Beschreibe ein Experiment, das sowohl die Relevanz selbstbezogener Sprache als auch die inhaltlichen Wissens für die Problemlösefähigkeit zeigt.
Selbstbezogene Sprache nicht nur Ausdruck der Problemlösefähigkeit, sondern tatsächlich funktional
VPn: Vorschulkinder (5,5 Jahre)
Aufgabe: Problemlöseaufgabe (Muster nachlegen)
Messwiederholungsdesign mit experimenteller Bedingungsvariation
Zeitpunkte
T1: Baseline
T2: experimentelle Variation
T3: Posttest
Bedingungen (zu T2)
ohne Deprivation (KG)
mechanische Deprivation der lauten, selbstbezogenen Sprache (Babybeißring)
verbale Deprivation der lauten, selbstbezogenen und der inneren Sprache (“sum, sum sum”)
Ergebnis:
Leistungsentwicklung in Abhängigkeit von den experimentellen Bedingungen
Beißring während der Aufgabenstellung/ Unterdrückung der inneren Sprache: geringerer Profit aus Erfahrung mit entsprechenden Aufgaben (Bei T3 ebenso schlechter als KG)
Gilt insbesondere für neue Aufgaben (d.h. für Transfer)
Leistungsentwicklungen in einer bekannten Wiederholungsaufgabe:
Der Lernzuwachs liegt für alle Versuchspersonen im Mittel bei 50%
Gruppenunterschiede nicht signifikant
-> Vorwissen (hier: Vertrautheit mit der speziellen Aufgabe) nivelliert Deprivationseffekte
Warum ist die Frage nach Entwicklungszusammenhängen so schwer zu beantworten?
Vielzahl und Vielfalt zeitlich paralleler Entwicklungsveränderungen
Zugrunde liegende Beziehungen nicht einfach beobachtbar
Aus aktual-genetischen Zusammenhängen kann nicht auf ontogenetische Zusammenhänge geschlossen werden
Stelle die generellen theoretischen Grundpositionen zu den Zusammenhängen von Kognition und Sprache dar, inklusive je einem Beleg.
2 Sichtweisen: Wissensbasierte und/oder modulare Entwicklungstheorien
angeborenes Wissenssystem: Universalgrammatik (Chomsky)
angeborenes grammatisches Wissen zu grundlegenden Strukturen der Sprache (phylogenetisch)
bezogen auf Grundstruktur, nicht spezifische Sprache
Beleg: Syntax via Gebärdensprache Affen und Kindern beibringen -> Schimpansenbabys sind schnell hinter Kindern zurück
angeborenes Sprachmodul (Fodor, Anderson)
konkrete Leistungen: Modul + zentraler Prozessor
Angeborenes Sprachmodul: auf bestimmte Informationen spezialisiertes Verarbeitungssystem (schnell, obligatorisch, unvermeidbar, ohne Einfluss höherer kognitiver Prozesse)
Zentraler Prozessor: Evaluationssystem, was tiefer verarbeiten kann, aber nicht verändern kann, wie wir etwas wahrnehmen
Beleg: Sprachangebot ist super fehlerhaft, dennoch wird ein korrektes Regelsystem erworben
Konstruktivistische Entwicklungstheorie Piagets
Kognitive Entwicklung als aktiver, universeller Konstruktionsprozess
Qualitativer Wandel der funktions- und inhaltsbereichsübergreifenden Erkenntnisstruktur (kognitive Gesamtstruktur)
Durch generelle Erwerbsmechanismen der Adaptation (Assimilation, Akkomodation), Organisation & Äquilibration
Beleg: kein kognitiver Fortschritt im Umschüttversuch durch Sprachförderung
Kognitive Theorie von D. Slobin
Universeller Konzepterwerb und Prinzipien der Informationsverarbeitung als Voraussetzung für den Erwerb sprachlicher Formen
Kinder bringen Prinzipien der IV mit, über die sie das Sprachangebot analysieren
induktives Vorgehen: Kinder haben ein Konzept und suchen anschließend nach Mechanismen, um dieses zu versprachlichen
Beleg: Untersuchung von bilingualen Kindern -> Rückschluss auf Strategien der IV, die das Kind mitbringt
Sozial-kognitive, kontextualistische Entwicklungstheorie
Mensch als soziales Wesen: Sprache als sozial-kulturelles Mittel
Sprache und Denken entwickeln sich zunächst unabhängig
Entwicklungslinien schneiden sich -> qualitativer Wandel
Sprache wird intellektuell, Denken wird sprachlich
Schrittweise Internalisierung zur bewussten Steuerung (Zone der proximalen Entwicklung, scaffolding)
Insbesondere: Erwerb höherer geistiger Funktionen und sprachlicher Selbststeuerung
Beleg: Kinder sprechen zuerst laut mit sich selbst, später zunehmend leise
Sprache bestimmt die Weltsicht -> unterschiedliche Sprachen implizieren unterschiedliche Weltsichten
Entwicklungspsychologische Annahmen:
Sprache/Sprachentwicklung determiniert die geistige Entwicklung (extrem: Denken als inneres Sprechen)
Sprache/Sprachentwicklung beeinflusst die geistige Entwicklung
Beleg: Unterschiede zwischen Farbwörtern zwischen Sprachen, die sich auf Farbwahrnehmung und Erinnerungsleistung auswirken -> Sprache beeinflusst, wie leicht ich etwas kategorisiere
Nenne Befunde zum typischen Spracherwerb, die für den Spracherwerb bzw. die kognitive Entwicklung als eigenen Phänomenbereich sprechen.
