Personalauswahl – Bewerbungsbearbeitung
Bewerbungseingang
Eingangsbestätigung
Durchführung einer Vorauswahl
Evtl. Sichtung durch den Fachbereich
Evtl. Zwischenbescheid
Einladung / Absage
Abzuwägen sind Kosten- und Prozessverbesserungen durch die Einführung eines elektronischen Bewerbermanagementsystems
Personalauswahl – Analyse Bewerbungsunterlagen
Lebenslauf
Zeugnisse
Alter
Fächerkombination
Personalfragebogen
Referenzen
Lichtbild
Berufserfahrung
Geschlecht
Gesamteindruck der Unterlagen
Personalauswahl – Klassische „Dos“ and „Don‘ts"
Die richtige Reihenfolge in der Bewerbungsmappe zählt
Anschreiben
Die „Dritte Seite“ (optional)
Referenzen (optional)
Arbeitsproben (berufsabhängig erforderlich)
Personalauswahl – Zeugnisse
Im Zuge der Vorauswahl spielen Arbeitszeugnisse in Deutschland nach wie vor eine große Rolle
Zeugnisse sind wohlwollend und wahr zu formulieren (Holtbrügge 2010, 114), so dass die Feinheiten zu prüfen sind.
Typische Elemente von Arbeitszeugnissen und ihre Reihenfolge (Holtbrügge 2010, 115:
Überschrift Zeugnis oder Arbeitszeugnis
Name, Vorname, Geburtsdatum und ggf. Anschrift des Arbeitnehmers
Dauer der Unternehmenszugehörigkeit mit Angaben über Versetzungen oder Beförderungen
Funktionsbezeichnungen und Beschreibungen de Tätigkeit(en)
Beurteilung von Fachwissen, Leistungen, besonderen Erfolgen, Einsatzbereitschaft und Weiterbildungsaktivitäten
Beurteilung des Verhaltens zu Vorgesetzten und Kollegen
Gesamtbeurteilung (Zufriedenheitsformel)
Schlussabsatz (Dank, Bedauern des Ausscheidens, Wünsche für die Zukunft)
Datum und Unterschrift einer für verbindliche Erklärungen des Arbeitsgebers zuständigen Person
Personalauswahl – Zeugnisformulierungen
Sehr gute Leistung
Stets zu unserer vollsten Zufriedenheit
In jeder Hinsicht bestens erfüllt
Wir waren außerordentlich zufrieden
Stets und in jeder Hinsicht unsere volle Anerkennung gefunden
Gute Leistung
Stets zu unserer vollen Zufriedenheit
Leistungen waren gut
Hat in bester Weise entsprochen
Zu unserer vollsten Zufriedenheit
Mangelhafte Leistung
Im großen und ganzen zu unserer Zufriedenheit
Befriedigende Leistung
Zu unserer vollen Zufriedenheit
Leistungen waren jederzeit zu unserer Zufriedenheit
Wir waren zufrieden
Zur vollen Zufriedenheit
Ausreichende Leistung
Hat sich mit großem Eifer an die Aufgaben herangemacht und war erfolgreich
War immer mit Interesse bei der Sache
Hat sich stets bemüht
Alle Arbeiten erledigte sie/er mit großem Fleiß und Interesse
Noch schlechter als mangelhaft
Hat sich bemüht, die Aufgaben zu unserer Zufriedenheit zu erledigen
Personalauswahl – Verhalten und Leistung (1)
Arbeitseinsatz/Arbeitsbereitschaft
Selbständigkeit, z.B. … zeichnete sich durch ein hohes Maß an Selbständigkeit aus.
Initiative/Aktivität, z.B. … erwies sich als einsatzbereiter MA, der konstruktive Vorschläge unterbereitete, diese erfolgreich einsetzte und entscheiden zu Problemlösungen beitrug
Belastbarkeit, z.B. … war ein ausdauernder und belastbarer MA, der auch bei andauernden Arbeitsspitzen alle Aufgaben gut erledigte
Aufgeschlossenheit, z.B. … in jeder Situation kam ihm seine schnelle Auffassungsgabe und Beweglichkeit zugute. Er war neuen Aufgaben gegenüber immer aufgeschlossen.
