wenn in einer Aufgabe eine fest vorgegebene Struktur fehlt und Organisation und Planung über einen längeren Zeitraum erforderlich ist
Beschreiben Sie TMT.
Trail Making Test (TMT)
• Teil A: Zahlen aufsteigend in richtiger Reihenfolge verbinden → Messung Verarbeitungsgeschwindigkeit
• Teil B: abwechselnd Zahlen und Buchstaben aufsteigend in richtiger Reihenfolge verbinden → misst kogn. Flexibilität und ist sehr sensitiv für normale altersbedingte Beeinträchtigungen von Hirnfunktionen
Beschreiben Sie d2.
d2 Test
• alle d mit 2 Strichen anstreichen (egal ob beide Striche unten, beide oben oder einer unten und einer oben)
• wenn nach 20s Anweisung „nächste Zeile“ erfolgt, sofort in nächste Zeile springen (Zeit wird nicht angehalten, sondern läuft weiter)
• Gesamtdauer 14 x 20 s
• misst Konzentration und Interferenzkontrolle unter Zeitdruckbedingung
Beschreiben Sie WCST.
Wisconsin Card Sorting Test (WCST)
• Erfassen von wechselnden Regeln
• 4 Karten mit bestimmten Formen in vers. Farben und vers. Anzahl
• Tln muss von einem Kartenstapel die Karten einer dieser Karten zuordnen, Regel wird nicht genannt, Regel wechselt zwischendurch (wird auch nicht gesagt, immer nur ob Zuordnung falsch oder richtig ist)
• Häufig Perseverationsfehler (bei Frontalhirnstörung)
• Messung kognitiver Flexibilität
• Aufgabe: vorgegebene Struktur fehlt, längerer Zeitraum!
• Mit bestimmten Pat. nicht möglich (z.B. bei fortgeschrittenem Alzheimer)
Beschreiben Sie Türme von Hanoi
• Drei Stäbe mit Scheiben, diese müssen von links nach rechts bewegt werden, dabei darf keine kleinere Scheibe unter einer größeren liegen (mit drei Scheiben üblich, gibt es aber auch mit mehr Scheiben)
• Messung von Handlungsplanung (evtl. auch Monitoring?)
Beschreiben Sie den Farb-Wort-Stoop.
Farb-Wort-Interferenztest („Farb-Wort-Stroop“)
• Messung Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit + Interferenzneigung
• Schwarz geschriebene Farbwörter vorlesen, Farbe von bunten Rechtecken nennen, Farbe von bunt geschriebenen Farbwörtern nennen
• Klassisches Stroop Experiment 1: Auswirkungen inkongruenter Farbwörter auf das Lesen der Wörter
o KG: schwarz geschriebene Farbwörter, EG: bunt geschriebene Farbwörter
o Unters. Abfolge der Tafeln, um Reihenfolge- und Übungseffekte zu vermeiden
o Instruktion: Farbwörter so schnell wie möglich vorlesen, keinen Fehler unverbessert lassen!
o Ergebnis: kein signifikanter Unterschied beim Lesen zwischen schwarz und farbig gedruckten Wörtern
• Experiment 2: Welche Auswirkungen haben inkongruente Farbwörter auf das Benennen der Druckfarbe?
o KG: bunte Quadrate, Instruktion: Nennen sie so schnell wie möglich die Druckfarbe der Wörter bzw. die Farbe der Quadrate und lassen Sie keinen Fehler unverbessert!
o Ergebnis: signifikanter Unterschied in der Benennungszeit zwischen Farbwörtern und farbigen Quadraten
➔ Lesen eines Wortes ist so stark automatisiert, dass es schwierig ist, es zu unterdrücken
➔ Dieser automatisierte Prozess interferiert mit anderen Infos, die sich auf das Wort beziehen
➔ Eher Assoziation mit Farbe als automatisches Lesen? (bei neutralen Wörtern kein Problem)
Erläutern Sie das Visuell-räumliches Stroop-Simon Paradigma.
Visuell-räumliches Stroop-Simon Paradigma (Simon vs. Stroop)
• Stroop Interferenz: Stimulus-Stimulus Konflikt → Pfeilrichtung vs. Pfeilposition
• Simon Interferenz: Stimulus-Response Konflikt → Pfeilposition vs. auszuführende Reaktion
• Aufgabe mit Pfeilen (aus Liu et al., 2004)
o Links drücken, wenn Pfeil nach oben zeigt, und rechts drücken, wenn Pfeil nach unten zeigt
o Zusätzlich Fixationskreuz
▪ Stroop-kongruent: Pfeil nach oben ist oberhalb von Kreuz und Pfeil nach unten unterhalb von Kreuz
▪ Stroop-inkongruent: Pfeil nach oben unterhalb von Kreuz und Pfeil nach unten oberhalb von Kreuz
→ Stimulus-Stimulus Konflikt: Pfeilposition interferiert mit Richtungsanzeige
▪ Simon-kongruent: Pfeil nach oben links vom Kreuz (= linke Taste drücken) und Pfeil nach unten rechts vom Kreuz (= rechte Taste)
▪ Simon-inkongruent: Pfeil nach oben rechts und Pfeil nach unten links vom Kreuz → Stimulus-Response Konflikt: Pfeilposition in Bezug zu Kreuz zur Reaktion entgegengesetzt
• Pilotstudie (n = 15)
o Fehlerquote: kein sign. Unterschied bei Stroop-Interferenz (kongruent-inkongruent), aber sign. Unterschied bei Simon-Interferenz (Fehlerquote bei inkongruent sehr hoch!)
o Reaktionszeit: bei beiden sign. Unterschied, bei Simon-Interferenz jedoch stärker
o Erklärung: Simon-Interferenz steht in direkter Verbindung mit erforderter Reaktion, deshalb schwerer
Beschreiben Sie FAS.
FAS: „Nennen Sie möglichst viele Substantive, die mit F anfangen. Es dürfen jedoch keine Eigennamen sein. Ebenso dürfen keine Wiederholungen von ganzen Wörtern oder Anfangssilben (z.B. Großhandel, Großeinkauf, …) auftreten. Sie haben dafür eine Minute Zeit“ … danach Substantive mit A und Substantive mit S → lexikalisches Gedächtnis messen
Messung verbaler Flüssigkeit (aber auch):
o Aufmerksamkeit, ABG
o Verarbeitungsgeschwindigkeit
o Basale linguistische Fertigkeiten
o Semantisches Gedächtnis
o Imagery (Imagination)
o Suchstrategien, Problemlösen
o Kognitive Flexibilität, divergentes Denken
➔ Bei diesem Test lassen sich neuronale Funktionen nicht gut voneinander abgrenzen!
• Gut für Prä-Post Messungen, da Parallelversion relativ leicht erstellbar sind
• Personen mit Defiziten in diesen Tests haben oft Stirnhirnprobleme, auch temporal
• Guter Screening Test
Beschreiben Sie den Test bzgl. Tiernamen.
Tiere: „Nennen Sie jetzt möglichst viele Tierarten. Es dürfen auch hier keine Wiederholungen von ganzen Wörtern oder deren Anfangssilben auftreten. Sie haben dafür wieder eine Minute Zeit“ → semantisches Gedächtnis messen
Wie kann das Gedächtnis unterteilt werden?
Einteilung der Gedächtnisfunktionen möglich nach zeitlichem und inhaltlichem Kriterium
o Zeitlich: Ultrakurzzeitgedächtnis, Kurzzeitspeicher (ABG), Langzeitspeicher
Was ist die Aufgabe des Arbeitsgedächtnis?
Aufgabe: handlungsrelevante Informationen aktiv halten, während andere Operationen ausgeführt werden sowie Manipulation (aktive Weiterverarbeitung – Teil, der zu exekutiven Funktionen gezählt wird)
Wie kann das Arbeitsgedächtnis weiter unterteilt werden?
Baddeley unterscheidet 3 Komponenten: zentrale Kontrolleinheit (zentrale Exekutive), die zwei Subsysteme koordiniert (phonologische Schleife und visuell-räumlicher Notizblock)
Subsysteme dienen der Bereithaltung von Infos für Weiterverarbeitung
Oft noch eine Komponente: episodischer Puffer (Zwischenstation zu LZG)
Zu welchen Funktionen zählt das Arbeitsgedächtnis?
Exekutivfunktionen
Welche Hirnbereiche sind wichtig beim Arbeitsgedächtnis?
Dorsolaterale präfrontale Hirnareale
Was wird im höheren Alter Reorganisiert? Wo findet das statt?
Funktionelle Reorganisation des Arbeitsgedächtnis im höheren Alter
In präfrontalen, parietalen und occipitalen Regionen
Gibt es kognitive Funktionen, die schneller altern als andere?
Kognitive Leistungen, die auf akkumuliertem Wissen und geübten Fertigkeiten basieren, sind relativ altersstabil
Bsp.: semantisches Gedächtnis, Wortwissen, Fahrrad fahren
Eher wissensunabhängige basale kognitive Leistungen zeigen deutlicheren Altersabbau
Bsp.: exekutive Funktionen, ABG
Kann man das kognitive Altern durch den Generalfaktor Verlangsamung erklären?
neben Generalfaktor Verlangsamung lässt sich auch das Altern spezifischer Funktionen feststellen
Im Vgl. zu anderen Funktionen lassen sich in folgenden Funktionen deutliche Altersabbaueffekte feststellen:
Exekutive Funktionen, v.a. ABG
Einige Gedächtnisfunktionen, insb. episodisches LZG (v.a. rezentes betroffen)
Weiteres Argument: fMRT-Studie mit ABG-Paradigma (junge und alte gleich schnell!)
Nenne altersstabile kognitive Funktionen.
Wissens- und bildungsabhängige Leistungen (kristalline Intelligenz)
Z.B. Mehrfachwahlwortschatztest MWT-B (Zeilen mit 6 Wörtern, davon 5 Pseudowörter und eins echt, das muss man ankreuzen; wird immer schwieriger, am Ende z.B. Namen von Kristallen)
In diesem Test sind ältere Menschen meistens besser, weil sie einen größeren Wortschatz haben
Zugriff auf semantische Informationen (z.B. Erinnern von Wortbedeutungen)
Implizite Gedächtnisfunktionen (Priming, prozedurales Gedächtnis)
Altgedächtnis (z.B. Hochzeiten, Kriegserlebnisse)
Prospektives Gedächtnis: wenn Alltagsroutinen gefordert
Nenne die altersabhängigen Volumenveränderungen in verschiedenen Hirnregionen.
Volumenabnahme v.a. präfrontal, temporal, Cerebellum, parietal mäßig, okzipital weniger
Volumenabnahme v.a. im Nucleus caudatus, Putamen, weniger in Hippocampus (!), Tectum, Globus pallidus und Pons
Nennen Sie Hypothesen für differentielles Altern verschiedener Hirnregionen.
