Personalmarketing – wirkt nach außen und innen
Überblick: Demografischer Wandel und Fachkräftemangel als Rahmenbedingungen
Geringe Reproduktionsrate und steigende Lebenserwartung führen zu massiven Veränderungen in der Altersstruktur der Gesellschaft
Vielfältige Auswirkungen auf Unternehmen
Kundenstruktur verändert sich
In einigen Branchen: Schwierigkeiten bei der Stellenbesetzung & Suche nach Auszubildenden
Beschäftigung bis zur Rente häufiger notwendig
Personalmarketing als personalwirtschaftliche Reaktion
externes Personalmarketing: Unternehmen attraktiv für Bewerber/innen und Auszubildende machen
Internes Personalmarketing: demographieorientierte Personalpolitik zur Bindung von Mitarbeiter/innen und zum Erhalt ihrer Leistungsfähigkeit
Personalmarketing – demographischer Wandel
Demografischer Wandel - Ursachen
Geringe Reproduktionsraten nicht nur in Deutschland
Steigende Lebenserwartung
Demografischer Wandel – Auswirkungen
Absolute Bevölkerungszahl sinkt (Flüchtlingsbewegungen nicht berücksichtigt)
Anzahl und Anteil der Personen im erwerbsfähigen und Ausbildungs-Alter sinkt
Anzahl und Anteil der Rentner steigt
Hinzu kommen regionale Unterschiede:
Stärkerer Anstieg des Anteils Älterer auf dem Land und in den östlichen Bundesländern
Geringerer Veränderungen in Großstädten und ihrem Speckgürtel
Demografischer Wandel – Fachkräftemangel
Den pauschalen flächendeckenden Fachkräftemangel gibt es nicht!
Einflussfaktoren:
regionale Bevölkerungsentwicklung
Entwicklung der regionalen Arbeitskräftenachfrage
Pendlerverhalten
berufliche Flexibilität der Arbeitnehmer
räumliche Mobilität der Arbeitnehmer
Prognosen nur regional und für bestimmte Berufsfelder möglich
Ein Ansatz: Das Projekt QuBe – Qualifikation und Beruf in der Zukunft: www.qube-projekt.de/
Durchführung: Bundesinstitut für Berufsbildung und Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung und weitere Partner
Ziel: Langfristige Prognose von Arbeitskräftebedarf und –angebot nach Regionen und Qualifikationen
Fachkräftemangel - Handlungskonsequenzen
Zunahme der Qualifizierungsanstrengungen von Unternehmen
Fort- und Weiterbildung bereits vorhandener Arbeitskräfte sind die am meisten angewandten Strategien, dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken
Vermehrt auch Qualifizierungsmaßnahmen für frisch eingestellte Mitarbeiter/innen
Bereits bei Auszubildenden: betriebliche Schulungen zur Erreichung der Ausbildungsfähigkeit
Erschließung ‚neuer‘ Arbeitskraftpotenziale
Vermehrte Ausnutzung des Potenzials älterer Arbeitsnehmer/innen
Stärkere Bemühungen um die Integration von Arbeitskräften während und nach der Elternzeit (insbesondere Frauen)
Vermehrter Einsatz von qualifizierten Arbeitskräften mit Migrationshintergrund
Externes Personalmarketing
Mehr als nur Stellenanzeigen!