Personalauswahl – Verhalten und Leistung (2)
Verhalten
Auftreten, z.B. ist selbstischer, sehr höflich, ihr Benehmen und ihre Haltung sind hervorragend
Verhalten/Zusammenarbeit, z.B. … ist von natürlicher Freundlichkeit und Offenheit und hat deshalb sofort ein vertrauensvolles Zusammenarbeitsverhältnis zu ihren Vorgesetzten sowie allen MA gefunden
Führungsverhalten, z.B. … galt als hervorragende Vorgesetzte, da sie es ausgezeichnet verstand, MA zu fördern, umfassend zu informieren, Aufgaben und Verantwortung optimal zu delegieren.
Personalauswahl – Anonymisierte Bewerbungsverfahren
Pilotprojekt der Antidiskriminierungsstelle des Bundes
Laufzeit: November 2010 bis Oktober 2011
Bewerbungsschreiben werden ohne Foto und ohne Angaben zu folgenden Merkmalen abgegeben: Name, Geschlecht, Nationalität/Geburtsort, Behinderung, Geburtsdatum/Alter, Familienstand
Beteiligung: 12 Unternehmen aus Privatwirtschaft und öffentlicher Wirtschaft (Deutsche Telekom bis Stadtverwaltung Celle)
Zielgruppen: Nachwuchs-, Fach- und Führungskräfte
Ergebnis:
8550 Bewerbungen führten zu 246 Arbeitsplatzangeboten
Positive Rückmeldungen von Personalverantwortlichen
Geteiltes Echo bei Bewerber/innen – Einschätzung der Chancen zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden:
41%: Chancen größer bei anonymisiertem Verfahren
26%: Chancen größer bei herkömmlichen Verfahren
33%: Chancen bei beiden Verfahren gleich hoch
Personalauswahl – Persönliche Bewerberauswahl
Vorstellungsgespräch
Testverfahren
Assessment-Center
Personalauswahl – Vorstellungsgespräch
Häufigstes Auswahlinstrument
Funktionen (Berthel/Becker 2013, 359):
Erlangung eines persönlichen Eindrucks vom Bewerber
Ermittlung fehlender Informationen zum Leistungsstand und zur Einsatzfähigkeit
Vergleich schriftlicher und mündlicher Aussagen
Ermittlung von Integrations-/Kommunikationsfähigkeiten
Ermittlung der Erwartungen und Ziele des Bewerbers
Korrektur unrealistischer Erwartungen
Formen (Vertiefung folgt)
Standardisiert, frei, teilstrukturiert
Einzel-/Mehrfachinterview
Stress-/Tiefeninterviews => Sorgfältig vorbereiten!
