Lernziele
- Bedeutung der Epidemiologie für Prävention und Rehabilitation verstehen
- Epidemiologische Kennwerte unterscheiden und anwenden können
- Vor- und Nachteile verschiedener epidemiologischer Studientypen benennen und erklären können
- Epidemiologische Studienplanung vornehmen, beschreiben und erklären können (Transfer) z. B.
Prüfungsfragen: Wie können Sie die Entwicklung von Brustkrebs in der Bevölkerung untersuchen? Wie können Sie eine Intervention prüfen, die den Medienkonsum von Jugendlichen reduziert nach epidemiologischen Methoden? anhand der richtigen Fachbegriffe beschreiben wie sowas aussieht. Mit welchen Effektstärkenmaßen wollen wir rechnen? Was sind Probleme die auftreten können? (→ steht im Prüfungstext Razum)
Berechnung von beschreibenden epidemiologischen Kennwerten
Wofür braucht man als Psychologin die Epidemiologie?
- um mein präventives Handeln an Zielgruppen auszurichten (Verteilung,Entstehung, Verbreitung von Krankheiten, RF wissen wir aus Epidemiologie)
- kompetent um mit epidem. Kennzahlen umzugehen
- Prognosen erstellen, Behandlungspläne ableiten
- welche Beeinflussung der Prognose/Entwicklung durch therapeutische Maßnahmen möglich
- Sterblichkeit, Krankheitslast, Risiko zu Erkanken
- Wirksamkeit von präventiven Maßnahmen
- Entstehung neuer Erkrankungen werden beschrieben, Symptomkomplexe definiert
- wichtig um Interventionen zu planen
- in der psych. Forschung wichtig epidem. Kennwerte zu kennen, um die Relevanz von bestimmten
Forschungsfragen und -gebieten herauszufinden z. B. Adipositas bei 25% wissen wir aus Epidem.
- Prädiktoren einer Erkrankung ableiten und diese für Störungsmodelle nutzen
- Ermittlung von RF
Wie nennt man eine solche Studie?
Berechnen Sie Odds Ratio für das Auftreten eines Karzinoms bei Einnahme östrogenhaltiger Arzneimittel.
Was drückt Odds Ratio annähernd aus? Geben Sie das Effektmaß an und beschreiben Sie in eigenen Worten, was Odds Ratio wiedergibt.
Das 95 %-Konfidenzintervall beträgt [0,79; 11,45]. Was schließen Sie daraus?
Welcher andere Studientyp wäre geeignet, um diese Fragestellung zu untersuchen? Was wäre unter Umständen ein Vorteil dieses Typs?
Welche Methoden würden Sie einsetzen, um strukturgleiche Gruppen zu erhalten?
Fall-Kontroll-Studie
OR = a*d/b*c = 15*10/5*10 = 150/50 = 3
Was drückt Odds Ratio annähernd aus? Geben Sie das Effektmaß an und beschreiben Sie in eigenen Worten, was Odds Ratio wiedergibt. Das Chancenverhältnis der Personen mit und ohne Risikofaktor, eine Erkrankung zu erleiden. In der Gruppe der Frauen, die östrogenhaltige Medikamente eingenommen haben, ist die Chance, ein Uteruskarzinom zu bekommen, dreimal so hoch wie in der anderen Gruppe.
Der Unterschied ist nicht signifikant auf einem Niveau von α=5%.
Kohortenstudie – hier könnte im Längsschnitt die Entstehung des Karzinoms beobachtet und somit kausal in Verbindung mit dem Risikofaktor gebracht werden.
Matching anhand relevanter Kovariaten (z. B. Alter, Bildungsgrad, Gesundheits- und Risikoverhalten wie Rauchen).
