2.1 Vorüberlegungen
quantitative Übereinstimmung Fragebogen mit Forschungsziel
—> alle relevante Aspekte des operationalisierten Begriffs im Fragebogen
—> vollständige Übereinstimmung
qualitative Übereinstimmung Fragebogen mit Forschungsziel
—> angemessene Operationalisierung aller Hypothesen/ Variablen des theoretischen Konzepts
Allgemein
Frageformulierungen, Antwortkategorien und Art der Fragen müssen geeignet sein
—> Infos valide (gültig) und reliabel (zuverlässig) erfassen
—> erwartete Verhaltensweisen/ Reaktionen kontrollieren
Anforderungen Fragebogen
Teilnehmer an Befragung = mehrere Aufgaben: Frage verstehen
relevante Info aus Gedächtnis abrufen
bei Einstellungsfragen gebildete Meinung aus Erinnerung oder relevante Info abrufen, die es erlauben, ein Urteil zum Befragungsgegenstand zu bilden
bei Verhaltensfragen an relevante Ereignisse erinnern, gegebenenfalls datieren
auf Basis dieser Infos Urteil bilden
Urteil gegebenenfalls in Antwortformat einpassen
gegebenenfalls „privates“ Urteil vor Weitergabe „editieren“
2.2 Arten von Fragen
Fragen nach Einstellungen oder Meinung
Fragen nach Überzeugungen und Wertorientierung
Fragen nach Wissen und Verhalten
Fragen nach Eigenschaften der Befragungsperson
Offene Fragen
Vorteil: genau sagen, was sagen möchte (Spielraum groß)
Nachteile:
—> Antworte leicht an Frage vorbeigehen
—> Qualität Antwort abhängig von Ausdrucksvermögen befragte Person
—> aufwendige Auswertung
—> Fragen nicht ausgefüllt, da Aufwand höher als vorgegebene Antwortkategorie
Geschlossene Fragen
gewisse Antwortkategorien vorgegeben (auf Sinnhaftigkeit und Vollständigkeit prüfen)
Vorteil: Gedächtnis aktiviert und Aspekte bewusst gemacht (Gedächtnisstütze)
—> schnelle Beantwortung
—> leicht zu vergleichen, leicht auswerten
Nachteile: Selbstentfaltung Befragter verhindert
—> Gefahr Überschneidung Antwortkategorie
—> bestimmte Antworten können fehlen (Kategorie Sonstiges aufnehmen)
Einfach- vs. Mehrfachnennung
Halboffene Fragen
Praxis: häufig, Kategorie Sonstige bei geschlossene Fragen angehängt (offene Frage)
nützlich, wenn tatsächliche Universum möglicher Antworten zwar gut abzuschätzen (geschlossen), aber nicht definitiv bestimmt (offene Frage)
2.3 Fragen- und Antwortformulierungen
einfach, kurz und konkret formuliert
keine Fremdworte, keine unverständlichen Begriffe
nicht suggestiv formuliert
semantisch nicht positiv oder negativ befrachtet sein, nicht hypothetisch formuliert sein
Befragungsperson nicht überfordern, aber auch nicht trivial klingen;
eindeutig
nicht mehrere Stimuli oder doppelte Verneinungen enthalten
2.4 Sklaentypen
Verbalisierte vs. numerische Skalen
verbalisiert: z.B. sehr wichtig, wichtig, teils/ teils, wenig wichtig, unwichtig
numerisch: z.B. 1 (sehr wichtig) bis 5 (unwichtig)
Gerade vs. ungerade Anzahl von Skalenpunkten
ungerade = formale Mittelkategorie
—> Gefahr: Ausweichmöglichkeit nutzten, weil keine Seite der Skala einstufen will
—> reduziert aber Anteil „weiß nicht“ Antworten
—> manchmal ist Mitte bewusst/ konkret genutzt
Skaleneffekte
formal äquivalente Skalen, aber unterschiedlich benannt/ beziffert = unterschiedlich beeinflusst
Antwortkategorien beeinflussen
—> auch + und - Zeichen können beeinflussen
Befragungspersonen berücksichtigen Infos, welche aus Wertbereich der Skala ableiten lässt:
—> Wertbereich als Bezugsrahen für eigene Verhaltenshäufigkeit + geben höhere Frequenzen für eigenes Verhalten an, wenn Skala nähere Häufigkeiten vorgibt
—> entnehmen Infos über relative Häufigkeit ihres Verhaltens
—> ziehen bei nicht eindeutigen Fragen Skalen als Interpretationshilfen für vermeintlichen Sinn der Frage heran
2.5 Bestandteile eines Fragebogens
Titel
Ziel der Befragung
Fragebogenaufbau
Verwertung der Daten / Vertraulichkeitsklausel
Hinweis bzgl. möglicher Rückfragen (Ansprechpartner)
Anleitung zum Ausfüllen des Fragebogens
ggf. Hinweis auf Anreiz
Fragen
Danksagung
2.6 Aufbau des Fragebogens und Fragensukzession
Fragensukzession
= Reihenfolge, mit der Fragen im Fragebogen angeordnet werden