Personalauswahl – Interview
Das persönliche Interview kann abhängig vom Freiheitsgrad des Interviews unterschiedlich ausgestaltet sein
Freiheitsgrad des Interviews
Strukturiertes / standardisiertes Interview
Vorformulierung von Leitfragen vor dem Interview, d.h. Fragen mit identischem Inhalt und in derselben Reihenfolge an sämtliche Bewerber ⇒ Hohe Vergleichbarkeit
Halb- /
Teilstrukturiertes Interview
Vage vorformulierte Fragen als Leitfaden, wobei Umformulierung bzgl. Situation individuell möglich ist
⇒ Vergleichbarkeit in Kernbereichen des Interviews
⇒ Individuelle Reaktionsmöglichkeit auf Gesprächsverlauf
Freies /
unstrukturiertes Interview
Kein Leitfaden, Fragen frei formulierbar bei beliebiger Thematik
⇒ Spontanes Eingehen auf Antworten des Bewerbers
=> Keine Systematik der Fragen, kein Vergleichbarkeit
Personalauswahl – Beteiligte
Einzelgespräch => Bewerber sitzt einem Unternehmensvertreter gegenüber
Sonderformen:
Situatives Interview => Verhaltensprüfung in bestimmten Situationen
Stressinterview => Gezieltes „unter Druck setzen“ zur Aufdeckung von Widersprüchen und zum Test psychischer Belastbarkeit
Tiefeninterview => Offenlegung der Persönlichkeitsstruktur des Bewerbers, d.h. Einstellungen, Motive, Werte
Mehrfachinterview => Mehrere Personen sind am Interview beteiligt
Serielles Interview => Mehrere Interviewer interviewen nacheinander einen Bewerber
Juryinterview (Boardinterview) => Mehrere Interviewer interviewen mit verteilten Rollen gleichzeitig einen Bewerber
Gruppeninterview => Ein oder mehrere Interviewer interviewen mehrere Bewerber gleichzeitig
Personalauswahl – Bewerberpflichten
Zielkonflikt: Persönlichkeitsrecht vs. Informationsrecht
Umstände, die Aufgabenerfüllung verhindern, müssen ohne Aufforderung offenbart werden
Wettbewerbsverbot, Krankheiten/Behinderung, Vorstrafen bei höherer Stellung, z. B. Sittlichkeitsvorstrafe Lehrer
Zulässige Fragen müssen wahrheitsgemäß und vollständig beantwortet werden, ansonsten Vertragsanfechtung nach §§ 119, 123 BG
Krankheiten, Einkommen, Vermögen und Vorstrafen, soweit für die Stelle von Bedeutung, Wehr-/Zivildienst
Unzulässige Fragen dürfen falsch beantwortet werden, ohne rechtliche Konsequenzen oder Nachteile
Schwangerschaft, Heiratsabsichten, Religions-/Parteizugehörigkeit (Ausnahmen)
Im Rahmen von Testverfahren wird versucht, bestimmt Fähigkeiten und Kenntnisse der Kandidaten zu ermitteln.
(Psychologische) Tests dürfen nur mit vorheriger Information und Zustimmung der Bewerber/innen durchgeführt werden.
Assessment-Center verbinden die Möglichkeit, persönlichen Kontakt herzustellen und strukturiert Fähigkeiten und Kenntnisse zu ermitteln
Personalauswahl – Assessment-Center
Assessment = Einschätzung ⇒ Einschätzung des Potenzials der Bewerber
Assessment Center sind systematische Verfahren zur qualifizierten Festlegung von Verhaltensleistungen bzw. Verhaltensdefiziten, die von mehreren Beobachtern gleichzeitig für mehrere Teilnehmer in Bezug auf vorher definierte Anforderungen angewandt wird
Personalauswahl – Assessment-Center: Beispiele
Präsentation
Gruppendiskussion
Rollenspiel
Postkorbübung
Fallstudie / Gruppenarbeit
Einzelinterview
Schriftlicher Test
Soziale Komponenten
Personalauswahl – Arbeitsvertrag
Der Arbeitsvertrag bildet die rechtliche Grundlage für die Beziehung von Arbeitgeber und -nehmer
Personalauswahl – ergänzende rechtliche Aspekte
Stellenanzeige kein Angebot i. S. v. §145 BGB, sondern die Aufforderung zur Abgabe eines Angebotes, geschlechtsneutral
Abwerben grds. erlaubt, aber ggf. Verstoß gegen die „guten Sitten“ und UWG (Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb)
Unterlagen: pfleglich und vertraulich zu behandeln
Fragebogen: Persönlichkeitsrechte, Datenlöschung erfolgloser Bewerber
Vorstellungsgespräch: Persönlichkeitsrechte, Fragen nur in Bezug zur Stelle und zum Anforderungsprofil, für Gruppendiskussion ist Zustimmung erforderlich
Psychologische Tests: Beschränkung auf anforderungs-spezifische Persönlichkeitsmerkmale, zustimmungspflichtig, Testaufklärung, Teilnahmeverweigerungsmöglichkeit
Evtl. Beteiligungsrechte des Betriebsrates §§94,95,99 BetrVG
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