Grundgedanke: Den potenziellen Mitarbeiter als Kunden ansehen, der umworben werden muss und dem der Arbeitsplatz attraktiv erscheinen soll. (Scholz 2000, 419)
Ansätze:
Ggf. Imagewerbung für den Beruf (falls schlecht angesehen)
Zielgruppenorientierte Imagewerbung für den Arbeitgeber (auch ohne konkreten Stellenbezug)
Zielgruppenorientierte Ansprache potenzieller Bewerber/innen
Zielgruppenorientierte Gestaltung der Arbeit und Arbeitsplätze (auch im Rahmen der demographieorientierten Personalpolitik wichtig)
Externes Personalmarketing - Maßnahmen
Bekanntheit und Image des Unternehmens stärken:
Präsenz auf Messen, Blogs, Chats, Onlinespiele und Podcasts auf der Firmenwebsite, um ein positives Image vermitteln
Artikel oder Anzeigen in Fachzeitschriften
Bewerberevents
Anbieten einer Interessanten Ausbildung, Studium, Trainee
Zusammenarbeit mit Hochschulen
Langfristiger Aufbau von Talent-Pools: Vergabe von Praktika & Abschlussarbeiten
Hochschulrecruiting
Bewerber/innen auf unterschiedlichen Kanälen ansprechen
Stellenanzeigen (Print oder Online, eigene Website oder Jobbörse)
Ggf. Personaldienstleister/Headhunter
Zunehmende Bedeutung von sozialen Netzwerken und Web 2.0 und
Attraktive Gestaltung des Arbeitsplatzes
Marktübliche Vergütung + X (Incentives, Boni, Zusatzleistungen)
Arbeitszeiten und ggf. Arbeitsort flexibilisieren
Im Personalmarketing: Ethik als Business Case?
Ethisches und soziales Engagement hat positive Auswirkungen auf die finanzielle Leistungsstärke von Unternehmen (Kaiser, S./Kozica, A. 2011)
Ethisch arbeitende Unternehmen sind attraktiv für neue Arbeitnehmer (und allgemein für Kunden)
Commitment und Identifikation mit dem Arbeitgeber entstehen eher bei ethisch korrekt agierenden Unternehmen
Wichtige Voraussetzung: Ethisches Engagement ist nachhaltig und stimmig
Ethisches Verhalten als reine Marketingmaßnahme oft nicht glaubwürdig
Nachvollziehbares ethisches Handeln basiert auf durchdachten ethischen Werten ⇒ Anforderung für HR-Manager
Ökonomische Wirksamkeit ethischen Handelns, wenn es nicht nur auf kurzfristigen ökonomischen Überlegungen basiert
Social Media im externen Personalmarketing
Recruiting ist das dominierende Einsatzgebiet von Social Media im HRM
Ggf. noch ergänzt um Employer Branding
Social Media im externen Personalmarketing -Effektivität 1
Effektivität von Social Media unklar – einerseits:
Circa 50 % der Unternehmen nutzen soziale Netzwerke zur Personalbeschaffung
Knapp ein Drittel der Neueinstellungen wird über Netzwerke realisiert
Nutzung dieses Beschaffungsweges besonders verbreitet:
in kleineren Betrieben
weniger als 10 Beschäftigte: über 50 % der Betriebe
mehr als 200 Beschäftigte: 31 % der Betriebe
in bestimmten Branchen: Landwirtschaft/Fischerei, Bau und Handel
jeweils mehr als 50% der Betriebe
Dagegen Dienstleistungsgewerbe: 45% der Betriebe
für schwer zu besetzende Stellen:
schwierige Arbeitsbedingungen
hohe Qualifikationsanforderungen
Social Media im externen Personalmarketing -Effektivität 2
Effektivität von Social Media unklar – andererseits:
8 % der Unternehmen sehen großen Erfolg des Social Media Einsatzes
44 % können keinen Erfolg messen (Petry et al. 2014, 45)
Beispiel Employer Branding (ebd., 46)
58 % der Kandidaten fallen Social Media-Aktivitäten der Unternehmen auf
65 % davon können sich an ein spezielles Unternehmen erinnern
70 % davon finden dieses Unternehmen jetzt als Arbeitgeber attraktiver
⇒ Gerade bei 26 % der Kandidaten wirkt Employer Branding
Geringere Nutzung von Social Media für Arbeitsplatzfragen durch Studierende als durch Fach- und Führungskräfte (ebd.).
