Reihenfolge der Diagnostik
Anamnese und die äthiologische Beurteilung
Klinische Untersuchung
Funktionsanalyse
Abdrucknahme + Modellanalyse
Röntgenologische Untersuchung
Gesamtbefund
Wichtige Punkte der klinischen Untersuchung
Entspricht das Kind seinem chronologischen Alter?
Ist das Kind körperlich und geistig seinem Alter entsprechend entwickelt? -> Somatogramm Gewichts- und Längenmaß entsprechend des Alters + Tabelle Mittleres Zahndurchbruchsalter
Geistige Entwicklung + Wille bei der Mitarbeit beurteilbar durch Gespräch: Frage nach schulischen Leistungen
Auf Atmung, Sprache, Lippenlage, UK-Stellung und UK-Bewegung achten (Bei Fehlfunktionen bei den Eltern nachhaken)
Untersuchung des Kopfes (Schmal-, Breit-, Lang-, und Kurzschädel) (Längen- und Breitenindex des Kopfes + Morphologischer Gesichtsindex)
Gesichtsform (schmal, breit rund, quadratisch, oval, dreieckig)
Längen- und Breitenindex des Kopfes (LBI)
LBI= größte Kopfbreite/Kopfgröße x 100
Dolichozephal (Langschädel): 71-75,9
Mesozephal: 76,0-80,9
Brachyzephal (Kurzschädel): 81,0-85,4
Hyperbrachyzephal: x>85,5
Morphologischer Gesichtsindex
MGI= Gesichtshöhe/Jochbogenbreite x 100
hypereuryprosop: x-78,9
(niedriges Gesichtsskelett)
euryprosop: 79,0-83,9 (breitgesichtig)
mesoprosop: 84,0-87,9 (mittelgesichtig)
(mittelhohes Gesichtsskelett)
Leptoprosop: 88,0-92,9 (schmalgesichtig)
(Hohes Gesichtsskelett)
Hyperleptoprosop: 93,0-X
Die Untersuchung des Kiefergelenkes
(Auflistung)
Hypo- bzw. Hypermobilität des KG
Deviation
Knack- und Reibegeräusche
Druckempfindlichkeit
Röntgenbefunde
Untersuchung des Kiefergelenkes
Hypo- bzw. Hypermobilität
-> Messung der Schneidekantendistanz bei maximaler Mundöffnung
Bei erwachsenen Männern mehr als 45 mm
Bei erwachsenen Frauen min. 40 mm
Größe des Überbisses muss addiert werden
-> Beim Öffnen und Schließen wird der UK von vorne beobachtet und kontrolliert
Abweichungen von einer geradlinigen Schließbewegung sind sofort aufzuschreiben
Knack- und Reibgeräusche
1. Inspektion durch das Auflegen der Fingerkuppe auf das Gelenk
Ebenfalls möglich, die Finger in den äußeren Gehörgang zu geben und dabei den Mund öffnen und schließen zu lassen
Mit einem Stethoskop können Knack- und Reibegeräusche festgestellt werden -> muss im Plan festgehalten und dem Patienten mitgeteilt werden
Beim Patienten Muskelansätze und Kiefergelenke abtasten
Häufig bei Kiefergelenksstörungen
Geben nur dann eine Auskunft, wenn bereits größere Veränderungen am Gelenk entstanden sind
Dislokation des Köpfchens in der Schlussbissstellung und die Lage des Diskus
Beginnende KG-Störungen und der Diskus lassen sich nicht gut im Röntgenbild darstellen
Dyskinesien
= Störung des Bewegungsablaufs eines Körperteiles
Zur Beurteilung der Funktion der Muskulatur beobachten wir den Pat.
in Ruhe
beim Sprechen
Schlucken
Atmen
Beobachten
Ungestörte Nasenatmung
Lippenlage
Lippenschluss
Zungenlage beim Schlucken
Bei Obstruktionen der Atemwege -> HNO
Bei habitueller Mundatmung -> Atemübungen indiziert
Gliederung der Funktionsanalyse
Untersuchung des interokklusalen Raumes, Beziehung zwischen Ruheschwebe und Schlussbissstellung
Untersuchund KGs und der UK-Bewegungen
Untersuchung auf orofaziale Dyskinesien mit Beurteilung des Schluckens, der Sprache und der Atmung
Untersuchung des interokklusalen Raumes
(Theorie)
-> In der Frontalebene wird die Beziehung zwischen UK-MItte und OK-Mitte zur Gesichtsmitte bewertet
Ist nur in der Schlussbissstellung die UK-Mitte nach lateral verschoben, in der Ruheschwebe aber die Mitter übereinstimmend, so handelt es sich um eine funktionelle Störung -> Kann durch Zahnstellung bedingt sein -> In solchen Fällen ist ein sofortiges Einschleifen der Milchzähne sicher indiziert
Ist der UK sowohl in der Ruheschwebe als auch in der Schlussbissstellung außerhalb der Körpermediane, so liegt eine muskulo-artikuläre Asymmetrie vor -> Zusätzliche frontale Aufnahme indiziert!
