3 Journalistische Haupt-Darstellungsformen:
Tatsachenbetonte
Meinungsbetonte
Fiktionale
Geschlechterunterschiede im Journalismus (Österreich)
W > M => Uniabschluss, Spezialisiert auf J., Hard news, Jr. Manager, Teilzeit-Arbeit, freier Journalist
M > W => Alter, Berufserfahrung, Senior Manager, Vollzeit-Arbeit
Kritik an Definition à
Österreichisches Journalistengesetz
Einschränkung auf Vollbeschäftigung
=> schließt Freiberufler, Nebenberufliche und ca. 70% der Content Creator für Nachrichten aus
Einschränkung auf gewisse Medienorganisationen/-unternehmen (Zeitung, Rundfunk, Film)
Gesetze wichtig für gewisse Privilegien: Quellenschutz, wenn man nach Gesetz Journalist ist (geheime Quellen nicht offenbaren) & Pressefreiheit ohne Privilegien in Gefahr
Rollenselbstverständnisse nach Bernhard Cohen
neutraler Beobachter
teilnehmender Journalist
=> Urtypus versch. Rollen, die sich nach und nach immer wieder zeigen
Definition von Journalismus à
DJV (Deutscher Journalismusverband)
Mitglied kann werden, wer:
hauptberuflich als Arbeitnehmer/-ähnlicher oder Selbstständiger
für Printmedien, Rundfunk, digitale Medien, Nachrichtenagenturen, Presse-/Öffentlichkeitsarbeit oder Bildjournalismus tätig ist,
an Erarbeitung/Verbreitung von Informationen, Meinungen und Unterhaltung durch Medien mittels Wort, Bild, Ton oder Kombination beteiligt ist,
vornehmlich durch Recherchieren (Sammeln, Prüfen) sowie Auswählen/Bearbeiten der Informationsinhalte,
durch Aufbereitung (Berichterstattung, Kommentierung), Gestaltung und Vermittlung oder disponierende Tätigkeiten im Bereich Organisation, Technik, Personal.
Erfindung des Radios
spätes 19. Jhd. / frühes 20. Jhd.
1906: erste Radio-Übertragung (1923 erste Ausstrahlung in Österreich)
1920: erste Radio-Nachrichten
zu Beginn nur Nachrichten aus Zeitungen vorgelesen, später erst eigene Nachrichten
Massenverbreitung für Nachrichten, Verbreiten von Propaganda
Pressegeschichten (v.a. in Europa) und Entstehung der Zeitung: Ursprung der Zeitung?
Ursprung der Zeitung: Privatbrief & Briefverkehr mit bezahlten Korrespondenten (z.B. zw. Klöstern, Händlerverbünden)
Frühe Gazetten:
handgeschriebene Nachrichtenblätter Mitte 14. Jhd.
politische, militärische, Wirtschaftsnachrichten
Beispiel: Fugger-Zeitungen (zw. versch. Standorten von Augsburg aus informiert über wirtsch. Entwicklungen)
=> nicht regelmäßig, nur für best. Publikum, keine Massenkommunikation, bedarfsbegleitet
Buchdruck in Europa:
1456, Johannes Gutenberg => Druckerpresse
Hauptzweck: Druck von religösem Material (Bibel)
hohe Kosten, wirtschaftlich nicht relevant für Nachrichten
Erste Zeitung in Europa:
1605, “Relation” in Straßbourg, Johann Carolus => erste, regelmäßig gedruckte Zeitung
kaum journalistische, rein wirtschaftliche Motive bei Umstellung auf gedruckte Zeitungen
Bedeutung der Kaffeehäuser:
in ganz Europa, v.a. England, Frankreich, Wien
Orte zur Diskussion von Neuigkeiten, Treffpunkt von Literaten
Jürgen Habermas: Strukturwandel der Öffentlichkeit
=> bis dato: Zeitungen für Eliten!
Schulz: Nachrichtenfaktoren (6 Dimensionen)
neue Sichtweise auf Nachrichtenfaktoren => Faktoren als journalistische Hypothesen von Realität (nicht: Merkmale von Ereignissen; nichts mit den Nachrichten selbst zu tun)
6 Dimensionen:
Zeit (Dauer & Thematisierung)
Nähe (räumlich/kulturell)
Status (regional, persönlich, Prominenz)
Dynamik (Überraschung, Struktur)
Valenz (Konflikt, Schaden)
Identifikation (Personalisierung, Ethnozentrismus)
Das Problem mit “Medienvertrauen”
Messung: von Medienvertrauen schwierig, weil…
=> man versch. Ebenen mit einbeziehen muss (institutionell, mediengebunden, Presse oder ORF?)
=> Mehrebenenphänomen (keine Generalaussagen möglich, Vertrauenskrise ist konstant)
=> man untersch. Vorstellungen hat
Mediennutzung: Verbindung zw. Medienvertrauen & Mediennutzung komplex, Kausalität unklar (Mediennutzung als Ritual, Verhalten, ist Mediennutzung veränderbar?)
Stabilität: von Medienvertrauen unklar (z.B. als Resultat von Skandalen)
Vertrauenskrise des Journalismus: Wie hat sich das Vertrauen in die Medien in letzter Zeit (2015-2022) geäußert?
geringes und abnehmendes Vertrauen in alle Schlüsselmarken (=> Ausnahmen: z.B. hoch in Finnland)
wenige glauben, Medien seien unabhängig von politischem, wirtschaftlichem oder kommerziellem Einfluss
Skandal um staatliche Werbeverträge erklärt, warum 20% der Befragten einer Gallup-Umfrage glaubten, es sei möglich, günstige Beiträge von österreichischen Wirtschaftsmedien zu kaufen
mögliche Faktoren: Corona-Bump (=> Vertrauen sogar gestiegen!), Trump-Wahl, Brexit-Sturz, Gilet Jaunes-Proteste, Parlamentschaftswahlen
Penny Press
Gründung von sehr günstigen Zeitungen (1830er Jahre)
Sensationsnachrichten: Tragödien, Verbrechen, Abenteuer, Klatsch und Tratsch
Objektivität wird wichtiger (aus wirtschaftlichen Gründen)
Beispiele: Benjamin Day - The (New York) Sun; James Gordon Bennett - The New York Herald
alle Mitarbeiter einer Nachrichtenagentur, Zeitungs- oder Rundfunkunternehmung (Ton- & Bildfunk),
die mit Verfassung/Gestaltung von Text oder Zeichung/Herstellung von Bildern/Laufbildern über aktuelles Tagesgeschehen betraut sind,
mit festen Bezügen angestellt sind und Tätigkeit nicht nur als Nebenbeschäftigung ausüben (Redakteure, Schriftleiter)
Was prägt unser Bild von Journalismus?
Gesellschaftliches Verständnis von Journalismus
Gesellschaftliches Vertrauen in Journalismus
Mythen um Journalismus/Journalisten (v.a. durch Populärmedien, Film, vorherige neg. Vorfälle)
Stichwort: Desinformation, Fake News, Lügenpresse
Aktuelle Veränderungen im Journalismus
Wissenschaftliches Verständnis von Journalismus lässt sich in sieben Punkten zusammenfassen:
Selbstbeobachtung der Gesellschaft
(zugleich: Frühwarnsystem, Taktgeber, Agenda-Setter, Moderator)
Aktualität
Universalität
Publizität
Kontinuität
Objektivität (Faktizität)
Autonomie:
=> sollte von politischen, ökonomischen, anderen Zwängen befreit sein
=> ist auf Politik (Schutz der Medienfreiheit) und Wirtschaft (Finanzierung der Redaktion) angewiesen, aber aus diesen Bereichen drohen ihm stets Einschränkungen der Autonomie (z.B. Druck von Werbekunden, Streben nach Massenattraktivität, Zensur, Kontrolle)
Aufgabe von Journalisten à
Sachverhalte/Vorgänge öffentlich machen, deren Kenntnis für Gesellschaft von allg./pol./wirtsch/kultureller Bedeutung sind
durch umfassendes Informationsangebot in allen publizistischen Medien Grundlage schaffen, dass jeder die in Gesellschaft wirkenden Kräfte erkennen & an Prozess politischer Meinungs-/Willensbildung teilnehmen kann
=> Voraussetzung für Funktionieren des demokratischen Staates
Zur Erfüllung der journalistischen Aufgabe hat Grundgesetz die Medien mit Freiheitsgarantien ausgestattet:
alle Journalisten sollen diese erhalten/aufbauen
alle J. verpflichtet zu: besonderer Sorgfalt, Achtung der Menschenwürde, Einhaltung der Grundsätze (des Pressekodex des Deutschen Presserates)
J. können ihren öffentlichen Auftrag zur Information, Kritik & Kontrolle nur erfüllen, wenn sie von Auflagen und Zwängen frei sind, die diesen Grundsätzen entgegenstehen
Eigenschaften einer Zeitung
Aktualität => auf Gegenwart bezogen, gegenwärtige Relevanz
Periodizität => Erscheinen in regelmäßigen Abständen
Publizität => öffentlich und allgemein zugänglich
Universalität => thematische Vielfalt
=> Dovifat/Wilke (1976): “Die Zeitung vermittelt jüngstes Gegenwartsgeschehen in kürzester regelmäßiger Folge der breitesten Öffentlichkeit (fixiert in Schrift und Druck).”