Entscheidungshilfen
Befragung sollte mit spannenden, themenbezogenen und Befragungsperson persönlich betreffenden, aber technisch einfach zu bearbeitenden Fragen beginnen, um Motivation der Befragungsperson zur weiteren Teilnahme aufrechtzuerhalten („Eisbrecher“)
Einstiegsfragen = von allen Befragten zu beantworten
Logik Befragungsablaufes = gut nachvollziehbar sein; Fragen zum gleichen Thema zusammengefasst
Schwierige/ heikle Fragen eher am Ende der Befragung, bedingten Abbruches begrenzen
2.7 Filter
z.B. Frage überspringen, wenn Vorfrage nicht zutreffend und an späteren Punkt weiterführen
2.8 Layout
formale/ äußere Gestaltung des Fragebogens
möglichst leicht und keine formalen Schwierigkeiten für Befragten
einheitliches Präsentationsbild für Fragen/ Antworten
Layout für Kooperationsbereitschaft, attraktive Gestaltung
gut lesbar und übersichtlich
attraktive Deckblätter
freier Platz für eigene Anmerkungen
2.9 Pretest
ein oder mehrere = Voraussetzung für erfolgreiche Entwicklung Fragebogen
Aufgabe: Hinweise über Funktionsfähigkeit des Studiendesigns sowie Bestandteile liefern
neben Stichprobenziehung und -realisierung, Fragen über Feldbeschaffung, Auswertung
Testablauf der Fragebogenvorform (Miniaturausgabe)
stellt Fehlerquellen fest
Ziele
Verständlichkeit der Fragen
Probleme des Befragten mit seiner Aufgabe
Interesse und Aufmerksamkeit des Befragten bei einzelnen Fragen
Interesse und Aufmerksamkeit des Befragten während des gesamten Interviews
Wohlbefinden des Befragten (respondent well-being),
Häufigkeitsverteilung der Antworten
Reihenfolge der Fragen
Kontexteffekte
technische Probleme mit Fragebogen / Befragungshilfen
Zeitdauer der Befragung
Verfahren - klassischer Pretest
im Feld durchgeführt
einmaliges Testen Fragebogens unter möglichst realistischen Hauptstudien-Bedingungen
Durchführung von 20 bis 70 Testläufen
Beobachter haben Aufgabe, Probleme und Auffälligkeiten bei der Durchführung Befragungen zu beobachten und zu berichten
in der Regel passives Verfahren, d. h. der Beobachter beobachtet nur
= aus Reaktion/ Antworten des Befragten Rückschlüsse auf Fragenverständnis ziehen
Verfahren - kognitive und Labor-Methode
Think aloud Technik
= Befragungsperson laut denken
—> sinnvoll bei retrospektiven Fakt-Fragen
—> Concurrent Think-aloud = denkt Befragungsperson beim Antwort formulieren laut
—> Retrospektive Think-aloud = denkt Befragter nach Beantwortung laut
Probing
= explizites Nachfragen nach Antwortstrategie
—> Follow-up-Probing: Nachfrage sofort nach Antwort
—> Post-Interview-Probing: Nachfragen im Anschluss an das Interview
—> Comprehension Probing: Nachfrage zum Fragenverständnis
—> Information Retrieval Probing: Nachfrage zur Informationsbeschaffung.
Expertenrating
= ohne Befragungspersonen
—> mehrere Experten, unabhängig voneinander Ansicht nach Problemen eines Fragebogens
—> diskutieren am Ende
Think-aloud-Technik
2.10 Online-Befragung
geeignet, wenn viele Personen befragt werden sollen (zeitlich, räumlich getrennt aber sind)
Internet als Voraussetzung, auch Endgerät
Grundtypen
—> Fragebogen per Mail und per Mail/ Fax zurück senden
—> über Website/ Homepage, online, weniger Aufwand bei Rücksendung
webbasiert Vrainte und lokal installierte Software
webbasierte Variante = Durchführende arbeitet bei Erstellung der Umfrage über Browser
—> Vorteil = ortsunabhängig, mehrere gleichzeitig
—> Nachteil = Internet nötig
lokal installierte Software = auch Offline bearbeiten
—> Vorteile = Grafik, Layout, kein Internet
—> Nachteil = Installation, mehrere gleichzeitig schwierig
Charakter
—> Teilnehmer füllen einen auf Server abgelegten Fragebogen im Internet aus
—> Fragebogen vom Server runterladen und per Mail senden
—> Fragen per Mail bekommen und per Mail verschicken
Stichproben/ Repräsentativität
Auswhal der Teilnehmer
—> abhängig offline/ online, Einmal-/ Wiederholungsbefragung
—> Internetnutzer = Repräsentation fraglich (keine Liste mit allen Internetnutzern)
