Was sind drei psychoanalytische Konzeptualisierungen von Persönlichkeitsstörungen?
Charaktertypologie vs. Konfliktverarbeitungsmodus
repetitive Beziehungsmuster
dimensionale Strukturmodelle
Was beinhaltet das allgemeine Modell von Persönlichkeitsstörungen?
Persönlichkeitsstörungen sind manifeste klinische Phänomene mit Regulierungsfunktion
Was beinhaltet die psychoanalytische Konzeptualisierung Charaktertypologie vs. Konfliktverarbeitung?
Charaktertypologien:
Charakterzüge als »unveränderte Fortsetzungen der ursprünglichen Triebe, Sublimierungen derselben oder Reaktionsbildungen gegen sie«
Rolle von Ich und Über-Ich und Bedeutung der sozialen Umwelt wurde später mehr betont
verschiedene Lebensabschnitte in denen Menschen mit der Entwicklung spezifischer Fähigkeiten und deren sozialverträglicher Durchsetzung konfrontiert sind
Erfahrungen: Bestärkungen und Bestrafungen -> Entwicklung von Lebensthemen und individuelle Umgangsweisen damit -> Charakter
Lebensthemen (= vulnerable Themen):
Narzisstisch: Bestärkung im Selbstwert
Oral: Versorgung in Beziehungen
Anal: wirkmächtig und bestimmend erleben
Histrionisch: im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit
Geringe Integration: (entweder oder)
kontraphobische Reaktionsbildung:
»Ich brauche nichts und helfe allen anderen«
regressive Verstärkung des Motivs im Leben:
»Ich komme allein nicht zurecht«
Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik (OPD) als moderne Varianten der Modelle von Persönlichkeitskonstituierung:
Aktiver vs. passiver Konfliktverarbeitungs- bzw. Lösungsmodus, z.B. „Versorgung vs. Autarkie“ = basaler Wunsch nach Versorgung vs. basaler Wunsch autark zu sein
unbewusste innerseelische Zusammenstöße entgegengerichteter Motivbündel
zeitlich überdauernd
festgelegte Erlebnismuster, die in entsprechenden Situationen immer wieder zu ähnlichen Verhaltensmustern führen
Zentral für Persönlichkeitsstörungen: Themen durchdringen gesamte Persönlichkeit in hochgradig unflexibler Weise, bestimmen den Umgang mit sich und anderen, stehen im Vordergrund des Charakters
Was beinhaltet die psychoanalytische Konzeptualisierung repetitive Beziehungsmuster?
Ab den 60er Jahren
Beschäftigung mit internalisierten Vorstellungen wichtiger Bezugspersonen, sogenannten Objektrepräsentanzen, korrespondierenden Selbstrepräsentanzen und zwischen Subjekt- und Objekt relevanten Beziehungsrepräsentanzen
Umfassendste Theorie von Otto F. Kernberg mit dem Modell der Borderline Persönlichkeitsorganisation:
Phänomenologische, psychodynamische, und genetische Faktoren (Kernberg, 1993)
Integration von kleinianische Positionen, ich-psychologische Orientierung, Ansätze der britischen Middle Group und die amerikanische Objektbeziehungstheorie
Was beinhaltet die psychoanalytische Konzeptualisierung dimensionale Strukturmodelle?
Basale psychische Funktionen:
Fokussieren auf basale psychische Funktionen oder Fähigkeiten, deren Reifegrad bzw. Verfügbarkeit die Persönlichkeit konstituiert
basieren schwerpunktmäßig auf der Ich-Psychologie und der Objektbeziehungstheorie
es werden grundlegende Qualitäten des psychischen Funktionierens (Niveaus) beschrieben
Persönlichkeitsstörungen = spezifische Muster der Störung oder Nicht-Verfügbarkeit »psychischen Handwerkszeugs«
Dimensionales Modell der Persönlichkeitsorganisation nach
Kernberg:
Was für psychoanalystisch fundierte Verfahren gibt es zur Behandlung von Persönlichkeitsstörungen?
Psychoanalytische Behandlung von Borderline-Störungen
Intensive Psychodynamische Kurzzeittherapie (IS-TDP)
Übertragungsfokussierte Psychodynamische Psychotherapie (TFP)
Mentalisierungsbasierte Therapie (MBT)
Strukturbezogene Psychotherapie
Warum wurden manualisierte psychotherapeutische Verfahren eingeführt?
