Biozönose
Gesamtheit aller Pflanzen-, Tier- und Mikroorganismen, die sich infolge ihrer ähnlichen Umweltansprüche biotischer und/oder abiotischer Natur an einem bestimmten Ort (Biotop) befinden
Individuen stehen miteinander direkt oder indirekt miteinander in Wechselwirkung
Biozönose besteht aus
Phytozönose (Pflanzengesellschaft) und Zoozönose (Tiergemeinschaft)
Erforschung der Zoozönosen muss sich aufgrund der unüberschaubaren Artenfülle i.d.R. auf ausgewählte Tiergruppen (Taxa, Singular Taxon) beschränken und beschreibt damit Zootaxozönosen
Biozönosen
Kennzeichnung durch Individuenanzahl und Artenanzahl
Artenreichtum (= Anzahl der Arten in einer Lebensgemeinschaft)
Als ein Ausdruck der Biodiversität unterschiedlich:
an verschiedenen Stellen der Erde
regional
Pflanzengesellschaft
Es gibt spezifische, regelmäßig wiederkehrende Kombinationen von Arten
Definition von floristisch definierten Vegetationstypen, diese werden „Pflanzengesellschaften“ genannt
Nach der Dominanz einzelner Arten oder nach Charakterarten abgegrenzt
Braun-Blanquet 1954 hat sich durchgesetzt
Tiergemeinschaften
Auch bei Tieren gibt es besonder charakteristische Arten für bestimmte Biozönosen
Trophische Gründe, z.B. spezialisierte Phytophage
Strukturelle Gründe, z.B. netzbauende Spinnen
Mikroklimatische Gründe, z.B. Heuschrecken
Oft sind Tiergemeinschaften an Pflanzengemeinschaften gebunden, allerdings nicht immer und nicht so eng wie die Pflanzen
Spezialisierte Phytophage
z. B. xylobionte Käfer: alle Käfer, die in einer ihrer Lebensphasen auf Holzsubstrat angewiesen sind
Käfer, die direkt das Holz zersetzen: z. B. Borkenkäfer, viele Bockkäfer
Käfer, die sich von den vorgenannten ernähren: z. B. Ameisenbuntkäfer
Käfer, die holzzersetzende Pilze fressen
Spezialisierte Koprophage
z. B. Käfer, die sich von den Exkrementen anderer Tiere ernähren
Beispiele:
Mistkäfer (Geotrupes spec.)
Pillendreher (Scarabeus sacer)
Spezialisierte Necrophage
z. B. Käfer, die sich von Leichen ernähren
Totengräber (Necrophorus spec.)
Aaskäfer (Silphidae)
Spezialisierte blutsaugende Parasiten
Stechrüssel + Saugrüssel oder gesondertes Saugorgan
z. B. Moskitos, Lausfliegen, Bremsen, Wanzen
Ermittlung von Schlüsselereignissen
Ermittlung von Schlüsselereignissen zur Beschreibung der Fluktuation einer Lebensgemeinschaft
Beispiel:
Jahre mit Eichenmast → Ansteigen der Populationsgrößen bei Hirsch und Mäusen
-> Ansteigen der Populationsgrößen bei Zecken
-> Anstieg der Lyme-Borelliose bei Menschen
Größe des jährlichen Mortalitätsfaktors in der Phase der sommeradulten Kartoffelkäfer entscheidet über Kalamität im Folgejahr
Wetter reguliert nachweislich Abundanzen bei Apfel-Thripsen
-> Frage ist also, in welcher Lebensphase die Mortalitätsrate am stärkste Einfluss nehmen kann
Verlust von Erstbrut der Zaungrasmücke durch Prädatoren, z. B. Elstern → Animation zur Zweitbrut -> Dieser Faktor ist noch kein Schlüsselereignis! -> Starke und dauerhafte Vermehrung der Elstern wäre hingegen ein Schlüsselereignis
Muster des Artenreichtums
Folge von Prozesse, die sich in verschiedenen Dimensionen abspielen (Vergleiche von Artendiversitäten aufgrund der Vielfältigkeit der Einflüsse in der Regel schwierig)
Artendiversität einzelner Lebensgemeinschaften (LG) → α-Diversität (quantitative Erfassung oft schwierig, da man Grenzen der LG definieren muss; Vergleich schwierig, da mehrere LG nicht in identischer Ausprägung vorliegen)
Artendiversität größerer Landschaftsausschnitte → γ-Diversität (Vergleiche z. B. in kontinentalem Maßstab erschwert durch Breitengradabhängigkeit, zeitliche Faktoren etc.)
