Antiinfektiva
Wechselwirkung und Wirkungsparameter
Chemotherapeutika
Definition früher vs heute
Urspünglich → Chemisch-synthetisch hergestellte, antimikrobiell wirksame Substanzen
Heute → Bezeichnung für Wirkstoffe in der antineoplastischer Chemotherapie („Zytostatikatherapie“) zur Tumorbekämpfung
Antibiotika
Ursprünglich → Biosynthetisch gewonnene, antibakteriell wirksame Naturstoffe
Heute → Bezeichnung für alle antibakteriell wirksamen Pharmaka
Geschichte
1902: Paul Ehrlich
Salvarsan erstes Chemotherapeutikum gegen Syphilis
Magic bullet = „chemisch zielen lernen“
1932: Gerhard Domagk
Prontosil Azofarbstoff = Wirkung u.a. gegen Streptokokken
1928/1929: Alexander Fleming
Entdeckung des Penicillin G (Benzylpenicillin)
Naturstoff aus dem Schimmelpilz Penicillium chrysogenum
1941: E.B. Chain & H.W. Florey
Erster klinischer Test von Penicillin G am Menschen
1944: Mary Hunt („Mouldy Mary“)
Suche nach Penicillin-überproduzierenden Stämmen
Bereitete den Weg für die industrielle Herstellung von Penicillin
Bakteriostase und Bakterizide
Definitionen
Bakteriostase: Reversible antibiotische Hemmung
Bakterienwachstums bzw. der Vermehrung
Bakterizidie: Bakterien werden irreversibel geschädigt und abgetötet
Minimale Hemmkonzentration MHK
Minimale bakterizide Konzentration MBK
MHK - niedrigste AB-Konzentration (in vitro) → Bakteriostase
MBK - niedrigste AB-Konzentration (in vitro) → 99,9%igen Abtötung der Bakterien
Bestimmung der MHK
= Epsilometertest (E Test)
Bakterielle Resistenz
Definition und Arten
Natürliche Resistenz
Mutationsbedingte Resistenz
Austausch extrachromosomaler, genetischer Elemente
Kreuzresistenz
Bakterielle Resistenzmechansismen
gegen Antibiotika
Enzymatische Inaktivierung
Unzureichende Aufnahme am Wirkort
Effektiver „Auswärtstransport“
Molekulare Zielstruktur ist/wird unempfindlich
Kompensation des Wirkstoff-induzierten Defizits
Vermeidung unnötiger Breitspektrum-Therapie; evtl. Kombinationstherapie → synergistische Effekte
Vermeidung unnötiger Antibiotikatherapie/-prophylaxe → auch in der Tierzucht!
Bakteriologische Resistenzbestimmung
Antibiogramm zur Bestimmung der Empfindlichkeit bzw. Resistenz von Bakterien gegenüber Antibiotika
Diffusionstest
Nötig für eine adäquate Therapiewahl!
Entscheidend für den Erfolg der antibiotischen Therapie → Antibiotika-Konzentration am Wirkort!
Häufige Nebenwirkungen
Nebenwirkungen (NW) durch AB generell häufig in 3 Organsystemen:
GIT: Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö (s.u.)
Haut: Immunallergische Reaktionen, Exantheme, Urticaria
ZNS: Kopfschmerzen, Schwindel, Schlafstörungen
Ausscheidungsorgane (Leber, Niere) können ebenfalls betroffen sein
GIT Nebenwirkungen
Antibakterielle Therapie = Eingriff in körpereigene Flora!
z. B.: Verschiebungen der physiologischen Besiedelung im Darm
Pseudomembranöse Colitis durch Clostridioides difficile
Gibt Cl. Difficile die Möglichkeit sich auszubreiten
Bakterien Einteilung
Nach Sauerstoffbedarf (u.a. im Reagenzglas)
Angriffspunkte der Antibiotika
in/an Bakterien
Zellwandsynthese
Struktur und Funktion der Zellmembran
Struktur und Funktion der DNA
DNA abhängige RNA Polymerase
Proteinsynthese
Blockade der 50S Untereinheit
Hemmung der Transpeptidierung
Hemmung der Translokation
Blockade der 30S Untereinheit
Fehlsteuerung der Synthese
Hemmung der Bildung des Initialkomplexes
Folsäure Metabolismus
Aufbau der Zellwand von Gr+ und Gr- Bakterien
Angriffspunkte der Zellwandsynthese
Peptidoglykan = Mureinschicht
Transpeptidierung
Porine (nur Gr-)
Antibiotikagruppen welche die ZW Synthese inhibieren
+ Zellwandsynthese hemmende Wirkprinzipien
Angriffspunkt der Zellwandsynthese
Blockade der Bindung → Glykopeptid AB
Verhinderung der Quervernetung und Polymerisation → Glykopeptid AB
Inaktitivierung → ß Lactam AB
Mureinschicht
Hemmung der Bildung von NAM → Epoxid AB
Beta Lactam AB
Wirkmechanismus
Irreversible Inaktivierung der Transpeptidase durch Acetylierung („suicide inhibitor“)
Hemmung der Peptidoglykansynthese (bei Zellteilung)
Transpeptidase = PBP (Penicillin bindendes Protein)
Penicilin (Grundgerüst) ist strukturähnlich zu D Alanin (Substrat der Transpeptidase)
Penicilin bindet Transpeptidase → Acetylierung
Keine Quervernetzung → instabile Zellwand → Aktivierung autolytischer Enzyme → Lyse der Bakterien
Beta Lactam Antibiotika
Bakterizide Wirkung gegen:
Bakterizide Wirkung der β-Lactam-Antibiotika auf proliferierende Bakterien
Kaum Wirkung auf ruhende, langsam wachsende Bakterien (Mykobakterien)
Unwirksam gegen zellwandlose oder intrazellulär wachsende Bakterien
Mycoplasmen und Chlamydien
Grundstrukturen
Grundgerüst
Penetrationsverhalten
Abwehrmechanismus der Bakterien
β Lactamasen
Spaltung des β-Lactam-Rings durch β-Lactamasen
→ Antibiotikum wird unwirksam
