Was ist Entscheidungsfindung?
Sammlung von Prozessen, die es dem Menschen ermöglichen, sich in einer sich ständig verändernden Umgebung flexibel und zielgerichtet zu verhalten.
Was betont die klassische Entscheidungsfindung?
Die klassische Entscheidungsforschung betont, dass Personen rationale Entscheidungen treffen sollten. D.h., sie sollten in einer Entscheidungssituation die Option wählen, die den erwarteten Nutzen maximiert.
Welche Faktoren sollten laut der klassischen Entscheidungsfindung besonder berückcisichtigt werden?
Zwei Faktoren sollen in diesem Zusammenhang bei einer Entscheidung berücksichtigt werden:
die Erwünschtheit möglicher Ergebnisse (d.h. ihr Wert)
die Wahrscheinlichkeit des Eintretens möglicher Ereignisse.
Homo oeconomicus
Ein Homo oeconomicus wägt die verschiedenen Optionen aufgrund des jeweiligen erwarteten Wertes ab und wählt dann jene Option, die zum maximalen Nutzen führt.
Voraussetzung: Wissen, Zeit und rechnerische Kapazitäten stehen als unbeschränkt vorhandene Ressourcen zur Verfügung.
Modell des subjektiv erwarteten Nutzens (subjectively experienced utility, SEU)
Da bei vielen Ereignissen die objektive Wahrscheinlichkeit für das Eintreten der Ereignisse nicht bekannt ist, sind bei diesem Modell auch die subjektiv angenommenen Wahrscheinlichkeiten wichtig.
Prospect-Theorie nach Kahneman und Tversky (1979)
Grundlage: Menschen treffen Entscheidungen anhand erwarteter Gewinne und Verluste auf der Basis des aktuellen Zustands.
Was beeinflusst das Entscheidungsverhalten häufig?
Einfluss von kognitiven Verzerrungen auf das Entscheidungsverhalten
Typische Verzerrungen sind z. B. Anker- und Kontrasteffekte, selektive Wahrnehmungen, rigide Denkhaltungen, Illusionen, vielfältige Gedächtnisphänomene, das Lösen kognitiver Dissonanzen, die Art und Anzahl der vorhandenen Alternativen und die fälschliche Wahrnehmung und Herstellung von Kausalzusammenhängen.
Die meisten dieser kognitiven Verzerrungen sind unbewusst, doch sie beeinflussen unser Entscheidungsverhalten maßgeblich.
Anspruchserfüllungsheuristik
Gewählt wird nicht die beste aller Alternativen, sondern die Alternative, die gut genug ist.
Was bedeutet formal rational?
Begrenzte Rationalität - Im Rahmen der zur Verfügung stehenden individuellen Möglichkeiten handelt jede Person allerdings nutzenmaximierend (also formal rational).
Was ist Anpassungsheuristik?
Die Anpassungsheuristik bezeichnet die Tendenz, Urteile auf Bezugspunkte zu beziehen, denn Menschen beziehen ihre Urteile selten auf einen absoluten, sondern auf einen relativen Bezugspunkt.
Vorteile von Heuristiken
Viele Heuristiken sind ökologisch sinnvoll, extrem einfach und erfordern nur wenige kognitive Ressourcen.
Diese Heuristiken haben sich wahrscheinlich durch ständige Anpassung an die soziale Umwelt nahezu perfekt entwickelt.
Einfluss von Emotionen auf Entscheidungen
Unmittelbare Emotionen
Die Emotionen, die während der Entscheidungsfindung bestehen
integrale unmittelbaren Emotionen: direkt mit den Entscheidungen verbunden
beiläufigen unmittelbaren Emotionen: haben keinen direkten Bezug zu den Entscheidungen
Was ist Neuroökonomie?
relativ neues Feld
nutzt neurowissenschaftliche Methoden und Theorien, um wirtschaftliche Entscheidungsprozesse zu erklären
nicht nur auf finanzielle Entscheidungen (z. B. ob man Geld ausgibt, spart oder investiert), sondern auch auf andere Arten von Entscheidungen, die die Zuweisung einer knappen Ressource (z. B. Zeit) oder die Zuweisung eines "Wertes" erfordern.