β-Diversität: Grad des Artenwechsels entlang von Gradienten
δ-Diversität: Umfang des Biozönosenwechsels entlang von Gradienten
Positive Korrelationen zwischen dem Artenreichtum und der Produktivität. Die Regressionsgeraden sind statistisch signifikant
a Der Artenreichtum der Fische in mehreren nordamerikanischen Seen stieg mit der Produktivität des Phytoplanktons an
b Der Artenreichtum samenfressender Nagetiere (Dreiecke) und Ameisen (Kreise) auf sandigen Wüstenböden nahm entlang eines geografischen Gradienten steigender Niederschläge und damit steigender Produktivität zu
Aber: Nicht maximale Artenzahlen sind entscheidend! Wichtiger Aspekt ist die Tatsache, dass manche Arten natürlicherweise häufig sind, andere selten.
Beschreibung der Struktur von Lebensgemeinschaften allein über die Erfassung von Artenzahlen reicht nicht aus
Die Arten in dem jeweiligen Gebiet sind in der Regel unterschiedlich häufig!
Gründe:
Konkurrenz
Prädation
Natürliche Häufigkeit
r-Strategen, K-Strategen
Genauere Charakterisierung von Biozönosen erfolgt über:
verschiedene Diversitäts-Indiezes
berücksichtigen Verteilung der Abundanzen (= „Evenness“) und die Artenzahl
Simpson-Index
Shannon-Index
Brillouin-Index
Berger-Parker-Index
Äquität
Die Äquität (englisch „evenness“, auch Ausgewogenheit der Arten oder Artengleichheit) ist ein Maß, das zur Charakterisierung der Biodiversität eingesetzt werden kann
Als Ungleichverteilungsmaß drückt die Äquität aus, wie häufig bzw. selten Individuen einer Art in einem bestimmten Biotop vorkommen, bezogen auf die Zahl der Individuen der anderen in diesem Biotop vorkommenden Arten
Je höher die Äquität, desto ausgewogener sind die Individuenzahlen zwischen den Arten verteilt
Eveness vom Menschen beeinflussbar
Simpson – Diversitäts - Index
pi Individuenanteil von Art i an der Gesamtindividuenzahl
Meist berechnet als „inverse Simpson“:
z. B.:
Simpson – Evenness - Index
D Simpson-Diversitätsindex
S Gesamt-Artenzahl
Reines Maß für die Evenness – unabhängig von der Artenzahl
Produktivität eines Lebensraums
Produktivität eines Lebensraums für Pflanzen und Tiere von demjenigen Umweltfaktor abhängig, der das Wachstum am stärksten limitiert
In der Regel folgt die Produktivität des Lebensraums von Tieren derjenigen des Lebensraums von Pflanzen (Verfügbarkeit von Ressourcen am Anfang der Nahrungskette!)