Shoemaker & Reese: Hierarchy of Influences (on Mass Media Content)
Einfluss auf Mass Media Content auf 5 Ebenen:
Soziales System (Demokratie)
Soziale Institutionen (Presseförderung, Standing des J.)
Medienorganisationen (Redaktion)
Arbeitsroutinen (Wie verifiziere ich Quellen?)
Individuen (pol. Überzeugungen, Charakter, Geschichte, Identität)
Iyengar’s Generische Journalistische Frames
=> Generische Frames = stetig wiederkehrende journalistische Arbeitsmuster, die in Medieninhalten zu erkennen sind
Episodische Frames => Darstellung von Themen als individuelle Ereignisse, die einzelnen Menschen passieren
Thematische Frames => Nachrichten, die auf einem Strukturlevel gezeigt werden
=> wirken ganz anders auf Menschen
=> Kritik: Frames beschreiben einfach journalistische Arbeitsroutinen?
Journalismus als Politik & Propaganda: Damals vs. Heute
Klassischer parteipolitischer Journalismus
frühe Zeit des Journalismus regelmäßig durch parteipolitische Berichterstattung gekennzeichnet
Journalisten als Vehikel für Meinungen (länger akzeptal in Europa als z.B. in USA, England)
Europa klassische Parteipresse fürher! Heute (nach NS) eher parteineutral, trotzdem Neigungen einer politischen Richtungen, aber keine finanzielle Hilfe - viele Ur-Zeitungen
Medienlandschaft & Medienpluralismus in der Journalismusforschung
Beurteilung der Medienlandschaft anhand Eigentümerschaft (oft, nicht immer) möglich => Wem gehört die Medienlandschaft (wichtig aufgrund Unabhängigkeit & Meinungsmacht)? Was ist die Einflussnahme der Eigentümer? Wo arbeitet der Journalist?
Medienpluralität als wichtiger Indikator für Journalismusforschung => Wie gut ist der Journalismus in einem Land?
Medienpluralität wird (negativ) beeinflusst durch:
grundlegender Schutz
Marktvielfalt
Politische Unabhängigkeit
Gesellschaftlihce Inklusion
Datenjournalismus
= Journalismus basiert auf Datenverarbeitung & Präsentation von Einsichten auf Basis von Daten
Hybridform, sowohl Informatik, Web-Design, Visualisierung & traditionelle journalistische Routinen miteinschließend
Open-Source-Mentalität
Zeitungsevolution
1605: Relation (Straßbourg)
1615: Ordinari Zeittungen (Wien)
1632: Gazette de France
1665: London Gazette (erste englische Zeitung)
1690: Publick Occurences Both Forreign and Demestick (erste US-Zeitung)
1702: Daily Courant (erste Tageszeitung)
=> wenig Meinungsjournalismus
Formen von Journalismus
Konstruktiver Journalismus (hängt mit Peace Journalismus zu-sammen (Vorläufer, anderer Ansatz (Konfliktberichterstattung):
Berichterstattung über positive Entwicklungen
Fokus auf Lösungsansätze
wider negativer Grundeinstellung des Mainstream-Journalismus
Kritik: potenziell zu positiv/unkritisch
Investigativer Journalismus (nicht gleich Qualitätsjournalismus!):
Fokus auf Langzeit-Recherche
Fokus auf Untersuchung/Aufdeckung verdeckter Vorgänge aus Politik & Wirtschaft
verdeckte Quellen (Whistleblower)
im Boulevard auch: “Enthüllungsjournalismus”
New Journalism:
propagiert in USA in 60er/70ern
Fokus auf subjektive Berichterstattung, wider Objektivität
Verschiebung der Grenze zw. Literatur & Journalismus
Meta-Analyse Denis Wu: Wichtige Nachrichtenwerte
BSP einer Nation
Handelsaufkommen
Regionalismus
Einwohnerzahl
Größe in km²
Geografische Nähe
Pol./ökon. Interesse eines Landes
Eliteness
Kommunikationsressourcen & Infratruktur
Kulturelle Affinitiät
Rollenverständnisse nach Thomas Hanitzsch
Dimensionen in denen Journalisten sich unterscheiden:
Ergebnisse der Pilotstudie (Hanitzsch, 2012):
Detached watchdog => Neutraler Bluthund, DE/AT
Populist disseminator => Verbreiter von Infos
Critical change agent
Opportunist facilitator
=> große Unterschiede in Sichtbarkeit von Journalisten in untersch. Ländern!
Deuze (2005) “Occupational ideology of journalism” (Berufsideologie des Journalismus)
Kritierien des Journalismus:
Dienst an Öffentlichkeit (Public Service)
Objektivität
Autonomie und Unabhängigkeit
Aktualität (Immediacy)
Ethik
Objektivität als Grundlegendes Journalistisches Paradigma
wissenschaftliches Prinzip => Übereinstimmung von Behauptung/Tatsache + Falsifizierbarkeit (Karl Popper)
Erkenntnistheoretische Trennung von Subjekt/Objekt
Wahrheit ohne Verzerrung
Objektivität im Journalismus ein “technischer Ausdruck”
Wandel und Grenzen im Journalismus
Digitalisierung eröffnet neue Möglichkeiten, Öffentlichkeit herzustellen, innerhalb als auch außerhalb Redaktion
=> Social Media Editor, Content Creator, Data Journalist, Influencer
sich verändernde Arbeitsmöglichkeiten resultieren in neuen Geschäftsmodellen des Journalismus:
=> Entrepreneurial Journalists, Freie Journalisten
Journalistische Kompetenzen
welche Kompetenzen benötigt sind, wird v.a. durch Bildung abgeleitet (Meier)
geht nicht nur um Wissen/Interessen, sondern auch ganz klare Techniken (Technik-/Gestaltungsk., Fachk., Vermittlungsk., Sachk., Org.-/Konzeptionsk., soz. Orient.)
Technik- & Gestaltungskompetenzen stark verändert in letzten Jahren
Traditionell: Journalisten => Recherchevorteile (Zugang zu Pressekonferenzen, Politikern, Archiv), online nicht mehr unbedingt gegeben (alle verwenden Google, Journalisten kriegen selben Algorithmus/Antworten) => machen Kompetenz abhängig
Veränderung gilt genauso für Fach-, Vermittlung- und Sachkompetenz => dynamisches Toolset
Journalistische Ethik-Kodizes nach Hafez (2002)
Kodizes einzelner Medien (bestimmte Publikationen)
offizielle, nationale Kodizes (von Regierungen, offizielen Medienräten)
unabhängige, nationale Kodizes (von unabhängigen Journalisten-Verbänden)
regionale, offizielle Kodizes (länderübergreifende staatliche Institutionen)
multinationale Kodizes (internationale Organisationen z.B. International Federation of Journalists)
Vorläufer des Journalismus
gesprochenes Wort => Gefahr von Fehlern in Vermittlung über mehrere Personen
Journalisten der Vorzeit: Boten, Stadtschreier, Minnesänger
Beispiel Acta Diurna (= lat. Tagesgeschehen):
=> Informationsblatt im Römischen Reich, handgeschrieben vervielfältigt
=> offizielle Nachrichten (Gerichtsreportage, Erlässe vom Kaiser), private Meldungen (Geburten, Tode, Hochzeiten)
=> 59 v. Chr. durch Cäsar etabliert
Beispiel Dibao:
=> Gazetten in China (“palace report”, “imperial bulletin”)
=> offizielle Nachrichten für Eliten
=> 105 n. Chr. Papier erfunden
Entwicklung 20. Jhd. - 21. Jhd. - 2022 “Alternative Medien”
20. Jhd: Journalismus für Propaganda
Gleichschaltung von Medien im Nationalsozialismus
Nachrichten vorgegeben vom Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda
Emigration oder Festnahme oppositioneller Journalisten
21. Jhd: “Hyperpartisian News”:
Partei-neutrale Presse im 21. Jhd nur in wenigen Ländern ein Thema, auch in Europa
Aber: Renaissance parteinaher Medien oder sogar Parteipresse im Zuge der Digitalisierung
2022: “Alternative Medien”:
Online-Medien, auch mit klarer linker/rechter politischer Ideologie
Verteilung von Nachrichten einfacher im digitalen Raum
Aktive Abgrenzung von sogenannten “Legacy Media”
Profitieren von “Lügenpresse” - Narrative seit 2016 (Flüchtlingsbewegung)
=> Aber: Begriff, schwierig zu definieren
Randomisiert kontrollierte Studien (Statistik)
Haben dann Aussagekraft für Journalismus, wenn…
Ursache & Wirkung
Kontrollgruppen
Zufälligkeitsprinzip (Gruppen sollten sich nur durch ein Kriterium/Merkmal unterscheiden)
Doppelt verblindet (Patienten sowie Experten wissen nicht, wer zu welcher Gruppe gehört)
…sichergestellt sind.