Beta Lactamasen
Penicillinasen, Cephalosporinasen, Carbapenemasen
Strukturelle Einteilung in vier Klassen (A, B, C, D)
TEM-1, SHV-1, SHV-2 (ESBL), IMP, NDM-1, NDM-2, OXA-48
Beta Lactamase Inhibitoren
Binden irreversibel an β-Lactamasen
Selbst nicht bakterizid oder bakteriostatisch
Werden meist in Kombination mit β Lactam Antibiotika verwendet
Verhindern Wirkung der Lactamasen gegen Antibiotika
verhindern unwirksam machen
Beispiele
Kombinationen aus Beta Lactam Antibiotika und Lactamase Inhibitoren
Amoxicillin/Clavulansäure
Ampicillin/Sulbactam
Piperacillin/Tazobactam
Meropenem/Vaborbactam
erste Carbapenem/β-Lactamase-Inhibitor-Kombination bei schweren Infektionen mit Enterobacteriaceae
(Carbapenem-resistenten, KPC-bildenden)
EU-Zulassung: 10/2018
UAW
= Unerwünschter Arzneimittel Effekt
Pharmakokinetik
Große therapeutische Breite → greift viel an
Veränderung der körpereigenen Darmflora
→ Störungen des Gastrointestinaltrakts
→ Antibiotika-assoziierte Kolitis (Clostridioides difficile)
Allergie
Anaphylaxie (0,05%)
Nach langer Therapie:
Arzneimittelfieber, Neutropenien, Thrombozytopenien, Neurotoxizität, Hämostasestörungen (Nach langer Therapie)
Interaktionen (CAVE)
Dürfen nicht mit Aminoglykosiden in Infusionsflaschen vermischt werden
→ Inaktivierung der Substanzen
Kontraindikationen
Penicillin-Allergie (sehr häufig 1-10%)
Häufiger bei parenteraler Applikation
Pseudoallergische Reaktionen 40% → Exantheme
Penicillin-plus-Cephalosporin-Allergie
Gruppen
Penicilin
Cephalosporin
Carbapenem
Monobactam
Penicilline - Aufzählung
Penicillin G
Penicillin V (Oralpenicillin)
Isoxazolylpenicilline
Flucloxacillin
Aminopenicilline
Ampicillin
Amoxicillin
Acylaminopenicilline
Piperacillin
Azlocilin
Mezlocilin
Wirkspektrum
Hauptsächlich Gr+ Bakterien
Strepto-, Pneumo-, Meningo- und Gonokokken;
Bacillus anthracis;
Clostridium perfringens;
Diphtherie-Bakterien;
Borrelien;
Treponema pallidum
Keine Wirkung gegen intrazelluläre Erreger!!
andere Bezeichnung
= Benzylpenicillin
Indikation
Sepsis
Osteomyelitis
Endokarditis
Meningitis
Pneumonie
Syphilis
Gasbrand
Milzbrand
Tetanus
Diphtherie
Lyme-Borreliose
Depotpeniciline
Salze des Penicillins G mit organischen Verbindungen (cave: nur i.m.-Gabe)
Benzylpenicillin-Procain (Zulassung heute nur für den Einsatz bei Tieren)
Benzylpenicillin-Clemizol (Dosierungsintervall 24 h)
Benzylpenicillin-Benzathin (monatliche Injektion; Syphilis!)
Metabolisierung
Wird kaum metabolisiert
bis zu 70% findet sich erneut im Urin
→ mikrobiologisch wirksam
Applikation
Instabil im sauren Milieu des Magens
→ oral nicht wirksam → daher nur i.m./i.v.-Gabe
Penicilin G = gepspritzt; Penicilin V = verschluckt
Plasmaproteinbindung, HWZ
Plasmaproteinbindung 50%
Plasmahalbwertszeit 30-40 min
Vorteil
Geringe Toxizität und Resistenzentwicklung bei größter Wirksamkeit
Penicillin V
= Phenoxymethylpenicillin
„Oralpenicillin“ (Eselsbrücke: V, verschluckt vs. G, gespritzt)
Säurestabil und daher oral applizierbar
Wirkspektrum wie Penicillin G; Resorption ↑; Wirksamkeit ↓
Indikationen
Angina
Scharlach
Phlegmone
Otitis, u.a.
Vertreter
Flucloxacillin (Staphylex); Dicloxacillin
Methicillin (Testsubstanz ohne therapeutische Bedeutung)
Isoxazolylpenicilline - Flucloloxacilin
Penicillinasefeste „Staphylokokken“-Penicilline
Säurestabil: Orale und parenterale Gabe
HWZ und Ausscheidungsform
Plasmahalbwertszeit 50 min; hohe Plasmaproteinbindung
Renale Ausscheidung in nahezu unveränderter Form
Leichtere Infektionen mit penicillinasebildenden Staphylokokken
Cave: Nicht bei Methicillin-resistenten S. aureus-Stämmen
(MRSA; weisen eine veränderte Transpeptidase auf)
UAW: Hepatotoxizität (Flucloxacillin)
Ampicillin; Amoxicillin
(bessere Resorption; orale Therapie)
Säurestabil dh. oral
bessere Resorption
Aminopeniciline
Penicilinasestabilität
Nicht penicillinasestabil;
Kombination mit β-Lactam-Inhibitoren
Erweitertes Wirkspektrum
u.a. Enterokokken, Listerien, Haemophilus influenzae, Proteus
auch zusätzlich Gr- (durch die Porine)
HäufigeAnwendung im HNO-Bereich (ua CAP)
community aquired pneumoniae
Helicobacter pylori (Amoxicillin)
Pseudoallergische Reaktionen (Hautexantheme)
Störungen GIT (C. difficile)
= Ureidopenicilline
Piperacillin, Azlocillin, Mezlocillin
Breitspektrumpenicilline
„antipseudomonale“ Penicilline → Pseudomonas aeruginosa
Enterobakterien
Behandlung schwerer Infektionen durch gramnegative Erreger
Urogenitaltrankt, Gallenwege, Septikämie, Endokarditis, Pneumonie, infizierte Verbrennungen, u.a.
Nicht säurestabil; nur parenterale Gabe
Kombination mit β-Lactam-Inhibitor
Cephalosporine
Allgemein
Zellwandsynthese Inhibition = beta Lactam Antibiotikum
Unterscheidung von oral und enteraler Einnahme
Teilweise wirksam gegen MRSA
Enterokokken Lücke!!
