Führungssysteme – Aufgabe
Integration von Individuum und Organisation
Generelles Ziel: Menschen und soziale Prozesse in Organisationen so zu beeinflussen, dass individuelle Motivationen, Ziele und Verhaltensweisen möglichst den Zielen der Organisation dienen.
Rahmenbedingung
„Eigensinnige“ Mitarbeiter/innen mit eigenen Zielen, deren aktive Mitwirkung erforderlich ist
Organisationale (unternehmerische) Ziele
Umsetzung in der Führung (Leadership)
Ansätze direkter Führung
Ansätze indirekter Führung
Führungssysteme – Machtausübung
Führung ist Machtausübung – Macht als Einverständnishandeln
„Macht bedeutet jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance beruht.“
Macht ist nicht vornehmlich ein Wirken gegen möglichen Widerstand oder ein Zwang, eine bestimmte Handlung zu vollziehen
Macht beruht häufig auf Einverständnis
Funktion von Macht: Selektivität einer anderen Person steuern und nicht die Wahlmöglichkeiten – wie bei Zwang – gänzlich zu eliminieren
Macht ist Voraussetzung für die Ausübung von Zwang, aber nicht damit gleichbedeutend
Führungssysteme – Führung
Das Wesen von Führung
Führung hat zum Ziel, Menschen dazu zu bringen, dass zu leisten, was sie leisten sollen.
Dimensionen von Leistung:
Kenntnis dessen, was getan werden soll und wie es getan werden soll
Einsicht in die Sinnhaftigkeit der Ziele und eingesetzten Mittel
Fähigkeit, die erwartete Leistung zu erbringen
Arbeitsdefinition von Führung:
Führung ist ein Prozess der Beeinflussung von Anderen, der diese dazu bringt, zu verstehen und einzusehen, was getan werden soll und wie es getan werden soll. Gleichzeitig gehört zu Führung auch die Unterstützung individueller und kollektiver Anstrengungen zur Erreichung der geteilten Ziele.
Führungssysteme – Führung als Delegation
Kenntnis und Einsicht verlangen Kompetenz
Führung in dem genannten Sinne meint nicht, dass der Vorgesetzte allein alles weiß und versteht – das wäre reine Anweisung.
Führung braucht kompetente Mitarbeiter/innen, die verstehen was getan werden soll und warum.
Führung bedeutet Delegation von
Wissen,
Beurteilungsbefugnissen und
Entscheidungsbefugnissen
Führungssysteme – Einlinien- & Mehrliniensysteme
Eine(r) oder mehrere Vorgesetzte?
Die meisten Führungsansätze gehen vom Einliniensystem aus:.
Jeder Mitarbeiter ist einem nur Vorgesetzten unterstellt
Dieser ist ihm gegenüber weisungsbefugt
In der betrieblichen Realität finden sich aber auch vielfach faktische Mehrliniensysteme (Matrixorganisation) Beispiel: Linienmitarbeiter ist in abteilungsübergreifende Projekte eingebunden
Ein Mitarbeiter hat gleichzeitig zwei oder mehr Vorgesetzte (Linienvorgesetzte und Projektleiter)
Risiko der mangelnden Abstimmung zwischen den Vorgesetzten
widersprüchliche Vorgaben
Überlastung des Mitarbeiters
Führungssysteme – Führung und Prozessmanagement
Ein Prozess – mehrere Führungskräfte (1)
Führungskräfte sind in der Aufbauorganisation verankert (siehe Kap. 3.01)
Arbeitsprozesse als Element der Ablauforganisation liegen quer zur Aufbauorganisation
Ein Prozess – mehrere Führungskräfte (2)
Typische Situation: Geschäftsprozesse stellenübergreifend durch mehrere Funktionsbereiche!