• Regionen, die ontogenetisch spät reifen (entsprechen auch Regionen, die phylogenetisch spät entstanden sind), zeigen mehr Abbau als ontogenetisch und phylogenetisch ältere Regionen (v.a. PFC sehr spät)
• Funktional sind „späte“ Regionen besonders wichtig für flexibles Neulernen und Entwicklungsplastizität
• Permanentes Neulernen mit damit einhergehenden neuronalen Veränderungen könnte verstärkte Alterung als negativen Nebeneffekt haben
• Die hiervon am stärksten betroffene Hirnregion ist der PFC
Erläutern Sie den generellen Prozess des biologischen Alterns bezogen auf die kognitive Leistungsfähigkeit.
• Selektive Verringerung der kognitiven Leistungsfähigkeit
• v.a. episodisches LZG und exekutive Funktionen
Erläutern Sie die Veränderung beim Altern in Bezug auf Neurotransmitter.
• Verfügbarkeit von Dopamin im PFC → exekutive Funktionen
• Verfügbarkeit von Acetylcholin im medialen Temporallappen → episodisches LZG
• Zerebrale Verfügbarkeit von Dopamin und Acetylcholin nimmt im höheren Alter ab
• Dopamin v.a. im PFC (sowie Striatum und substantia nigra), Acetylcholin überall im Gehirn
Erläutern Sie die Veränderung beim Altern in Bezug auf die Altersspanne (Studie aus VL).
• LZG: nimmt ab 20J immer mehr ab, zwischen 70 und 80 nochmal rapide
o Medialer Temporallappen, Acetylcholin
• ABG: zwischen 20J und 30J rapider Abstieg, dann nochmal zwischen 70 und 80
o PFC, Dopamin
o Grund evtl. ungesunder Lebensstil in 20ern? (Alkohol, Drogen, viel Arbeit)
• Vokabular steigt jedoch leicht an
Mechanismen altersbedingter Veränderungen von Hirnfunktionen
• PFC und biologisches Altern
o HAROLD = Hemispheric Asymmetry Reduction in Older Age; im hohen Alter kommt es zu einer funktionellen Reorganisation des Gehirns, die sich in der Reduktion einer asymmetrischen Aktivierung der Hemisphären äußert
o Bei jüngeren Menschen hemisphärische Asymmetrie erkennbar, die bei älteren symmetrischer wird
o Dedifferenzierung: z.B. EF links oben im PFC, bei älteren Menschen größeres Areal bzw. Areale weniger spezifisch (die aktiviert sind)
• Funktionelle Reorganisation des ABG im höheren Alter
o In präfrontalen Regionen
o Aber auch in parietalen und occipitalen Regionen
• Fragen: Gilt Harold für das gesamte ZNS?
• HAROLD nicht nur im höheren Alter!
Nennen Sie Erklärungsmodelle zu Veränderungen von Hirnfunktionen im Verlauf des biologischen Alterns.
Funktionelle Reorganisation
Kompensation
Dedifferenzierung von Hirnfunktionen
Ansätze schließen sich nicht gegenseitig aus, vielmehr ist das biologische Altern vermutlich mit einer Kombination aus Reorganisations-, Kompensations- und Dedifferenzierungsmechanismen assoziiert.
Gesundheit
Zustand des vollkommenen körperlichen, geistigen, seelischen, sozialen Wohlbefindens
Krankheit
Störung der Lebensvorgänge, verändern den Menschen, sodass dieser subjektiv, klinisch oder sozial hilfsbedürftig wird
Ätiologie
Ursachen, die zur Krankheit führen
Pathophysiologie
Beschreibung von krankheitsbedingten organischen Funktionsstörungen
Prävalenz
Morbidität: Krankheitshäufigkeit z.B. Lebenszeitprävalenz in Prozent (pro 100.000 Einwohner)
Inzidenz
Anzahl Neuerkrankungen einer Krankheit in einem Jahr pro 100.000 Einwohner
Letalität
Mortalität: Anteil der an einer bestimmten Erkrankung verstorbenen innerhalb eines Zeitraums
Kurativ
heilende Therapie (Heilung einer Erkrankung)
Palliativ
Symptomatische Therapie (Linderung von Symptomen)
Iatrogen
schädigende Therapie („Durch den Arzt verursacht“)
Welche Gründe gibt es, dass mehr Menschen mit Autismus diagnostiziert werden?
25% diagnostischer Zuwachs
15% besseres Bewusstsein
10% Alter der Eltern
4% räumliche Häufung
46% unbekannt
Wahr/Falsch: Die Zahl der Krankenhaustage von Versicherten mit psychischen und Verhaltensstörungen steigt an.
Wahr.
Wahr/Falsch: Schwere neuropsychiatrische Erkrankungen (Alzheimer, Autismus) steigen in der Bevölkerung.
Welche Faktoren beeinflussen die Gesundheit/Krankheit?
Erläutern Sie Heritabilität.
• Populationsgenetische Bezeichnung für Vererbbarkeit, Symbol: h2
• Maß für die Erblichkeit von Eigenschaften, bei deren phänotypischer Ausbildung sowohl Gene als auch Umwelteinflüsse eine Rolle spielen
• Hat Merkmal (Phänotyp) hohe Heritabilität, dann ist der Unterschied zwischen zwei Individuen genetisch erklärbar
Was sind und wie funktionieren Strukturgleichungsmodelle?
Schätzung von Erblichkeit psychologischer Faktoren -> Zerlegung phänotypischer Varianz in einzelne Varianzkomponenten
o a2 = additive genetische Varianz: Summe der Wirkungen einzelner Allele
o d2 = Gendominanz: Interaktion der Allele am gleichen Genlocus
o i2 = Epistase: Interaktion der Allele an vers. Genloci (z.B. ob und welche Blütenfarbe)
o c2 = gemeinsame Umwelt
Beispiele zur Veranschaulichung
• IQ: VG = 40-60%, Leseschwäche: kommt in Familien gehäuft vor
o VG = Erblichkeitsschätzung
• Schizophrenie: Risiko für monozygote Zwillinge bei 45%, dizygot bei 12%; Risiko für Verwandte ersten Grades 10%
• Bipolare Störung: Risiko für Verwandte ersten Grades ca. 5%
• Depression: Risiko für Verwandte ersten Grades ca. 10%, für MZ 60%, Adoptionswerte geringer (20%)
Nennen Sie Erkenntnisse der quantitativen Verhaltensgenetik.
Heritabilität von Erkrankungen.
• Falconer-Formel zur Ermittlung der genetischen Heritabilität von P-Merkmalen bei Zwillingsstudien: h2 = 2*(rEZ -rZZ)
• Erblichkeit bei Suchterkrankungen je nach Mittel unterschiedlich (Sedativa hohe Spannweite, geringste Erblichkeit bei Halluzinogenen und Stimulanzien, höchste bei Koffein, Opiaten und Kokain)
• Die molekulare Verhaltensgenetik geht davon aus, dass individuelle Ausprägungen im Verhalten aus Unterschieden in der Neurophysiologie (z.B. Dopamin-Aktivität) resultieren, die sich wiederum aus unterschiedlichen Genotypen ableiten lassen; diese Unterschiedlichkeit in den Ausprägungen nennt man Polymorphismus
Wie funktioniert quanititative Verhaltensgenetik?
Quantitative Verhaltensgenetik ermöglicht unter Zuhilfenahme von Strukturgleichungsmodellen eine Abschätzung der Erblichkeit psychologischer Variablen (z.B. Substanzgebrauchsstörung, Verhaltenssüchte etc.), dazu werden Zwillings- und Adoptionsstudien benutzt
Strukturgleichungsmodelle schätzen Einflüsse von Vererbung und Umwelt auf Verhaltensvarianz; je geringer die Erblichkeitsschätzung VG, desto eher ist von dominantem Umwelteinfluss auf die Verhaltensvarianz auszugehen
Genpolymorphismus
Auftreten einer Genvariation in einer Population, die Allelfrequenz für das variante Allel muss > 1% sein
Verhaltenspolymorphismus
gleichzeitiges Auftreten von Individuen einer Art, die sich regelmäßig in jeweils für sie charakteristischen Verhaltensweisen unterscheiden
Nennen SIe biologische Faktoren, die die Gesundheit/Krankheit beeinflussen.
• Mikrobiologisch: Bakterien, Viren, Pilze, Einzeller
• Makrobiologisch: Würmer
➔ Alles parasitär, nur Bakterien können auch symbiotisch sein
• Biologische Faktoren umfassen sowohl die Anwesenheit als auch die Abwesenheit von physiologisch nützlichen als auch physiologisch schädlichen Faktoren
• Für den Wirt nützliche Organismen = Symbionten, pathophysiologische Wechselwirkungen = parasitär
o Zu symbiotischen Wechselwirkungen zählen bakterielle Mikroorganismen (Mikroben) unters. Zusammensetzung (z.B. Mundflora, Darmflora etc.)
o Abwesenheit nützlicher Mikroben kann nachweislich zu Ausprägung psych. Erkrankungen beitragen -> auch in Psychotherapie auf Vitaminspiegel, Ernährung etc. achten!!
• Psych. Krankheiten begünstigende Wechselwirkungen können sowohl durch bakterielle Mikroorganismen entstehen (wenn sie dort sind wo sie nicht sein sollten) als auch durch parasitäre Besiedelung von Pilzen und Einzellern sowie Würmern unters. Art (letzteres weniger erforscht)
Darm-Hirn-Achse
• Darmflora beeinflusst Verhalten und Stimmung, indem Bakterien über Blutbahn und NS mit Gehirn kommunizieren
• Einige psych. Erkrankungen und Entwicklungsstörungen von Hirnfunktionen könnten mit abweichender Zusammensetzung dieser Mikrobiota zusammenhängen; Verdacht besteht z.B. für bestimmte Formen von Autismus, Depression & Angsterkrankungen
• Großteil von Serotonin im Darm!
• Reihe von Studien lässt hoffen, dass manche dieser Krankheiten & Defekte gemildert werden können, wenn man mikrobielles Gleichgewicht im Darm normalisiert
• Bsp. Autismus
o Mehrzahl von Pat. mit Autismus-Spektrum-Störung leidet unter Magen-Darm-Beschwerden und veränderter Darmflora
o Behandlung und Normalisierung der Darmflora verbessert sowohl abdominelle Probleme als auch Autismus-Symptomatik; mögliche Ursachen:
▪ Stoffwechselprodukte der Parasiten (z.B. Ammoniak)
▪ Abbau lebensnotwendiger Mikronährstoffe (z.B. Vitamin B12)
▪ Pathologische Interaktionen mit enterischem NS
o Ursachen noch nicht abschließend geklärt, sie betreffen u.a. die Dysfunktionen des Immunsystems der Pat.
o Entsprechend sind Ursachen für eine Zunahme pathogener Darmflora bei Menschen ebenfalls nicht geklärt
Studie zu Mikrobiom bei Mäusen (Clarke et al.)
• Axenische Gruppe (keimfrei) vs. normale → keimfreie Tiere von Übergewicht durch zu viel Fett und Zucker geschützt
• Keimfreie Tiere übernehmen Phänotyp des mikrobiotischen Spenders: mikrobiotischer Transfer von normal-, über- und untergewichtigen Tieren → werden ebenfalls über- oder untergewichtig bzw. bleiben normal
Studie zu emotionalem Verhalten (Bravo et al.)