[...] In den 70er-und 80er-Jahren, als die Versorgungssituation im Bereich der Psychotherapie insgesamt besser wurde, gab es zwar Versuche, diese PatientInnen psychotherapeutisch zu behandeln, allerdings schienen dabei entweder die PatientInnen oder die PsychotherapeutInnen oder beide überfordert zu sein.
Einführung manualisierter psychotherapeutischer Verfahren (psychodynamisch wie verhaltenstherapeutisch) mit drei allgemeinen Kennzeichen hatte:
die Bedeutung der Rahmen-und Struktursetzung
die Begrenzung ausufernder Impulse und Affekte
eine Bescheidenheit hinsichtlich zu erreichender Therapieziele
Welche zentrale Theorie liegt der TFP zu Grunde?
eng am klassischen psychoanalytischen Konzept orientiert
zentraler Veränderungsmechanismen:
Mentalisierungsfähigkeit und Bindungsstil
fußt auf Kernbergs Objektbeziehungstheorie
Frühe Spaltungsprozesse konnten nicht zu integrierten psychischen Repräsentationen werden
fragmentierte Selbst-Objekt- Dyaden
Idealisierung und Entwertung
rapide Wechsel in affektiven Zuständen
unintegrierte Aggression
Identitätsdiffusion
= Mit borderline wechselt man von der einen zur anderen Emotion ohne das man einen Sinn von außen erkennen kann. Kinder legen diese Beziehungsepisoden ab ohne das sie für sich selbst verständlich sind.
Risiko ist erhöht das Kinder auch daran erkranken.
Was für diagnostische Instrumente werden in der übergangsfokussierten Psychotherapie verwendet?
Persönlichkeitsorganisation nach Kernberg: 🔄
Strukturelles Interview nach Kernberg:
Zirkulär angelegte Exploration
Symptomebene
Interaktionelle Ebene
Innere Welt des Patienten
Technisch neutrale Haltung
Unzensierte, spontane Äußerungen
Nonverbale Kommunikation: Mimik,
Gestik, Gegenübertragung
Wie sieht die Indikationsstellung (und Kontraindikation) der TFP aus?
Allgemein für alle Formen schwerer Persönlichkeitsstörungen!
Borderline Persönlichkeitsorganisation, Identitätsdiffusion, regelmäßige Probleme und Scheitern im beruflichen Kontext, wiederkehrende Schwierigkeiten in bedeutsamen sozialen Beziehungen
Borderline, histrionische, paranoide, schizoide und narzisstische PS
Komplikationen: Alkoholismus, Drogenkonsum, Medikamentenabhängigkeit, schwere Essstörungen, antisoziale Züge, schwere Hypochondrie, chronische Ängste, Depressionen, somatoforme, dissoziative Symptome...
Kontraindikation:
stabile Antisoziale PS, Patient:innen mit schweren antisozialen Zügen, ausgeprägter sekundärer Krankheitsgewinn, habituell selbstverletzendes Verhalten
Was für Therapiephasen gibt es in der TFP?
Spezifische psychoanalytische Prinzipien, Verzicht auf supportive Techniken
Strukturierter Behandlungsansatz
Therapiephasen orientiert am Fortschritt des Patienten
Behandlungsfrequenz, -dauer:
2h pro Woche über 1- 3 Jahre
3 zentrale Komponenten in der Therapie:
Entfaltung der Selbst-Objekt-Dyaden in der (negativen) Übertragung
Klärung, Konfrontation, Deutung
Haltung der technischen Neutralität:
Verwirrung der inneren Welt des Patienten zu ertragen
nach den dahinterliegenden dominanten und widersprüchlichen Objektbeziehungen fahnden
„strategische Prinzipien“:
Definieren der dominanten Objektbeziehungen
Beobachten und Deuten der Rollenwechsel des Patienten
Beobachten und Deuten der Zusammenhänge zwischen sich gegenseitig abwehrenden Objektbeziehungsdyaden
Integrieren der abgespaltenen Teil-Objekte
Wie sehen die Indikationsstellung und Kontraindikationen in der übergangsfokussierten Psychotherapie aus?
Für Patient*innen mit Borderline PS mit klarer (bewusster Veränderungsmotivation) und mind. durchschnittlicher Intelligenz
Kontra: Intelligenzminderung, komorbide antisoziale PS
Schwieriger Verlauf: hoher sekundärer Krankheitsgewinn, durch Drogen- und oder Alkohol-Mussbrauch verursachte Brüche im Leben, verheerende/ nicht veränderbare Lebensumstände
Patienteninformation:
Die TFP ist eine spezielle Methode der psychodynamischen Psychotherapie, die speziell für P. mit PS angewendet wird.