Herausforderungen für Journalisten
ethische Fragestellungen
Veränderungen in der Arbeitsweise (neue Technologien)
Arbeitsbedingungen (z.B. Bezahlung, Arbeitszeit)
Quellenkuratierung (Verlässlichkeit)
wachsende Zahl untersch. Ausspielkanäle
Wissenschaft ist…
Gesamtheit des menschl. Wissens, das systematisch erweitert, gesammelt, aufbewahrt, weitergegeben wird
System der Erkenntnisse über wesentliche Eigenschaften, kausale Zusammenhänge der Natur, Technik, Gesellschaft und Denken in Form von Begriffen, Kategorien, Maßbestimmungen, Gesetzen, Theorien, Hypothesen
Methodischer Prozess nachvollziehbaren Forschens/Erkennens, der nach herkömmlichen Verständnis ein begründetetes, geordnetes, gesichertes Wissen hervorbringt, welches kommunizierbar und überprüfbar ist & bestimmten wissensch. Kriterien folgt
“Irrtum auf den neuesten Stand gebracht.” (Linus Pauling)
Qualitätskriterien in Medien
Präzision im Umgang mit Fakten
wohl überlegte Auswahl von Nachrichten nach Relevanz
Auseinandersetzung mit Sachverhalten
Orientierung am Ziel der Objektivität
Orientierung an Menschenrechtsnormen
“Seriöser J. teilt Aufmerksamkeit unbestechlich nach eigenen journalistischen Kriterien (Nachrichtenwerten)”
Demut vor dem, was man nicht weiß => Disziplin, Fakten treu zu bleiben (Mutmaßungen haben keinen Platz im Bericht)
Unterscheidung Bericht — Kommentar
Reportage
“Königsdisziplin des Journalismus”
= tatsachenbetonter, aber persönlich gefärbter Erlebnisbericht
bindet Leser an die Medien
Formale Mittel:
=> persönliche, authentische Erlebnisse
=> Eintauchen ins Geschehen
=> Augenzeugenschaft
=> Fakten
=> Perspektiven-, Tempo-, Distanzwechsel, Atmosphäre
=> Reporter-Ich
Wurzeln der Reportage:
=> Augenzeugenbericht
=> Reisebericht
=> Literarische Publizistik des 18./19. Jhd.
=> Aufklärerische Intention
Reportage ermöglicht, komplexe Wirklichkeit zu verarbeiten
Medienspezifika:
=> Internet: Perspektivenwechsel durch hypertextuelle Verweise
=> Fernsehen: Balance zw. Wort & Bild
=> Hörfunk: Ziel sind Bilder im Kopf und OTs
=> Extreme Veränderung aufgrund Digitalisierung: Multimedia-Storytelling (Christmas-Tree: Informationen am Rand; Integrative: Einbau anderer Arten Medien/visueller Komm (Text, Bild, Videos)
=> verschiedene journalistische Darstellungsformen mit dem Ziel des Erfahrens einer Reportage
Die Digitale “Longform”
Explizit lange Lesestücke nehmen an Popularität online zu
kennzeichnet durch:
unbegrenzte Länge
narrative Erzählstruktur
Multimedialität
Ehrenkodex für die österreichische Presse
2. Genauigkeit
2.1 Gewissenhaftigkeit & Korrektheit in Recherche & Wiedergabe von Nachrichten/Kommentaren sind oberste Verfplichtung von Journalisten.
2.2. Durch Ausführungszeichen gekennzeichnete Zitate müssen bestmöglich den Wortlaut wiedergeben. Eine nur sinngemäße Wiedergabe darf nicht unter Anführungszeichen gesetzt werden. Anonyme Zitierungen vermeiden, sofern es nicht um Sicherheit der zitierten Person oder die Abwehr eines anderen schweren Schadens von dieser geht.
2.3. Beschuldigungen nicht erheben, ohne dass nachweislich versucht wurde, eine Stellungnahme der beschuldigten Person(en)/Institution(en) einzuholen. Handelt es sich um die Wiedergabe einer öffentlich erhobenen Beschuldigung, ist dies deutlich kenntlich zu machen.
Fiktionale Darstellungsformen
Feuilleton (als Textgenre)
Zeitungsroman
Fernsehspiel, Hörspiel
Comics, Witzzeichnungen
=> Fiktion und Tatsachen vermischt?
=> Halbfiktionale Darstellungen - Was könnte passiert sein? Digitale Avatere werden verwendet, um Tatsachen nachzustellen
=> Publikum spielend beibringen, was passiert (s. News-Games)
Propaganda-Modell
Eigentümer
Medien sind Unternehmen oder Teil großer Konzerne
wollen Profit machen, das Gut der Gesellschaft unwichtig
Konzerne haben Interessen an Bereichen, die außerhalb der Medien liegen
Gefahr der Selbstzensur bei Nachrichten, die Unternehmensinteressen negativ beeinflussen könnten
Beispiel: Skandal von News of the world (Rupert Murdoch)
Exakte Wissenschaft vs. Weiche Wissenschaft
Exakte Wissenschaft:
Theorien mathematisch hergeleitet
jeder Versuch hat gleichen Ausgang
keine Interpretation, sondern berechenbare Fakten
=> Mathematik, Physik, Chemie, Geologie, Biologie
Weiche Wissenschaft:
Statistische Wahrheiten, Prognosen für Einzelfall lassen sich nicht erstellen
=> Geistes-, Kultur-, Sozialwissenschaften, Psychologie, Soziologie
=> Bsp. Fakten, für die Erklärungsansätze fehlen (alle statistisch):
Covid-19 bei Menschen mit Blutgruppe 0 seltener
Imfpungen wirken nicht bei allen gleich
Medikament senkt Risiko von Hospitalisierung nicht für alle
=> für Konsumenten Unsicherheit (wer gehört zu welcher Gruppe)
=> für WJ schwere Recherche (Zweifel müssen offengelegt werden)
Internet und Digitalisierung
1970er entwickelt
1990er öffentlich zugänglich
frühe Hoffnung auf demokratische Öffentlichkeit (alle können was sagen, kein Elitenjournalismus, heute anders!)
Journalismus adaptierte erst langsam zu neuen Medien
Shovelware: Gedruckte Nachrichten auf Website geschaufelt
Digitaler Journalismus:
Neue Digitale Nachrichtenformen
Live-Blogging
Linked Data
Living Stories
Virtual or Augmented Reality Reporting
Restorative Narratives & Constructive Reporting
=> Studie: Menschen schätzen Nachrichten anders ein, wenn sie es auf unterschiedlichen Medien lesen => nicht nur Inhalt, sondern Medium spielt Rolle!
=> Zeitungen sind “wichtiger”
Dimensionen von Ethik nach Forsyth (1980/81)
Relativismus:
Bedeutung universeller ethischer Regeln
Entscheidungen basierend auf Situation (bzw. unabhängig von Situation)
Idealismus:
Konsequenzen von Handeln
Idealisten geht es um Handeln selbst, während für andere Ergebnis wichtiger
Zweck heiligt die Mittel: Wie kommen J. zu ihren Quellen? => ethisches Handeln bei der Recherche!
Aufgabengebiete des Wissenschaftsjournalismus
Wissen mehren: Wissenserweiterung für Medienkonsumenten
Kritikfähigkeit erhöhen: bis zu Konsumenteninformationen über wissensch. Fakten, die fundierte Meinung erhöhen
Gesundheit verbessern: bis zur Erhaltung der Spezies Mensch & seiner Umwelt, indiv. Gesundheit des Lesers
=> Langer Weg bis zu Erscheinung in Zeitung, aber global gesehen sehr schnell
Ethische Dimensionen nach Hanitzsch
Größten journalistischen Herausforderungen in 2 Jahren (Umfrage von APA)
Drei zentrale Theorien der Journalismusforschung
Gatekeeping
Nachrichtenwerttheorie
Journalistisches Framing
Entwicklung von Zeitungen für die Massen
Bildungswachstum
rapider Zuwachs an Zeitungen
unklar, welche Entwicklung was gesteuert hat
Faktoren 19 Jhd: Bevölkerungswachstum, politische Krisen, verbesserte Transportwege und Kommunikation
Zeitungen benötigten Ertragswachstum
spätes 19 Jhd: Entwicklung des Objektivitäts-Ideals, um neues Publikum zu gewinnen
Empirismus
Wissen als gerechtfertigte wahre Erkenntnis, die auf Sinneswahrnehmung beruht
Grundlage frühes Philosophieren im antiken Griechenland: Sinne (Sehen, Hören, Fühlen)
Vorzug der Empirie gegenüber Theorie/Mystik
mit den Sinnen keine Theorie, die dauerhaft gültig ist
Theorie: IMMER richtig
=> Fakten haben untersch. Relevanz und einen untersch. Charakter
Österreichischer Presserat:
Aufbau/Zusammensetzung
Presserat = Verein, dessen Träger die wichtigsten Journalisten- und Verlägerbände Österreichs sind:
Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ)
Österr. Gewerkschaftsbund
Österr. Zeitschriften- & Fachmedienverband (ÖZV)
Verbund der Regionalmedien Österreichs (VRM)
Verein der Chefredakteure
Presseclub Concordia (PCC)
Wie kommen Wissenschaftsjournalisten zu Geschichten (Quellen)?