Trennbarkeit zwischen Sprach- und Kognitionsentwicklung:
keine globalen Zusammenhänge zwischen Sprachstand und kognitiver Entwicklung im frühen Kindesalter nachweisbar (gilt auch für Erwerb sprachlicher Bedeutungen — Aufbau konzeptuellen Wissens)
Entwicklungsdiskrepanz zwischen dem Erwerb bewusst gesteuerter Problemlösungen (Intelligenzentwicklung) und dem Erwerb komplexer grammatischer Regeln
—> Spracherwerb als eigener Phänomenbereich
Vergleichsweise gute sprachliche Kompetenzen bei geringer allgemein-kognitiver Leistungsfähigkeit
vergleichsweise gute linguistische Fähigkeiten
durchschnittlicher IQ: 50-60
genetisch bedingte Entwicklungsstörung (Prävalenz: 1:20/50.000)
Gravierende Spracherwerbsprobleme bei vergleichsweise guter nonverbaler Intelligenz
unauffällige nonverbale Intelligenztestleistungen
gravierende Spracherwerbsprobleme (insb. Grammatik)
keine unmittelbar erkennbaren Ursachen (Prävalenz: ca. 6-8%)
—> Auseinandertreten von sprachlichen und kognitiven Fähig- und Fertigkeiten!
Inwiefern kann man nur bedingt von einer Trennbarkeit von Sprach- und Kognitionsentwicklung sprechen?
Muttersprachsspezifische Merkmale müssen abgeleitet werden
Diskrepanzen zwischen kognitiver und sprachlicher Entwicklung, aber:
keine isolierte Erhaltung/ Beeinträchtigung des Sprach- bzw. Grammatikerwerbs
keine vollständige Einschränkung/ Erhaltung der kognitiven Fähigkeiten
Grammatik/ Spracherwerb nicht vollständig ungestört
Kognition nicht durchgängig gleichermaßen eingeschränkt
vergleichsweise gutes auditives Gedächtnis
gute Gesichtsdiskrimination
gute rhythmisch-musikalische Fähigkeiten
-> keine isolierte Erhaltung des Sprach- und Grammatikerwerbs
Spracherwerb nicht durchgängig gestört (charakteristische Defizite/ Abweichungen insbesondere beim Grammatikerwerb)
Kognition nicht vollständig unbeeinträchtigt
eingeschränktes auditives Kurzzeitgedächtnis
langsame auditive Reizverarbeitung
schwache rhythmisch-musikalische Fähigkeiten
-> keine isolierte Beeinträchtigung des Spracherwerbs
keine generellen Zusammenhänge Sprache — Kognition (vgl. Williams-Beuren und SSES)
keine klare Trennung Sprache — Kognition
Domänenspezifität der Entwicklung
Bereichsspezifität des funktionsbezogenen Fähigkeits- & Fertigkeitserwerbs (z.B. Sprache, Konzepterwerb, Problemlösen)
Verschiedene Entwicklungsbereiche stellen jeweils spezifische Anforderungen an das sich entwicklende Kind, die es nicht notwendigerweise gleich gut bewältigt
Dabei ist die Unterscheidung von Sprache & Kognition zu groß
Aber: bereichsspezifische Entwicklungsverläufe und -anforderungen implizieren nicht notwendigerweise bereichsspezifische Erwerbsmechanismen bzw. genetisch verankerte Module oder Kernwissenssysteme
Welche sozial-kognitiven Voraussetzungen/Bedingungen/Einflussvariablen für den Spracherwerb gibt es?
Sprache wird in der sozialen Interaktion erworben
Frühe Wurzeln der sozial-kognitiven Entwicklung und des Erwerbs einer Theory of Mind sind bedeutsam für den frühen Worterwerb (vgl. Baldwin)
-> Frühe Fähigkeiten zu joint attention/ Interpretation kommunikativer Absichten
= geteilte Aufmerksamkeit
Beachtung der mütterlichen Blickrichtung/ Gesichtsausdruck bei der Herstellung von Referenz
Baldwin (1993)
follow-in labeling vs. discrepant labeling Bedingung (variierende Blickrichtung entweder auf Objekt, mit dem Kind sich beschäftigt oder anderes Objekt)
Bei Benennung (“It’s a toma”): Kinder tendieren dazu, zum VL zu blicken; bei follow-in schauen sie dann häufiger auf ihre eigenes, bei discrepant häufiger auf VL-Objekt
Mit 16-17 Monaten: korrekte Wort-Referent Zuordnung
Mit 14-15 Monaten: zumindest Vermeidung einer falschen Wort-Referent Zuordnung
Zeigt zugleich: Sprache beeinflusst kindliche Aufmerksamkeit
Erläutere die Spezifitätshypothese zur Beziehung zwischen kognitiv-konzeptueller Entwicklung und Wortschatzerwerb.