Häufige Folge: Verzögerungen und Brüche im Prozessablauf aber Wettbewerbsentscheidend: schnelle und kostengünstige Abwicklung stellenübergreifender Gesamtprozesse
Daher: Hierarchiebildung ausgehend von Geschäftsprozessen (z.B. Business Process Reengineering)
Aber: Dann ggf. häufige Reorganisationen notwendig
Führungssysteme – Mikropolitische Aspekte
Die meisten Organisationen sind nach wie vor stark hierarchisch strukturiert.
Machtressourcen werden überwiegend über Legitimation, Bestrafung und Belohnung verteilt
Aber aufgrund des Wertewandels sind immer weniger Menschen bereit, derartige Machtgrundlagen zu akzeptieren
Hohe fachliche Kompetenz der Mitarbeiter führt zu einer funktionalen Abhängigkeit des Managements, wodurch die Machtchancen der Beschäftigten verbessert werden
=> Vergrößerung der mikropolitischen Handlungsspielräume
Effektive Steuerungsmöglichkeiten vor allem über Machtaspekte, die sich auf Persönlichkeit und Kompetenz richten!
Führungssysteme – Mikropolitik
Mikropolitik existiert immer in Organisationen
Einbeziehung in gestalterische Überlegungen und Maßnahmen
Wer könnte durch eine Maßnahme gewinnen?
Wer würde verlieren?
Gibt es Ausgleichsmöglichkeiten?
Prozesse kanalisieren
Organisation vor politischen Exzessen schützen, ausgleichend wirken
Keine Unterdrückung mikropolitischer Konflikte
Führungssysteme –Mikropolitik : Erforderliche Fähigkeiten
Erforderliche Fähigkeiten des Führers:
Grundverständnis mikropolitischer Prozesse
Politisches Gespür und Einfühlungsvermögen
Anforderungen an den Führer:
Informelle Machtstrukturen identifizieren
Verfolgte Interessen erkennen
Konflikte verstehen
Situationale Dynamik erfassen
Führungssysteme – Direkte und indirekte Führung
Direkte Führung
Direkter Einfluss auf unmittelbare Untergebene
Direkter Einfluss auf Mitarbeiter niedrigerer Ebenen, Kollegen, Vorgesetzte oder auch auf externe Personen
Führung geschieht in der unmittelbaren Interaktion zwischen Führer und Geführtem
Indirekte Führung
Einfluss über formale Programme, Managementsysteme, strukturelle Formen
Einfluss über die Organisationskultur
Keine direkte Interaktion zwischen Führer und Geführtem
Führungssysteme – Grundlegende Ansätze 1
Eigenschaftstheorie der Führung:
Der Erfolg von Führung hängt allein von der Persönlichkeit des Führers ab. (Ansatz des „geborenen Führers“)
Führungsstilansatz:
Der vom Führer - unabhängig von seiner Persönlichkeit - gezeigte Führungsstil bestimmt den Erfolg von Führung. (Führungsverhalten ist von jedem erlernbar.)
Führungssysteme – Grundlegende Ansätze 2
Situative Theorie der Führung:
Der Erfolg von Führung wird durch die Passung des jeweiligen Führungsstils zu situativen Gegebenheiten bestimmt. Idealerweise gibt es für jede Situation einen passenden Führungsstil. (Der Führer muss die für die jeweiligen Situationen passenden Führungsstile erkennen und anwenden.)
Führungssysteme – Grundlegende Ansätze 3
Rollen- und identitätstheoretische Ansätze
An den Führer werden von unterschiedlichen Seiten unterschiedliche, teils widersprüchliche Ansprüche gestellt. Diese hat er in der Definition seiner Führungsrolle auszubalancieren.
Attributionstheoretische Ansätze
Der Führer versucht sich in den Geführten zu hinein versetzen, um das Führungsverhalten zu zeigen, das die Geführten zu dem gewünschten Handeln veranlasst.
Lerntheoretische Ansätze
Der Führer setzt klare positive und negative Anreize (Sanktionen) ein, um den Geführten zu dem gewünschten Verhalten zu bewegen. Ansatz wurzelt in den lerntheoretischen Überlegungen des Behaviorismus.
