Wie definieren sich psychodynamische Paar- und Familientherapie?
Definition:
Ein psychotherapeutischer Ansatz mit dem Ziel Interaktionen zwischen Partnern, Familienmitgliedern, oder zwischen einer Familie und anderen interpersonellen Systemen zu verändern und dadurch Probleme einzelner Familienmitglieder, von Familiensubsystemen oder der Gesamtfamilie zu lindern.
(unbewusste) Konflikte, Delegationen (Aufträge) und Traumatisierungen werden von Generation zu Generation weitergegeben: Mehrgenerationenperspektive
Intrapsychische Aspekte, wie z.B. Abwehrprozesse sind bedeutsam
Fokus liegt sowohl auf der psychischen Situation einzelner als auch auf den realen Beziehungen der Betroffenen
Ziel ist die gesteigerte Einsicht, eine Verbesserung der realen Beziehungen und der Symptomatik
Wie definiert sich systemische Therapie?
Ein psychotherapeutisches Verfahren, dessen Fokus auf dem sozialen Kontext psychischer Störungen liegt und das zusätzlich zu einem oder mehreren Patienten („Indexpatienten“) weitere Mitglieder des für den Patienten bedeutsamen sozialen Systems einbezieht und/oder fokussiert ist auf die Interaktionen zwischen Familienmitgliedern und deren sozialer Umwelt.
Zirkuläre Wechselwirkungsprozesse:
auf intrapsychischer, biologisch- somatischer und interpersoneller Ebene
Als Einzel-, Paar-, Familien-, Gruppen- oder Multi-Familien-/Paar-Gruppen- Therapie möglich
Was beinhaltet die Bindungs- Mehrgenerationenperspektive?
Verknüpfung von systemischen und psychodynamischen Konzepten
Enger Bezug zur Bindungstheorie
Klinische Probleme als
ungelöste familiäre Vermächtnisse und Loyalitäten
unzureichende Differenzierung
überfordernde familiäre Delegationen
unausgeglichene Schuld- und Verdienstkonten zwischen Individuen und Generationen
„ererbte Traumata“ = implizite und unbewusste Transmission von Traumata an die nächste Generation
“Parentifizierung“ = Kinder werden unbemerkt Tröster und Hilfstherapeuten von psychisch überlasteten Eltern
Was für Merkmale hat die psychodynamsiche Familientherapie?
Foki:
„tiefere“ Störungen und ihre Wurzeln in der frühen Kindheit
Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge
eher pathologische Aspekte
Stellenwert unbewusster Motive:
Hoher Stellenwert
Zeitorientierung:
Fokus auch auf die Vergangenheit
Sozioökonomischer und kultureller Kontext:
Geringerer Stellenwert (als in systemischer Therapie)
Therapieziele:
Nicht immer explizit vereinbart
Ziel:
Tiefgreifender Persönlichkeitswandel
Vorgehen:
“Durcharbeiten”
Umgang mit Widerstand:
Deutung des Widerstands
Frequenz:
Höherfrequenter
Was für Merkmale hat die psychodynamische Paartherapie?
Was sind die Merkmale der therapeutischen Grundhaltung?
“Allparteilichkeit“ bzw. wechselnde Parteilichkeit und Respekt ggü. allen relevanten Personen sowie „beidäugiges Sehen“, das auf Stärken und Schwächen aller Beteiligten achtet
Exploration des biopsychosozialen Kontexts und Herausarbeiten der zirkulären Wechselbeziehungen
Bemühen um gute Kooperationsbeziehungen zu allen Beteiligten
„Sprache der Veränderung“ um neue Handlungsspielräume zu eröffnen
Festschreien alter problematischer Gewissheiten vermeiden
Was sind Merkmale von Paar- und Familientherapeutischen Interventionen?
Veränderung familiärer Strukturen und Interaktionsmuster
Systemische Fragen
Genogramm
Familienskulptur
Positives Umdeuten (“Reframing“)
Was beinhaltet die Interventionsmaßnahme: Veränderung familiärer Strukturen und Interaktionsmuster?
Veränderung familiärer Strukturen und Interaktionsmuster:
Analyse der familiären Interaktionsmuster
Interventionen:
mögliche Bedeutungen von Verhalten bewusst mache
konfrontieren
handelnd eingreifen
Beispiel:
Mutter mit ihrer 9-jährigen Tochter auf dem Schoß, verdeckt mit der Hand ihr Gesicht und sagt „Sie ist ja so schüchtern und traut sich nichts zu.“
“Wie fühlen Sie sich da, wo sie gerade sitzen?“
„Sie scheinen ihr Sprachrohr zu sein.“
„Setz Dich doch mal auf den Stuhl am anderen Ende des Tisches.“
Was beinhaltet die Interventionsmaßnahme: Systemische Fragen?
Systemische Fragen:
Triadische/ zirkuläre Fragen:
mehr über Interaktionsabläufe und Beziehungsmuster erfahren
Hypothetische Fragen:
„Wunder- oder Feenfragen“ zum Erkennen psychosozialer Zusammenhänge
Fragen zur „Verflüssigung“ von Eigenschaften:
zum Auflösen starrer Eigenschaftsbegriffe, Fragen nach dem Kontext
„Frau Müller, wie reagiert Ihr Mann denn auf das Schuleschwänzen Ihres Sohnes?“
„Was würde passieren, wenn ein Wunder passiert und Ihre Krankheit über Nacht verschwunden wäre?“
Was beinhaltet die Interventionsmaßnahme: Genogramm?
Genogramm:
Graphische Darstellung von Familienereignissen und Daten, ähnlich wie ein Stammbaum
Daten aller Familienangehörigen über mind. 3 Generationen
Geburtstag-, Todesdaten, Berufe, Religion, Beginn/ Ende Partnerschaften...
Was beinhaltet die Interventionsmaßnahme: Familienskulptur?
Familienskulptur:
Symbolisch-metaphorische Darstellung emotionaler Bindungen und hierarchischer Strukturen in der Familie
Ermöglicht Abbildung impliziter Bindungs- und Beziehungsmuster
Gegenwärtige und vergangene Situationen verschiedener Familienmitglieder
Ideal- und Zukunftsvorstellungen von besonderem Interesse
Was beinhaltet die Interventionsmaßnahme: Positives Umdeuten (“Reframing“)?
Positives Umdeuten (“Reframing“):
Problemverhalten wird positiv und sinnvoll gedeutet, in einen anderen Rahmen gesetzt
Was sind Indikationen für Paar- und Familientherapie?
Störung betrifft mehr als einen Menschen
Ein oder mehrere Personen wünscht Einbeziehung des Partners
Starke Abhängigkeit einer Person mit Symptomen von einer anderen (z.B. Kinder)
Wechselwirkungen zwischen partnerschaftlichen/familiären Interaktionen und Krankheitsgeschehen
Aktivierung familiärer Ressourcen
Was sind Kontraindikationen für Paar- und Familientherapie?
Unerwünschte Wirkungen im Verlauf, Therapiezielerreichung wird verhindert
Indexpatient:in und/oder Familie/ Paar lehnt Therapie ab
Schwere kognitive Beeinträchtigung einer Person
Gefahr von Gewalttätigen Eskalationen, Beschimpfungen, Retraumatisierungen
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