= Zusammenhänge zwischen kognitiv-konzeptueller Entwicklung und dem Erwerb von Wortbedeutungen sind nicht generell, sondern spezifisch
Zusammenhang zwischen Sprache und kognitiven Leistungen kann höher sein als innerhalb sprachlicher/ kognitiver Leistungen
Entwicklungszusammenhänge sind lokal, spezifisch (Erforscht an Kindern im 2. Lebensjahr, Gopnik & Meltzoff)
Enge Entwicklungsbeziehungen zwischen…
Objektklassifikation — Benennungsspurt
Lösung Mittel-Zweck-Aufgaben — Wörter des Erfolgs/Misserfolgs
Suchverhalten — Wörter des Verschwindens
-> Problembereiche für das Kind: liegen oft “quer” zur Unterscheidung von Sprache und Kognition
Welche Wirkzusammenhänge liegen diesen spezifischen Zusammenhängen zugrunde? Wie kann man diese erfassen?
lokale Homologiebeziehung/ wechselseitiger Einfluss
lokale Voraussetzungsbeziehung
Erwerb einer Fähigkeit geht im Längsschnitt stets der anderen Fähigkeit voraus (Guttman-Skala im Querschnitt)
Trainierbarkeit/ Vermittelbarkeit erst gegeben, wenn Voraussetzung verfügbar
Beispiel: nicht-sprachliches Suchverhalten (A-nicht-B-Fehler) — Erwerb von Wörtern des Verschwindes
korrelative Studien
längsschnittliche Studien zum Erwerbszeitpunkt
Trainingsstudien (Lernbarkeit entsprechender Wortbedeutungen)
bestätigen den spezifischen Zusammenhang zwischen Suchverhalten und dem Erwerb von Wörtern, die sich auf Objektverlagerungen beziehen
—> spezifische kognitive Fähigkeiten als Voraussetzung für den Erwerb spezifischer sprachlicher Fähigkeiten
ABER:
oft wechselseitige Einflüsse
Sprache lenkt Aufmerksamkeit auf spezifisches Konzept (konzeptuelle Unterscheidung)
Wort wird nicht einfach an präverbal erworbenes Konzept angehängt
Beispiel: Interkulturelle Studie, die die Bedeutung von Sprache für die kindliche kognitiv-konzeptuelle Entwicklung zeigt
Spezifische Entwicklungsunterschiede bei ca. 18 Monate alten Kindern
Englischsprachige Kinder sind schneller im Benennungsspurt, koreanischsprachige schneller beim Erwerb von Erfolgs- und Misserfolgswörtern
Entwicklungsunterschiede reflektieren Sprachunterschiede (kein genereller Unterschied in kognitiver Entwicklung, sondern ein hoch spezifischer)
Englisch: Nomen-orientiert
Koreanisch: verb-/morphologie-orientiert
Was sind Constraints und wozu dienen sie? Beschreibe einen Beleg, der Constraints als generelle Vorannahmen als Bedingungen des schnellen Worterwerbs zeigt.
= Vorannahmen der Kinder/ Wortlernprinzipien
Neue Wörter beziehen sich auf
ganze Dinge, nicht auf Teile (Extension)
Dinge gleicher Form, nicht gleicher Substanz
Dinge “gleicher Art” (Taxonomie; kategorial verwandte Dinge)
Helfen, die Vielzahl möglicher Wortbedeutungen einzugrenzen und damit das Induktionsproblem (Worauf bezieht sich ein neues Wort?) zu lösen -> fast mapping
Markman und Hutchinson (1984)
Beachtung taxonomischer Beziehungen in Wortlernsituationen (kategoriale Ausdehnung = Extension des neuen Wortes)
match-to-sample task (mit realen und Phantasieobjekten)
“Show me another one” -> Mehrzahl der Kinder zeigt auf thematische Beziehung (z.B. Affe und Banane)
“Show me another fab” -> Mehrzahl der Kinder zeigt auf kategoriale Beziehung (Taxonomie, z.B. Apfel und Banane)
Zeigt zugleich: Aufmerksamkeitslenkung auf kategoriale Zusammenhänge durch Wörter
Generelle kognitive Lernmechanismen oder sprachspezifische linguistische Vorannahmen? Praktische Konventionen?
Beschränkungen der Bedeutungszuordnung oder Bevorzugungen, Vorannahmen, Strategien?
gelernt oder angeboren/genetisch verankert?
Wortlernprinzipien sind (zumindest teilweise) lern- und sprachabhängig
kognitive Bedingung oder innersprachliche Bedingung?
Welche Aussagen lassen sich zur auditiven und auditiv-visuellen Informationsverarbeitung treffen? Nenne empirische Befunde und Schlussfolgerungen daraus.
Bereits bei der Geburt vergleichsweise gut, z.B.