a) Höhere Rate der Zufuhr von Ressourcen anstelle größerer Vielfalt der Ressourcen bedeuten → Führt eher zu einer höheren Individuenzahl anstelle einer höheren Artenzahl
z. B. Düngung
b) Bei gleicher Ressourcenvielfalt können Ressourcen, die in einem unproduktiven Lebensraum rar sind, in einem produktiven Lebensraum plötzlich reichlich verfügbar sein → Zusätzliche Arten können sich einstellen, da nun auch Spezialisten versorgt werden können
z. B. Freistellung von Biotopbäumen
c) Größerer Vielfalt der Ressourcen stellt sich ein → Zusätzliche Arten stellen sich ein
z. B. Einbringen von Totholz
Einerseits kann höhere Produktivität von Lebensräumen dazu führen, dass sich zusätzlich Arten mit engen ökologischen Nischen einstellen können, da diese nun mit versorgt werden können („es bleibt noch genug Ressource übrig“)
Andererseits können einige wenige Arten die höhere Produktivität für sich allein nutzen und durch Massenvermehrung andere Arten plötzliche verdrängen (Konkurrenzausschluss). Rosenzweig (1971) bezeichnete dieses Phänomen als „Paradoxon der Anreicherung“
Potenzielle Evapotranspiration (PET)
Summe aus Transpiration und Evaporation, also der Verdunstung von Wasser aus Tier- und Pflanzenwelt sowie von Boden- und Wasseroberflächen
Allgemein: Grobes Maß für die in einem Lebensraum verfügbare Energie
z. B. Pflanzen von zwei Komponenten abhängig:
Energie (Wärme, Licht)
Wasser
PET kann auch beschrieben werden als die Wassermenge, die unter den vorherrschenden Umweltbedingungen von einer wassergesättigten Oberfläche verdampft oder transpiriert wird
Wärme/Licht („Energie“) zwar unabdingbar für Leben der Bäume, aber es besteht ebenso Abhängigkeit von Wasserverfügbarkeit
-> Wärme/Licht („Energie“) und Wasserverfügbarkeit in Wechselwirkung; Artenreichtum kann ansteigen, konstant sein oder absteigen
Wärme/Licht („Energie“) und Wasserverfügbarkeit in Wechselwirkung führt zu Optimumskurven des Artenreichtums
z.B.
Einerseits z. B. a) Baumarten in Nordamerika: mit zunehmender PET steigt Artenreichtum
Andererseits z. B. b) Baumarten Südafrika Artenreichtum steigt mit zunehmender Wasserversorgung, nahm aber mit zunehmend verfügbarer Energie nach einem Optimum wieder ab
Ausdehnung der Untersuchungen auf vier Wirbeltiergruppen
→ Korrelation zwischen Artenreichtum und Reichtum an Baumarten
→ Gründe nicht genau bekannt
→ Thesen: Temp.-Erhöhung führt bei wechselwarmem Tier zur besseren Nahrungsverfügbarkeit, bei Warmblütern evtl. geringere Aufwendung von Ressourcen für Aufrechterhaltung der Körpertemperatur
In marinen Ökosystemen besteht eine negative Korrelation zwischen Produktivität und Artenvielfalt
Primärproduktion (Produktion von Biomasse durch die Produzenten, also Pflanzen, Blaualgen und autotrophe Bakterien mit Hilfe von Licht oder chemischer Energie aus anorganischen Substanzen) nimmt vom Äquator zu den Polen und von den offenen Meeresbereichen zu den Küsten hin zu
Artenreichtum verhält sich umgekehrt
Prädatorenvermittelte Koexistenz (allgemein Ausbeutungsvermittelte Koexistenz)
z. B.
Art A ist Hauptbeutetier von Art B
Art B wird aber von Art C kurz gehalten, die sich nicht für Art A interessiert
C sorgt also dafür, dass A überleben kann
Seestern Piaster spec. Paine (1966) entfernte auf Versuchsflächen die Seesterne
→ Kurz dominierten Seepocken, dann wurden sie von den Muscheln dauerhaft verdrängt
Algenarten verschwanden wegen Raummangel und damit deren Weidegänger (Schnecken)
Fazit: Seestern hält konkurrenzschwachen Arten Raum verfügbar
Generell sind Nahrungsketten eigentlich eher Nahrungsnetze, die auf Beseitigung der Verbindungsfäden sehr empfindlich reagieren und massive Fluktuationen der Lebensgemeinschaften zur Folge haben können
„Jeder hält direkt oder indirekt den anderen in Schach“ (ökologisches Gleichgewicht)
Beispiel Ausbeutungsvermittelte Koexistenz
Wegfall der Beweidung: Dominanz von einigen Gräsern, später Gehölzen
Räumliche Heterogenität
Größerer Artenreichtum aufgrund von Vielfalt an Mikrohabitaten, Mikroklimaten, mehr Versteckmöglichkeiten vor Räubern etc.