Studientyp
Im Jahre 1949 wurde die so genannte Framinghamstudie begonnen mit dem Ziel, Risikofaktoren zu evaluieren, die mit einer koronaren Herzkrankheit (KHK) assoziiert sind. Dazu wurde eine repräsentative Stichprobe von 5.127 Personen aus einer Kleinstadt in der Nähe von Boston ausgewählt. Zu Beginn der Studie litt keine dieser Personen an einer KHK. Die Personen wurden regelmäßig alle 2 Jahre erneut untersucht. Insgesamt dauerte die Studie 30 Jahre. Es konnte nachgewiesen werden, dass das Risiko, eine KHK zu entwickeln, mit erhöhtem Blutdruck, hohem Serumcholesterol, Zigarettenkonsum und Linksherzhypertrophie assoziiert war.
Um welchen Studientyp handelt es sich?
Welche Eigenschaften treffen auf diese Studie zu (Zutreffendes ankreuzen)?
Retrospektiv
Prospektiv
Beobachtend
Experimentell
Longitudinal
Transversal
Analytisch
Deskriptiv
Kohortenstudie
Fragen
- Welchen Zweck erfüllen epidemiologische Kennwerte für Prävention und Rehabilitation?
- Welche epidemiologischen Kennwerte sind Ihnen bekannt?
- Geben Sie ein Anwendungsbeispiel, wie ein epidemiologischer Kennwert für die Präventions- oder
Rehabilitationspraxis genutzt werden kann.
Epidemiologie in Prävention und Rehabilitation
Warum ist Epidemiologie in der Prävention und Reha relevant?
Wo muss eine Balance stattfinden?
- Rahmen der Epidemiologie: für bestimmte Zielgruppen, präventives Handeln, bei Maßnahmenumsetzung,
- immer eine Balance: wir befinden uns zwischen den Anwendern und der Politik
- es gibt ein bestimmtes Problem in der Gesellschaft (Public-Health-Problem) z. B. Adipositias, weitere Forschung über Entstehung und Wirksamkeit von Maßnahmen erforderlich (→ dann Punkt 1.6. im Schaubild)
- dieser Kreislauf ist in der Epidemiologie ganz klassisch
- Entscheiden & Umsetzen häufig in der Politik, Krankenkassen angesiedelt (z. B. wofür wird Geld ausgegeben)
- Weg bis zur Evidenzgenerierung in der Wissenschaft angesiedelt
Was zeichnet Gute epidemiologische Praxis aus?
- es gibt Leitlinien zur guten epidemiologischen Praxis
- diese Punkte unterscheiden sich im Wesentlichen nicht davon, was wir aus guter wissenschaftlicher Praxis aus
anderen Bereichen kennen
- → VL Evidenzbasierung
Im Einklang mit ethischen Prinzipien unter Achtung von Menschenrechten und Menschenwürde
Stellungnahme einer Ethikkommission einholen
Autonomie wahren, unzumutbare Risiken vermeiden (i. d. R. Einholung von informierter Einwilligung/informed
consent)
Einbezug von Vertreter*innen der Population (Citizen Science)
Explizite, operationalisierbare, präzise und spezifische Fragestellungen
Nutzen der Studie: Wissenschaftlich, gesellschaftlich, medizinisch, präventiv, ...
Evidenzbasierte Studienplanung (Primär/Sekundärdaten, Methoden, OMICS etc.)
Detaillierte und verbindliche Studienplanung (vgl. Open Science-Präregistrierung)
Einhaltung geltender Datenschutzvorschriften und informationeller Selbstbestimmung
Begleitende Qualitätssicherung (z. B. Pretests, Pilotierung, Schulung des Personals, Monitoring)
Data Management-Konzept erarbeiten und Einhaltung prüfen (vor Beginn der Erhebung entwickeln!)
Auswertung epidemiologischer Studien (Open Access, Betroffene einbeziehen, Risikokommunikation)
Welches Rahmenmodell ist im Bereich Epidem. sehr weit verbreitet, besonders in Umweltepidemiologie?
Gehen Sie genauer auf dieses ein.