Internes Personalmarketing – demographieorientierte Personalpolitik
Ziele eines demographieorienterten Personalmanagements:
Eine sinnvolle Altersmischung in der Belegschaft anstreben
Zu große Homogenität führt zu absehbaren Engpässen bei der Personalbeschaffung
Erste Maßnahme: Alterstrukturanalysen – z.B. Demografiescout des iap
Angepasste Einstellungspolitik: „Der Jugendwahn am Arbeitsmarkt […] ist vorbei“ (Berthel/Becker 2013, 734)
Mitarbeiterbindung sowie Leistungsfähigkeit und Leistungswillen erhalten
Attraktive und altersgerechte Gestaltung von Arbeitsbedingungen und Arbeitsinhalten
Ein einflussreiches Konzept in diesem Kontext: Das Haus der Arbeitsfähigkeit (Ilmarinen/Tempel 2002)
Altersbedingte Veränderungen der Arbeitsfähigkeit
Abbauprozesse
Konsequenzen für Arbeitsgestaltung
Muskelkraft und Beweglichkeit von Muskeln und Gelenken reduziert
Kraftzehrende Tätigkeiten, langes Stehen, Über-Kopf- und Drehbewegungen vermeiden
Reduzierte Wahrnehmungsfähigkeit und Reaktionsgeschwindigkeit
Ausreichende Beleuchtung der Arbeitsstelle, Dämpfung von Umgebungsgeräuschen, Vorhersehbarkeit erhöhen
Geringere Erholungsdefizit-Toleranz
Ausreichend Pausen ermöglichen
Stabile Prozesse
Intelligenzleistung stabil (leichteres Lernen bei Anschlussfähigkeit an Bekanntes)
Sinnbezug der Lerninhalte herstellen; selbstbestimmtes Lernen ermöglichen; Auffrischen von Lerntechniken
Zunehmende Prozesse, Zuwachs
Lebens- und Arbeitserfahrung, implizites Wissen
Komplexe Aufgaben übertragen, die Erfahrung und implizites Wissen verlangen und die Weitergabe erlauben
Empathie und Rücksichtnahme
Aufgaben übertragen, die hohe soziale Kompetenz verlangen
Bereitschaft Verantwortung zu übernehmen, Selbstbewusstsein
Handlungsspielräume und Selbstbestimmtheit erhöhen
Wege interner und externer Beschaffung
Bei der Auswahl der Personalbeschaffungswege ist zwischen internem und externem Vorgehen abzuwägen
Interne Beschaffung
Externe Beschaffung
Innerbetriebliche Ausschreibung
Stellenanzeige
Personalentwicklung
Internet
Versetzung
Hochschulmarketing
Personalberater
Personalleasing
Agentur für Arbeit
Vor- und Nachteile des internen und externen Arbeitsmarkts
Vorteile:
internen Arbeitsmarkt
externen Arbeitsmarkt
geringeres Auswahlrisiko, weil die Bewerber bekannt sind
externe Bewerber bringen neue Ideen ein, verringern Betriebsblindheit
Zeitaufwand für die Durchführung der Beschaffung ist gering
geringe Fortbildungskosten, wenn Bewerber gefunden werden können, die genau die benötigten Fähigkeiten besitzen
Kosten für die Einarbeitung sind gering weil der Bewerber das Unternehme, ggf. sogar den Arbeitsplatz kennt
Informationen über das Verhalten anderer Unternehmen können gewonnen werden
den gegenwärtigen Mitarbeitern wird signalisiert, dass sie einen sicheren Arbeitsplatz haben und im Unternehmen Karriere machen können
aktuellen Mitarbeitern wird signalisiert, dass sie sich externer Konkurrenz stellen müssen; Folge: Steigerung der Motivation zu Weiterbildung
betriebliches Entgeltniveau kann gehalten werden, externe Bewerber fordern und erhalten ggf. ein höheres Marktgehalt
extern beschaffte Kräfte werden z.T. eher anerkannt
Nachteile:
internen Arbeitsmark
weniger Auswahlmöglichkeiten
ggf. Enttäuschung bei nicht berücksichtigten internen Bewerbern mit negativen Auswirkungen auf das Betriebsklima
ggf. höhere Fortbildungskosten, falls Bewerber mit passenden Fähigkeitsprofil nicht verfügbar
höheres Auswahlrisiko
ggf. größere Enttäuschung bei nicht berücksichtigten internen Bewerbern als bei externer Beschaffung
höhere Beschaffungs- und Auswahlkosten
ggf. entsteht der Eindruck einer‚ Beförderungsautomatik, die die Leistungsbereitschaft reduziert
höhere Kosten der Einarbeitung wegen fehlender Kenntnis des Betriebes und des Arbeitsplatzes
ggf. werden ‚faule Kompromisse‘ eingegangen, um verdiente Mitarbeiter nicht zu enttäuschen
Risiko, dass der Bewerber das Unternehmen wieder verlässt, wenn seine Erwartungen nicht erfüllt werden.