z. B. „Störstellen“
Wagenspurbiotope → Amphibien, Libellen, Wasserkäfer, Wasserläufer u.a.
Motorcross-Spuren auf sandigen Hängen → Sandlaufkäfer Cicindela campestris
z. B. Anzahl der Altersstadien des Holzes im Wald
Am auffälligsten ist der Artenreichtum bei Tieren, welcher sich über die Heterogenität der Pflanzen ableitet
Bestäubungsstrategien verschiedener Insektenarten
Mono- und Oligophagie bei Wanzen
Bestimmte Pflanzenarten als Lebensraum für Larven
Einnischung der xylobionten Käfer bzgl. verschiedener Holzstadien
Aus Naturschutzsicht räumliche Heterogenität nicht grundsätzlich das Ziel!
z. B. Kahlschlag im Wald → zusätzlich erscheinen Arten des Offenlandes (z. B. Baumpieper), aber es wird auch der Lebensraum vieler seltener und bedrohter Arten, wie zum Beispiel Spechte, Kleineulen und Greifvögel zerstört !
Extremlebensräume
Lassen sich eher dort definieren, wo Arten am Rande ihres „Existenzminimums“ leben
z.B. Pflanzenarten auf extrem sauren Böden, die normalerweise auf weniger sauren Böden wachsen. Oder: Das gerade noch dahinvegetierende Basilikum im Topf auf Ihrem Fensterbrett
Nicht jedoch z. B. die Pflanzenarten, die sich saure Böden bereits als Nische erobert haben!!!
Klimavariationen
Differenzierung zeitlicher Nischen in saisonal geprägten Lebensräumen
gestaffelter Keimungsbeginn unterschiedlicher einjähriger Pflanzen im Jahresverlauf (extrem bei Frühjahrs-Geophyten)
Gestaffelter Verlauf des Vogelzugs an Rastplätzen im Herbst
-> Waldwasserläufer, Juli → Grünschenkel, August → Alpenstrandläufer, September → Zwergschnepfe, Oktober
Eiszeit
Aktueller Klimawandel
Schlüsseldominanten
Schlüsseldominante Aufgrund hoher Individuenzahl lebensraumprägend, Grundlage/Ursache für (angepasste) Lebensgemeinschaften
mit hoher Individuenzahl und dementsprechend hoher Dominanz/hohem Einfluss
Rotbuche (Fagetum)
Schilf
Rohrschwirl, Drosselrohrsänger, Rohrdommel, Schilfeule, Rohrweihe, Schilfkäfer
Strandhafer
Spezialisierte Zikaden, Laufkäfer, Schmetterlinge
Buchenwälder
Rückeroberung Mitteleuropas spät nach der Eiszeit vor ca. 5000 Jahren
Buchenwälder mit einem hohem Anteil an alten Bäumen, stehendem sowie liegendem Totholz bieten idealen Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten
viele natürliche Höhlen für Höhlenbrüter, Fledermäuse und viele andere Lebewesen
wesentlicher Teil der Artenvielfalt in Buchenwäldern kommt erst in den Altersphasen zur Entfaltung
Regenerationszyklus von Buchenwäldern, das heißt die Zeit in der eine Buche heranwächst, Früchte trägt, altert, stirbt und vergeht, umfasst 250 bis 300 Jahre!