—> Online-Auswahl nach Quotenverfahren = sinnvoll wenn zuverlässige Strukturdaten da
—> Nutzer bestimmten Website
aktive/ passive Auswahl
aktive Auswahl
—> z.B. nach soziodemografischen Merkmalen, Einstellungen
—> Institut bestimmt selbst wer teilnimmt
passive Auswahl = jeder kann teilnehmen
—> oft nicht repräsentativ
Überprüfung der Auwahl
—> eindeutige, nachvollziehbare Auswahlkriterien
—> Selbstauskunft (nur Mail) reicht nicht aus, Postanschrift/ Telefon zur Kontrolle nötig
—> so Mehrfachbeteiligung ausschließen (Kontrollmaßnahmen nötig=
Ausschöpfungsquote
= Anteil der an Befragung tatsächlich teilgenommenen Personen
—> bei Qoutenauswahl = kein Qualitätsmerkmal
—> bei aktiv = Ausschöpfungsquote lässt sich angeben
Gewichtung
—> kann notwendig sein um Abweichungen auszugleichen
—> aktuelle Infos über Grundgesamtheit der Internetnutzer nötig
Auswahl der Teilnehmer
aktive Auswahl/ passive Auswahl
Überprüfung der Auswahl
Durchführung der Online-Befragung
Fragebogen
—> Abfolge, Gestaltung, Formulierung wichtig
—> Fragebogen muss verstanden werden ohne Hilfe (auch für unerfahrene)
—> bereit gegebene Antworten sollten korrigiert werden können
—> Hilfsmittel, Eingabekontrollen etc. abzuwägen
Gleichheit technische Bedingungen
—> Befragung sollte unabhängig vom Endgerät sein
—> v.a. Gestaltung, Programmierung wichtig
—> aus Seite Instituts sollte genug Bandbreite und Kapazitäten sein
Metadaten
—> Setzen von Cookies und Auslesen Browser-Infos zulässig, wenn für Forschung wichtig
—> Befragte ausreichend informieren und einwilligen
—> kein Nachteil darf entstehen (z.B: keine Incentives)
Incentives
(Anreize)
—> dürfen nicht zentrales Motiv für Teilnahme darstellen
—> sollen nur Aufwandsentschädigung sein
—> Qualitätsaspekte = möglichst neutraler Anreiz für Teilnahme schaffen, keine Verzerrung
Kommunikation
—> Befragte über wissenschaftlichen Zweck der Online-Befragung informieren
—> Freiwilligkeit der Teilnahme
—> durch Angabe Adresse über Institut informieren können
—> auch für Probleme sind Kontaktdaten wichtig
Freiwilligkeit
—> Teilnahme zu Zwecken er Markt- und Sozialforschung freiwillig
—> Recht jederzeit abzubrechen
Feldzeit
—> ausreichend bemessen, außer methodische Gründe sprechen dagegen
—> alle Personen sollten Chance haben teilzunehmen
—> kurze Feldzeit problematisch bei Zufallsauswahl, Quotenauswahl
Feldkontrolle
—> Institut muss Maßnahmen sicherstellen, dokumentieren
—> Probleme = z.B. Durchklicken, durch Unterschreiten Mindestdauer zu sehen
—> Kontrolle wichtig und ggf. Datensätze entfernen
Abbruch und Wiederaufnahme
—> z.B. wegen technischer Probleme, aber spätere Fortsetzung
—> Möglichkeiten bieten später fortzufahren
—> Verknüpfung Befragungsstelle mittels Pseudonym erfolgen
Datensicherheit
—> durch technische Maßnahmen dafür Sorgen, dass Daten nicht an Dritte gehen
—> Befragte über Erhebung personenbezogener Daten + Risiken zu informieren
—> Adressaten und Interviewdaten trennen (Zuordnung mit Codenummern)
—> temporäre Speicherung der Daten auf Server muss abgesichert sein (gegen Dritte)
Exkurs: Onlineumfragen – Unipark
= webbasierte Applikation, keine Software nötig, Internetzugang nötig
—> Datenexport von SPSS oder Excel empfohlen
—> Auswertung in Unipark nur statistische Basisfunktionen
2 Arten von Befragungen
—> personalisierte Umfragen
—> anonyme Befragung
Ablauf
—> Projekt anlegen Fragen eingeben (Einfach-/ Mehrfachauswahl), Projekt aktivieren
—> Projekt Testen, Teilnehmer einladen, Verlauf kontrollieren, Daten exportieren
Vorteile Online-Befragung
—> Kostenersparnis
—> Zeitersparnis
—> regionale Unabhängigkeit
—> Einbindung von multimedialen Elementen
—> automatisierte Datenerfassung
—> Erreichbarkeit von Zielgruppen
Nachteile Online-Befragung
—> Sampling Issues (Zusammensetzung Stichprobe)
—> ungleiche Zugangsvoraussetzungen bzw. Digitale Divide (kein Internet z.B)
—> Erreichbarkeit und Rücklauf
—> technische Umsetzung der Befragung (z.B. Einarbeitung nötig)
—> multiple Teilnahme
Last changed2 years ago