Substanzen mit sehr unterschiedlichen Wirkspektren
Welche Gruppen sind resistent gegen Cephalosporine?
ESBL (Extended Spectrum Beta-Laktamase)- und Carbapenemase-positive Erreger sind resistent gegen Cephalosporine ggf.
→ dh. Kombination mit β-Lactamase-Inhibitoren
Typische UAW von β-Lactam-Antibiotika;
Magen-Darm-Trakt;
Allergische Reaktionen;
Veränderungen der Mikroflora
Einteilung (Generationen)
Generation: Cefazolin
Generation: Cefuroxim
Generation: Cefotaxim, Ceftazidim, Ceftriaxon
Generation: Cefepim
Generation: Ceftobiprol
1. Generation: Cefazolin
Hohe Aktivität gegen Staphylokokken
u.a. auch wirksam gegen Streptokokken, E. coli
Perioperative Prophylaxe bei infektionsgefährdeten Operationen
2. Generation: Cefuroxim
Wirkung gegen Gr+ Bakterien ↓ und Gr- Bakterien ↑
im Vergleich zu 1. Generation
Wirksam v.a. gegen H. influenzae und Enterobacteriaceae
Stabil gegen Penicillinase aus S. aureus
Geeignet zur kalkulierten Therapie (z.B. ambulant erworbene Pneumonie)
Liquorgängig = Einsatz bei Meningitis möglich
3. Generation: Cefotaxim, Ceftazidim, Ceftriaxon
Überlegene Wirkung gegen Gr- Bakterien;
kaum/keine Wirkung gegen Staphylokokken
Ceftazidim auch gegen P. aeruginosa wirksam
Stabil gegenüber zahlreichen β-Lactamasen Gr- Bakterien
Behandlung schwerer, lebensbedrohlicher Infektionen
(u.a. bei immunsupprimierten Patienten)
Ceftriaxon Besonderheiten: HWZ 8 h; liquorgängig
4. Generation: Cefepim
Wirkspektrum ähnlich Ceftazidim (3. Generation)
höhere Aktivität gegen Staphylokokken
Indikationen: Sepsis; schwere Infektionen (Atemwege, Harn- und Gallenwege, Bauchraum)
Rote-Hand-Brief: Vorsicht bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion → neurologische NW
5. Generation: Ceftobiprol
Wirksam gegen MRSA (!)
Behandlung von nosokomial und ambulant erworbenen Pneumonien
Welche Cephalosporine sind wirksam gegen MRSA?
Ceftobiprol (5. Generation)
Welche Cephalosporine sind liquorgängig
Cefuroxim (2. Generation)
Ceftriaxon (3. Generation)
Oralcephalosporine
Einteilung und Merkmale
3 Gruppen
HWZ: ~ 1-2 Stunden;
überwiegend renale Elimination
Anwendungsbereich und UAW
Anwendung bei:
bakteriellen Infektionen der oberen/unteren Atemwege
bei Harnwegs-, Haut- und Weichteil- Infektionen
UAW:
β-Lactam-Antibiotika-spezifische UAW;
Störungen der Darmflora = Durchfälle
Gruppe 1
Gruppe 1 = Cefalexin, Cefadroxil
Wirkung hauptsächlich im Gr+ Bereich
und gegen penicillinasebildende Staphylokokken
Gruppe 2
Gruppe 2 = Cefuroxim-Axetil, Cefaclor
„Einschleuse“-Ester = Enterale Resorption ↑
Derivate mit höherer Aktivität im Gr- Bereich
Gruppe 3
Gruppe 3 = Cefpodoxim-Proxetil, Cefixim, Ceftibuten
Derivate mit weiter gesteigerter Aktivität gegen Gr- Bakterien
deutlich reduzierter Aktivität gegen Gr+ Bakterien
Carbapeneme
Meropenem, Imipenem, Ertapenem, Doripenem, Faropenem, Tebipenem
Sehr breites Erregerspektrum
Fast alle Gr+ Bakterien (u.a. Penicillinase-bildende S. aureus)
Gr- Bakterien (inkl. Pseudomonas [außer Ertapenem])
Therapeutisch relevante Anaerobier
Wirkungslücke
Nicht wirksam bei MRSA und Enterococcus faecium (= Enterokokken)
Wirkungslücke bei Legionellen, Chlamydien (intrazelluläre Keime!!)
Keine ausreichende Resorption aus dem Magen = parenterale Therapie
(Ausnahme: Tebipenem-Pivoxil; noch keine EU-Zulassung)
Carbapeneme - Imipenem
Kombination mit?
= Rasche Spaltung in der Niere (durch Dehydropeptidase I)
dh. fixe Kombination mit Cilastatin notwendig!! 1:1
Cilastatin = Dehydropeptidase I Inhibitor
Carbapeneme - Meropenem, Ertapenem
HWZ
Meropenem 1h
Ertapenem 4h
Resistenzen
Zunahme von nosokomialen Infektionen mit Carbanemase-bildenden Stämmen
(CRE: Carbapeneme-resistant Enterobacteriaceae)
Häufig z.B. Klebsiella pneumomniae mit Resistenz gegn Carbapenemes
(bes. Griechenland)
UAW: Wie bei β-Lactam-Antibiotika;
zentralnervöse Nebenwirkungen bei Imipenem/Cilastatin
Interaktion
Interaktionen:
Plasmakonzentration des Antiepileptikums Valproinsäure ↓, bei gleichzeitiger Gabe mit Carbapenem
Struktur und Urpsprung
β-Lactam-Antibiotika mit monozyklischer Ringstruktur
Werden von bestimmten gramnegativen Bakterien gebildet
Aztreonam
Carumonam, Pirazmonam, and Tigemonam
Monobactam - Aztreonam
Einsatz zur Therapie von:
Aeroben
Gramnegativen Erregern
Stabil gegen zahlreiche β-Lactamasen, aber nicht gegen ESBL
keine Aktivität gegen grampositive Kokken und anaerobe Keime
Keine Resorption über Magen-Darm-Trakt;
daher Applikation i.v., i.m. oder inhalativ
HWZ: 1,7 h (parenteral) bzw. 2,1 h (inhalativ);
überwiegend renal eliminiert
HWZ und Elimination
Indikation und UAW
Suppressive Behandlung per Inhalation von chronischen Lungeninfektionen mit P. aeruginosa bei Patienten mit Mukoviszidose
Schwerwiegende UAW bei parenteraler Gabe möglich
(u.a. toxische epidermale Nekrolyse)
Glykopeptid Antibiotika
= Zellwandsynthese Inhibitoren → beta Lactam
Vancomycin, Teicoplanin, Telavancin, Dalbavancin und andere
Bakterizide Wirkung
Hemmung der ZW Gr+ Bakterien
Unwirksam gegen Gr-
Infektionen mit multiresistenten grampositiven Erregern;
Therapie von MRSA- und Enterokokken-Infektionen
Binden an D-Ala D-Ala Gruppe der Peptidoglykanvorstufe
Verhindern Polymerisation und Quervernetzung durch Blockade des Substrats
Polymerisation (Transglykosylase)
Quervernetzung (Transpeptidase)
Besonderheit von Teicoplanin
Verankerung in der bakteriellen Membranen mithilfe der Seitenketten
Keine Resorption nach oraler Gabe
Wirkung nur im Darmlumen
Indikation: Behandlung von Clostridium difficile-assoziierter „pseudomembranöser“ Enterokolitis
5 h (Vancomycin)
70 h (Teicoplanin)
Deutlich länger als die anderen ß Lactame!!