Kategoriale Lautwahrnehmung: mit 6 Monaten universelle Diskrimination von Kontrasten, die in unterschiedlichen Sprachen bedeutungsunterscheidend sind
Sensitivität für rhythmisch-prosodische Strukturen (u.a. Unterscheidung rhythmisch-prosodisch hinreichend unterschiedlicher Sprachen)
Audio-visuelles “mapping” Sprache - Mundbewegungen (mit 4 Monaten)
Funktionalität im Spracherwerb: Fähigkeiten der IV
Bedeutsam für Segmentierung, Speicherung, Regelableitung
Grundlage für den Erwerb von Wortformen und Grammatikerwerb
Zugleich: IV wird frühzeitig durch Sprachangebot und den Erwerb phonologisch-prosodischen Wissens beeinflusst -> perceptual narrowing
Erwerb phonologisch-prosodischen Wissens verbunden mit perceptual narrowing
Mit 10 Monaten: V.a. Beachtung von Kontrasten, die in der eigenen Muttersprache bedeutsam sind
Mit 4-5 Monaten: Unterscheidung der Muttersprache von prosodisch ähnlichen Sprachen, aber keine Unterscheidung zwischen fremden Sprachen
Mit 6 Monaten: insbesondere mapping Muttersprache - Mundbewegungen, zuvor auch für fremde Sprachen
Wie sind die Zusammenhänge zwischen Gedächtnis und Spracherwerb?
Phonologisches Kurzzeitgedächtnis mit interindividuell unterschiedlicher Kapazität -> Voraussetzung für den Wortschatzerwerb (Wortform)
Verarbeitung (evtl. Speicherung) größerer sprachlicher Einheiten -> Datenbasis für die Ableitung grammatischer Regularitäten
Aber auch: Einflüsse von sprachlichem Wissen auf Gedächtnisleistungen
Zusammenhänge können sich alterstypisch ändern
Nenne die charakteristischen Merkmale impliziten und expliziten Lernens.
aktiv, bewusst
kontrolliert, persongesteuert
langsam, mühevoll
selektiver Modus
lineare, analytisch-sequentielle IV
mit reflexivem Zugriff auf Ergebnisse
passiv, nicht bewusst
automatisch, selbstorganisierend
schnell, mühelos
nicht-selektiver Modus
parallele, global ganzheitliche IV
ohne reflexiven Zugriff auf Ergebnisse
unabhängig von Alter und IQ
vergleichsweise geringe Varianz (zwischen Personen)
Effizienz impliziter Lernprozesse:
bei wenig offensichtlichen, formalen Regularitäten
bei Reizmaterial mit hoher Systematizität (korrelative Strukturen; Merkmale, die mit der hierarchischen Regelstruktur kovariieren)
Beschreibe den Versuch von Weinert (1991).
Künstliches hierarchisches Regelsystem mit sinnlosen Wörtern
Aufgabe: Lernen der grammatischen Struktur
VPn: Kinder und Erwachsene
Lernbedingung:
implizit (keine Hinweise)
explizit (Es ist regelgeleitet - such die Regeln)
Versuchsbedingung (Beispielfolgen):
mit prosodischen Gliederungshilfen
ohne prosodische Hinweise (monoton)
willkürliche Prosodie
Folgen ohne Regel (KG)
Kinder = Erwachsene
Erwachsene, die Regeln gesucht haben (explizite Bedingung), hatten Probleme bei fehlender oder willkürlicher Prosodie
Inwiefern bedingen Sprachwirkungen eine Aufmerksamkeitslenkung? Gib empirische Belege an.
Baldwin & Markman
Vergleich: Zeigegeste & sprachliche Benennung
Befund: Beide lenken kindliche Aufmerksamkeit auf Objekt; in der anschließenden Spielphase: mehr Aufmerksamkeit nach Benennung im Vergleich zum Zeigen
-> Sprache als wichtige, nicht notwendige Bedingung (geht auch durch Zeigen)
Aufmerksamkeitslenkung auf kategoriale Beziehungen -> Bedeutung für die kognitiv-konzeptuelle Entwicklung
Gleichzeitig: kognitiv-konzeptuelle Entwicklung wichtige Bedingung des Worterwerbs (vgl. Spezifitätshypothese)
Aber: Wörter werden nicht einfach an sprachunabhängig erworbene Konzepte angehängt
Sprachangebot beeinflusst entsprechende kognitiv-konzeptuelle Leistungen (indem Sprache die Aufmerksamkeit der Kinder auf bestimmte Zusammenhänge lenkt) & Entwicklungen
Wie lassen sich Spracheinflüsse auf frühe kognitiv-konzeptuelle Leistungen untersuchen?
Nenne empirische Beispiele.