Bei mandibulären Mittellinienverschiebungen kann als Symptom ein lateraler Kreuzbiss vorhanden sein -> Oft jedoch nur durch asymmetrische Zahnbögen und Fehlstellungen verursacht
Öffnungsbewegung: Normalerweise erfolgt aus der Ruhelage eine Rotationsbewegung in die Schlussbissstellung -> Bei funktionellen Störungen gleitet der UK, zur Erreichung einer interkuspidation, gleichzeitig nach vorne oder nach hinten
Bei vielen Vorbiss-Fällen kann man durch die funktionelle Analyse entscheiden, ob es sich nur um einen progenen Zwangsbiss oder um eine Progenie handelt (Ähnlich bei Rückbiss-Fällen) -> Bei diesen Patienten entspricht die Ruhelage den Verhältnissen bei der Klasse I -> Zur Erreichung einer Interkuspidation gleitet der UK aber aus der Ruhelage nach distal in die verkehrte Verzahnung
(Tabelle)
Untersuchung des Schluckaktes
-> Lippen und Zungendyskinesien spielen eine wichtige Rolle
In den ersten Jahren schluckt das Kind viszeral -> Zunge liegt zwischen den Zahnreihen
Später schluckt das Kind somatisch -> Schlucken mit Zahnkontakt, wobei die Zunge leicht an den Gaumen gelegt wird
Vielfach bleibt eine Persistenz des viszeralen Schluckaktes bestehen -> oft dadurch ein Lispeln bedingt -> myofunktionelle Übungen notwendig, Eltern mit einbinden!
Übergroße Tonsillen kann die Zunge soweit abdrängen, dass ein somatischer Schluckakt von vornherein verhindert wird
Untersuchung der Lippen
Kompetente Lippen
Lippen berühren sich im entspannten Zustand
Inkompetente Lippen
Lippen die zu kurz sind -> ohne Muskelkontraktion ist kein Lippenkontakt möglich
Potentiell kompetente Lippen
Lippen, die durch falsch stehende Zähne an einem Lippenkontakt gehindert werden
Aufgerollte Lippen
Lippen die so stark entwickelt sind, dass es zu einem Aufrollen kommt
Zu beachten bei inkompetenten Lippen
-> Extrusionen in der Front sind zu vermeiden, möglichst sollte sogar eine Intrusion erfolgen
Es kann leicht zu einem offenen Biss kommen -> Bei Konstruktion der Geräte beachten
Pont´scher Index
-> Mesiodistale Breite der 4 oberen Schneidezähne (SI= Summe der Inzisivibreiten) = Grundlage für die Berechnung der Zahnbogenbreite im PM- und Molarenbereich
SI(OK)/80 x 100 = PM-Abstand
SI(OK)/64 x 100 = Molarenabstand
Ergebnisse können sowohl für den OK als auch für den UK verwendet werden
Kölner Zahl nach Schmuth
Für bestimmte Bevölkerungskreise wurden korrigierte Tabellen zusammengestellt
Untersuchungen haben gezeigt, dass im individuellen Fall Zahnbogenbreiten des Pont´schen Index, nicht zu finden waren
Die Kölner Zahl (Index nach Schmuth) gibt den Zusammenhang der Summe der OK-Inzisivi zu den Zahnbogenbreiten im PM und Molarenbereich an
SI(OK) + 8 = PM-Breite (vordere Zahnbogenbreite)
SI(OK) + 16 = Molarenbreite (hintere Zahnbogenbreite)
UK 6er distobukkaler Höcker
Tonn´sche Formel
Wenn nur obere 1er durchgebrochen sind, oder die 2er hypoplastisch sind, ist die Berechnung der SI(OK) nicht ohne weiteres möglich
Eine Möglichkeit ist die Schätzung der 2er Breiten
(1er-2mm) (sehr ungenau)
Oder von der Breite der 4 unteren Inzisivi auf die oberem Inzisivi SI(OK) zurückschließen über die Tonn´schen Formel
SI(OK)/SI(UK) = 4/3 -> Verhältnis OK zu UK Frontzähne
-> Ist Zahnmaterial ausreichend?