Ototoxizität
Nephrotoxizität (Vorsicht bei der Ko-Medikation mit weiteren nephrotoxischen Wirkstoffen)
Blutdruckabfall mit Hauterythrem („red man ́s syndrome“ bzw. Vancomycin-Flush-Reaktion) und
Lokale Reaktionen (Schmerz, Phlebitis) bei zu schneller Infusion
Weil weniger spezifisch = mehr/ andere UAW
Kontraindikation
Kontraindikationen:
Allergie;
akutes Nierenversagen;
bei Gravidität und Schwerhörigkeit
Resistenzgruppen
VISA (Vancomycin intermediär-resistenter S. aureus)
→ Verdickung der Zellwand
VRE (Vancomycin-resistente Enterokokken)
→ D-Ala in Lipid II ersetzt durch Milchsäure (oder D-Serin)
→keine Bindung von Glykopeptid-AB (Zusatzinfo: Avoparcin)
VRSA (Vancomycin-resistenter S. aureus)→ wie bei VRE
Epoxid-AB
z.B. Fosfomycin
Hemmung der Bildung von N-Acetylmuraminsäure
Irreversibler Hemmstoff des Enzyms MurA
→ Sterisches Analogon von PEP
→ Hemmung der Bildung von N- Acetylmuraminsäure
Epoxid-AB - Fosomycin
Bakterizide Wirkung gegen zahlreiche Gr+
Steptokokken, Staphylokokken, MRSA
und Gr- Erreger
E. coli, H. influenzae sowie Proteus-, Klebsiella-, Enterobacter-Arten
häufig auch aktiv gegen ESBL-bildende Stämme
Antibiotika die die Struktur und Funktion der Zellmembran engreifen
Peptid- und Lipopeptid-Antibiotika:
Colistin (Polymixin E) → Peptid-AB
Polymixin B → Peptid-AB
Daptomycin → Lipopeptid-AB
Colistin
Bakterizide Wirkung durch Bindung an Zytoplasmamembran und Beeinträchtigung der Membranfunktion
Parenterale Gabe als Prodrug Colistimethat-Natrium (CMS); Ausscheidung unverändert über die Nieren
Wirkung gegen P. aeruginosa und Enterobacteriaceae (außer Proteus);
Gegen Neisserien und grampositive Bakterien unempfindlich
Indikationen: Systemische Therapie nosokomialer Pneumonie und komplizierter Harnwegsinfektionen; Aerosol-Therapie bei Atemwegsinfektionen durch P. aeruginosa bei Zystischer Fibrose
Nierenfunktionsstörungen, selten: Nierenversagen;
neurotoxische Effekte
(Parästhesien, Muskelschwäche, Schwindel, undeutliche Sprache, vasomotorische Instabilität, Sehstörungen, Verwirrtheit, Psychose, Apnoe);
Überempfindlichkeitsreaktionen (Hautausschlag, Angioödem)
Vorsicht bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion → verringerte Ausscheidung von CMS → erhöhte Umwandlung in Colistin (toxisch)→Halbierung der Dosis notwendig
Daptomycin
Struktur und Besonderheit
Zyklisches Lipopeptid bestehend aus 13 Aminosäuren
+ lipophile n-Decanoylsäure-Seitenkette = Lipophil
Wirkung gegen:
Gr+ Bakterien
MRSA, VRE und Linezolid-resistente Erreger
Zusätzlicher Wirkmechanmismus
Enzyme der CW Synthese auch gehemmt ! → Indirekte CW lnibitor
Indikationen: Therapie komplizierter Haut- und Weichteilinfektionen (cSSTI); S. aureus-verursachte Endokarditis
Gastrointestinale Symptome (Übelkeit; Obstipation);
Reaktionen an Injektionsstelle
Myopathie → Bei Therapie ist Überwachung der CPK,(Creatinphosphokinase)-Werte notwendig
Myopathie-auslösende Medikamente
z.B. Statine; Wirkstoffe, die die renale Filtration vermindern
z.B. COX-2-Hemmer, nichtsteroidale Antirheumatika
Proteinsynthese hemmende Antibiotika
Wirkmechanismen
Blockade der 50S UE
Hemmung der Transpeptidierung = Cloramohenicol, Streptogramine
Hemmung der Translokation = Makrolide, Azalide, Ketolide
Blockade der 30S UE
= Tetracycline, Glycylcycline
= Aminoglykoside
= Oxazolidinone
Aminoglykosid Antibiotika
Streptomycin (erstes Tuberkulotikum)
Gentamicin
Tobramycin
Amikacin
Bakterizide Wirkung durch Bindung an 30S-UE der Ribosomen
im Zytosol
→ Fehlsteuerung („Misreading“) der Proteinsynthese
→ Bildung von „Nonsense“-Proteinen
Bakterizidie und „postantibiotischer Effekt“ treten konzentrationsabhängig auf
Postantibiotischer Effekt
= die Wirkung persistiert für eine relativ lange Zeit auch wenn die Plasmakonzentration unter die MHK gefallen ist
beruht der hohen Bindungsaffinität eines Antibiotikums zu bestimmten bakteriellen Strukturen, insbesondere Proteinen
→ langanhaltenden Funktionsstörung im bakteriellen Stoffwechsel auch wenn kein antibiotischer Wirkstoff mehr in der Umgebung vorhanden ist
Auswirkung: verminderte Virulenz
Aminoglycoside wie Gentamicin, Tobramycin u. a.