Führungssysteme – Führungsstile nach Max Weber
Patriarchalischer Führungsstil
Zusammenfassung aller Kompetenzen in einer Person; Patriarch ist Entscheidungsträger für alle; keine weiteren Entscheidungsinstanzen; direkte Anspreche möglich; Gehorsam und Akzeptanz des Patriarchats wird erwartet
Autokratischer Führungsstil
Hierarchische Delegation von Führungskompetenz; Führung nur noch indirekt über hierarchisch strukturierten Führungsapparat
Bürokratischer Führungsstil
Führungsprozess formal strukturiert; Verhaltensweisen über Stellenbeschreibungen u. Vorschriften geregelt; Untergebene und Führer werden diszipliniert; Demokratisierung; Fähigkeiten entscheiden
Charismatischer Führungsstil
Durch Person mit außergewöhnlichen Fähigkeiten; charismatischer Führer verlässt sich allein auf seine Einmaligkeit und besondere persönliche Ausstrahlung
Führungssysteme – Blake and Mouton Managerial Grid 1
Ursprung: Führungskräftetraining 1960 für Exxon
Baut auf den zwei wichtigsten Dimensionen der sog. Ohio State Studien auf:
Mitarbeiterorientierung
Aufgabenorientierung
Beide Dimensionen werden in 9 Intervalle unterteilt
Fünf Kombinationen werden untersucht
Allein 9.9 - Führungsstil wird als optimal angesehen
hohe Mitarbeiterorientierung
hohe Aufgabenorientierung
Optimalität angenommen unabhängig von jeweiliger Situation ⇒ Führungsstil-Ansatz
Führungssysteme – Situatives Reifegradmodell nach Hersey/Blanchard
1977 entwickeltes Führungskonzept,
effektives Führungsverhalten hängt von der Reife der Mitarbeiter ab.
Dimensionen der Reife der Mitarbeiter: fachliche Reife und persönliche Reife
Je nach Reifegrad unterschiedlicher Führungsstil empfohlen
geringe Reife (Wissen, Fähigkeiten, Motivation fehlen) ⇒ Unterweisung (telling)
nur persönlich reif (Motivation vorhanden, Wissen fehlt) ⇒ Verkaufen (selling)
nur fachlich reif (Wissen vorhanden, aber Motivation gering) ⇒ Beteiligung (participating)
fachlich und persönlich reif (Wissen und Motivation vorhanden ⇒ Delegation (delegating)
Führungssysteme – Transaktionale und Transformationale Führung
Transaktionale Führung
In einem rationalen Tauschgeschäft befriedigen die Führer die Bedarfe der Mitarbeiter.
Die Bedarfe der Mitarbeiter entsprechen dabei weitgehend den Faktoren im Leistungsdeterminantenkonzept.
Als Gegenleistung erbringen die Mitarbeiter die geforderte Leistung.
Transformationale Führung
Die Führungskräfte streben eine Wert- und Zielveränderung der Mitarbeiter an:
Eigeninteressen zugunsten des Betriebes zurückstellen
Erkennen der Bedeutung der eigenen Tätigkeit für das Unternehmen
Das Ziel ist eine Erhöhung der Leistung der Mitarbeiter
Transformationale Führung baut auf transaktionaler Führung auf
Führungssysteme – Komponenten transformationaler Führung
Werte- und zielverändernde Führung
Individuelle Behandlung
Mitarbeiter individuell betrachten
Mitarbeiter individuell führen und fordern
Geistige Anregung
Etablierte Denkmuster aufbrechen
neue Einsichten vermitteln
Inspiration
Bedeutung von Zielen und Aufgaben erhöhen
über fesselnde Vision/Mission motivieren
Persönliche Ausstrahlung
Enthusiasmus vermitteln
als Identifikationspers on wirken
integer handeln
Führungssysteme – Vor- und Nachteile direkter Führung
Vorteile
Nachteile
Leicht gestaltbar
Potenzielle Überlastung der Instanzen und Dienstwege
Nur Entscheidungskompetenzen sind festzulegen