Personalmarketing – Zusammenarbeit mit Hochschulen
Hochschulmarketing ist die Kooperation mit Ausbildungsinstitutionen, wodurch frühzeitig Studierende durch (in)direkte Anwerbung an Hochschulen als potentielle MA gezielt angesprochen werden
Institutionell ausgerichtete Maßnahmen
Individuell ausgerichtete Maßnahmen
Kooperation im Lehrplan
Praktika
Lehraufträge, Fachvorträge
Stipendien
Bewerbertraining
Sommerakademie
Weitere Formen der Personalbeschaffung
Personalleasing (Leiharbeit)
Wachsende Bedeutung auf dem Arbeitsmarkt
Anzahl der Leiharbeitnehmer Dez. 1996: 146.000 – Dez. 2018: 924.000
Alle Qualifikationen vertreten: 45 % sind Fachkräfte oder mehr; 10 % haben einen akademischen Abschluss (Durchschnitt 2018)
Signifikant niedrigere Entlohnung (2018): Median der Bruttoarbeitsentgelte insgesamt: 3.304 €, bei Zeitarbeit: 1.928 €
Werkverträge
Relativ neue Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt – Reaktion auf Tarifverträge für die Zeitarbeitsbranche, gesetzliche Gleichbehandlungspflicht & Mindestlohn
Statt Personal anzustellen, werden Werkverträge mit (ausländischen) Unternehmen oder Einzelpersonen geschlossen
Massiv in öffentlicher Kritik
Personalleasing – die Beziehungen zwischen den Akteuren
Personalleasing ist ein Leiharbeitsverhältnis und wird durch das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz geregelt
Werkverträge statt Arbeitsverträge – das Modell
Zentrallager eines Möbelhauses – Abladen von Containern
Werkvertrag zwischen Möbelhaus und deutschem Unternehmen über Abladen von Containern nach 22 Uhr
Weiterer Werkvertrag zwischen dem deutschen Unternehmen und einem litauischen Unternehmen über dieses Gewerk
Litauisches Unternehmen beschäftigt AN mit Arbeitsvertrag nach litauischen Recht
Möbelhaus spart Lohnkosten (insb. Zuschläge) und Sozialversicherungsabgaben
Unterschiede Arbeitsvertrag – Leiharbeit – Werkvertrag
Arbeitnehmer mit Werkverträgen – Vor- und Nachteile für den AG
Mögliche Vorteile
Mögliche Nachteile
Kostenersparnis auch ggü. Leiharbeit, da kein „equal pay“
Gefahr des Abflusses von Know How
Verlagerung des wirtschaftlichen Risikos auf den Werkvertragsnehmer
Verlust der Kontrolle über eigene Geschäftstätigkeiten
Verminderte Mitbestimmung
Vertrauensverluste in der eigenen Belegschaft
Umgehung der Regulierungen zur Leiharbeit
Steigende Abhängigkeit von Fremdfirmen
Erhöhung der Flexibilität
Erhöhte Kontroll- und Transaktionskosten durch die Aktivität von Fremdfirmen, teils auf eigenem Gelände
Ebenen im Haus der Arbeitsfähigkeit
Arbeitsfähigkeit
Arbeit
Attraktive und altersangemessene Gestaltung von Arbeit und Arbeitsumgebung / alterssensitive Führung
Werte, Motivation, Einstellungen
Anerkennung der spezifischen Fähigkeiten & Kompetenzen aller Mitarbeiter/innen / Gelebte Kultur der Diversity
Kentnisse und Kompetenzen
Personalentwicklung auch für Ältere Mitarbeiter/innen und Nutzung ihrer spezifischen Kompetenzen
Gesundheit
Erhaltung der Gesundheit und Leistungsfähigkeit durch angepasste Arbeitsplätze & Gesundheitsmanagement
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