• Die Darmgesundheit begünstigende Bakterien beeinflussen psychologische Parameter positiv
• Tiere der Experimentalgruppe gaben weniger schnell auf (Forced Swim Test), schütten weniger Stresshormone aus und zeigen verbesserte Lern- und Gedächtnisleistungen im Vgl. zu Kontrollgruppe
Studie zu Probiotika (Gilbert et al.)
• Durch Probiotika konnten ASD-Symptome verbessert werden
Darm-Hirn-Achse: Bsp. Bandwürmer
• Leben als Endoparasiten in Darm & Gehirn von Säugetieren (Hirn Ausnahmefall)
• Ausgewachsene Würmer (bis zu mehreren Metern lang) haften sich z.B. im Darm des Endwirts fest und nehme hier die durch die Verdauung des Wirts freigesetzten Nährstoffe direkt durch die Haut auf
Darm-Hirn-Achse: Bsp. Candida albicans (Pilz)
• Gehört zu den Hefepilzen, häufigster Erreger der Candidose
• Ist bei Gleichwarmen und somit bei Menschen auf Mund-, Rachen- und Schleimhäuten, im Genitalbereich, zwischen und auf Fingern/Zehen und im Verdauungstrakt vorzufinden
• Kann bei rund 75% aller gesunden Menschen festgestellt werden
• Ist fakultativ pathogener Erreger (= nur unter bestimmten Bedingungen pathogen)
• Kann stark zunehmen bei geschwächter Immunabwehr (z.B. Diabetes, Krebs, AIDS, …) und zu einer Mykose führen (Erreger breiten sich parasitär auf dem oder im lebenden Gewebe aus)
➔ Schizophrene C. Albicans-positive Frauen: signifikant schlechtere kognitive Leistungen (Vgl. schizophrene C. Albicans-negative und Kontrollfrauen); Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis waren signifikant schlechter in C. Albicans-positiven Frauen mit Schizophrenie und bipolarer Störung vergleichen mit entsprechenden C. Albicans-negativen Frauen
➔ Gastrointestinale, urogenitale und neoplastische Bedingungen waren mit C. Albicans-Level assoziiert: signifikante C. Albicans assoziierte GI-Symptome und UG-Symptome beeinflussen v.a. Männer mit Schizophrenie und Frauen mit bipolarer Störung
Darm-Hirn-Achse: Bsp. Der kleine Leberegel
• Bringt Ameisen dazu, sich über Nacht an Spitzen von Grashalmen festzuklammern → können so morgens leichter von weidenden Rindern/Schafen gefressen werden, so gelangt Parasit wieder in Körper seines Hauptwirts
Darm-Hirn-Achse: Bsp. Toxoplasmose
• Verursacht zur Toxoplasma Gondii: protozooischer Parasit (Einzeller)
• Kann sich ausschließlich im Darm von Katzen vermehren; Eier können über verschmutzte Nahrung oder Wasser aufgenommen werden
• Im Darm werden Sporozoiten freigesetzt, durchbohren die Darmwand und siedeln sich in vers. Organen an, z.B. Gehirn, Augen, Uterus
• Symptome assoziiert mit Toxoplasmose: Autismus, Schizophrenie, ADHS, Asperger-Syndrom, ASP und Angststörung (Studie von 2018)
• Symptome assoziiert mit Borreliose: Depression (nur bei Pat. mit Toxoplasmose)
• Verhaltensänderungen bei Menschen (Studie)
o Infizierte Fahrer waren 2,6x häufiger in Unfälle verwickelt
o Männer mit Toxoplasmose eher zu Regelbrechen bereit und waren misstrauischer, neidischer und rechthaberischer
o Frauen waren herzlicher, offener und anständiger
• Verhaltensänderungen bei Ratten
o Ratte verliert seine natürliche Angst vor Katzenurin, das Tier wird sogar davon angezogen; dies erhöht für Parasit die Wahrscheinlichkeit, wieder zu seinem Hauptwirt zu gelangen
Nennen Sie chemische Faktoren, die die Gesundheit/Krankheit beeinflussen.
Lithium
Vitamin B12
Vitamin D3
Medikamente
Endokrine Disruptoren
Aspartam (Süßstoff)
• Gibt Hinweise, dass Abwesenheit bestimmter Mineralien wie z.B. Lithiumsalze im Trinkwasser zur Ausprägung ungünstiger Verhaltensweisen beitragen kann
• Längsschnittstudie in Texas: Häufigkeit von Suiziden und Gewaltverbrechen steht im statistisch signifikanten Zusammenhang zum Anteil von Lithiumsalzen im Trinkwasser (niedrige Werte ungünstig) -> welche konkreten psychologischen Funktionen beeinflusst werden, noch unklar
Chemische Einflüsse: Vitamin-B12
• Vitamin-B12 = verschiedene Cobolamine, die am Stoffwechsel sowie Abbau von Fettsäuren beteiligt sind; Nahrungsquellen für B12 sind Fisch, Fleisch, Muscheln, Milchprodukte und Eier
• Mangel nicht nur durch Nahrungsumstellungen und -vermeidungen immer bedeutender, sondern auch Verdacht auf Verbindung mit Alzheimer-Demenz (viele Erkrankte unzureichenden Vitamin-B12 Status), hat evtl. Auswirkungen auf Methylstoffwechsel von Nervenzellen und beeinflusst dadurch u.a. den Neurotransmitterstoffwechsel negativ
• Weitere neuropsychiatrische Symptome, die im Alter auftreten (Konzentrationsschwierigkeiten, depr. Verstimmungen), können ebenfalls in Verbindung mit Vitamin-B12 gebracht werden
• Vorübergehender Mangel kann Körper zunächst ausgleichen, erst nach Speicher-Erschöpfung treten schwerere Mangelsymptome auf
o Leichte Symptome: Müdigkeit, Erschöpfung, Infektanfälligkeit, Stimmungsschwankungen, …
o Schwere Symptome: Depressionen, Demenz, taube Gliedmaßen, kribbeln, Blutarmut, Nervenschmerzen, Lähmungen, …
Chemische Einflüsse: Vitamin D3
• Cholecalciferol ist vermutlich an >1000 unters. Stoffwechselprozessen beteiligt
• Mangel ubiquitär und kann zu Vielzahl an Krankheitsbildern beitragen, u.a. an der Ausprägung neuropsychiatrischer Erkrankungen; weitere Folgen: Konzentrationsschwierigkeit, Leistungsschwäche, Müdigkeit, Schwindel, Kopfschmerzen, Osteoporose, Immunschwäche, Atemwegserkrankungen, Herzrhythmusstörungen, Diabetes mellitus, Demenz, …
• Entdeckung von Vitamin D assoziierte Rezeptoren: Vermutung, dass D3 wesentlich die Hirnfunktionen und damit unser psychisches Wohlbefinden beeinflusst; mehrere Studien zeigen Zusammenhang von 25-OH-D Mangel und psych. Störungen wie Depressionen, Autismus und ADHS; bundesweite Querschnittstudie festigte diesen Zusammenhang:
o Mangel assoziiert mit depressiven Symptomen wie Peer-Group- sowie Verhaltensproblemen und anderen emotionalen Problemen
o Ob Supplementierung kostengünstige Erweiterung therapeutischer Optionen für KuJ mit emotionalen und behavioralen Problemen darstellt, wird diskutiert
Chemische Einflüsse: Medikamente
• Hinweise, dass Langzeitbehandlung mit Neuroleptika die Entwicklung atrophischer Prozesse begünstigen kann (Dendritenrückgang: Dichte, Anzahl und Länge)
• Schlimmstenfalls kann jahrelange neuroleptische Behandlung zu Zelluntergang von Neuronen des ZNS führen -> könnte in Zusammenhang mit vermehrtem Auftreten früher Formen von Demenz gebracht werden
• 40facher Anstieg zwischen 1995-2003 an „bipolaren Kindern“: Anzahl tritt parallel zur Verschreibung von Stimulanzien und Antidepressiva auf
o Gabe von Ritalin bei Kindern mit ADHS und psychiatrische Störungen
Stimulanzien → Dopaminlevel steigt → erregter Zustand → gereizt, aggressiv, ängstlich, unfähig zu schlafen → bis hin zu Zwangshandlungen und Hypomanie → Dopaminlevel fällt rapide → dysphorische Symptome: erschöpft, lethargisch, apathisch, depressiv => Alles innerhalb eines Tages!
o Schwankungen zwischen Erregung und Dysphorie beschrieb das Nationale Institut für mentale Gesundheit als Charakteristiken einer bipolaren Störung
o Fazit: jedes Kind, was Stimulanzien nimmt, wird ein bisschen „bipolar“; meisten Kinder mit bipolarer Störung wurden zuerst mit anderer psychiatrischer Störung diagnostiziert -> Probleme nicht nur Diagnostik, sondern auch Konsequenzen!
• Antibiotika verändern langfristig Mikrobiom (auch in Fleisch enthalten!)
• Stoffe, die im Körper schon bei geringsten Mengen Veränderungen des Hormonsystems verursachen und Gesundheit schädigen können
• Bsp.: Pestizide, Lösemittel, Kosmetikbehälter, Pflanzenschutzmittel etc.
Chemische Einflüsse: Aspartam (Süßstoff)
• Hohe Dosen teilweise problematisch: räumliche Schwierigkeiten, depressive Symptomatik
Einflussfaktoren auf die Epidemie neuropsychiatrischer Erkrankungen (unvollständige Liste!)
Nennen Sie physikalische Faktoren die die Gesundheit/Krankheit beeinflussen.
Bei den für die Umweltmedizin relevanten physikalischen Einwirkungen auf den Organismus handelt es sich v.a. um folgende Wirkfaktoren:
• Akustische (Lärmwirkungen wie z.B. Bluthochdruck)
• Optische (z.B. Lichtverschmutzung [Innenstädte, in denen es nachts nicht dunkel ist])
• Ionisierende (radioaktiv verseuchende) → z.B. Röntgen, Gamma
• Elektromagnetische (z.B. Mikrowellen)
Physikalische Einflüsse: Mikrowellen
• Trivialname für Frequenzbereich elektromagnetischer Welle von 1-300 GHz (Wellenlänge von 300-1mm) und umfasst Teile des Dezimeterwellenbereichs sowie den Zenti- und Millimeterwellenbereich und wird nach unten begrenzt durch Radiowellen, nach oben durch infraroten Bereich des optischen Spektrums
• Eingesetzt im Mobilfunk, in WLAN- und 5G-Technologie
• Können als tödliche oder nichttödliche Waffe eingesetzt werden, abh. von Dosis (Leistung, Energieeintrag) in Watt pro Quadratzentimeter Körperoberfläche (W/cm2)
• Nichttödlicher Wirkungsbereich: Mikrowellenstrahlung steht im Zusammenhang zu psychosomatischen Symptomen wie Herzrasen, Tinnitus, Kopfschmerzen, Schwindel und Angstzuständen
• Experiment mit Morris Watermaze: Gedächtnisleistung beeinträchtigt
• Experiment mit hippocampalen Teilen von Ratten: Veränderung der Aktivität (Hirnteile jedoch nicht durch Knochen etc. geschützt!)