Mangelhafte Koordination
situative Entscheidungen der Führenden
problematische Abstimmung zwischen Führenden auf einer Ebene
Inhalte ad hoc, dadurch flexibel
Entscheidung kann weit von Störung entfernt sein ⇒ Belastung der vertikalen Kommunikationskanäle
Nur einfache Vorauskoordination möglich
Hohe Qualifikation der Führer erforderlich
Führungssysteme – Indirekte symbolische Führung
Ausnutzung bzw. Veränderung der Unternehmenskultur zu Beeinflussung der Geführten
Ziel: Normen, Verhaltensstandards und ggf. Basisannahmen so zu gestalten, dass die Geführten sich gemäß den Organisationszielen verhalten
Schwierigkeit: Nur die symbolische Ebene ist direkt beeinflussbar
Grundlegende Anforderungen
Konsistenz des Handelns
Glaubwürdigkeit des Handelns
Führungssysteme – Vor- und Nachteile symbolischer Führung
Motivation u. Arbeitszufriedenheit werden verbesser
Mobilität des Einzelnen wird verringert
Nachhaltige Kulturen erzeugen Vertrauen ⇒ weniger opportunistisches Verhalten
Anpassungsfähigkeit der Organisation kann beeinträchtigt werden: Von der Kultur nicht legitimierte Aktivitäten lassen sich nur schwer durchsetzen
Vorteilhaft bei abteilungsübergreifenden Projekten und Innovationen
Reine Symbolik nutzlos: Kultur und Struktur lassen sich kaum trennen
Komplexität kann besser bewältigt werden
Führungssysteme – Ausführungs- und Zweckprogramme
Ausführungsprogramm:
Eine definierte Abfolge von Verfahrensschritten mit genauen Handlungsanweisungen, die zu einem bestimmten Ziel führt
Zweckprogramm:
Hier wird nur das zu erreichende Ziel (der Zweck) vorgegeben
Auslösung der Programme
explizite Anweisung des Vorgesetzten
automatische Auslösung bei Eintreten einer vorab definierten Situation
Führungssysteme – Ausführungsprogramme
Grundlage:
Vorgaben der Organisation oder des Vorgesetzten
Lernprozesse in der Organisation
Typische Erscheinungsformen
Verfahrenshandbücher
Qualitätsmanagementsysteme (ISO 9000 u. a.)
Entlastung oder sogar Ersetzung (bei automatischer Auslösung) des Eingriffs des Vorgesetzten
Ausführungsprogramme erlauben nur eine Vorauskoordination
Einsetzbarkeit
bei allen standardisierten Prozessen
oft auch im Rahmen eigentlich innovativer Prozesse (z.B. Qualitätssicherung von Marketing-Maßnahmen)
Führungssysteme – Vor- und Nachteile von Programmen
Informationsaustausch und Unsicherheit werden erheblich reduziert
Gefahr: Einsatz von Programmen für Probleme, die eigentlich innovativer Problemlösung bedürfen
Entlastung der Koordination durch persönliche Weisungen
Umweltänderungen müssen berücksichtigt werden; circulus vitiosus: Programme verfestigen sich gerade dann, wenn sie geändert werden müssen
Keine Nachteile, wenn Programme nur für passende Probleme Anwendung finden
Führungssysteme – Zweckprogramme
Den Geführten wird nur ein zu erreichendes Ziel vorgegeben, ggf. mit einer zeitlichen Vorgabe
Das „wie“ der Zielerreichung bleibt den Geführten überlassen
Beispiele
Zielvereinbarungen (Management by Objectives)
Selbstorganisation
Führungssysteme – Vor- und Nachteile von MbO
Vortiele
Entlastung der auf persönlichen Anweisungen beruhenden hierarchischen Koordination
Hoher Zeitbedarf der Gruppenarbeit
Entlastung der vertikalen Kommunikation
Hohe fachliche Qualifikation der Geführten erforderlich
Motivationserhöhung
Erhöhung der Flexibilitä
Demokratisierungspotentia
Last changed2 years ago