Ausgangspunkt: Natürliche Verhaltensweisen und Fähigkeiten von Säuglingen, die sich die Säuglingsforschung zu Nutze macht
Schauen, Saugen
Lernfähigkeiten
Interesse für Neues
Zu- und Abwendung von Aufmerksamkeit/ Interesse
Beispiel: Prüfung von Fähigkeiten zur Oberkategorisierung/ Konzeptbildung
Gewöhnung/ Habituation: Zunächst Vorgabe von z.B. mehreren verschiedenen Tieren
Dishabituation (Präferenz für Neues): Test neues Tier vs. Objekt einer anderen Objektkategorie
-> falls neues Tier als “Tier” kategorisiert wird: weniger Aufmerksamkeit auf neues Tier und mehr Aufmerksamkeit auf Objekt der neuen Kategorie
BamBI: Experimentelle Variation
Präsentation verschiedener Tierbilder
VPn: 12 Monate alte Kinder
Versuchsbedingungen: Unbekanntes Wort (“ein Jalos”) oder Tonfolge
Ergebnis: Worteffekt auf Kategorisierungsleistung: kovariiert mit Sprachstand
Kinder, die im produktiven Wortschatz schon fortgeschritten waren, schauen eher auf das neue Objekt, wenn Objekt benannt wird (kein Effekt für Ton)
Kinder, die noch nicht so fortgeschritten waren, schauen weiterhin auf das alte Objekt (befinden sich noch in der Habituationsphase)
Folgerung: Sprachliche Benennungen (Wörter) erleichtern die Objektkategorisierung
Familiarisierungsphase: runde Phantasietiere
Versuchsbedingungen: Unbekanntes Wort (“eine Plabel”) oder Tonfolge
Testphase: neues rundes und neues eckiges Wesen
Falls Kategorisierung stattfindet, sollte Kind länger auf das eckige als auf neues rundes Wesen schauen
Ergebnis: Hypothesenkonkordant
Folgerung: Benennung erleichtert Kategorienbildung im Alter von 12 Monaten
vgl. Markman und Hutchinson
lenken Aufmerksamkeit z.B. auf kategoriale Zusammenhänge (und begünstigen Worterwerb)
vgl. Gopnik et al. (1996): Spezifische Entwicklungsunterschide bei ca. 18 Monate alten Kindern in Abhängigkeit der Muttersprache (englisch vs. koreanisch)
Welche Aussagen lassen sich über die Auswirkungen von Sprache auf die Gedächtnisleistung treffen?
Arbeitsgedächtnisleistungen: nur teilweise durch eine feste, begrenzte, interindividuelle unterschiedliche strukturelle Kapazität bestimmt
Vielmehr sind sie abhängig von:
der Geschwindigkeit grundlegender Prozesse
Artikulationsgeschwindigkeit
Geschwindigkeit der Worterkennung
der strategischen oder quasi-strategischen Verarbeitung (verbale Gedächtnisstrategien)
inneres Wiederholen (rehearsal)
prosodische/ semantische Gruppierungen
verfügbaren Wissensbeständen (auch sprachlichem Wissen)
Sprachliches Wissen verbessert die Arbeitsgedächtnisleistung (vgl. folgende Abbildung)
Prosodie: gruppiert > ungruppiert
phonologisches Wissen: wortähnlich > wortunähnlich
lexikalisches Wissen: sinvoll > sinnfrei
grammatisches Wissen: grammatisch > Zufallsfolge
textbezogenes formales und inhaltliches Wissen: begünstigt Gedächtnisleistung
Sprache verbessert Erinnerungsleistung
Coates & Hartup: Sprache hilft, Filme und Ereignisse zu erinnern
Kinder (4-5 und 7-8 Jahre) sollten Film schauen und erinnertes Wiedergeben
Bedingungen: passiv vs. versprachlicht
Ergebnisse: In der passiven Bedingung sind Ältere doppelt so gut wie Jüngere; In der versprachlichten Bedingung (beinahe) Angleichung der jüngeren an die Leistung der älteren Kinder
sind nicht über das gesamte Leben gleich
unterschiedlich für verschiedene Sprachkomponenten
unterschiedlich in Abhängigkeit von Personenmerkmalen
Beschreibe die Zusammenhänge zwischen Sprache, Problemlösen und dem Erwerb von Selbststeuerung unter Bezugnahme auf Wygotskis Theorie. Erläutere einen empirischen Befund.
Sogar sogenannte nonverbale Problemlöseaufgaben können durch Sprache/ sprachliche Selbststeuerung begünstigt werden
bewusst gesteuertes Gedächtnis
bewusst gesteuerte Aufmerksamkeit
bewusst gesteuerte Problemlösung
Anleitung durch Erwachsene (z.B. Gedächtnissuche, Puzzle) -> Steuerung des Kindes durch Sprache (= Scaffolding; Zone der proximalen Entwicklung)
Übernahme der Sprache als Mittel der Selbststeuerung -> Kinder sprechen laut mit sich selbst, später zunehmend leise (Interiorisierung sozial-kultureller Mittel, die zunächst zur sozialen Steuerung eingesetzt werden)
Bivens & Berk (1990): Längsschnittstudie
Verbale Selbststeuerungen in der 1./2. Klasse (Mathematik) sagen Leistungsveränderungen in Mathe ein Jahr später vorher (Prädiktion unter Kontrolle der Ausgangsleistungen)
Neubauer (2008): Experimentelle Studie
Leistungsentwicklungen in einer bekannten Wiederholungsaufgabe: Der Lernzuwachs liegt für alle Versuchspersonen im Mittel bei 50% und Gruppenunterschiede nicht signifikant -> Vorwissen (hier: Vertrautheit mit der speziellen Aufgabe) nivelliert Deprivationseffekte
Erläutere eine Studie, die den Zusammenhang von Sprache mit dem Erwerb von inhaltlichen Wissen abbildet.