Aufnahme / Transport
Aminoglykoside binden an die 30S UE im Zytosol
Gelangen in das Zytosol über sekundär aktiven Transport: 2 Wege
Durchtritt nur durch Protonierung möglich (in beiden Fällen)
Aufnahme durch Porine (wie bei ß Lactamen)
Aufnahme durch Protonierungszustand
Protonierung von NH2-Gruppen im sauren Milieu → NH3+ Form kann äußere Membran über Weg II. nicht überqueren → Wirksamkeit ↓
Transport über Poren der Innenmembran (Weg I. und II.) nur in geladener Form→Protonierung von NH2-Gruppen im Periplasma zu NH3+ notwendig sowie Membranpotential
Stichwort: Transport durch Membranpotential (dh. auch keine Anaerobier)
Werden häufig zusammen mit ß Lactam AB verabreicht da diese das Eindringen durch die ZW erleichtern
Nur wirksam gegen aerobe Bakterien (erfordern aerobe Bedingungen)
v.a. gegen Enterobakterien Gr-
Mäßig wirksam bis resistent gegen: Gr+ z.B. B-Streptokokken, Enterokokken
NUR in Kombination mit beta Lactam AB wirksam gegen Gr+
steigern Wirkung gegen Gr+
Tobramycin im Allgemeinen effektivstes Aminoglykosid gegen P. aeruginosa
Art der Verabreichung (Dosis)
Einmalig hohe Konzentrationen
Einmal-tägliche Dosierung, „postantibiotischer Effekt“
→ geringere unerwünschte Wirkung am Zielort der Toxizität
In Kombination mit beta Lactamen wirksam gegen Gr+
Viele OH-Gruppen = Hydrophil → keine Resorption → Kurzinfusion über 60 min
Keine Plasmaproteinbindung
Keine Metabolisierung
HWZ 1,5 – 2 Stunden
Elimination
Renale Elimination durch glomeruläre Filtration; eingeschränkte Nierenfunktion → verzögerte Ausscheidung → Gefahr der Kumulation → Drug Monitoring erforderlich
Gut hämodialysierbar
Aminoglykosid-modifizierende Enzyme im Periplasma → u.a. Modifikation der NH2-Gruppen
Parallelresistenz gegen Gentamicin und Tobramycin; Amikacin wird weniger leicht modifiziert
Streptomycin - Indikationen
Erstes Antituberkulotikum (Erstisolierung 1943 durch Selman Waksman; Nobelpreis Medizin 1952)
Heute: Anwendung in Kombination mit anderen Antituberkulotika
Neuere Aminoglykoside - Indikationen
Parenterale Behandlung lebensbedrohlicher septischer Infektionen in Kombination mit β-Lactam-Antibiotika
(cave: nicht in einer Infusionsflasche mischen → Inaktivierung!)
Schwere Pseudomonas-Infektionen
Mykobakteriosen
Schwere Enterokokken-Infektionen (gemeinsam mit β-Lactam-Antibiotika)
Listerien
Staphylokokken
Aminoglykoside
Gentamicin - Anwendung
Gentamicin → Einbringung in Trägermaterial (z.B. Knochenzemente) → Knochenchirurgie
Einsatz als Gentamicin-PMMA-Ketten → Osteomyelitis: Behandlung und Infektprophylaxe
Ototoxizität (irreversibel)
→ Gentamicinvergiftung NW → Gehörverlust
Donna Leon → Vergiftung des Dirigenten
Nephrotoxizität (reversibel) → strenge Indikationsstellung und Dosierung nach der Nierenfunktion
Neuromuskuläre Blockaden
Allergische Reaktionen (<1% parenteral; häufiger bei topischer Anwendung)
Aminoglykoside weisen eine geringe therapeutische Breite auf → Anreicherung in Tubuluszellen der Niere und in den Haarzellen des Innenohrs über lokale Transportmechanismen
→ hier langsame Elimination → Zytotoxizität
Interaktionen
Nephrotoxische Arzneimittel
Schleifendiuretika (z.B. Furosemid)
Immunsuppressiva (z.B. Ciclosporin)
Chemotherapeutika (z.B. Amphotericin B)
Muskelrelaxantien (z.B. d-Tubocurarin, Suxamethonium)
Inaktivierungen durch β-Lactam-Antibiotika (Zumischung zu Injektionslösungen vermeiden)
Gravidität
Aminoglykosid-Allergie
Vorschäden des Innenohrs
Fortgeschrittene Niereninsuffizienz (strenge Indikation)
Lokale Anwendung im Mittelohr/Gehörgang bei offenem Trommelfell
Welche AB hemmen die Translokation (50S UE)?