Was ist ein Ultimatumspiel?
Ein Spiel mit zwei Spielern, bei dem ein Spieler eine Aufteilung des Geldes vorschlägt und der Antwortende das Geld entweder annimmt (und die vereinbarte Aufteilung erhält) oder ablehnt (und beide Spieler nichts bekommen).
Also, ein einseitiges Kontrollsignal (vom präfrontalen Kortex) und eineemotionale Reaktion von unten nach oben konkurrieren um die Auswahl.
Was erhöht bei einem Ultimatumspiel die Wahrscheinlichkeit ein unfaires Angebot anzunehmen?
Die Anwendung von TMS über den rechten lateralen präfrontalen Kortex erhöht die Wahrscheinlichkeit, unfaire Angebote anzunehmen
Was ist beim Treffen von Entscheidungen häufig beteiligt?
Wenn Menschen Entscheidungen treffen, müssen sie abwägen, planen, die Zukunft simulieren und viele andere psychische Funktionen nutzen, sind viele Teilfunktionen der exekutiven Funktionen an Entscheidungen beteiligt.
Was spielt eine wichtige Rolle bei Entscheidungen?
Dopaminerge Bahnen und Belohnungssystem
Eine wichtige Funktion bei Entscheidungen haben Belohnungen und damit auch dasBelohnungssystem.
Wir nutzen Belohnungen, um das optimale Verhalten auszuwählen. Das optimale Verhalten ist jenes, das Belohnung maximiert. Demzufolge meiden wir Handlungen, die nicht zu Belohnungen oder gar zu Bestrafungen führen.
Belohnungen führen zu konsumatorischem Verhalten. Sie sind mit Freude und positiven Gefühlen gekoppelt.
Belohnungen und Bestrafungen sind Ergebnisse von Entscheidungen, welche die folgenden Entscheidungen beeinflussen.
Belohnungen verändern die Auftretenswahrscheinlichkeit von Handlungen verändern.
I
Was ist der wichtigste Transmitter im Belohnungssystem?
In diesem System ist der wichtige Transmitter das Dopamin.
Die dopaminergen Neurone codieren das relative Ausmaß der Belohnung.
Berechnet wird die Differenz zwischen „erwarteter“ und „tatsächlicher Belohnung“ -
Was ist der Belohnungsvorhersagefehler?
Der Belohnungsvorhersagefehler und die damit verbundenen Dopaminausschüttungen werden als wichtige Grundlage des Lernens aufgefasst.
Lernen hängt in diesem Fall von der Vorhersage der Belohnungen ab.
Die Belohnung tritt überraschend oder unvorhersehbar ein (positiver Belohnungsvorhersagefehler) —> die Handlung, die zu dieser Belohnung führte, wird gelernt.
Eine erwartete Belohnung erfolgt nach einer Handlung nicht (negativer Belohnungsvorhersagefehler) —> Extinktion des vorher gezeigten Verhaltens.
Belohnungsvorhersagefehler.
Beim positiven Belohnungsvorhersagefehler erhält man mehr und beim
negativen Belohnungsvorhersagefehler weniger Belohnung als erwartet. Im Falle eines positiven Belohnungsvorhersagefehlers wird im Belohnungssystem mehr Dopamin ausgeschüttet, beim negativen Belohnungsvorhersagefehler weniger.
Phasen im Belohnungssystem
1. Phase - werden die mit bestimmten Handlungen assoziierten Belohnungen (aber auch Risiken und Wartezeiten) evaluiert und geschätzt - Striatum, Frontalkortex und Parietallappen
2. Phase - wird die Handlung ausgewählt, die mit der größten Belohnung assoziiert ist - Striatum ,Frontalkortex und Parietallappen
3. Phase - erfolgt der Vergleich zwischen der erwarteten und der tatsächlich eingetretenen Belohnung und das dopaminerge Fehlersignal entsteht
Beim positiven Vorhersagefehler wird viel Dopamin ausgeschüttet
Beim negativen Vorhersagefehler wenig
Dieses Fehlersignal wird an die Evaluationszentren zurückgemeldet, um Optimierungen der Vorhersagen zu ermöglichen.