Nachrichtenagenturen:
wichtigste Quelle für alle Journalisten, Basis der Nachrichtenerstattung
Netzwerk von Korrespondenten, die Infos an weitere Agenturen weitergeben, bis sie in AT sind
Agenturen gehören den Medien eines Landes
=> größte Agentur: “Reuters” (London, vor 170 J. mit Brieftauben), in AT: “APA" (Austria Presse Agentur)
=> wichtig, da Berichte sonst nicht komplett relevant dargestellt werden können
=> Aufgabe, der Zeit voraus zu sein
Fachstudien, Presseaussendungen, Newsletter:
Experten über ihre wissensch. Erkenntnisse (von Unis, Studien…) (+ Pressekonferenzen/Hintergrundgespräche für Journalisten)
Internet-Fach-Websites, Wissenschaftsmagazine/-institute
auch: Fach-Links Social Media zu Fortschritten von Informationen => schwer zu bewältigende Informationsflut
eigene Ideen, Redaktionskonferenz (täglich bei Tageszeitung, da Austausch sehr wichtig für Journalismus):
Was beschäftigt mich, die anderen, die Welt? Was betrifft die meisten Menschen? Was ist relevant?
Richtiges Gespür ist wichtig, man muss die Materie verstanden haben & sich für die interessieren, über die man schreibt
Geschichte des Online-Journalismus
Oktober 1993: Uni Florida publiziert erste journalistische Website
1994: “Palo Alt Weekly” => erste regelmäßige Zeitung im Web
1994: “Spiegel Online”
1994: “quintessenz” => eines der ersten deutschsprachigen Online-Magazine
1995: “derstandard.at” => erste Internetausgabe einer deutschsprachigen Tageszeitung
Populismus in Österreich
FPÖ-Chef Kickl empfahl Wurm-Mittel Ivermecitin als Alternative zur Impfung => 2 Leute sterben, die nicht auf medizinische Empfehlungen hörten
Niederschläge für Wissenschaft
Ende 2022: Skepsis gegen Coronaimpfung, Diskutieren einer Impfpflicht (polit. äußert umstritten)
Massendemonstrationen
Auseinanderklaffen zw. wissensch. Erkenntnis & Misstrauen, die zu tragischen Fehlentscheiden führt, ist ein neues Phänomen
Wissenschaft & WJ muss sich dem stellen
Feldtheorie nach Kurt Lewin
Wie treffen Menschen Entscheidungen?
Wieso entscheiden sie, so wie sie es tun?
Wir bekommen Handlungsanweisungen von außen (was gibt es auf Markt, wie macht man Mann glücklich, …)
1. Freiheit
1.1 Freiheit in Berichterstattung/Kommentar, in Wort & Bild ist integrierter Bestandteil der Pressefreiheit. Sammeln/Verbreiten von Nachrichten/Kommentaren darf nicht behindert werden.
1.2 Grenzen dieser Freiheit liegen für Tätigkeit des Presserates in freiwiligger Selbstbeschränkung auf Grund der Bestimmungen in diesem Ehrenkodex.
4 Arten von Ethik
Individualethik
Institutions-/Unternehmensethik
Professionsethik
Publikumsethik
Politische Ökonomie im Journalismus
Ursprung in Tradition der Kritischen Theorie (Wie kann man Strukturen verändern?)
Ansätze bei Marx, um kritisch Strukturen & Rolle von Macht sowie Rolle von ökonom. Interessen zu erforschen
etabliert in USA zu Zeit erhöhter Medienkonzentration
Argument: Systematische Verzerrung in Medien im Sinne dominanter pol./ökon. Ideologie => Medien sind nur an Profit interessiert, nicht am Interesse des Publikums (Teil des Systems)
befasst Thesen zur Rolle von Medien in Gesellschaften (auch heute noch häufig als Grundlage zur Autonomieeinschätzung verwendet)
=> Welche Rolle spielen Medien in der Gesellschaft?
=> Wieso wollen Medien Status quo aufrecht erhalten?
=> Warum filtern Medien unsere Realität?
Begründung des Prinzips der umgekehrten Pyramide
umgekehrte Pyramide (Climax-First-Form) als weitverbreitetste Darstellungsform im Journalismus
Wichtigstes zuerst: Wer? Wann? Wo? Was? Wie? Warum?
oft behauptet, dass Nachrichtenübertragung durch Telegrafen zur Einführung der Form beitrug => wissenschaftlich problematisch, da Pyramide erst ab 1875 weit verbreitet ist
Einflussfaktoren der Autonomie
politische, ökonomische, technologische Aspekte als Quelle von externem Einfluss
Organisations- & prozessbezogene Aspekte als Quelle von internem Einfluss (Redaktionspraktiken, interne Hierachien, Beziehungen in Redaktionen, Arbeitsbedingungen, Gewerkschaften)
Professionelle Aspekte (Ethik-Kodizes, Journalismus-Ausbildungen, Berufsideologie)
Individuelle Aspekte (Wie sehen Journalisten sich selbst? Frei? Beeinflusst? Durch was?) => Worlds of J. Study => am meisten genannter Faktor: Ethik > Zeitlimitierung > persönliche Values & Beliefs > am wenigsten durch: Politiker (???)
Web Analytics
detaillierte Information über Publikumsverhalten
Clicks verbunden mit ökon. Interessen, um Werbekunden einen Wert zu bieten
anfänglich zögernd, mittlerweile nutzen Journalisten solche Informationen recht intensiv
Sorgen um Verdummung von Inhalten bei Jagd nach Clicks
Rollen nach Renate Köcher
Bloodhounds (Bluthunde/Detektive, Engländer)
v.a. in UK präsent
neutrale Berichterstatter
“Jäger” von Nachrichten (Skandale, Aufdeckung, sehr viel Boulevardjournalismus)
Missionaries (Missionare, Deutsche)
Journalisten als Träger von Meinungen
Gesinnungsjournalismus, “zeigen, wie es wirklich ist”, Übertragen des “guten Weltbilds”
v.a. in Deutschland nach WW2
auch in AT & CH sehr etabliert
Interview
Darstellungsform UND Methode der Recherche
Mast (2000): “Interview soll auf möglichst unterhaltsame Art Wissen, Meinungen UND Denkweisen bemerkenswerter bzw. aufschlussreicher Personen als Argumentationsfolge in einer authentischen Form darstellen.”
Formen: Sachinterview, Personenbezogenes Interview, Statement, Umfrage
Warum muss man Nachrichtenwerte kennen?
Was ist eigentlich relevant, was nicht?
Digitaler Kontext: Relevanz wird individuelle Entscheidung, Personalisierung der Nachrichtenfeeds => Gibt es noch eigentlich Nachrichtenwerte?
Was gibt es für Konsequenzen, wenn Nachrichten nicht global publiziert werden?
Wie passt dieses Modell in das Mehrebenenmodell?
Fakten vs Falschinformationen
Fakten => Tatsachen/Sachverhalte, die sich überprüfen & nachweisen lassen
Falschinformationen => halten sachlicher Überprüfung nicht stand:
Fehlinformationen ohne Täuschungsabsicht
Desinformationen mit gezielten Täuschungsabsichten
Neuberger & Kapern (2013)
ein gesellschaftliches Teilsystem mit Funktion der Selbstbeobachtung der Gesellschaft
stellt Öffentlichkeit her, indem Themen aktuell/universell ausgewählt, objektiv über sie berichtet, Beiträge veröffentlicht und kontinuierlich über Massenmedien ans Publikum verbreitet werden
Autonomie ist notwendige Voraussetzung für Erfüllung dieser Funktion
Kritisch: Anspruch auf Objektivität
=> Was nicht objektiv berichtet wird, ist kein Journalismus?
=> Trennung von Meinung und Berichterstattung
Kritisch: Autonomie
=> Aspekte der partikulären Interessen
=> Wann kann Journalismus komplett unabhängig sein (v.a. wenn man auf Finanzierung angewiesen ist)?
Kritik an These zur politschen Ökonomie
befasst sich hauptsächlich mit Strukturen, erlaubt kaum Einfluss Einzelner auf Nachrichtenprozesse
Gefahr der Verschwörunsgtheorie, wenn manchmal einfachere Gründe für Nachrichtenentscheidungen
Theorie entwickelt & hauptsächlich angewandt in USA, sehr wenige Studien in anderen Ländern
Was ist mit öffentlichen Rundfunk, der in den USA eher unterentwickelt ist?
erklärt publizistische Wirkungsweise der Medien (Was wird publiziert, was nicht? Und warum?)
Journalisten als Gatewatcher
früher wichtiger, heute weniger, weil jeder auf Quellen zugreifen und selbst publizieren kann
viele wichtige Studien dazu, die versch. Einflussfaktoren auf Arbeiten von Journalisten bestimmen => aber: heute weniger und weniger oft zentral in Forschungsstudien
Österreichischer Presserat nur zahnloser Tiger?
nicht verbindlich für alle
Prangerwirkung
nur für die Presse - keine ähnlichen Organe für Rundfunk etc.