Die TFP geht davon aus, dass sich kindliche Beziehungserfahrungen tief einprägen und bis ins Erwachsenenalter unsere Beziehungen zu anderen Menschen meist unbewusst beeinflussen.
Wir sprechen dann von Übertragungen, die sich in der Behandlung in der Beziehung zur T. abbilden. Menschen die später eine PS entwickeln, verfügen über sehr negative verinnerlichte kindliche Beziehungserfahrungen, die dann z.B. in Form von hohem Misstrauen, großer Angst, Neigung zu Entwertungen etc. auch in die therapeutische Beziehung einfließen.
Mithilfe der Resonanz der T. auf dieses Geschehen, der sog. Gegenübertragung, wird es im Behandlungsprozess möglich, die unbewussten und z.T. sehr widersprüchlichen inneren Niederschläge der frühen Erfahrungen bewusst zu machen und miteinander in Verbindung zu bringen
Durch dieses interaktive bewusste Verständnis der therapeutischen Beziehung wird erreicht, dass positive und negative Einstellungen und Gefühle sich selbst und anderen gegenüber dann nicht mehr in ein Entweder-oder gespalten werden müssen, sondern i.S. eines Sowohl-als-auch nebeneinander bestehen können.
Welche zentrale Theorie liegt der strukturbezogenen Psychotherapie zugrunde?
Die SP ist eine manualisierte psychodynamische Therapie zur Behandlung von strukturellen Störungen (Persönlichkeits- störungen, Essstörungen, Angststörungen).
Weiterentwicklung der psychodynamischen Therapie zur Behandlung von Persönlichkeitsstörungen
Basiert auf entwicklungspsychologischen und
bindungstheoretischen Erkenntnissen
Geprägt von der neopsychoanalytischen Berliner Schule:
Betonung des Intentionalen (weniger unbewusste Triebkonflikte)
Bedeutung früher Mutter-Kind-Interaktion mit Affekt- spiegelung für die strukturelle Entwicklung
Was versteht man unter dem Strukturbegriff?
ein ganzheitliches und relativ zeitstabiles Gefüge von psychischen Dispositionen
beeinflusst den Verlauf intrapsychischer Prozesse und die Gestaltung intrapersoneller Beziehungen
entwickelt sich lebensgeschichtlich
beinhaltet die Erfahrungen eines Individuums, die in der Gegenwart wirksam werden
alle strukturellen Funktionen bezogen auf die Gesamtpersönlichkeit als „Fähigkeit zu“ gekennzeichnet, handlungsnah operationalisiert und empirisch untersucht werden!
Was für diagnostische Instrumente werden in der SP verwendet?
Psychodynamisches Diagnosesystem
Halbstrukturiertes Interview
Alternative zur kategorialen symptom- basierten Diagnostik
Operationalisierung wesentlicher Variablen psychodynamischer Theorien
5 ACHSEN
Krankheitserleben und Behandlungsvoraussetzungen
Beziehung
Konflikt
Struktur
Psychische und psychosomatische Störungen
Wie sieht der Behandlungsleitfaden in der strukturbezogenen Psychotherapie aus?
Klare Vereinbarung über Ziele, Inhalte und Vorgehensweisen
Würdigende Rückschau der Lebensgeschichte
Rücksichtsvolle Benennung der strukturellen Defizite und maladaptiven Beziehungsmuster
Konkrete Vereinbarungen zum Umgang mit Krisen
Keine feste Dauer oder Frequenz
Stationäre und ambulante Settings möglich
Auswahl und Anzahl der Behandlungsfoki realistisch an Therapielänge anpassen
Wie sieht die therapeutische Haltung in der strukturbezogenen Psychotherapie aus?
Therapeut als entwicklungsförderndes Gegenüber
Keine „Deutungshoheit“
Übernahme von Hilfs-Ich-Funktion zur Stabilisierung und Problembewältigung
Förderung struktureller Funktionen und ggf. Bearbeitung von Konflikten folgt später
Therapeutin mit Ersatzeltern- oder Mentoren-Figur-Funktion: lässt sich nicht entmutigen, ist nicht allzu kränkbar, kann positive Seiten am Patienten entdecken
Ziel: veränderter Umgang mit der Störung, Wiederherstellung der Selbstwirksamkeit, Unterstützung in Affektregulation, Wiederaufbau von Beziehungen
Wie sieht die therapeutischen Positionen aus?