Inhaltliches Wissen wird oft sprachlich vermittelt
Bedeutung inhlatlichen Wissens für
Gedächtnisleistungen
Problemlösungen
Selbststeuerung
Lindberg (1980)
VPn: Erwachsene & Kinder
Aufgabe: Wiedergabe einer Wortliste
AV: Wiedergabeleistung
Bedingungen:
“normales” Lernmaterial (Erwachsene besseres Vorwissen)
"Lernmaterial, für das die Kinder besseres Vorwissen haben (z.B. Kinderspiele, Klassenkameraden)
Ergebnisse: Erwachsene besser bei normalem Lernmaterial; Kinder besser bei “Kindmaterial”
-> Vorwissen beeinflusst Lernzuwachs
Beschreibe inwieweit Sprache Einfluss auf die Entwicklung von psychologischen Wissen nimmt. Nenne dazu zugehörige empirische Befunde.
Erwerb einer intuitiven Psychologie -> wichtig für sozial-kognitive Entwicklung, Kommunikation und Rollenübernahme
Intuitive Psychologie/ ToM = Verständnis eigener und fremder Kognitionen; Verständnis, dass Absichten, Ziele, Wünsche und Überzeugungen handlungsleitend sind und von der objektiven Realität abweichen können
Mit 3-4 Jahren: Verständnis von Fehlinterprätationen/ falschen Überzeugungen (vgl. Smartiesversuch, False belief Aufgaben)
Sprache als Kommunikationsmittel
Aufmerksamkeitslenkung durch mentale Wörter
Sprache (Bedeutung der Grammatik) als Repräsentationsmittel -> zentral für Metarepräsentationen (sehen, dass…; wissen, dass…; verstehen, dass…)
Sprache als Mittel der Selbststeuerung (z.B. Antwortunterdrückung)
Gehörlose Kinder hörender Eltern: verzögerter ToM-Erwerb
SLI Kinder: verzögerter ToM-Erwerb
Sprachbezogene Trainingsstudien verbessern ToM
Längsschnittstudien: Sprache prädiktiv für spätere ToM-Leistungen
Beschreibe den Einfluss von Sprache auf den Erwerb metakognitiven Wissens unter Bezugnahmen zu einer Studie.
Sprache (und ToM): bedeutsam für den Erwerb metakognitiven Wissens
Deklarative Metakognition (Metakognitives Wissen) = metakognitives, lernrelevantes Wissen über Aufgaben-, Strategie- und Personenmerkmale (z.B. Wissen, dass weniger Material leichter zu merken ist; dass man sich mehr merken kann, wenn man länger Zeit hat)
Prozedurale Metakognition = Überwachung & Steuerung der Informationsverarbeitung (vgl. verbale Selbststeuerung)
Sprachkompetenz ist prädiktiv für ToM-Leistung/-Entwicklung und deklaratives Metagedächtnis
latentes Wachstumsmodell: Sprachliche Kompetenzen und ToM sagen das Metagedächtnis sowie den Zuwachs im metagedächtnis stärker vorher, als das Metagedächtnis zu Zeitpunkt 1
Welche Bedeutung hat Sprache für die soziale und sozial-kommunikative Entwicklung? Wie lassen sich die Zusammenhänge erklären?
Belege insbesondere im klinischen Bereich:
Sozial-emotionale Folgeprobleme bei Störungen der Sprachentwicklung
Kinder mit Verhaltensstörungen weisen oft Spracheinschränkungen auf
Aber auch in unselektierten Stichproben: Frühe Sprachunterschiede -> sozio-emotionale Entwicklung
Mögliche Erklärung: Bei Spracheinschränkungen Probleme, Konflikte verbal zu lösen -> Aggressives Verhalten
Inwieweit ist Sprache ein wichtiger Prädiktor für die schulische Leistungsentwicklung?
Sprache: Gegenstand und Mittel schulischen Lernens
Soziale Disparitäten in Schulleistungen: oft auf Unterschiede in sprachlichen Kompetenzen zurückgeführt (vgl. PISA-Studie)
Sprache und Leseerwerb:
Phonologische Bewusstheit -> Leseeinstieg
Grammatik/ Wortschatz -> Späteres Leseverständnis
Erläutere das Phänomen, dass Zusammenhänge sich alterstypisch ändern am Beispiel des phonologischen Arbeitsgedächtnisses und dem Wortschatzerwerb.
Kapazität des phonologischen Arbeitsgedächtnisses insbesondere wichtig in den frühen Phasen des Erst- und Zweitspracherwerbs, dann Umkehrung der dominanten Wirkrichtung
Cross-lagged panel Analyse: Vorhersage der Veränderung individueller Unterschiede über die Zeit (unter Kontrolle der Ausgangsleistungen)
-> Entwicklungstypische Veränderungen von Beziehungen zwischen Fähigkeits-/Fertigkeitsbereichen
Welche Probleme gibt es bei korrelativen Zusammenhängen und wie lässt sich die Frage nach der Wirkrichtung klären?
Es finden sich korrelative Zusammenhänge zwischen AG-Leistung und Wortschatz
zu verschiedenen Messzeitpunkten (zeitgleiche korrelative Zusammenhänge)
wechselseitig prädiktive Zusammenhänge über die Zeit
Dies ist kein ausreichender Beleg für Wirk- oder spezifische Zusammenhänge!