DPSEEA-Rahmenmodell
Corvalán et al., 1996; Kjellstrom & Corvalán, 1995
- Rahmenmodell für die Entwicklung in KH im Umweltkontext
- Modell im Bereich Epidem. sehr weit verbreitet, besonders in Umweltepidemiologie (beschäftigt sich mit Auswirkungen von Umwelteffekten auf GH)
- Modell beschreibt den Ablauf von Äußeren bis hin zu inneren Einflüssen (blau oben nach unten, diese Punkte stehen fest in dem Prozessmodell)
- auf der rechten Seite (grün) Public- Health-Handeln Ansatzpunkte (Beispiele)
- sehr viel spielt sich auf den beiden letzten Ebenen ab (Exposure & Effect)
- Ebenen sind nicht unabhängig voneinander
- an jedem dieser Ebenen kann man mit epidemiologischen Methoden ansetzen und schauen inwieweit man diese
berücksichtigen möchte
Auslöser des Klimawandels sind Veränderungen der Bevölkerungs- und Konsumstrukturen (z. B. global, europäische oder nationale Ebene) also u.a.
- Erhöhung von Verbrauch und Emissionen
- Reduktion von Ressourcen, Förderung von Naturgefahren
- Verstärkte & veränderte Exposition physikalischer Noxen (z. B. Hitze, Lärm)
- Stärkere Immunreaktion und Ausbildung physischer und psychischer Symptomatik
- Erhöhte Morbidität, mögliche Einflüsse auf Mortalität und Wohlbefinden
Wie wurde die Epidemiologie in diesem ZH bisher gesehen? Welches Modell ist nun ein neuer Ansatz?
Bisher: Epidemiologie und Krankheitslehre „im engeren Sinne“
- bisher im Studium eher mit dem engeren Kontext beschäftigt: Exposure → Effect
- z. B. Untersuchung von Ursache- Wirkungs-Zusammenhängen, häufig auf individueller Ebene (z. B. bei
psychischen Störungen)
- Bedarf und Wirksamkeit individuell orientierter Ansätze der Prävention und Therapie
- Integration der Ansätze in ein übergeordnetes Modell (vgl. OneHealth → auch in Greifswald One Health
Zentrum)
One Health-Modell und Umweltgesundheit (epidem. Modell)
- Beschreibung von GH als ganzheitlicher Prozess
- Idee: nicht nur mit menschlicher GH beschäftigen, sondern
immer auch im Kontext Natur & Umwelt GH bedenken
- Beispiele: menschliches Ernährungsverhalten hat einen
Einfluss auf GH und KH → überlegen Was bedeutet Ernährung eigentlich, wenn wir tierische Produkte konsumieren, wie sind diese zusammengesetzt? Wie sieht die Tiergesundheit aus? Ist die GH-Belastung von Tieren dann eine GH-Belastung für den Menschen? Genmanipulation usw., Untersuchung vom Bienensterben, Rolle von Haustieren bei Depressionen usw. → die Idee ist solche Wechselwirkungen mitzudenken
- → Emergenz des Gesundheitssystems beachten (u. a. Wechselwirkungen, Interdependenzen)
- Ausweitung epidemiologischer Methodik notwendig und Fragestellungen auf Umweltepidemiologie (z. B.
Integration von Noxen in Gesundheitssurveys und klinische Assessments) - Entwicklung adäquater Designs, z. B. „Kohortenstudien für Mensch und Tier“
- Integration epidemiologischer Parameter mit naturwissenschaftlichen Datenpunkten
- Adaption von Präventions- und Rehabilitationsansätzen für relevante Kontexte (vgl. settingbasierte Ansätze)
- ganzheitlicher Fokus
Epidemiologische Kennwerte
Welche zwei “Hauptkennwerte” kennen Sie?
Was drücken diese aus und wie werden sie berechnet?
Wie kann die Inzidenz unterteilt werden?
Was drücken diese Werte jeweils aus?
Wie werden Sie berechnet?
Geben Sie auch jeweils ein Bsp.
Fallbeispiel Inzidenzdichte
Berechnung der Inzidenz
Werfen Sie einen Blick auf die folgende Tabelle, die eine 5-Jahres-Studie mit einer Bevölkerungsgruppe von 5 Patienten beschreibt. Wir beobachten diese 5 gesunden Personen über den Studienzeitraum, da wir die Inzidenz der Erkrankung „A“ analysieren möchten
-Was können wir diesbezüglich zu Patient 1 3, 4 und 5 sagen?