Makrolide
Erythromycin (Isolierung aus Streptomyces erythreus)
Roxithromycin, Clarithromycin, Azithromycin (Der. des Erythromycins)
Azalide
Ketolide (hemmen 30S und 50S)
Linocsamide
Clindamycin
Hemmen die bakterielle Proteinsynthese
durch Bindung an die 50S UE → verhindern weiterrücken entlanhg der mRNA → keine Elongation möglich
50S-UE → Angriffspunkt der Makrolide
→ Blockade der Translokation der Peptidyl-t-RNA von der Akzeptorstelle zur Donorstelle des Ribosoms
→ Arretierung der Proteinsynthese während der Elongationsphase
→ Bakteriostase
Erythromycin - Säureinstabil
Clarithromycin - Säurestabil = oral
Azithromycin - Säurestabil = oral
u.a. gängige Erreger von Atemwegsinfektionen und Sexualerkrankungen
Grampositive Bakterien
Nocardien resistent
Gramnegative Bakterien
Neisseria, Haemophilus, Bordetella, Legionella, Brucella
Anaerobier
Zellwandlose Bakterien (Mykoplasmen, Chlamydien, Rickettsien)
Schraubenförmige Bakterien (Treponemen, Borrelien, Campylobacter)
Durch gute Membrangängigkeit besteht Wirksamkeit gegen atypische Erreger:
z.B. intrazelluläre Erreger (Legionellen, Chlamydien) und ZW lose
I.d.R. p.o.-Gabe oder i.v. (Clarithro- und Azithromycin)
Langsame Resorption; Einfluss durch Nahrungsaufnahme
Gute Gewebeverteilung, sehr membrangängig;
auch Penetration von Phagozyten (insbesondere Azithromycin)
Kaum liquorgängig, aber plazentagängig
Größtenteils Metabolisierung in der Leber; biliäre (unveränderte) Elimination
Indikationen:
Oft Alternative zu Penicillinen bei Allergien
Scharlach, Tonsillitis, Erysipel, Prophylaxe des rheumatischen Fiebers
Eitrige Infektionen der oberen und unteren Atemwege
Keuchhusten
Diphtherie, Listeriose
Interstitielle Pneumonie
Nichtgonorrhoische Urethritis und andere sexuell übertragbare Infektionen
Legionellapneumonien
Enteritis (C. jejuni)
Früher: H. pylori (in Kombination) → Achtung: neue Leitlinie
Lues und Gonorrhö
Gastrointestinale Störungen; Erythromycin → Bindung an Motilinrezeptor → Peristaltik ↑
Allergische Reaktionen (selten)
ZNS-Störungen (Schwindel, Kopfschmerzen)
Teratogenität (Hinweise bei Clarithromycin aus Tierexperimenten)
Bei i.v.-Gabe:
Thrombosen (u.U. Thrombophlebitis)
Verlängerung des QT-Intervalls (Risiko für ventrikuläre Tachykardien ↑)
Hemmung von Cytochrom P450-Enzymen (CYP3A4) durch Makrolide
Ausnahme: Azithromycin
Stillzeit (Übertritt in die Muttermilch)
Allergie (Unverträglichkeitsreaktionen)
Gleichzeitige Gabe von QT-verlängernden Medikamenten (z.B. Terfenadin, Pimozid)
Lincosamide - Clindamycin
Abkömmling von Lincomycin (aus Streptomyces lincolnensis)
Bakteriostatische Wirkung
Cave: Lincosamide → Bsp. Clindamycin → Benachbarte Bindestelle → Identischer Wirkmechanismus mit Makrolid-AB
Wirkspektrum:
grampositive Bakterien (insbesondere Staphylokokken);
gramnegative, anaerob wachsende Stäbchen;
Bacteroides fragilis-Stäbchen
Pharmakokinetik (Applikation, HWZ, Metabolisierung)
Applikation oral: Rasche und nahezu vollständige Resorption
Gut gewebegängig, Nicht liquorgängig
Metabolisierung überwiegend in der Leber; HWZ ~2-3 h
Furunkulose, Spritzenabszess, Erysipel, Tonsillitis
bei Penicillin- bzw. Cephalosporin-Allergikern
Akute Infektionen mit Anaerobierbeteiligung (z.B. Peritonitis) in Kombination mit anderen AB
Infektionen der Knochen und Gelenke
Endokarditisprophylaxe (bei Penicillinallergie)
Früher: Häufige Anwendung bei zahnärztlichen Behandlungen
Breitspektrum AB und gut gewebegängig
mittlerweile: Amoxycilin Clindamycin n u r bei Penicillin Allergie
Diarrhö (Störung der anaeroben Darmflora)
Pseudomembranöse Kolitis
Überempfindlichkeitsreaktionen
Hämatologische Störungen
Nausea, Herzrhythmusstörungen und Blutdruckabfall
bei zu schnellen Infusionen
Interaktionen: Muskelrelaxantien
(neuromuskulär blockierende Eigenschaft von Clindamycin)
Allergie gegen Lincomycin/Clindamycin
Stillzeit
Neugeborene und unreife Frühgeborene
Chronische Darmerkrankung (Nutzen-Risiko-Abwägung)
Welche Antibiotika hemmen die 30S UE?
Tetracycline
Doxycyclin
Tigecyclin
Glycylcycline
Tetracycline / Glycylcycline
Vertreter und Struktur
Hemmung der Proteinsynthese:
Bakteriostatische Wirkung durch Blockierung der Anlagerung der Aminoacyl-t-RNA an ribosomale Akzeptorstelle
Bindung an die 30 S ZE der bakteriellen Ribosomen
Verhindert so Anlagerung der Aminoacyl tRNA an die ribosomale Akzeptorstelle
→ Bakteriostatischer Wirkung
Aufnahme in das Zytosol
werden über Wasserporen über die bakterielle ZW transportiert
mittels aktivem Transport über die Zellmembran
gegen: Gr+ und Gr- Bakterien → großes Behandlungsspektrum
auch gegen nicht-färbbare Bakterien
TC → gute Wirksamkeit gegen Propionibakterien (Akne), Brucellen, Yersinien, Choleravibrionen, Mykoplasmen, Chlamydien, Rickettsien; auch gegen bestimmte Protozoen
TC Resistenzen
TC-Resistenzen: TC = Tetracycline
Natürliche Resistenz:
Proteus-Spezies, Providencia, P. aeruginosa, Serratia marcenses
Erworbene Resistenz (plasmidvermittelt):
Staphylokokken, Enterokokken, Pneumokokken, Gonokokken, Enterobacteriaceae (u.a. Salmonellen, Shigellen)
GC → höhere Affinität zu Ribosomen als TC → Wirkung gegen TC-resistente Bakterien (u.a. MRSA, VRE)
Pharmakokinetik - Applikation und Besonderheiten
Doxycyclin → gute Resorption nach oraler Gabe
Tigecyclin → nur i.v.