Komplexere Analysemodell erlauben solche zu modellieren (vgl. latente Wachstumskurvenmodellierungen)
Vorhersage der Veränderung im Wortschatz durch Arbeitsgedächtnismaße
Insbesondere Pseudowörter mit Wortprosodie, die dem Deutschen unähnlich sind, sagen PPVT-Veränderung vorher
Was versteht man unter einer latenten Wachstumskurvenmodellierung? Illustriere daran, wie Wirkzusammenhänge subgruppenspezifisch sein können.
Komplexe Analysemodelle erlauben intraindividuelle Entwicklungsverläufe & Effekte möglicher Einflussvariablen auf interindividuelle Unterschiede im
Ausgangspunkt (Intercept) und
Zuwachs (Slope/ Entwicklungsveränderung)
zu modellieren.
Wirkzusammenhänge gelten nicht notwendigerweise über das gesamte Leistungsspektrum: Einfluss auf Zuwachs nur für Kinder mit nicht-deutschem Sprachhintergrund bzw. mit schwächerem Sprachstand
Nenne Beispiele für Fähigkeitsbereiche, deren Wirkungszusammenhänge sich im Entwicklungsverlauf ändern.
phonologisches Arbeitsgedächtnis — Wortschatz
Wortschatzerwerb — Grammatik
Sprachdefizite — sozial-emotionale Probleme
intuitive Psychologie — Spracherwerb
Beschreibe die Wirkzusammenhänge und deren Veränderungen zwischen der intuitiven Psychologie und dem Spracherwerb.
Zunächst: intuitive Psychologie —> Sprach-/Worterwerb
aktive Beachtung der Blickrichtung (joint attention)
Interpretation kommunikativer Absichten
Später: Spracherwerb —> intuitive Psychologie (Verständnis eigener und fremder Kognition, Verständnis falscher Überzeugungen)
Vorhersage der Veränderung im deklarativen Metagedächtnis (=metamemoriales Wissen) und des Verständnisses kognitiver Verben (z.B. wissen, erinnern, glauben, vergessen)
—> Entwicklungszusammenhänge können sich ändern!
Definiere, was Lernen bedeutet und welche Lerntheorien unterschieden werden.
= Prozess der Veränderung von
Verhalten, Verhaltensmöglichkeiten, kognitiven Strukturen aufgrund von Erfahrung und/oder Übung
Veränderungen müssen überdauernd, d.h. längere Zeit verfügbar sein
Abgrenzung von u.a.
reifungsbedingten Veränderungen
Einfluss von Medikamenten
Ermüdung
Lerntheorien/ Mechanismen
Lernen durch Assoziation (klassische Konditionierung)
Lernen am Erfolg (operantes Konditioneren)
Lernen am Modell (sozial-kognitive Lerntheorie -> Bandura)
Kognitive Lerntheorien (inkl. Theorien des impliziten und expliziten Lernens)
Grenze den traditionellen Entwicklungsbegriff vom moderenen ab.
Verhaltensveränderungen, die folgende Merkmale zeigen:
die Veränderungen zeigen eine natürliche Abfolge (Sequentialität)
sie verlaufen in eine Richtung (Unidirektionalität)
sie haben ein Ziel oder einen Endzustand
ihre Abfolge ist unveränderlich (Irreversibilität)
bei den Veränderungen handelt es sich um qualitativ-strukturelle Transformationen
sie haben universale Gültigkeit (Universalität)
Gegenstand der Entwicklungspsychologie sind Veränderungen, die sinnvollerweise auf die Zeitdimension des Lebenslaufs bezogen werden können
interindividuelle Variabilität (Kulturabhängigkeit)
Multidimensionalität und -direktionalität
Vielfalt an Mechanismen und Determinanten der Veränderung
Beschreibe die 4 Perspektiven zum Verhältnis von Entwicklung und Lernen.
Entwicklung als Ergebnis von Lernen und Erziehung
z.B. Lerntheorien, Sozialisationstheorie
Entwicklung als kumulatives Ergebnis (elementarer) Lernvorgänge
Entwicklung als Ziel von Lernen und Erziehung
z.B. Reifungstheorien, konstruktivistische Theorien
Entwicklung als Reifungs- oder universeller Anpassungsprozess
Entwicklung als Bedingung von Lernen und Erziehung
Altersspezifische Differenzen in der Lernfähigkeit, die selbst nicht lernpsychologisch erklärt werden
Etwas kann erst (z.B. Reifungsvoraussetzungen) oder nur (“kritisches Zeitfenster”) zu einem bestimmten Zeitpunkt gelernt werden
Entwicklung des Lernens (alterstypische Veränderungen von Lernmechanismen)
Gibt es so etwas wie Prägung oder sensible Phasen in der Humanentwicklung? Begründe deine Antwort.
Kritische/ sensible Phase = eine bestimmte Fähigkeit/Fertigkeit kann nur oder besonders gut zu einem bestimmten Zeitpunkt (kritisches Zeitfenster) erworben werden
Grundannahmen
Analogie: Embryonalentwicklung (Omnipotenz —> Spezialisierung)
These: Kritische Periode im Spracherwerb (Bedeutung der Hirnlateralisierung in der Pubertät)
für Reifungsabhängigkeit des Spracherwerbs indirekt über Merkmale wie z.B.