- Patient 2 wurde über einen Zeitraum von 5 Jahren beobachtet. Er erkrankte im zweiten Jahr, erholte sich jedoch von der Erkrankung. Wie viele Jahre unter Risiko werden wir in diesem Fall ansetzen? 1 oder 4?
Wir fanden 2 neue Erkrankungsfälle in einer Bevölkerungsgruppe von 5 Personen. Hinsichtlich der Inzidenz lässt sich somit Folgendes sagen:
Wir können die Inzidenz auch auf Grundlage der gesunden Jahre (statt der Gesamtbevölkerung) berechnen. In einem solchen Fall teilen wir die Zahl __________ (______) durch die _________________ (______).
Patient 1 wurde über einen Zeitraum von 3 Jahren beobachtet; nach seiner dritten jährlichen Untersuchung erschien er nicht mehr. Der Grund hierfür ist nicht bekannt. In den ersten 3 Jahren trat die Erkrankung „A“ bei ihm nicht auf, und wir wissen nicht, was danach geschah. Wir behalten ihn mit „3 Personenjahre unter Risiko“ in unseren Aufzeichnungen.
Patient 2: Die Antwort auf diese Frage hängt von der Art der Erkrankung ab. Wir wollen in unserem Beispiel annehmen, dass man im Leben mehrmals an „A“ erkranken kann, daher würden wir in diesem Fall für diesen Patienten „4 Personenjahre unter Risiko“ ansetzen.
- Patient 3 wurde über einen Zeitraum von 5 Jahren beobachtet, er erkrankte in diesem Zeitraum nicht. Diesen Patienten berücksichtigen wir mit „5 Personenjahre unter Risiko“.
- Patient 4 erkrankte im vierten Jahr an „A“. Für diesen Patienten gehen „4 Personenjahre unter Risiko“ in die Berechnung ein, da wir zuvor ausgeführt haben, dass man in diesem Beispiel erneut mit der Erkrankung infiziert werden kann.
- Patient 5 wurde über einen Zeitraum von einem Jahr beobachtet und verstarb (aus unbekannter Ursache). Uns sind keinerlei Details hinsichtlich der Erkrankung „A“ bekannt. Der Gesamtzahl der Personenjahre unter Risiko können wir nur das eine (1) Jahr zuschlagen, in dem das Risiko für den (gesunden) Patienten bestand.
Was lässt sich zur mathematischen Beziehung von Inzidenz und Prävalenz sagen?
Beziehungen: Inzidenz und Prävalenz
Prävalenz= Inzidenz x KHdauer
Abhängigkeitsbeziehung: je höher die Anzahl der Neuerkrankungen (Inzidenz) und je länger die Krankheitsdauer, desto höher die Prävalenz der Erkrankung
Welche Untergruppen von Mortalität kennen Sie?
Wie berechnen sich diese?
Wie berechnen sich Geburten- und Fertilitätsrate?
Altersstandardisierung
Was ermöglicht Altersstandardisierung?
Warum ist sie bzgl. des demographischen Wandels relevant?
- ermöglicht den Vergleich von Bevölkerungen mit unterschiedlicher Altersstruktur, indem verzerrende Alterseinflüsse beseitigt werden.
- Beispiel: Vergleich der Erkrankungshäufigkeiten in der Altersklasse der 70- bis 80-Jährigen im Jahr 1950 (linke Abbildung) bzw. 2050 (rechte Abbildung)
Aufgrund des demographischen Wandels nimmt die Anzahl der 70- bis 80-Jährigen stark zu. Würden in dieser Altersgruppe unverändert 50 % der Personen an einer bestimmten Krankheit erkranken, so würde eine größere Absolutzahl an Erkrankten beobachtet werden. Bezogen auf eine annähernd konstante Gesamtbevölkerung würde sich für 2050 im Vergleich zu 1950 eine höhere Erkrankungsrate ergeben, obwohl in Wirklichkeit keine Veränderung eingetreten ist
Bennenen Sie die Schritte zur Berechnung der Altersstandardisierung.