• Studie zu Elektrosensibilität
o Elektrosensible Menschen können elektromagnetische Impulse früher und schneller wahrnehmen (Methode: TMS, verblindetes und randomisiertes Design, dorsolateraler PFC)
o Symptome: Hautsymptome, Augenbeschwerden, Schmerzen im Gesichts- und Zahnbereich, allg. vegetative Beschwerden, depressive Verstimmungen, Angsterleben, Müdigkeit & Erschöpfung, Aufmerksamkeits- und Konzentrationsleistung, subj. Schlaferleben
• Positive Eigenschaften elektromagnetischer Felder: z.B. Sonnenlicht!
Forschungsmethoden der molekularen Verhaltensgenetik
• Linkage-Studien: Untersuchung von Merkmalen, die in Familien besonders häufig auftreten ↔ nahe beieinanderliegender Gene auf dem gleichen Chromosom
• Kandidatengene: hypothesengeleitete Untersuchungen (z.B. Zielsystem: serotonerg → Kandidatengene Serotonintransportergen und seine Polymorphismen)
• GWAS: Genomweite Assoziationsstudien (komplettes Genom untersuchen und bei Menschen nach Unterschieden suchen; Problem α-Fehler-Inflation: wenn man viel sucht, findet man viel)
Genom
Gesamtheit der Erbinformation
Gen
Erbanlage für ein bestimmtes Merkmal
o Kleiner Abschnitt auf der DNA
o Wie ein Bauplan für Proteine
Allel
Varianten eines Gens für bestimmtes Merkmal (= Allele dieses Gens)
o z.B. Gen für Haarfarbe, Allele des Gens sind für verschiedene Farben
Gen & Allel
o Gen bestimmt, was ausgeprägt wird; Allel entscheidet, wie es ausgeprägt wird
o Wie?
▪ Es gibt immer 2 Allele, ein mütterliches und ein väterliches
▪ Allele eines Erbgangs können sich entweder durchsetzen (dominant) oder nicht (rezessiv) ungünstige Allele sind meist rezessiv
Genotyp
was man hat (Gene)
Phänotyp
was man sieht (Merkmale)
Homozygot
gleiche Allele (AA, aa)
Heterozygot
unterschiedliche Allele (Aa, aA)
Autosomal-rezessiver Vererbung
Merkmalsausprägung nur wenn beide rezessiv.
o Bsp. Erbkrankheit – ein Beispiel für einen autosomal-rezessiven Erbgang
▪ Mutter: Aa, Vater: aa (a-Allel krank)
▪ Kind: Genotyp Aa -> trägt krankes Allel, Phänotyp gesund -> dominantes Allel setzt sich durch
Dominant-rezessive Vererbung
entweder-oder (z.B. Augenfarbe) (?)
Intermediärer Erbgang
keine dominanten oder rezessiven Allele, es können sich Mittelwerte bilden (Mischformen, z.B. die Blütenfarbe der Wunderblume)
Kodominanter Erbgang
kein entweder-oder und auch keine Mischform, sondern sowohl als auch; beide Merkmale parallel (z.B. Blutgruppe A und B -> AB)
Polygenie
Die Ausprägung eines Merkmals (Phänotyp) wird durch mehrere Gene gesteuert (z.B. das Merkmal Intelligenz)
o V.a. in Psychologie
o Epistase (i2):
▪ Interaktionen der Allele an vers. Abschnitten auf der DNA (Genloci) während eines polygenetischen Erbgangs)
▪ Epistase = Der Einfluss auf ein beobachtetes Merkmal (Phänotyp) hängt nicht nur vom Genotyp am entsprechenden Genlocus selbst ab, sondern auch vom Genotyp eines anderen Genlocus (Bsp.: Gen 1 für die Blütenfarbe, Gen 2 ob es überhaupt eine Blütenfarbe gibt)
Pleiotropie
Gene steuern nicht nur eine Merkmalsausprägung, sondern eine Vielzahl an Phänotypen (z.B. Mukoviszidose)
Pleiotropie bedeutet, dass ein einzelnes Gen für verschiedene phänotypische Eigenschaften eines Organismus verantwortlich ist. Ursache hierfür sind die Transkriptionsprodukte, das heißt die aus einem Gen kodierten RNA-Moleküle, aus denen Proteine synthetisiert werden.
Chromosom
• Hat kurzen und langen Arm, in der Mitte durch Centromer verbunden
• Chromatid = mütterlicher oder väterlicher Teil des Chromosomenpaars (Diploider Chromosomensatz)
• Chromatid besteht aus Chromatin
o Chromatin = DNA und Strukturproteine (Histone)
• Chromosome bzw. Chromatide sind die kondensierte (verdichtete/strukturierte) Form des Chromatins; diese Form liegt nur zu einem kurzen Zeitpunkt bei der Zellteilung vor, überwiegende Zeit liegt Chromatin in lockerer (= aktiver) Form vor
o Wenn DNA sehr eng auf die Histonproteine aufgewickelt ist, kann sie nicht abgelesen werden, es handelt sich dann um inaktives Chromatin
Aufbau/Struktur von DNA und Chronosomen
• 4 Basen: Adenin, Thymin, Guanin, Cytosin (A-T und G-C)
• Nukleotid = elementarer Baustein der DNA aus einem Zuckermolekül (Desoxyribose), einem Phosphatrest und den Nucleinbasen
• Doppelhelix: Struktur der DNA mit Basenpaaren in der Mitte, außen herum das Phosphatdesoxyriboserückrat
• Doppelhelix, aufgewickelt auf Strukturproteine
o Nukleosom = einzelner Histom-Oktamer und der auf ihm aufgewickelte DNA-Abschnitt
• Nukleosome werden nochmal zu einem dickeren Strang zusammengewickelt, dieser Strang entwickelt eine 3D-Struktur, diese bildet ein Chromatid; jeweils 2 Chromatide bilden ein Chromosom (wenn 2-Chromatid-Chromosom)
• Gene befinden sich an einem bestimmten Ort auf einem Chromatid (= Genlocus)
• Jedes Allel des Gens befindet sich auf seinem Chromatid am gleichen Genlocus
➔ Alle Gene 2x im Genom, können aber zwei verschiedene Allele sein!
Nukleotid
elementarer Baustein der DNA aus einem Zuckermolekül (Desoxyribose), einem Phosphatrest und den Nucleinbasen
Nukleosom
einzelner Histom-Oktamer und der auf ihm aufgewickelte DNA-Abschnitt
Wie viele Chromosomenpaare hat das menschliche Genom?
23 Paare
22 Autosomenpaaren und den zwei Gonosomen X und Y bzw. zwei X (männlich/weiblich), d.h. genetische Information liegt mit Ausnahme der männlichen Gonosomen jeweils doppelt vor, wobei je ein vollständiger Chromosomensatz von der Mutter und einer vom Vater stammt
Wie viele Gene enthält dasgesamte Genom ungefähr?
30.000 - 35.000 Gene
Wie viele Basenpaare enthält ein gesamtes Genom ungefähr?
3 Milliarden Basenpaare, wobei ein Gen ein funktionelles Produkt (Protein) kodiert
Etwa 2-4% kodiert für Proteine (Gene machen nur sehr geringen Prozentsatz der DNA aus!)
Was sind Exons und Introns?
Neben den kodierenden Bereichen (Exons) besitzen Gene auch nicht-kodierende Bereiche (Introns) deren Länge die der Exons oft um ein Vielfaches übertreffen
Woraus bestehen Proteine und wie werden sie unterschieden?
Proteine bestehen aus Aminosäuren; Abfolge der Aminosäuren bestimmt Art des Proteins
o Genaue Abfolge der Aminosäuren wird aus Sequenz der Messenger-RNA (mRNA) abgelesen -> Translation
o Genaue Sequenz der mRNA wird aus Sequenz der DNA (Gensequenz) abgelesen -> Transkription
Was ist Translation?
Genaue Abfolge der Aminosäuren wird aus Sequenz der Messenger-RNA (mRNA) abgelesen
mRNA → Polypeptid
• Während der Translation im Zytoplasma wird mRNA zu Ribosomen transportiert
o Ribosomen = wichtige Funktionseinheiten der Proteinbiosynthese, dort wird die codierte Basensequenz abgelesen und passende Aminosäuren aneinandergefügt
o Passende Aminosäuren werden durch die Transfer-RNA (tRNA) zum Ribosom transportiert
• Jede Aminosäure wird durch eine Sequenz aus genau 3 Basen definiert, dieses Triplett bezeichnet man auch als Codon
• Das erste Codon einer mRNA ist immer eine Sequenz aus Adenin, Uracil und Guanin (kodiert für die Aminosäure Methionin, d.h. die erste Aminosäure eines Proteins ist immer Methionin)
• tRNA transportiert Aminosäuren zu Ribosom und „dockt“ dort nacheinander an (Reihenfolge durch mRNA), so entsteht eine Polypeptidkette und hinterher ein Protein
• mRNA kann mehrmals in Proteine übersetzt werden
• wird durch Nucleasen abgebaut
Was ist Transkription?
Genaue Sequenz der mRNA wird aus Sequenz der DNA (Gensequenz) abgelesen
DNA -> mRNA
• Geninformation wird von der DNA auf die mRNA umgeschrieben
o Enzym RNA-Polymerase spult die Wasserstoffbrückenbindungen zwischen den gegenüberliegenden Basenpaaren der Doppelhelix auf
o Gleichzeitig wird durch die RNA-Polymerase der genetische Code (= Sequenz der Basenpaare) abgelesen (3‘-5‘) und es wird als „spiegelverkehrte“ Abfolge der Basenpaare die mRNA codiert (5‘-3‘)
• Gene können viel oder wenig abgelesen werden; verantwortlich dafür sind Nukleotid-Sequenzen auf der DNA, die eine regulierte Genexpression ermöglichen (= Genregulation: vers. Mechanismen beeinflussen, inwieweit ein Gen abgelesen wird)
• Vor dem eigentlichen Genabschnitt gibt es weiter entfernte, die Genexpression beeinflussende Kontrollsequenzen, die entweder einen förderlichen Einfluss ausüben (Enhancer) oder einen inhibitorischen (Silencer)
• Beginn eines Genabschnitts definiert die Promotor-Region, hier stattfindende Genregulation wird der Epigenetik zugeordnet
• Ende wird durch Terminator-Region definiert
• Ersten 3 Nukleotide der mRNA werden als Start-Codon bezeichnet
• Splicing = Introns werden abgeschnitten, nachdem alles abgelesen wurde (im Zellkern)
Was sind die 20 häufigsten Aminosäuren?
Alanin, Glycin, Isoleucin, Leucin, Prolin, Valin, Phenylalanin, Tryptophan, Tyrosin, Asparaginsäure, Glutaminsäure, Arginin, Histidin, Lysin, Serin, Threonin, Cystein, Methionin, Asparagin, Glutamin
o Können aliphatisch, aromatisch, sauer, basisch, hydroxylisch, schwefelhaltig, amidisch, nicht-essentiell und essentiell sein
Was ist Splicing?
Introns werden abgeschnitten, nachdem alles abgelesen wurde (im Zellkern)
Warum Genetik für die klinischen Neurowissenschaften?
