Was ist das Delta-Notch-System?
-> Signalweg, der die Zell-Zell-Kommunikation benachbarter Zellen durch die Interaktion zwischen dem Notch-Rezeptor auf der Oberfläche einer Zelle und dessen membranständigen Liganden "Delta" auf der Oberfläche der anderen Zelle ermöglicht
sehr ursprĂĽnglicher Signalweg, stark konserviert bei allen Metazoen (= mehrzellige Lebewesen)
Notch-Signalweg ist bei der Entwicklung der meisten Gewebe im tierischen Embryo beteiligt
-> gut untersucht im Nervensystem
Delta-Notch-Interaktionen vermitteln laterale Inhibition
-> damit Integration mit umliegenden Zellen und Musterbildung möglich
Ablauf:
Rezeptor “notch“, Transmembranprotein mit großer extrazellulärer Domäne, bindet Ligand “Delta“ auf der Oberfläche einer anderen Zelle
nach Bindung wird “notch“ proteolytisch geschnitten
-> kann dann in den Zellkern diffundieren
-> dort Komplex mit weiteren Regulatorproteinen
-> reguliert Expression von Notch-Response-Genen
Woher wissen Zellen im ZNS, wie sie sich entwickeln sollen?
molekulare Faktoren lösen sukzessive “binäre“ Entscheidungen aus
viele Faktoren müssen koordiniert zusammen wirken, um die “korrekte“ Entwicklung von neuronalen Verschaltungen zu gewährleisten (viele dieser Faktoren sind inzwischen bekannt)
Regeln der Differenzierung:
groĂźe Zellen (Projektionsneurone) zuerst
motorische vor sensorischen Zellen
Interneurone - die kleineren Zellen - zuletzt
Gliazellen entstehen meist nach Nervenzellen
Timing der Genexpression ist wichtig
nicht alle Verbindungen werden “richtig“ angelegt; meist wird später reduziert und revidiert (“pruning“ von Verbindungen)
einzelne Gene codieren fĂĽr Gruppen von NZ, Gradienten, ein grobes Programm fĂĽr Zellverbindungen
Aus welchem Keimblatt entsteht das ZNS?
Aus dem Mesoderm
Wie wird die Polarität im Wirbeltier-Embryo festgelegt?
Positionsbestimmung entlang der antero- posterioren und dorso-ventralen Achse durch zwei koordinierte, aber teilweise unabhängige Mechanismen:
Entwicklungspotenzial einer Zelle ist durch ihren Entstehungsort und damit der Lage im “Koordinatensystem” definiert
wichtige Faktoren BMP’s (bone morphogenetic proteins)
-> werden im ventralen Bereich des Embryos produziert und diffundieren durch den Embryo
Wirkung der BMPs kann durch Antagonisten (z.B. Chordin und Noggin) neutralisiert werden
-> werden durch spezifische Zellgruppen oder Organisationszentren produziert
-> fĂĽhren zur Bildung von Gradienten -> Koordinatensystem
der Spemann’sche Organisator führt erst zur Gastrulation an einer Stelle im Keim und kontrolliert damit in Folge auch den Ort der Kopfinduktion bei Amphibien
Beschreibe den Prozess der Neurulation
+ Von welcher Struktur wird dieser Prozess initiiert?
+ Was hinterlässt dieser Prozess im adulten Gehirn?
Bildung von Neuralfalten am Rande der Neuralplatte
anschlieĂźendes Zusammenrollen der Neuralplatte zum Neuralrohr
Initiierende Struktur: Notochord
Hinterlassen im adeltest Gehirn: Gehirnventrikel
In welche 4 Grundbereiche differenziert sich das Mesoderm, und was ist die jeweilige Funktion?
laterales Mesoderm:
bildet die Membranen, die die Körperhöhlen und die darin liegenden Organe umkleiden (Haupt- Coelom-Räume beim Wirbeltier)
intermediäres Mesoderm:
bildet Nieren, Gonaden
Chorda-Mesoderm:
Notochord (=Chorda dorsalis)
paraxiales Mesoderm:
bildet erst Pakete (=Somite), aus denen dann Knochen, Muskeln, Subcutis und Endothel-Zellen enstehen; liegt neben dem Neuralrohr
Wie wird die Aktivierung von Genen entlang des sich bildenden Zentralnervensystems gesteuert?
Hox-Gene (“Homöotische Gene“) codieren Transkriptionsfaktoren und steuern damit andere, funktionell zusammenhängende Gene in der Morphogenese
sie besitzen eine Homöobox (ca. 180 Basenpaare)
sie stellen sicher, dass die von ihnen kontrollierten Gene nur in bestimmten Segmenten aktiv werden
sie liegen in einer Reihung vor, die entlang der Körperachse von vorne nach hinten exprimiert wird
Wie werden die Zellen der Neuralleiste zu ihren Positionen geleitet?