Schlusssteinarten
Schlusssteinart geringe Individuenzahl, dennoch großer nachhaltiger Einfluss auf eine Lebensgemeinschaft
Können individuenreich sein
Lachs
Biber
Seine Aktivitäten erhöhen Habitatheterogenität und dadurch auch die Artenzahl an Blütenpflanzen
(Riparian Zone = Uferzone)
Heldbock – Ecosystem engineer
Schwarspecht – Ecosystem engineer
Regenwürmer (Lumbricidae) – Ecosystem engineer
bis zu 90 Prozent der Biomasse der gesamten Bodenfauna ausmachen, Wurmdichte bis zu 2000 Individuen pro Quadratmeter
zentrale Stellung beim Abbau organischer Substanzen (Destruenten)
Anreicherung von Humus
Auflockerung und Belüftung der Böden
erleichterte Eindringen von Wasser in tiefere Bodenschichten
Wurzelwachstum erleichtert
Ecosystem engineer
Wandelt einen Lebensraum/ein Ökosystem so um, dass er für weitere Arten als Lebensraum dienen kann
z. B. Einsatz von großen Weidetieren zum Erhalt von Offenlandflächen (hier auch Megaherbivorenhypothese)
Auerochsen, Wisente, Wildpferde, Hirsche u. a. verhinderten, dass in Mitteleuropa offene Landschaften von dichten Wäldern überwachsen wurden und sich geschlossene Hochwälder bildeten
→ halboffene, parkartige Weidelandschaften (später bis über das Mittelalter Waldweide von Nutztieren)
Faktoren, die die Stellung von Schlusssteinarten bedingen, können verschiedener Natur sein, z.B.:
in der Regel trophischer Einfluss
besondere Stoffwechseleigenschaften (z. B. Stickstoff-Fixierung, LigninZersetzung)
mechanische Einflüsse: „Ökosystemingenieure“ (Biber, Specht)
Anpassung an extreme abiotische Verhältnisse, z.B. Erstbesiedler auf Kiesrohböden, Sanden („sukzessionale Schlüsselarten“)
Struktur von Lebensgemeinschaften
Vertikale Zonierung
Höhenstufen
Zonation entlang von Umweltgradienten
Vertikale Zonierung von Lebensgemeinschaften
Zonation eines Watt - Lebensraums
Zonation eines Stillgewässers
Biotopverbund Zonation
Zonation Sukzession beim Abbau von Totholz
Gradienten oder klar abgrenzbare Einheiten?
Die Wahrheit liegt wie immer in der Mitte
Eine Biozönose ist räumlich abgrenzbar mit Konnexen zwischen den Arten
Es existieren sowohl scharfe Grenzen als auch Kontinuen
Hier scharfe Grenzen, weil sich Standortfaktoren schlagartig ändern
z. B. viele Berg- und Hügelländer: graduelle Übergänge, weil sich der wesentliche Faktor Höhenstufe (und damit Temperatur) kontinuierlich verändert
Fundamentalnische
Der Teil des mehrdimensionalen Nischenraums, in dem die Art überleben kann
z. B. Fische
Fundamentalnischen - Neutrales Modell
Grundannahme, dass Vorkommen und Häufigkeit der Arten innerhalb einer Lebensgemeinschaft eine Folge voneinander unabhängiger Reaktionen auf verschiedene Umweltbedingungen
Stimmt nicht mit der Natur überein!
Macht aber Gesetzmäßigkeiten im Zusammenleben transparent.