• Molekulare Verhaltensgenetik geht davon aus, dass individuelle Ausprägungen im Verhalten aus Unterschieden in der Neurophysiologie (z.B. Dopamin-Aktivität) resultieren, die sich wiederum aus unterschiedlichen Genotypen ableiten lassen
• Unterschiedlichkeit in Ausprägungen = Polymorphismus
Was ist ein Genpolymorphismus?
Mutation = dauerhafte Veränderung an Abfolge der Nukleotide
• Kann Auswirkungen auf Phänotyp haben (= Mutante) oder auch nicht (= stille Mutation)
• Kann negative, positive oder gar keine Folgen hinsichtlich, der Lebens- oder Fortpflanzungsfähigkeit haben
• stabiler Anteil über 1% des Phänotyps in einer Population -> Polymorphismus
Als „Substrat“ der (klassischen) Molekulargenetik gelten DNA-Sequenzvariationen, z.B. SNPs (Einzelnukleotidpolymorphismen), Kopienzahlvarianten (z.B. Tandem-Repeat-Polymorphismen), INDELs (Insertions- und Deletionspolymorphismen <50 nt.)
Punktmutationen
• auch Einzelnukleotid-Polymorphismus SNiPs
• ein DNA-Basenpaar wird durch anderes ersetzt (z.B. Thymin-Adenin durch Cytosin-Guanin)
• Folgen:
o Synonym bzw. Stumme/neutrale Mutation (z.B. im Intron) → egal
o Nicht synonym bzw. Missense-Mutation: falsche Aminosäure → kann Funktion von Protein stören, muss aber nicht
o Stopp gain bzw. Nonsense-Mutation: vorzeitiger Proteinbiosynthese-Abbruch → Protein kann nicht gebildet werden
Insertion
zusätzliche Base
Deletion
Base fällt weg
Inversion
Bereiche werden vertauscht
Mikro-Satelliten
• Simple Sequence Repeats (SSR); Short Tandem Repeats (STR), Kopienzahlvarianten
• = kurze, nichtcodierende DNA-Sequenzen von 2-6 Basenpaaren Länge, die an einem Genlocus oft wiederholt werden (z.B. Promotorregion)
• Genpolymorphismus besteht in unterschiedlicher Länge einer Genregion = Tandem-Repeat-Polymorphismus
• Relevant für Genpolymorphismus des Serotonintransportergens: unterschiedliche Länge ist der Polymorphismus
Einzelnukleotidpolymorphismen („SNiPs“)
Bsp. COMT-SNP (Catechol-O-Methyl-Transferase)
o An Abbau von Dopamin beteiligt
o Polymorphismus an Position 158: Valin ersetzt durch Methionin
o Bindung wird verschlechtert, Abbau ist dadurch schlechter (funktioniert aber noch!)
Tandem-Repeat-Polymorphismen
Bsp. Längenpolymorphismus der Promotorregion des 5-HTT-Gens SLC6A4 (Serotonin Transporter Linked Polymorphic Region 5-HTTLPR)
• Binärer Längenpolymorphismus:
o Kurze Allelvariante (S, short)
o Lange Allelvariante (L, long)
• Kurze Variante korreliert mit Ängstlichkeit, Neurotizismus und Störungen der Affektregulation
• Homozygote Träger der kurzen 5HTTLPR {s;s} zeigen höhere Amygdala Aktivität bei Betrachtung von negativen Gesichtsausdrücken
• Bei längerer Variante wird mehr abgelesen → mehr mRNA → mehr Serotonin-Transporter → mehr Serotonin abtransportiert [bisher Theorie!!] widerlegt die Serotonin-Mangel-Hypothese der Depression
➔ Bedeutung von Genvarianten bei Hirnentwicklung kann z. Zt. nicht zuverlässig abgeschätzt werden; wird davon ausgegangen, dass sie beträchtlich ist und den Impact der Genaktivität im postnatalen (adulten) Gehirn deutlich überwiegt; gilt v.a. für 5-HTTLPR
Protein-Polymorphismus
Protein-Polymorphismus liegt vor, wenn ein Gen-Polymorphismus auch eine Unterscheidbarkeit des jeweiligen Genprodukts bedeutet, im Transkriptom und im Proteom.
Proteom
Die Gesamtheit aller Proteine in einem Lebewesen, einem Gewebe, einer Zelle oder einem Zellkompartiment, unter exakt definierten Bedingungen und zu einem bestimmten Zeitpunkt, wird als Proteom bezeichnet (zum Beispiel Proteom des Menschen, der Kartoffelknolle, der Bakterienzelle, des Zellkerns).
Molekulargenetik als neurowissenschaftliche Disziplin
• Neurophysiologische Prozesse im Allgemeinen und entwicklungsbiologische Morphogenese neuroanatomischer Strukturen im Speziellen werden durch Gene reguliert
• Genanalysen ermöglichen somit Einblick in neurobiologische Funktionalität, wo humanbiologische Methoden an die Grenzen stoßen
• Molekulargenetische Befunde können in einen Zusammenhang gesetzt werden mit psychophysiologischen, leistungspsychologischen und FB-Daten und so einen Rückschluss auf die Wirkung spezifischer Botenstoffe ermöglichen
Enzyme
• = biologische Riesenmoleküle (i.d.R. Proteine); katalysieren chemische Reaktionen, indem sie die Aktivierungsenergie herabsetzen, d.h. sie stabilisieren den energetisch ungünstigen Übergangszustand; erst so können chemische Reaktionen auch bei Körpertemperatur in notwendiger Geschwindigkeit ablaufen → steuern Stoffwechselprozesse, z.B. Abbau von Dopamin, Transkription
• Es gibt tausende unterschiedliche Enzyme, Aufteilung in folgende Klassen (nicht klausurrelevant):
o Oxidoreduktasen: katalysieren Redoxreaktionen
o Transferasen: übertragen funktionelle Gruppen von einem Substrat auf ein anderes (z.B. Dopaminabbau)
o Hydrolasen: spalten Atombindungen unter Einsatz von Wasser auf
o Lyasen: katalysieren Synthese komplexerer Produkte aus einfachen Substraten
o Isomerasen: beschleuinigen die Umwandlung von chemischen Isomeren
o Ligasen: (oder Synthetasen) katalysieren Additionsreaktionen mithilfe von ATP
Dopaminabbau
• Geschieht durch Catechol-O-Methyl-Transferase am Codon 158 (COMT-Met-158-Val-Polymorphismus)
• COMT reguliert die Verfügbarkeit von Dopamin im PFC
• Es gibt 3 vers. Genotypen dieses Gens, das das Enzym COMT kodiert
o Genotyp 1 (homozygot): Valin/Valin
o Genotyp 2 (heterozygot): Valin/Methionin
o Genotyp 3 (homozygot): Methionin/Methionin
• Hier: Genpolymorphismus (SNP) → Proteinpolymorphismus!
• Mesokortikales dopaminerges System: ABG, emotionale Bewertung, Problemanalyse, Exekution und Entscheidung, Selbst- und Impulskontrolle, …
• *Val-Val: mehr Dopaminabbau, dadurch weniger Dopamin
Hauptfunktionen des dopaminergen Systems
• Steuerung der Extrapyramidalmotorik & Frontalhirnfunktionen (mesokortikales Dopaminsystem)
• Beteiligung an psychischen Krankheitsbildern und Suchtverhalten (Belohnungszentrum im basalen Vorderhirn)
• Haupthemmer der Prolactin-Freisetzung im Hypothalamus (Prolactin → Brutpflegeverhalten)
• Förderung der Nierendurchblutung
Dosis-Wirkungsbeziehung von Catecholaminen (z.B. Dopamin)
Welche Rolle spielt das dopaminerge System für das Arbeitsgedächtnis? (Studie)
Methode:
o Genotypisierung des SNP zur Identifikation des Protein-Polymorphismus der COMT
o Risikobereitschaft-Verhaltenstest (Gambling Task) sowie ABG-Verhaltenstest (N-back task)
o Placebokontrollierte Doppelblindstudie: Pharmakologische COMT-Inhibition erhöht den Dopamin-Spiegel
• Ergebnisse:
o Kognitive Leistung und Risikovermeidung werden durch das verfügbare Dopamin mittels COMT gesteuert
o Träger des Valin-Allels werden durch COMT-Inhibition in günstigen Dopaminlevel gedrückt, wodurch deren Leistung ansteigt
o Träger des Methionin-Allels werden durch COMT-Inhibition in ungünstigen Dopamin-Level gedrückt, wodurch ihre Leistung sinkt
➔ Bestätigt umgekehrte U-Funktion bei Dosis-Wirkungs-Beziehung von Dopamin
Welche Rolle spielt das dopaminerge System bei Zwangsstörungen? (Studie)
• Methode: Metaanalyse von Fall-Kontroll-Studien; Genotypisierung des SNP zur Identifikation des Proteinpolymorphismus der COMT
• Ergebnis: deutlicher Einfluss des Met-Genotyps bei männlichen Pat.
o Fund erst bei geschlechtlicher Einteilung!
Welche Rolle spielt das dopaminerge System (für das ABG) bei Schizophrenie? (Studie)
• Methode: Metaanalyse; Wisconsin Card Sorting Test; Genotypisierung des SNP zur Identifikation des Protein-Polymorphismus der COMT
• Ergebnisse
o Homozygote Träger des Val-Protein-Polymorphismus (geringere Dopaminaktivität) und des Met-Protein-Polymorphismus (erhöhte Dopaminaktivität) unterscheiden sich in kognitiver Leistung
o Bedeutsamkeit der Menge des verfügbaren Dopamins im Abh. von Gesundheit (Pat. vs. Kontrolle), d.h. Pat. und Kontrollen unterschieden sich in Bezug auf Dopaminlevel (bei KG wichtig, bei Pat. nicht)
➔ Polymorphismus geht bei Kranken in andere Richtung; Dopamin-System funktioniert bei Pat. wohl anders: Pat. mit Valin-Polymorphismus besser als mit Methionin-Polymorphismus in WCST [aber kein sign. Unterschied!]
Sozialpsychologische Dopaminstudie (Studie)
• 5€ für Teilnahme an Experiment mit Möglichkeit Geldbetrag zu erhöhen (Test zur kognitiven Leistung)
• Genotypisierung der COMT
• Nach Experiment Präsentation eines Bildes von kleinem Mädchen aus Peru: Möglichkeit, Geld komplett zu behalten oder Teil/insgesamt an Kind aus Entwicklungsland zu spenden
o Spende = freiwillig und anonym
o Höhe der Spende = Operationalisierung des Mitgefühls
o Geldmenge, die bereits in Spardose war, war VL bekannt und so konnte Betrag rekonstruiert werden
o Val/Val Genotyp: hochaktive COMT (kognitive Leistung schlechter, Altruismus höher)
o Val/Met Genotyp: mittelgradig aktive COMT (haben am meisten gespendet!)
o Met/Met Genotyp: geringgradig aktive COMT (hohe kogn. Leistung, geringerer Altruismus)
➔ Macht Dopamin egoistisch? Wirkt Dopamin nichtlinear auf Altruismus? Macht Dopamin überhaupt was?