Definitorische Problematik
Versch. Definitionen vermischen…
funktionale Ebene (z.B. Aufgaben des Journalismus)
analytische Ebene (z.B. Aspekte des Journalismus)
normative Ebene (z.B. Erwartungen an Journalismus, er sollte dies und das…)
konzeptuell (z.B. Rolle Journalismus in Gesellschaft, Rahmenbedingungen)
operational (z.B. Heraufzählen einzelner Aspekte eines Terms wie “Journalist ist jemand, der in einer Nachrichtenagentur arbeitet”)
Journalistische Autonomie
3 Ebenen der professionellen Autonomie
Persönliche Autonomie (Individualebene): Journalisten sollten frei in ihrer Auswahl von Informationen & Gestaltung von Nachrichten sein
Kollektive Autonomie (Redaktionsebene): Redaktionen sollten frei von internen/externen Einflüssen sein, z.B. kommerzieller/politischer Art
Institutionelle Autonomie (Institutionsebene): Medieninstitutionen im Allgemeinen sollten garantierte Pressefreiheit haben & frei von jeglicher Art der Zensur
=> Autonomie im Journalismus = wichtige Größe, um Rolle von Journalismus in Demokratien zu beurteilen
Rollen nach Claudia Mellado
=> schaut sich Produkt an + Befragungen => fügt beide Ergebnisse dann zusammen, wie sichtbar ist das Gesagte in der Arbeit (persönliche Einflüsse, finanzielle Gründe…)
12. Suizidberichterstattung
12.1. Berichterstattung über Suizide, Selbstverstümmelung, Suizidversuche, Selbstverstümmelungsversuche gebietet große Zurückhaltung. Verantwortungsvoller Journalismus wägt (u.a. wegen Gefahr der Nachahmung) ab, ob ein überwiegendes öff. Interesse besteht und verzichtet auf überschießende Berichterstattung.
Robert Entman: Framing
Entman’s “Frame Definition” & “Cascsading Activation”
Framing = “einige Aspekte einer wahrgenommenen Realität auswählen und sie in Text so hervorheben, dass eine best. Problemdefinition, kausale Interpretation, moralische Bewertung und/oder Handlungsempfehlung gefördert wird”
Cascading Activation: Wo kommen Frames her? Wie kommt etwas von der Quelle zum Publikum?
10. Öffentliches Interesse
10.1 In best. Fällen, insb. bei Personen öff. Lebens, ist es notwendig, schutzwürdiges Interesse der Einzelperson an Nichtveröffentlichung eines Berichts/Bildes gegen Interesse der Öffentlichkeit an einer Veröffentlichung sorgfältig abzuwägen.
Conclusio: Wandel und Kontinuität
Rückgang bei Verkaufszahlen und Werbeeinnahmen
Wandel ist das einzige Kontinuum im Journalismus
Zuwachs an personalisierten Nachrichten
“Tod von Objektivität”, Wiederaufkommen des Meinungsjournalismus?
Konvergenz von journalistischen Plattformen
größerer Einfluss des Publikums, mehr Interaktion zw. Journalisten & Publikum
Grenzen zw. professionellen Journalisten & Amateuren verschwimmen
Objektivität im ORF-G
objektive Auswahl & Vermittlung von Informationen (Nachrichten, Reportagen) inkl. Berichterstattung über Tätigkeit der gesetzgebenden Organe und ggf. Übetragung ihrer Verhandlungen
Wiedergabe & Vermittlung von für Allgemeinheit wesentliche Kommentare, Standpunkte, Stellungnahmen unter angemessener Berücksichtigung der Vielfalt der im öff. Leben vertretetenen Meinungen
eigene Kommentare, Sachanalysen, Moderationen unter Wahrung des Grundsatzes
Soziale Medien
Soziale Medien haben eine wichtige Rolle in Newsrooms angenommen
oft verpflichtet, einen Account zu haben
Soziale Medien für Reihe von Aktivitäten genutzt:
Verteilen von Inhalten
als Quelle
Kommentarfunktion
Interaktion
Branding
Bislang zentral: Twitter
Ressorts im Journalismus
Politischer Journalismus
Wirtschaftsjournalismus
Kulturjournalismus (Feuilleton)
Reisejournalismus
Sportjournalismus
Lokaljournalismus
Einnahmequellen
Private Medienunternehmen abhängig von Werbeeinnahmen und somit Werbekunden
“We sell news to readers and readers to advertisers”
Nachrichten als Raum zwischen Werbung
Beispiel: Lifestylejournalismus
Meinungsbetonte Darstellungsformen
Leitartikel (Meinungsartikel, postulierte redaktionelle Linie)
Glosser (Kurzkommentar, polemisch, pointiert; politische/alltagskulturelle Themen)
Kommentar (interpretiert, bewertett)
Aufbau:
=> 1. Kern: Bewertung
=> 2. Orientierung über den Sachverhalt
=> 3. Evtl. Präsentation einer Gegenposition
Formen:
=> 1. Einerseits-andererseits-Kommentar
=> 2. Pro-/Contra-Kommentar
=> 3. Meinungsartikel
=> 4. Kurzkommentar
Kolumne
=> Kolonne/Spalte, in der ein Autor regelmäßig publiziert
=> muss nicht mit redaktioneller Linie übereinstimmen
=> Hoher Bekanntheitsgrad
Kritik
Karikatur
Essay
Beschwerden & Mitteilungen
Beschwerdeverfahren:
Beantragung (schriftlich) durch individuell betroffene Person
betroffene Person & Printmedium müssen eine Schiedsvereinbarung abschließen, die Verzicht auf den Rechtsweg beinhaltet
nur im Beschwerdeverfahren kann der Abdruck der Entscheidung im betroffenen Printmedium durchgesetzt werden
Mitteilungen:
Jeder kann (schriftlich) eine Mitteilung über potentiellen medienethischen Verstoß machen
Mitteilung wird an Senat übermittelt, der entscheidet, ob ein selbstständiges Verfahren eingeleitet wird
in diesem Verfahren muss betroffenes Printmedium die Entscheidung nicht abdrucken
Printmedium muss nicht handeln
Entscheidungsgrundlage ist: Ehrenkodex für die österreichische Presse
Medien filtern, um zu entscheiden, welche Infos wie veröffentlicht werden
Journalistische Quellen
“Flak”
Antikommunismus/Antiideologie
Erfindung des Telegraphen
1873, Schreibtelegraph, Samuel Morse
neue Technologie setzt sich schnell durch, revolutioniert Nachrichtenübertragung
Bedeutung des Telegraphen für Journalismus: Gründung von Nachrichtenagenturen, die schneller Nachrichten an ihre Kunden vermitteln konnten
Harcup & O’Neil’s Nachrichtenwerte
Studie zu Berichterstattungen englischer Tageszeitungen
Fokus auf nationalen, nicht internationalen Nachrichten
10 Nachrichtenwerte für das 21. Jhd.:
=> Machtelite, Celebrities, Unterhaltung, Überraschung, Bad News, Good News, Ausmaß, Relevanz, Weiterverfolgung, Zeitungsagenda
=> Neu (2017): Shareability (Stichwort: Clickbait)
Wirkung der Digitalisierung auf Rollenverständnisse der J.
Befragung:
=> großer Teil bezeichnet Rolle als digitaler Journalist als etwas, das sich von Rolle traditioneller Journalisten abhebt (dient auch, um digitale Journalisten von Bürgern zu unterscheiden, die Nachrichten via SocialMedia verbreiten)
=> "In einer Zeitung kann ein Journalist NUR Informationen liefern. Wir müssen mehr als das tun, denn jeder liefert online Informationen.”
Online & “Offline”-Journalisten haben ähnliche professionelle Ideologien
Journalisten, die für Medienunternehmen arbeiten, die Online & Offline Medien publizieren, fügen sich einer “kommerziellen Rolle”
Onlinejournalisten sind weniger an Watchdog-Rolle interessiert als traditionelle Journalisten
Onlinejournalisten genießen eher höhere Autonomie
Änderungen von Gatekeeping zum Gatewatching
Keine Informationsgabe mehr sondern Interpretation der Welt
Konsequenz: Fakt & Unabhängigkeit sind zentrale Rolle in nächsten Jahren
Österreichischer Rundfunk
1924: Ursprung in Radio Verkehrs AG (gegründet 30.09.1924)
1938: liquidiert und Deutscher Reichsrundfunkgesellschaft unterstellt
1955: erste Fernsehsendung (01.08.1955)
1957: Gründung der Österreichischen Rundfunk GmbH (11.12.1957)
Gesellschafter zu 97,3% der Bund, zu 2,7% die Länder
Nachrichten im ORF:
Beginn der Zeit im Bild am 05.12.1955
Dauer: 30 Minuten
03.02.1975: Trennung in ZiB1 (1. Programm) und ZiB2 (2. Programm) (ZiB2 zw. 1979-1984 in Zehn vor Zehn umbenannt)
untersch. Konzepte für beiden Nachrichtensendungen
1984: Einrichtung des Newsdesk zur Produktion aller Nachrichtensendungen
Vier Definitionsansätze zu Objektivität
Wirklichkeitsbezogene Position => Übereinstimmung von Wirklichkeit und Berichterstattung
Journalismusbezogene Position => nicht Objektivität der Medienaussagen, sondern journalistischen Arbeitsweisen
Darstellungsbezogene Position => Objektivität als Unparteilichkeit in Darstellung (Rückbindung an Wirklichkeit spielt keine zentrale Rolle)
Rezipientenbezogene Position => Vermittlung erst objektiv, wenn aus Berichterstattung abgeleitete Wahrnehmung der Rezipienten mit Realität übereinstimmt
Ehrenkodex im Journalismus
Grundprinzipien & Rahmenbedingungen der berufl. Ausübungen:
Prinzip Freiheit der Berichterstattung in der Demokratie => verpflichtet, gewissenhaft zu recherchieren
bei Beschuldigungen müssen Stellungnahmen der Angeklagten & Kläger eingeholt werden
Fehler sind richtig zu stellen
kein Einfluss von Interesse von außen auf Berichterstattung
11. Interesse von Medienmitarbeitern
11.1. Die Presse wird ihrer besonderen Verantwortung ggü. der Öffentlichkeit dann gerecht, wenn private und geschäftliche Interessen von Medienmitarbeitern keinen Einfluss auf redaktionelle Inhalte haben. Medienmitarbeiter verwenden Informationen, die sie im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit erfahren und nicht öffentlich zugänglich sind, nur für publizistische Zwecke und nicht zum eigenen Vorteil oder zum Vorteil Dritter.