Auftreten in engem Altersbereich
universelle Erwerbscharakteristika
auch bei eingeschränkter sprachlicher Umwelt
Beschleunigung durch Training: begrenzt
ABER: Alternativerklärung sachimmanente Entfaltungslogik (Es muss nicht Reifung sein, kumulatives Lernen in dem sich der nächste Schritt aus dem vorherigen ergibt)
Probleme bei verzögertem Erstspracherwerb bei extremer Deprivation (Genie: konnte nicht mehr normal sprechen lernen)
Gehörlose Kinder hörender Eltern: zeitlich verzögerter Beginn des Erstspracherwerbs
Beobachtungen bei Hirnverletzungen (in Abhängigkeit von Gehirnregion und Alter)
Beobachtungen zu Alterseffekten im Zweitspracherwerb
Stelle einen Befund dar, der Altersunterschiede im Zweitspracherwerb demonstriert.
Geschwindigkeit des Spracherwerbs: Erwachsene > Kinder
Erreichter Endzustand:
Phonologie und Grammatik: Kinder > Erwachsene
Semantik: Kinder = Erwachsene
Es gibt erwachsene Zweitsprachlerner mit nahezu muttersprachlicher Expertise
46 Proband:innen: Muttersprache chinesisch oder koreanisch; Zweitsprache Englisch
UV: Alter zu Beginn des Zweitspracherwerbs
AV: Leistung in grammatischen Urteilsaufgaben
Stichprobenzusammensetzung:
Ergebnisse: Testleistungen in Abhängigkeit vom Alter zu Beginn des Zweitspracherwerbs (Mittelwerte mit Bereich)
sinkendes Zweitsprachniveau mit steigendem Lebensalter
kein Unterschied, wenn der Zweitspracherwerb bis zum 7. Lebensjahr begonnen wurde
steigende Varianzen mit zunehmendem Alter zum Lernbeginn
Welche Erklärungsansätze gibt es für die Altersunterschiede im Zweitspracherwerb?
Evidenzen aus Untersuchungen von gehörlosen Kindern
Kinder, die extremer Vernachlässigung ausgesetzt waren (Genie)
Altersunterschiede in…
kognitiv-konzeptuellen Fähigkeiten und kommunikativen Fertigkeiten
Verfügbarkeit gezielt-gesteuerter Problemlöseprozesse
metakognitiven Fertigkeiten
funktionaler Arbeitsgedächtniskapazität
These 1: Altersunterschiede in Fähigkeiten führen zu qualitativen Unterschieden beim Sprachlernen, die für den Erwerb formaler Aspekte (Phonologie, Grammatik) weniger nützlich sind
Stärkere semantisch-kommunikative Orientierung: komplexe Inhalte bei geringen formal-sprachlichen Kompetenzen
Suche nach Regeln (explizites Lernen)
breite Generalisierungen
Übertragung von Regeln der Erstsprache
Begrenztes AG (nicht zu klein und nicht zu groß): funktional für den Erwerb komplexer hierarchischer Regeln
Unterschiede beim Sprachlernen u.a. weil
Antrieb für das Sprechen bei fortgeschrittener kognitiv-konzeptueller & kommunikativer Entwicklung v.a. “sich inhaltlich angemessen zu verständigen”
Im Gegensatz dazu scheinen Kinder v.a. das Ziel zu verfolgen “so wie die anderen sprechen zu wollen”
Kinder durchlaufen zunächst eine längere “stille Phase”, in der sie mit der Laut- und Klangstruktur der neuen Sprache vertraut werden
Erwachsene/Jugendliche beteiligen sich sehr frühzeitig an der Kommunikation und weisen in Sprachrezeption & -produktion eine stark semantisch-kommunikative Orientierung auf
Sie tendieren (im Unterschied zu Kindern) dazu, oft sehr breite, grammatisch unzulässige Generalisierungen zweitsprachlicher Formen vorzunehmen oder greifen auf muttersprachliche Konstruktionen zurück
These 2: Sozial-motivationale Unterschiede und Unterschiede in der kulturellen Identifikation/ Identität führen ebenfalls zu Unterschieden beim Sprachlernen, die für den Erwerb formaler Aspekte weniger nützlich sind
z.B. Tendenz zur sozialen Abgrenzung & rein instrumentellem Sprachgebrauch -> Vereinfachung der Zweitsprachstruktur
Erläutere die Hypothese zu zerebralen Mechanismen und Phasen im Spracherwerb von Locke.
Phase (6 Monate): affektiv, Orientierung an Gesicht/Stimme, unter prosodischer Kontrolle
Phase (bis ca. 20. Monat): Speicherung unanalysierter prosodischer Muster (Wortformen, Phrasen) -> rechtshemisphärische Mechanismen
Phase (20. - 36. Monat): unter dem Druck des angehäuften Datenmaterials: Aktivierung des linkshemisphärischen, rein linguistischen Strukturanalysesystems (Analyse und Regelableitung)
Phase (ab 3 Jahre): integrative Nutzung der zerebralen Ressourcen beider Hemisphären, elaboratives Lernen
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