➔ Kritik: Mitgefühl gemessen, nicht unbedingt Altruismus!
o Die unters. sozialen Kognitionen sind auch neurophysiologisch voneinander abgrenzbar: wenn man unters. Tests für Empathie, ToM etc. anwendet und gleichzeitig Hirnaktivität misst, zeigen sich unters. Orte im Gehirn besonders aktiv
Welche Gruppen von Botenstoffen gibt es?
Hormone
Kairomone
Neurotransmitter
Parahormone
Pheromone
Phytohormone
Füllen Sie folgende Tabelle.
Serotonin
• Serotonin = Botenstoff, der vielfältige Aufgaben nicht nur im ZNS, sondern im ganzen Organismus wahrnimmt
• Aus Aminosäure Tryptophan gebildet
• Serotonerges System – Funktionen: Thermoregulation, Peristaltik, Tonus der Blutgefäße, Blutgerinnung, Augeninnendruck, Schlaf-Wach-Rhythmus, Schmerzverarbeitung, Stimmung, Affektregulation, …
o NW von SSRIs: u.a. Verdauungsstörungen, Schlaf-Wach-Rhythmus durcheinander
• Außerhalb des ZNS beeinflusst Serotonin die Konstriktion/Dilatation der Arteriolen in Lungen, Nieren und an der Skelettmuskulatur; erregt glatte Muskulatur im Gastrointestinaltrakt, Uterus und Bronchien
• Durch Barriere in Blut-Hirn-Schranke steht Körperserotonin und ZNS-Serotonin nicht in Kontakt
• In ZNS nur ca. 500.000 serotonerge Zellen, projizieren jedoch in fast alle kortikale und subkortikale Hirnregionen → modulierender Einfluss auf viele verschiedene Hirnfunktionen
o Mit Serotoninhaushalt verknüpft: Impulsivität und Aggression, Suizidalität, Nahrungsaufnahme, andere basale Funktionen, Depression, Migräne, Anorexia nervosa, Angststörungen, Alzheimer, (ASS)
• Kein Glückshormon!
Wie kann In vivo Botenstoffe gemessen werden?
• Intrazerebrale Mikrodialyse erlaubt tatsächliche Messung der physiologischen Aktivität des serotonergen NT-Systems: über intrazerebrale Mikrodialyse wird eine Kanüle mit halbdurchlässiger Membran in Gehirngewebe implantiert; über Mikrodialysekatheter können Proben der Zerebrospinalflüssigkeit entnommen und analysiert werden (nur bei Tieren!)
• Studie mit Tieren: EEG-Ableitung und serotonerge Reaktion (Menge an Ausschüttung) stehen im Zusammenhang → EEG-Messung bei Menschen möglich!
• LDAEP reflektiert die durch intrazerebrale Mikrodialyse quantifizierte physiologische Aktivität des serotonergen Neurotransmittersystems
o LDAEP = Loudness Dependence of Auditory Evoked Potentials (Pegelabhängigkeit akustisch evozierter Potentiale)
o A1 (primärer auditorischer Cortex) stark serotonerg innerviert
o Gleichzeitige intrazerebrale Anwendung von Mikrodialyse und EEG zeigt im Tiermodell, dass synaptisch verfügbares Serotonin inhibitorisch auf Amplitude akustisch evozierter Potenziale wirkt
o Je geringer der Amplitudenanstieg akustisch evozierter Potentiale bei ansteigenden Schallpegeln, desto ausgeprägter die zerebrale Serotonin-Aktivität
▪ Über Kopfhörer wiederholt kurze, unters. laute Töne appliziert; gleichzeitig mittels EEG akustisch evozierte Potentiale (AEP) abgeleitet
▪ Akustisch evozierte P2-Amplitude steigt in Relation zu Maximalpegeln der Schallereignisse
▪ Viele EEG-Wellen werden zu ERP zusammengefasst [ERP => LDAEP]
▪ LDAEP = N100-P200-Differenz (N100: Enkodierung; P200: Speicherung des Reizes)
o LDAEP kann Therapieerfolg (SSRI-Responder) vorhersagen
▪ Studie zu Depressivität: bei Personen mit starkem LDAEP ist Depressivität nach SSRI-Gabe besonders gesunken im Vgl. zu Personen mit schwachem LDAEP!
3 Arten von Signaltransduktion durch Botenstoffe:
Membranständig ionotrop
Membranständig metabotrop
Intrazellulär (cytosolisch)
Transmitter bindet an Rezeptor des Ionenkanals, Ionenkanal öffnet sich und Ionen können in Zelle → Neurotransmitter: direkt und schnell
Transmitter bindet an Rezeptor, über G-Protein wird G-Protein-abhängiger Ionenkanal aktiviert (Neurotransmitter) ODER Enzym ist zweiter Messenger (Hormone: indirekt und verzögert)
Transportprotein bringt Hormon in Zelle, Hormon bindet an cytosolischen Rezeptor, Hormon wird ins Innere des Zellkerns gebracht → Bsp. Cortisol (dort besser erklärt)
Hormone und cytosolische Rezeptoren am Bsp. der Signaltransduktion für Cortisol
o Rezeptor für Cortisol ist der Glukokortikoidrezeptor
o Cortisol = Steroidhormon (geht z.B. durch die Haut durch Creme) → Glukokortikoidrezeptor ist intrazellulärer Hormon- bzw. Kernrezeptor (NR, nuclear receptor)
o Intrazellulärer Rezeptor anfangs im Cytosol und bindet dort an Hormon (Cortisol), diese Bindung induziert u.a. Translokation in den Zellkern; dort wird Transkription bestimmter Gene durch Aktivierung oder Hemmung der RNA-Polymerase reguliert
▪ Somit ist ligandenaktivierter Glukokortikoidrezeptor ein Transkriptionsfaktor, reguliert z.B. Antikörperproduktion, indem das Ablesen von Gegen mit dem Bauplan für Antikörper gehemmt wird → reduzierte
Wahr/Falsch: Vitamin D ist ein Hormon
Korrekt.
Transkriptionsfaktoren
o Aktivierte Rezeptorkomplexe = Transkriptionsfaktoren: Signalproteine, die u.a. an Initiation der RNA-Polymerase beteiligt sind und anzeigen, welches Gen transkribiert werden soll
o Transkriptionsfaktoren binden an DNA und aktivieren z.B. den Promotor, indem sie eine Art „Landeplattform“ für die RNA-Polymerase erzeugen → Polymerase bindet an Plattform und leitet Transkription ein
o Weitere DNA-Bindungsorte von Transkriptionsfaktoren: Enhancer- und Silencer-Sequenzen
Botenstoffe (Zusammenfassung)
Moleküle, die der Kommunikation zwischen Lebewesen (z.B. Pheromone, Kairomone) oder der Kommunikation innerhalb des Organismus dienen (z.B. Hormone, Transmitter)
Letztere: unterschieden zwischen niedermolekularen (z.B. Acetylcholin) und höhermolekularen (z.B. Catecholaminen) Neurotransmittern, peptidergen (z.B.
Enkephalin) und nichtpeptiden (z.B. Stickoxid) Neuromodulatoren, sowie zwischen Peptidhormonen (z.B. Melatonin) und Steroidhormonen (z.B. Cortisol)
• Unterscheidung Transmitter und Hormon fließend
o Immer dann, wenn ein Botenstoff keine schnelle (direkte) Zellantwort auslöst (z.B. durch Bindung an Ionenkanal), kann von einem Hormon gesprochen werden
o Neuromodulatoren können insofern den Hormonen zugeordnet werden
• Steroidhormone leiten sich vom Cholesterin ab, sind daher gut fettlöslich und können im Gegensatz zu anderen Hormongruppen direkt in die Zelle gelangen, um dort an cytosolischen Rezeptor zu binden; aktivierter Rezeptorkomplex stellt einen Transkriptionsfaktor dar, durch den die Genaktivität reguliert werden kann
Was sind Rezeptoren?
= Strukturen, die eine Signaltransduktion vermitteln (in Sinnesphysiologie z.B. Rezeptorzellen, die eine Sinneswahrnehmung ermöglichen, wie Lichtrezeptoren für das Sehen)
= lange Aminosäurekette mit Ionenkanal
• In Zellphysiologie ermöglicht ein Rezeptormolekül eine Signaltransduktion in die Zelle selbst, kann z.B. in Signalweiterleitung (Membranrezeptoren) oder Genaktivität (Kernrezeptoren) resultieren
• Stoffe, die spezifisch an ein Rezeptormolekül (Rezeptor) binden, werden als Liganden bezeichnet; typische Liganden: Hormone, Transmitter, Medikamente (z.B. Opiate, Blutdrucksenker), Drogen (z.B. Opiate, THC), und Toxine (z.B. Opiate, Strychnin)
• Wirkung des Botenstoffes wird nicht durch Botenstoff selbst bestimmt, sondern durch seine Rezeptorwechselwirkung
Membranrezeptoren
membranständig ionotrop/metabotrop
Kernrezeptoren
intrazellulär (cytosolisch)
Glutamathypothese bei Schizophrenie: 3 Argumentationsstränge
o Glutamathypothese: geht von Unterfunktion der glutamatergen Projektionen und somit von Ungleichgewicht zwischen Glutamat und Dopamin in Basalganglien aus
1. Klinisches Beispiel: Anti-NMDA-Rezeptor-Enzephalitis
o NMDA-Rezeptor: einer von drei Glutamatrezeptortypen
o Häufigste autoimmune Hirnentzündung (jährliche Inzidenz aller autoimmun Enzephalitiden: 2 pro 100.000, vermutlich hohe Dunkelziffer)
o Erkrankungsalter ca. 23 Jahre (Frauen:Männer 4:1)
o Organische Erkrankung, welche auch zu ausgeprägten psychiatrischen Symptomen führt
o Wird aufgrund des Pat.-Alters oft mit drogeninduzierter Psychose verwechselt
o Psychotische Symptomatik: Wesens- und Verhaltensänderungen, Wahn und Halluzination, Denk- und Gedächtnisstörungen, Katatonie
o Was passiert: Körper „bekämpft“ die Rezeptoren
2. Designerdroge PCP blockiert glutamaterge NMDA-Rezeptoren und erzeugt Schizophrenie-ähnliche Symptome: aus diesem Befund wurde die Glutamat-Hypothese der Schizophrenie abgeleitet
o Psychotische Symptome durch die Blockade!