Zellen der Neuralleiste wandern:
unter das Ektoderm -> Pigmentzellen der Haut
tiefer an der Chorda vorbei -> alle anderen
wandern auf bestimmten "Wegen" im Bindegewebe
Orientierung an Hand extrazellulärer Matrix (z.B. von Fibronektin) des Migrationssubstrats
(fördernde und abstoßende Moleküle)
keine einfachen chemischen Gradienten Wege
Wie bilden sich die Schichten im Cortex während der Entwicklung?
-> Neuralrohr wird später zum Cortex
-> “Inside-Out“ Prinzip: Neurone der tieferen Schichten werden zuerst gebildet, gefolgt von denen der höheren Schichten
Neuralrohr ist zuerst ein einfaches verdicktes Epithel
-> Gliazellen des Neuralrohrs bilden ein GerĂĽst (Astroglia bis 2 cm lang)
unreife Neurone wandern entlang der Radialglia
-> später entstehende Zellen wandern am weitesten
Die ersten migrierenden Zellen sind Cajal-Retzius Zellen
-> sitzen ganz auĂźen am Cortex und produzieren Reelin -> wird in die Matrix eingebaut
-> Neurone, die ihre Migration fast beendet haben, detektieren Reelin mit der Spitze des Fortsatzes (VLDL-Rezeptor)
-> Reelin: Stopp-Signal -> Neurone reagieren mit Beendigung der Migration, stoppen und lösen sich von der Gliazelle ab
-> Reaktion der Zielzellen auf Reelin wird u.a. durch das mdab1-Gen vermittelt -> Reelin führt in den Zielneuronen zu einer Kinase-Kaskade, bei der mdab1 relevant ist
Ein frĂĽhes Dogma der Gehirnentwicklung war, dass Nervenzellen im erwachsenen Organismus nicht mehr neugebildet werden.
Gilt dieses Dogma noch? Wie könnte man das Gegenteil experimentell belegen?
Nein, das Dogma gilt nicht mehr
möglicher Nachweis:
durch Anfärben des Gehirns mit BrdU (Bromdesoxyuracil)
Farbstoff wird in sich teilenden (mitotisch aktive) Zellen eingebaut und kann über Antikörper nachgewiesen werden
-> dabei wurden auch Nervenzellen angefärbt
-> Zellneubildung und Gedächtnisbildung
Bei der Entwicklung des Wirbeltierembryos entstehen beiderseits des Neuralrohrs die sog. Somiten aus dem paraxialen Mesoderm.
Welche Strukturen des Körpers entwickeln sich allgemein aus diesen Somiten?
Somiten sind kurzlebig und zeigen schon frĂĽh eine Polarisierung in Bereiche, die Haut, Muskeln und Knochen bilden
medioventrale Bereiche des Somiten bilden die Sklerotome (-> Achsenskelett)
dorsolateralen Anteile der Somitenwand bezeichnet man nun als Dermatomyotome
-> im weiteren Verlauf Differenzierung in Myotome (-> Muskeln) und Dermatome (-> Subcutis)
Welche Zellen entstehen aus Neuralleistenzellen, also Neuralleistenderivate?
Teile des Kopfmesoderms (Kopfknorpel und Visceralskelett)
Ganglien des sympatischen und parasympatischen Nervensystems
Pigmentzellen (z.B. in der Epidermis)
Ganglien der sensorischen Hirnnerven
die dorsale Wurzel des RĂĽckenmarks
Zellen des Nebennierenmarks
Wie migrieren die ersten Zellen während der embryonalen Cortexbildung?
Wie bewegen sich die Zellen später zu ihrem Zielort, wenn der Cortex bereits dicker ist?
Die Zellen werden durch ein MolekĂĽl an ihrem Zielort im Cortex geleitet. Welches MolekĂĽl ist das, und von welchen Zellen wird es hergestellt?
FrĂĽh: somale Translokation -> die Zellen senden einen Fortsatz aus, an dem das Soma nachgezogen wird (kurze Wege)
Spät: Glia-geleitet -> Wanderung entlang der Radialglia (wenn die Wanderstrecken länger sind)
MolekĂĽl: Reelin
produziert: von Cajal-Retzius-Zellen
Welches Molekül sekretieren die Cajal-Retzius-Zellen? Zu welcher Familie gehört dieses Molekül?
Auf welche Zielzellen wirkt es? Und was bewirkt es?
Familie: Glykoprotein
Wirkung auf: wandernde Neurone (später migrierende Zellen) in Corticogenese
Wirkung als: Stopp-Signal -> Ablösung der Zellen von den Gliazellen
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