Bolton-Analyse
-> Abschätzung inwieweit mit dem vorhandenem Zahnmaterial eine ideale Verzahnung und eine Stabilität zu erreichen ist
2 verschiedene Bolton-Analysen: Bolton 3; 77%(Abschätzung des Zahnmaterials in der Front); Bolton 6; 91% (Gesamtverhältnis von Ok zu UK)
Mesiodistalen Breiten OK+UK jeweils addieren -> Quotient UK/OK x 100 in Prozent
Größere Werte -> Überschuss an Zahnmaterial im UK
Kleinere Werte -> Überschuss an Zahnmaterial im OK
Transversale Hälftenungleichheit
Zur Berechnung werden die palatinalen Zahnfleischränder der OK 4er und 6er mit einem Bleistift markiert
Bezugsebene = Raphe-Medianebene
wird festgelegt durch die Verbindung des Pfeils auf dem Modell mit einem Punkt, der den Abgang des zweiten Gaumenfaltenpaares kennzeichnet
Mit der Schuth´schen Messplatte senkrechten Abstand von der Raphe zum nächstgelegenen Punkt am palatinalen Zahnfleischrand Messen -> Messwerte in mm (Wenn Milchmolar gemessen wird, Wert in Klammern angeben)
Lotmessungen im OK und UK (Sagittale Abweichung)
-> Werden herangezogen, um eine Aussagen machen zu können, inwieweit eine Protrusion bzw. Retrusion der Front vorliegt
Messungen am Modell ungünstig, da die Wurzeln der Zähne mitberücksichtigt werden sollten -> Wenn ein FRS vorhanden ist, ist die Lotmessung weitgehend überflüssig
Lotmessung im OK -> Man zieht eine Verbindungslinier zw. den zentralen Grübchen von 14 zu 24 und fällt ein Lot zu den beiden OK-Schneidezähnen
Der Messpunkt an den beiden OK-Inzisivi liegt 2 mm oberhalb der Inzisalkante in der Mitte des Zahnes (korrespondierende Messpunkte)
Lotmessung im UKm-> Analog, Verbindungslinie vom Kontaktpunkt 34/35 + 44/45, Mitte des Zahnes auf Inzisalkante
Sollwerte für OK + UK gleich: LO=LU= SI(OK)/2
Raphe-Papillen-Transversale
-> Kann zur Beurteilung herangezogen werden, ob im Rahmen der KFO-Therapie eine Extraktion erforderlich ist oder nicht
-> Wert reicht nicht als alleinige Indikation für eine Extraktion, eher ein Hinweis in der Gesamtplanung
RPT -> wird nur mit Worten beschrieben und niemals in mm angegebn
RPT = Kreuzungspunkt des ersten Rugaepaares mit der Raphe palatina mediana, die im idealen Zahnbogens durch die Mitte der Eckzähne verläuft
Verläuft die RPT z.B. durch die 4er, ist das Seitanzahnsegment aufgewandert
Verläuft die RPT durch die 2er, liegt eine Unterentwicklung des OKs mit einer zu geringen apikalen Basis vor
Raphe palatina mediana
-> Raphe palatina mediana ist eine in der Medianebene gelegene Verwachsungsnaht (Raphe) im Bereich des Gaumens.