3. Studie mit Mäusen: Versuchstiere, die aufgrund von genetischer Manipulation über weniger NMDA-Rezeptoren verfügen, zeigen ein untypisches Rückzugsverhalten und meiden sozialen Kontakt
Ionotrope Rezeptoren am Bsp. Acetylcholin-Rezeptor
= ligandengesteuerte Ionenkanäle
o Ionenkanal besteht aus mehreren Untereinheiten
o Öffnet sich nur, wenn an beiden Untereinheiten ein ACh-Molekül bindet
Wie wirken Liganden auf Rezeptormoleküle? (Rezeptorwechselwirkung)
• Moleküle, die an einen Rezeptor binden, bezeichnet man als orthosterische Liganden
• Liganden, die einen Rezeptor aktivieren = Agonisten
• Liganden, die Rezeptor hemmen, deaktivieren oder selbst keine pharmakologische Wirkung auslösen = Antagonisten
• Liganden, die an einem (spontanaktiven) Rezeptor zu entgegengesetzter Wirkung führen = inverse Agonisten (z.B. hemmt statt zu erregen)
• Hinsichtlich der Bindungsstelle am Zielprotein unterscheidet man orthosterische von allosterischen Liganden
o Allosterisch = binden an anderer Stelle als orthosterische und induzieren eine Konformitätsänderung (Verformung) des Rezeptormoleküls, wodurch eine Bindung erschwert wird = allosterische Liganden deshalb antagonistisch
• Wenn zwei Agonisten über unterschiedliche Rezeptoren zu entgegengesetzten Effekten (und heben sich so gegenseitig auf) = funktioneller Antagonismus
Rezeptorwechselwirkung am Bsp. GABA
• GABA = Gammaaminobuttersäure, wird durch Glutamat-Decarboxylase (GAD) aus Glutamat hergestellt (zwischen erregendem Glutamat und hemmendem GABA liegt nur ein Umwandlungsschritt!)
• GABA-A-Rezeptor: ionotrop
o Ligandengesteuerter Ionenkanal (Chlorid-Ionen) an Postsynapse
o Wirkt inhibitorisch (Chlorid-Einstrom = Hemmung), sobald GABA bindet
o Benzodiazepine verstärken agonistisch GABA-A-induzierte Chlorid-Einströme
• GABA-B-Rezeptor: metabotrop
o G-Protein gekoppelter Rezeptor
o Hyperpolarisiert die Zellmembran durch Kalium-Ausstrom (= Hemmung), sobald GABA bindet
o Präsynaptisch (Autorezeptor) wird durch GABA der Calcium-Einstrom (= Erregung) vermindert, was präsynaptisch in Hemmung der Transmitterausschüttung resultiert
o Alkohol hemmt GABA-B-Autorezeptor („hemmt die Hemmung“)
Rezeptorwechselwirkung am Bsp. Serotonin
• Tryptophan wird durch Tryptophan-Hydroxylase in 5-Hydroxytryptophan synthetisiert, dieses wird dann durch 5-http-Decarboxylase in Serotonin synthetisiert
• Verstoffwechselung von Serotonin: wird in Zirbeldrüse mithilfe von Enzymen in Melatonin umgewandelt, anderer Weg ist in N,N-Dimethyltryptamin (noch nicht belegt!)
Serotonerges System
o Aktuell 14 Serotonin-Rezeptoren in vielen Familien
o Funktionen u.a. Thermoregulation, Peristaltik, Tonus der Blutgefäße, Blutgerinnung, Schlaf-Wach-Rhythmus, Schmerzverarbeitung, Stimmung, Affektregulation
Serotonin-Rezeptor-Typen
o 5-HT1-Rezeptoren (A, B, D, E und F)
▪ U.a. beteiligt an Lernvorgängen, Genese von Angstzuständen, Depression, Migräne; Wirkung inhibitorisch
o 5-HT2-Rezeptoren (A, B, C)
▪ U.a. beteiligt an Wirkung von Psychedelika und Halluzinogene, Ess- und Sexualverhalten, Suchtverhalten, Schlaf; Wirkung exzitatorisch
o 5-HT3-Rezeptoren (ionotrop)
▪ U.a. beteiligt an Lernen und Gedächtnis, Suchtverhalten; Wirkung exzitatorisch
o 5-HT4-Rezeptoren
▪ U.a. Beteiligt an Lernen und Gedächtnis; Wirkung exzitatorisch
o 5HT5, 5HT6, 5HT7
▪ Aktivität noch nicht geklärt, ggf. u.a. Stimmung, Lernen
Serotonin-Hypothese der Depression
o Besagt, dass depressive Zustände durch Serotoninmangel im synaptischen Spalt verursacht werden
o Inzwischen widerlegt:
▪ SSRIs werden als Antidepressiva eingesetzt (= nichtkompetitiver Antagonismus am aktiven Serotonin-Transporter 5-HTT)
▪ Infolge bindet mehr Serotonin (5-HAT) im synaptischen Spalt an inhibitorische Serotonin-Autorezeptoren (5-HT1B)
▪ Infolge wird weniger Serotonin in synaptischen Spalt ausgeschüttet, das Ausgangsgleichgewicht wird wiederhergestellt
➔ Durch antidepressive Med. verbleibt zunächst tatsächlich mehr Serotonin im synaptischen Spalt; zum Zeitpunkt des Wirkeintritts des SSRIs ist die Serotoninausschüttung (durch erhöhte Aktivität inhibitorischen Serotonin-Autorezeptors) jedoch wieder soweit gedrosselt, dass das Ausgangsgleichgewicht wiederhergestellt ist
➔ Größte Metaanalyse zum Nutzen von Antidepressiva zeigt, dass ein relevanter antidepressiver Effekt erst bei schwerwiegenden Depressionen eintritt; bei leichten und mittelschweren Depressionen sind Antidepressiva der Wirkung von Placebos deutlich unterlegen
➔ Serotonin geht nicht durch die Blut-Hirn-Schranke, nur Tryptophan – Idee funktioniert nicht so gut
➔ Anderes Antidepressivum: MAO-Hemmer, da MAO Serotonin abbaut
Was sind Transporter?
• Transportproteine = Proteine, die Transport von bestimmten Substanzen ermöglichen, z.B. durch die Zellmembran (Membran-Transportproteine)
o Membranständige Transportproteine (sitzen stationär in Zellmembran) können Transportprozesse durch Zellmembran passiv erleichtern (z.B. Ionenkanal) oder aktiv bewerkstelligen (Bsp.: Ionenpumpe wie Na+-K+-ATPase)
o Passiver Transport erfolgt mit dem Konzentrationsgefälle, aktiver erfolgt gegen das Konzentrationsgefälle unter Energieverbrauch
• Membran-Transportproteine unterteilt in: Carrier-Transporter (Uniport, Symport, Antiport), Ionenpumpen (ATPsen, Protonenpumpen), Ionenkanäle (Ionotrope Rezeptoren, Natriumkanäle) und Aquaporine (Wasseraustausch fördernde Kanäle)
Zellmembran
• Nervenzellmembran besteht aus einer zwei Moleküle breiten Schicht aus Phospholipiden
• Hydrophile Köpfe (Phosphatgruppe) grenzen an äußere und innere wässrige Umgebung, hydrophobe Schwänze (Kohlenwasserstoff) einander zugewandt
• Stabile Anordnung, Bezeichnung Phospholipiddoppelschicht; isoliert das Cytosol des Neurons wirksam von extrazellulärer Flüssigkeit
Transportproteine
• (passive Diffusion durch Konzentrationsgradient, da kein Transporter erforderlich)
• Uniporter = transportieren nur eine Art von Teilchen (erleichterte Diffusion)
• Symporter (Cotransport) = transportieren mehrere Teilchenarten in die gleiche Richtung
• Antiporter (Gegentransport) = transportieren verschiedene Teilchenarten in entgegengesetzter Richtung
• Primär aktiver Transport = benötigt zelleigene Energie in Form von ATP, um Moleküle durch Membran zu transportieren
o Größere Stoffmengen können so auch entgegen dem Konzentrationsgradienten transportiert werden
o Auch größere und geladene Teilchen, die sonst nicht die Membran passieren können
Serotonin-Transporter (SERT bzw. 5HTT)
• Sind Natrium-Neurotransmittersymporter: Serotonin (außen) + Na+ (außen) → Serotonin (innen) + Na+ (innen)
• SERT entfernt Serotonin aus dem synaptischen Spalt und beendet so die synaptische Serotoninwirkung
• Hemmstoffe des Serotonintransports finden in Depressionsbehandlung Anwendung (SSRIs „Selective Serotonin Reuptake Inhibitors“)
• Serotonintransporter ist im Tierreich weit verbreitet; Homologe des humanen Serotonintransporters finden sich in allen Wirbeltieren und Wirbellosen bzw. Krustentieren bis hin zu relativ primitiven Spezies wie dem Fadenwurm
• SERT ist in Verhaltensgenetik eine der am meisten untersuchten molekularbiologischen Strukturen (Serotonintransportergen: SLC6A4)
Längenpolymorphismus der Promotorregion des 5-HTT-Gens SL6CA4 (Serotonin Transporter Linked Polymorphic Region 5-HTTLPR)
• Problem: Transporter sind in vivo nicht direkt untersuchbar -> Längenpolymorphismus schon!
o Kurze Allel-Variante (S, short) und lange Allel-Variante (L, long)
o 3 Genotypen: SL, SS, LL
• Kurze Variante wird nicht so oft abgelesen wie längere, somit werden weniger Serotonintransporter hergestellt
• Kurze Allel-Variante korreliert mit Ängstlichkeit, Neurotizismus und Störungen der Affektregulation
• Homozygote Träger der kurzen 5HTTLPR zeigen höhere Amygdala-Aktivität bei Betrachtung negativer Gesichtsausdrücke
Untersuchungen von 1996-2011
• Genetische Untersuchungen bieten theoretisch guten Ansatzpunkt, um aus Blutproben einen Rückschluss auf zentralnervöse Aktivität zu ziehen; führen jedoch zu widersprüchlichen Ergebnissen
• 1996: Serotonintransportergen steht in Zusammenhang mit affektiven Störungen
2004: Serotonintransportergen steht nicht in Zusammenhang mit affektiven Störungen
2011: Serotonintransportergen steht in Zusammenhang mit affektiven Störungen
Warum ist es so schwierig, eindeutige Befunde der quantitativen Verhaltensgenetik auf molekularer Ebene zu bestätigen?
Hypothese: Gen für Serotonintransporter im Erwachsenenalter nicht mehr relevant
o Bedeutsamkeit von Genvarianten bei der Hirnentwicklung kann z. Zt. nicht zuverlässig abgeschätzt werden
o Es wird davon ausgegangen, dass sie beträchtlich ist und den Impact der Genaktivität im postnatalen (adulten) Gehirn deutlich überwiegt
o Befund gilt v.a. für 5-HTTLPR
Genregulation vs. Epigenetik
• Gene (Genpolymorphismen) spiegeln sich nicht automatisch in Proteinbiosynthese wider, weil Gene up oder down reguliert werden können (hohe vs. geringe Genaktivität); hierbei werden Begriffe Genregulation und Epigenetik oft fälschlicherweise synonym verwendet
o Genregulation = kann aus normalen, in der DNA kodierten Mechanismus erfolgen (z.B. Genexpression im zirkadianen Rhythmus) über Kontrollsequenzen (Enhancer, Silencer Insulatoren)
o Epigenetik = beschreibt Mechanismen, die dazu führen, dass DNA (ein Gen) gut oder schlecht abgelesen werden kann (z.B. DNA-Methylierung oder Histon-Modifikation) (nicht in DNA)
• Gen → Protein → Merkmal
o Summe aller Gene = Genom
o Summe aller Boten-RNA = Transkriptom [mRNA]
o Summe aller Proteine = Proteom
• Genregulation Einsatz
o Prä-transkriptionale Genregulation: Histon-Modifikation, Cytosin-Methylierung
o Post-transkriptionale Genregulation: Splicing-Effekte; RNA-Interferenz (RNAi durch nichtkodierende Ribonukleinsäuren, z.B. Mikro-RNAs miRNAs)
▪ je mehr Mikro-RNAs desto weniger aktives Transkriptom (mRNAs), desto weniger Genprodukt
o Posttranslationale Modifikation von Proteinen (z.B. Histonen)
• Gene werden bei „Abschaltung“ noch gelesen, aber Genprodukt funktioniert nicht
Die wichtigsten Mechanismen zur epigenetischen Regulation der Proteinexpression aus vorhandenen Genen
DNA-Methylierung
Histon-Modifikation
RNA-Interferenz (Zusatzinfo!)