Viele Pflanzen
Trockenheit +, Hitze + = SCHLECHT
Trockenheit -, Hitze + = GUT
In der Natur vielfaches Gefüge
Auch Nahrungsketten erklären nicht die Gesamtsituation, aber Nahrungsnetze kontrollieren die Struktur einer Lebensgemeinschaft
Sukzession
Strukturen von Lebensgemeinschaften ändern sich im Laufe der Zeit
-> Das nennt man Sukzession
Zeitlicher, gerichteter Wandel in der floristischen und faunistischen Struktur einer Lebensgemeinschaft
Verschiedene Sukzessionsstadien
Ablösung einer Lebensgemeinschaft durch eine andere im Laufe der Zeit
„Turn-over
Pionier-Arten
Erstbesiedler
Mit ihnen beginnt die Sukzession
Tolerieren die anfänglich herrschenden Extrembedingungen
Hohe Wachstumsrate, geringe Größe, hohes Populationswachstum, hohes Ausbreitungsvermögen → r-Strategen
Erstbesiedlung durch Pionier-Arten
Stark stochastisch beeinflusster Prozess
Durch Zufall bestimmt, welche Samen/Entwicklungsstadien dort landen, allerdings nur Besiedlung durch Arten, die die extremen Bedingungen des Pionierstandortes tolerieren
Stochastisch dominierte Erstbesiedlung, ABER: Zeitliche Aufeinanderfolge der Arten ist NICHT zufällig
Deterministisch gesteuerter Prozess, umso mehr, je weiter die Sukzession fortschreitet
Später im Sukzessionsverlauf auftretende Arten wachsen langsamer, sind größer und langlebiger sowie v.a. konkurrenzstärker und entsprechen eher dem K-Strategen
Während der Sukzession verändern die einwandernden Arten die Umweltbedingungen und ebnen den Weg für die Besiedlung durch weitere Arten
An der Sukzession sind nicht nur Pflanzen beteiligt, auch Mikroorganismen und Tiere
Primär- und Sekundär-Sukzession
War der untersuchte Standort schon einmal besiedelt?
Primärsukzession auf unbesiedeltem Substrat → neu entstandenes Vulkangestein, Gletschervorfelder/Gletscherrückzug, frisch angewehte Sanddüne
Sekundärsukzession nach Eingriffen oder Störungen → Ackerbrachen, Feuer, Überschwemmungen, Waldrodungen, anthropogene Lebensraumzerstörung
Störungsbegriff in der Ökologie
Großflächige Störungen
Feuer
Überschwemmung
Erdrutsch
Erdbeben
Kleinflächige Störungen
Baum fällt um
Tierkadaver auf Grünland
Einmalig
„pulse disturbance“
z.B. Baumfall → Lichtlücke → Lückenschluss durch Jungwuchs
Episodisch/periodisch
„press disturbance“
z.B. Überschwemmungen
(Intensität der Störung für Arten in Abhängigkeit vom Grad der Anpassung!)
Dauerhaft
z.B. Aussterbeereignisse
z.B. Aufforstung einer Wiese
Verteilungsmuster der Organismengemeinschaften (Pflanzen- und Tierarten) in einer Landschaft werden stark durch ehemalige und gegenwärtige dynamische Einflüsse und Störungen beeinflusst, die bestimmte Prozesse in Gang setzen
-> Die Folge sind eine Mosaikstruktur unterschiedlichster Habitattypen und Lebensgemeinschaften.
Was ist Störung?
Zerstörung von Biomasse
Vorgang, der Ressourcen verfügbar macht
Umweltveränderung, an die Systeme nicht angepasst sind
Häufiges Phänomen auf kleineren Maßstabsebenen
Als Störung bezeichnet man ein bestimmtes Ereignis in der Zeit, das die Struktur und Funktion einer Lebensgemeinschaft reversibel oder irreversibel beeinflusst
Störung ist ein diskretes Ereignis in der Zeit, welches die Ressourcen-Verfügbarkeit oder die physikalische Umwelt beeinflusst und dadurch qualitative Veränderungen in einer Lebensgemeinschaft verursacht
Aus vielen Teilen Europas ist der Wolf ganz verschwunden und zwar dort, wo er vom Menschen ausgerottet wurde -> Ursprüngliche Störung!
Verbiss-Schäden
Krankheitsepidemien
z.B. an Vogelgrippe verendete Reiherenten
Waldrodung
Baumfall → Lichtlücke → Lückenschluss durch Jungwuchs
Störung durch Beweidung!