Altersstandardisierung - Schritte
Berechnung der rohen Mortalitätsraten
Berechnung der altersspezifischen Mortalitätsraten
Wahl einer Standardpopulation
Anwendung der altersspezifischen Mortalitätsraten auf die Standardpopulation
Berechnung der altersstandardisierten Mortalitätsraten
- die Wahl hängt von den betrachteten Populationen, den beabsichtigten Vergleichen und der Verwendung der Ergebnisse ab
- die Auswahl beeinflusst die Ergebnisse und deren Interpretation
- World Health Organization (WHO) und Eurostat bieten internationale Standardpopulationen
- für Vergleiche auf nationaler Ebene können zum Beispiel Daten zur Altersstruktur aus nationalrepräsentativen
Erhebungen genutzt werden (Zensus o. ä.)
Wie können wir Unterschiede in Inzidenzen bewerten?
Epidemiologische Vierfeldertafel
Welche weiteren Kennwerte neben Insidenz und Prävalent kennen Sie?
-Relatives Risiko
-OR
-Attributables Risiko unter den Exponierten
-Populations- attributables Risiko (PAR)
Relatives Risiko:
Was ist das?
Erklären Sie die Berechnung anhand eines Beispiels.
OR:
Attributables Risiko unter den Exponierten:
Populations- attributables Risiko (PAR):
Erklären Sie anhand der Tabelle noch einmal den Unterschied zwischen den 4 Kennwerten.
Was ist ein KI?
- Das Konfidenzintervall ist ein statistisch bestimmtes Maß für die Präzision, mit der eine Studie bestimmte Effekte (z. B. Risiken, Raten, Prävalenzen) geschätzt hat.
- Ein 95 %-Konfidenzintervall zum Beispiel ist ein Bereich, der den theoretischen (unbekannten) Wert des interessierenden Parameters mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 % beinhaltet.
- Berichtlegung epidemiologischer Maßzahlen sollte IMMER unter Angabe des Konfidenzintervalls erfolgen, um eine verlässliche Einschätzung der Gewissheit zu ermöglichen!
- Fiktives Beispiel für Odds Ratio für Rauchen und Lungenkrebs: OR = 3,86 [2,45; 5,94]
Epidemiologische Studienplanung
- Wie können epidemiologische Kennwerte zuverlässig ermittelt werden?
- Beschreiben Sie einen passenden Studienansatz.
Welche wichtigen Bedingungen bei einer Studienplanung sind ausschlaggebend, um ein bestimmtes Design zu wählen?
Welche 7 Studientypen sind besonders für epidemiologische Studien geeignet?
Welche Ziele haben die Zypen dabei jeweils?
Was sind typische Herausforderungen epidemiologischer Studien?
- Zufällige Fehler z. B. nicht verschickte Fragebögen, falsche oder unvollständige Einträge in einzelnen Bereichen - Systematische Fehler (Bias) → Verzerrung der Ergebnisse
- Selektionsbias (Erreichbarkeit der Stichprobe)
- Responsebias (Beteiligung an der Studie)
- Attritionsbias (selektiver Dropout oder Verluste)
- Missklassifikationsbias (Kriterien/Diagnostik nicht ausreichend valide, z. B. Ergebnisse durch Falsch-
Positiv-Rate verzerrt)
- Interviewerbias (z. B. Suggestivfragen durch Erhebende)
- Generalisierungsbias (unzulässige Verallgemeinerung, z. B. auf alle Studierende auf Basis einer
ausgewählten Stichprobe)
- Confounding/Drittvariablen (Einfluss nicht erhobener Faktoren, z. B. Moderatorvariablen, Kovariaten,
etwa körperliche Inaktivität bei einer Studie zum Zusammenhang von Berufsgruppe und Übergewicht; Alter beim Vergleich von strukturell unterschiedlichen Regionen (Herzinfarktrisiko in Stadt und Land))
Was ist der Unterschied zwischen Primär- und Seundärdaten?