• Bedeutet, dass an bestimmte Nukleotide der DNA (nämlich die Cytosin-Base) bestimmte Moleküle (Methylgruppen = 1 Kohlenstoffatom mit 3 Wasserstoffatomen H3C) binden
• Methylierungsmuster entfalten unterschiedliche epigenetische Funktionen, die bewirken, dass bestimmte Genaktivitäten auf- oder abreguliert werden
• Kann Ablesen behindern, macht Transkription schwierig
• Wieviel Methyl zugeführt wird, hat u.a. mit Ernährung zu tun
• Bedeutet, dass bestimmte Moleküle die Arme von Histon-Proteinen binden
• Wenn es sich bei diesen Molekülen um Acetylgruppen (2 Kohlenstoffatome mit 5 Wasserstoffatomen) handelt, nennt man den Vorgang Acetylierung
• Acetylierung kann bewirken, dass sich die DNA von den Histon-Proteinen abwickelt und so bestimmte Gene auf der DNA besser erreichbar sind für Transkriptionsfaktoren (z.B. Cortisol)
• Histon-Modifikation ist auch epigenetischer Mechanismus
• Wie fest ist DNA aufgewickelt
o Sehr fest: Heterochromatin – inaktiv (wenn DNA eng auf die Oktamere aufgewickelt ist, kann sie nicht abgelesen werden)
o Lockerer: Euchromatin – aktiv
• An Oktamer-Armen können an unterschiedlichen Stellen unters. Moleküle binden -> andere Funktionen
• Bsp.: Brustkrebs-Gen eingewickelt (oder durch Methylierung behindert) – diese Prozesse sind auch gut!
• Analysen werden erschwert, da bestimmte Gene vielleicht da sind, aber nicht abgelesen werden
• miRNA blockiert u.a. Translation und sorgt dafür, dass mRNA schneller abgebaut wird; somit wird Translation eher abgebrochen bzw. es wird weniger translatiert
• RNAi-Medikament zur Behandlung der Polyneuropathie bei erblicher Transthyretin-vermittelter Amyloidose bei Erwachsenen (Epidrugs)
• miRNA bindet an mRNA -> kann nicht mehr abgelesen werden -> Protein kann nicht gebildet werden
Zwischenzusammenfassung Verhaltensepigenetik
• Untersuchungstarget sind Methylierungs- und De-Methylierungsprozesse (Histon-Modifikationen und miRNA-Aktivität werden in Psychologie z.Zt. noch nicht untersucht)
• Für Routinediagnostik grundsätzlich nachteilig: zerebrale Methylierungsmuster können nur in Biopsiematerial aus Hirngewebe sicher nachgewiesen werden; zuverlässige Vorhersage zerebraler Methylierungsmuster aus DNA-Analysen peripherer Blutzellen ist nicht gegeben
• Frei zirkulierende microRNAs erfüllen hingegen diese Voraussetzung; sind u.a. an Regulation von Rezeptorgenen und wichtigen Enzymen für die Neurotransmittersynthese beteiligt und können möglicherweise Unterschiede erklären, die aus Sequenzvariation selbst nicht erklärt werden können
Methylierung: Bsp. Trauma (Studie)
• Methylierungsmuster unterscheiden sich je nach Hirnregion
• Unterschiede gefunden bei Suiziden (starke Depression) vs. Verkehrstote (Unfall)
• Studie zu Methylierung, 5HTT Genotyp und Trauma/ungeklärter Verlust
o AAI: Höhe psychischer Traumatisierung
o Keine Haupteffekte von Genotyp oder Methylierungsmuster auf Traumatisierung, sondern nur Interaktionseffekte zwischen Genotyp des 5HTTLPR (ss, sl, ll) und Methylierung der Promotorregion des Serotonintransportergens
➔ Unter Berücksichtigung von Genotyp und Epigenetik kann statistisch deutlich mehr Varianz aufgeklärt werden!
o Ohne Methylierungsbetrachtung zeigten sich keine Unterschiede
o Personen mit ss und höherer Methylierung hatten weniger AAI-Punkte, Personen mit ll und höherer Methylierung hatten mehr AAI Punkte!
o Ursache-Wirkung: Genetik ist immer Ursache, Methylierung kann beides sein
Methylierung: Bsp. Ängste (Studie)
• Studien-Zusammenfassung
o Klassische Konditionierung (Kirschblütenduft x Elektroschock) bei Mäusen, Kontrollbedingung Propanol-Duft-Exposition
o Nachkommen (F1) und deren spätere Nachkommen (F2) reagierten unter Kirschblütenduft (Acetophenon) mit ängstlichem Verhalten (erhöhte Startle-Response)
▪ Startle-Response: Knallreiz – Wie stark erschreckt sich das Tier, wie schnell habituiert es
▪ Nachkommen zeigten erhöhte Aversion auf Kirschblütenduft
o F1 und F2 zeigten morphologische Veränderungen in Hirnregionen, die an Verarbeitung von Gerüchen beteiligt sind (Bulbus olfactorius)
o Veränderungen zeigten sich auch nach künstlicher Befruchtung (= erlerntes Verhalten ausgeschlossen)
o Epigenetische Veränderungen (Methylgruppen CH3) in Spermatozoen an Genen der Dufterkennung (Olfr151)
➔ Ähnliche Methylierungsmuster auf Olfr151 in Spermatozoen der Väter-Population (F0) mit Angstkonditionierung auf Kirschblütenduft und der Folgegeneration (F1) → Hinweis auf einen Erbgang! (=> weniger Methylierung = mehr abgelesen)
➔ Zunahme an Odor Potentiated Startle Verhalten (Angstreaktion auf Kirschblütenduft) noch in F2-Generation → Hinweis auf akut vererbtes Verhaltensmuster!
➔ Vergrößerte Glomeruli im Riechepithel des Bulbus Olfactorius bei F2-Nachkommen der angstkonditionierten F0-Generation → Hinweis auf akut vererbte Hypertrophie (mehr Zellen/stärker ausgebildet) im Riechkolben!
➔ Vererbung der Methylierung!
microRNAs: Bsp. Trauma (Studie)
• Mäuse wurden frühkindlichem Trennungsstress ausgesetzt oder nicht
• Nach Stresserfahrungen verhielten sich Mäuse deutlich anders: verloren z.T. natürliche Scheu vor offenen Räumen und hellem Licht (Risikoverhalten)
o Testung mit Elevated Plus Maze und Forced Swim Test (Mäuse in Kontrollgruppe schwammen länger)
• Verhaltensauffälligkeiten übertrugen sich auf nächste Generation (F1 und F2)
• Bestimmte microRNAs kamen häufiger vor, andere weniger als in entsprechenden Zellen der Kontrolltiere → Stress führt zu Ungleichgewicht der microRNAs in Blut, Gehirn und Spermatozoen → Trauma hinterlässt epigenetische Spuren
Stress (Definition)
• Stress (lat. Stringere = zusammenschnüren) = Spannungszustand, der durch Befürchtung entsteht, dass eine stark aversive, zeitlich nahe oder bereits eingetretene subjektiv lang andauernde Situation als nicht vollständig kontrollierbar erlebt wird, deren Vermeidung aber subjektiv wichtig erscheint
• Stress = Stressor-spezifische adaptive Reaktion eines Organismus zur Wiederherstellung der Homöostase
Stress: Cannon (1929)
• Grundannahme, dass es für jedes physiologische System (z.B. Blutdruck, Hormonkonzentration) genau einen optimalen Sollwert gibt, der durch interne Regulationsprozesse aufrechterhalten werden soll
• Homöostase = grundlegendes Funktionsprinzip des Körpers, das das physiologische Streben nach Aufrechterhaltung eines Gleichgewichts ist
• Bedrohungen stören Homöostase, woraufhin regulatorische Prozesse (neg. Feedbackschleife) Wiederherstellung der Homöostase hervorrufen
• „Fight & Flight“ Reaktion
Stress: Selye (1939)
• Stress = unspezifische Reaktion des Organismus auf verschiedenste Anforderungen
• Allgemeines Adaptationssyndrom (AAS) (→ Anpassung an Stressoren)
1) Alarmreaktion
2) Widerstandsphase: u.a. Hormonausschüttung geht hoch
3) Erschöpfungsphase: nachhaltige, z.T. irreversible Schäden
Stress: McEwen (1998)
• Homöostase um Konzept der Allostase ergänzt
• Stress = Ereignis, das als bedrohlich eingeschätzt wird und in Folge Stress auslöst
• Bewertung abh. von Erfahrungen, gen. Prädispositionen, Verhaltensmöglichkeiten des Individuums
• Homöostase vs. Allostase: Homöostase auf Organe (pH-Wert, Blutdruck etc.) bezogen (keine Wertung! Fixer Wert) ↔ Allostase mit flexibler Sollwert-Verschiebung, Bewertung also da (z.B. Immunsystem, ZNS; Sollwert variiert je nach Anforderungen)
• Allostase = bei andauernden Anforderungen kann es eine flexible Sollwert-Verschiebung geben, um sich an Umweltanforderungen anzupassen; berücksichtigt, dass Kognitionen bei Stress eine Rolle spielen; erst wenn Situationen als bedrohlich bewertet werden, kommt es zu Stress
Stressoren (Definition)
= Reiz/Ereignis, das auf uns einwirkt
• Bsp. physiologisch: extreme Kälte/Wärme, Schmerz, Hunger, Lärm usw. sowie
• Ungewissheit, Unbekanntheit, Unvorhersagbarkeit; Zeitdruck, Entscheidungskonflikte, soziale Bewertung, Konkurrenzsituationen, Alltagsfrustrationen, Leistungsanforderungen, Schicksalsschläge usw.
➔ Bewertung: Sind diese Stressoren überhaupt relevant für mich? (s. Transaktionales Stressmodell!)
Persönliche Verstärker von Stressoren
Bsp.: Ungeduld, Perfektionismus, Kontrollstreben, Einzelkämpferisch, sich selbst überfordern -> individuelle Motive, Einstellungen, Bewertungen und mögliche Ressourcen (z.B. intra- und interpersonelle, externe Ressourcen wie Psychotherapie, soziales Umfeld, guter Attributionsstil)
➔ Habe ich Bewältigungsstrategien, reichen meine Ressourcen aus? (s. Transaktionales Stressmodell: wenn ja, adäquates Coping)
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