TC und GC:
gut gewebegängig → Wirkung auch gegen IC Erreger
passieren die Plazentaschranke;
Liquorgängigkeit unzureichend zur Therapie von Meningitiden
Pharmakokinetik - Elimination
Doxycyclin → Kopplung an Glucuronsäuren in Leber → Ausscheidung zum Teil über Galle → u.a. Abbau durch Darmflora
Andere Tetracycline (Tetracyclin, Oxytetracyclin) → renale Ausscheidung → KI: Niereninsuffizienz
Tigecyclin → Elimination unverändert größtenteils über den Stuhl
Atemwege: akute Exazerbation einer chronischen Bronchitis (H. influenzae, Pneumokokken, u.a.); atypische Pneumonien (u.a. M. pneumoniae)
Harnwege: nichtgonorrhoische Urethritis (Chlamydien, Mykoplasmen)
Haut: Akne, Lyme-Borreliose
Darm: Cholera, Yersiniose
Weitere: Pelveoperitonitis und Salpingitis (Chlamydien); Morbus Whipple; Actinomykose; Brucellose; Leptospirose; Tularämie; Rickettsiosen; Melioidosis; Pest; Trachom; Malaria (Chloroquin-resistente Plasmodien)
Behandlung komplizierter Haut- und Weichteilgewebsinfektionen
nicht bei diabetischem Fuß
Komplizierte intraabdominelle Infektionen (falls keine Alternativen)
Fototoxizität → Fotodermatosen → Bei TC-Therapie keine Sonnenbäder!
GI Störungen (aber: selten pseudomembranöse Kolitis)
Leberfunktionsstörungen → insbesondere bei Überdosierung
Pankreatitis und nephrotoxische Schäden (begleitend)
Tigecyclin → Erhöhung von Transaminasen = Leberschäden
ZNS-Störungen (Kopfschmerzen, Übelkeit, Fotophobie, Ataxie, Schwindel; selten intrakranieller Druckanstieg mit Papillenödem)
Allergien und lokale Reizerscheinungen
Anaphylaxie selten;
Phlebitis/Kreislaufstörungen bei zu rascher i.v.-Gabe;
Einnahme von Kapseln/Tabletten mit viel Flüssigkeit → Vorbeugung von Ulzerationen der Ösophagusmucosa
Blutbildveränderungen, erhöhte Rest-N-Werte (Harnstoff), Creatininanstieg, Proteinurie, u.a. reversible Stoffwechselstörungen
Bildung von schwer löslichen Chelaten mit bi- und trivalenten Kationen
Zsm mit eisenhaltogen Medikamenten: TC vermindern Bioverfügbarkeit von Eisen
Antiepileptika → Enzyminduktion → Abbau TC ↑
TC-Therapie → Schutz von Schwangerschaft durch orale Kontrazeptiva ↓ Hemmt Wirkung der Pille
Während Schwangerschaft und bei Kindern (<9 J.)
Gefahr von Knochen- und Zahnschäden
Tigecyclin erst ab 18 J. zugelassen
Myasthenia gravis (bei parenteralem Einsatz von Mg2+ haltigen TC)
TC-Allergie
Welche Antibiotika blockieren die 50S UE (Transpeptidierung)?
Cloramphenicol
Streptogramine
Chloramphenicol
Einsatz in DE
→ Einsatz stark eingeschränkt wegen hohen Resistenzquoten und hämatotoxischem Potential
→ in D nicht mehr im Einsatz zur systemischen Therapie
Hemmung der Proteinsynthese
Bindung an 50S UE der Ribosomen
→ Hemmung der Bildung neuer Peptidbindungen (Transpeptidierung)
→ Hemmung der Proteinsynthese
→ grampositive (Streptokokken, Pneumokokken)
→ gramnegative Bakterien (Salmonellen)
Applikation: Rasche Resorption nach oraler Gabe; gute Gewebegängigkeit;
Elimination: Glucuronidierung zu 70-90% in der Leber → renale Ausscheidung
Topische Anwendung am Auge (z.B. Augensalbe)
Hämatotoxisch → Panzytopenie (selten) oder aplastische Anämie;
Neurotoxisch → N. opticus → Visusschäden;
bei Neugeborenen: Grey-Syndrom aufgrund Glucuronidierungsschwäche
Welche Antibiotika hemmen die Bildung des Initialkomplexes?
Oxazolidinone = Linezolid, Tedizolid
Oxazolidinone
Bindung an 23S-rRNA der 50S-UE der Ribosomen
→ Veränderung der fMet-tRNA- Bindestelle
→ Initiationskomplex wird nicht mehr ausgebildet
Linezolid
Tedizolid
Wirkung nur gegen grampositive Erreger
und MRSA!
Vollständige Resorption nach oraler Gabe
Oxazolidinone - Linezolid
Ambulante oder im Krankenhaus erworbene Pneumonie durch grampositive Keime (insbesondere mit multiresistenten Erregern);
Schwere Haut- und Weichgewebeinfektionen (durch Staphylokokken und Streptokokken)
Oxazolidinone - Tedizolid
Zulassung zur Therapie von Haut- und Weichgewebeinfektionen durch grampositive Erreger
Gastrointestinale Störungen;
Anstieg Transaminasen;
Lactatazidose;
Kopfschmerzen;
Exantheme;
Myelosuppression (wöchentliche Blutbildkontrolle);
periphere und optische Neuropathie (bei lang anhaltender Behandlung);
Verminderte Fertilität bei Ratten beobachtet
LZ und TZ hemmen Monooxygenasen
→ Serotonin-Syndrom bei gleichzeitiger Gabe von adrenergen oder serotonergen Substanzen;
Vermeidung von Tyramin-haltigen Speisen
Welche Antibitika beeinflussen den Folsäuremetabolismus?
Thrimethoprim (Diaminopyrimidinen)
Sulfonamide
Sulfamethoxazol, Sulfanilamid, Sulfadiazin, Sulfadoxin
Struktur
Freie Aminogruppe ist essentiell für die Wirkung!