Welche Gesundheitssurveys der Bevölkerung in Deutschland kennen Sie?
Gesundheitssurveys der Bevölkerung in Deutschland
- GEDA: Gesundheit in Deutschland aktuell – seit 2002 (aktuelle Welle: 2021) (ab 16 Jahre)
- DEGS: Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland – 2008-2011 (18-79 Jahre; repräsentativ)
- BGS98: Bundes-Gesundheitssurvey – 1997-1999 (18-79 Jahre; repräsentativ)
- KiGGS: Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland – seit 2003 (aktuelle Welle:
2014-2017 (0-17 Jahre; repräsentativ, Begleitung bis ins Erwachsenenalter)
- Spez. Gruppen (Adipositasmonitoring, Corona-Monitoring, 65+ usw.)
- Mental Health Surveillance (im Aufbau) – bislang unterrepräsentierte Bereiche: Kinder und Jugendliche,
Positive Mental Health, Mental Health Promotion and Prevention → bis hier alle vom RKI
- ESS: Epidemiologischer Suchtsurvey – seit 1980 (aktuelle Welle: 2021) (ab 14 Jahre)
- ESPAD: Europäische Schülerstudie zu Alkohol und anderen Drogen – seit 1999 -StadtRaumMonitor: Wie
lebenswert finde ich meine Umgebung? – seit 2020 → IFT München
- StadtRaumMonitor: Wie lebenswert finde ich meine Umgebung? – seit 2020
- BZgA-Surveys: Trenderhebungen zu Drogen, Computer- und Internetnutzung; Repräsentativerhebung zu
sexueller Gesundheit etc. – seit 1973 → BZgA
Gehen Sie näger auf GEDA und den Stadtraummonitor ein.
GEP: Beispiel GEDA
- Studie „Gesundheit in Deutschlang aktuell“ (GEDA) - Regelmäßiges Monitoring von Soziodemografie und Gesundheits ...
- ... zustand - ... determinanten - ... versorgung
- Offen verfügbare Manuale, Ergebnisberichte und Datensätze (Scientific Use Files) - Ausführliche Dokumentation und Kommunikation in leichter Sprache über Instrumente, Ziele, Ergebnisse etc. - „Teilnehmendenportal“ - Darstellung von Studie und Ergebnissen, Bezüge zu anderen Surveys - Expert*innenbeirat zur Qualitätssicherung
- Warum ist das wichtig? Durch die Gesundheitsberichterstattung haben wir ein regelmäßiges Monitoring (GH- Determinanten, GH-Versorgung, GH-Verhalten, Inanspruchnahme usw.), hohe räumliche Auflösung
Umweltepidemiologie hat für Prävention & Reha maßgebliche Rolle.
Warum ist das so?
Umweltepidemiologie: Gesundheit im Raum
- Wandel in der epidemiologischen Forschung („place matters“ oder „spatial turn“) - hat für Prävention & Reha maßgebliche Rolle: Welche Rolle spielt die Lebensumwelt für die Entwicklung/
Veränderung von GH und KH? Gibts auch für Nachhaltigkeit (bzgl. Klimawandel) - nicht mehr so stark Individuen betrachten, sondern zusätzlich raumbezogen
- Stärkere Integration raumbezogener Maße wie z. B. der Deprivation in die Modellbildung
3 zentrale Erklärungsansätze
Komposition: Räumliche Unterschiede der Bevölkerung sind für Erkrankungshäufung verantwortlich
- z. B. es gibt bestimmte Stadtgebiete wo Personen mit einer höheren Risikobelastung leben, deshalb dort auch häufiger Erkrankungen + wirkt sich auch auf das Sozialgefüge aus
Kontext: Raumspezifische Umweltgestaltung (z. B. Grünflächen) beeinflusst die Gesundheit der Bevölkerung - z. B. Grünflächen, große Bauten und nur mit Metall wirkt sich negativ auf GH aus, ähnlich mit frischer
Luft und Lärmbelastung
Gemeinschaft/Kollektiv: Soziokulturelle Eigenschaften des Raumes (z. B. Traditionen) beeinflussen
Gesundheit - z. B. Traditionen oder der Umgang miteinander, Quartiersarbeit, soziokulturelle Zentren - dadurch kann Zusammenhalt gefördert werden oder politische Einstellungen geformt usw.. - umgekehrter Fall: Milieubildung z. B. Studentenheim, erhöhter Alkoholkonsum
Modellierung
Analyse der Varianz von Regionen in aggregierten Daten (z. B. Stadtviertel, Wohnblocks etc.)