3. Unterscheidbarkeit
3.1. Für Leser muss klar sein, ob sich bei einer journalistischen Darstellung um Tatsachenbericht, Wiedergabe von Fremdmeinung(en) oder Kommentar handelt.
3.2. Vor Wiedergabe von Fremdmeinungen sollte Stichhaltigkeit überprüft werden (falls gravierende Zweifel an Richtigkeit eines Zitats).
3.3. Fotomontagen/Bildbearbeitungen, die von flüchtigen Lesern als dokumentarische Abbildungen aufgefasst werden, müssen deutlich als Montagen oder Bearbeitungen kenntlich gemacht werden.
8. Materialbeschaffung
8.1. Bei Beschaffung mündlicher/schriftlicher Unterlagen sowie Bildmaterial dürfen keine unlauteren Methoden angewendet werden.
8.2. In Einzelfällen sind verdeckte Recherchen inkl. notwendiger Methoden gerechtfertigt, wenn Informationen besonderen öffentlichen Interesses beschafft werden.
Gefährdung des Medienpluralismus in Österreich
=> Medienpluralismus durch “unfreien” Journalismus gefährdet
=> Risiko hoch bei Marktvielfalt, da wenige Eigentümer
=> Medienqualität in Österreich mittleres Risiko
Faktoren, die Medienpluralismus gefährden:
hohe horizontale und crossmediale Konzentration
Abfluss von Werbeeinahmen an einige wenige, global agierende Online-Plattformen
Einschränkungen der redaktionellen Autonomie
Unzulänglichkeiten in Bestimmungen über Transparenz des Medieneigentums (Informationen über letztendlichen Eigentumsstrukturen von Medienunternehmen sind nicht allgemein verfügbar)
Zwei besonders alarmierende Entwicklungen:
Die in jüngster Zeit wachsende Zahl von physischen Angriffen und Online-Bedrohungen gegen Journalisten
Die außerordentlich hohen staatlichen Werbeausgaben (etwa das 5-fache der regulären Medienförderung) & die mangelnde Transparenz bei den Vergabekriterien
=> aktuelles Medienpaket der österr. Medienministerin greift hier an, da seit Jahren in Diskussion durch Skandale
Rollen nach Donsbach & Patterson
standardisierte Befragung pol. Journalisten in UK, USA, DE, IT & Schweden
2 Dimensionen von Rollenselbstverständnissen
Kontinuum der Dimension, keine exakten Rollen:
=> Passiv-Aktiv
=> Neutral-Fürsprecher (Idee des Zurückhaltens, Interpretativ dabei sein “The Voice”)
Einfluss der Digitalisierung
Um digitalen Journalismus zu verstehen, müssen Punkte betrachtet werden:
Neue Reichweite? (Nachrichtenmediäre, z.B. Twitter)
Neue Geschwindigkeit?
Neue Quellen?
Neue ethische Herausforderungen?
Neue “Accountability”? (Feedback viel direkter!)
Neue Mobilität? (Journalisten müssen nicht mehr anwesend sein)
=> Digitalisierung hat auf alle Teile des Journalismus Einwirkung
=> obwohl heutzutage jeder Journalismus digital
=> postdigitales Zeitalter (Trennung zw. digital/nicht-digital quasi unmöglich)
4. Einflussnahmen
4.1. Wirtsch. Interessen des Verlages dürfen redaktionelle Inhalte nicht dermaßen beeinflussen, dass Fehlinformationen oder Unterdrückung wesentlicher Informationen entstehen.
4.2. In Berichten über Reisen, die auf Einladung erfolgten, soll auf Einladung hingewiesen werden.
Von Studie zur Nachricht
in Fachmagazinen prüfen Experten die Einreichungen von wissensch. Studien von Forschern => Peer Review vs Open Access (v.a. bei Corona)
=> entscheiden dann, ob die Studie veröffentlicht wird
Veröffentlichung der Studie in Fachsprache, für Laien nicht verständlich, auch für WF/Generalisten
=> EurekAlert! Presseagentur, die zu jeder wissensch. Studie eine Mitteilung versendet (in einfacherer Sprache)
20-150 Aussendungen für WF pro Tag, Originalstudie muss trotzdem gelesen werden => Interviews mit Experten für besseres Verständnis der Studie
Versuch zu erklären, warum manche Ereignisse es in die Medien schaffen, und andere nicht
lange Tradition in Journalismusforschung
zahlreiche Studien, mit teils untersch. Ergebnisse
wichtige Frage: Besitzen Ereignisse Nachrichtenwerte oder werden sie von Journalisten zugeschrieben?
=> Theorien kommen IMMER aus USA, in Europa weiterentwickelt (zentrale Limitierung, nicht 1 zu 1 übernehmbar)
Rollendimensionen nach Weaver
basierend auf 3 nationalen Umfragen von Journalisten in den USA (1985, 1996, 2007)
Disseminator => Neutraler Vermittler
Interpretative => Analyse und Interpretation
Adversarial => Gegenspieler von Regierung & Wirtschaft
Mobilizer => Unterstützer von Durchschnittsbürger
Galtung & Ruge: Nachrichtenwerttheorie
Kulturunabhängige Faktoren
Frequenz
Schwellenfaktor
Eindeutigkeit
Bedeutsamkeit
Konsonanz
Überraschung
Variation
negative Reaktionen auf einzelne Nachrichten, wenn Medien gegen Status quo gehen
gezielte Rückmeldungen, um Nachrichtenorganisationen oder Journalisten zu diskreditieren
z.B. Anrufe vom Weißen Haus an Chefredakteure, Anruf verärgerter Werbekunden
indirekt: Massenbeschwerden von Aktionären, Angestellten, Think Tanks, Stiftungen etc.
“Das Recht auf freie Meinungsäußerung ist gut geschützt.” (Österreich) - Woran liegt das?
Zugang zum Journalismus ist frei UND journalistische Arbeit ist rechtlich geschützt
Medienbehörden arbeiten unabhängig
Medienmarkt weitgehend von Folgen der COVID-Krise erholt (Printsektor weiterhin angeschlagen)
in Wahlkampfzeiten leistet ORF gute Arbeit hinsichtlich Repräsentation der parlamentarischen Parteien
ORF fühlt sich verantwortlich, Menschen mit Behinderungen Zugang zu Medien zu ermöglichen
Regionales und lokales Medienangebot (inkl. lebendiger Community Medien-Szene) ist vielfältig, auch wenn evtl. erst erhöhter Förderung durch öffentliche Hand bedarf
Pressekodex
vom Presserat ersteller “Ehrenkodex für österreichische Presse”
12 Grundsätze für publizistische Arbeit
enthält Regeln für gutes/verantwortungsvolles journalistisches Handeln + ethische Richtschnur für Medienschaffende
bildet Grundlage für Entscheidung der Senate des Presserates
Nutzung von Quellen (Umfrage von APA)
Ökonomische Einflüsse im Journalismus
Individualebene:
Jobsicherheit, prekäre Anstellungsverhältnisse, Personal Branding, PR
Redaktionsebene:
Abhängigkeit von Werbung, Quoten/Verkaufszahlen, Clickrates, Abhängigkeit von PR
Institutionsebene:
Wettbewerbssituation im Medienmarkt, Medienkonzentration, allg. wirtschaftliche Lage
=> Journalisten in AT sehen sich v.a. von ökonomischen Zwängen beeinflusst!
Inhaltliche Programmgrundsätze des ORF
Sendungen müssen im Hinblick auf ihre Aufmachung und Inhalt die Menschenwürde & Grundrechte anderer achten
Sendungen & Onlineangebot dürfen nicht zu Hass/Gewalt gegen eine Person(engruppe) aufgrund Geschlechts, Rasse, Hautfarbe, ethnischer/sozialer Herkunft, genetischer Merkmale, Sprache, Religion, Weltanschauung, pol./sonstige Anschauung, Zugehörigkeit zu einer nationalen Minderheit/Sexualität, Vermögens, Geburt, Behinderung, Alters aufstacheln + keine Aufforderung zur Begehung terroristischer Straftaten enthalten
Angebot bemüht sich um Qualität, Innovation, Integration, Gleichberechtigung, Verständigung
Relevanz des Wissenschaftsjournalismus
WJ vor allem während Corona superwichtig (besonders am Anfang täglich mehrere Entdeckungen)
dominierte die Berichterstattung über 2 Jahren in allen Medien
hatte Auftrag zu Aufklärung
ohne WJ hätte man kein abgesichertes Wissen bekommen (abgesehen von Fake News, Gerüchten)
schwierig, alle Menschen gut zu informieren, da jeder Mensch anderes Medium benötigt
Verschiedene Typen von Journalistischen Frames
Generische Frames (z.B. episodisch, thematisch, Konflikt-Frame, strategisches Framing)
Themen-abhängige oder spezifische Frames (z.B. Islam Frame, Immigration Frame)
7. Schutz vor Pauschalverunglimpfungen & Diskriminierung
7.1. Jede Diskriminierung wegen Alters, Behinderung, Geschlechts, ethischen, nationalen, religiösen, sexuellen, weltanschaulichen, sonstigen Gründen ist unzulässig.