Was sind die spezifischen Interventionen der strukturbezogenen Psychotherapie?
Regression begrenzend
Strukturbildende Funktion
Konzeptualisierung des Veränderungsprozesses sequenziell für den jeweiligen Fokus:
Dysfunktionale Muster erkennen
Als Emotionale Antwort begreifen, Funktionalität erkennen
Akzeptanz vor dem Hintergrund eigener Biographie
Abwägung von Vor- und Nachteilen
Verantwortungsübernahme
Alternativen ausprobieren
Beispiele:
Anregungen zur Narration in Worten/Bildern
Klärende Fragen
Einladung zur Selbstreflexion
Antwortende Mitteilungen bzgl. des emotionalen Erlebens der/s Therapeuten/in
Spiegelnde Äußerungen: Wie erlebt die Therapeutin die Patientin?
Strukturierende Interventionen: aktive Unterstützung
Aufzeigende und hypothesengeleitete Interventionen: Zusammenhänge, Widersprüche anhand von Fremdbeispielen
Therapeutin als Chronistin für die Erfahrungen der Patientin
Was versteht man unter Mentalisierung?
Fähigkeit, sich innerpsychische (mentale) Zustände in sich selbst und in anderen Menschen vorzustellen
das Selbst und der Andere werden als intentionale Wesen aufgefasst
Verhalten basiert auf Gründen im Sinne psychischer Befindlichkeiten (Fonagy et al. 2002)
Entwicklungspsychologisch erworbene Fähigkeit
Schlüsselfunktion psychischer Gesundheit, sicherer Bindung und psycho-therapeutischer Veränderung
Was ist Mentalisieren?
„Sich selbst von außen und die anderen von innen sehen.“
Wir mentalisieren, wenn wir neugierig und offen sind und überlegen, was in uns und den anderen vorgeht und warum wir uns so verhalten, wie wir uns verhalten
Eine gute Beziehung zu unserem Kind, Partner, Freunden, ... benötigt Mentalisierung
Was ist gutes Mentalisieren?
Was beinhaltet das Kognitionspsychologische Schaltpunktmodell?
bei steigendem emotionalen Erregungsniveau schalten kontrollierte und explizite Prozesse im präfrontalen Kortex in automatische und implizite Prozesse im posterioren Kortex und in subkortikale Areale (Mayes, 2006) um
Am Umschaltpunkt findet Deaktivierung der expliziten Mentalisierung (Nolte et al., 2013) und Aktivierung evolutionär früherer Schutzfunktionen nämlich Kampf-, Flucht- oder Einfrierreaktionen statt (Fonagy & Luyten 2009b)
Aktivierung prämentalisierender Modi
Was sind Meilensteine zur Entwicklung von Mentalisierung?
Gelingen der frühen Affektregulation zwischen Fürsorgeperson und Säugling
Moderation des kindlichen Spiels zwischen Als-ob und Realität -> Integration in den mentalisierenden Denkmodus
Theorie des sozialen Biofeedbacks (Gergely & Watson, 1996):
Gelingende frühe Affektspiegelung
Säugling ist sich Affekten nicht bewusst (kein psychisches Selbst) und erlebt Emotionen körpernah
Vorsprachliche Kommunikation mit Fürsorgeperson durch Mimik und Lautäußerungen
Angemessene Reaktion auf negative Affekte des Säuglings durch markierte und kongruente Spiegelung des negativen Affektes
Angeborener Kontingenz-Erkennungs-Mechanismus ermöglicht Lernen über eigene innere Vorgänge und Beruhigung
Entstehung einer kognitiven Repräsentation eigener körpernaher Affektzustände -> Vorläufer der Mentalisierung (Affektbewusstsein) und Grundlage für intrapsychische Affektregulation
Was versteht man unter sozialem Biofeedback?