Borkenkäfer Schäden
Hagel Schäden
Waldbrand
Überflutung
Dürre/Austrocknung
Schneesturm/Winterstürme
Ausrottung von Wolf, Luchs, Braunbär ist eine ehemalige „Störung“ und führte zu erhöhten Schalenwildbeständen; Rückkehr des Wolfes als aktuelle „Störung“ reduziert die überhöhten Schalenwildbestände
Einige Tier-Arten würden ohne Störungen nicht überleben!
Störungen stoßen Entwicklungen an
Viele Störungen gehören zur Natur dazu!
Frühjahrshochwasser der Auen
Schädigung der Vegetation auf Bergrücken durch Sturm, Trockenstress, Schnee und Eis
Aas als „Störstelle“
Veränderung des Untergrunds in Abhängigkeit von der Größe des Kadavers
(→ Nährstoffeintrag in den Boden)
→lokale Veränderung des Artenspektrums (necrophage Käfer, Dipteren, ggf. Rabenvögel, Geier, Greifvögel)
-> Können ggf. auch „Störungen“ herbeiführen
Ausmaß der Störung
Zeitliche Komponente
Räumliche Komponente
Intensität (Anteil an der gesamten Biomasse oder Population einer Art, die durch dieses Störung abstirbt, maßgeblich geändert/ausgetauscht wird oder verloren geht)
Räumlicher Umfang (= räumlicher Anteil an der betroffenen Landschaft)
Häufigkeit (durchschnittliche Anzahl in einem bestimmten Zeitraum)
Tierische Aktivitäten führen Störungen herbei, die auch positive Effekte haben können
→ Durchlüftung des Bodens
→ Pflanzbett für Samen
→ Höhlen auch für andere Tiere
=> „gap“-Dynamik
Es entstehen Lücken, deren Wiederbesiedelung sich mehr oder weniger deutlich von der Umgebung unterscheidet (Arten-, Alterszusammensetzung, Mikroklima)
Disturbance/Störung durch den Menschen
Menschen als „störendes“ Element
Oft in urbanen Räumen
engere Definition: direkte menschliche Wirkung
Störung durch den Menschen: z.B. Brutvögel werden durch direkten menschlichen Einfluss gestört → sehr präzise Definition wichtig!
Bsp. Störung durch Parkplatznutzung!, Störung durch Mahd!
Störung trägt zur Biodiversität bei
schafft räumliche Heterogenität
steuert zeitliche Rhythmen
ist eine selektive Kraft (Evolution)
reduziert Konkurrenz zwischen den Arten
Schlussfolgerung = moderate Störung ist ein Schlüsselfaktor für den Erhalt der Biodiversität!
Störungen in Sandlebensräumen
Militär
Erosion
Sandabbau
Naturschutz
Ameisen
Kaninchen
Mäuse
Populationsdynamik
Fluktuation oder Stabilität = Populationsdynamik
a) Wachstum nach Katastrophe
b) Es gibt begrenzende Faktoren bei hoher Umweltkapazität
c) Es gibt begrenzende Faktoren bei niedriger Umweltkapazität
d) Nach Abnahme der Population Episoden der Vermehrung oder Einwanderung
Hierbei kann es sich unter Umständen um eine ökologische Falle handeln!!!
Metapopulation
mehrere (Teil-)Populationen einer Art, die genetisch mit einander "verbunden" sind
Die Migration von Individuen ist dabei jedoch nicht zwischen allen Subpopulationen als gleichmäßig anzusehen
Mindestpopulationsgröße
Mobilität der Arten
a) Eigenes Vermögen
b) Barrierefreiheit
„Sorce and Sink“
Habitatinseln können anthropogen bedingt sein → erhöhtes Aussterberisiko
=> Aufgabe des Naturschutzes, Verbindung zwischen lokalen Poulationen aufrecht zu erhalten
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