7.2. Eine Herabwürdigung/Verspottung religiöser Lehren oder anerkannter Kirchen/Religionsgemeinschaften, die geeignet ist, berechtigtes Ärgernis zu erregen, ist unzulässig.
9. Redaktionelle Spezialbereiche
9.1. Reise-/Tourismusberichte sollen in geeigneter Weise auch auf soziale & politische Rahmenbedingungen und Hintergründe (z.B. gravierende Menschenrechtsverletzungen) verweisen.
9.2. Umwelt-, Verkehrs-, energiepolitischen Zusammenhängen soll auch im Autoteil Rechnung getragen werden.
9.3. Tourismus-, Auto-, Gastronomieberichte sollen wie alle Bewertungen von Gütern/Dienstleistungen nachvollziehbaren Kriterien folgen sowie von journalistisch qualifizierten Personen verfasst werden.
Entwicklung von Journalismus-Theorien
Journalismusforschung versucht über wissenschaftliche Vorstellungen und empirisch-analytische Methoden die soziale Wirklichkeit des Journalismus zu beobachten & erforschen.
Theorie-Entwicklung: Handlungstheorien => Struktur- und Strukturationstheorien (Prozess)
Handlungen sind 1. abhängig von Multidimensionalen Kontexten und 2. nie isoliert!
=> Grundlagentheorie (mit denen wir journalistisches Verhalten erklären können)
Einflüsse auf Journalismus => Mehrebenenmodelle (weil eben nicht isoliert)
Entwicklung im deutschsprachigen Raum => Multiperspektiv
Aspekt der Framing-Theorie, die erklärt, wie Journalisten Themen/Ereignisse in “Frames” einbetten, um Publikum das Verstehen dieser zu erleichtern
momentan einer der populärsten & umstrittensten Theorien der Kommunikationswissenschaft
Studien nicht einig, wie genau ein Frame entsteht oder was er beinhaltet
Wirkung der Digitalisierung auf Arbeitsprozesse
Informationssuche & Quellenauswahl (Anfangspunkt der Rechereche im Internet, Anstöße für Artikel durch Social Media) => Algorithmen beeinflussen Recherche der Journalisten
Verifizierung von Infos (Fakt-Checking) teils erschwert im digitalen Raum (durch technische Komplikationen, Fake-News)
Verarbeitung von Infos
Rollenverständnisse digitaler Journalisten verändern sich (hat auch ökonomische Hintergründe)
=> Stimme des Volkes jetzt sichtbarer? Nicht wirklich…
David M. White: Gatekeeping-Modell
Journalisten als Gates
basiert auf White’s Studie zu “Mr. Gates” (1950) einem Redakteur einer regionalen Zeitung in USA
analysierte Gründe für Auswahl/Ablehnung von Nachrichten (isolierte, subjektive Präferenzen)
Fokus auf individuelle Vorurteile in der Nachrichtenauswahl (individuelle Ebene)
Fehler: betrachtete Mr. Gates isoliert (ohne Redaktion)
=> “Entscheidungen von Mr. Gates als persönliche Auswahl nach subjektiven Präferenzen dargestellt. Eingebundensein in Redaktion oder die den Entscheidungen zugrunde liegenden professionellen Normen wurde nicht untersucht!”
Welche Definitionen von Journalismus gibt es?
Professionsgebundene Definitionen:
Österreichisches Journalistengesetz (1920, 2007)
Deutscher Journalismusverband (DJV)
Wissenschaftliches Verständnis:
Meier (2013)
Deuze (2005)
5. Persönlichkeitsschutz
5.1. Jeder Mensch hat Anspruch auf Wahrung der Personwürde und Persönlichkeitsschutz.
5.2. Persönliche Diffamierungen, Verunglimpfungen und Verspottungen verstoßen gegen das journalistische Ethos.
5.3. Personen, deren Leben gefährdet ist, dürfen in Medienberichten nicht identifiziert werden, wenn das die Gefährdung vergrößern kann.
Ethikverständnis (WJS 2013-2015)
Medien brauchen ständigen zuverlässigen Nachrichtenfluss
ökon. Umstände bedeuten, dass Ressourcen dort veranschlagt werden, wo wichtige Nachrichten & Pressekonferenzen am häufigsten vorkommen
damit machen sich Medien von pol. Eliten abhängig für Nachrichten
Beispiel: Weißes Haus, Pentagon, Außenministerium, große Konzerne & Wirtschaftsgruppierungen
Fake News: Lügen oder Dummheit?
manipulativ verarbeitete, vorgetäuschte Nachrichten, die sich überwiegend im Internet viral verbreiten
manchmal in Form eines journalistischen Beitrags, der nicht mit der Faktenlagen übereinstimmt, sondern bewusst für politischen/wirtschaftlichen Gewinn erfunden/verfälscht wurde
Donald Trump: Durch Lüge aufs journalistische Parkett
=> Obama gar nicht in USA geboren, dürfte nicht USA regieren
=> Gegen Corona-Virus Desinfektionsmittel trinken
Aufgaben (Selbstverständnis)
moderne Selbstregulierungseinrichtung im Pressebereich
=> Menschen aus Presse kontrollieren dies selbst (Form der Selbstkontrolle)
dient redaktioneller Qualitätssicherung & Gewährleistung der Pressefreiheit
Missstände im Pressewesen aufzeigen & entgegenwirken
Journalisten Österreichs im globalen Vergleich
US > AT => Frauenanteil, Spezialisierung auf J. an Uni,
AT > USA => Alter, Berufserfahrung, Bildung, Arbeit in best. Ressort, Hard & Soft news
Zukunft der Nachrichtenwerttheorie im digitalen Zeitalter
immer wieder Bewegungen im J. zur Veränderung
Weggehen von Nachrichtenwerten
Wille, Lösungen zu bringen (Konstruktiver J.)
Gatekeeping = Prozess sukzessiver Auswahl entsprechend Kriterien oder Nachrichtenwerten, die Wahrnehmung von Ereignissen beeinflusst
Studie norwegischer Auslandsnachrichten zu 3 internationalen Krisen (Kongo, Kuba, Zypern)
Inhaltsanalyse von Nachrichten selbst: Was sind die Charakteristiken?
12 Nachrichtenwerte (Gründe, wieso Nachrichten publiziert werden)
=> Kulturunabhängige vs. Kulturabhängige Faktoren
=> Faktoren sind additiv und komplementär (je mehr Faktoren, desto höher Chance der Publikation)
=> Nachrichtenwerte verändern sich, da sie von Journalisten aufgestellt werden
ursprünglich: Ausnutzen von Bevölkerungsängsten vor potenziellen Gefahren (insb. Kommunismus)
Instrumentalisierung für höhere Auflage, mehr Verkauf
wurde benutzt, um Kritiker verstummen zu lassen
Antikommunismus als “dominante Religion”
Thema Kommunismus heute nicht mehr große Angst, eher Terrorismus, Sozialismus (abhängig vom Land)
recherchiert, selektiert und präsentiert Themen, die neu, faktisch und relevant sind
stellt Öffentlichkeit her, indem er Gesellschaft beobachtet, dies über periodische Medien einem Massenpublikum zur Verfügung stellt & so gemeinsame Wirklichkeit konstruiert
=> bietet Orientierung in komplexer Welt
=> konstruiert Wirklichkeit durch Selektion
=> Macht von Journalisten, was als wahr verstanden wird
12 Grundsätze für die publizistische Arbeit
Freiheit
Genauigkeit
Unterscheidbarkeit
Einflussnahmen
Persönlichkeitsschutz
Intimsphäre
Schutz vor Pauschalverunglimpfungen & Diskriminierung
Materialbeschaffung
Redaktionelle Spezialbereiche
Öffentliches Interesse
Interessen von Medienmitarbeitern
Suizidberichterstattung
Politische Einflüsse im Journalismus
direkte Einflussnahme von Politikern auf (befreundete) Journalisten (indirekt, auch direkt, z.B. durch “brown envelope” => Geld drinnen)
Druck auf Redaktionsleiter, Chefredakteure, Eigentümer durch Politik
Staatliche Regulierung von Medien, z.B.:
Zensur
Einschränkung der Pressefreiheit
Staat als Eigentümer von Medien
Öffentlich-rechtlicher Rundfunk
Direkte und indirekte Subventionen
Leserkommentare
Feedback vom Publikum kommt nicht mehr nur durch Leserbriefe, auch durch Online-Kommentare
Leserkommentare können andere User beeinflussen, z.B. zu Media Bias und journalistischer Qualität
Journalisten meiden meist Leserkommentare
Up & Down der Online-Kommentare: früher sehr wichtig, dann eher abgetan, heute immer noch zentral (sehr umfangreich und viel)
Kulturabhängige Faktoren
Bezug zu Elite-Nationen (müssen über Wahlen in USA berichten)
Bezug zu Elite-Personen
Personalisierung (Nachrichten zu Privatpersonen)
Negativität (am meisten untersucht)
Rollen nach Morris Janowitz
Gatekeeper (objektiv, Information weiterführen)
Advocate (Fürsprecher)
=> sehr geprägt vom US-Journalismus, hat mit allgemein gesellschaftlicher Präsenz von USA zu tun
Einflüsse von Public Relations im Journalismus
Grenze zw. PR & Journalismus
“Seitenwechsler” => durch große ökonom. Problematiken wechseln immer mehr Journalisten in PR-Bereich
Kapitalisieren der Unternehmen führt zu Aussparen des Journalismus & Ersetzen des PR (Wer prägt die Diskussion in großen Unternehmen?)