Sagittale Hälftenungleichheit
Da im OK nur Mesialwanderungen auftreten, wird der jeweils am weitesten distal stehende Molar als Referenz herangezogen und es wird eine Aussagen getroffen über den weiter mesial stehenden Molaren
Messung der sagittalen Hälftenungleichheit ist lediglich eine Verhältnismessung -> Der am weitesten distal stehende 6er wird als korrekt betrachtet und übder den gegenüberliegenden 6er wird daraufhin eine Aussage gemacht
Zur Messung der sagittalen Hälftenungleichheit wird eine Senkrechte auf die Raphe-Median-Ebene gefällt, die vom distalen Rand des weiter mesial liegenden 6-jahr-Molar ausgeht
Abstand zum distalen Rand des distal stehenden 6-Jahr-Molar wird in mm angegeben = Aufwanderung
Ist der 6er extrahiert, wird der 7er zur Messung herangezogen
Stützzonen
(OK/UK-Werte)
In sagittaler Richtung interessiert besonders im Wechselgebiss der Platz der für die Stützzone zur Verfügung steht
Gemessen von der distalen Kante des seitlichen Schneidezahnes bis zur mesialen Kante des 1. Molaren
Sollte für den OK mindestens 21,9 mm, für den UK mindestens 21,4 mm betragen
Moyers
-> Hat Durchschnittswerte für die sagittalen Breiten für die oberen und unteren Zähne der Stützzone, bezogen auf die 4 unteren Inzisivi, aufgestellt
Aufgrund dieser Werte kann der notwendige Platzbedarf für die Stützzone mit frei wählbarer Wahrscheinlichkeit vorausgesagt werden
Wahrscheinlichkeitsniveau von 75% hat sich bewährt
Differenzierung für Jungen und Mädchen für den Stützzonenbedarf wurde von Droschl und Jung (aus Graz) durchgeführt (Modifizierte Tabelle)
Stützzonenmessung bei rotierten Zähnen
Sind die seitlichen Schneidezähne rotiert oder befinden sich im Außenstand, so müssen diese gedanklich erst an den richtigen Platz versetzt werden, bevor die Stützzonenmessung durchgeführt wird
Frontmittenverschiebung
-> Wenn man von einer Frontmittenverschiebung spricht, ist diese Verschiebung auf eine dentoalveoläre Komponente zurückzuführen
Diese Probleme dürfen nur dentoalveolär behoben werden
Falsch wäre es, bei der Herstellung eines KBisses, den Patienten so zubeißen zu lassen, dass die Mitte des OK-Zahnbogens mit der Mitte des UK-Zahnbogens übereinstimmt -> Dann würde eine dentoalveoläre Komponente mit einer skelettalen Komponente kompensiert werden
Bestimmung der Zahnbogenmitte auf dem OK-Modell
Es wird entlang der Raphe die Raphe-Median-Linie markiert, bis auf die Kante der Frontzähne
Wenn die Mitte des OK-Zahnbogens stimmt, soll die Raphe-Median-Linie in der Verlängerung genau zwischen dem Kontaktpunkt der beiden mittleren Inzisivi verlaufen
Bestimmung der Zahnbogenmitte auf dem UK-Modell
-> Ist nur mit Hilfe einer Spina-Aufnahme möglich
Man fertigt vom UK-Frontzahnbereich eine Aufbissaufnahme an
Zentralstrahl wird auf die Spina mentalis senkrecht zum Film eingestellt
Röntgenaufnahme zeigt dann, ob der Kontaktpunkt der mittleren unteren Inzisivi mit der Spina mentalis korrespondiert, oder ob eine seitliche Verschiebung festzustellen ist
Optische Abschätzung auch möglich: Liegen in der UK-Front gekippte Zähne oder Nichtanlagen vor, so weist dies in der Regel auf eine Frontmittenverschiebung hin
Mittellinienabweichung
Spricht man von einer Mittellinienabweichung, so liegt immer eine mandibuläre Schwenkung des UKs vor!
Mittellinienabweichungen müssen immer skelettal (durch ein Konstruktionsbiss) kompensiert werden und dürfen dentoalveolär korrigiert werden
Klassifizierung nach Angle
Für Angle ist die Relation der 6-Jahr-Molaren der Schlüssel der Okklusion
Klassifizierung bezieht sich auf die mesiodistale Beziehung der 6-Jahr-Molaren zueinander
Abweichungen wird in PM-Breiten angegeben
Angle Klassen machen keine Aussagen über die Frontzahnverzahnung; sie beschreiben lediglich die Okklusion im Seitenzahnbereich
Keine Aussage über die Bisslage, mit einer Modellanalyse nicht möglich -> FRS notwendig
Schmuth´sche Befundgruppen
Es wird nur eine Aussage über die Frontrelation gemacht
Eine Aussage über die Verzahnung im Molarenbereich wird nicht vorgenommen
Ebenfalls keine Aussage über die Bisslage
Bef. Gr. 1 = Neutralverzahnung des gesamten Gebisses -> Nicht behandlungswürdig
Bef. Gr. 2/1 = Vergr. sag. Frontzahnstufe (mehr als 2mm)
Bef. Gr. 2/2 = Steilstand der OK-Inzisivi
Bef. Gr. 3 = Negativer Frontzahnüberbiss (progene Verzahnung)
Bef. Gr. 4 = Frontzahnverzahnung ist in Ordnung, aber im Seitenzahnbereich ist keine Neutralokklusion vorhanden
Regeln Angle und Schmuth
Bei Angle können alle Klassen kombiniert werden
Bei Schmuth kann niemals die Befundgruppe 1 und 4 mit einer weiteren Befundgruppe gekoppelt sein.
Bei Angle Klassen können maximal 2 Klassen gemeinsam auftreten
Bei Schmuth können 3 Befundgruppen gemeinsam auftreten
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