Sulfamethoxazol,
Sulfanilamid,
Sulfadiazin,
Sulfadoxin
ursprünglich sehr breit (gram-positiv und –negativ)
mittlerweile plasmidvermittelte Resistenzen
Überproduktion PABA; Dihydropteroinsäure-Synthetase-Isoformen
Kombinationstherapie mit:
Anwendung von Sulfonamiden meist in Kombination mit Diaminopyrimidinen (Trimethroprim, Pyrimethamin)
Gebräuchlichste Kombination: Cotrimoxazol (Sulfamethoxazol plus Trimethoprim)
Cotrimoxazol ≠ Clotriaxol
Funktion: → Erniedrigung der MHK und bakterizider Effekt
Trimethoprim
Trimethoprim 1000-10000x höhere Affinität zu bakterieller als zu humaner DHFR
In Kombination: Wird mit Sulfonamiden kombiniert → Cotrimoxazol (Sulfamethoxazol plus Trimethoprim)
Einzelsubstanz: 0 bis 100 fach antibakterielle Aktivität als Sulfonamide gegen:
Staphylokokken,
Pneumokokken,
H. influenzae,
Y. enterocolitica
, E. coli,
Salmonellen und andere Enterobacteriaceae
cave: Rasche Resistenzbildung bei Monotherapie
Sulfonamide plus Diaminopyrimidine
HWZ: 12 h (Trimethoprim) bzw. 10 h (Sulfamethoxazol) ≠ ß Lactame
Sulfamethoxazol → teilweise Abbau zu Hydroxylamin in der Leber;
Trimethoprim → überwiegend renale Ausscheidung und in geringem Maße Metabolisierung über CYP-Enzyme
Liquorgängigkeit ca. 20% (Trimethoprim) bzw. 12% (Sulfamethoxazol) der Serumkonzentrationen
Gefahr
CAVE: Kumulationsgefahr bei Niereneinschränkung
Cotrimazol
= (Sulfamethoxazol plus Trimethoprim)
Harnwegsinfektionen (Empfindlichkeit der Erreger überprüfen)
Ciprofloxacin-Alternative zur Sanierung von S. typhi-Dauerausscheidern
Immun supprimmierte Patienten → Prophylaxe von Pneumocystis jiroveci Infektionen (Pilz)
Sulfonamide plus Diaminopyrimidin
Gastrointestinale Störungen
Überempfindlichkeitsreaktionen (Stevens-Johnson-Syndrom; Lyell-Syndrom, TEN) TEN → Toxic epidermal necrosis
H a u tabschürfung kann zu toxic epidermal hecrosis werden
Selten: Neurotoxizität (u.a. Sehstörungen, Depression) und Hepatotoxizität (Cholestase, Nekrosen)
Hämatotoxizität (u.a. Leuko- und Thrombozytopenie)
Nephrotoxizität (Auskristallisation der Sulfonamide; seltener bei ausreichender Flüssigkeitszufuhr)
Teratogene Wirkung im Tierexperimente
Hyperbilirubinämie bei Neugeborenen Gefahr von Kernikterus (Bilirubin-Ablagerung in Basalganglien)
Fototoxizität (Sonneneinstrahlung während Therapie vermeiden)
Hyperbilirubinämie bei Neugeborenen → Gefahr von Kernikterus (Bilirubin-Ablagerung in Basalganglien)
Inhibierung CYP 2C8 und CYP 2C9 → Wirkverstärkungen (Phenytoin, Warfarin, orale Antidiabetika, u.a.) = durch geringere Metabolsierung
Bei hohen Dosen Hyperkaliämie (Vorsicht bei Niereninsuffizienz und Kalium-erhöhende Arzneien)
Wirkverstärkung bei Kombination mit anderen Folsäureantagonisten (Methotrexat)
Gleichzeitige Gabe Lokalanästhetika Wirkminderung bei Cotrimoxazol
Sulfonamid-Überempfindlichkeit;
Nieren- und Leberschäden;
Herzmuskelschwäche;
Exsikkose;
Hämatologische Anomalien;
Folsäuremangel;
Gravidität/Stillzeit;
Früh- und Neugeborene
Welche Antibiotikagreifen die STruktur und Funktion der DNA an?
Chinolone
Ciprofloxacin, Levofloxacin, Moxifloxacin
Nitrofurane
Nitrofurantoin
Nitrimidazole
Metronidazol
Fluor(o)chinolone
Hemmstoffe der bakteriellen Topoisomerase II und Topoisomerase IV
Topoisomerase II = DNA-Gyrase; „Gyrasehemmer“
Topoisomerase II: kann Helixwindungen auflockern und lösen
Hemmung = negatives supercoiling „Entwindung“ der DNA
Topoisomerase IV: Trennung von zwei verbundenen DNA-Molekülen nach der Replikation
Topoisomerase Definition
= Enzyme, die für Änderungen der Topologie von DNA-Molekülen verantwortlich sind, welche bei einer Superspiralisierung notwendig sind
Therapeutisch relevante Fluor(o)chinolone:
Einfluss der STruktur auf die Funktion
Fluorierung an Position 6 des Grundgerüsts von Chinolonen → Aktivitätssteigerung
Gruppen an Positionen 3 und 4 → Chelatbildung mit mehrwertigen Kationen Essentiell für die Wirkung
Gute Resorption nach oraler Gabe; auch Infusionstherapie möglich
Hohes Verteilungsvolumen (2 L/kg KG) gute Gewebegängigkeit und intrazelluläre Anreicherung
Ciprofloxain, Levofloxacin, Moxifloxacin - ELimination
Ciprofloxacin: unverändert renal sowie biliär und transintestinal;
Dosisreduktion bei Nierenfunktionseinschränkungen
Levofloxacin: Fast ausschließlich renale Ausscheidung;
Moxifloxacin: Überwiegend hepatische Elimination
Glucuronidierung; Sulfatierung
Wirkspektren, Indikationen
In DE zugelassense Anwendungsgebiete
Wechselwirkungen
= Nitrofurantoin
Wirkmechanismus, Kinetik
Wirkmechnismus: Unklar, Schwach bakteriostatische Wirkung;
induziert u.a. DNA-Strang-Brüche;
hemmt Enzyme für die DNA-Synthese
Kinetik:
Gute Resorption nach oraler Gabe,
rasche renale Elimination (HWZ 20 min)
Behandlungsspektrum
eignet sich nur zur Behandlung von Harnwegsinfektionen
Nitroimidazole
Metronidazol → Imidazol-Ring als Grundgerüst mit freier Nitrogruppe an Position 5
Schwerwiegende Lungenreaktionen (Lungenfibrosen; schleichend; abhängig von Therapiedauer)
Allergische Reaktionen (u.a. anaphylaktische Reaktionen; „Nitrofurantoin-Pneumonie“)
Störungen des Gastrointestinaltrakts
ZNS-Symptome (insbesondere bei eingeschränkter Nierenfunktion)
Hämatologische Veränderungen (Anämien, Leukozytopenien)
Mutagenes und kanzerogenes Potential
WIrkmechanismus
Wirksam erst nach intrazellulärer Umwandlung
Reduktion der Nitrogruppe unter anaeroben Bedingungen
reaktive Zwischenprodukte haben mutagenes Potential
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