Welche Strukturen sind bei der Codierung des Belohnungsvorhersagefehlers wichtig?
Das ventrale Striatum (Nucleus accumbens) und das
ventrale Tegmentum sind für die Codierung des Belohnungsvorhersagefehlers wichtig. Sie feuern stärker und schütten mehr Dopamin aus, je mehr Belohnung erwartet wird. Tritt die Belohnung nicht ein, nimmt die Aktivität in diesen Hirngebieten ab; es kann sogar zu einer Deaktivierung (Verringerung der Aktivität unter das Baselineniveau) kommen.
Welcher Teil des Gehirns wird aktiv, wenn die Belohnungsinformationen Konsequenzen für die nachfokgenden Handlungen haben?
Der dorsale Basalganglienteil ist immer dann aktiv, wenn die Belohnungsinformationen Konsequenzen für nachfolgende Handlungen haben (d.h. wenn nachfolgenden Handlungen generiert, modifiziert oder geplant werden.)
Diese Basalgangliengebiete stehen über das frontostriatale System mit dem Frontalkortex und damit mit den exekutiven Funktionen in Verbindung.
Welcher Teil des Gehirns ist in die Verarbeitung der erhaltenen oder ausbleibenden Belohnungen und in die Bewertung der Entscheidungsoption eingebunden?
Der VMPFC ist in die Verarbeitung der erhaltenen oder ausbleibenden Belohnungen und in die Bewertung der Entscheidungsoptionen eingebunden. Über den VMPFC können auch die Konsequenzen von Entscheidungen bewertet werden.
Der DLPFC übt wahrscheinlich einen hemmenden Einfluss auf den VMPFC und die subkortikalen Strukturen aus.
Läsionsstudien Belohnungssystem
Patienten mit Läsionen in orbitofrontalem Kortex bevorzugen sofortige Belohnungen stark gegenüber verzögerten Belohnungen.
Was passiert, wenn in interaktiven Spielen der Spielpartner kooperiert?
Wenn in interaktiven Spielen der Spielpartner kooperiert, nimmt die Aktivität im ventralen Striatum zu.
Was passiert bei interaktiven Entscheidungen, wenn der Spielpartner dem Investor Vertrauen entgegenbringt?
dorsale Striatum aktiv
Welche Region ist besonders in die Verarbeitung von Angeboten eingebunden?
Der rechtsseitige DLPFC ist in die Verarbeitung von Angeboten eingebunden, insbesondere wenn sie unfair werden. Dieses Hirngebiet ist auch an der Selbstkontrolle beteiligt. Hypoaktivierung führt zu mehr risikoreichem Verhalten.
Welche Region ist besonders in die Evaluation von Entscheidungen eingebunden?
Der posteriore VMPFC ist in die Evaluation von Entscheidungen eingebunden.
Welcher Teil des Gehirns sagt zuverlässig voraus, ob ein Spieler ein unfaires Angebot annehmen oder ablehnen wird?
Die anteriore Insel codiert die Unfairness des Angebots.
Die Aktivität in einem Teil des Gehirns, der mit emotionalen Prozessen verbunden ist (die Insula), sagt zuverlässig voraus, ob ein Spieler ein unfaires Angebot ablehnen wird.
Die funktionale Kopplung zwischen dem DLPFC und dem posterioren VMPFC ist für die Entscheidung, auf unfaire Angebote einzugehen, unabdingbar.
Welche Bereiche sind mit dem willentlichen Brechen von Versprechen verbunden?
Das willentliche Brechen von Versprechen ist mit Aktivierungen im DLPFC, im anterioren Cingulum, in der Amygdala und in der anterioren Insel verbunden.
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