Analyse von „Kontexteffekten“ (z. B. Nachbarschaften) auf Individualdaten im Mehrebenenmodell
Kombination von „Kontexteffekten“ und Analyse der Varianz, sofern die Daten es erlauben, Angabe auf
verschiedenen Ebenen zu aggregieren (z. B. Nachbarschaften, Stadtviertel)
Exkurs: Mehrebenenanalyse
- Annahme: Personen einer Nachbarschaft oder eines Stadtviertels sind sich ähnlicher als Personen verschiedener Nachbarschaften und Stadtviertel (Personen sind nicht losgelöst voneinander)
- z. B. wird Sicherheitserleben oder Wohlbefinden in Vierteln mit hoher Kriminalitätsrate geringer ausfallen als in Vierteln mit geringer Kriminalitätsrate
- wir haben größere übergeordnete Einheiten die wir betrachten z. B. Strukturbedingungen einer Klinik bei einer Multi-Center Studie
- Statistisch ausgedrückt: Die Varianz innerhalb einer Gruppe ist geringer als die Varianz zwischen den Gruppen ODER Die Varianz zwischen den Gruppen ist größer als die Varianz innerhalb der Gruppe (Annahmen zur Homogenität) - PROBLEM: Bei klassischer Auswertung entstehen verzerrte Effekte: Wird Wohlbefinden als Outcome global analysiert, werden diese Unterschiede negligiert
- Die Mehrebenenanalyse berücksichtigt mehrere Ebenen der Datenstruktur.
- In klassischen RCTs werden individuelle Personendaten analysiert – bei kontextsensitiven Analysen setzen z. B.
Mehrebenenmodelle an: Welche Bedeutung hat die Varianz ... - ... innerhalb eines Stadtviertels? - ... innerhalb eines Wohnblocks oder einer Nachbarschaft? - ... innerhalb eines Messzeitpunkts (bei wiederholten Messungen)?
- Beispiel PTF: mehrere Messzeitpunkte einer Person in Psychotherapie, durch MEA kann man dann die Personeneffekte von den Zeiteffekten trennen
- Die Beobachtungen sind „geschachtelt“ (engl. nested). Auf diese Weise ergibt sich eine hierarchische Datenstruktur – die Modelle werden daher auch hierarchisch-lineare Modelle genannt (HLM):
weiter Umweltepidemiologie: Gesundheit im Raum
- Nutzung von umweltepidemiologischen Erkenntnissen zur Gestaltung von Prävention und Gesundheitsförderung in der Städte- und Bauplanung
Problemwahrnehmung und -definition z. B. anhand gemeindebasierter Evidenz, Akkumulation von Risikofaktoren wie hohe Bevölkerungsdichte, Lärmbelastung, Sozialstatus und medizinischer Indikatoren
Strategieentwicklung und Bewertung ihrer möglichen Auswirkungen z. B. auf Basis bestehender Theorien zur Mensch-Umwelt-Interaktion, empirischer Evidenz von Maßnahmen, für Alltags-Transfer-Fragestellung wichtig
Umsetzung von Maßnahmen z. B. Qualitätskontrolle und Prozessevaluation bei der Entwicklung eines Bewegungskonzepts („bewegte Nachbarschaft“)
Evaluation z. B. Reduktion gesundheitlicher Ungleichheit, Erfassung von iatrogenen Effekten, können nochmal auf einer anderen Ebene dargestellt werden als nur auf der individuellen (d. h. durch Interventionen entstehende oder verschärfte Ungleichheiten)
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