Was sind die Prämentalsierende Modi?
gehen der Entwicklung der Mentalisierungsfähigkeit im Kleinkindalter voraus
unreife Form mentaler Verarbeitungsprozesse
treten bei Patienten mit BPS im Sinne einer das psychische Selbst schützenden Funktion regelmäßig auch im Erwachsenenalter auf
Modi:
Teleologischer Modus
Äquivalenzmodus
Als-ob-Modus
Was versteht man unter dem teleologischen Modus?
ist entwicklungspsychologisch der früheste, dem Mentalisieren vorausgehende psychische Zustand
die Umwelt muss “funktionieren”, um innere Spannungszustände zu mindern
nur real Beobachtbares ist von Bedeutung und nur real befriedigende Handlungen oder körperliche Eingriffe können mentales Erleben zu beeinflussen
Beispiel:
Ein Patient mit BPS wertet die Ablehug eines Zusatztermins als Beweis, dass der Therapeut ihn hasst
Was versteht man unter dem Als-Ob-Modus?
Innere Welt ist von der äußeren Realität entkoppelt
Gedanken bilden keine Brücke zwischen Innen und Außen
Gefühle von Leere und Bedeutungslosigkeit
Endlose Gespräche über Gedanken und Gefühle - ohne dass diese zu Veränderungen führen
Gleichzeitiges Bestehen widersprüchlicher Überzeugungen
Affekt und Gedanken stimmen häufig nicht überein
Patienten reden viel. Dissoziative Zustände
Was versteht man unter psychischer Äquivalenz?
Überbetonung der inneren Welt
Innere Welt und äußere Realität werden als identisch erlebt
Erschreckende innere Bilder bekommen Realitätscharackter
subjektive psychische Erfahrung wird als schrecklich erlebt; Panikanfälle, Albträume, Flashbacks
Intoleranz gegenüber alternativen Perspektive
Selbstbezogene negative Kognitionen wirken real, Minderwertigkeitsgefühle SIND minderer Wert
“Ich bin nutzlos. Ich weiß, dass du mich bemitleidest!”
“Ich weiß, wie es ist; keiner kann mir etwas erzählen!”
Wie sehen Gedächtnis und Modi der Affektregulation aus?
Was umfasst die Diagnostik der Mentalisierung?
Erfassung der Mentalisierungsdefizite: in unterschiedlichen Kontexten, Beziehungen, variierenden Stresslevels
Übergeordnete Ziele und Fragestellungen:
Was sind die wichtigen Beziehungen und welche Verbindung haben diese zu den zentralen Problemen des Patienten?
Wie ist die Qualität der Mentalisierung in diesen Beziehungskontexten?
Wann versagt die Mentalisierung?
Ist Mentalisieren partiell oder generell eingeschränkt?
Welche prämentalisierenden Modi sind vorherrschend (Pseudomentalisieren, konkretes oder teleologisches Verstehen)?
Gibt es einen Missbrauch von Mentalisieren im Sinne der Manipulation anderer?
Was für Instrumente nutzt man zur Erfassung der Mentalisierungsfähigkeit?
Was versteht man unter der Mentalisierungsbasierten Therapie (MBT)?
Moderne, integrative und manualisierte Therapie mit psychodynamischen Wurzeln
MBT ist eine der “Big Four” der wahrscheinlich wirksamen Therapien zur Behandlung der Boderline Persönlichkeitsstörung
Wie sieht das Setting und der Ablauf der MBT aus?
Bei hoher Selbst- Fremdgefährdung, Substanzmissbrauch, instabilen Wohnverhältnissen und/oder fehlender sozialer Unterstützung:
5-stündig über 18-24 Monate in einem Tagesklinischen Setting
Alternierend im Einzel- und Gruppensetting
Bei stabileren sozialen Verhältnissen und weniger Risiko:
18-monatiges ambulantes Setting
2stündig (Einzel- und Gruppentherapie)
Wie sieht die Therapieplanung der MBT aus?
Wie sieht die Haltung in der MBT aus?
Wie sieht das Interventionsspektrum der MBT aus?
Was sind die allgemeinen Prinzipien der MBT?
einfach und kurz
affektfokussiert
Fokus auf Psyche des Patienten, nicht auf Verhalten
Direkter Bezug zu momentaner Begebenheit
Was sind spezifische mentalisierungsfördernde Techniken?
Unterstützung und Empathie
Empathische Validierung: Affekt und Effekt
Fragende Kommentare zur Explorationsförderung
Mentalisieren verstärken
“Stop, rewind and explore”
“Stop and repair”
Was sind Kontraindikationen der MBT?
Therapie von Sexualstraftätern -> Gefahr der Schulung Vertrauen bei potentiellen Opfern zu erwecken (keine empirischen Daten vorhanden)
Was sind Risiken und Nebenwirkungen der MBT?
Bisher keine empirischen Daten -> zukünftiger Forschungsbedarf
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