6. Intimsphäre
6.1 Die Intimsphäre jedes Menschen ist grundsätzlich geschützt.
Medienberichte sind in der Regel vertrauenswürdig, wenn…
sie sich auf wissenschaftliche Evidenz stützen
sie Evidenz von allen Seiten beleuchten, indem mehrere Experten zu Wort kommen
die zitierte Evidenz in einem fachlich relevanten Bezug steht
qualifizierte Belege im Bericht offengelegt werden
Beispiele AT: Presse, Standard, SN, WZ, Profil, ORF, Ö1, Dossier
Beispiele D: Die Zeit, Die Welt, FAZ
Seriöse Medien speziell über Wissenschaft: nature, Science, Bild der Wissenschaft, Nautilus, MIT Technology Review, ORF science
Warren Breed: Soziale Kontrolle in der Redaktion
(+ 6 Faktoren, um Fügsamkeit zu gewährleisten)
Warren Breed: einer der Pioniere in Studien bzgl. Berufspraxis von Journalisten in ihrem (soz.) Arbeitsumfeld (sog. newsrooms)
Gates abhängig von sozialer Kontrolle in Redaktion:
institutionelle Ebene (journ. Routine, Organisationsstruktur, Redaktionshierarchie, Nachrichtenwerte)
Medienstrukturebene (wirtsch. Aspekte, Pressegesetze, Ethik, Gewerkschaften)
Gesellschaftsebene (pol. Kultur, Geschichte, Pressefreiheit)
=> Journalisten lernen das Fach, aber auch die redaktionelle Linie (“Sozialisierung”) z.B. durch Kollegen, Newsletter, Beobachtung
6 Faktoren, um Fügsamkeit zu gewährleisten:
Institutionelle Autorität & Sanktionen
Verpflichtungsgefühle & Wertschätzung von Vorgesetzten
Streben nach Beförderung
Keine starke Loyalität unter Journalisten
Journalismus angenehme Tätigkeit
Nachrichten werden zum Wert
Erfindung von Fernsehen
1920er, John Logie Baird
1928: erste Ausstrahlung
1955: erste Ausstrahlung in Österreich (regulärer Betrieb 1958, in Farbe 1969)
in einigen Ländern erst viel später (1992 Solomon Islands-Vanuatu, 1999 Malawi-Buthan)
=> Sehr wichtig für Selbstbewusstsein für Journalismus, Politiker richten sich nach Medienlogik
Warum Ethik?
journalistisches Verhalten immer wieder in Bezug auf Ethik diskutiert
moralische Verantwortung, weil J. Macht und Einfluss auf öff. Meinung & Politik hat
Vertrauen in Journalismus (sehr abhängig von Vertrauen, v.a. aufgrund Ökonomie)
gleiche Regeln für alle (Sind J. anders zu behandeln? Dürfen J. einfach andere Menschen filmen?)
Transparenz (Wie soll mit Quellen umgegangen werden?)
persönlicher & institutioneller Zugang zu Ethik definiert Arbeit von Journalisten täglich!
Geschlechterunterschiede im Journalismus (Global)
W > M => Uniabschluss, Spezialisiert auf J., Soft News, Teilzeit-Arbeit, Freier Journalist
M > W => Alter, Berufserfahrung, Hard News, Manager-Position, Vollzeit-Arbeit
Auswirkung auf & Rolle des Publikum im (Digitalisierungs-)Journalismus
Auswirkung der Technologie auf Publikum => Anstieg an Interaktion mit & Feedback vom Publikum (inhaltlich sowie kommerziell)
Publikum spielt auf versch. Art & Weise eine Rolle im J.:
Durch Mitwirken bei Inhalten (comments or eye-witness-reports)
Durch Verteilen von Inhalten (über soziale Medien, Mail)
Durch indirekte Beeinflussung von Inhalten (aggregiertes Feedback => Journalisten richten Inhalte danach aus)
=> Verstärkung dieser Möglichkeit durch Digitalisierung
Wissenschaftsjournalisten
objektive Vermittler, die wissenschaftliche/komplexe Sachverhalte neutral und verständlich erklären
geben Realität wieder, keine Kritiker/Aufdecker
auf Entdeckungsreise, müssen stets dazulernen
keine Fachleute, Generalisten (sehr untersch. Themen)
Stärke: stellen sich Fragen, sie sich interessierte Laien stellen
höchstes Bildungsniveau aller Ressorts (akadem. Abschlüsse meist in Geisteswissenschaften)
=> Prekäre Beschäftitungsverhältnisse sind die Regel
=> arbeiten bei knappen Personalstand unter hohem Druck
hoher Frauenanteil
Zukunftsperspektiven problematisch
Junge Wissenschaftsmedien: alexandria, Netzwerk Klimajournalismus
Nachricht
Climax-First-Form (umgekehrte Pyramide, wichtigstes erst)
Leitsatz (“Lead”, “Intro”) + Hauptteil (“Body)
W-Fragen: Wer? Was? Wann? Wo? Wie? Warum?
Sprache: Direkt, einfach, klar, kurz
Meldung => Kurznachricht
Bericht => Längere Nachricht (50-200 Zeilen)
Dokumentation/Dossier => Strukturierte Materialsammlung
=> Größte Veränderung in den letzten Jahren: Nachrichtenvisualisierung/Infografik (oft mit Hintergrund von Daten, da man diese nicht so schnell in eine Meldung packen kann)
Wie erkenne ich Fake News?
Vergleich von versch. Zeitungen
Qualifizierte Zeitungen lesen
Erfahrungen mit “guten” Zeitungen => Vertrauen
mehrere Quellen heranziehen
=> WJ wichtig, um gegen Schwarz-Weiß-Malerei im Journalismus zu arbeiten
Datengrundlage für “Was wissen wir über Journalisten?”
worldsofjournalism.org => internationale Studie an der Uni München gegründet
momentan Arbeit an 3. Welle (2021-2023) (Befragungen)
in AT: Folker Hanusch (UniVie), Josef Seethaler, Andreas Riedl (ÖAW)
1. Welle (2007-2011): 21 Länder, 2. Welle (2012-2016): 67 Länder, 27000 Interviews
3. Welle: mehr als 120 Länder
Tatsachenbetonte Darstellungsformen
Nachricht (Meldung, Bericht)
Bildnachricht, Foto, Infografik
Feature
Porträt
Journalistisches Framing als Prozess
Illustrierte Presse
=> etwa zur gleichen Zeit wie die Penny Press (1830er Jahre)
1842: Illustrated London News
1843: L’Illustration
1852: Frank Leslie’s Weekly
1857: Harper’s Weekly
Ethische Ideologien
Absolutismus: universelle Regeln, kein Relativismus
Exzeptionalismus: Ausnahmen bei universellen Regeln
Situationismus: Idee von 2 Idealen, man beurteilt Situation und entscheidet situativ
Subjektivismus: Zweck heiligt die Mittel
Journalistische Rollenverständnisse
= Ansammlung von Konzepten, um zu erkennen, wie sich Journalisten selbst sehen
Rollentheorie:
Wie denken Journalisten über ihre Rolle in der Gesellschaft?
Zentrales Interesse der Journalismusforschung
Was sind (journalistische) Rollen?
=> “A comprehensive pattern of behavior/attitudes, constituting a strategy for coping with a current set of situations, which is socially identified.” (Turner, 1990)
=> “A composite of occupational tasks/purpoes that is widely recognizable and has a stage and enduring form.” (Christians, Glasser, Nordenstreng & White, 2009)
Objektivität im Digitalen Zeitalter
immersiver Journalismus: Verwendung neuer Technologien
Annahme, dass man dadurch nicht interessierte Menschen zurückholen kann z.B. zum politischen Journalismus (komplexe/politische Zusammenhänge werden direkt an Person herangeführt)
Journalismus der Teilhabe => Teilnehmende sind direkt dabei, Journalismus tritt auch bei v.a. komplex/sozialen Problemen auf => ist Teil der Experience => gibt dabei aber Objektivität auf
Theoriekonzepte der Journalismusforschung
Makroebene (Funktionen für Gesellschaft)
Mesoebene (Medienorganisation)
Mikroebene (Faktisches Handeln bzw. Produkte einzelner Journalisten & deren Verständnis der Berufsrolle)
Last changed2 years ago